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Dienstag, 6. Feber 1934
Mieterschutzkundgebung
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lichste iun, um die begründeten. Intermen der Mieterschaft zu wahren.
der Mieterschutzfeinde gegenüber, die einen gan zen Strauß von Forderungen überreicht haben, Die sehr instruktiven Ausführungen des Abge: welche gleichbedeutend mit der völligen Aufhebung desMieterschutzgesetzes und einer schweren sozialen ordneten Satenberg wurden mit lebhaftem. Langanhaltendem Beifall der Tagung zur Kenntnis genome Krise hunderttausender Menschen unseres Landes find. Was wollen die Herren? Ausschaltung der men. Im weiteren Verlaufe der Diskussion sprachen noch Ulbrich- Saaz , Trager- Starlsbad, I riche für die Verlängerung des Mieterschutzes und ein soziales Mietrecht Drei- Bimmerwohnungen ab 1. April 1934, wobei Reichenberg, Richter- Saaz, Kleiner- JägernRücksicht zu nehmen ist auf die baldige Heraus dorf, a pet- Friedland und Loos- Saas, worauf Die Arbeitsstelle der dentschen Mietervereine Lage. Der Handels- und Gewerbestand ist vielleicht in der Tschechoslowatischen Republik hatte für stärter am Mieterschus interessiert, als manche glausnahme der Zwei- Zimmer- und Em- Zimmer Dr. Walter Klein in seinem Schlußwort auf alle Sonntag, den 4. Feber, in die Kurhausveranda ben. Der Kaufmann mit seinem Geschäftslaben, der und Wohnküchen- Wohnungen aus dem gesetzlichen Anregungen einging und im besonderen nochmals die nach Tevlig Schönau eine außerordent Gewerbemann mit seiner Werkstätte, ist an einen Schuß; bedingunslose Beseitigung des Schußzes Grundzüge des Programms des Mieterverbandes zur Kundenstock gebunden, welcher ihm durch die Auf- jener Räume, die der Hausbesizer für sich und Schaffung eines sozialen Wohnrechtes zu sprechen liche Tagung einberufen, die von mehr als 300 hebung des Kündigungsschußes zum größten Teile feine Angehörigen benötigt, Wiederherstellung des lant. Die Organisationen des Mieterbereines ver verloren ginge. Bill die Gewerbepartei den größten berüchtigten Reparaturparagraphen und für den fügen über starke Sträfte, die noch vervielfacht werTeil ihrer Anhänger das Grab schaufeln? Wo ift fie Fall, daß dies nicht gelingen sollte, entsprechende den müssen, um unseren Forderungen zum Durch heute? Redner fordert die Kaufleute und Gewerbe- Begünstigungen durch den Staat. Weiters verlan- bruch zu verhelfen. Es gilt vor allem zusammenzuhalten, da wir gerade in dieser Frage ein enscheiden treibenden zur Mitarbeit für den Mieterschutz auf gen die bürgerlichen Parteien die Herstellung der des Stüd unseres Rechies zu verteidigen und au und sieht in der Schaffung eines sozialen Mietrechtes im Rahmen des bürgerlichen Gesetzbuches die beste Vertragsfreiheit, die Herabsetzung der Eintom- vertreten haben.( 2ebhafter Beifall.) mensgrenze auf 36.000 Kč, balv. 24.000 Kč, bic Gewähr für eine gesunde Wohnungswirtschaft. Beseitigung des Erbrechtes, für Umbauten und Demolierungen keine Erſaßwohnungen, Ausschal, tung aller Betriebsstätten und Aufhebung des Gesetzes für alle Gemeinden unter 6000 Einwohnern. Wir brauchen wohl nicht erst zu betonen, daß es unsererseits an Anstrengungen, Straftauf wand und Energie nicht fehlt, aber es ist bei all dem auch das Kräfteverhältnis von entscheidender Bedeutung. Wir werden so wie bisher das mög
Delegierten und Gästen besucht war und den ein mütigen Willen der Mieterschaft zum Ausdrud brachte, daß eine Verlängerung des beſtehenden Mieterichuzes ohne wesentliche Verschlechterungen nicht nur vom wirtschaftlichen Gesichtspunkte, sondern auch im Hinblick auf das gesellschaftliche und fulturelle Leben des Staates dringend geboten erscheint.
Es ist überaus bezeichnend für die übrigen Bar teien, daß nur die sozialdemokratische Arbeiterpartei ihr Mitglied des Wohnungsausschusses entiendet hatte, während alle übrigen durch Abwesenheit glänz= ten oder ihr Fernbleiben„ entschuldigen" ließen. Bes grüßungsschreiben lagen vom Minister für soziale Fürsorge Dr. Ludwig Czech und Senator Dr. Carl beller vor, während in Bertretung unseres Parteivorstandes und des Klubs der Abgeordneten und Senatoren Abgeordneter Theodor atenberg und der Stadtgemeinde Teplig- Schönau Vizebürgermeister Josef Russy teilnahmen. Der Obmann Basch des Aussiger Mietervereines eröffnete die Konferenz und widmete feine ersten Worte den Opfern der Osjeter Grubenkatastrophe.
Dann verwies er darauf, daß die Delegierten in einer Zeit zusammengekommen feien, in welcher manche Wirtschaftspolitiker alle sozialpolitischen Errungenschaften abzubauen versuchen und aus flassenegoistischen Gründen jene Reformen ablehnen, die allein imitande wären, der Krise zu steuern.
Ginen wertvollen Ueberblick auf die bisherige Mieterschutzgesetzgebung und die Frage eines fozialen Mietrechtes gab Rechtsanwalt
JUDr. Walter Klein
Der Vorsitzende dankte dann noch unserem Abgeordneten Satenberg für seine Bemühungen im Wohnungsausschuß, worauf eine Resolution einstimmig angenommen wurde, in welcher die Forderungen der Mieter zusammengefaßt wurden.
Damit war die Tagesordnung erschöpft. Müt einem Appell, für die Vereine zu werben und auf jene politischen Parteien Einfluß zu nehmen, die nicht die Interessen der Mieterschaft wahren, fand die Konferenz ihren Abschluß.
der die Entwidlung in ausführlicher Weise kennzeich nete. Die absolutistische Regierung mußte jogar schon im Jahre 1917 daran gehen, einen Schuß gegen Wucher und Mündigungswillkür zu schaffen. Nach dem Umsturs ergab sich die Notwendigkeit der Erneuerung des Gesetzes, welches in den Jahren 1920 und 1921 geschaffen wurde und entsprechende Bestimmungen ster Dr. Meißner. Welches Interesse der TeilJum Schuße vor Kündigung und gegen Steigerungen nehmer an dem Kongreß herrschte, dafür zeugt, des Mietzinses enthielt. Im Jahre 1924 fam ein Anläßlich des 15. Jahrestages der Ankunft daß sich 50 Delegierte an der Debatte beteilig neuerlicher Abbau, der die Kündigungsgründe er der tschechoslowatischen Regierung in Preßburg ten. weiterte, die Um- Zus und Aufbauten ausschaltete fanden in Preßburg große Feiern statt. Sie er= Die politischen Minister befaßten sich gestern und eine bedeutende Verschlechterung bei Neubermie reichten ihren Höhepunkt in einer Akademie im mit der Frage der weiteren Gestaltung der Woh Gesek mit dreijähriger Wirksamkeit, das eine jähr atademie wurde an den Präsidenten der Republik Ende dieses Monats abläuft. Die Verhandlun tungen beinhaltete. Im folgenden Jahr entstand ein Theater und einem Truppendefilee. Von der Fest- nungsgesetze, deren Gültigkeit bekanntlich mit liche Mietinssteigerung von 10 Prozent vorsah und auch sonst gewisse Ridichläge enthielt. Das Gefek ein Guldigungstelegramm gerichtet. Die Festan- gen drehten sich hauptsächlich um Steuerbevom 28. März 1928 bildet die eigentliche Grundlage ſprache hielt der ehemalige erste Minister mit Volls in stigungen, über deren finanziellen Effelt des bestehenden Mieierschutzes und muß als ein macht für die Verwaltung der Slowakei , Doktor erst Berechnungen vorgenommen werden müssen. schwerer Durchbruch der bis zu diesem Zeitpunkt in Srobar, worauf der Vizepräsident des Abgeord: Es ist daher anzunehmen, daß die schon einmal Sierauf begrüßte Vizebürgermeister Rusi Geltung gelesenen Bestimmungen bezeichnet werden. netenhauses Stivin, der Vorsitzende des Senats auf heute verschobene Sigung des Wohnungs als Vertreter des Stadtrates Tepliß- Schönau die Damals bewies der Bürgerbloc auch seine Mieters Dr. Soutup, Minister Bradač für die Regierung ausschusses der Koalition neuerdings wird ver Tagung. Grüße entbot noch als Vertreter des fein dicha ft. Tausende Menschen sind dieser Ber - und der flowatische Landespräsident Dr. Országh tagt werden müssen, bis innerhalb der Regierung Teplit- Schönauer Mietervereins Josef Richie r. schlechterung zum Opfer gefallen und dem freien Er- sprachen. Am Abend war die Stadt festlich beleuch die Grundsäße der neuen Regelung der Woh Zum ersten Runtt der Tagesordnung„ Die meſſen, der brutalſten Willfür wurde Tür und Tor tet, auf der Burg wurde ein Feuerwert abgenungsfragen feststehen. wirtschaftliche Notlage der Wiegeöffnet. Besonders jene Beſtimmung, daß Neuver brannt. Mit einer Festaufführung des Slowatimietungen ab 1. April 1928 nicht mehr dem Schuß schen Nationaltheaters fanden die Feiern ihren unterliegen, seitigten eine gana außerordentliche Ver mehrung der sozialen Schwierigkeiten. Redner bc= Abschluß. schäftigt sich dann ausführlich mit der Bautätigkeit und behandelt den vom Mieterverein verfaßten Entwelcher einleitend auf die wirtschaftliche Depression wurf über ein sozial- gerechtes Mietengeset, das nur unferer Zeit verivies. Es ist eine allgemeine Ver- dann zu verwirklichen fein wird, wenn es uns gelingt, armung eingetreten; wir brauchen nur daran zu den Mieterſchutz überhaupt zu erhalten. Dafür haben denten, daß die Löhne und Gehälter empfindlich ge- wir unsere ganze Kraft und Areitstätigkeit einzu fürzt wurden. Die Wohnungsfrage ist ein Problem, seben! das losgelöst von den Geldinteressen einiger Besitzer Die drei Referate wurden mit großzem Beibetrachtet werden muß. Die Gegner des Mieter- fall aufgenommen. Außerordentlich lebhaft begrüßt ichuses argumentieren damit, daß genügend Woh nahm dann als erster Debatteredner nungen leer stehen. Das sind jene Streise, die die Visitfarte des Hausbejizers(„ Eine Wohnung zu ber Abgeordneter mieten"), nicht zu lesen verstehen. Die Menschen find einfach nicht mehr in der Lage, jenen Mietgins zu leisten, der da für die freistehenden Wohnungen berlangt wird. Und deshalb jagen wir, daß der Mieterschuß erhalten bleiben muß.
ter" referierte
Gemeindevorsteher
Ferdinand Bund
Theodor Nakenberg
Zu der Frage Der Mieterichulungen unter besonderer Berüdjih ti gung der Lage in Handel und Ge
mcrbe" nahm
Kaufmann Jullus Gerstel Stellung. Gerade die Kaufmanniajaft und die Gewerbetreibenden müssen ein starkes Interesse an der Beibehaltung des Mietersäußes haben. Täuschen wir uns nicht über bic spirtliche Lage dieſer Bevölterungsschichte. Erleuchtete und schön deforierte Schaufenster sind noch leine Beichen einer wirtschaftlichen Blütezeit. Sie verdeden nur die wirklich fritische
A. M. de Jong:
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Verschlungene Pfade
Ein Roman in vier Episoden
Autorisierte Uebersetzung aus dem Holländischen von E. R Fuchs.
Er trazzte sich nachdenklich am Ellenbogen, verabreichte Peter ohne eigentliche Ursache einen Fußtritt auf seinen Hosenboden und brummte:.
„ Vorwärts, Galgenbogel!... Hinein... Kronprinz gerettet... sonst noch was!"
Der Junge beeilte sich, seine unsicheren Beine in Bewegung zu seßen, und stieß im Flur mit seiner Mutter zusammen, die ihm, halb lachend, halb weinend, ein paar Maulschellen gab und ihn dann mit einer Flut ausgesuchtester Schimpftvorte überschwemmte und mit überreizten Nerven schrill und gellend leifte. Peter eilte an ihr vorbei in das unordentliche Wohnzimmer, wo seine Brüder und Schwestern halb entkleidet um den Tisch herumlungerten und ihn aus weitaufgerissenen Augen erschrocken und flennend anstarrten.
Nach der Mutter fam auch der Vater herein und überschrie ihr hysterisches Gekreische:
„ Halte gefälligit deine Klappel... Ein Husar hat ihn helmgebracht... und der sagt so ivas vom Kronprinzen das Leben gerettet... Der Kronprinz wird seit Mittag gesucht... Was weißt vom Kronprinz, Strolch?... Erzähl oder ich schlag dir alle Rippen in deinem Leib laput, du Nagel an meinem Garg!"
Den Stronprinzen gerettet? Er?" schrie gellend die Frau und, ihn neugierig musternd, shalt fie:„ Gottchristiwillen, wie schmierig du bist!... Bist im Wasser gelegen, Donnerfeil?"
Halt nun endlich dein Maul!" befahl Banji dringlicher und drückte sie unsanft auf einen Sessel beim Tisch. Laß den Jungen erzählen!"
das Wort, der vor allem die Grüße unseres Par teivorstandes und des Klubs überbrachte und einen umfassenden Bericht über den Stand der Verhandim Wohnungsausschusse und Minister fomitee gab. Satenberg machte besonders darauf aufmerksam, daß nur die deutschen und tschechischen Sozialdemokraten und die tschechischen National sozialisten hartnädig die Interessen der Mieter verfechten, während die beiden agrarischen Parteien, die tschechischen Nationaldemokraten und die tschechische Boltspartei Gegner jeden Schußes für die Mieter sind, von den sogenannten Oppositionsparteien ganz zu schweigen, die ja in der Aera des Bürgerblocks ihren Standpunkt zum Mieterschutz bewiesen haben. So stehen wir also einer Mehrheit
Aussprache Litwinows
Beitritt zur SAI
Tschechisch sozialdemokratische Frauenton- mit dem japanischen Botschafter ferenz. Samstag fand in Prag eine Reichskonferenz der tschechischen ſozialdemokratischen bet wird, empfing Außenminister Litwinow Neva 1, 5. Feber. Wie aus Mostan gemelFrauen statt. Die Konferenz, welche im Žižkover Genossenschaftshaus tagte, war von 500 Vertre- sprache über die politische Lage im Fernen Osten. den japanischen Botschafter Ota zn einer Austerinnen der Frauenorganisationen aus allen Teilen der Republik besucht. Den Vorsiz führte Senatorin Genosjin Karpišková, welche die erschienenen Gäste, den Parteivorsißenden Hampl, Belgrad , 5. Feber. Der sozialdemokratische den Zentralsekretär Dundr, den Justizminister Stongreß beschloß den Beitritt der jugoslawischen Dr. Meißner und für die deutschen sozialden: os sozialdemokratischen Partei zur Sozialistischen Arfratischen Frauen Genossin Kirpal begrüßte. Be- beiter- Internationale. In ciner Resolution wurde grüßungsansprachen hielten u. a. der Justizminis als das zu erstrebende Ziel die Gründung eines frer sowie Genossin Kirpal, welch lettere sagte, sozialdemokratischen Waltanbundes aufgestellt. daß ihre Teilnahme nicht nur ein Att der Höf- welchem die Staaten des Donaubeckens beizutreten lichkeit seitens der deutschen sozialdemokratischen hätten. rauen sei, sondern eine Kundgebung der underbrüchlichen Treue der sozialdemokratischen Frauen aller Nationen der Republik . Referate hielten Genosse Hampl über die politischen Fra gen und Genossin Starpisková über die besonderen Frauenfragen, woran sich eine lebhafte Debatte bestehende Gesetz zur Bekämpfung der fommuni Totio, 5. Feber. Das seit dem Jahre 1929 schloß. Sonntag referierte die Genossin Arge- stischen Propaganda ist durch eine neue Bestim ordnete Jurnečková über Kulturfragen und Ge- mung ergänzt worden, nach der für kommuniſti noſſin Storkanová über die organisatorischen sche Propaganda innerhalb der Wehrmacht die Aufgaben. In der Debatte hierüber sprachen Todesstrafe eingeführt wird. Die Bestim auch Eisenbahnminister Bechyně und Justizmini- mung soll am 1. April in Kraft treten.
,, Gefährlich! Warum?"
., Warum?" fragte die Frau teuchend.., Warum fragst! Blödsinn! Das Geld vom Stronpringen! Wenn du davon einen Groschen nimmst, kommst für Jahre ins Loch!"
Kommunistenpropaganda
im japanischen Heer?
Knie zurück und leer wandten sich die erstarrten| rung bedeuten und hiefür waren Vater und MutAugen auf das rote, angstverzerrte Antlig der ter denn doch viel zu aufgeklärte und verantwor Frau; dann fragte er mit stockender, bebender tungsvolle Eltern. Und deshalb wurden Peters Stimme: Proteste und stürmische Bitten energisch abges stellt und als er heulend vor Zorn und Hunger zu seinen Brüdern in das eiserne Bett im Flur fchraut troch, nahmen seine Erzeuger an, daß er ihnen tief in seinem reuebollen Herzen dankbar sein mußte für ihre ehrlichen und weisen Bemü hungen, ihn auf den rechten Weg zu leiten und in seinem ureigensten Interesse sein schwer erziehba res, widerborstiges Wesen etwas geschmeidiger zu machen zu Nuz und Frommen der Ordnung und Fügsamteit. Aber Peter scholt sie in seinem unbilligen und dummen Eigensinn Unmenschen, fann auf Rachepläne und fluchte sich leise weinend in Schlaf.
Außer Atem griff sich die Frau nach ihrem Blusentragen, als drohte sie zu erstiden. All ihre frantmachende Unruhe und Angst der letzten Stun den verwandelte sich in hellauflodernde Wut gegen das gleichgültige Luder, das mürrisch am Tische lehnte und ihre Aufregung verächtlich zu studieren schien. Aber sie schwieg, nicht imitande, noch eine einzige Silbe durch ihre geschwollene Kehle zu pressen. Dann begann Peter zu erzählen. Er machte es nicht lange. Eine ganze Reihe überflüssiger und aufregender Einzelheiten, die diese erwachsenen Menschen zweifellos nicht richtig beurteilen fonn ten, unterschlug er in unfehlbarer, diplomatischer Einsicht. Er sah die Augen seines Vaters und seiner Mutter größer und größer werden, erstaunt und verständnislos. Sie glaubten sicher, daß er ihnen etwas vorflunterte, um sein schmutziges Gewissen reinzufegex. Aber er würde ihnen schon unwider leglich die Wahrheit seiner phantastischen Erzäh- mag, sagt er." lung beweisen. Und so endigte er mit den triumphierenden Worten:
"
Und hier is der übergebliebene Tschinn vom Kronprinzen."
Zanzi scheuerte sich an der Lehne seines Stuhles und steckte die Hände nervös in die Taschen. Die Augen wieder starr auf das Geld gerichtet, fagic er mit bebenden Lippen:
,, Mach dir nich dicke... Ich rührs nich mal an... Was glaubst eigentlich? Er fann seine laufigen Groschen wieder kriegen!"
Ich glaub, daß ich sie behalten darf", sagte Peter gelassen. Ich kann damit tun, was ich
..Sagt er das?" fragte gierig der Bater und seine Hände glitten lüstern aus den Taschen.
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Aber seine Frau bedeckte plößlich mit beiden Händen das Geld und schrie wütend: Finger weg! Müssen wir alle zusammen unglüdlich werden? Glaubst, daß sie nich nach fragen werden? Beiß Gott, was da noch alles über uns kommt wegen dem Lausbubenstreich von dem Affen! Vorwärts, gleich ausziehn und ins Bett! Js schon viel zu spät."
Seine Mutter barg das gefährliche Geld des föniglichen Hauses hinter einen Stapel fragwür diger Wäsche in ihrem Wäscheschrank und begann dann ein jammervolles Gespräch über die Unvers besserlichkeit des tollen Quertopfes, der sie alle zusammen noch einmal an den Galgen bringen verde. Zanzi horchte nicht lange zu. Er stülpte sich seine Kappe über und sagte, daß er noch etwas Luft schnappen wollte. Die Luft schnappte er in der Schenke an der Ede, wo er mit Jubel als der Va ter des tapferen Knaben aus dem Volt empfan gen wurde, der den Kronprinzen vom sicheren Tod errettet hatte. Irgendjemand las die Ertraaus gabe vor. Zanzi wurde bewirtet und beglückwünscht und nach der Sperrstunde schwankte er vollkommen betrunken nach Hause in der felsen
Weit ausholend warf er einen Berg von Silber- und Kupfergeld auf den Tisch und scharrte mit nachdrücklich arbeitendem Zeigefinger ein paar Goldstücke heraus. Da lagen sie nun auf dem schmierigen Tisch, voll von Kaffeelachen und Brotfrümeln und sie gliserten bezaubernd im grellen Lampenlicht... Gold!... Gediegenes, geminates Ich sterbe vor Hunger", protestierte BeGold!... Die Kinder verhielten sich mäuschen- ter. still, gefesselt von der Erzählung ihres ältesten Aber wenn er gehofft hatte, daß dies ein ArBruders. Water und Mutter schauten starr, mit gument sei, um ein Geffen zu erhalten, hatte er offenem Mund faszinierend auf das mattglänzende, sehr unpädagogisch gedacht. In der Verwirrung festen Ueberzeugung, daß er auf die eine oder ans rosiggelbe Gold und Träume von Wohlergehen und und Aufregung des Augenblicks hatten Vater und dere noch nicht ganz feststehende Art die Mensch= Sorgenfreiheit umschivebten sie wie fremde Schat- Mutter vergessen, ihm seine Portion Schläge zu heit vor dem Untergang gerettet hatte, daß er ein ten. Langsam streďte Bansi eine magere, behaarte verabreichen, die ihm von rechtswegen zustand, Band mit zitternden, gekrümmten Fingern nach aber sie hätten es vor Gott und den Menschen dem Geld auf den Tisch. Aber plößlich schric gel- nicht verantworten können, wenn sie ihm jetzt auch Tend die Frau: noch, als wenn nichts geschehen wäre, sein Abend brot gegeben hätten! So ettvas würde eine bedingungslose Anerkennung feiner schlechten Auffüh
"
Paß auf! Finger weg!' s is gefährlich!" Matschend sant die erschrockene Hand auf die
großer Mann war, dessen Verdienste voll und ganz anerkannt werden sollten, und daß ihm die forte ins Gelobte Land für die Zukunft offens stehe. Seine Frau beurteilte ihn weniger günstig und hielt damit durchaus nicht zurüd. ( Fortsetzung folgt.)