Mordprozeß Guthmann.
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
gegangen.
-
notwendige Reise des Dr. Jeserich zu einem in Köln stattfindenden von denen fie einen Ihnen gegeben haben will. Dieser Schlüssel ist Termin erklärt der Vorsitzende ferner, daß er den Schlußtermin merkwürdigerweise bei der Leiche gefunden worden. Wie erklären Vor dem Schwurgericht des Landgerichts Berlin I begannen eventuell bis zur Rückkehr des Dr. Jeferich, d. h. auf den Sonn. Sie fich dies?- Angel: Dazu kann ich gar nichts fagen, ich gestern die auf mehrere Tage berechneten Verhandlungen gegen den abend nächster Woche verschieben würde. Der Staatsanwalt be- weiß nicht, ob das der Schlüssel ist, der mir seiner Zeit von der der Ermordung der Wittwe Bertha Singer geb. Brach beschuldigten tont, daß er unter allen Umständen bis zum Schluß der Beweis: Bade gegeben worden, denn ich habe ihn seit vier Jahren doch nicht Schneider Hugo Guthmann. Der Angeklagte ist am 1. Oftober aufnahme auf den Dr. Jeferich nicht verzichten tönne. gesehen. 1867 zu Frankfurt a./0. geboren, hat im 8. Ostpreußischen InfanterieGuthmanns Alibibeweis. Das Vorleben des Angeklagten. Regiment Nr. 45 gedient, ist im Jahre 1895 wegen Kuppelei mit Präs. Nun haben Sie einen umfassenden Alibibeweis ange1 Jahr 3 Monaten Gefängnis vorbestraft und befindet sich seit dem Nach Verlesung des Auflagebeschlusses richtet der Vorsigende treten. Erzählen Sie deshalb einmal ganz genau, wo Sie gewesen 12. Juli 1898 in Untersuchungshaft. an den Angeklagten folgende Worte: Angeklagter, Sie stehen hier find. Der Mord ist in der Nacht vom Sonnabend zu Sonntag nach Seit dem 20. Mai 1898 bewohnte die Prostituierte Bertha unter der Anklage des schwersten Verbrechens, des Mordes, für Pfingsten verübt. Erzählen Sie also von Pfingsten an. Angefl: Singer geb. Brach in der Oranienstraße 89 ein vorn 4 Treppen hoch welche es nur eine Strafe, die Todesstrafe, giebt. Wenn Sie die Am Heiligabend habe ich mit Brockmann in Frankfurt a. O., wo ich belegenes Zimmer, welches sie von den Schneider Nickelschen Eheleuten Bertha Singer ermordet haben, dann sind Sie dem Tode verfallen arbeitete, abgerechnet, dann ging ich zu meinem Verhältnis, einer abgemietet hatte. Man gelangte in das zweifensterige Zimmer von und nur die Gnade des Kaisers wäre im stande. Sie dieser Strafe gewissen Budig, wo ich des Nachts schlief. Präs. Haben Sie dem Korridor der Nickel'schen Wohnung aus, lints neben der Stube zu entreißen. Wenn Sie also schuldig sind, dann verscherzen dort immer genächtigt? Angefl: Ja. Präs. Sie sollen lag die Küche der Nickelschen Eheleute, rechts durch einen breiten Sie sich die Gnade Sr. Majestät nicht. Aber auch im anderen Falle, aber auch oft außerhalb zugebracht haben. Angekl: Ant dunklen Gang getrennt die Nickelsche Schlaf- und Arbeitsstube. Als wenn Sie Ihre Schuld bestreiten, muß ich Ihnen sagen, daß wir ersten Feiertag ging ich nach Hause, machte meinen Sommerpaletot Herr Nickel am Sonntag, 5. Juni, morgens zwischen 61/2 und 7 1hr eine ganze Reihe Zengen haben, welche schwerwiegende Belastungs- fertig. mittags zog ich ihn an und ging fneipen. Dann machte ich das Klosett aufsuchte, bemerkte er zu seiner Verwunderung aus einer umstände gegen Sie vorbringen werden. Ueberlegen Sie sich daher, mit der Budig eine Dampferpartie, von der wir um 9 Uhr zurüdSpalte der Singer'schen Stubenthür noch Licht dringen. Er rief zu- ob es nicht beffer für Sie ist, wenn Sie ein Geständnis ablegen. kehrten. Ich nächtigte wieder bei der Budig. Am 2. Feiertage nächst die Singer an, als er jedoch eine Antwort nicht erhielt, öffnete Ich frage Sie nun, Angeklagter, bekennen Sie sich des machte ich früh eine Promenade, von der ich um 10 Uhr zurücker die Thür. Die Lampe war fast herabgebrannt und verbreitete Mordes an der Singer schuldig? Angell.: Nein, ich bin fehrte, ich ging zu meinen Eltern zu Tisch, dann ging ich bummeln wenig Helle, auch durch die dicht verhängten Fenster drang wenig nicht schuldig.- Präs: Dann muß also Ihre eingehende Ver- und verbrachte dann bis 10 Uhr abends mit der Budig, meinen Licht. Troßdem bemerkte Nickel, daß die über das Sofa gelegte nehmung erfolgen. Wie viel Geschwister haben Sie? Angefl: Eltern und mehreren Bekannten die Zeit im Restaurant Weißvorwerk. Decke rot war und daß auf der Kommode die Sachen der Singer wüst Es leben noch vier, ich bin der zweitälteste.- Präs.: Sie haben Genächtigt habe ich wieder in der Wohnung der Budig.- Präs: durcheinander lagen. Er rief seine Ehefrau und seinen Gesellen in Frankfurt a. D. die Schule besucht? Angell: Jawohl, die Es ist doch merkwürdig, daß Zeugen auftreten, die bekunden werden, Przyborowski herbei, die die Singer nur mit Hemd, Strümpfen und Leopold- Schule. Präf.: Was begannen Sie nach Ihrer Ein- daß Sie in der Woche in Berlin gewesen sind! Nun weiter! Hausschuhen bekleidet, unter dem Tische liegend bemerkten. Man fegnung? Angell: Jch fam erst zu meinem Vater in die Lehre, Angefl.: Am 3. Feiertag machte ich vormittags in einem Weißstellte fest, daß sie tot war und rief die Polizei herbei. Die Leiche etiva ein Jahr, den Rest meiner Lehrzeit verbrachte ich bei einem warengeschäft einen Knopfantauf für meinen Paletoi, dann besuchte zeigte am Halse eine von links nach rechts gehende fiefe Schnitt: anderen Meister. Dann arbeitete ich etwa 2 Jahre hindurch als ich ein Lokal von Brehmer am Buschmühlenweg und verbrachte wunde, sie war mit einem von Blut und Wasser durchtränkten Bett- selbständiger Meister in der Werkstatt meines Vaters, bis ich Soldat den Tag an verschiedenen Orten. Um 11 Uhr abends kam ich nach lafen und einem Kopfkissen zugedeckt. Beim Abheben desselben wurde. Präs: Stehen Sie noch in Militärverhältnissen. Hause und nächtigte in der Budigschen Wohnung. Am nächsten Tage, zeigte sich, daß der obere Teil der Leiche, namentlich die Schnitt- Angel.: Ja, ich bin Wehrmann. Präs. Sind Sie als Soldat Mittwoch, ging ich vormittags zu einer Kellnerin Amanda, Schuhwunde, abgewaschen worden war. Das Bett war unberührt, ein bestraft worden?- Angefl: Nein; ich hatte zwar einmal eine Uebung macherstr. 16, und verabredete mit ihr einen Nachmittags- Spazier auf demselben liegender Unterrock war mit Blut besudelt, Blutflecke versäumt, weil ich die Ordre nicht erhalten hatte, eine Bestrafung ist gang. Mittags aß ich bei den Eltern. Nachmittags besuchte ich mit waren auch auf der Kommodendecke sichtbar. Auf der Kommode dieserhalb aber nicht erfolgt. Präs.: Was wurde aus der Amanda ein Restaurationslokal, um 8 Uhr gingen wir zu den lagen zwei geöffnete Klapp- Portemonnaies, ein Paar Glacéhandschuhe Ihnen, als Sie vom Militär entlassen wurden?- Angell: Ich Stettiner Sängern, von denen wir um 11 Uhr fortgingen; wir und verschiedene Briefschaften, sämtlich mit Blut befleckt. Jns- ging wieder nach Frankfurt , heiratete und arbeitete dort als kehrten noch in ein Café ein und blieben die Nacht zusammen. Am besondere war eine Seitentasche des Portemonnaies besudelt, ein Schneider.- Präs.: Wie heißt Ihre Frau?- AngelL: Anna, 2. Juni, Donnerstag, vormittags 9 Uhr, besuchte ich einen ReſtauBäckchen mit Fischschuppen war aus dem Portemonnaies entnommen, geb. Schulz. Präs. Ihre Frau hat Sie verlassen? Angefl: rateur Siebke, dann ging ich nach Hause und nahm meine Arbeit mit blutbefleckten Fingern geöffnet und die Fischschuppen waren Jawohl. Präs.: Weshalb?- Angett: Weil wir uns nicht nach der Feiertagsruhe wieder auf. Ich bekam ein grünes Jackett zerstreut worden. In einem der Klapp- Portemonnaie befand sich vertragen konnten. Präs. Sie sollen sie nicht nur oft schwer zu ändern, das that ich, abends ging ich spazieren, spielte Billard ein Kofferschlüssel. In der ganzen Stube zeigten sich zahlreiche mißhandelt, sondern auch zur Unzucht angehalten haben.- Ange tl.: und fam um 11 1hr zur Budig. Mein Geld in Höhe von 71 M. Blutspuren und es war fein Zweifel, daß sämtliche Fächer der Das letztere bestreite ich entschieden. Bräf.: Run, wir werden war während der Feiertage ziemlich zu Ende Kommode von dem Mörder durchwühlt worden waren. Das ge- dies von den Zeugen hören. Wo lebt Ihre Frau jezt?-Angetl.: Am 3. Juni, Freitag, brachte ich vormittags das Jackett zu Brod samte Waschzeng wies Blutspuren auf, das Waschbecken war mit Sie soll in Dresden in Stellung sein. Ich habe nach dem legten mann, auf dem Rückvege faufte ich noch verschiedene Zuthaten und blutigem Wasser gefüllt, ebenso zeigte das Handtuch Blutspuren. Versuche eines friedlichen Zusammenlebens meine Wirtschaft verkauft mein Geld wurde bis auf 10 Bf. alle. Abends gegen 8 Uhr zog ich Sofa und Sofadecke waren vollständig mit Blut getränkt und am und bin nach Berlin verzogen.-Präs.: Sie bestreiten auch die Miß meinen Ueberzieher an und wollte direkt zu Budig gehen, ging aber Kopfende des Sofas zeigten sich zivci große Blutlachen. Dort handlungen? Angefl.: Es mag manchmal vorgekommen sein, in ein Lokal, wo ich ein Glas Bier trant und dem Wirte bei der ist jedenfalls der Mord vollführt worden. Die Stuben meine Frau wollte mich zu einem Pantoffelhelden ausbilden. Bezahlung fagte:" Sie friegen mein legtes Feiertagsgeld, morgen thür hatte an der Außenseite in Höhe der Klinke einen Präs.: Was haben Sie gethan, als Ihre Frau Sie verlassen giebt's ja neues!"" Um 9 Uhr war ich wieder bei der Budig. Am Blutfleck, ebenso der Messinglnopf der Korridorthür. Samt hatte? Angekl: Ich arbeitete auf meine Profession. Dann 4. Juni, Sonnabend, bekam ich soviel Arbeit, daß ich meinen Bruder liche Schlüssel der der Singer Singer fehlten; diese hatte allem lernte ich eine gewisse Pade kennen, ohne zu wissen, daß sie unter Richard zur Hilfe nehmen mußte. Abends gegen 71/2 Uhr begab ich Anschein nach der Mörder mit sich genommen, um aus dem Hause polizeilicher Kontrolle stand. Präf. Sie sollen sie zur Unzucht mich zu Brodmann, um abzurechnen. Präs.: Brockman beheraus zu kommen. Der Mord muß nach den Berechnungen der angehalten und aufs gröblichste mishandelt haben, wenn sie nicht hauptet mun, dies sei durchaus unwahr, es sei erst 7 Uhr Anklagebehörde zwischen 2 und 3 Uhr nachts vollführt sein; um diese auf Unzucht ausging. Angefl: Ich habe sie nicht dazu an- gewefeit. Befindet er sich im Recht, so hatten Sie noch Zeit hat ein der Mordstätte gegenüber wohnender Zenge, der des gehalten. Präs. Sie sollen sich von der Pade vollständig haben Beit mit dem Schnellzuge um 7 Uhr 18 Minuten nach Berlin Nachts bei offenem Fenster schläft, einen markerschütternden Schrei ernähren lassen. Angel.: Das ist richtig. Präs: Sie zu fahren, denn Brockmanns Geschäft ist kaum 10 Minuten vom gehört. Die ermordete Bertha Singer gehörte zu den Straßendirnen sollen täglich 8-9 M. von ihr erpreßt haben! Angel.: Die Bahnhofe entfernt. Angefl.: Brockmann muß sich irren, es war niedrigster Gattung. Einem Mann, der mit ihr befreundet war, hat hat sie mir freiwillig gegeben. Präs.: Sie sind wegen eher nach 1/2 8 1hr als vor dieser Zeit. Außerdem hatte ich gar sie noch kurz vor ihrem Tode von ihrem„ Liebsten" erzählt und be- Kuppelei, Körperverlegung und versuchter Nötigung zu einem Jahr drei feine Veranlassung, nach Berlin zu fahren. Präs.: Fahren Sie merkt, daß sie sich vor ihm fürchte, da sie bereits mehrfach von Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt worden. fort. Angel.: Brodmann war mit den Knopflöchern in einigen ihm bedroht worden sei. Zur Bekräftigung ihrer Worte holte Angell: Das war eben wegen der Pade.- Präs.: An- Jadetts nicht zufrieden, ich mußte einige Stüde mit zurück nach fie aus der Seitentasche ihres Klapp- Portemonnaies einen Droh- geklagter, haben Sie auch noch mit anderen Frauenspersonen in Hause nehmen, um sie zu ändern. Sein Geschäftsführer Baresel brief heraus, aus welchem dem Zeugen noch folgende gleicher Weise verkehrt? Angefl.: Nein. Präs: Num, ich muß sich dieses Umstandes noch entsinnen können. Präs Gut, Worte erinmerlich find: Wenn Dit mich anzeigst, anzeigst, werde will Ihnen sofort eine ganze Reihe Namen solcher Mädchen dann wollen wir diesen Zeugen noch schleunigst laden lassen. ich es Dir schon besorgen, dann schlage ich Dir den Kopf ein. nennen, deren Zuhälter Sie gewesen sein sollen. Angefl: Angel.: Ich wollte am Sonnabendabend auch noch Futter haben, Das ist nicht wahr; ich war nur mit ihnen bekannt. Bräf. Brodmann meinte aber, es sei besser, wenn ich dies am Montag Das mutmaßliche Motiv des Mordes. Dagegen sprechen doch sehr erheblich verschiedene Anzeichen, beispiels- hole, es mache ihm zu viele Umstände. Ich brachte also meine Die Singer war mu in den Berliner Zuhälter- und Dirnen weise ein Brief, in welchem Sie sich beklagen, daß Sie mit dem Jadetts nach Hause. es muß gegen 8 Uhr gewesen sein. Ich ging bald Heat Senunziantin bekannt und es liegt die Annahme einen Mädchen Pech gehabt haben: Sie hätten fie eingeklufter" wieder fort. Zunächſt begab ich mich nach dem Schillingschen Lokal, nahe, daß der Mord von einem Liebsten" verübt worden sei, der und schon am nächsten Tage sei fie arretiert worden. Ich lege wo ich mich bis gegen 10 Uhr aufhielt. Sodann besuchte ich die fich vor einer Strafanzeige von ihr fürchtete. Der Droh- Ihnen jetzt hier diese Photographie vor. Sehen Sie sich dieselbe Günthersche Schankwirtschaft. Ich unterhielt mich dort längere Zeit brief hat sich in dem Portemonnaie nicht mehr vorgefunden, die an und dann jagen Sie, ob Sie die Frauensperson kennen. mit der Kellnerin Lieschen. Es tamen dann noch zwei Gäste, anBlutspuren an der Seitentasche des Portemonnaies deuten darauf anget I.( nach Besichtigung des Bildes): Ich habe inzwischen erscheinend Maurer, von denen einer vom Wirt um eine alte Schuld hin, daß der Mörder ihr den Drohbrief entnommen hat, die That fahren, daß es die Singer sein soll, ob sie es aber ist, weiß ich gemahnt wurde. Ich ging gegen 3/411 Uhr fort, besuchte noch ein sache, daß sämtliche Kästen und Kisten durchwühlt waren, läßt die An- nicht. Präs.: Das wird den Hauptteil der Beweisaufnahme und anderes Lokal, und begab mich dann zu der Budig, bei der ich übernahme zu, daß es dem Mörder vielleicht darum zu thun war, etwaige den Schwerpunkt der Verhandlung bilden. Sie behaupten alio fort nachtete. Als ich sie am anderen Morgen um 8 Uhr verlassen wollte, berräterische Briefe, die die Singer von ihm in Händen haben konnte, gefegt, die Singer gar nicht gefannt zu haben. Angell.: Ich habe sie standen zwei Frauen vor der Thür, welche sich unterhielten. Ich zu beseitigen. Die Nachforschungen der Polizei, die sofort 1000 m. nie gefehen, bezw. gekannt. Präs. Es ist aber eine große Anzahl von wollte nicht, daß sie mich sehen sollten. kehrte deshalb wieder um Belohnung für die Entdeckung des Thäters ausfezte, richteten fich Perionen vorhanden, welche Ihren Umgang mit der Singer bezengen. und blieb noch einige Zeit bei der Budig. Es muß gegen 10 Uhr insbesondere auf die Ermittelung eines früheren Zuhälters der Er- Angel.: Das ist irrtümlich. Präs.: Sollte das, was diese gewesen sein, als ich mich wieder zu Hause befand. Präs: Nunt mordeten, von welchem nur der Vorname Hugo" bekannt war. Es Menge Zeugen befunden, alles erlogen sein? Angel.: Es ist kommt der Sonntag. Angekl: Am Sonntagnachmittag fuhren war bekannt geworden, daß die Singer zu ihren Bekannten in letzter alles erlogen, es ist mir ganz unverständlich. Präs. Es ist wir mit dem Dampfer um 4 1hr von Frankfurt nach Lebus . Wir Zeit häufig von ihrem Hugo" gesprochen hatte, sie hat vor dem richtig, daß bei der Ermordeten kein einziges Schriftstück vorgefunden gingen dort im Amtsgarten spazieren und fehrten gegen 8 Uhr felben noch kurze Zeit vor ihrem Tode Besuche erhalten, mit ihm ist, welches auf Ihren Verkehr mit der Singer hinweist. Dagegen abends zurück. Am Montagmorgen holte ich mir von Brockmann Briefe gewechselt usw. Der Angeklagte Ivar in vielen ist vielen Zeugen bekannt, daß lektere ein Verhältniß mit einem und von Herzberg soviel Arbeit, daß ich vollauf zu thun hatte. „ Kaschemmen" und Kaffeeklappen Berlins als„ Hugo" oder Hugo" hatte. Haben Sie irgend einen Verdacht bezüglich der Thäter Präs.: Wenn das alles wahr ist, was Sie uns hier erzählen und " Schneider- Hugo" bekannt, man hat ihn vielfach dort mit der Singer fchaft? Sie haben doch in den legten neun Monaten hinreichend Zeit fo detailliert uns ausmalen, dann ist es ja natürlich ganz ungesehen und auch kurz vor oder nach der Mordthat ist von dem gehabt, darüber nachzudenken. Angefl.: Einen bestimmten Ver- möglich, daß Sie den Mord begangen haben. Nun sollen aber die Hauſe der Ermordeten ein Mann gesehen worden, dessen Personal- dacht habe ich nicht. Es kann ja aber ein anderer gewesen sein, der Thatsachen zwar wahr sein, aber auf ganz andere Daten fallen. beschreibung im allgemeinen auf den Angeklagten paßt. Außerdem mit der Singer verkehrte.- Bräs.: Es ist richtig, daß die Singer Ver- Angefl.: Ich habe nur die Wahrheit gesagt.- Präs.: Wie ist wird der Verdacht gegen ihn wesentlich bestärkt durch einen am fehr mit verschiedenen Männern hatte. Ich habe dieje alle vorladen es möglich, daß, wenn sie nicht in Berlin waren und den Mord nicht Thatorte vorgefundenen beschriebenen Zettel und durch ein bei der laffen, um sie den Rekognoscirungszeugen gegenüber zu stellen. begangen haben, Sie bei ihrer ganz plöglichen Verhaftung so ganz Polizeibehörde eingegangenes anonymes Schreiben, in welchem Angell: Die Zeugen müssen sich bezüglich meiner Person gleichgiltige Dinge, wie Ihnen an den einzelnen Tagen passiert sein Dinge mitgeteilt werden, die nur der Mörder wissen konnte. Die irren. Präs.: Thatsache ist, daß die Singer in ihrem Portemonnaie follen, jo fest im Gedächtniß gehabt haben? Der Angeklagte beSchriftzüge sowohl auf dem Bettel als auch in dem anonymen einen Brief bei sich führte, den verschiedene Personen gesehen haben. hauptet, daß er die Daten auch nicht gleich gewußt, sondern sich Schreiben sollen auffallende Aehnlichkeit mit der Schrift des Ange- Die Singer hat wiederholt ihre Befürchtung ausgesprochen, daß ihr erst nach und nach auf sie besonnen habe. Präs: Sie tlagten haben. Guthmann, der als einer der gewaltthätigsten Zu- etwas geschehen werde. Sie wisse ein Verbrechen, welches ihr Hugo" haben Ihre darauf bezüglichen Angaben dreimal verschieden hälter Berlins gilt, bestreitet seine Schuld und hat bisher begangen habe, und dieser habe ihr gedroht, daß er ihr die Kehle gewechselt, nachdem die Budig, die zuerst ganz munter abgeleugnet, mit der Singer näher bekannt gewesen zu sein oder die abschneiden werde, um einer Anzeige vorzubeugen. Angeti. in Ihrem Sinne ausgesagt hatte, hatte, bei ihrer eidlichen verdächtigen Schriftstücke verfaßt zu haben. Ja, das mag sein, aber ich bin dieser Hugo nicht gewesen. Vernehmung doch erklärte, daß Sie nicht immer bei ihr genächtigt Bräf.: Sie wissen doch, daß die Prostituirte Thiele in ähnlicher haben. Ueberhaupt sollen Sie mit großer Gewandtheit Ihre AusWeise ermordet wurde wie die Bertha Singer? AngelL: Ja fagen gewechselt haben, sobald Ihnen die Unwahrheit Ihrer BePräs.: Auch sie soll von einem Zuhälter ermordet sein, der sie hauptungen nachgewiesen wurde. Anget: Das kommt daher, zu fürchten hatte. Haben Sie die Thiele gekanut? Angefl: baß ich selbstverständlich erst mühsam die einzelnen Vorkommnisse Nein. Präf.: Die Zeugen müßten sich irren, die dies be in meine Erinnerung zurückführen mußte.- Präs.: Nun noch haupten? Anget: Gewiß, ich bleibe dabei, ich habe die Thiele eins: Hier find die Inhaber der Firma Herberg in Frankfurt a. D., nicht gelaunt. für welche Sie arbeiten, zur Stelle. Dieselben haben nun bisher auf das allerbestimmteste bekundet, daß Sie am Dienstag, den Präs.: Nun sehen Sie mal das Schriftstück an, das an die 7. Juni, bei ihnen vorgesprochen haben. Als Ihnen Herzberg VorDie Auflage vertritt Staatsanwalt Blaschte, die Verteidigung Polizei gerichtet wurde und mit" Hugo" unterschrieben ist. Er würfe darüber machten, daß Sie so spät kommen, sollen Sie ihm gejagt führen Rechtsanwalt Dr. Schwindt und Justizrat Dr. Sell o. fchreibt, daß er sich zwar der Polizei nicht stellen könne, aber er wiffe haben, Sie wären ein paar Tage in Berlin gewesen und hätten sich prachtDa die Verhandlungen mehrere Tage dauern werden, läßt der Vor- biel in betreff des Singerschen Mordes mitzuteilen. Sehen Sie erst voll amüsiert.- Angetl.: Das ist nicht wahr! Präs.: Die Zeugen einmal das Couvert au, haben Sie die Adresse geschrieben? fizzende drei Ersatzgeschworene auslojen. An: bleiben aber ganz bestimmt dabei. Allerdings haben Sie später vers medizinische Sachverständige find Geh. Medizinalrat get I.: Nein. Präs.: Ihre Brüder sowohl wie die Bache haben sucht, zu behaupten, daß die betreffenden Zeugen sich verhört und Dr. Long und Gerichtsphysikus Dr. Störmer, ferner Gerichts- aber sofort erklärt, daß es Ihre Handschrift sei. AngetL: Es Sie selbst gesagt hätten, Sie wären auf dem Striegerfest in Ziebingen chemifer Dr. Jeserich, als Schreibsachverständige Frau Profeffor tann wohl nur eine Aehnlichkeit vorliegen. Bräs.: Meinen Sie gewesen. Das stimmt nun aber wieder nicht, denn das Kriegerfest Dillo und Sekretär Altrich ter zur Stelle. Der dritte vorgeladene denn nicht selbst, daß die Adresse so aussieht, als wenn sie von war später. Angell: Ich habe überhaupt nur von einem Schreibsachverständige Langenbruch hat ein amtliches Attest ein Ihrer Hand herrühre?- Angeti.: Auf dem ersten Blid sieht es Bummel" gesprochen. Auf weiteres Befragen des Staatsanwalts gesandt, nach welchem er am Erscheinen verhindert ist. so aus, eine gewisse Aehnlichkeit läßt sich nicht absprechen.- Präs.: und der Verteidiger behauptet der Angeklagte ganz bestimmt, daß er überVon den vorgeladenen etwa 100 Zeugen fehlen einige; als Sie bleiben also dabei, daß sie nicht der Schreiber sind? haupt nur einmal im März in Berlin gewesen sei, vom März bis Juli aber Erklärungsgrund ertönen hin und wieder aus den Reihen der Zeugen Anget!: Dabei bleibe ich, ich bin es entschieden nicht ge- überhaupt nicht; er bestreitet, einen langen Baletot und Lackstiefeln firze, drastische Bemerkungen wie: Jst in Barnim !", BIößenwesen. Bräs.: In diesem Schriftstück find zahlreiche Menge getragen oder geradelt zu haben, behauptet, daß er überhaupt nicht wie Zeugen see!", st nach London gegangen!" 2c. Unter den anwesenden rungen enthalten, die, nach Angabe der Anklage, nur einer radeln könne und fein Sportshemd mit Monogramm Zeugen befindet sich auch der Vater, ein Bruder und die Schwieger- thun kann, der entweder selbst der Mörder oder bei dem. Morde zu bei ihm bemerkt haben wollen befize, und zur fraglichen Zeit mutter des Angeflagten. gegen gewesen ist. Es werden darin Sachen erzählt, die niemand einen grünlichen weichen Hut, der sich im Untersuchungsgefängnis anders wissen kann und es wird auch eine genaue Beschreibung des befinde, getragen habe. Auf Antrag des Staatsanivalts wird bes Zimmers der Ermordeten gegeben.- Angell.: Jch habe das schlossen, sämtliche Kleidungsstüde des Angeklagten aus Frankfurt a./D. Schriftstüd nicht verfaßt, gebe aber zu, daß die Schrift ähnlich ist.- hierher schaffen zu lassen. Präs. Sie sollen, als Ihnen die Schrift auf der Polizei vorgelegt Damit ist die allgemeine Vernehmung des Angeklagten beendet. Als vierter Schriftsachverständiger meldet sich nachträglich Schulrat wurde, merkwürdigerweise sofort auf einige Verschiedenheiten und Präs.( zum Angeklagten): Ich möchte Ihnen noch eins vor Dr. Grabow, der wie die übrigen bereits ein schriftliches Gut- einige orthographische Fehler aufmerksam gemacht haben. Anhalten: Als Sie eines Tages vor den Untersuchungsrichter geführt achten abgegeben hat. Die Sachverständigen werden vorläufig ent- geflagter: Das habe ich erst gethan, als ich nach Diktat ge- wurden, wurden Ihnen dort einige Personen gegenübergestellt, welche lassen. Der Vorsitzende teilt seine Ansicht dahin mit, daß die Ver- schrieben hatte und die beiden Schriften verglichen wurden. Sie genau refognoscierten. Als Sie dann von dem Gerichtsdiener handlung schwerlich bis Sonnabend werde zu Ende geführt werden Bräs.: Bei der Ermordeten ist auch ein Schlüssel gefunden worden, Hauth wieder zum Untersuchungsarrest zurückgeführt wurden, sollen tönnen, sondern möglicherweise bis tief in die nächste Woche der nach der Bekundung der Zeugin Bade ein zu ihrem Reiseforb Sie dem Beamten gesagt haben: Nun wird die Geschichte für mich hinein sich ausdehnen werde. Mit Rücksicht auf die vorübergehend gehöriger Schlüssel ist Sie hatte zu diesem Korbe zwei Schlüffel, faul, ich kann schon teine Nacht mehr schlafen, um einen Alibibeweis
Bei der
"
Eröffnung der Situng
durch den Vorsitzenden Landgerichtsrat Boisly ist der Andrang des Publikums noch kein großer, doch füllt sich der Zuschauerraum nach und nach bis auf den letzten Plazz. Das weibliche Element ist wieder zahlreich vertreten.
Der Angeklagte, eine schlanke Figur, ist fauber gekleidet, trägt das Haar sorgsam gescheitelt und den dünnen Schnurrbart schneidig nach oben gedreht.
Als
Die Vertheidiger erklären, daß sie auf einige der ausgebliebenen Zeugen nicht verzichten können. Der Staatsanwalt erklärt, daß er die Liste dieser Zeugen der Kriminalpolizei übergeben und diese mit der Vorladung betrauen werde.
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-O
-
-
-
"
-
-
-
-
-
-
-
-