Titl.

-- Dělnická akademie

Praha

II.

Hybernská ul.7.

Lusiuvomobrat

ZENTRALORGAN

M

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076.

14. Jahrgang

HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

Mittwoch, 14. Feber 1934

Einzelpreis 70 Hoffer

( einschließlich 5 Heller Portal

Nr. 37

Heldenhaftes Ringen gegen eine Uebermacht

Die Arbeiter im Kampf gegen die Artillerie des Bundesheeres Neue Zentren des Widerstands und scharfe Gegenstöße

Wicu, 13. Feber.( Eigenbericht.) Ent- perrt hat. Dauernd fahren Ambulanzwägen unrichtig, daß Streitbrecher arbeiten. Die bei der im gleichen Bezirk liegenden Wohnbanan­gegen den offiziellen Verlantbarungen muß durch die Stadt. Lichtversorgung der Spitäler bedingt, daß die lage Sandleiten der Kampf neuerdings be anis neue betont werden, daß die Regierung des Grotesk ist der Anblick der Inneren ihnen angeschloffenen Häuser auch Strom bekom- gonnen. Stadt, in der das Leben der Nobelbourgeoisie men. Das sind aber höchstens 5 Prozent der Bei einer, Säuberungsaktion" in Florids christlichen Kanonenstaates nicht Herrinder Lage und daß der Widerstand der Arbeiter einen Gang geht, als wäre nichts geschehen. Wohnhäuser. Die Stadt selbst ist weiter in Dundorf wurden zehn Wachbeamte und ein Stabs­Ueberfüllte Cafés and Restaurants, Neugierige, tel gehüllt. Aber auf den Eisenbahnen gab es fei- hauptmann getötet. nicht gebrochen ist. Es ist dem Bundesheer zwar patriotische Schwandronneure von den fascistinen Streif, die Lebensmittelverborgung wurde In einer der dortigen großen Wohnanlagen gelungen, durch Einsatz von Artillerie fchen Salunken und Lausbuben, die als Heim- nicht unterbrochen, die Tarichauffeure streitten der Gemeinde, im Schlingerhof, haben sich einige Positionen der Arbeiter zu Fall zu brin- wchroffiziere auf den sicheren Strich der Närt nicht. gen, aber diese Erfolge werden wettgemacht nerstraße gehen, kennzeichnen das Bild des durch die Vorstöße der Schutzbündler an anderen Stadtzentrums, das durch einen dichten Kordon Nunmehr schten auch in stärterem Maße Stellen der Stadt. Es ist daher nicht aus gegen die aufständischen Bezirke geschützt wird. leider vielleicht schon in einem zu späten Zeit­geschlossen, daß es noch in der hentigen tommen zur Auswirkung gelangt und dies war es, Die Nordbahn mußte vormittags den Ver­Der Generalstreit ist nur unvollpunkt die großen Sabotage afte ein. Nacht zu einer Wendung kommt. was die Lage der Arbeiter nach den großen An- fehr einstellen, weil die Geleise an mehreren fangserfolgen so sehr verschlechterte. Zwar ist es Stellen gefprengt waren.

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Für die Arbeiter fäme alles darauf an, jich an einer Stelle zur Offensive zu konzentrie ren und Waffen, vor allem aber Munition in die Hand zu bekommen. Denn in den Forts, in denen sich die Arbeiter seit gestern nachmittag verteidigen Reumaunhof, Bebelhof, Lieb­fnechthof, Frachtenbahnhof Meidling , Wasser­werk Laaerberg, Wohnban Sandleiten, Dita­fringer Arbeiterheim , Floridsdorfer Gemeinde­bauten, Karl Marr- Hof, dies sind die Haupt­zentren des Widerstandes geht den Arbeitern nadh 24stündigem Ringen doch langsam die Munition ans, während die Belagerer daran feine Not haben.

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Mit welchem Heldenmute die Proletarier fämpfen, geht schon daraus hervor, daß keine größere Stellung fiel, jolange nicht Artillerie mitGasgrana

ten eingeſent wurde. Die Armee bere

ren Feh und Dollfuß war nicht imstande, mit Maschinengewehren und Infantericbewaffnung

der Arbeiter auch nur an einer Stelle Herr

zu werden.

muß mit allem Nachbruck ausgesprochen werden, daß die Aktion der österrei chischen Arbeiter die Antwort auf eine Reihe von Provokatio nen war, die nicht länger ertragen werden konnten, sollte nicht die stolzeste Arbeiterbewegung der Welt so kanpflos wie die reichsdeutsche untergehen. Es ist nicht wahr, was ein Dreckblatt, wie der halbkommunistische Abend" an schreiben wagt, daß die Sozialdemokratic nicht gegen das Hakenkreuz kämpfen wollte. Die Arbeiter wollten gegen den Nazifascismus kämpfen, aber es war in den lenten Tagen klar geworden, daß Fey, Dollfuß und die Nazi un­tereiner Dede arbeiten, daß längeres Zuwarten den sicheren kampflofen Untergang bedeutet hätte.

In diesem Augenblick erklärte die Arbeiterschaft den General streif, um die Repu blir gegen eidbrüchige Schurken, gegen Lumpengesindel und Söldnerbanden Mussolinis und Horthys zu schützen. Erst die Beantwortung des Streikes mit dem Standrecht und dem Angriff auf das Eigentum der Arbeiter hat dann an dem Blutvergießen geführt, das noch an­dauert und andauern wird, bis entweder die heroischen Broleten Oesterreichs den Sturz der Fascistenregierung erreicht haben oder womit man leider auch rechnen muß die letzten Kämpfer der Freiheit gefallen sind und die ristliche Henkerdiktatur über Bergen von Zeichen triumphiert!

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dic Sozialdemokraten verbarritadiert.

In Umspannberg in Ottakring ist militä­rische Besaung eingeschlossen und wird von den Sozialdemokraten unter Feuer ge halten.

Der Schlachtvichhof von St. Marg ist in die Hände der Sozialdemokraten gefallen.

Selbst ein amtlicher Lügenbericht mußte zu geben, daß sich die Margiften" im Karl Marr Sof, in den Wohnhausbauten Sandleiten und im Ottakringer Arbeiterheim , sowie an einzelnen Stellen im 11. und 21. Wiener Bezirk ,, f dh wer bewaffnet mit Maschinengewehren und Handfeuerwaffen eingenistet und von dort s ch w e- res Maschinengewehrfeuer auf Po­lizei, Militär und Heimatschuß eröffnet" haben. Zu ihrer Betämpfung sei Artillerie eingesetzt wor

ben.

In den späteren Bormittagsstunden bombar dierten die Truppen mit Kanonen den Marr- Hoj und namentlich dessen Türme, wo angeblich einge mauerte Maschinengewehre des Schuhbundes in Tätigkeit traten. Hier spielte sich ein erbitterter Nahkampf Mann gegen Menn ab, der von den Verteidigern mit dem größten Heldenmnt ausge= fochten wurde.

Heroismus ohnegleichen Das Handgemenge

Die erste Kampfnacht Gegen das Gebäude wurden Haubißen in Stel­

Ueber die Ereignisse der ersten Kampfnacht von Montag auf Dienstag in Wien ist folgendes nachzutragen:

Vielfach haben die Arbeiter die Waffen erst erobern müssen. Die Besatnng des Mahleins­dorfer Frachtenbahnhofs z. B. hat dem Bundes­Gegen den Ostbahnhof wurde von Sei­heer fünf Maschinengewehre abgenommen, che ten der Regierungstruppen nicht nur Artillerie, sie sich verschanzte. Die Waffenlager mußten sondern auch ein Panzerzug eingesetzt. Ein erbit: meist von den Alarmkompagnien des Schuh- terier Stampf entbrannte um den Start- Mart- Hof bundes gestürmt werden, ehe überhaupt die Be- im 19. Bezirk. Auch hier wurde Artillerie waffnung der Arbeiter vor sich gehen konnte. eingeſent. Bis halb 3 Uhr früh hörte man Stano­Die Polizei allein konnte nirgends etwas aus- nenschüsse und Gewehrfeuer. richten und ging nnr zaghaft vor. Wo sie auf In die Straßenkämpfe in Ottakring Widerstand stieß, wartete sie, bis Militär anm Umgebung des Arbeiterheimes und in der Nähe des Einfas bereit war.

griffen Polizeitants ein, besonders in der

Gemeindehauses Sandleiten.

Die Berluste der Wehrmacht und Die Besazung des Ottakringer Arbeiterhei der Polizei find hoch. Gestern wurden mes seßie den Angriffen der Polizei und der Trup­fie amtlich noch bekanntgegeben, heute nicht mehr. pen erbitterten Widerst and entgegen. In einem einzigen Kampfraum( 12. Bezirk) foll die Exekutive 60 Tote gehabt haben. Die Heim­ wehr selbst wird nur eingesetzt, wo es eine Gegner gibt. Die Behelligung der Baffanten an der Sperrlinie, die Bewachung nicht gefähr deter Objekte wird von Strolchen der Herren Starhemberg und Feh besorgt. Nirgends fieht man Heimwehr ohne Bolizeischutz.

lung gebracht. Erst nach längerer Beschießung durch diese Geschüße konnte das Arbeiterheim nach 2 Uhr nachts von den Regierungstruppen gestürmi werden. Angeblich hat der Bluthund Fey den Sturm geführt.

Dann richtete sich das Artilleriefeuer gegen den Star I Marr Hof auf der Heiligen

städter Straße.

Das Berliner offizielle Deutsche Nachrich

tenbüro" bemerkte zu diesen furchtbaren Stämp­

fen:

,, Die lange Dauer der Nachtkämpfe wird viel­fach darauf zurückgeführt, daß man auf der Me­gierungsseite anfangs mit dem Ernst der Lage und ber Stampffähigkeit der ausgezeichnet

im Karl Marx- Hof

Ein Bericht meldet darüber:

Die Besetzung des Hauses gelang erst nach zähem Kampfe und starker Artillerievorbereitung. Der fogenannte blaue Turm dieses Hänserblocks wurde im wahren Sinne des Wortes vollkommen zerschoffen. Der ganze Mitteltrakt des großen Blocks ist durch die Artilleriebeschießung so beschä digt worden, daß Einsturzgefahr besteht.

Bajonetten und Revolvern um jedes Stiegenhaus,

Im Innern dieses Häuserblocks wurde mit um jede Stiege und jede Tür gekämpft. Die Ver­uste, die die Schutzbündler in diesem Hauſe er litten, dürften unter den bisherigen Einzel­tämpfen in Wien die größte Zahl erreichen. Die

asgerüsteten vielen tausend sozialistischen Hauseinwohner wurden vor Eröffnung des Feners aufgefordert, die Gebände zu verlassen, famen je= Schußbünler nicht gerechnet hatte and eine ge- doch der Aufforderung nicht nach. wiffe Zersplitterung der Truppen infolge der Un­ruhen in den Ländern eingetreten war.

Erbittertes Ringen

um eine Reihe von Gemeindebauten In den frühen Morgenstunden setzten die Die Arbeiter haben ohne Zweifel Kämpfe in der Nähe des Marx- Hofes im 19. Be­große blutige Berluste. Das Sturm- sirk und an zahlreichen anderen Stellen mit er­bataillon des Ottakringer Schutzbundes war heute neuter Heftigkeit ein.

mittags bis auf zwei Mann aufgerieben. In den Am Vormittag tonzentrierte sich der Kampf mit Artillerie beschoffenen Wohnbauten müssen auf Ottakring und Simmering. In Ottakring ging hunderte Frauen, Kinder und Greise ums Leben es außer um die große Wohnbauanlage Sanblei­gekommen sein. Leiber sterben wohl die meisten ten wieder um das Arbeiterheim. Hier stellte der Berwundeten der Arbeiter, da sie in den einge- amtliche Bericht auf einmal einen Teilerfolg" bei fchloffenen Zitabellen feine genügende ärztliche ben vorausgegangenen nächtlichen Kämpfen feft. Hilfe haben. Wie start die Berluste der Fascisten Der Kampf ging unter fortdauerndem Maschinen­find, geht aber daraus hervor, daß eines der gro- gewehr- und Minenwerferfeuer und Einſatz von en Spitäler bereits die afsahme ge- Artillerie die ganze Nacht weiter.

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Die Einwohner der Nachbarhäuser schätzen die Zahl der Toten bei diesen Kämpfen auf etwa 100 und die Zahl der Verwundeten auf minde stens 200.

Gegen Mittag zogen sich die Schnyvündler aus dem Ottakringer Arbeiterheim, das neuerdings in die Hände der Truppen fiel, in die War cha= I o wsti Werke zurück, wo sie sich verschanz­Gegen 8 Uhr morgens schte verstärktes Ar- ten und neuerdings Widerstand leisten. Auch in Hernals fanden neue Kämpfe tilleriefener aus zwei Haubigen, zwei kleineren Geschüßen und aus Minenwerfern cin. Um den statt. Karl- Marx- Hof wurde noch immer heftig ge- In Heiligenstadt wurde der Marx of kämpft. Auch hier spielte Artillerievorbereitung die in den Mittagsstunden nach harten Kampf von Hauptrolle. Die Geschütze waren auf der HohMilitär und Polizei besetzt. Das Hand weist Warte aufgefahren. fenster groc Löcher von Kanonenschüf­Weitere Meldungen vom Vormittag be- fen auf. Jm 21. Bezirk waren neue Stämpfe um das Bolizei und Militär ist es gelungen, das Ar- Floridsdorfer Arbeiterheim dessen Besetzung beiterheim im Bezirk Ottakring zu beschen. Da: schon in der Nacht gemeldet worden war für flammt allerdings der Widerstand an um die umliegenden Gemeindewohnbauten im anderen Stellen wieder auf. So hat Zuge.

fagten:

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