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schwedischen
Ministerpräsidenten Albin Hansson empfangen; fpäter verbrachte Oberst Lindbergh den Abend in freundschaftlichem Gespräche mit führenden schwe
funft erörtert.
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Sonntag, 17. September 1933
Die Tradition will, daß am Ausgang des deshalb waren die Substriptionen zahlreicher als fchen Flugfachverständigen. Siebei wurde das Commerd in den eläſſiſchen Städten und Dörfern je, und dies troß der Strife. Der Schiltigheimer oblem des schwedischen Flugwesens in der Zu- in tihe von Mehti" stattfinden. Trots den Meßti sollte sich zu einem vollen Erfolg entwideln. schweren wirtschaftlichen Umständen und dem Ernste der heutigen Zeit, wofür man hier ebensobie Verständnis als anderswo zeigt, haben dieses Jahr die Elsässer auf diese Volksfeste, bei welchen sich die Fröhlichkeit und Munterfeit der Menge wie auch der Schwung der Künstler freie Bahn
Vom Prager Rundfunk
Als am festgesetzten Tage eine unzählige, aus der In der Tat war dieser Erfolg ohne gleichen. ganzen Umgegend hergeströmte Menge, in dichten Reihen versammelt war, da machte unter ihrem begeisterten Beifall ein Kanzler Hitler aus Pappe seinen feierlichen Einzug auf einem reichlich mit
Sehr schön war diese Woche unsere Arbeiterjendu wg. Martha John( Wien ), eine luge Frau und feine, sympathische Sprecherin, sagte Gedichte von jungen Arbeiterdichtern, von Walter Korb, Walter Baner und Bruno Schönlant. In bem furzen, aber inhaltsreichen Vorwort wies fie darauf hin, wie schwer dem arbeitenden Menschen der Aufstieg in die Sphäre schaffender Kunst gemacht sei, wie man deshalb die formellen Unvolltomumenheiten dieser echten Proletarierkunst richtig einschäßen und durch sie hindurch die Wahrheit des Inhalts erfühlen müsse. Baveierlei zeigen uns auch dieje Gedichte( deren einige auch in der Form ganz rein und makellos schön sind): wir erkennen, welch anerschöpfliche Kraft, elder Reichtum an Gefüh!, welch heißer Ausdrucksville im Volle der Enterbten leben und ans Licht ringen. Wie albern ist die fascistische Theorie von der Masse, die stumpf und dumpf, nur geführt werden müsse, laßt nur das Licht des Geistes ins Voll, gebt ihm bessere Schulen, helle, sorgloſe Wohnungen, wirkliche Gleichberechtigung in allen Ausbildungsmöglichkeiten, dann werdet ihr sehen, wo der Geist der Nationen in Bahrheit wohnt. Aber von den Machthabern des Rapitalismus ist das nicht zu erwarten. Dies ist ja ein Teil ihrer Macht, baß sie ihr Bildungsprivi leg behaupten und mur gnadenweise einzelne Protentinder zu sich aufsteigen lassen mit Stipendien, brechen, nicht verzichten fönnen. Wo heute jen- Salenkreuzen geschmückten" Wagen und umgeben Freitischen und anderen„ Wohltaten“, so daß die feits des Rheins alles geregelt und laut höheren von seiner in braunen Hemden und Fantasie- Uni Begünstigten für ihr gutes Recht noch bankbar sein Beschlüssen angeordnet ist, liegt es dem Elfäffer formen gekleideten Ehrengarde. In schönster Ord müssen und der Stlasse ihrer Herkunft für immer mehr denn je am Herzen, seinen Sinn für Freiheit nung folate, von lautem Beifallflatschen und den entfrembet werden. zu zeigen und fein Anrecht auf friedliche, unge- wißigen Bemerkungen der Menge begleitet, eine störte Unterhaltung zu bekräftigen. Reihe finnbildlicher Wagen. Zunächst fam der Friedenswagen" mit der Aufschrift: Friede mit Euch!". Ein Engel, mit einem Hakenkreuz um
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Daß die Not der mittellos Emporstrebenden in dieser Krisenzeit noch unendlich verschärft ist, davon cab ein lebhaftes Bild Ing. cand. Al. Medlily in feinem Bericht über das Leben unserer deutschen Studenten in Prag Ohne Monatstvedyfell" zu stubieren, war immer bitter und gehungert und gefroren haben wir mitunter auch schon lange vor dem Kriege als Hörer an den Prager Hochschulen,- um wieviel schlimmer ist das jetzt, wo die Lebensbedingungen um so viel härter und die Verdienstmöglichkeiten so jämmerlich gering find! Grell beleuchtet wird dieses Studentenclend durch die Untersuchungen, die Univ.- Prof. Dr. Wallo über den Gesundheitszustand einer gro fen Zahl von Prager Hochschülern angestellt hat: nur 50 Prozent dieser Menschen, die in der Blüte ihrer Jugend stehen, sind ganz gefund; 25 Prozent find fchytvächlich, unterernährt, blufarm, fungenfrand; 55 Prozent tragen Herzleiden und andere Schädigun gen mit sich herum. Man mag anerkennend und danbar der Hilfeleistung einiger Störperschaften gedenfen, wie der deutschen Studentenfürsorge und der Studentenheimgesellschaft; wertvoll sind auch die Absichten des Hochschulamts für Leibesübungen, die Stubenten für regelmäßige Körperpflege zu gewin rn; berundernstert die Zähigkeit der jungen Menshen selbst, die sich in einem Arbeitslager turnusweise zusammenfinden, um sich selbst einen HochschulSportplay su bauen, bestehen bleibt die unver
Hitler als Redner( allegorischer Wagen)
Auf die Veranlassung ihres Bürgermeisters und ihres echt bodenständigen Gemeinderates hin,
Die Braunhemden
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Bei rheumatischen Schmerzen
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Tabletten
aller Art, Wicht, Jechias u. Grtal ungsfrankheiten bat fich Togal bervorragend bewährt. Die Wir fung tritt unatttelbar ein, teine fchäblichen Nebenwirtungen! Ein Verfuch überzeugt! Fragen S Ihren Arzt! Sn allen Apotheten. Generalbepot: Brauners Apothefe 8um meißen 2öwen", Brag II, Pktops 12.
striden versehen. Darüber las man auf einem Plakate die Aufschrift:„ Luftkurort Dachau ( Bayern ) Erholungsheim für politische Gefangene."
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Zahlreiche andere Wagen folgten in musterhafter Ordnung. Der ganze Aufzug endete mit einer Säule, die mit dem Wappen der fran zösischen Republik geschmückt war, und worunter man das bekannte, stolze Wort lesen konnte:„ Hier beginnt das Land der Freiheit."
Wir möchten wetten, daß die unzähligen deutschen illustrierten Zeitungen, welche sonst mit einer solch fleißigen Stunft altuelle Bilder aus der ganzen Welt veröffentlichen, es werden unterlaffen haben, die sehr interessanten Photographien vom Pappe- Kanzler- Aufzug des Schiltigheimer Meßti wiederzugeben. Diese Bilder werden übrigens als Postkarten verkauft und die Nach frage nach ihnen nimmt jeden Tag zu. Ein guter Beweis dafür, daß sie die wahren Gefühle aus drücken, welche die„ unterdrückten Brüder im Elsaß " für die Hitlerleute des Reiches hegen.
Volkswirtschaft und Sozialpolitik
Die geplanten Entlassungen in den Stodawerten. Einige bürgerliche Blätter brachten die Nachricht, daß die Pilsner Skodawerke in größe rem Umfange Arbeiterentlassungen planen. Bu dieser Nachricht können wir mitteilen, daß die Generaldirektion der Skodawerke tatsächlich solche Absichten äußerte und ursprünglich von 2000 zu entlassenden Arbeitern sprach. Der gegenwärtige Belegschaftsstand des Pilsner Werkes umfaßt ein schließlich der nahezu 600 Lehrlinge rund 8700 Mann, so daß man also mit etwa 8000 beschäi tigten Arbeitern und Arbeiterinnen rechnen kann, von denen in der letzten Woche etwa 1300 ausgesetzt waren. Schon daraus ist ersichtlich, daß die Firma überhaupt nicht in der Lage ist, 2000 Mann zu entlassen, da sie dann zu wenig Ac beiter zur Verfügung hätte. Die Generaldiret tion hat auch im Laufe der Verhandlungen von ihrer ursprünglichen Forderung Abstand genom men und die Zahl der zu Entlassenden auf 1400 reduziert.
Es ist festzustellen, daß sich die Beschäftigung bei Stoda seit Jänner dieses Jahres gebessert hat. Während damals bei einem ähnlich großen Be Tegschaftsstand noch rund 3000 Arbeiter veriodisch ausgesetzt wurden, ist diese Zahl seitdem fufzessive bis auf 1300 heruntergegangen. Es mutet daher sehr merkwürdig an und wird, in der Oeffentlichkeit faum verstanden werden, daß ausgerechnet jetzt so weitgehende Entlassungen vorgenommen werden müßten, wenn sich die Beschäftigungsmöglichkeiten verbessern. Man wird. wohl auch die Skodawerke daran erinnern müs sen, daß ein Betrieb, der in so weitgehendem Maße staatliche Bestellungen erhält und geradezu seibliche Schuld der Gesellschaft, die ihr köstlichstes beschlok die Gemeinde Schiltigheim , die bekannt-[ gürtet, hielt einen Delzweig in der Hand. Dann auf sie angewiesen ist, auch gewisse soziale Ver Gut, ihre geistige Zukunft, bei Bettelsuppen ver- lich an den Toren Straßburgs liegt, ihrem jährlam der„ abbrennende Reichstag " und dicht hinter pflichtungen gegenüber der Gesamtheit und dem lommen läßt. lichen Meßti einen besonderen Glanz zu verleihen. demselben ein Feindliches Flugzeug über Berlin ", Staate hat und nicht einfach rüciichtslos viele Erstaunlich ist bei allebem, wie wenige Soch- Unter welchem Zeichen sollte die diesjährige betitelter Wagen, auf welchem ein Flugzeug dar- hunderte von Arbeitern aufs Pflaster werfen schüler sich über ihre tatsächliche Stlassenlage als traditionelle Feier stattfinden? Sturz waren die gestellt war, geschmückt mit den Wappen von darf. Wie wir erfahren, finden diese Woche noch Profetarier flar werden; wie der Ertrinlende an Beratungen. Man beschloß einstimmig, daß das S. M. Sitler" und S. M. Goering ". Und nun über diese Sache Verhandlungen zwischen der den Strohhalm flammern sie sich an die Fiktion ihrer ganze Fest unter die Schutzherrschaft des großen folgte der Stammbaum Adolf Hitlers ": ein Generaldirektion und den Vertretern des Bemittelständischen Bürgerlichkeit, und wenn das praktriebsausschusses statt, von denen man hoffen tische Leben ihnen mit der ganzen Brutalität der möchte, daß sie zu einem günstigen Ergebnis wirtschaftlichen Tatsachen die Wahrheit demonstriert, führen. dann flüchten sie sich in die Romantik des Hitlerismus. Das macht es dem lassenbewußten Proletariat so schwer, ein gutes, brüderliches Hilfs- und Rameradschaftsverhältnis zu den studierten Proletariern zu gewinnen; berechtigtes Mißtrauen lauert in der Kluft zwischen beiden, die vereint so viel eher und leichter die neue, bessere Ordnung der Dinge aufbauen könnten.
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Wie unfähig ber nichtmarristische Mademler ift, gesellschaftliche Probleme fonsequent zu durch benten, was bewies Dr. Michael Rosenbaum ( Brag) mit seinen Darlegungen über die Bekämp fung der Geschlechtsfrankheiten. An sich war der Vortrag ausgezeichnet und sehr dankensmert. Mit wissenschaftlich- fachlicher Offenheit ward die schreckliche Verbreitung dieser Volfssenchen dargelegt, wurden die Kampfmittel gegen sie gezeigt: persönliche Verhütung der Austedung durch Borsicht im außerehelichen Geschlechtsverkehr, planmäßige Aufklärung( seruelle Biologie durch Eltern und Lehrer, sexuelle Hygiene durch den Arzt). Dann rechtgeitige ärztliche Behandlung der Erkrankten und endlich Kontrolle der Prostitution. Hier nun fonnte oder wollte der Vortragende die wesentlich soziale Wurzel des Uebels nicht bloßlegen,- von der fdyvächlichen Feststellung, die Prostitution sei„ mit bent sozialen Organismus verslochten" und ohne Kanglers" gestellt werden sollte, als Zeichen der Adverste sozale Erschütterungen" nicht zu verbie allgemeinen Bewunderung und Dankbarkeit für ten, fam er zu dem traurigen Schluß. sie sei ein das besonders starte und wohlwollende Interesse, notwendiges Uebel". Derlei„ Notwendigkeit" wer- das er im Laufe dieser leßten Monate die große ben wir niemals anerkennen; unsere Gesellschaft Güte gehabt hatte, dem Elsaß zu widmen". muß eben die angedeuteten„ schwersten Erschütterun- Als nun der Plan entworfen war, wandic gen" erfahren, d. h. sie muß einer vollständig man sich an alle Kaufleute sowie an die PrivatDieser Anblick erregte bei der Menge, wie neuen Gesellschaftsform weichen, in der gesunde und leute, um die zur Organisation eines großen Aufrechtzeitige Befriedigung normaler Naturtriebe mög- zuges notwendigen Geldmittel zusammenzubrin nicht anders zu erwarten, die hellste Begeisterung. lich ist, dann wird mit all den anderen Uebeln gen, Diefer Aufzug sollte die Krone des volks- Der nächste Wagen erwedte gleichfalls auf dem diefer besten aller Ordnungen, auch diese Schande tümlichen Festes. bilden. ganzen Durchwege ein herzliches Gelächter. Auf unferer, Sultur" getilgt werden. Echon der Titel, mit welchem man, dasselbe demselben ragte ein Dupend Galgen, je zwei Fürstenau bezeichnet hatte, enthielt ein ganzes Programm; aneinandergefuppelt. Sie waren mit Galgen
Der letzte Wagen des Zuges Markstein mit dem Wappen der französischen Republik, darüber eine Inschrift: Hier beginnt das Land der Freiheit".
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großer Baum, auf dessen Krone man den Namen Adolf Hitler " las. Die verschiedenen Aeste trugen dann, abwärts gehend, je den Namen eines der Vorfahren des Kanzlers, so: Luceos und Gott fried Hitler, Ulrich und Wanzlaus Hitler", usw. bis hinunter zur Wurzel, die mit den Namen David, Isaak und Moses Hitler prangte.
Daß die Geduld der Skodaarbeiter schon allmählich erschöpft ist, beweist der vierstündige Broteststreif der Belegschaft des Smichower Werkes, der am vergangenen Mittwoch stattfand und nur dadurch beigelegt werden konnte, daß die Werksdirektion versprach. über die angefochtenen weitgehenden Akkordreduktionen, die bis zu 30 und mehr Prozent gingen, zu verhandeln.
Fanal!
Flammenschein am dunklen Feberhimmel glomm auf.
Und schwärzer ward die Nacht. Schmerzschreie der Gefolterten, der letzte Hauch der Sterbenden, Angstschauer der Gepeinigten verkrallten sich in's Ohr der Welt.
Der Flammenschein der dunklen Febernacht aber starb nicht,
sant nicht zusammen mit dem leßten Funken; floß über in das Blut
der Geächteten,
der Gerechten.
Und zündete.
Hell ward die Nacht.
Aus der Finsternis sprang der Weg hervor, den die Gefolterten wankten, den die Hingemordeten
mit ihrem letzten Röcheln wiesen, der wiederhallen wird vom Schritt der Rächer: Der Weg zur Freiheit! Und Blut und Tränen, Qual und Schmerz tünden
aus der Febernacht den neuen März!