Melnicke

Praha I Hybernsk

II.

Ginzelpreis 70 Seller. Einschließlich 6 Heller Bortol

aldemokrat

Zentralorgan d. Deutschen demokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Amerika

verstärkt seine Flotte

100 Millionen Dollar für Schiffsbauten

Washington , 28. Dezember. Im Marine­ministerium verlautbart, daß in der fünftigen Session des Kongresses zwei Resolutionsanträge eingebracht würden, die sich mit der Sicherung der Marinekräfte der Vereinigten Staaten bein­halten, daß die Marinekräfte in der vertrags­mäßig festgesetzten Höhe aufrechterhalten werden. Die zweite Resolution wird eine Ermächtigung für die Regierung fordern, bei Bedarf veraltete Schiffe durch neue Einheiten zu ersetzen.

Im Rahmen des Programms des Marine­ministers Swanson, betreffend die Moderni­sierung und den Ausbau der Kriegsmarine, wird der Kongreß um die Sicherstellung des für den Bau von Schiffen im Jahre 1934 bestimmten Betrages von 100 Miillonen Dollar ersucht wer­den. Es handelt sich hier um den Bau von zwei schweren Torpedobootzerstörern, zwölf leichten Torpedo bootzerstörern, sechs Unterseebooten und unt die Deckung des Bauaufwandes für einen schweren und zwei leichte Kreuzer, deren Bau bereits bewilligt wurde.

Dollfuß dekretiert das Budget

und bridit damit offen die Verfassung

=

Wien , 28. Dezember. Der Ministerrat hat heute nach ganztätigen Beratungen das Budget für 1934 diftatorisch beschlossen und damit un verhüllt die Verfassung gebrochen, die das Budgetrecht ausschließlich dem Parlament

zuerkennt.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Redaktion u. Berwaltung: Brag II, netasanta 18 Telepb.: 20793. 31409, natrebaft.( ab 21 tor): 33838, Boldedami: 37544

Freitag, 29. Dezember 1933

Mussolini

Nr. 303.

Bischöfliche Mahnung

als Schrittmacher der deutschen Aufrüstung bigen einen Sirtenbrief erlassen, der in ein­

Er will dafür die Völkerbundreform fallen lassen

Paris , 28. Dezember. Gestern traf, nach einer Havas- Meldung, der britische Außen­minister Sir John Simon auf Capri , wo er auf Weihnachtsurlaub weilt, mit dem neuen britischen Botschafter in Rom Sir Eric Drummond zusammen, der sich in Capri cingefunden hatte, um Simon über die Ansichten Mussolinis, betreffend die zwei Haupt­gegenstände der künftigen Verhandlungen zu informieren: Ueber die Frage der Reform des Bölkerbundes und über die Abrüstung.

Italien bestehe nicht mehr auf einer durchgreifenden Reform des Völkerbundrates, dagegen lege Mussolini der Regelung der Abrüstungsfrage große Bedeutung bei.

Es erscheint nunmehr als sicher schreibt der Savad- Berichterstatter-, daß das Meritum des Kompromißvorschlages, welchen Mussolini ausarbeiten und Simon vorlegen will, darin bestehe, daß Deutschland das Recht zuerkannt werde, aufzurüsten. Frankreich soll ersucht werden, einer ziemlich weitgehenden Abrüstung zuzustimmen.

Der Erzbischof von Prag Karl Kaspar hat zu Weihnachten an die fatholischen Gläu dringlichen und warmherzigen Worten zu den sozialen und moralischen lebeln der Zeit Stellung nimmt. Gerne sei zugegeben, daß sich der Inhalt des erzbischöflichen Schreibens von der Haltung gar vieler christlichsozialer Politi­fer und den Enunziationen mancher Heßpfaf­fen wohltuend unterscheidet, daß aus ihm soziale Erkenntnisse sprechen und daß den Erz­bischof persönlich offenbar der gute Wille be­seelt, in die Wirrnis und das Elend unserer Tage helfend einzugreifen. Er müßte auch ein Unmensch sein, wenn er auf der hohen Stelle, auf die er von der katholischen Kirche gestellt ist, sich gegenüber der furchtbaren Notlage, in die Millionen verzweifelnder Menschen un­schuldig geraten sind, blind stellen und nicht wenigstens Worte des Trostes zu spenden sich bemühen wollte. Freilich frägt es sich, ob die Feststellung des erbarmungswürdigen Ja mers dieser Millionen, die Spendung von

Sir Simon für Donnerstag nach Rom eingeladen röftungen und die Anrufung der Wildtätig

Sir Eric Drummond übermittelte seinem Außenminister auch die Neujahrswünsche des italienischen Ministerpräsidenten Mussolini und gleichzeitig dessen Einladung zu einem Besuch in Rom am Donnerstag, den 4. Jänner. Bei dieser Zusammenkunft Mussolinis mit Sir John Simon sollen alle aktuellen europäischen Probleme besprochen werden.

Vor der Uebergabe der Antwort

Konferenzen in Paris

feit ausreichen, an den gegebenen Verhältnis­sen irgend etwas zu ändern und ob nicht darum die Mahnungen des erzbischöflichen Sirtenbriefes ebenso wirkungslos verklingen werden, wie ähnliche Sendschreiben vorher.

Es ist nicht das erstemal, daß katholische Oberhirteit sich auf die Bergpredigt besonnen und der Kirche eine soziale Mission sichern wollten. Auch einzelne Päpste haben dies ge= tan, so Papst Leo XIII. , der in seiner En zyflika Rerum Novarum" die soziale und Paris , 28. Dezember. Der französische und protestieren heftig gegen eine derartige Ab- wirtschaftliche Entwicklung u. Botschafter in Berlin , Francois Poncet , iſt ſicht. den Worten gekennzeichnet hat: Reich ümer bereits heute vormittags in Paris eingetroffen und Die sozialistische Presse fordert, daß die fran- strömen auf einen fleinen Teil von Leuten u wurde nachmittags vom Außenminister Paul- zösische Regierung entschieden eine Abrüstung jammen. Die Wienge verarmt," Worte, die Boncour empfangen, der ihm mündliche In- durchführe und der Regierung Hitler die Verant- start an den von der Kirche und von allen struktionen der französischen Regierung zu den wortung vor der Welt auferlege. deutschen Forderungen gab.

den Völkerbund

christlichsozialen Wald- und Wiesenpolitifern Während die Regierung bisher immer verdamenten Marrismus erinnern und an die wenigstens versucht hat, eine wenn auch nur Der Text des schriftlichen Aide- Memoire", Herriot_verteldigt auch Erzbischof Kašpar in seinem Sirtenbrief scheingesetzliche Begründung für ihre Maß­erinnert. Am weitesten ist in der Brandmar nahmen vorzutäuschen, hat sie diesmal ganz dar- wie es in der amtlichen Bezeichnung genannt auf verzichtet, auch nur den Schein zu wahren. wird, wurde bisher noch nicht definitiv redigiert. An amtlichen Stellen wird bestätigt, daß die Re Paris , 28. Dezember.( Savas.) Die Zeitung der Schäden unseres Zeitalters der ehe­sierung diesen schriftlichen Tert durch Vermittlung schrift Les Annales " veröffentlicht in der mormalige Erzbischof von Prag de ordač gegan­hrer diplomatischen Vertreter den Regierungen gigen Freitagnummer einen Artikel Serriots gen, der sich nicht nur mit der Konstatierung befreundeten Staaten mitteilen wird. über die italienische Anregung zur Reorganisie der aus der fapitalistischen Produktionsweise Heute hatten Außenminister Paul- Bon- rung des Völkerbundes. Herriot fagt in diesem hervorgehenden Uebel für die Mehrzahl aller Menschen begnügte, der die Botschaft von der cour und der Staatssekretär des Ministeriums Artikel, daß sich die Lage allmählich fläre. für Auswärtiges Leger Unterredungen mit den Pariser diplomatischen Vertretern der befreundeten Staaten.

Der Voranschlag soll am 31. Dezember durch eine Verordnung auf Grund des viel miß brauchten friegswirtschaftlichen Ermächtigungser geseges in Kraft geseßt werden.

Illegale Nazi- Propaganda

Presseiende

um die Abrüstungskonferenz

Wir Franzosen ," fährt Herriot fort, sozialen Mission der Kirche wörtlich zu nehmen tellen uns absolut und entschieden gegen sich unterfing und an die Wurzeln der fapita­die italienische Anregung und wir halten es listischen Ordnung, die in Wahrheit eine für unsere Pflicht, dies offen und aufrichtig Anarchie ist, Hand angelegt zu sehen wünschte, zu sagen, da der Welt gegenwärtig wenigstens weil er nur von solchen Eingriffen, nicht aber flare Gedanken not fun. Der Versuch zur von allgemein gehaltenen Troft- und Ver­De

Ueber den Inhalt dieses schriftlichen Doku- Schaffung, einer internationalen des dammungssprüchen eine wirkliche Verbesse­

Ergebnisse und es bestehen bereits so viele rung des Loses der Menschheit erwartete rechtliche und vertragliche Verpflichtungen, die eine Einstellung, die dazu führte, daß Kordeč auf dem Völkerbund gegründet sind, daß durch von Rom abgefeßt und in die Berbannung ihre Zerreißung die Welt in ein völliges geschickt wurde. Noch immer hat sich die soziale Chaos und sehr rasch in einen Krieg gerissen Mission der Kirche darin erschöpft, den Auss würde." gebeuteten und Unterdrückten zuzureden, ihr Herriot führt das Beispiel der österreichi Schidjal, das in der gottgewollten Ordnung ſchen Republif an, die bereits zweimal vom begründet jei, geduldig und demütig zu er Bölkerbunde gerettet wurde, ohne daß ihre poli tragen, die besitzenden Klassen dagegen zu ge­

tische Freiheit bedroht worden wäre, und die sich

Wien , 28. Dezember. In der Nähe der Ge­meinde Antiesenhofen bei Ried in Oberösterreich überraschten Gendarmen zu den Feiertagen ein Auto, das eine Menge von Drudschriften und cine größere Anzahl von Petarden und anderer Explosivförper aus Deutschland über die Grenzs mentes wurde bisher feine amtliche Mitteilung gebracht hatte. Die zwei Insassen des Autos gemacht. Zwischen der Linkspresse und der Rechts­chsrechtliche wurden verhaftet und der Wagen beschlagnahmt. preffe ist eine ziemlich lebhafte Polemik darüber In Klagenfurt wurde am Hl. Abend der entbrannt, wie die angekündigten französischen Ab­junge Nationalsozialist Rudolf Kircher ange- rüstungsvorschläge, welche die französische Dele halten. Bei der vorgenommenen Leibesdurch gation nach der gestrigen Mitteilung des Mi­juchung wurde bei ihm eine Menge illegal ge- niste präsidenten Chantemps- Bressevertretern Propaganda- gegenüber, im Jänner 1984 dem Präsidium der druckten nationalsozialistischen Unter- Abrüstungskonferenz unterbreiten wird, beschaffen materials vorgefunden. Die juchung führte die Behörden auf die Spur einer sein werden. geheimen nationalsozialistischen Druckerei in der Die Rechtsblätter teilen mit, daß die französiebt auf dem internationalen Forum ihren Vermahnen, die Grundsäße der christlichen Näch­Wohnung des Handelsangestellten Tischler. fisch Regierung bereits in der ersten Abrüstungs- teidigern anschließt. Weiter hebt Herriot die vollstenliebe zu betätigen. Genützt haben diese Tischler und einige seiner Mitarbeiter wurden periode eine 50prozentige Einschränkung der Vom lommene Uebereinstimmung Frankreichs mit Episteln nicht das mindeste. Die katholische gleichfalls verhaftet. bardierungsflugzeuge durchzuführen beabsichtige, Lord Cecil hervor, daß oligarchische Absichten als Kirche, die sich in der Befolgung ihrer sozia­Versuch zur Rückkehr des Systems der Heiligen len Mission nicht einmal dazu verstehen Alliance abgelehnt werden müssen. wollte, daran mitzuhelfen, daß dem Untier Wenn sich der Völkerbund ändern sollte, so Kapitalismus die Krallen beschnitten werden, nur in dem Sinne, daß ihm ein noch de mp die Bestie durch freundliche Mahnungen zu fratischeres Statut gegeben wird, nicht befehren suchte und an den Fundamenten der aber in dem Sinne, daß er durch einen Rat der heutigen Ordnung nichts geändert wissen will, Großmächte ersetzt wird. In seiner accemmän figen Form bringe der Böfferbund bereits den mußte sehen, daß das vom Kapitalismus ver Grundsatz der Gleichberechtigung der Völker, der schuldete Unglück immer größer werdender ein rein französischer Grundsaß ist, mit der wah Massen weiter um sich griff und heute bis zu ren Lage der Großmächte, die den Völkerbund einem Zustande fortgeschritten ist, von dent rat beherrschen, in Einflang. Erzbischof Kašpar selber sagen muß, daß er eine Gefahr für die gesamte menschliche Gesellschaft darstellt.

Annäherung Rußlands an den Völkerbund? Stalin über die japanische Gefahr

New Yort, 28. Dezember.( Reuter.) talin erflärte in einer Unterredung mit dem Bertreter der New Yorf Times" Walter Duranty : Die Sowjetunion fönnte den Völker­bund unterstüßen, wenn dieser sich gegen den Krieg stellen und den Frieden unterstüßen

wollte"

Stalin fügte hinzu: Es besteht ernste Gefahr durch die Kampfattionen Japans und uns bleibt nichts anderes übrig, als uns vorzubereiten, um dieser Gefahr ent gegenzutreten. Japan würde nicht flug handeln, wenn es uns überfallen würde. Seine wirtschaftliche Situation ist keine allzu gesunde und es hat viele schwache Puntte, z. B. Korea, die Mandschurei und in China ."

,, Wenn jemand," erklärt Herriot , uns Franzosen die Frage vorlegt, ob wir einer Aenderung des Völlerbundes unsere Einwilli­gung geben würden, die für die Autorität der Großmächte noch borteilhafter wäre, dann darf niemand an unserer Antwort zweifeln. Sic wird lurz aber flar lauten: Rein1"

Erzbischof Kašpar erkennt die Lage der großen Massen, die in einer Zeit vollendetster technischer Einrichtungen und aufgehäufter Mengen von Nahrungsmitteln bis über die

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