angestellt worden, ist mmmehr, wie die„Kreuz-Ztg/ mitteilt, angeordnetworden, daß je zwei Kompagnien von zwei Regimentern eines jedenArmeekorps jetzt und besonders im Sommer längere Uebungsmärscheausführen sollen, auf denen von den intelligenteren Mannschaftendieser Kompagnien Versuche mit reinem Zucker und mit Pastillenaus Zucker mit Kaffee oder Citronenzusatz, in Waffer in mitge-führten Blechbechern aufgelöst, angestellt werden, um festzustellen, obsich thatsächlich dadurch Strapazen leichter ertragen lassen.—Internationale Solidarität. Unser Sieg im zweiten BerlinerWahlkreis hat die Parteigenossen in allen Ländern mit Begeisterungerfüllt, der die Parteipresse in Oestreich-Ungarn, England, Italien,Frankreich warmen Ausdruck gegeben hat. Und viele der nam-hastesten Genossen Ides Auslandes haben brieflich ihre Freude be-kündet und uns gebeten, den Berliner Genossen Dank auszusprechenfür den Dienst, welchen sie der gesaniten internationalen Social-demokratie geleistet haben. Besonders warm sind die Zuschriftenaus Frankreich.—Die Polizei im Kampfe gegen die polnische Sprache. Dieinnerhalb der Posener Droschken angebrachten Fahrtarife warenbisher in deutscher und polnischer Sprache abgefaßt. Die Polizei-dircktion hat nun jetzt alle zweisprachigen Fahrtarife entfernen unddurch solche in ausschließlich deutscher Sprache ersetzenlassen.—NnS Hessen» 17. April. sEig. Bor.) Zu dem social-Demokratischen Antrag auf Vermehrung der Landtags-Wahlbezirke hat die Regierung bei der Verhandlung imAusschuß laut des soeben erschienenen Berichts die Erklärungcw�egeben:..daß sie anerkenne, daß durch die Vermehnmg der Bevölkerung,namentlich in den großen Städten und deren Umgebung einell n g l e i ch h e i t in den einzelnen Wahlbezirken eingetreten sei,öle auf die Dauer n i ch t beibehalten werden könne."Demgemäß stellt die Regierung dem künftigen Landtage einediesbezügliche Vorlage in Aussicht. Der Ausschuß hat diese entgegen-kommende Erklärung mit Dank begrüßt und beantragt im Hinblickauf die in Aussicht gestellte Wahlreform-Vorlage den Antrag Davidund Genossen vorerst für erledigt zu erklären.— Die Ungerechtig-keit der derzeitigen Wahlkreis-Verhältnisse ist also von sciten desStaatsministers zugegeben worden. Das ist die Hauptsache. Undwenn wir auch auf die versprochene Vorlage keine allzu große Hoff-nung setzen, so dürfen wir wenigstens mit Bestimmtheit erwarten,daß die schlimmsten Mißverhältnisse durch entsprechende Vermehrungder Mandate beseitigt werden.—AuS Hessen» 17. April. sEig. Ber.) Behufs besserer Geltend-machnng der Wünsche und Interessen der Arbeiterschaft war von dersocialdemokratischcn Landtags-Fraktion der Antrag eingebracht worden...die Organisation der Arbeiterschaft mit direkterVertretung im Ministerium ähnlich der Vertretung derLandwirtschaft und des Gewerbes", in die Wege zu leiten. Dazuhat die Regierung in einem Schreiben an den I. Ausschuß nunmehrStellung genommen. Soweit der Antrag das Fabrik-AufsichtSweseuberührt, weist die Regierung hin auf die inzwischen eingetreteneVerinehrung der hessischen Jnspektorate von zwei auf vier, wodurchnicht nur eine Steigerung der Zahl der Revisionen ermöglicht,sondern auch der dem Gewerbe- Aufsichtörats» Personal«zur be-sonderen Pflicht gemachte Verkehr mit derArbeiterschaft" erleichtert worden sei. Auch sei damitbegonnen worden, die Inspektoren zur Beratung gemeinsamer An-gelegenheiten im Ministerium zu vereinigen und eine unmittelbareVerbindung derselben untereinander herzustellen. Nicht minder seiBorsorge getroffen, daß die Berichterstattungen über die Thätigkcitder Beamten an daS Ministerium in ausgedehnterem Maßeerfolgen als bisher. Sobald dieses umfassendere Material vorliegt,soll an die Entscheidung der Frage herangegangen werden, ob zureinheitlichen Verarbeitung der Jahresberichte und des sonstigen Arbeits-stoffcS ein besonderer Oberbeamter erforderlich, oder obdie unmittelbare Unterstellung der Inspektoren unter den Ministerial-referenten zweckmäßiger sei.— Soweit der socialdemokratische An-trag aber die Schaffung einer direkten Vertretungder Arbeiter im Ministerium analog der obere»laudlvirtschaftlichen Behörde der Centralstelle für Gewerbeim Aug« habe, erklärt sick die Regierung zur Zeit außerstände, dem Antrag näher zu treten, weil die Angelegenheitaufs engste mit der im Reichstag angeregten Schaffung vonArbeiterkammern zusammenhänge und es nicht ratsam sei. einerreichsgesetzlichen Regelung der ganzen Materie vorzugreifen.Der von der hessischen Regierung betriebene Ausbau derGewerbe-Aufsicht ist um so höher anzuschlagen, als im„führenden"Preußen bekanntlich der Wind nach der entgegengesetzten Richtungbläst. Hoffentlich wird dieser Kurs in Hessen unbeirrt beibehalten;denn er ist der allein richtige. Daß Hessen von sich aus dieArbeiterkammernfrage nicht endgültig lösen kann, wollen wir zugeben.Gleichwohl halten wir die Errichtung einer Centralstelle für Arbeiter«angelcgenheiten im Bereich des Großherzogtums unbeschadet einerspäteren reichsgesetzlichen Regelung für wohl angebracht. In jedemFalle aber werden wir bei der Verhandlung in der Kammer dieRegierung dringend ersuchen, ihren Einfluß rm Bundesrat energischzu Gunsten der Errichtung von Arbeiterkammem geltend zu machenChronik der MajestätSbeleidigungö-Prozesse.Wegen Beleid igung der Kaiserin wurde am13. d. M. von der Strafkammer in Allenste in der ArbeiterRudolf Löffka aus Osterode zu neun Monaten Ge-f ä u g n i s verurteilt. Die Verhandlung fand unter Ausschluß derOeffentlichkeit statt.—In Halber st adt wurde der Arbeiter H e r n e ck e ausSuderode zu neun Monaten Gefängnis verurteilt.weil er über den Kaiser eine dumme Bemerkung gemachthatte. Wie die.Halberstädter Arbeiter» Zeitung" mitteilt, hater dem Kaiser etwas Schlechtes gewünscht und darin wurde eineBeleidigung gefunden. Das genannte Blatt berichtet darüber noch:Die Verurteilung erfolgte auf die Aussage eines einzigen Zeugen.Zwei Zeugen benmdeten, die betreffende Aeußerung nicht gehört zuhaben. Die Zeugen, darunter der Amtsvorstehcr von Rein-stedt. wurden auch besonders darüber befragt, ob der An-geklagte Socialdemokrat sei. Was in aller Welt,fragen wir, hat das mit der Feststellung der Beleidigung zu thun?!In' socialdemokratischen Kreisen ist übrigens nichts davon bekannt,daß der Angeklagte ein„sehr eifriger Socialdemokrat ist", wie derAmtsvorstehcr bekundete. Dos Gericht hielt die belastende Aussagedes einen Zeugen für genügend und hielt die Beleidigung füreine so schwere, daß es über den Antrag des Staatsanwalts, derauf 6 Monate lautete, noch wesentlich hinausging und auf 9 Monatecrkannte. Bemerkenswert ist, daß im Gegensatz zu ähnlichenFällen diesmal die Oeffentlichkeit der Verhandlung nicht ausge-schloffen war.Ausland.Militär.refonn" im Lande der Friedensbotschaft.Einer Meldimg auS Petersburg zufolge ist dem finländifchenSenat die Kopie des„Projektes" der russischen Regierung bezüglichder in H e l s i n g f o r s längst gefürchteten Militärreformbereits unterbreitet worden. Es wird begründet mit dem Wunschedes Zaren,„das Tragen der Militärlasten— sowohl der persönlichenolS auch der finanziellen— nach Kräften auszugleichen." Der„persönliche" Ausgleich fordert, so heißt es in der Begründung weiter.eine— Erhöhung des jährlichen RekrutenkonttngentS auf daS Vier-fache, wobei der„Ueberschuß" in das russische Heer eingereiht werdensoll. während der„finanzielle"— eine Erhöhung des finländifchenMilitärbudgets um 10 Mill. Mark fordert.—Frankreich.Die DrenfuS-Affairescheint Ivicder an einem entscheidenden Wendepunkt angekommen zusein. Der Justizminister hat den Präsidenten deS K a s s a t i o n S-hofeS Mazeau aufgefordert, die Vereinigten Kammern für den27. April einzuberufen. Die vereinigten Kammern des Kassations-Hofes werden jedoch am Mittwoch eine Sitzung abhalten, umverschiedene Fragen bezüglich der Revision des Drehfus- Processeszu prüfen. Bis zum b. Mai— also noch vor Zusammen-tritt der Kammern— soll über die Revision entschieden sein.Dagegen wenden sich JaiiröS. Reinach und Clömenceau in ihrenBlättern. I a u r ö s schreibt in der„Petite Republique", die Fest-setzung der Entscheidung des Kassationshofes vor dem 5. Maischließe jede Möglichkeit einer ergänzenden Untersuchungund von Konfrontationen aus und drücke die Rolle des Kassations-HofeS auf eine reine Scheinjustiz herab.—„Echo de Paris" der-öffentlicht ein Interview mit einem Rat des Kassationshofes, welcherdie Ueberzeugung aussprach, daß der KassationShof keine neue Untersuchung anstellen, sondern sich darauf beschränken werde, durch einenoder zwei Räte solche Personen, die es wünschten, oder schon gehörteZeugen verhören zu lassen. Der Berichterstatter Ballot-Peauprv werdesich über die Opportunität gewisser Konfrontationen aussprechen.Clömenceau sagt, der Plan, welchen Dupuy, Freycinet undLebret mit Hilfe Mazeaus und der Majorität des Kassationshofesverfolgen, bestehe darin, daß im Endurteil erklärt werden solle, dieEnquete habe keinerlei neues Faktum ergeben, weshalb die Revisionabgelehnt werden müsse. Der Umstand, daß der Verteidiger Mor-nand von Mazeau dringend ersucht wurde, seine Denkschrift unverzüglich zu überreichen, beweist, daß thatsächlich die baldigste Durch-sührung der Verhandlung beabsichtigt ist.Aus den Aussagen PicquartS ist noch folgendes nach-zutragen: Picquart weist die Angabe, nach welcher er 100000 Fr.für die Untersuchung in der Angelegenheit Esterhazy verausgabthabe, zurück. Die Ausgabe sei eine nur sehr geringfügige gewesen.Er führt dann aus, daß der Kredit für den Nachrichtendienst ver-mindert worden sei. Gelegentlich einer Unterhaltung mit demGeneral Boisdeffre nach einer Veröffentlichung des„Matin"sagte Boisdeffre zu mir, dieser W e i I l und dieser Ester-hazy sind Schurken; es wäre jetzt der rechte Augen-blick, sie zu ertappen. General Boisdeffre wollte keinenäheren Aufklärungen geben, aber ich glaube, daß eine Erpressungdahinter steckte. Kurz vor der Interpellation Castelin über dieDreyfus-Sache erhielt Billot ein an Weill gerichtetes anonymesSchreiben folgenden Inhalts:„Sie und Ihr Freund Esterhazywerden auf der Kammertribüne als Complicen Dreyfus' denunziertwerden". Billot erklärte, daß diese Indiskretion nur von einemOssizier des Nachrichtendienstes herrühren könne, und kündigtemir an. daß er mich in einer wichtigen Mission andie Ostgrenze schicken werde. Boisdeffre erhob gegen michden Vorwurf, daß ich in der Estcrhazy-Dreysiis-Sache niit wenigUcberlequng gehandelt habe. Boisdeffre kam auf die SchuldDreysus' zu sprechen und sagte, daß dieselbe absolut nichtnachgewieien werden könne angesichts der Er-klärung einer fremd,'nRegierung. niemals etwasmit Drehfus zu thun gehabt zu haben. Boisdeffremeinte jedoch, daß der betreffende Agent seine Regierung getäuschthaben könne. Picqnart erklärt in seiner Aussage dann, diese Be-merkung Boisdesfres sei ihm anfgesallen, als sie kurz darauf inähnlicher Weise BcrN'eiiduiig gefunden habe. In betreff der Fäl-schung Henrys müsse ein Einvernehmen zwischen G o n s eund H e n r h bestanden haben, da diese« Papier unmöglich unbemerktin daS Kriegsminifternim hätte gelangen können. Des weiterensucht Picqnan dann nachzuweisen,' daß Dreyfus nicht der Urheberdes Bordereaus gewesen sein könne.—Ueder Putschversuche Dsroulödes und derGeneralstäbler berichtet der Telegraph: In Justizkreisenwird behauptet, daß eine gegen Döroulöde gemachte Zeugen-aussage auch für den General Roget vernichtend ist;besonders die Aussage des vom„Cri de Paris" erwähnten Oberstenbezeuge klar, daß zwischen Döroulöde und General Roget einE i n v e r st ä n d n i s herrschte. Der„Cri de Paris" versichertnämlich, daß der von Dsroulöde geplante Putschversuch amTage der Beerdigung des Präsidenten Favre als wohlvorbereitet festgestellt worden ist. Außer Töroulöde hattender frühere Kriegsminister C a v a i g n a c, sowie die GencralcRoget und Pellieu� ihre Mitwirkung zugesagt. DasKomplott fand aber ein Hindernis an der Weigerung desGenerals Z u r l i n d e n, der sich gegen jede rechtswidrige undrevolutionäre Maßregel erklärte. Dsroulvde versuchte durch seineWorte die Menge und die Soldaten nach dem Elysce zu führen undin der Kaserne haben die Generale die Bemühungen Deronledes,die Truppen aufzuwiegeln, in mehrfacher Weise unterstützt. Indiesem entscheidenden Augenblick habe jedoch der anwesende Oberstenergisch sich gegen jede ausständische Bewegung erklärt und dadurchden Versuch, einen Putsch zu organisieren, zum Scheitern gebracht.—In dem Prozesse gegen die Liguen, der am Dienstag vordem Zuchtpolizeigericht eröffnet wurde, erklärte der Vertreter derStaatsanwaltichast Boulloche, seine Aufgabe bestehe lediglich darin,die Existenz der Liguen gerichtlich sestzuftellen, ohne daß hierdurchden etwa zu ergreifenden Maßregeln der Verwaltungsbehörden vor-gegriffen werden sollte. Senator Trarieux siihrte die VerteidigungDuclanx' und sagte, die Liga zur Wahrung der Menschen-und Bürgerrechte bezwecke nicht allein, sich die Verteidigungdes unglücklichen Dreyfus angelegen sein zu lassen, ihre Bestrebungengingen weit darüber hinaus. Man habe, um die Ungerechtigkeit,deren Opfer ein jeder vielleicht werden könnte, an den Pranger zustellen und zu bekämpfen, eine umfassende, auf Gegenseitigkeit be-ruhende Verewigung zur Wahrung der sittlichen Interessen gründenmüssen.—England.Im Unterhaus wurde in zweiter Lesung die Gesetzesvorlagebetr. die Erleichterung des Erwerbes kleinerHäuser durch die Insassen mit Ä49 gegen 60 Stimmen angenommen.—Belgien.Z« dem Plane einer Weltausstellung, die im Jahre 1903in L ü t t i ch stattfinden soll, hat die Regierung ihre Zustimmungerteilt; die Ausstellung soll einen vorwiegend industriellen Charaktertragen.—Spanien.Die Wahle« haben nach den bisherigen Nachrichten folgendesErgebnis gezeitigt: 180 Anhänger Silvelas, 33 Anhänger Pola-viejaS, 30' Ultramontane, 18 Anhänger des Herzogs von Teluan,86 Liberale, 30 Anhänger GamazoS, 5 Anhänger Römers RobledoS,15 Republikaner und 4 Carlisten.— Bei den vorgestrigen Unruhenin Bilbao wurden im ganzen 26 Personen verwundet.-— InTortosa(Provinz Tarragona) schössen Beamte der Gemeindebehördeauf die Volksmenge, weil der Kandidat der Gemeindebehörde beider Wahl unterlegen war. Zlvei Personen wurden getödtet undmehrere verletzt.Der Oberst Zamora, sowie der General Tejeiro sind durch emEhrengericht wegen ihres Verhaltens in den Kämpfen auf Kuba ausder Armee ausgestoßen worden.—Asien.lieber neue Kämpfe zwischen den Engländern und Chinesenwird den„Times" auS Hongkong gemeldet: In dem Gebietevon Kau tun g wurde am Montag der Kampf seitensder Chinesen erneuert. Auf den Höhen, welche daS Lagerdes Generals GaScoigne in Taipufu beherrschen, er-schien eine Abteilung derselben und eröffnete auf eine Ent-sernung von 4000 AardS das Feuer mit altmodischen Kanonen. DieSilh-Artillerie erwiderte das Feuer mit Schrapnels, und als zweiKompagnien des Hongkong-Regiments zum Angriff vorgingen, nahmendie Chinesen Reißaus. Die Engländer verfolgten sie S Meilen weit,ohne daß eS ihnen gelang, dem Gegner auf den Leib zu rücken.Auf ihrem Rückzüge steckten die Chinesen mehrere Dörfer m Brand.Es verlautet, daß im ganzen 6000 bewaffnete Chinesen in das Gebieteinfiele» und daß sie im Besitz der Uniformen der eingeborenenMiliztruppen waren.—Amerika.Die Nachrichten von den Philippine» werden in Washingtonsehr ernst genommen, und vom politischen Gesichtspunkte aus nochernster ist die Thotsache, daß der Gouverneur von Minnesota undein republikanischer Senator von Süddakota dringend verlangen, das;die Freiwilliqen-Regimenter aus ihren Staaten, welche auf denPhilippinen Kriegsdienste leisten, zurückberufen werden, da derenlängere Zurückbchaltung im Dienste ungesetzlich sei und da dieMannschaften selbst die Rückkehr dringend wünschten.Aus Manila wird gemeldet, daß die Aufständischen denSitz ihrer Regierung viele Meilen weiter nördlich nach Tarlacverlegten.—Auch in Amerika droht neuerdings der Militarismussich zu einer gemeingefährlichen Institution anszuwachsen. GegenViesen amerikanischen Militarismus und die neueste aus-wältige Politik Amerikas, wendet sich in einer jüngst gehaltenen Rede.der bekannte Dentsch-Amerikaner Karl Schurz. Das amerikanischeVolk habe bisher keinen Militarismus gekannt, so führte er aus, undbrauchte ihn auch niemals kennen zu lernen, wenn es sich nichtkopfüber in Abenteuer stürzen wolle. Seit ihrerGründung ist unsere Regierung immer dem echt demokratischenInstinkte gefolgt, die Rüstungen immer nach den, augenblicklichenBedarf cinzurickiten und sich nicht in den Strudel der Rivalitätder Nationen hineinreißen zu lassen. Dennoch hat uns seit 1812kein Angriff von außen her gedroht, wiewohl die anderen Völkernicht gerade unsere geschworenen Freunde waren. Wir haben dasnur dem Umstände verdankt, daß man in Europa sich an denGedanken gewöhnt hat, Onkel San, kümmere sich nichtum Dinge, die ihm nichts angehen, und daß es sichwohl verlohne, mit ihn, in Frieden zu bleiben, weil man seinen»großen Lande mit seinen gewaltigen Ressourcen doch nichts anhabenkann. Man erzählt uns. wir müssen gewissen entfernten Länderndie Segnungen der Kultur bringen und brauchen dazu Armee undFlotte. Die Armeen Napoleons hatten auch den Völkern gewisseFreiheiten und Reformen gebracht, aber man habe in den>, B e-freier»" doch nur Unterdrücker gesehen, genau wie esuns jetzt auf den Philippinen mit unserer Be-glückung geht. Das blutige Spiel dort ist erst ein kleinerAnfang. Es mag unseren, b e s s e r e n„Tötungsvermägen"gelingen, Aguinaldos Scharen niederzumetzeln, aber andereAusstände werden folgen und mit allen weiteren Siegen werdenwir nur ein größeres Odium einer blutigen Politikauf uns laden. Wir werden unserem Gebiete schwacheverwundbare Punkte anhängen, die andere Mächte inVersuchung führen können. Auf alle Fälle werden wir, wie dieNationen der alten Welt, die Last des Militarismus zu tragen haben.Allgemein zugegeben wird bereits, daß die„neue Politik" emstehendes Heer von 100 000 Mann nötig braucht, welche ,mganzen 100 Millionen Dollar kosten wird. Unser Pensions«Etat ist bereits größer als der Militär-Etat Deutsch-I a n d s.Es ist ja erfreulich, daß sich in Amerika selbst gewlchtige Stimmengegen das Ueberwuchern des Militarismus und gegen die neueste»„demokratische Politik hören lassen. Aber vorläufig scheint Volkund Regierung von den Waffenthaten gegen die Spanier und jetztgegen die Philippiner allzu begeistert zu sein, um fürs erste solcheverständigen Stimmen zu beachten.—VKvlAmvnkcivifches.Postgrsetzc. Die Reichstagskommission für die dreiP o st g e j e tz e trat heute unter dem Vorfitz des Abg. Schädler'zu-sammen. Zunächst wurde die Novelle zum Postgesetz zurBeratung gestellt. Es sollen zwei Lesungen stattfinden, zum Bericht-erstatter wurde Abg. P a a s ch e bestellt. In Artikel 1 wird bestimmt:Das Porto für de» srantiertei, gewöhnlichen Brief beträgt bis zumGewicht von 20 Gramm 10 Pf., bei größcrem Gewicht 20 Pf. Beiunfrankierten Briefen, ebenso bei unzureichend frankierten, tritt ein„Znschlagporto" von 10 Pf. hinzu. Abg. Diotz(Soc.) beantragte,dieses Zuschlagporto aus nur 6 Pf. festzusetzen. StaatssekretärV. Podbielskt ist gegen den Antrag. Es handle sich nicht um einStrafporto, sondern um eine Entschädigung für erhebliche Arbeit beiAbsendung von unfrankierten Briefen. Der Antrag würde eine Ver-schlechterung der Verkehrsverhältnisse bedeuten. Das Bestrebender Postvcrwaltung gehe gerade darauf hinaus, möglichst alle Post«sendnngcn sogleich' bei Aufgabe für den Adressaten völlig gebühren-frei zu machen. Abg. Cahensly und Miiller-Fulda(C.) sind eben-falls gegen den Antrag. Stach besser wäre eS, unfrankierte Sendungenüberhaupt von der Beförderung auszuschließen und den Frankierungs-zwang auch auf die Behörden auszudehnen.— Der Antrag D>etzwird darauf mit großer Mehrheit abgelehnt.— In Abs. 2 desArt. 1 wird gesagt:„Der Reichskanzler ,st ermächtigt, den Geltnngs-bercich der Ortstaxe auf Nachbarort« auszudehnen. Abg. Hasse(natl.) wünscht Aufnahme der in dieser Begehung vorgesehenen Erleichterungen in da« Gesetz. Direktor Krätkc ist gegen diesen An-trag, der eine Verfassungsänderung erforderlich machen würde. Diebezüglichen BerkehrSerleichternngen würden gleichzeitig mit derNovelle erlassen werden. Abg. Singer ist wegen derVersassungsschwierigkeitei, gegen den Antrag Hasse. Ihmwürde eine vom Staatssekretär zu Protokoll gegebenebindende Erklänmg genügen. Er regt weiter an. Porto-Ennäßigungenbei Massennufgabe von Sendungen eintteten zu lassen. Staats-sckretär v. PodbielSkt giebt die Erklärung zu Protokoll, daß gleich-zeitig mit dem Inkrafttreten des Postgesetzes auch die Erleichterungenfür den RachbarortS-Verkehr i» kraft treten sollen. Direktor Krätkeist gegen das billigere Porto bei Massenseiidungen. Das würde nurim Interesse der Großen liegen. Abg. Haffe glaubt, daß dasbilligere Sammelporto mich de» Vereinen zu gute kommen würde.Den Kreis der Nachbarorte empfiehlt er besonders mit Rücksicht aufderen wirtschaftliche Zusammengehörigkeit zusammenzufassen. Abg.Singer meint, der Rabatt bei Saimnelsendnngen käme vornehmlichWohlthätiakeits-Vereinen zu statten, die nach Aufhebung der Privat-Posten e,ne große Einbuße erleiden würden. Dem Vereinfür das Berliner Asyl für Obdachlose würde beispiels-weise eine Mehr-Ausgabe von 1360 Mark jährlich er«wachsen. Sein Wunsch liege nicht im Interesse der Großen.Er behält sich einen formulierten Antrag für die zweite Lesung vor.Staatssekretär V. Podbielski: Ein billigeres Sammelporto fürWohlthätigkeitsan stalten sei seitens der Postverwaltung erwogenworden. Man sei jedoch zu der Ueberzeugung gelangt, daß sich Aus-nahmen nicht empfehlen, da solche zu vielen unangenehmen Kon-seq, lenzen führen würden. Billigeres Massenporto würde doch zumeistnur den großen Geschäften Vorteil bringen. Abg. Marcour(C.)ist gegen die gesetzliche Festlegung der Taxen, weil dieselbe bei demwachsenden Verkehr zahlreiche Novellen notwendig machen würde.Er wünscht aber, daß die Postverwaltung alljährlich eine Ueberstchtüber die in den Nachbarorts-Vcrkehr aufgenommenen Orte ver-öffentliche. Ferner wünscht er. daß Bayern und Württemberg auchbindende Erklärungen bezüglich der Portocrleichterungen ob-geben. Direktor Kriitke erwiderte, daß Bayern die Er-mächtigungen bereits zugesichert habe. Abg. Lenzmann(frs. Vp.)hält den Zustand für unhaltbar, daß daS Porto für Briefe durch Gesetz.daS übrige Porto durch Verordnung festgesetzt werde. Die sämmt-lichcn Tarife müssen bindend festgelegt werden, andernfalls hätte esdie Post in der Hand, erst die Privatpostcn durch billigere Sätzetot zu schlagen und nachher die Sätze wieder zu erhöhen. Auch eineVerfassungsänderung scheue er nicht, die Verfassung sei kein Petrefakt.Das mindeste, was er verlange, sei die Erklärung, daß ohne Zu-stimmuno des Reichstags eine Heraussetzung der Portosätze nicht er-folgen dürfe. Abg. Dr. Paasche(natl.): Eine Verfassungsänderungsei nicht notwendig, die Reichs- PostVerwaltung unterliege deröffentlichen Kritik und könne nicht so handeln. wie Abg. Lenzmannbefürchte. Eine bindende Erklärung des Staatssekretars genüge,welcher sich Bayern und Württemberg anzuschließen haben. DerRedner erklärt sich sodann gegen die Verbilligmig der Mnsscnfendlmgen.Abg. Dasbach(C.s ist auch gegen diese Verbillig, mg. welche zu Uni-geHungen des Gesetzes Gelegenheit bieten würde. Abg. Singer wünscht