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Dělnická akademie

Praha II. Hybernská ul..

Einzelpreis 70 Seller. Einschließlich 6 Heller Porto)

Demokrat

Jentralorgan d.Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Lausanne   rot!

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Sonntag, 26. November

1933

Lausanne  , 24. November.( Insa.) Am Donnerstag abend fand der zweite Wahlgang für die Bestellung des Stadtrates von Lausanne  , be­stehend aus 100 Mitglieden, stalt. Im ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag waren, nach dem man eine Serie Rechnungsfehler zugunsten der Bürgerlichen entdeckt hatte, 39. Bürgerliche gewählt worden. Es blieben noch 61 Stadtrais­mitglieder zu wählen. Im zweiten Wahlgang ging nun die sozialistische Liste mit 55 Kandidaten durch, da nach Majorz gewählt wird, womit das Stadtparlament von Lausanne   zum erstenmal eine rote Mehrheit aufweist. Bedeutungsvoll ist die Tatsache, daß der Gemeinderat, die Exekutive, Kurz vor dem 12. November, dem Tag der! vom Stadtrat bestellt wird, so dan auch diese eine Republit, hatte die Regierung 8000 Heimwehr rote Mehrheit ausweisen wird. In den bürger- männer als staatliche Hilfspolizei einberufen und lichen Streifen Lausannes ist man ob der Erobe- bewajjnet. In Wien   wurde als Kaserne für rung der ehemals freifinnigen Sochburg Lausanne Sieje Hilfspolizei n. a. das riesige Gebäude der direkt bestürzt. Bis um 1 lihr früh heute morgen ehemaligen Bodenkreditanstalt gegenüber wurde das Urnenergebnis immer wieder nachge- dem Wiener Rathaus   adaptiert. zählt und dann mußte doch angekündigt werden: 8747 sozialistische und 8621 insgesamt bürgerliche Stimmen!

Dollfuß  - Söldner rebellieren

Wiener   Heimwehrbesatzung muß durch Polizei entwaffnet werden

Wien  , 25. November.( Eigenbericht.) Die völlige Demoralisierung der fascistischen Heim­wehr- Assistenztruppen, die die Regierung Dollfus gegen die republikanische Arbeiterschaft ein­gesetzt hat, hat heute zu einer offenen Meuterei unter der Wiener   Heimwehrbesatzung geführt.

Lausanne   sozialistisch! Eine weitere schweize­rische Groß- und Rautenshauptstadt rot!

Botschafter Poncet bei Hitler Berlin  

, 25. November.  ( Wolff.) Der franzö fische Botschafter Francois Boncet wurde gestern vom Reichskanzler Adolf Hitler  empfangen.

Diese trodene amtliche Mitteilung hat in Berliner   politischen Streifen Ueberraschung ver­ursacht. Ursprünglich sollte der Deffentlichkeit überhaupt nichts davon mitgeteilt werden, daß die Unterredung stattfand, und erst als die Sache gestern nachts durch eine Indiskretion auffam, entschlossen sich die amtlichen Stellen zu einer einfachen Bestätigung der Unterredung.

In informierten Streifen bezweifelt man, daß die Unterredung irgend eine Anknüpfung allge= meiner französisch- deutscher politischer Beratungen bedeute, vor allem schon deshalb, weil die neue französische   Regierung noch nicht gebildet ist.

Nach einer Meldung des Paris Midi" soll jedoch Poncet mit Hitler nicht nur über die fünf­tigen französisch- deutschen Verhandlungen, sondern auch über die prafiche Organisierung einer eventuellen Sonferen; gesprochen haben.

Paris Ichnt jede Vermittlung ab

Nr. 277.

Ein Kulturvolk

im Pandurenkeller'.

Das Hitler  - Vorspiel von Zabern  

,, Pandurenteller"? Vor zwanzig Jahren war das Wort in aller Wunde, acht Monate vor Ausbruch des Weltkrieges. Es fam aus 3a bern   im damals noch deutschen  Elsaß, wo der junterlich- militaristische Preu Bengeift durch ständige Provokation der Bevöl ferung eine blöde Germauisierungspolitik bes Nach heftigen Zusammenstößen gelang trieb. In dem kleinen Vogesenstädtchen hatte es schließlich der Polizei, den Widerstand der ein blutjunger schneidiger Leutnant dreißig friedliche Bürger, weil sie über Albernheiten meuternden Heimwehrleute zu brechen und eines andern Leutnants gelacht haben sollten, durch Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett sie zu entwaffnen. auf der Smße wie eine Hammelherde zujaus Inzwischen waren Polizeiantos vorgefahren, mentreiben und eine Nacht in den Pa*- Hilfskorps wurden aber von Tag zu Tag uner- um die Waffen und Stahlhelme der zwangsweise durcnteller", den Kohlenfeller der Ka­träglicher. Obwohl sich die Behörden bemühten, abgeristeten Heimwehrmannschaften in Sicherheit ferne, einsperren lassen. Der Pandu­die standalösen Vorfälle, die dort an der Tages zu bringen. renfeller von Zaber n" wurde damals ordnung waren, geheimzuhalten, wurden in den Aehnliche Vorfälle haben sich, wie man hört, in der ganzen Kulturwelt zum geflügelten lekten Tagen Dinge bekannt, die zur raschen auch in einigen robinzorten ereignet, in Wort, zum Inbegriff und Symbol der preu­Auflösung der Heimwehr  - Hilfspo- denen die Zustände innerhalb der Heimwehr  - ßisch- deutschen   Militärwillkür über Bürger­lizei zwangen. Die Auflösung sollte heute voll- Silolizei ebenfalls zu deren Auflösung und Menschenrechte. zogen werden. Es kam aber dabei zu stürmischen zwangen. Zwischenfällen.

Die Zustände innerhalb dieses fascistischen

Der Großteil der Heimwehrleute sette Widerstand entgegen und weigerte sich, die Waffen abzuliefern und die Kajerne zu ver laffen. In zahlreichen Mannschaftsräumen der chemaligen Bodenkreditanstalt verbarrifodier ten sich die Heimwehrleute. Es mußte aus der Polizeifaserne und den Wachstuben reguläre Polizei requiriert werden, die unter großen Aufsehen in das frühere Bankgebäude ein

drang.

Der Geist des Bandurenfeller von Za­ bern  ", der Geist junkerlich- militaristischer Der amtliche Bericht weiß Zwangs Germanisierung triumphiert heute von nichts! wieder in Deutschland  . Was am 28. Novem ber 1913 nur dreißig Bürgern von Zabern  Wien  , 25. November. Der Sicherheitsdirek für eine Nacht passierte, ist seit fast zehn Mo­ter für Wien   Polizeipräsident Dr. Seydi hat naten das Schicksaldesganzen deut heute nachmittags den Demobilisierungsbefehlschen Volkes. Ein großes Kulturvolt von für jene Schutzforpsabteilungen, die anläßlich des 65 Millionen Menschen ist eingesperrt 12. November einrüdend gemacht wurden, gege- inden, Pandurenkeller" des Drit ben. In der Schußkorps- Kaserne, der ehemaligen ten Reiches, wird zwangsweise völkisch Bodenkreditanstalt, hat die Abrüstung der dort gereinig." und germanisiert", ist schutzlos bequartierten Abteilungen bereits begon

ntent.

Gewalttätigkeiten in Tirol

gegen friedliche Bürger

Aber auch über diese Vorsälle hinaus wird die Frage der Heimwehr  - Hilfspolizei zu einem brennenden Problem, das der Regierung große Ungelegenheiten bereitet. Vor einigen Tagen ereignete sich in mehreren Städten Tirols, besonders in Innsbrud, Ausschreitungen der Heimwehr  - Assistenztruppen gegen die Bevölkerung, die ihres gleichen fuchen.

Paris  , 25. November. Temps" legt seine Stellungnahme zu der aktuellen Außenpolitif Frankreichs   folgendermaßen dar: Der britische Tiroler Blätter berichteten, daß Heimwehr­Außenminister Sir John Simon ist sicher leute in den Straßen Jagd auf friedliche von gutem Willen geleitet, wenn er erklärt, daß die Londoner   Regierung zur Ver Bürger machten, die sie nach deutschem Mus wirklichung engerer Beziehungen zwischen Paris   ſter in entlegene Gegenden und Häuser schlepp= ten und dort blutig mißhandelten. Man erfuhr und Berlin   beitragen will. Dieses Angebot kann mißliebige Gegner nach italienischem

ausgeliefert der Willkür und Barbarei der Panduren" Banden Hitlers  , die ihr histori sches Vorbild, das berüchtigte Pandurentorps des ungarischen Oberst Trend, an Grausame feit, Raub und Mordlust längst erreicht haben.

Das Staunen und Verwundern über die jen Rückfall in die Barbarei hört auf, ja, es fällt einem wie Schuppen vonden Augen, wenn sich die alle Rätsel lösende Er­fenntnis aufdrängt, daß Hitlers Landsknechts­horden verwilderte Sprößlinge der preußischen Soldateska von 1913 sind, daß die Germani­sierungs Orgie von Zabern   schon das Vor­spiel der Hitler Barbarei   war, deren charakteristische Merkmale bereits damals als Hillspolizisten in die Augen sprangen. Nationalistische Schimpf- und Droh- Reden, Mordaufforderun Inzwischen hat man gestern aus einer sozial- gen, 3wang zur Selbstentwürdigung, rohe und demokratischen Interpellation im Wiener Land- brutale Mißhandlungen und Willkürafte, Bei­

Schwerverbreder

Frankreich   nur angenehm berühren. Aber die aus diesen Berichten auch, daß in Tirol die tag erfahren, daß unter den zum niederösterretjeiteschiebung der Zivilgewalt durch die Solda­

befreien.

nicht der Vermittlung eines Dritten, weil jede Vorbild dazu zwang, große Mengen Ma- Mannschaften zahlreiche abgestrafte teska, Amtsanmaßzung, Verlegung von Recht und Gesetz, Verachtung der Kultur und der Regierung Herr der geführten Verhandlungen schinenöl zu trinken. Persönlichkeit, militaristische Anarchie und und ihr einziger Beuriciler bleiben ming. Eine schließlich Deckung aller Ungeheuerlichkeiten Vermittlung Englands fönnte nur dem einen durch die Justiz, die hohen und höchsten mili­tärischen und zivilen Machthaber, durch Kanz­ler und Kaiser, völlige Rapitulation des Staates vor der Säbeldikta= tur unter dem Jubel der Junker und Schlot­barone, furzum, alle Wesensmerkmale des Sitler Surses traten bereits bei der Zabern- Affäre   scharf hervor. Lassen wir die Dinge im Telegrammstil einmal Revue

Schwerverbrecher sich befinden. Wie man hört, wird der Regierung nichts Die Arbeiter Zeitung  ", die es als übrig bleiben, als sich in den nächsten Tagen von oder dem anderen Staate hinderlich sein. einziges Wiener   Blatt gewagt hatte, über diese der Belastung durch diese fascistischen Banden zu Frankreich   kann an einen Meinungsaustausch Exzesse zu berichten, wurde beschlagnahmt. mit Deutschland   vermittels der Methode der di­retten Besprechungen herangehen, um die Lage zu klären und den Frieden Europas   in Würde zu erhalten.

Schacht als Inilationsgegner

Die Blutlache

auf österreichischem Boden behauptet der amtliche österreichische Bericht

Eine aus drei Mann bestehende Gendar­merieassistenz- Patrouille, die auf der Eggen­

Eine Warnung an die herrschenden Kreise? Wien  , 25. November. Amtlich wird gemeldet:] Wuppertal  , 25 November. Reichsbanfpräsi Die anläßlich des Zwischenfalles an der öster­dent Dr. Sch a cht hielt gestern abends in der reichisch- bayrischen Grenze nördlich von Stitzbühel Industrie- und Handelskammer in Wuppertal   sofort eingeleiteten Erhebungen haben vorläufig Elberfeld   eine Rede, in der er u. a. ausführte: In der Oeffentlich feit werde vielfach der zu nachstehenden Ergebnissen geführt: Plan erörtert. die deutsche Währung mit dem Schicksal des Pfund zu verbinden. Deutschland  fönne aber niemals eine Währungspolitik betrei­ben, die von der Bauf von England gemacht wird. Es sei auch unmöglich, eine schwankende Währung anzunehmen, ohne dadurch Kräfte lebendig zu machen, die man nicht mehr beschwören fönne. Deutschland   habe die Folgen der Rerrüttung einer Inflation schon ge lostet und diese Tatsache zwinge aus staatspoliti ichen Gründen, eine Inflation oder schwankende Währung von vornherein mit aller Deutlichkeit zurüdzuweisen,

Schüsse ab. Einer dieser Schüsse traf einen passieren: Der 20jährige Leutnant Freiherr Reichswehrmann am Kopf. Nach dem Ergebnis des Lolalaugenscheins v. Forstner beschimpft in der Instruktions­steht fest, daß sich der Erschossene auf östersunde die Elsässer unter den Rekruten als reichischem Territorium befunden Wades"( Rowdys), set: 10 Mark Prämie für hat, da eine Blutlache auf österreichischem Bo- as Niederstechen eines Wackes" aus, zwingt den vorgefunden wurde.

3weds genauer lleberprüfung des Vorfalles elfäffische Rekruten zu der Meldung Ich bin aipe im Grenzdienst stand, nahm eine Abtei- befinden sich eine Gerichtskommiſſion und Or ein Wades", fordert zur Beschmutzung der lung von Reichswehrmännern oder SA- Män- gane der politischen Verwaltung am Tatort. französischen   Fahne auf, wird deshalb in An­nern wahr, die unter Heil Hitler"-Ru- weds Mitwirkung wurden auch Geometer und spielung auf eine ihm im Manöver passierte fen österreichisches Gebiet beim Grenzstein Photographen herangezogen. Bettbeschmnußung auf der Straße von Schul­Zu dem von reich deutscher   eite veröffent jungen und Halbwüchsigen gehänselt, fühlt sich Nr. 6 betraten. Da gerade in diesem Gebiet wiederholt Fenerüberfälle und lichtem Ergebnis der Untersuchung des Vorfal- bedroht, nimmt beim Schokoladeeinkauf zu sei­Angriffe auf im Grenzdienst steles, wonach sich der erschossene Reichswehrmann ntent Schutze vier Soldaten mit aufgepflanz hende österreichische Organe erlauf reichedeutichem Boden befunden hat, ist zu folgt find, gab die österreichische Patrouille bemerken, daß diese Mitteilung auf eine nicht em Bajonett mit, verursacht dadurch einen in der begründeten Annahme, daß es fich wie genaue Kenntnis des Grenzverlaufes zurückzufüh Auflauf und wird von den Neugierigen ver­höhnt und verlacht. Der Regimentskomman­der um einen derartigen Ueberfall handle, ren sein dürfte,