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Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoſlowakischen Republik

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Mittwoch, 23. Auguft 1933

Keine Spaltung in Frankreich !

Renaudel auf der Internationalen Konferenz.

VANDERVELDE

1582

Paris , 22. August.( Eigenbericht.) Der meite Tag der Internationalen Konferenz begann mit einer Rede Renaudels, der im Namen der Rechten der französischen Partei sprach.

Er erklärte, daß er und seine Freunde feine Spaltung mollen. Die entscheidende Tatsache sei, daß die Entwidiung nicht in allen Ländern gleiden Schritt hält. In den demokratisch unentwickelten Ländern könnten sich die sozialistischen Parteien der Propaganda allein: widmen. In den Ländern der entwidelten Demofrafie mußten die sozialistischen Parteien in das politische Leben eingreifen. Sie Pönnten sich Berührungen und Beziehungen mit an­deren sozialen Kräften und Gruppen nicht entziehen. Nicht erstarrte Formeln, sondern flare Antworten auf fonfreie Fragen und den Willen zum Handeln brauchten wir, damit nicht ohne uns und gegen uns Dinge geschäben, die unser Wille heute meistern fönne. In übrigen be­lannten sich Renaudel und seine Freunde zu den Prinzipien der Demokratie und der In­ternationale( Die Hoffnung unserer Feinde auf eine Spaltung der französischen Sozialdemokratie und eine Fascisierung ihres rechten Flügels sind also zu Wasser geworden. D. Red.)

in Europa behandelt, dann wäre manches anders[ eine Irrlehre, aber auch das andere Extrem ist falsch, geworden. Damals ist dittiert worden und sich überhaupt nur auf den Weg der Demokratie ein später kamen die Diktatoren. Wenn man zurichten. also vom Versagen der deutschen Sozialdemokra tic spricht, dann muß auch festgestellt werden, das Versagen der Internationale, das Versagen Europas gegenüber der Verant­wortung, die aus Millionen Toten des Weltkrie ges für die Regierenden aller Länder entstanden. Troßalledemt wird Deutschland das Land sein, in dem die soziale Revolution beginnen wird. Wels schloß seine Rede mit einem ergreifenden Appell:

In den Ländern der Demokratie besteht für uns die Pflicht, sic bis zum Aeußersten zu verteidi­gen; in den Ländern, wo die Demokratie unter­legen ist, müssen wir zu revolutionären Mitteln greifen. Die Revolution gegen das Hitlertum in Deutschland kann nur eine sozialiſtiſche Revolu­tion sein, nicht eine Wiederherstellung von Weimar .

Nr. 196.

Die neutrale" Presse

دوو

und die Abwehr des Fascismus.

Die behördliche und justizielle Bekämp fung des Fascismus bleibt eine halbe Maß­nahme, solange der demokratische Staat nicht auch Mittel und Wege findet, der Propa= gierung des fascistischen Ungei­stes durch die Presse Grenzen zu jeben. Was Schule und Rundfunk be­trifft, so lassen die bisherigen Schritte der Regierung ja auch viel zu wünschen übrig, insbesondere bleibt das Einschreiten gegen die fascistische Rundfunkoffensive in der Tschecho­jlowakei Stückwert, so lange man nicht an dic notwendige Errichtung eines deutschen Sen­ders schreitet, aber hier sind immerhin ernst. hafte Bemühungen erkennbar gewesen. Anders steht es der Presse gegenüber. So Aber die Einsicht, daß in Deutschland nur die lange sich die Bekämpfung der fascistischen foziale Revolution möglich ist, läßt sich nicht auf Preise auf die dem Buchstaben nach greifbare Wir sind außerhalb Deutschlands , aber andre Länder übertragen. Auch in Mostau sollte end. Verletzung des Gesetzes, auf die ausdrücklich nichts fann uns von den Genossen jenseits der ich diese Einsicht reifen. Die heutige Lage des Pro- erfolgte Aufforderung zum gewaltsamen Sturz nichts kann uns von den Genossen jenseits der letariates ist entstanden durch den Kampf zweier der Verfassung oder der Verlegung der Staats­Grenze trennen. Wir wissen: die Herzen unse- letariates Grenze trennen. Wir wissen: die Herzen unse alleinseligmachender Lehren: des alleinseligmachenden integrität beschränkt, ist gar nichts getan. rer gepeinigten Genossen schlagen mit unseren zusammen, sie schlagen mit allen in der Inter- Weges nach Moskaus Muster und des alleinfelig. Das war aber die bisherige Praxis bei uns. nationale. Es vergeht keine Stunde des Tages machenden Weges der Demokratie. Die deutsche Ar. Die Fascisten beider nationalen Couleurs, und der Nacht, in der nicht alte, grauhaarige beiterbewegung ist nicht an einzelnen Fehlern geschei- gescheiter als die sie verfolgende Bürokratic, Kämpfer und Tausende unserer todesmutigen tert, sondern sie ist sexmalmt worden zwi merften jehr bald, welche herrlich große schen den beiden alleinfeligma chenden Jungen sich zusammenfinden im Kampf um Lehren. Maschen Zensur und Gesetz lassen. Sie propa­den Sozialismus, in der Vorbereitung der fommenden Abrechnung. Helft ihnen, fie gieren den fascistischen Mordgeist, sie verherr­hoffen auf Euch! lichen die Taten des deutschen und des italie nischen Fascismus, aber sie hüten sich wohl weislich, dem Buchstaben nach die tschechoslo wakische Verfassung anzugreifen. Sie preisen die Hitlerregierung, aber für die Tschechoslo watei bleiben sie die wärmsten Verteidiger der Demokratie" und ihre Kritik der Regie­radikalen Liberalismus aus.

Niedzialkowski Polen, fritt für ein Bündnis der Arbeiter und Bauern ein und macht auf die großen Gefahren aufmerksam, die in Danzig drohen, wo sich unter den Augen des

Vandervelde: Die tollen Sunde Europas ".

Was heute notwendig ist, ist die kräftigste, entschiedenste Gegenwehr des Internationalismus gegen alle Formen des Nationalismus.

Naziflugzeug über tschechoslowakischem Gebiet ngsmaßnahmen erfolgt vom Standort eines

Wie wir erst jetzt erfahren, überflog am 12. August, um halb 4 Uhr nach­mittags ein deutscher Eindecker die Gemeinde Weißwasser im Bezirk Jauernig und warf in großen Mengen nationalsozialistisches Propaganda­material ab. Es wurde zum Bezug eines reichsdeutschen Naziblattes und zum Besuch des Flugtages einer SA- Standarte aufgefordert. Ein solches Flugblatt erliegt in der Redaktion des Sozialdemokrat".

"

Man fonnte diese neutrale Presse in der legten Zeit wiederholt an der Arbeit sehen. Nicht nur um der Konfiskation und den Ver­boten auszuweichen, auch aus rein majjen psychologischen Gründen hat sie ihre Tattit geändert. Alles, was in Hitlerdeutschland ge schieht, zu loben und zu verteidigen, hat sic längst aufgegeben, weil auch dem dümmeren wöllerbundes die Hitlerei entfaltet. Alle Ver- Unsere Stärke ist, daß wir zugleich Bürger eines Leser Bedenken aufsteigen mußten. Heute suche, den Völkerbundkommissar zum Einschrei Landes und Soldaten der Internationale find. Die geht dieje Sorte Presse, zu der fast alle deutsch­ten zu bewegen, find vergeblich geblieben. Internationale, zweimal geschlagen, ist zweimal böhmischen Provinzblätter gehören, weit ges Mit einer Rede Pantens, Amerika , der wiedererstanden, und wenn sie morgen vor einer schickter vor. Zwischen die Lobhudeleien wird Der Sprecher der englischen Arbeiterpartei, das neue Wirtschaftsexperiment in den Vereinig- neuen Statastrophe stünde, so würde es in der Stunde vorsichtig dann und wann eine Kritik einge­der frühere Unterstaatssekretär im Außenamt ten Staaten und feine Wirkung auf die amerikader Gefahr in jedem Lande Genossen geben, die schoben- eine wohlwollende Kritif, versteht Alton, führte u. a. aus: Die Stonieren; tagt unter zwei schwarzen Schatische Arbeiterbewegung schildert, schließt der vorangehen mit dem Ruf: Es lebe die Inter heutige Tag.

England verachtet Hitler.

ten, der deutschen Katastrophe und der Drohung eines neuen Krieges. Die Verachtung, die die Hitlerregie­rung in ganz England findet, ist un vorstellbar groß. In dieser Frage gibt es in England nur eine Meinung. Die Gewerkschaften, Genossenschaften

unt die politische Arbeiterbewegung haben ihre Ab lehnung gegen die Sitlerbarbarei belunder durch den Boylot: deutscher Waren und wir wissen, daß dieser Boykott heute schon fühlbar ist. Wir be­mahren die tiefften Sympathien für die Mosse des deutschen Volkes, aber wenn die deuticn Re­gierung ipricht, find mir nicht bereit, zu hören. Bil meinen, es märe ein Verbrechen an etwaigen fünftigen Untertoner des Deutschen Reiches, menn wir jekt einer Revision der Verträge zustimm ten. Die englische Arbeiterpartet ist sehr erstaunt, do die Angelegenheiten Teutschlands nicht schon längst vor den Völkerbundsrat gebracht wurden. Ich erin nere nur an die unabläffigen Argriffe Teutschlands auf Desterreich Es gibt Beweise dafür, daß. obwoh! Hitlerdeutschland die Abrüstung aller anderen Staa en verlangt, es selbst im Geheimen gegen alle Ver träge aufrüstet. Es iſt jest zeit, daß auch die Frage der geheimen Rüstungen Teutschlands vor den Völkerbund kommit.( Lebhafter Beifall) In der Nachmittagsikung hielt After ( Bund, Polen ) eine scharfe. Tritische. Rede.

Worte der Klärung.

Aus der Diskussion, soferne sie am Montag, den

21. August, abgehalten wurde und an der sich Frie. drich Adler, Vandervelde , Pietro Nenni und Grimm beteiligten, tragen wir einige interessante Stellen

nach:

nationale!

sich, die niemals das Maß von Gehäffigfeit

erreicht, mit dem man der Sozialdemokratic In den Ländern, in denen die Demokratie wie begegnet. Der Leser erhält auf diese Weise, be­der erobert werden muß, kann es nicht einfach die sonders wenn er in der echt liberalen Denkart Bieberlehr zu den Zuständen vor dem Fascismus erzogen ist, die eine sachliche" Kritit immer sein: an dem Tag, an dem die Demokratie dort jiegen als wünschenswert ansicht( ,, ritik muß sein, wird, wird es die revolutionäre und sozia aber fachlich! Keine Parteipolitit! Steine den Fascismus muß in jedem Lande mit allen Mit­Listische Demotratie sein. Der Kampf gegen Bezze!" sagt sich Herr Schulze), den Ein­teln geführt werden. Dazu gehört

der internationale. Boytott gegen Hitlerdeutschland: Adler: Weimar fommt nicht wieder". Es gilt( mit erhobener Stimme), die tollen Die Aussprache, die mit größter Offenheit gesunde Europas außerhalb des für Menschen führt werden soll, muß ausgehen von den Ereignissen geltenden Rechtes zu stellen. in Deutschland , die eine neue Zage für die Inter­nationale geschaffen haben. Nun lehrt die Des­orientierung der Arbeiterklasse durch das deutsche Ereignis:

was wir brauchen, ist ein Programm der Internationale.

Was die Arbeiter in allen Ländern beunruhigt, ist nicht die Frage, was wir tun werden, wenn wir

die Placht haben, sondern die Frage, welche Wege zur Macht wir zu gehen haben. Nicht um einen einzigen Weg handelt es sich, sondern die Wege zur Macht gilt es zu zeigen. Die Arbeiterschaft hat

Menni:

Wer eine Revolution halb macht, gräbt sein eigenes Grab". In der Nachmittagsjißung sprach zuerst Nenni ( Italien ):

drud, ein objektives und partci. lojes Blatt vor sich zu haben, das ihn einwandfrei informiert. Wenn man ihm Dienstag eine Kritik der Hitlerei vorjeßt, so glaubt er um so leichter, was ihm von Mitt­woch bis Sonntag an Märchen über die Ar­beitsbeschaffung und die fulturellen Errungen schaften des Dritten Reiches serviert wird.

Oft genügt ja schon die Aufmachung, um einer Meldung eine bestimmte Tendenz zu Die Ereignisse in Teutschland sind der End geben. Die dummdreiste Anfrage des punkt der revisionistischen und reformistischen Ent Reichsanwalts an Romain Rol­wicklung der Nachkriegszeit. Wer eine Revolu land wurde von der Bürgerpresse mit auf­tion halb macht, gräbt sein eigenes gräbt sein eigenes geregien Lettern wiedergegeben, als ob es sich Grab. Die wichtigsten Fragen sind heute die hier nicht um einen albern frechen Schwindel, Wiederherstellung der Einheit der sondern um einen ernsthaften Versuch, jei es Arbeiter! lasse und die Wiederherstellung der die Wahrheit zu finden oder das eigene gute aus den Ereignissen in Deutschland vielfach geschlof. Berbindung mit den Mittelschichten. Sollen wir Gewissen zu erweisen, handeln würde. Auch Der Aufruf des Genossen Wels fen, daß der Weg der Demokratie ungangbar fei. erleben, wenn heute oder in zehn Jahren Sitler ionst benüßt die bürgerliche Provinzprejse, die Ja, es ist eine Auffassung entstonden, die mein: gestürzt wird durch die proletarische Revolution, daß Dann nahm Otto Wels das Wort und weil der Fascismus in Deutschland gefiegt habe, dann sozialistische und kommunistische Arbeiter ein­ander in die Haare fahren? Ist es möglich, daß sagte: müsse der Fascismus überall kommen. Die Auf­Wenn hier gefragt wurde, warum wir nicht fassung, daß der Fascismus eine unausweichliche man das in Moskau nicht begreift? 1918 die soziale Revolution gemacht haben, so ist phase der Entwicklung sci, ist eine fatalistische Irr­die Antwort: weil wir 1918 gegen die General- ichte. Das, was in Deutschland geschehen iſt, iſt stäbe der Siegerstaaten nicht die Macht dazu hat feineswegs das Schema der Entwicklung in allen ten. Hätte man vor fünfzehn Jahren die deutsche, fapitalistischen Ländern. Die Behauptung, daß der Republik als einen Träger des neuen Werdens Weg der Demolratic ungangbar sei, halten wir für

Ist es möglich, daß man in Moslan, wo man Freundschaftsverträge schlicht, mit nem Polen

Pilsudstis und dem Italien Mussolinis, feine Freundschaftsverträge mit dem sozialistischen Pro­letariat schließen will?

Form, die sie ihren Nachrichten gibt, zur Ver­flärung des Hunnenfascismus und empfiehlt schon rein drucktechnisch den Namen Sitlers und die Taten der Braunhunnen der positiven Beachtung der Leser.

Der Teplitz- Schönauer Anzeiger", der ein Musterbeispiel der neutralen Presse ist, die 90 Prozent Lügen durch zehn Prozent halbe