Gelte S Freitag, 1. September 1888 Nr. 204 Fall Lessing   beschäftigen. Denn davon hängt viel ab. Wollen wir eS dulden, daß die maßlose Hetze der Hakenkreuzler gegen jeden Andersgesinnten, gegen jeden, der vor ihnen nicht auf dem Bauche liegt, gegen jeben, dem Freiheit und Menschlichkeit noch Werte sind, zu unS herübergreift und Mörder ge­dungen werden gegen jene, die bei uns eine Zuflucht gefunden haben. Ist eS nicht des einen OpferS genug oder will man warten, bis den Mordbuben noch andere verbrecherische Taten gelingen? Es ist die politische und menschliche Pflicht der Regierung, die Demo­kratie und die Menschlichkeit, daS Leben aller derjenigen, deren Ideale im sozialen und kulturellen Fortschritt liegen, zu schützen vor Banditen und Mördern, vor dem Gesindel, das da auf die menschliche Kultur losgelassen wurde. Die Tschechoslowakei  -muß nun zeigen, daß sie sich in die Reihen der Kultur ft aaten st eilt und daß sie Zustände, die noch ärger sind als sie je durch mazedonische Mordorganisa­tionen herbeigeführt wurden, nicht dulden ,wird. Die wahrhaft demokratischen Elemente dieses Staates, vor allem die Arbeiter aller Nationen, werden auf der Wacht stehen die Staatsgewalt darf nicht die Meinung erwecken, daß man sich gegen Mordgesindel selbst helfen müsse. Die Vorkehrungen der demokratischen Staaten aber dürfen nrcht nur die Isolierung des Landes gegen die Mord­pest des Dritten Reiches   zum Ziele haben. Die braunen Horden haben ihre Helfer auch im Innern des Lan­des. Nicht nur einmal wurde nachgewiesen, daß zwischen den Hakenkreuzlern im Reiche und ihren Gesinnungsgenossen innerhalb un­serer Grenzen Berbirwungen bestehen. Cs müssen angesichts der grauenhaften Tat vom Mittwoch alle Fäden, die herüber und hinüber laufen, aufg<Leckt werden, und es muß den maßlosen Gehässigkeiten, mit denen die Haken­kreuzler der Tschechoflowakei ihren politischen Gegnern hierzulande entgegentreten, ein Ende gemacht weiten. Wir werden»rnser sudetendeutsches Volk, das unter den Wirkungen der Krise so entsetzlich leidet, nicht vergiften lassen. Wir werden nicht zugeben, daß es kulturell und moralisch um Jahrhunderte zurückgeworsen wird und daß bei unS der Mord am Gegner zu einem äußer­lich zwar abgeleugneten, innerlich aber ge­billigten Mittel einer politischen Richtung wird. Die Regierung wird nicht wollen, daß Ohnmacht der Behörden Rachegefühlen freien Lauf läßt sie schreite ein, bevor eS zu spät wird, sie bewahre Land und Leute vor den politischen Wilddieben, die schon längst von der verbotenen Jagd auf Getier zur Jagd auf Menschen übergegangen sind. StarhemDcril In Rom  . Rom  , 31. August. Der Leiter der österreichi­schen Heimwehr, Starhemberg, und der Propagandachef der österreichischen Bundesbah­nen, Reichel, sind gestern in Rom   einge- troffen. Die Innsbrudfcr Nazis In Hallen Sic wollen von dort noch München  Innsbruck  , 81. Anglist. La« Wolff« Büro meldet: Der nationalsozialistische Bau­leiter Hofer ist mit seinen Begleitern in den ersten Dormittagsstunden des Donnerstag in Bozen   eingetroffen. Ter Weg führte aus schwierigem Gelände über die Grenze und dauerte den ganzen Tag, da Hofer auf der Flucht von einem Gendarmen angeschossen wurde und daher zeitweise getragen werden mußt«. Am Brenner wurden fle von italienischen Grenzbeam­ten verhaftet und nach Brixen   geschafft. Sie beab­sichtigen, von Bozen   mit einem Flugzeug nach München   zu fliegen. Bis in di« heutigen Morgenstunden wurden in ganz Tirol rund 178 Nationalsozialisten ver­haftet. Wie sie Uder   die Grenze Kamen InnSruck, 31. August.(Tsch. P.-V.) Der Bozener   Berichterstatter der Innsbrucker Nach­richten" meldet seinem Blatte: Heute früh wurde in Bozen   bekannt, daß der Gauleiter Hofer und seine Genossen gestern um 10 Uhr nachts zur italienischen Grenzstation am Brenner   gekom­men sind. Dort wurde mit ihnen ein amtliches Protokoll ausgenommen, woraus st« in Begleitung von italienischen Polizeiagenten nach Brixen   fuh­ren. Hofer hatte am rechten Knie eine Fleische wunde, die er durch anen der Schüsse bei der Verfolgung des Autos»litten hatte. Diese Ver­letzung gestaltete den Ueberaang über da« Joch sehr schwierig und zeitraubend.» Hofer nmßte den größten Teil des Weges gestützt und toillveise mich getragen lverden. Die Flüchtlinge haben in den Morgenstunden nach der Tat über daS Ge­birge entkommen wollen. Die Verwundung Hofers hat jedoch dies verhindert. Erst gegen 8 Uhr abends wurde der Marsch zum Grenzsoch fortge­setzt. An der Grenze haben sie sich gleich bei zwei italienischen Finanzwachleuten gemeldet, die sie nachLrenner führten. Oesterreich   fordert die Auslieferung Innsbruck  , 81. August.  (Tsch. P.-B.) Der Innsbrucker   Gauleiter Hofer befindet sich auch weiterhin in Brixen  , wo auch feine auf Sommer- weilenden Eltern Aufenthalt genommen . Hofer muß sich zur Verfügung der italie­nischen Behörden hallen. Sein Plan, mit dem Flugzeug nach Nürnberg   zu entkommen, ist durch die Bewachung seitens der italienischen Polizei vereitelt worden. Seine Kameraden befinden sich in Bozen   und stehen ebenfalls unter Polizeiauf­sicht. Ihre Namen sind der Innsbrucker   Polizei bereits bekannt. Das Auslieferungsverfahren ist bereits im Zuge. Sturm aus dem ZionistenkoWreb DK antisaseistisch« Resolution angenonnsi^ Auf dem Zionistenkongreß wurde aüt Donnerstag abend gegen 6 Uhr die seit Tagen leidenschaftlich umkämpfte Entschließung der Mehrheit in der Revision!st«n-Froge dem Plenum vorgelegt. Vorher hatte daS.Haus den in Marienbad von Nazihand meuchlings ermordeten. Professor Theodor Lessing  , der Mitglied der Poale-Zion war, durch Er­heben von den Sitzen geehrt. Präsident Motzkin gab in eirwrinAichen Worten der tiefsten Erschütterung der Exekutive und deS Aktionsausschusses über den Opfertod dieses Juden" Ausdruck, derfür hohe Ideale gekämpft" hab«. In der mit Spannung erwarteten Ent­schließung ge'gen den jüdischen FasciS- m u S heißt eS u. a., daß der Präsident deS Aktionskomitees dem Kongreß von den Beschul­digungen zu berichten habe, die gegen gewisse, in der Resolution leider nicht näher bezeichnete Elemente erhoben worden seien. Diese Be'-bul- digungen lauteten dahin, daß in Palästina Per­sonen oder ein PersonrnkreiS, di« sich zur zioni­ stischen   Organisation zWen, vorhanden seien, oi« vor AiUvendnng von Gewaltmitteln zur Erreichung chrer politischen Ziele nicht zuruck- schrecken würden. DaS Aktionskomitee schlägt die Ernennung einer UntersuchungSkommission vor, die in gründlicher und umfassender Nachprüfung dieser Beschuldigungen alle diesbezüglichen Tatsachen zusammentragen soll. DaS Aktionskomitee er­bittet vom Kongreß die Vollmacht, nach Abschluß dieser Untersuchung all« Maßnahmen zu tressen, um di« Organisation von derartigen terroristischen Elementen zu säubern. Diese sehr vorsichtig gehaltene Resolution erregte den heftigen Unwillen der bereits ge ­spaltenen Opposition, die zwei Gegenresolutionen einbrackte, in denendas brutale Unrecht dieser durch eine Parteidiktatur erzwungenen Entschließung der Mehrheit" obgelehnt wurde. Schon bei der Verlesung dieser Resolutionen, bei denen der Faseistenführer Jabotinskh zum erstenmal in dieser Kongreßsession die Rednertribüne betrat, und in der anschließenden GeschäftSordnungSdebatte kam es zu wilden, immer wieder einsetzenden Lärmszenen. Als später die Resolution der Mehrheit mit 191 gegen 42 Stimmen angenommen wurde, wodurch sich auch die Gegenresolntionen der Opposition erübrigten, ereigneten sich ungeheuer­liche Skandalszenen, die teilweise in Tätlichkeiten auSarteten. Auch daS Publi­kum mischte sich, stürmisch erregt, in den Tumult ein. Die Faseiften erkletterten die Stühle, ließen Sprechchöre ertönen und gaben ihrerrevolutionären" Gesinnung durch Trillerpfeifen und Nebelhör­ner Ausdruck. Der Lärm war so ohrenbetäu­bend, daß die Wort« deS Vorsitzenden   in dem Geschrei der völlig hysterisch gewor­denen Fascisten völlig unter'gingen. Die Ar­beiterpartei wahrt« eine mustergül­tige Disziplin und ließ sich auch«mn nicht zu Provokationen hinreißen, als die Revi­sionisten sie aufS wüsteste beschimpften und schamlos genug waren, den wahrscheinlichen Mörder d«S Arbeiterführers Ario­so raff, Stanosky, hochleben zu lassen. Anführer deS widerwärtigen Aufruhrs, der in allen Einzelheiten der Inszenierung lebhaft an nationalsozialistische Skandalaffären erinnerte, >var Jabotinsky   selbst, der den keineswegs spon­tanen Krawall sorgfältig dirigierte. Am Spätabend begann eine Nachtsttzung des Kongresses. Vle Kommun sten als Arbeitgeber Versäumnisurteil gegen Abg. Zäpotoek> vor dem Prager   Arbeitsgericht. Prag  , 81. August. Wir haben vorig« Woche über die Klag« de« ehemaligen Administra- tionSange st eilten de« Zentralsekrc- tariateü der Kommunistischen Par- t e i Wenzel Spatz berichtet, der nach zehn- jähriger Dienstzeit plötzlich ohne Ein­haltung der Kündigungsfrist entlassen wurde, und zwar derart, daß er bei seiner Rückkehr vom Urlaub den KündigungS- brief vorfand. Spatz   klagte beim Arbeitsgericht einer­seits die Kommunistische Partei   und anderseits den Abg. ZLpotoekF, der ihn persönlich vor zehn Jahren in die Dienste des Sekretariates ausgenommen hatte(Spatz war bis dahin Arbeiter der Whsotschaner Gummifabrik gewesen). Die Klage lautete auf Einhaltung der Kündigungs- s r i st und Bezahlung deS auf diese Zeit entfallenden Gehaltes im Betrage von 1500 Kronen. Außerdem läuft noch eine Auseinander­setzung über nicht bezahlte Verficherungs- b e i t r ä ge! Die Klag« gegen die Partei nmßte, wie seinerzeit berichtet, auS dem formalen Grunde abgewiesen werden, weil em« poli­tische Partei keine juristische Person ist und daher auch nicht geklagt werden kann. Nun stand noch die zweite Klage gegen den Abg. Zäpotock^ zur Verhandlung. Der ge- klagte Herr ZLPotöck^ hatte sich jedoch zu dieser Verhandlung nicht er st eingebunden und so erging gegen ihn«in Versanmnisur- teil, durch welches er sachfallig erkannt und zur Bezahlung der eingeklagten Summe'verurteilt wurde. Betriebsratswahl in den Brünner Waffenwerken. In den Brünner Waffenwerken fanden ge­stern Betriebsratswahlen statt. Die Sozial­demokraten erhielten 671 Stimmen und 5 Mandate, die Nationalsozialisten 1058 Stim­men und 8 Mandate, die Christlichsozialen 9t Stimmen und kein Mandat. Die Wahlzahl war 130. Im Vorjahre wurden 12 Mandate vergeben, Heuer 13. Die Mandate haben di« Nationalsozia­listen gewonnen. Die Sozialdemokraten behaupte­ten ihre Position. Die Kommuni st en haben nicht kandidiert. Politische Hausdurchsuchungen in der Slo­ wakei  . Ber einem der Führer der flowakischen Nationalpartei, Dr. Ludevit Bazovsky, Ildvo- katen in Luven«, wurde ein« Hausdurchsuchung veranstaltet, die, wie tschechische Blätter melden, belastende» Material'gegen den Genannten zu Tage förderte. Es sollte em slowakischer National­rat mit dem Sitz in Banskü Bistriea gegründet lverden, und zwar sollte diese Gründimg am 30. Oktober swttfinden, am Jahrestag« jener denkwürdigen Versammlung der Slowaken in TurS. St. Martin, in welcher die Slowaken den Anschluß an die Prager.Revolution vollzogen haben. Bei Bazovsky wurden nun daraus be­zügliche Drucksorten gefunden, bei deren Ver- oreitung ihm ein Prof. Johann Nemäth und ein Geschäftsmann MorhaL geholfen haben. In Turv. St. Martin wurde auch beim Sekretär der slowakischen Nationalpartei Florian Staöe und in den Kanzleilokalitaten dieser Partei selbst hauSgesucht. Staäes Wohnung und die Kanzlei der Parte: wurden versiegelt. Später wurde auch in der Wohnung des amtierenden Vizepräsiden­ten der slowakischen Nationalpartei Dr. MiloS V a n L o eine Hausdurchsuchung veranstaltet. 10 Der Goldfasan oder Die letzte Nacht des Mandarine Wang-Li-Kung Ein Legend« von Fritz Rosenfeld Copyright 19J3 by Bflchergllde Gutenberg, ZQrlch. Als der Mandarin eines nachts ein großes Gelage gab und seine Freunde ihm schmeichelten als dem reichsten und mächtigsten Mann der Provinz Tsche-Kiang, ließ er den Goldfasan holen und hob ihn auf den Tisch. »Ich bin viel reicher, als ihr denkt," sagte >r,venu ich halte den Schlüssel zu einem gro­ßen Schatz in meinen Händen." Und Wana-Li- Kung lachte, als er sortfuhr:Ein Knecht sagte mir, der größte Schatz sei die Sehnsucht. Der Knecht war em Narr, ich warf ihn in den Kerker." In dieser Nacht fedoch geschah e», daß Tschung-King aus dem Kerker oeS Mandarins entsprang, unter dem Schutz der Dunkelheit auS der Stadt floh und den Goldfasan, den der Mandarin wieder in daS Gehege hatte bringen lassen, raubte. Wang-Li-Kung hetzte feine Knechte auf Tschung-King, aber stall den Entflohene» wieder- zubringen, blieben die Knechte bei ihm in den Wäldern und gründeten mit ihm einen Bund, den sie denBund der Brüder" nannten nnd der daS Schwert de» Aufruhr» erhob gegen Un- recht nnd Unterdrückung. Wie ein reißender Strom im Frühling schwoll derBund der Brüder" an. Aus den Städten stießen di« Kulis zu Tsching-Kung, di« Lastträger aus den Häfen, di« geprügelten Sol­daten auS dem Heere des Kaisers, oie armen Bauern au» den Dörfern entliefen in die Wäl- tzer. Die Sklaven kamen von den Gütern der Mandarine und Generale, die entsprungenen Gefangenen aus den Verließen der Städte. Sie brachten Waffen mit nnd Gefäße und ReiS; auch Frauen schlossen sich ihnen an. So wuchs der Bund der Bruder; sein Zeichen war der Goldfasan, nicht als Sinnbild der Macht, son­dern als Sinnbild der Sehnsucht. Der Kaiser in Peking   sandte einen Brief an Wang-Li-Kung und besah! ihm, ein Heer gegen die Rebellen zu rüsten. Aber daS Heer wurde geschlagen, nur wenige Soldaten kehrten zurück, viele blieben bei Tschung-King und kämpften an seiner Seite. Wo in diesen Tagen ein Mandarin da» Recht beugte, ein Herr seinen Knecht prügelt«, ein General seine Soldaten aus Raubzüge aus- sandte, dort leuchtete der Goldfasan aus und das Schwert der Bruder flammte über das Haupt der Schuldigen. In der Provinz Schen-Si wurde ein Skla­venhändler erschlagen, der heimlich Bauernkin­der in die Hafenstädte verkaufte, in Kwei-Tschau siel ein General, der die Dörfer plünderte, in Hu-Nan flog nachts ein flammender Pfeil in daS Haus eines Mandarins, der einen Bettler hatte köpfen lassen. Um Tschung-Kina aber bildeten sich Legen­den. Das Volk erzählte in den Schenken, der goldene Fasan habe dem Rebellen eine geheim­nisvolle Gabe verliehen: des nacht» konnte der Schatten Tschung-King» sich von seinem Körper trennen, über da» Land ziehen mit großen Schwingen wie ein Bogel und Taten vollfuhren, die Menschenhand niemals vollbringen könnte, So versuchte das Bolt zu erklären, daß der Bund der Brüder überall war, wo Unrecht ge­schah, und daß kein Heer he» Kaisers, kein Spion der Mandarine auch nur einen einzigen Krie­ger aus der Armee Tschung-KingS sangen oder töten konnte. Die Frauen erzählten sich von Tschung- King, daß er feilt Herz an ein Mädchen ver­loren, daS in einer großen Hafenstadt in einem der gewaltigen Hotels wohnte. Er be­suchte in jeder Nacht dieses Mädchen, er saß neben dem Mädchen am Tisch, er hockte auf dem Bettrand, wenn eS schlief, er sprach zu ihm und war immer um daS Mädchen, aber eS hörte ihn nicht und wußte nichts von ihm. Oft ver­langte eS ihn, mit seiner Schattenhand über die Stirne des Mädchens zu streichen, mit seinem Schattenmund die Lippen des Mädchens zu küssen; aber daS Mädchen fühlte weder seine Hand noch seinen Kuß, eS schlief und dachte an einen Offizier, der ihm Blumen gekauft und zugelacht hatte und der eleganteste Tänzer war m der ganzen Stadt... Eines TageS, so berichteten die alten Frauen, habe man dem Mädchen von der Liebe Tschung-KingS erzählt. Da habe eS sich erst ge­fürchtet, dann aber habe eS gelacht, und als eS im Bette lag, richtete eS sich auf und rief: Tschung-King, wenn du hier bist, gib mir ein Zeichen. Einen Schatten kann ich nicht lie­ben,»ch will Arme fühlen, die mich umfangen, ich will Augen sehen, die mich bewundern, ich will Worte hören, die meine Schönheit preisen." Da soll Tschung-King fortgeschlichen sein; daS Lachen des Mädchens soll ihn begleitet haben bi» weit über die Grenzen der Stadt. Und eS wird erzählt, aber dies ist sicher nur eine Sage und von den«Uten Frauen erfunden an den Winterabenden am Feuer, daß man am Morgen auf den Teppichen im Zimmer des Mädchens die Spur von Tränen gefunden habe. Tschung-King jedoch nahm eines der Mäd­chen, die zu den Kriegern in die Wälder zogen, zur Frau; das Mädchen gebar ihm einen Kna­ben, oen er Tsung-Ien, und eine Tochter, die er Kwana nannte. Der Goldfasan lebte in der Hütte Tschung-KingS, lief hinter ihm her wie ein dienender Gott und schlief deS nachts neben seinem Lager. Wang-Li-Kung wälzte sich im Halbschlaf. Er sah deutlich die Bauern vor sich, die Nach­richt brachten von Tschung-King und seinem Heer. Wer ihm Tschung-KingS Verstecke verriet, wurde reich belohnt. Aber ehe die Soldaten des Mandarin- die Schlupfwinkel Tschung-KingS aufgespürt, hatte dieser sein Versteck gewechselt; an der alten Lagerstätte fand man nur einen Fetzen Seide, aus den ein Goldfasan gestickt war. Wang-Li-Kung nannte den Sohn deS Gauklers einen Räuber, daS Volk nannte ihn seinen Rächer, heimlich aber erzählten sich die KuliS und Bauern, die Reisverkäufer und Mattenflechter in den Dörfern und Städten, daß Tschung-King die Sehnsucht selber sei und der Bund der Brüder anwachsen werde, bis er alle Betrogenen und Geprügelten, all« Hungern­den und Sehnsüchtigen der Welt umfaßt. Dann werde Tschung-King mit dem Goldfasan aus den Wäldern hervorbrechen und ein neues Reich aufrichten auf der Erde. Der Kaiser zürnte dem Mandarin, weil er den Kampf gegen den Rebell«» zu zaghaft führe, und sandte einen General mit einem neuen Heer gegen Tschung-King. Doch auch dieses Heer lief zu Tschung-King über; der Kopf de» Gene­rals lag eines Morgens vor dem HanS Wang- Li-KungS im Sand. Wang-Li-Kung beriet sich mit seinen Freun­den.Wenn du ihn nicht treffen kannst," sagten die Freunde,dann trifft die, die er liebt. Seine Kinder, seinen Vater, seine Frau, seine Schwe­ster. Noch ist er unbesiegt. Die erst« Niederlage zerbricht den Heldenschein, der ihn umgibt. Er gebietet über die Schatten, zeige ihm, daß du über die Körper gebietest, die un Bereiche deS Arms wandeln." Wang- Li- Kung hörte die Worte der Schmeichler und überdachte sie. Dann sandte er seine Knechte nach Hüan, ließ die Schwester Tschung-Kings fesseln und in sein HüuS bringen. (Fortsetzung jolgr.)