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Samstag, 10. Feber 1934

Kölner   Kardinal Das Kabinett

bei Hitler Berlin  

, 9. Feber. Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichskanzler empfing am Donnerstag den Kardinalerzbischof von Köln   in zweistündiger Audienz.

Knebelung der katholischen Jugendverbände

Man wird wohl nicht fehlgehen in der An­nahme, daß Gegenstand der Aussprache das scharfe Vorgehen gegen die katholischen Jugend­verbände in Westdeutschland war. Wie diese Ver­bände troß aller Zusicherungen bei Abschluß des Konkordats rücksichtsles unterdrückt werden, geht auch aus folgender amtlicher Meldung aus Diis­feldorf hervor:

Auf Grund mehrfacher Zwischenfälle hat die Staatspolizeistelle Düsseldorf   im Interesse der öffentlichen Ordnung für den Gesamtbereich des Regierungsbezirtes Düsseldorf   cinc Anord­nung getroffen, wonach den konfessionellen In­gendverbänden bis auf weiteres jedes geschlof senes Auftreten in der Oeffentlichkeit, jedes Führen von Fahnen oder Wimpeln, das Tra­gen von Kleidungsstücken und Abzeichen, die den Träger als Angehörigen diefer Organisa­tionen fenntlich machen, sowie jede sport­liche oder volkssportliche Be­tätigung untersagt wird.

Ein Pöstchen für Seldte

Berlin  , 9. Feber. Der Stabschef der SA Röhm hat ein Quartiermeisteramt im Stab der obersten SA- Führung errichtet. Chef dieses Amtes ist Obergruppenführer Seldte.

Scharfe Maßnahmen im Memelgebiet

gegen die wachsende Nazi­Agitation

Kowno  , 9. Feber.( Amilich.) Einige Monate hindurch machte sich die ungesunde Agitation in den deutschen   politischen Kreisen im Memel  - Ge­biet bemerkbar. Es bildeten sich vor allem zwei La­ger, das eine unter Neumann, das andere un ter Pastor Saß; beide Gruppen konkurrierten miteinander, was die größere Treue zu den Brin zibien des Nationalsozialismus anbetrifft. Diese Rivalität und Agitation durchsetzte gewisse Sereiſe mit germanischer Tendens, sie wühlte die Bevöl ferung auf, jäte Uneinigkeit und bedrohte die öffentliche Sicherheit  .

Die Behörden haben deshalb gewisse Maß nahmen ergriffen, damit die Ruhe und Ordnung erneuert werde, doch war damit die beabsichtigte Beruhigung noch nicht eingetreten. Aus diesem Grunde kamen die Sicherheitsbehörden zu dem Schlusse, daß es notwendig sei, vollkommen je de Agitation im Reime zu erstiden, welche die Sicherheit des Staates bedrohte.

Die Sicherheitspolizei nahm heute normit­tags auf Grund von überführendem Dokumenten­material Hausdurchsuchungen bei den Hauptfüh­

der Ministerpräsidenten

Von den Neosozialisten bis zur äußersten Rechten

Das Kabinett wird in der Kammer von der Rechten bis zu den Neosozialisten eine breite Grundlage haben.

Paris  , 9. Feber. Die Kabinettsbildung guc, Serriot, Tardieu, Barthou  , durch Donmergue stics: heute nachmittags auf Sarrant und Laval an. zahlreiche Hindernisse, so daß er seinen Plan eines zur Hälfte aus Parlamentariern und zur Hälfte aus Beamten bestehenden Kabinettes nicht durch fetzen konnte. Der radikale Klub sprach sich dagegen In Opposition werden sich befinden: die So­aus, daß das Kabinett der nationalen Konzenzialisten( annähernd 100), Kommunisten( 10), tration der Reaktion als Waffe gegen die radi- die kommunisierende Partei der Arbeitervereini­Falsozialistische Partei diene", und erhob Einwen- gung( 9) und einige kleine Bestandteile der Par­dungen gegen die Wiedereinsetzung der Präfekten tei der republikanischen Sozialisten und der Un­Chiappe und Renard auf ihre früheren abhängigen, so das die Opposition höchstens 120 Posten. Im letzten Augenblick lehnten Herriot   Deputierte betragen wird. Die ganze Kammer und Tardieu die Portefeuilles für Handel, zählt 615 Deputierte. bezw. Landwirtschaft ab: diese mußten nun zwei Radifalen zugewiesen werden, während Herriot  und Tardieu Minister ohne Porte­feuille wurden.

Um halb 18 Uhr legte Doumergne dem Präsidenten der Republik   folgende Ministerliste vor:

Ministerpräsidium: Gasion Domergue Minister ohne Portefeuille: Edouard Her rion( Obmann der radikalen Partei) und André Tardien( Republikanische Mitte) Aeußeres: Louis Barthon( Demokratische Union, Mitte)

Linke)

faler)

Justiz: Henry Chéron  ( Unabhängige, Mitte) Krieg: Marschall Betain Kriegsmarine  : Vietri  ( Republifan. Linke) Flugivesen: General Denain Finanzen: Germain Martin  ( Republikanische

Landwirtschaft:

Inneres: Albert Sarrant( Radikaler) Nationale Erziehung: Aimé Berthod( Radi­neuille( Radikaler) Handel: Lamourcang( Radikaler) Oeffentliche Arbeiten: Flandin  ( Republika­nische Linke)

Arbeit und soziale Fürsorge: Marquet ( Neosozialist)

Taler)

Handelsmarine: William Bertrand( Radi­

Kolonien: Pierre Laval  ( Unabhängig) Gesundheit: Louis Marin  ( Rechte) Pensionen: Nivollet( kein Parlamentarier) Post: Mallarmé  ( Republitanische Mitte) ſter, hat aber keine Unterstaatssekretäre. Die poli­Das Kabinett Doumergue zählt 20 Mini­fische Schichtung der Minister ist folgende: sechs Madikale,( fünf Deputierte, ein Senator), zwei Senatoren der Mitte, ein unabhängiger Senator, fünf Deputierte der Mitte, ein neofozialistischer Deputierter, ein Deputierter der Rechten, eine außerhalb der Parteien stehende Persönlichkeit ( Doumergue), zwei Generale und eine außerhalb des Parlamentes stehende Persönlichkeit( Ri­

bollet).

Zusammenstöße mit Kommunisten

Ein Polizist erschossen

Vor 22 Uhr drangen einige hundert kom­munistische Manifestanten, von Polizisten getrie ben, in die große Salle des Pariser   Ostbahnhofes und begannen die Kiosche und Wahnhofseinrich tungen zu vernichten. Die Polizei eilte herbei und es entspann sich ein halbstündiger scharfer Kampf mit den Manifestanten, bei dem es auf beiden Seiten viele Verletzte gab. Ein Polizist wurde durch enicen Revolverschuß in den Kopf gctö­tet.

Die Manifestanten flohen schließlich zu der nahen St. Josef Kirche und stedten sie in Brand. Die rasche herbeigerufene Feuerivehr löschte aber den Brand.

Im Stadtviertel Menil montan kam es ganz besonders zu scharfen Zusammenstößen, bei denen zahlreiche Polizisten und Gardisten ver­wundet wurden, darunter einige schwer. Die Be­völkerung in den Häusern sympathisiert mit den Manifestanten. Die Zahl der manifestierenden Kommunisten wird auf 10.000 Personen ge= schätzt.

Es bleibt

beim Generalstreik!

redung mit dem Generalsekretär des Allgemeinen Doumerge hatte am Nachmittag eine Unter­Arbeiterverbandes( CGT) Jonhau x, der er­flärte, daß der allgemeine Arbeiterverband auf dem in ontägigen Generalstreit beharrt, weil er sich gegen die die Beseitigung der Demokratic anstrebenden Diktaturen stellt. Der montägige 21stündige Proteststreik soll die feste Entschloffenheit des werktätigen Volkes zeigen, den Dittaturen den Weg zu verlegen und die öffent­lichen Freiheiten sowie die Freiheiten der Arbei­

Dem Kabinett Domergue gehören sechs che­malige Ministerpräsidenten, n. zw. Doumer- terschaft zu verteidigen.

rern, ſowie in den Büros der genannten Parteien Die Rote Armee   150 Seiten- Memorandum

vor und verhaftete mehrere Führer dersel ben. Die Untersuchungen werden fortgeführt.

Balkanpakt unterzeichnet

Athen   im Flaggenschmuck

abwehrbereit

Armeebefehl anläßlich elner Parade in Moskau  

Mostan, 9. Fever. Auf dem Roten Plas zu Mosiau fand heute zu Ehren des XVII. Barici Athen  , 9. Feber. Um 12 Uhr mittags wurde tages eine große Truppenparade in feierlicher Weise im großen Sizungsfaal der der Moskauer   Garnison   statt. An dieser beteilig Akademie zu Athen   der Balkanpakt unterzeichnet. ten jich sämtliche Formationen und Truppengat Der Text des Pattes wurde nach dessen Un- tungen. Auf der Tribüne nahm der Kommissar für terzeichnung sofort den Pressevertretern bekannt- Kriegswesen Woros chilo w den Vorbeimarsch gegeben und auch an alle Großmächte versendet. der Truppen entgegen. Neben ihm standen u. a. Bei herrlichem Wetter wurde sodann eine Stalin, Stalinin, Molotow, Kaganowitsch, weitere Militärparade abgehalten; sämtliche Gloden aller Mitglieder der Regierung und die Delegierten des Stirchen von Athen   und Umgebung wurden geläu- Parteitages. tet. Die Akademie umgab eine unübersehbare Men Nach einer Meldung aus Reval   hat der rujji­schenmenge, die die vier Außenminister mit Beische Seriegs- und Revolutionsrat aus diesem Anlaß fallsklatschen empfing. Alle öffentlichen Gebäude einen Ar mee befeh I erlassen, in dem es Athens   tragen Flaggenschmud.

Der Pakt umfaßt nur folgende drei Artikel: 1. Griechenland  , Rumänien  , die Türkei   und Jugoslawien   garantieren sich gegenseitig die Si­cherheit aller ihrer Balfangrenzen.

2. Die Vertragsparteien verpflichten sich, über Maßnahmen ein Einvernehmen zu treffen, die im Hinblick auf Eventualitäten zu treffen wären, die ihre Interessen berühren könnten, wie sie durch das gegenwärtige Abkommen be­stimmt sind. Sie verpflichten sich, Teine politische Aftion gegen irgendein anderes Balkanland ( Bulgarien   oder Albanien  ) zu unternehmne, das das gegenwärtige Abkommen nicht unterzeichnet hat, ohne vorhergehendes gegenseitiges Einver nehmen zu unternehmen, und keine politische Verpflichtung gegen ein anderes Balkanland ohne Zustimmung der anderen Vertragsparteien zu übernehmen.

u. a. heißt:

Angesichts des 17. Parteifongresses bekundet die Rote Armee   ihre unbedingte Treue zur Sache des Sozialismus, ihre Stampfbereitschaft und ihre Bereitschaft, in jedem Augenbli& und gegen jeden Feind aus. zuziehen, um die sozialistische Heimat sieg­reich zu schüßen.

über die Hitler- Propaganda in Oesterreich  

London  , 9. Feber.( Reuter.) Das Dotument, das die österreichische Regierung über die deutsche  aniiösterreichische Aktion dem britischen Außenamte bersandt hatte, ist soeben dortselbst eingetroffen. Das Dokument zählt 150 Seiten deutschen   Tertes.

Reuters   Informationen gemäß, wird der Text zurzeit übersetzt, doch konnten an offiziellen Stellen keinerlei Informationen über den Standpunkt der britichen Regierung erlangt wer= den.

Einschrumpfen

der deutschen   Wirtschaft

Berlin  , 8. Feber. Nach den amtlichen Mit­teilungen des Reichsamts für Statistit ergibt sich, daß der Schrumpfungsprozeß des deutschen  Aftienkapitales 1933 eine beträchtliche Forts setzung erfahren hat. Die Zahl der reichsdeutschen Attiengesellschaften, die Ende 1932 noch 9600 betrug, ist 1933 um 500 zurüdgegangen. Im Dezember allein wurden 48 Aftiengesellschaften mit einem Nominallapital von einer Milliarde aufgelöst. Zwar wurden auch Neugründungen durchgeführt, denen aber auf der anderen Seite außerdem noch erhebliche Kapitalsherabsetzungen gegenüberstehen.

Die Rote Armee   ist die einzige Armee in der Welt, die nicht für den Imperialismus bestimmt ist, nicht für die Eroberung fremden Bodens. Zn­sammen mit dem ganzen Lande, zusammen mit Die Statistik ergibt auch Ziffern über die der Partei ist die Rote Armee   bestrebt, den Frie Verschuldung der Länder. Sie stieg von 2,38 den zu schüßen. Aber unser Schwert ist Milliarden auf 2,58. Allein bei den Hansastädten geschärft und bereit, jeden zu tref ergab sich eine Steigerung von 700 auf 754 Mil fen, die die friedliche Arbeit des sozialistischen   Lionen. In Preußen beträgt die Steigerung Landes zu bedrohen sucht. Derjenige, der 20 Prozent. es wagen sollte, unsere Gren­zen zu überschreiten, wird bernichtet werden.

B

RADION

wäscht allein!

Seite 3

15.000 Stunden Wascharbeit

Haben Sie je darüber nachge­dacht, daß sich eine Hausfrau so viele Stunden ihres Lebens mit dem Wäschewaschen pla­gen muß? Wie unendlich mühevoll war diese Arbeit, als die Hausfrau die Wäsche noch reiben und rumpeln mußte!

Heute braucht Wäschewaschen nicht mehr Kraft- und Zeitver­schwendung zu sein, denn heute gibt es Radion. Radion nimmt der Hausfrau die Arbeit ab.

Es ist ja so einfach: A) abends die Wäsche einweichen, B) früh Radion in kaltem Wasser auflösen und die Wäsche dann in der Lösung mindestens 15 Minuten kochen,

C) die Wäsche erst warm, dann kalt schweifen, bis das Wasser klar bleibt... und fertig ist die Wäsche!

Ohne Rumpeln, ohne Reiben schonend und rasch blütenweiße Wäsche durch Radion.

Plag'Dich nicht

nimm

RADION

Repressalie Rußlands  zur Befreiung Dimitroffs

Berlin, 9. Feber. Das DNB meldet aus Mostan: Das von der Metallgesellschaft A. G. in Frankfurt   a. M. und deren drei Tochtergesell­schaften in Mostan unterhaltene und dort seit 1928 registrierte Montage- Büro wurde durch die Polnischer Besuch in Moskau   Sowjetbehörden geschlossen. Das gesamte Perso­3. Das gegenivärtige Abfommen tritt in nal, einschließlich des Leiters w: rde verhaftet. Warschau  , 8. Feber. Ueber Einladung der Straft, wenn es von allen Vertragsmächten der Oberstkommandierende der Roten Armee im sowjetrussischen Regierung wird sich Außenmini Eine offizielle Benachrichtigung der Metallgesell­unterschrieben ist und wird so bald als möglich Fernen Often Blüche r. Dieſer legte ein Bester Be& am 13. d. M. nach Mostau zu einem schaft durch die Sowjetbehörden ist nicht erfolgt. ratifiziert werden. Es wird allen Ballanländern tenntnis für Stalin   und die Politik der Partei ab zweitägigen Aufenthalt begeben. Die Reise wird Es gelang bisher nicht, die Gründe für diese Maß­offenstehen, deren Beitritt Gegenstand wohlwol- und betonte, daß die gesamte russische Armee nur den Charakter eines Gegenbefuches für den sei- nahme festzustellen, doch nimmt man an, daß diese lender Prüfung der Vertragsparteien sein wird, auf den Befehl warte und fernerzeitigen Besuch des sowjetrussischen Volkskom­und tritt in Straft, so bald das andere Signatar- tig fei, für den Fall, daß Rußland angegriffen missärs für auswärtige Angelegenheiten Tschi- Verhaftungen zur Befreiung Dimitroffs, Popoffs land feine Zustimmung mitteilt. Itscherin in Warschau   tragen. und Taneffs vorgenommen wurden.

Am Donnerstag sprach auf dem Parteitag

würde.