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Sozialdemokrat
Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.
13. Jahrgang.
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Dienstag, 15. August 1933
Betrüger als Richter
Kommunisten und Arbeitslosenfürsorge.
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Nr. 189.
Die Neuregelung der Arbeitslosenunter-[ wurde, hatte man nun das Erreichen dieses jetzt den Sozialdemokraten die Schuldsschweigen. Da sie aber frech genug find, stützung hat eine ganze Reihe eigenartiger Zieles in nicht weniger langen Refolutionen geben. sich das Richteramt über die Sozialdemokratic Arbeiterfreunde" auf den Plan gerufen, die als die allerübelste Schurkerei der SozialfasciDie Kerle, die durch Jahre hindurch den anzumaßen, ohne die es überhaupt keine Arder Reihe nach die„ Verderbtheit“ und den sten hingestellt. Hakens„ Erkenntnis“ von der Arbeitslosen ein Biertel ihrer Unterstützung beitslosenfürsorge gäbe, über die Sozialdemo " Berrat " der Sozialdemokraten an den Ar- elenden Betrügerrolle der Sozialdemokratie raubten, spielen sich als die Vorfämpfer der fratie, deren zäher Arbeit die Erwerbslosen beitslosen aufzeigen. Darunter sind nicht nur hatte sich auch diesmal auf das trefflichste Arbeitslosenfürsorge auf, die Verbrecher, die alles verdanken, was fic haben – daß es undie Nazis und die Christlichsozialen, deren ,, bewährt". sich noch immer mit jedem Klassenfeind ver- zulänglich ist, haben wir nie bestritten-, Eintreten für die Arbeitslosen an dieser Stelle banden, um sozialdemokratische Positionen zu darum ist es notwendig, die Kommunisten der noch entsprechend gewürdigt werden wird,
sondern vor allem die Kommunisten. Sie mit den Kommunisten leicht machen, indem eine solche Position!-, sie sind schamlos zugeben. Hätten sie, die uns nun des„ VerWir könnten uns die Auseinandersetzung beseitigen und die Arbeitslosenfürsorge ist Verachtung aller denkenden Proletarier preisscheinen den ganzen Jammer ihrer Katastro- wir, was die Herabsetzung oder gänzliche Be- genug, auch jetzt noch an der Arbeitslosennot rats" zeiben, irgendwo und irgendwann auch phenpolitik in der Demagogie ihres Kampjes jeitigung der Arbeitslosenfürsorge betrifft, auf ihr mageres Parteisüppchen zu fochen. Sie nur das geringste für die Arbeitslosen getan, gegen den ſozialdemokratischen Fürsorgemini- das herrliche Beispiel des" Vaterlands, der verdienen, daß sie von den Unterſtüßungs bätten sie einen wenn auch nur winzigen ſter ersäufen zu wollen. Es ist deshalb an der Arbeiter" verwiesen. Dort hat man im Okto empfängern, deren Not sie mitverschuldet tatsächlichen Erfolg aus eigener Kraft aufzu Zeit, die„ Berdienſte", die sich die Kommuni- ber 1930 die Arbeitslojenversicherung voll- haben, mit naisen Feßen aus den Versamm weiſen, ſo hätten sie wenigstens ein fleines ſten hierzulande um die Arbeitslojenfürsorge kommen abgeschafft, ohne jedoch die Arbeits- lungen geprügelt werden. Sätten sie einen Anrecht darauf, mitzureden und mitzurichten. erwarben, näher zu beleuchten auf daß die losigkeit beseitigt zu haben. Die Arbeitslojen Funken Schamgefühl, diese bolſchewistischen Ihre Erfolge sind gleich Null, ihre Frechheit proletarische Deffentlichkeit ermesse, welchen werden dort nicht mehr in der Statistik ge- Soldjchreiber und Soldredner, so täten sie das und Demagogie aber sind unermeßlich. Sie Grad der Gewiffenlosigkeit und Niederträchtig führt; sie sind, soweit sie in den Städten Bernünftigste, was sie nach dem Gelingen find nicht berufen, zu richten, ſondern von den keit der Kampf der Kommunisten gegen die Sozialdemokraten und gegen die wahren Beleben, auf Hungerration gejeßt, teils haften ihres grandiosen Verrates tun könnten: Hungernden gerichtet zu werden. sie sich auf dem Lande verborgen, um der Abdürfnisse der hungernden Arbeitslosen er tommandierung in den Ural oder die Berg
reicht hat.
Als das Genter System Gejez werden sollte, haben die Bolschewiken Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um es zu verhin
werte Sibiriens zu entgehen. Mit der Aufhebung der Arbeitslosenstatistik und der Refrutierung Arbeitsloser zur Sklavenarbeit in der sibirischen Hölle ist zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit noch lange nichts getan. Die
Politische Kundgebungen in Neutra.
Hlinkaanhänger rufen Zwischenfälle hervor.
dern. Sie könnten sich nun darauf berufen, Leute aber, die Rußland loben um der„ Tat- Sonntag, den 13. August, fand in Neutra| sei eine Beleidigung, welche die Slowafen nicht daß ihnen die Entwicklung recht gegeben fache" willen, daß es dort feine Arbeitslose( Nitra ) in der Slowakei eine große Feier zur Er- ertragen. Zum Schluß drohte Hlinka mit der habe,- da sich das Genter System in der gibt, die also den unerhörtesten Zwang: die innerung an die dort vor 1100 Jahren erfolgte jlowakischen Faust. Tatsächlich erzwang jich gewaltigen Strife der Gegenwart als unzungerpeitsche und die Arbeiter Deportierung Kirche in der Slowakei statt, in deren Verlauf Beifall begann er zu sprechen. Er erklärte, daß Einweihung der ersten katholischen Slinka in Neutra das Wort und unter großem länglich erwies. Diese Erkenntnis entspräche als des Preisens wert erachten, haben das es zu verschiedenen politischen Kundgebungen die flowatische Nation nicht bloß gleichberechtigt, aber nur der bekannten Erfahrung aller, die sondern eine selbständige Nation sei und auf dem Rückweg vom Rathaus flüger jine moralische Recht verwirkt, noch irgendjeman und Zwiſchenfällen fam. sind Um den Sinn der Feier zu verstehen, sei langte für die Slowakei in der Rede, die 20 Mi als auf dem Wege zum ihm; denn nicht seine den des Verrats an den Interessen der Arbeitsgefagt, daß im Jahre 833 der slowakische Fürst nuten dauerte, die Autonomie. Dann erst fam Unzulänglichkeit bestimmte die Stommunisten( jen zu zeihen. Pribina von dem damaligen Salzburger der Landespräsident zu Worte, dessen Rede jedoch zum Kampje gegen das Genter System, sondern andere Erwägungen. Vor allem ,, leber- Wir müssen jedoch nicht in die russische Erzbischof die erste Stirche, die überhaupt in der infolge der allgemeinen Erregung nicht mit Auf Slowakei erbaut wurde, in Neutra , einweihen merkjamfeit angehört wurde. Er erklärte, daß die legung", der der Kommunist af en seiner Ferne schweifen, um die kommunistische Dema- ließ. Die Einführung des Christentums in die Slowaken sich ihre historischen Rechte auf dem zeit trefflichen Ausdruck verlieh, indem er gogic, um die bodenlose Frechheit der kommu Slowakei bedeutete den Anschluß an den Westen Boden ihrer Vorfahren nicht nehmen lassen. jagte:„ Die Sozialdemokraten fönnistischen Hetzer aufzuzeigen. Es genügt, sich und hat damit den Anstoß zu einer höheren Entnen für oder gegen die Vorlage ihr Wirken innerhalb der Landesgrenzen zu wicklung dieser Gegenden gegeben. Die Feier, die nun zur Erinnerung an diese Kirchenerbauung stimmen immer verraten sie vergegenwärtigen. die Arbeiterflasse." Es war die plat- Heute schreiben sich die kommunistischen veranstaltet wurde, sollte einesteils zum Aus teste Demagogie, die das Verhalten der Kom Redakteure die Finger wund über den sozial- druck bringen, daß die Slowaken schon vor 1100 munisten zum Genter System schon in der demokratischen Unterstüßungsraub" an den Jahren ihre staatliche Selbständigkeit Phase seiner Entstehung bestimmte. Arbeitslosen. Aber vor mehr als zwei Jahren besessen hatten und sollte insbesondere eine Manifestation der Einheit der Tschechen Später freilich haben sich die kommuni- begannen die bolichemistischen Gewerkschaften und Slowaten werden. Die Feier hatte stischen Gewerkschaften mit Eifer bemüht, der mit einem viel großzügigeren Unterſtüßungs also nicht nur einen firchlichen Charakter der Segnungen des Genter Systems teilhaftig zu raub, ohne daß auch nur eine kommunistische Bapst hatte den Teilnehmern seinen apostolischen werden. Es ist noch in Aller Erinnerung, wie Zeitung sich der Notlage der betroffenen Ar Segen gesendet, viele hohe firchliche Würdenträsie den Genossen Czech bestürmten, ihnen beitslosen erinnert hätte. Es waren die ger waren erschienen sondern einen gewissen das Recht zur Auszahlung des Staatsbeitra- bolj chewistischen Gewerkschaften, die staatlichen und politischen Sinn. Zu den Kundgebungen waren nach dem Beges zu bewilligen und wie sie ihn und die sich auf die Auszahlung des Staatsbeitrages fozialdemokratische Partei auf das niedrigste beschränkten und den Arbeitslosen den Gewerf richt des tschechoslowakischen Preßbüros der Republik gefommen, 26 Sonderzüge hatten schmähten, als ihr Wunsch nicht rasch genug schaftsanteil der Unterstützungen vorenthiel- 60 bis 70.000 Menschen aus allen Teilen ten. Als Manipulationsgebühr" verrechneten die Teilnehmer an Ort und Stelle gebracht. An sie ihn; und immer machte er ein Viertel der dem Umzug selbst, an dem Turner, Bauernreiter, Und wenige Zeit später begab es sich, daß Gesamtunterstützung aus. Hunderttausende slowakische Bauern in ihren schmucken Trachten die Forderung der kommunistischen Gewerf Kronen find den Arbeitslosen durch diesen teilnahmen, beteiligten sich etwa 30.000 Perso schaften vom Fürsorgeministerium bewilligt schamlosen Betrug der kommunistischen Genen. Als erster Redner sollte der Vorsitzende des wurde: sie durften den Staatsbeitrag auszah werkschafter gestohlen worden. Und indem sie Festausschusses, der slowakische Landespräsident len, aber ihr Verratsgeschrei, das sie nun die Arbeitslosen betrogen, beschwindelten sie Országh das Wort ergreifen, bevor er dies aber konnie, drängten sich unter der Tribüne gegen die Sozialdemokratie erhoben, steigerte auch den Staat, diskreditierten sie in den tausende von Anhängern lintas zusammen Feststellung des Präsidenten, daß niemand. der sich noch. In spaltenfangen Auffäßen lege die Augen des die Sozialfürsorge bekämpfenden nach dem Bericht eines tschechischen Blattes sol- jich zum Christentum meldet, Haß verfünden kommunistische Partei- und Gewerkschafts Bürgertums die Arbeitslosenfürsorge, lieferten len es 7000 gewesen sein und verlangten dürfe. Und wenn gerade jegt außerhalb presse dar, daß die ganze Sozialdemokratic aus sie den färgsten Feinden der Arbeitslosenfür stürmisch, daß man linka das Wort erteile. unserer Grenzen gefordert wird, daß die elenden Rerlen bestehe, und daß der gefähr forge Waffen gegen jie. Das durch die kom-, Slinka, der Führer der slowakischen Klerifalen Kirchen Kampfkirchen werden, darf es in der lichste und abgefeimtefte unter ihnen der Für munistischen Betrügereien den Bürgerlichen und Autonomiſten, hatte schon am Samstag Republik femen einzigen Geistlichen geben, der forgeminiſter Dr. Czech sei. Er wolle die kom gelieferte Material hat dieſen die Eröffnung einen Artikel in seinem Organ„ Slovať" ver- das Christentum und feine Mission so auffaßt." munistischen Gewerkschaften mit der Bewilli- des Kampfes gegen die Arbeitslosenfürsorge öffentlicht, in dem er sich bitter darüber beklagte,
erfüllt wurde.
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Hierauf kam Ministerpräsident Maly. petr zu Wort, der eine Botschaft des Präsiden ten Masaryt zur Verlesung brachte, in der u. a. gesagt wird: Gine große Lehre können wir aus der Gr schichte Nitras und des Gebietes der Republi überhaupt schöpfen: Unsere staatliche und fulturelle Entwidlung überhaupt, gleich vom ersten Aubeginn, erfolgte durch der Verkehr mit dem Westen und mi ganz Europa . Die Politik unseres Volkes unserer Republik , war und muß von Weltcharn! ter sein. Unsere lange Unfreiheit ließ in uns Spur. des politischen Dilettantismus und des Illusionis mus zurück. Wir haben nicht genug gelernt, fü unsere Worte und Taten die Verantwortung zu übernehmen, wir haben unsere Kräfte nicht fen nen gelernt und nicht gemessen; jeyt sind wir fre and werden uns der Charakterschwä chen der Unfreiheit entledigen. Ge rade unsere Unfreiheit lehrt uns, daß die Völke richt ducch Illusionen gedeihen, sondern durd Ideale, die aus solider Kenntnis der Vergangen heit und Gegenwart geschöpft sind. Bemerkenswert ist auch in der Botschaft du
gung des Staatsbeitrages hineinlegen, habe überhaupt erst ermöglicht; die Schüßenhilfe, daß man die slowakischen Katholiken bei der Modie, der Bischof von Mostar Mišič, der Erzihnen ein Danaergeschent gemacht oder, wie die die Kommunisten dem Bürgertum durch Feier ausschalten wollte. In dem Artikel richtete bischof von Olmüz Dr. Prečan, der Uzhorǝber daß die Slowaken schon in der Zeit Pr:- Dr. Kmetfo. fie fich des öfteren auszudrücken belieben, ein ihre schamlose Seße gegen den Fürsorgemini er heftige Angriffe gegen die Tschechen und er Bischof Dr. Stojka und der Bischof von Neura, Kududsei ins weiche Westchen gelegt. Und fter leisteten, hat die Aussichten dieses Stamp binas eine souveräne Nation gewesen find und während früher in langen Resolutionen die fes gesteigert und jenen Teilsieg des Bürger- daß sie es weiter bleiben werden. Daß tschecho- tet, die Störungen der Feier hatten auch Störun Bewilligung des Staatsbeitrages gefordert tums ermöglicht, für den die Kommunisten slowakische Minister in Nitra tschechisch reden, gen in der Verbreitung zur Folge.
Die Feier wurde durch das Radio verbret