Mittwoch, 31. Jänner 1931
rrr Qknufc. Lirescmann trieb Locarnopolittk in I der J'klnfioii, durch sie binnen vier, fünf Jah­ren die Revision der Ost grenze errei­chen zu können. Darum war für ihn jenes Ost-Loeorno", das jetzt Adolf Hitler   abgeschlos­sen hat. ganz indiskutabel. Trotzdem war er ein Landesverräter, und Hitler   ist der Retter des Vaterlandes. Das Tollhaus wird noch toller, wenn man beobachtet, wie sich der Volksbemtstragte Hitler  vor P i l k u d s k i verbeugt, um gleich daraus in weitem Bogen aus Dollfuß   zu spucken Zugegeben, bevor das Dritte Reich ausbrach, war dos Verhältnis zu Polen   weniger gut, als cs augenblicklich zu sein scheint, aber ungetrübt herzlich war das Verhältnis zwischen den bei­den deutschen   Staaten Deutschland   und Oesterreich. Ter Nationalsozialismus hat nicht| nur innerlich dos deutsche   Volk in zwei Teile zerrissen, von denen der eine sich in seinenr Sie- gerübcrmut svreizt, während der andere di» grauenhostcste Unterdrückung erleidet, eS hat auch außenpolitisch die schmählichste Situation geschaffen. die sich überhaupt denken läßt, in dem er der West das Schauspiel eines neuen 1866 bot. Gleichberechtigung Deutschlands   der Volksbcaustragte Hitler   tut, als ob er sie er­funden hätte. Vielleicht haben wir Tozialdemo- kraten nicht so laut nach ihr geschrieen, ober sicherlich haben wir mehr fiir sie g e t a n. Tenn der Erfolg im Kampfe um die Gleichberechti­gung fetzt bei den anderen ein Gefühl der Achtung voraus, das nicht durch Gebrüll und Waffcnklirren, sondern nur durch kultu­relle Lei stungen hervorgerusen werden kann. Hitler   sprach gestern auch von den K u l- t u r n a t i o n e n. Ein seltsames Wort, wahr­haftig, in dem Munde dieses Mannes, der das deutsche   Volt aut den Reihen der Kulturnatio­nen hinaus in die Barbarei gestoßen hat! Er beklagte sich unter anderer« auch über das Aus- land, das den obersten deutschen   Gerichtshoj verhöhne. Aber die schliminste Verhöhnung dieses ober st en Gerichtshofs ist nicht im Ausland, sondern im Inland began­gen worden, als vier Männer in Hast behalten wurden, die der oberste Gerichtshof f r e i ge­sprochen hatte. Eine Kulturnation wird Deutschland   erst wieder werden, wenn eS wieder politisch denken gelernt und sich von der Herrschaft dieses son­derbarsten allerVolksbeauftragten" befreit haben wird. Möge keiner, der gestern am Rund- funk die rednerischen Exzesse des Führers und die Exerzitien einer militärisch gedrillten Der- sammlung vonGesetzgebern" kopfschüttelnd miterlebte, vergessen, welches namenloses Grauen sich hinter diesem lärmvollen Thea- ter verbirgt. Den Sirenengesängen der Diktatur daS Ohr zu verschließen, mißtrauisch zu sein, ist Pflicht eines jeden, dem daS Schicksal der Menschheit am Herzen liegt Denn der Mann, der gestern sprach, ist ein Unglück fiir Deutsch, land nnd eine Gefahr für die Welt.
Die gesamtstaatliche Kinderhllisahtion
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Kenstllalerende Versammlung derDemokratie Iflr die Jagend" Vorsitzender: Kanzler Samai Auirnl an. die önentildikett
Im großen Sitzungssaal« des TyrS-HauseS aus der Kleinseite in Prag   fand gestern vormittag die konstituierende Versammlung der gesamt« staatlichen AktionDie Demokratie für die Ju­gend" unter Teilnahme von etwa 200 Dele­gierten statt. Kanzler Dr. S a m a l hob her­vor, daß sich gleich auf den ersten Appell zur Arbeit an der Hilfsaktion für die unter der gegenwärtigen.Krise leidenden Kinder zahlreiche Korporationen und Einzelpersonen gemeldet haben, daß niemand von der Mitarbeit an diesem Werke ausgeschlossen ist nnd daß kein Unterschied I in bezug auf Nationalität, Rasse, Konfession und soziale Stellung gemacht werden wird und ge­macht werden darf. Keine von den Kinderfür­sorge-Korporationen wird durch diele Aktion in ibrer Selbständigkeit bedroht iverden. Nunmehr handelt es sich darum, die bisherige Kin« dersürsorgez« konzentrieren nnd zu I ergänzen. Die BorbercitungSarbeiten Iverden! möglichst beschleunigt werden. Im deutschen  Teile seiner Ansprache betonte Tr. Samal. daß die Aktion im Zeichen der Annäherung der beiden in diesem Staate wohnenden Völker- st ä m m e vor sich geht. Nach kurzer Debatte wurde ein 3vgliedriger erweiterter Ausschuß und ein 18gliedriger engerer Ausschuß, mit Kanzler Tr. Samal an der Svitze, gewählt und folgende Kundgebung be­schlossen: Der gesamten tschechoslo ­wakischen Oeff entlieh keltl Sur den Ausruf der tschechoslowakischen Schrift­steller. Künstler und Repräsentanten der Wissenschaft, daß in dieser Zeit der Not eine außerordentliche Für­sorge dem körperlichen und sittlichen Schutz der von der Not bedrohten Jugend gewidmet werde, hat ssch die Mehrheit unserer humanitären, kulturellen, gumnastischen und wirtschaftlichen Korporationen zur Mitarbeit gemeldet. Ihr« Vertreter ver'ammelten sich am 3V. Jänner im Tprö-Hame in Prag   und wählten einen gemeinsamen Aktionsausschuß. Taniit tritt die AktionDemokratie für die Ju­gend"<D. D.) ins Leben und stützt ssch vom ersten Augenblick aus die Mitarbeit von mehr als zwei Millionen Mitgliedern der beteilig­ten Korporationen aller unserer Nationen. Bon diesem Augenblick gelte für jeden, wer Mitglied irgendeiner Organisation ist, welche zur
Aktion.D. D." beitrat oder beitreten wird, folgendes als Pflicht und Dienst: i überall in Eintracht und duldsam mit allen ander« mitzaarbciten zur Errichtung der Ort«, ausschüsf« der AktionX. X.", welch« sich| sofort an Ort und Stelle der bisher hilflosen Kinder annehmeu würde«; beizutragen zur Gründung und Lallständig- keit einet Bedarftkataftert in jede« Orte, d. h. einet Verzeichnisses aller Kinder und nicht er­wachsener Personen, welch» Hilfe bedürfen, wobei die fachmännische Mitarbeit aller sozial Tätigen nnd Aemter van Elterrät«, Lehrern, Aerzten, Geistlichen und allen Personen notwendig ist, welche mit der menschlichen Not in Berührung kommen; I überall von Person zu Person eine Bewe­gung hervorrusen, dass Kinder ihren armen Ka-1 meraden helfen, Tinmilien andere« Kamillen, I Frauen den Müllern und alle, die irgmdwl« kän- neu. Hilfe bringen für die verlassene«, unter­ernährten und armseligen Kleinen; ausdauernd eine angemessen« Arbeit sowohl für den körperlich arbeitenden, alt auch für den| studierenden Nachwucht;n suchen, welch« bei seinem. (finteitt in» Leben moralisch nnd physisch dm bösen»folgen der Arbeitslosigkeit aus­gesetzt ist. Ties sind die ersten Aufgaben, zu deren Lösung überall und sofort geschritten werden muß, inzlvische: I bei individuellen Fällen, bevor noch nicht I die Mittel zu einer organisierten Hilfe vorbereitet sein iverden. Es möge keine einzige der bisherigen Hilft aktionen eingeschränkt oder eingestellt werden,. die unter welchem Titel auch immer für unsere Kinde sorgen; es handelt sich darum, diese Fürsorge zu konzentrieren, auch zu ergänzen nndI erhöhen damit sic gerecht an alle und vom auer verteilt werde. Die OrganisaiionSmaßnabmen, durch Ivelche die AktionD. T." von der Zentrale bis zu den OrtS- auSschüisen gegliedert werden wird, werden in nächster Zeit erfolgen. Tie provisorische Kanzlei der Zentrale ist Tyrs- Haut in Prag   III., Telephon Nr. 44.444. Tie Ausgabe, für die Kinder zu sorgen, ist I unsere gemeinsame Aufgabe. Alle werdet ihr gerusm. an ibr mitzuarbeiten und die richtige. nnd gerechte Durchführung zu sichern. Von allen wird Mitarbeit I nicht bei der Aufbringung der Mittel, sondern auch bei der K o n t r o l l« verlangt. Die moralische und physische Hilfe der Jugend ist gleichzeitig eine Erziehung der nächsten Genera­tion. Was ihr für die Kinder tut. das tut ihr für die Zukunft des Volkes und des Staates.
Wider Bergarbeiterstreik, Brüx  , 30. Jänner. Der Streik auf den 1 SchächtenZentrum" undKolumbus  " der nord­böhmischen Kohlenberg-Gesellschaft dauerte auch heute an. Die Situation hat sich insofern ver-1 schärft, als auch auf demHerkules"-Schacht in Malrheuern die Belegschaft in einen Sympathie­streik trat und nicht ausfuhr, sondern in der Grube verblieb. Bon den koalierten Bergarbcitervcrbänden Union der Bergarbeiter und Svaz wird erklärt, daß sie mit dieser Streikbewegung nichts zu tun haben, daß sie ihn weder einlciteten noch unter­stützten.
Verschärfte Sicherungs­vorschriften In den Gruben Brüx  , 30. Jänner. DaS Revierbergamt in Brüx   hat an alle Bergbauunternehmungen und Verantwortlichen Betriebsleiter der Schächte sei­nes AmtSberichteS einen Erlaß herausgegeben, der die schon durch den Arbeitsminister anläß­lich der Grubenkatastrophe in Ossek   angekündig­ten Aenderungen, bzw. Verschärfungen der bis­herigen Sichcrungsvorschriften gegen Kohlen­staubexplosionen zur Durchführung bringen.
kmorttSrderi»E au Kosten V>', des Iniandsnrarkta* Rach einem Bericht des Völlerbundsekreta- riateS ist der Umfang des internationalen Han­delsverkehres im Jahre 1933 etwas größer gewe­sen als ein Jahr zuvor. Leider hat die Wirtschaft der Tschechoslowakei   im Jahre 1933 keinen derar­tigen Erholungsprozeß, wie die Weltwirtschaft im allgemeinen, durchgemacht. Im Gegenteil. Sowohl die Produktion, als auch der Außenhandel du Tschechoslowakischen Republik lagen im Jahre 1938 tiefer als 1932» insbesondere ist unsere Ausfuhr ungefähr um ein Fünftel geringer ge­worden. Die ungünstige Entwicklung des Exportes, welche in vielen Branchen Einschränkung, ja Still­legung der Betriebe zur Folge hatte, sieht fest einiger Zeit im Mittelpunkt des staatspolitischen Interesses. Um den Export zu heben, um stillste­hend« Räder wieder in Gang zu bringen, um die außerhalb des Produktionsprozesses stehenden Ar­beiter wieder in die Betriebe zurückzuführen, hat man verschiedene Pläne ausgearbeitet, unter denen der Plan des ehemaligen FinanzminifterS Englisam meisten Beachtung gefunden hat. Wir haben das Wesen dieses Planes schon in früheren Artikeln auseinandcrgesetzt und wol­len daher jetzt nur kurz feststellen, daß der Vor­schlag des ehemaligen Finanzministers darin be­steht. daß der Exporteur für die abgelieferten Va­luten mehr Kc erhält, als dem offiziellen Kurs entspricht, ivährend der Importeur die fremden Valuten zu einem höheren Preis als dem Börsen­kurs kaufen muß. Durch eine solche Subventionie­rung dev Exportes soll nun der Exporteur in die Lage versetzt Iverden, seine Waren billiger auf den Welrmarkr zu bringen und so imKonkurrcnzkampfc mit den Industrien anderer Länder besser zu be­stehen. Die Beträge, die man zu dieser Unterstüt­zung benötigt, werden also durch eine Abgabe der Importeure hereingebracht. Es ist nun klar, daß der Importeur die Ab­gabe nicht auS eigener Tasche zahlen, sondern sie übcrlvälzen wird. Eine ISprozentige Jmportab- gabe würde bei einer Einfuhr von rund sechs Mil­liarden, wie sie 1933 betragen hat, etwa 900 Mil­lionen ausmachen. Man kann nun darüber strei­ten, ob der ganze Betrag auf den Verbraucher übcrwälzt würde, sicher aber ist, daß der i n- ländische Verbrauch eineMehrbe» lastung von einer halben biS drei­viertel Milliarde zu tragen hätte. Zweifellos müßten die Preise der Importwaren in die Höhe gehen, sowohl die Nahrungsmittel, die man aus dem AuSlandc einführt, als auch die in­dustriellen Rohstoffe und damit auch jene Jndu« striewaren, welche auS ausländischen Rohstoffen hergestellt werden. ES entsteht nun die Frage, ob im gegenwärtigen Moment der inländische Ver­braucher wirllich eine solche Mehrbelastung von mehr als einer halben Milliarde zu tragen im­stande wäre. Die Antwort auf diese Frage kann vom Standpunkt der arbeitenden Schichten gleichfalls nicht zweifelhaft sein. Sett dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise gehen die Löhne und Gehäl­ter der arbeitenden Klasse ununterbrochen zurück. Beweise dafür zu erbringen, ist nicht notwendig. Jeder Arbeiter und Angestellte weiß davon. ein Lied zu singen. Damit man sich nur llar sei über den Umfang des Rückganges der Löhne, sei fest- gesteltt, daß z. B. bei den Textilarbeitern der
11 H. m. ft Jom: VwitMungtM Hacke Cin Xomon in wer CpUodtn Autorisiert« UeberseUunv au« dem Hol Und Ischen von ß. R. Fucbi Müssen wir nicht zuerst irgendwohin gehen fi« waschen?" fragt« Piet besorgt. Waö?... Darum?... fragte der andere grenzenlos verächtlich. Nun?" überlegt« Piet zweifelt.Sie sind wohl ein wenig unsauber geworden nach und nach, nicht?" Was nützt da Wasser?" sand Peter.Sie gehen im Nu in die Flamm« und wenn da'n Schmutz dran ist, nu, dann brennt'ü das am besten ab, Hörste, quassel nur nich... Und wenn sie dir zu schmutzig sind, bleib nur mit deine Pfoten weg... ich will sie dann ganz allein verschinau- sen." Piel überwand seinen Ekel und begriff, daß die Umstände nicht darnach waren, um das wäh­lerisch« Herrchen zu spielen, und tapfer ver­sichert« er: Schmutzig!... Nein... schmutzig gerade nicht... Gehen wir sie nur schnell abbraten dann." Ein paar Stunden später saßen sie einander mit ernsthaften Gesichtern, jeder auf seiner Seite des Feuers, gegenüber und versuchten, das dünne Kupferdrähtchen gleichmäßig zwischen ihren Fin­gern zu drehen, um die leckeren Froschschenkelchen gar zu braten. Siehst," begann Peter, in neuen Phantasien schwelgend.Nun sind wir Pelzjäger in dev Prärie von Amerika   und wir braten einen feinen Bison- Häcker Uber unserm Lagerfeuer... Ich hab'n ge­schossen und du hast die feineKeule rausgeschnitten, und das wird'n riesiges Abendessen, Bursche!" Piet übernahm gelassen seine weniger belang ­
reich« Rolle, aber er schaute mißtrauisch auf den Bisonbuckel, der in den Flammen und im Feuer­rauch hin und her schwankt« und merkwürdig schnell seine Farbe veränderte: da Ivar nichts Blankes mehr zu entdecken, alles wurde schwarz und schivärzer. Sem Kamerad merkte die zwei­felnden Blicke, aber er lachte ermutigend: Daü ist nur'n bißchen rußiger Anflug, hörst... macht nichts... schmecken drum nur noch leckerer." Ja aber du sagtest, gab Peter zu bedenken, daß sie braun braten müssen, und nun werden sie ganz schwarz." Na ja... die kratzen wir natürlich ab... darunter müssen sie braun sein..." Aber wie kannst du daü nun sehen?" DaS kann man gar nicht sehn... das muß man wissen, Esel!... Das musi man fühlen!" O... und woran fühlt man das?" Dreh nur und laß das andere meine Sorge sein... Wirst schon sehen!" schnaubte der An­führer und Viet drehte, bis er ein krampfiges Ge­fühl in seinen Fingern und dem Daumen svürte: aber seine empfindliche Nase getvahrte einen un­angenehmen Geruch versengten Fleisches und ängstlich Ivarnte er: Sie verbrennen, Peter l" Du Tcvp!" antwortete kurz und kräftig sein Kamerad.«Dreh nur Iveiter und halt deine Klappe dicht!» Aber ein wenig später bemerkte auch er den brandigen Geruch der mürben Bisonkeule und er kommandierte:Lorl" Hierauf zog er den Draht mit den schwarz angerauchten Froschschenkelchen zu sich nnd int Nu lag Piet bäuchlings bei ihm, begierig und neu­gierig auf den unbekannten Leckerbissen. Peter zupfte ar. den schwarzen Dingern, die wie fremd­artiger Zierart eines barbarischen Volkes zu einer Kette auf den Kupferdraht gereiht waren, aber zog seine eiligen Finger schnell wieder zurück und
steckte sic fiuchend in den Mund:Au! Sodo- miter!... Die Dreckdinger sind glühend!" Er sog emsig an seinen schmerzenden Finger­spitzen und betrachtete zornig seinen Gefährten, der sich uitterstanden hatte zu lächeln. Daim ging er vorsichtiger zu Werk bei der Untersuchung, ob die Götterspeise schon gar wäre, und zu seinem Entsetzen mußte er feststellen, daß die saftigen Schentelchen wie steinharte Kohlenstückchen an dem Draht hingen. Prüfend steckte er eine Kostprobe in den Mund, aber er spuckte sie voll Ekel sofort wie­der ins Feuer, wischte die schwarzen Splitter von Zunge und Lippen, prustete und fluchte erbärmlich. «Verbrannt, he?» fragte Piet erleichtert, aber er getraute sich nicht zu lachen über daS grim­mige und ekelverzerrte Gesicht seines enttäuschten Gefährten. «Gallenbitter, verdammt!" raste Peter und auf der Suche nach einem Sündenbock, an dem er seine schleckte Laune auslaffen konnte, fügte er hin­zu:Hättest auch besser aufpaffen können als Maulaffen feilhalten I" Aber diese Ungerechtigkeit ließ sich Piet nicht gefallen. «Der Schlag soll dich treffen!" schalt er bös­artig zurück. Selbst'n Trottel! Hab dich doch ge­warnt, aber du hast immer nur gesagt: drehen!.. Und weil jetzt alles verbrannt ist, soll ich die Schuld haben... Such dir'n andern Narrenl» Peter guckte ihn mit weitaufgerissenen Augen an, erstaunt über den heftigen Ausfall und wütend darüber, daß er recht hatte. Aufreizend gelassen schnarrte er: Hör mal das Wickelkind!... Geh nur schnell zu deinem Hofmeister und bitt ihn, daß er dir die Nase putzt... Verdammt!... Ml die göttlichen Froschschxnkel verdorben!... MU dir geh ich noch einmal fort!" Piet deutete vielsagend auf seine Stirn, ging aber weiterem Streit aus dem Wege und lenkte versöhnlich ab:
Müssen wir jetzt nicht sehen, wie eS mit den gebratenen Erdäpfeln steht? Gleich sind sie auch verbrannt." Peter bekam augenblicklich Deine. Der Zwist und seine Ursache waren vergessen. Hastig scharrte er mit seinem Stock ein paar Kartoffeln aus der heißen Asche heraus. Doch er war vorsichtig geworden; er.rollte sie in eürem Zipfel seines Taschentuches, um die heiße Asche abzupuhen und dann ließ er sie von einer Hand in die andere gleiten, bis sie etwas abgekühlt waren. Sie waren leicht zu sckälen und schien, daß sie innen weich und krümelig waren, doch noch glühend heiß. Aber dies irar kein unüberwindliches Hin­dernis. Sie bliesen, rollten die heißen Stückchen mit ihrer Zunge im Munde hin uiü> her, schauten einander entzückt an und priesen in nur halb ver­ständlichen Lauten den unübertrefflichen Wohlge­schmack dieses miSgesuckten Leckerbissens. Und sie schmausten fort und fort, bis kein einziger Erd­äpfel auS der Asche mehr zum Vorschcüi kommen wollte. Freilich hatten sie schmerzende Finger und eine verbrannte Zunge, aber daS hinderte sie nicht, hoch und heilig diesen göttlichen SchmauS zu prei­sen, den sie sich verschafft und zubcreitet hatten, und abwechselnd ihre Dummheit zu verfluch«;, daß sie den Bauerntölpeln nicht noch viel mehr geklaut hatten. Und nul" trunipste Peter auf,Jetzt solst sehen, welche Ueberraschung ich noch habe.» WaS denn?" fragte Piet gierig. Sei» Begleiter lächelte geheimnisvoll, steckte seine Hand in die Bluse uick sagte: »Rate!» Schokolade?» Da war ich'n schöner Narr!... Nein, Mann, viel was Besseres!" Glacierte Maroni?" fragte hoffnungsvoll Piet. (Fortsetzung folgt.)