t

I

51.

Călnic

Pr

akad ie

Einzelpreis 70 Seller. Einschließlich 5 Heller Porto)

Sus demokrat

Zentralorgan d. Deutschen   ſozialdemokratischen Arbeiterpai.i.d.Tschechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

R.daktion u. Derwaltung: Prag   II, Melasanta 18 Televb.: 26795, 31169, natrebaft.( ab 21 uur): 33838 Bonihedamt: 57544

Vor dem Entscheidungskampf in Oesterreich

Gonntag, 12. November 1933

Wiens   Arbeiter trotzen dem Standrecht

Karl Renner   am Grabe Viktor Adlers:„ Bereit zur bewaffneten Verteidigung!"

Wien  , 11. November.( Eigenbericht.) Die Unruhen in Wien   haben sich heute nachmittags wesentlich gesteigert. Die Polizei hatte den 3entralfriedhof, auf dem fich das Grab Bittor Adlers befindet, in weitem Umkreis 3erniert. Mehr als zehn­tausend Polizisten und breitausend Berittene mit Maschinengeweh­ren waren zusammengezogen worden, um den Zugang zum Friedhof abzusperren, da die Ar­beiter durch Flugblätter aufgefordert worden waren, entgegen dem Verbot der Polizei den fünfzehnten Todestag Viktor Adlers durch Demonstrationen zu begehen.

Der Zustrom der Arbeiter wurde in den ersten Nachmittagsstunden so gewaltig, daß der Polizei nichts übrig blich als den Straßenbahnverkehr lahmzulegen und die Straßen bahnen, die zum Friedhof fuhren, aufzuhalten.

Vor dem Polizeikordon tam es zu bedentenden Demonstrationen der Arbeiter gegen Polizei und Regierung. Immer wieder erschollen Freiheit!"- Rufe und Pfuirufe gegen Dollfuß  .

Einigen Hundert Arbeitern gelang es auch, trop des ungeheuren Aufgebots der Poli zei, den Friedhof zu erreichen. Dort legte eine Deputation einen Rranz am Grabe Nik for Adlers nicder. Genosse Karl Renner   hielt dabei eine lurze Ansprache, die er damit beendete, daß er an die Polizisten, die zweihundert Mann start das Grab umzingelt hatten, die Worte richtete:

Die Arbeiter dieses Landes bas fönnen Sie vielleicht bald fehen werden bereit fein, ihre Freiheit, wenn es sein muß, auch mit den Waffen zu' berteidigen!"

Kurze Zeit später hielt vor dem Krematorium der Chefredakteur der Arbei fer Zeitung", Genosse Oskar Pollat, eine kurze Ansprache an einige Hundert Arbeits ter, die fich dort versammelt hatten. Als er seine Rede beendet hatte, stürzten zweihundert Polizisten auf die Versammelten los und verhafteten den Chefredakteur der Arbeiter­Zeitung". Er wurde auf das Polizeikommissariat gebracht, mußte dort einige Stunden fißen und wurde dann mit 1000 Schilling wegen Nichtbeachtung des Verbots politischer Demon­ftrationen bestraft.

Die Kundgebungen dauerten bis in die späten Nachmittagsstunden, dann erst zerstreus ten sich die Arbeiter. Die Straßen in den Arbeiterbezirken sind aber immer noch von Polizei befeht. Auch Heimwehr und die Sturmscharen"( das sind die monar histischen Truppen des Ministers Schuschnigg) wurden bewaffnet, um der Polizei Dienste zu leiften.

"

Vorarlberger Grenze gegen Bayern   gesperrt

Bregenz  , 11. November.  ( AN.) Eine Kund­machung des Sicherheitsdirektors von Vorarl berg untersagt sämtliche Veranstaltungen in Bregenz  , Lochau  , Sörbranz und Hohenweiler  . Bon heute mittags 12 Uhr ist die Grenze gegen Bayern   gesperrt. Die Grenze dürfen nur jente Reichsdeutschen überschreiten, die mit Stimmschein für die morgige Wahl versehen sind. Damit die Todesstrafe zulässig sel...

Dic

Wien  , 10. November.  ( Tich. P.-B.) Amtliche Nachrichtenstelle teilt mit: Die Ver hängung der Todesstrafe in Desterreich ist für das ordentliche Verfahren durch die Bundesver­

Nr. 265.

Tag der Schmach

Jn Ketten, den stolzen Naden gebeugt unter drohenden Stahlruten, die Augen zu Boden unter der Schmach und Qual einer gemordeten Freiheit, so schleppt sich heute die Arbeiterschaft Deutschlands   zu den Urnen. Mit zwei Stimmzeiten in der Hand; mit dem einen soll das deutsche   Volf abstimmen durch Ja oder Nein über die Außenpolitik des Ha fenkreuzes, über Deutschlands   Austritt aus

faſſung abgeſchafft. Eine Aenderung dieser Ber  - dem Völkerbund, mit dem anderen soll der fassungsbestimmung ist, da das Parlament nicht Reichstag   gewählt" werden. Wer bei der funktioniert, gegennärtig nicht möglich. Es Boltsabstimmung mit Nein votiert, ist ehrlos mußte deshalb für die Verbrechen des Mordes, jo erflärie Sitler und jo erklärten seine ber Brandlegung und der öffentlichen Gewalt­

-

tätigkeit dunh boshafte Beschädigung fremden engeren Freunde und ist vogelfrei nach der Eigentums das ſtandrechtliche Verfahren angeord- Erklärung etlicher Unterführer. net werden, da in diesem außerordentlichen Ver- dafür gesorgt, daß die Neinjager fürchten mij­fahren die Todesstrafe zulässig ist. Selbstverständ- sen, bei dieser geheimen" Volfsabstimmung lid treten feinerlei Einschränkungen des nor entdeckt zu werden; ob das dann mit einer malen geselligen und wirtschaftlichen Lebens" in Kugel aus dem Hinterhalt oder aber mit Desterreich ein. einem Transport ins Konzentrationslager be­

Der Henker steht bereit! zahlt würde, wird sich finden. Und für die steht bereit! ahl" zum Reichstag steht der Nation eine Wien  , 11. November. Die Kundmachung einzige Liste zur Verfügung, die Hitlers  , Gee­betreffend die Einführung des Standrechtes und rings und der Ihren. Es gibt feine andere der Todesstrafe in Desterreich ist bereits in der wahlberechtigte Partei in Deutschland  . Wahl­heutigen amtlichen Wiener Zeitung  " publiziert worden und hat fofort Rechtstraft erlangt. Die enthaltung ist nicht möglich. Wer nicht aner­Kundmachung wurde gleichzeitig in Wien   und in fante triftige Gründe für das Fernbleiben Heute früh kurz nach ein Uhr machten die ganz Desterreich platatiert. In Wien   allein mur haben wird, wird als Volksverräter behandelt und Heimatdienstleute Eduard Kint den 6000 dieser amtlichen Sundmachungen pla werden. Grauenvoller Terror, noch nicht dage­Bregenz, 11. November.( AN.) Gestern Wilhelm Klagian auf der Landstraße beim Hotel latiert. Die Bevölkerung nahm die Kundmachung ruhig auf. Mittags trat bereits der Versonalsenat mesene Vergewaltigung einer Nation unter abends warfen bisher unbekannte Täter in das Bäumle" in Lochan Patrouillendienst, als sie des Landesgerichtes in Wien   I zusammen und dem Drud einer Tyrannis- Haus des Vorstehers und Landtagsabgeordneten von drei bisher unbekannten Män- bestimmte vier Richter, die den Standrecht- Wesen dieses faum nach der äußeren Form Rupp einen Sprengkörper. Seine Wirkung war fo start, daß die ganze Einrichtung des Büro, nern überfallen und aus einer Pistole Senat bilden werden. Die Wiedereinführung von der Demokratie entlichenen Wahl- Aftes, immers zerschlagen und auch die Wände start beschossen wurden. Kint war fofort tot, Scharfrichters erforderlich. Es wird dies der in Wirklichkeit für die ganze Welt die beschädigt wurden. Personen tamen nicht zu während Iagian einen Schulterschuß einer der Gehilfen des letzten österreichischen deutlichste Erscheinungsform der fascistischen Schaden. erhielt. Scharfrichters Lang oder dessen Sohn sein. Diftatur im Reiche darstellt.

Nazimord in Vorarlberg  

der Todesstrafe macht auch die Bestimmung eines

Abrüftungsproblemes unter den heutigen Ber­

Italien macht Deutschland   die Mauer frei,

Zwischenfall in Genf  : Mussolinis Vertreter nur mehr ,, Beobachter" Genf  , 11. November. Das Präsidium der Abrüstungstonferenz hat heute vormittags den Entwurf des engeren Ausschusses genehmigt und traf folgende Entscheidung:

sich mit dem Problem des Austausches bon Nachrichten über die Rüstungen befassen. 8. Ein Sonderausschuß wird die Fragen behan­deln, die mit der Bildung einer Ständigen Kommission für die Abrüstung und Kontrolle der Garantien für die Erfüllung bindender Abmachungen zusammenhängen. In die ser Stommission werden nachfolgende Staaten ver treten sein: Argentinien  , Belgien  , England, die Vereinigten Staaten, Frankreich  , Italien  , Jugo ilawien, Polen  , die Türkei  , Rußland   und Spanien  . Borsigender ist der Belgier Bourquin.

1. Die einzelnen Telle des Abrüstungsabkom­mens betreffend die Sicherheit soll der Vorsißende. stellvertreter der Konferenz, Politis  , verarbeiten 2. Für die Frage der Heeresbestände wurde ein Sonderausschuß gebildet, in dem fol­gende Staaten vertreten sind: England, die Ver einigten Staaten, Frankreich  , Stal'en, Polen  , Jugoslawien  , Ungarn  . Holland  , Schweden   und Rußland  . Vorsitzender dieses Ausschusses ist der Schwede Westman. 3. Für die Frage des Land Iriegsmaterials und für das Problem der Schaffung von Vereinbarungen über die Ab rüstung wurde Minster Dr. Beneš zum ion und dem Vertreter Italiens   de Soragna

In der allgemeinen Debatte tam es zu einem lebhaften Meinungsaustausch zwischen dem Präsidenten der Abrüstungskonferenz Sender­

Am bezeichnendsten dafür, daß fein ver­nünftiger Mensch auf der weiten Erde diesem Wahlaft die Bedeutung einer Wahl beimigt, ist der Umstand, daß niemand außerhalb der und deshalb werden die italienischen Bestgrenzen geneigt ist, aus irgendwelcher Delegierten gezwungen sein, an den Be- Zahl der Neinsager, die Montag offiziell aus ratungen in Genf   nur als Beobachter Berlin   werden gemeldet werden, Schlüsse über teilzunehmen. Der Vorsitzende der Konferenz, die tatsächliche politische Meinung der Mehr­Henderson, antwortete dem italienischen Deleheit der reichsdeutschen Bevölkerung zu ziehen. gierten, daß alle in Genf   den Abgang Nicht das geringste Vertrauen ist in der Welt Deutschlands   bedauern, daß aber troß- dazu vorhanden, daß der deutsche Gewaltappa­dem die Konferenz fortgefeßt werden rat wirklich die Zahl derjenigen wiedergeben muß. Hieratif widerrief Soragna

teilweise seine Ausführungen. werde, die selbst den Tod vor Augen dennoch Dieser Zwischenfall wirkte sehr unangenehm, mit Nein zu stimmen wagen würden; es gibt weil Soraana nicht offen darüber sprach, wie fein Wahllokal im ganzen Reiche, dem man sich die italienische   Regierung die weiteren Ab- nicht die Entschlossenheit zur Fälschung der rüstungsarbeiten vorstelle. Man nimmt an, daß Ergebnisse zutrante, ja man ist davon über­die Mitarbeit der italienischen zeugt, daß überall und vor allem beim zen­Delegation mehr oder weniger eine tralen Strutinium in Berlin   das Ergebnis passive sein wird. nach der Wahl so gestaltet werden wird, wie es die Diktatoren wünschen.

Das 50 Todesurteil

Und weil das unterjochte Deutschland  , weil alle Feinde des Fascismus drüben das Magdeburg  , 11. November.  ( Inpreß.) Im wissen, fühlen sie sich in namenloser Bein, in Berichterstatter ernannt. 4. Das Problem der über die Zweckmäßigkeit der Vorbereitungen der Prozeß gegen mehrere Arbeiter aus Boelple unvergleichlicher Qual zu den Wahlurnen ge­Marinerüstungen soll Meresce, der Vor- JI. Lefung des englischen Planes. Der italieni  - wurde der Lokomotivführer Leiner, der als fipende der Marinekommission, behandeln. 5 Mi- fche Delegierte erflärte u. a., die italienische Kommunist bekannt war, zum Tode verurteilt. trieben; was nüßt den Einzelnen selbst der nifter Lange( Norwegen  ) wird die Frage des Regierung würde es gerne sehen, wenn zuerst Dem Mordurteil liegt ein Naziüberfall zugrunde, Todesmut zum Neinsagen, wenn er dafür Militärflugwefens behandeln. 6. Der eine Einigung über die entscheidenden Fragen der am Neujahrsmorgen 1982 auf vielleicht mit seinem Leben zahlen muß, weil Bole Stomarnick wurde mit der Prüfung des getroffen werden würde. Soragna führte aus mehrere Arbeiter geschah. Es ist das 50. politi man seine Stimme erkennen kann, wenn aber Problems der Erzeugung und des Handels mit daß diese technische Arbeit nicht gerade die geſche Todesurteil in Nazi- Deutschland, seit Hitler   dann selbst die bestrafte Stimme ins Gegen= Waffen betraut. 7. Der Engländer Cadogan wird eignetste Art zur Fortsetzung der Behandlung des zur Macht tam. teil umgelogen mird?! Der Centralverein

e u.