Praha

Hyber

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demokrat

Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Ifchechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

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Abgekarietes Spiel:

Dienstag, Oftober 1933 3

Nr. 231.

Henleins..Heimatsfront": Maske der DNSAP  !

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Neudeker

Simm, Köhler und Kasper aus der DNSAP   ausgetreten Nazi- Organisation bereits in der ,, Sudetendeutschen Heimatsfront"!

Das Zeitalter der selbstentdeckten Per­sönlichkeiten" ist ausgebrochen. Eine Welle der Ratlosigkeit geht über die Gefilde der deutschbürgerlichen Politif. Die blinde Hitler­begeisterung hat sie in die Sackgasse geführt. Guter Rat ist teuer. Man sucht das Ei des Kolumbus  . Wie fönnte man ungestört ,, Veil Hitler" rufen und gleichzeitig die tschechische Staatsmacht gegen die judetendeutschen Mar­xisten mobilisieren? Wie könnte man ein fascistisches Großdeutschland   anbahnen und dazu vom tschechoslowakischen Staat Subvent=

Prag  , 2. Oftober. Der Parteivorstand der DNSAP   teilt parteiamtlich mit: Der außerordentliche Parteitag in Bodenbach hat den drei Abgeordneten Simm, Köhler und Kasper volle Vollmacht zur Fortführung der Ver­handlungen zwecks Bildung der sogenannten Volksfront erteilt. Inzwischen crlich Konrad Henlein   seinen befannten Aufruf zur Gründung einer " Sudetendeutschen Heimatsfront". Infolge der dadurch neugeschaffenen Sachlage betrachten die drei genannten Abgeordneten die ihnen erteilte Vollmacht als gegenstandslos und legen fic in die Hände des Partei­vorstands zurüd. Gleichzeitig erffären sic, um sich den Weg zu weiteren Entscheidungen freihalten zu können, ihren Austritt aus der DNSAP  .

Antifascistische Kundgebungen in Westböhmen

In zehn Städten Westböhmens berief die sozialdemokratische Partei für den gestrigen Sonn tag die Arbeiterschaft zu Kundgebungen gegen den Fascismus und gegen die soziale Reaktion auf. Die Versammlungen waren bis auf jene in Weipert   und Poderiam außerordentlich gut besucht. Die Ausführungen der Redner wur­den mit stürmischem Beifall aufgenommen und die versammelten Arbeiter befundeten ihren ent­schlossenen

tionen bekommen? An diesem Zwiejpalt i Wie sich der Uebertritt vollzieht Willen, an der Seite der ſozialdemo

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schen irredentistischer Phrase und aktivistischer Notwendigkeit ist die Nationalpartei geschei­tert. Die Nationalsozialisten haben die taf tische Schwenfung zur Loyalität un.er Be­gleitumständen vollzogen, die ihnen einen gro­Ben Heiterfeitserfolg einbrachten. Die Volfs­front" war eine Totgeburt, weil sich einzelne deutschbürgerliche Parteien doch nicht so ein­fach unter fremdes Kommando stellen und noch dazu durch eine Bettgemeinschaft mit den Hakenkreuzlern fompromittieren wollten.

Nun tommt ein Herr Henlein   höchst persönlich mit seinem Aufruf für die Bildung einer Sudetendeutschen Heimatfront". Ein starfer Mann, weil er Verbandsturnwart beim Deutschen Turnverband war. Daß er zum politischen Führer" der judetendeutschen Bür­gerwelt berufen wäre, darüber fann er zu nächst als einzigen Beweis nur jerne eigene und nicht einmal bescheidene Meinung an­führen. Fern sei von uns, ihm dieje Meinung auszureden. Eigentlich würden wir uns gerne wieder mit einem Gegner von Format messen, denn uns graustoffen gestanden- schon lange davor, hoffnungslos bornierte Spießer oder schmierige Komödianten mit dem unver­dienten Ehrentitel von politischen Gegnern| auszeichnen zu müssen. Mit Männern, die Ideen verförpern statt Ideenlosigkeit, würden mir ritterlich die Klinge freuzen.

Unser redliches Bemühen, in dem Auf­ruf zur Heimatsfront" einen einzigen neuen Gedanken zu finden, war leider erfolglos.

,, Das Volt will auch nicht mehr den Parteien und Völkerstreit, sondern sehnt sich nach einem gerechten Aufbau der Volksgemein schaft durch leberwindung des Partei und Klassentampfes und nach einem friedlichen Zusammenleben der Völker in diesem Staate"

In Neudet wurde am Montag von den Hafenkreuzlern folgende Bekannts gabe angeschlagen:

Der in der leßten Zeit in den weitesten Schichten der Bevölkerung plaßgreifende Eini­gungsgedanke erfuhr troz Absagen anerkannter Parteiführer in bezug auf die Schaffung einer sudetendeutschen   Volksfront eine allgemeine Vertiefung. In allen Voltstreisen ist nach der engherzigen Absage der anderen Parteileitungen der Plan zur Schaffung einer Volks­front mit allen Parteien als gescheitert zu betrachten. Der außerordentliche Parteitag der DNSAP   in Bodenbach befaßte fich der gegebenen Situation. Da fast zur selben Zeit der Ge­dante zur Schaffung einer Heimatsfront auch ohne Rücksicht auf die Mitwirtung oder Zu­stimmung der anderen führenden Parlamentarier auftauchte, entschloß sich der Parteitag, der Bildung der neuen Front fein Hindernis entgegenzustellen. Infolge dieser Erkenntnis und des Aufrufes von Konrad Henlein   entschlossen sich in selbstloser Weise viele unserer Parteigänger der neuen Front näherzutreten. Viele unserer Parteigänger meldeten ihren Aus­tritt aus der nationalsozialistischen Partei an und erklärten, der Heimatfront beizutreten.

Die Sonntag, den 1. Oftober, im Herrenhaus in Neudek   stattgefundene Sigung der Orts­parteilung und des nationalsozialistischen Gemeindevertreterklubs nahm die Berichte über die Situation des außerordentlichen Parteitages sowie der leßten Kreisleitungsfißung zur Kennt nis. In ernsten Beratungen nahm sie zur geschaffenen Heimatfront Stellung und lam zu dem Entschluß, es unseren Parteigängern freizustellen, sich dieser Front anzuschließen. Da ein Großteil der Anwesenden ihre Geneigtheit zu solchem Anschluß bekundeten, andere aber für die Auflösung der Ortspartei waren, fam es zur Abstimmung über die Ortsparteianflösung selbst. Nachdem eine engere Fühlungnahme und eine eingehende Aussprache mit den übrigen Parteigenoffen der gegebenen Umstände halber nicht mehr möglich ist, und andererseits viele führende Vertrauensleute einen Ueber- oder Austritt anmeldeten, so beschloß die Ortsparteileitung im vellsten Einvernehmen mit dem nationalsozialistischen Ges meindevertreterklub und im Bewußtsein ihrer großen Verantwortung die Auflösung der Ortspartei Neudet und die sofortige Einstellung aller Parteitätigkeit früheren Sinne

Die Ortspartei Neudef der NSDAP   hat nun aufgehört zu bestehen. Jedem Parteige nossen bleibt es anheimgestellt, sich der neugeschaffenen Heimatiront anzuschließen. Der Be= siz des Mitgliedbuches und des Parteiabzeichens ist somit zwedlos geworden. Die aktiven Stadträte und Gemeindevertreter erklärten ihren Austritt aus der NSDAP   und verbleiben als Parteilose vorläufig auf ihren Plähen.

fratischen Partei den Kampf gegen den Fasciss mus in unserem Lande und gegen weitere Bors stöße des reaktionären Bürgertums auf sozial­politischem Gebiete aufzunehmen. Die Kommu nisten haben überall in Flugblättern die sozial­democratischen Arbeiter aufgefordert, den Demons strationen fernzubleiben und in Rothau   gaben fic die Parole aus, gegen die sozialdemokratischen Führer zu demonstrieren. Ihr Versuch, in das Versammlungslokal einzudringen, wurde abge­wehrt. Die Bemühungen der Kommunisten, die Arbeiter vom Besuch der Versammlungen abzu­halten, waren vergeblich. Sie zeigten, daß diese Partei jeden Einfluß auf die Arbeitermassen verloren hat. Die vorgelegten Entschließungen wurden in allen Versammlungen einstimmig an­genommen.

versuch doch zu läppisch und ungeschickt unter­nommen worden. Daß schon am Tage nach dem Aufruf nationalsozialistische Ortsgrup­pen ihre Auflösung" beschließen und zur Seimatfront" über reten, daß hakenkreuz­lerische Abgeordnete prompt ihre Partei ver­lassen, um, freie Sand" zu bekommen, ist ein bißchen zu auffällig. Auf diese Weise wollen die Nazis ein rein agitatorisches Ziel errei chen, das ihnen mit der Vollsfront" vorbei­gelungen ist, nämlich die Sicherheitsmaßnah men des Staates gegen ihre Umtriebe als eine Verfolgung des sudetendeutschen   Volles hinzu stellen, ihre vollsschädigende Parteitätigkeit zur Volkssache emporzuschwindeln.

Wir fönnen uns dieser nüchternen Fests

Alte Gemeinplätze feiern darin fröhliche Uroben gegen die Werftätigen gibt, jolange das jonders chrwürdige oder vielleicht unen behr stellungen nicht enthalten, selbst auf die Ge­ständ! Wir lesen: Bolt nicht Herrin der Produktionsmittel und liche Bestandteile eines demokratischen Staats- jahr hin, den Wotanszorn des neugebackenen eine einzige freie Werfgemeinschaft ist? Gewesens wären. deutschböhmischen Hitler   zu erregen. Man wird gen wen also die neue Front? Ge- Worauf also die ganze Aftion in nor sich scheinheilig beklagen, daß wir der Dei­gen den Kapitalismus, gegen die Ausbeutung, malen Zeiten hinausliefe, das wäre die matsfront" von vornherein böse Absich en gegen die Spekulation, gegen Sunger und Ar- Gründung einer neuen Partei, unterschieben. Mit nichten! Wir lassen uns beitslosigkeit? Dann hätte. der Aufruf schon die zur Abwechslung mal Front" genannt gerne eines Besseren belehren. Der Prüf­etwas deutlicher sein müssen! wird. Denn so haben es die politischen Lench ein jeder judetendeutschen Par­Wir wollen dem fonfusen Schriftsatz nichten unseres Bürgertums immer gehalten. Wertei oder Gruppenbildung ist in Gesetzt den Fall, daß durch Gottes uner zuviel Ehre antun. Von friedlichem Zusam- über die Vielheit der Parteien wetterte, hatte diejer Situation ihr Verhältnis forschlichen Ratschluß ausgerechnet Herr Sen- menleben der Völker", von der Anerkennung gewöhnlich im Sinn, eine neue Partei zuzum Hitlerfascismus. Wenn der lein berufen wäre, die Meinung des judeten des Staates" haben die Herrn Krebs   und gründen. Das judetendeutsche Parteiwesen ist nächste Aufruf des Herrn Hentein Front deutschen Volkes zu denten und zu fünden, so Jung auch gesprochen, als ihnen das Wajjer ja visher stets nur durch Neugründungen machi gegen die braune Barbarei in Deutsch­wird er dennoch zur Kenntnis nehmen müß in die Schuhe zu rinnen begann. Die Dei- reformiert" worden. Man muß aber den land, wenn er die judetendeutsche Jugend jen, daß überlebte Parteipolitifer" etva vom matsfront" befennt sich zu den demokrati Aufruf unter dem Gesichtspunkte der gege- warnt vor der verblödenden Wirkung des neu­Schlage des Herrn Professor Scholl ich schen Grundforderungen", aber sie will auf benen Situation betrachten. Es geht um einen deutschen Rundfunks, wenn er den Betrug des schon lange vor ihm die gleichen göttlichen ständischer Grundlage" und selbst neuen Tarnungsversuch der Hakenkreuzler. Nationalsozialismus   am deutschen   Volfe gei­Offenbarungen verbreiteten. Dazu braucht verständlich auf dem Führerprinzip aufgebaut Daß die ausgedehnten Organisationen des felt und proflamiert, daß die wahre Volksge­man feine neue Fron, um die Le sein, in ihrem eigenen Rahmen also die Demo- Deutschen Turnverbandes als Schlupfwinfei meinschaft durch Ueberwindung der kapitalisti­benslüge der deutschbürgerlichen fratie ausschließen, Ueberwindung" des Par- der Nazis gegen die drohende Auflösungsgeschen Klassengesellschaft hergestellt werden Parteipolitik zu fonservieren. teiwejens hätte übrigens zur Vorausseyung fahr ausersehen wurden, ist ja schon lange soll, dann werden wir willig unseren Sand­Gerechter Aufbau der Volksgemeinschaft die Ueberwindung des demokratischen Verfas- fein Geheimnis mehr. Daß die deutschen   punkt berichtigen. Solange aber die ,, Veimats­ist er möglich, solange die Hierarchie des fapi jungsstaates, denn solange es politische Ge- Nationalsozialisten, die bisher jede Konkurrenz front" nur durch die Gunst der verängstigten talistischen Systems das Volf in Kelassen- und sinnungsfreiheit gibt, werden sich Gleichge- mit orthodoxer Unduldsamkeit bekämpft haben, Nazis legitimiert ist, wird auch die turnerische Interessengruppen zerreißt? lleberwindung sinnte zu Parteiungen finden. Womit wir von vornherein den Ambitionen des Herrn Autorität des Herrn Henlein nicht verhindern, des Partei- und Klassenkampfes- ist sies allerdings nicht behaupten möchten, daß die Henlein sympathisch gegenüberstanden, wars daß sie als getarnte Hitlerfront er­denkbar, solange es lassentampf von deutschbürgerlichen Gruppen und Sekten be nicht zu übersehen. Nun ist dieser Tarnungs fannt und darnach eingeschätzt wird!