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Eine Kaiserpuppe wird gekrönt „ Zwiesprache mit den Ahnen"- vor der Tonfilmkamera.

Heinling( Mandschutuo), 1. März. Don= nerstag vormittag erfolgte die feierliche Thronbe­steigung Pujis, der unter dem Namen Nang Toh Kaiser von Mandschutuo geworden ist.

Kurz vor acht Ihr Ortszeit führte ein Kraft wagen, der mit dem aus goldenen Orchideen ge­bildeten Wappenzeichen geschmüdt war, den fünf­tigen Kaiser nach dem Himmelstempel, wo die religiöse Zeremonie abgehalten wurde. Die Zere­monie, die nach dem Ritus der Chow- Dynastie durchgeführt wurde, dauerte nur etwa eine Vier telstunde. Ungefähr 200 der höchsten Beamten von Mandichutuo standen am Fuße des Altars. Der Kaiser stieg zum Altar hinauf und warf sich zu Boden, um mit den Geistern seiner Ahnen Zwie sprache zu führen. Er brachte dem Himmel cine Anzahl von Opfern dar, darunter einen weißen Stier, die die Priester töteten, während der Kai fer betete. Vor dem Monarchen lag eine rotladierte Tafel, auf der der Name seines frühesten Ahn herrn aufgezeichnet war. Acht Beamte überreich­ien dem Staiser die Opfergabe, Weihrauch, ein Amulett aus Jade, eine Rolle heimischen Tuchee und einen Kelch mit Reiswein. Jede dieser Gaben itredte der Kaiser zum Himmel empor. Dann wandte er sich nach Süden und entzündete das Seilige Feuer, deffen Rauch seine Gebete zum Simmel emportrugen. Nach der Opferung empfing der Kaiser ſein Amtssiegel, worauf ein Salut von 101 Schiz ertönte. In sonderbarem Gegensaß zu dem uralten Zeremoniell stand es, daß von einzelnen Szenen Tonfilmaufnahmen gemacht wurden, daß Flugzeuge in der Luft kreisten und daß ein Bericht über die Feier durch Rundfunk verbreitet wurde. Für die Krönungsfeierlichkeiten hat die Re­gierung 3% Millionen Dollars bewilligt.

Weil es der Liebhaber so wollte? Vor fur zem wurde von der Gendarmerie in Vrandau Frau V. aus Kleinhahn verhört. Sie war schwan ger. Als man sie eine Zeit darauf fragie, wo jest das Kind sei, entgegnete fie, fie wäre gar nicht in anderen Umständen gewesen. Die ärztliche Un­tersuchung ergab jedoch, daß die Frau vor etiva einer Woche entbunden hatte. Das Kind wurde dann, eingewickelt in ein Tuch, am Boden unter einer Diele verstedt gefunden. Es wird mitgeteilt, daß sie das Kind getötet haben soll, da die Schul­tinder Schreie gehört haben wollen. Jedenfalls ge­stand die Frau, das Kind vergraven zu haben, weil ihr Liebster erklärt habe, jie müsse das Kind wegschaffen, sonst werde er sie nicht heiraten. Beide wurden verhaftet und dem Brüyer Kreis­gericht überstellt.

Freitag, 2. März 1934

Karpathorusland 264 Partien, von denen er 227 gewannt, 22 remisierte und 15 verlor. Ende März oder anfangs April unternimmt Flohr eine Tournee nach Jugoslawien  .

statistischen Zentralamies in Rom   zufolge hatte am Die italienischen Großstädte. Einem Bericht des 1. Jänner d. J. die Stadt Rom   1,092.805, Ma is 629.498, Lorenz 325.387 und Triest   427.739 Tand 1,039.593, Neapel   866.068, Genua  Einwohner.

Rettung aus Scenot. Der polnische Dampfer Cieszyn  " fuhr gestern abends während eines Sturmes gegen eine Felsgruppe auf, die einige Stilometer vom Helsingforser Hafen entfernt ist. und retteten 50 Passagiere des polnischen Finnische Rettungsdampfer eilten sofort zu Hilfe Dampfers nach vierstündigen eifrigen Bemühun­schädigt und es ragt bloß ein Viertel von ihm aus gen. Der Dampfer., Cieszyn  " ist äußerst stark be­dem Wasser empor.

Safentreuzler vor dem Brager Kreisgericht

Der geheime Verkehr unserer Nazi mit dem Dritten Reich Politische Redner wiffen nichts von Politik

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Brag, 1. März. Vor dem Straffenat des OGR. Die vorgefundene Korrespondenz belastet die Jindrich ſtanden heute zwei nationalsozialistische Angeklagten beträchtlich. Selbstverständlich werden deutsche Hochschüler aus Ne u Oberberg unter die Briefe stets mit Seil Sitler!" geschlossen, der Anklage wegen vorbereiteler Anschläge gegen überhaupt spielt ,, unser Führer Hitler  " eine große die Republik   nach Paragraph 2 des Schutzgesetzes. Rolle in den beschlagnahmten Schriftstücken. Erwäh Beide Angeklagten sind 27 Jahre alt und Deutschnenswert ist, daß der Angeklagte GaIusch fa fich polen, die aber an der hiesigen Universität mitsamt seinem Bruder im„ Schnud" der SA­immatrikuliert sind, und zwar Bruno Galuschka Montur photographieren ließ. an der medizinischen, der andere, ein gewisser Otto Natürlich hat diese Sache auch ihre mate Gebauer an der rechts und staatswissenschaft- riellen Hintergründe. Galuschka erklärte, man lichen Fakultät. Beide waren seit mehreren Jahren habe ihm einen Praktikantenposten in Ratibor   Gigantisches Ehrenmal für Edison Mitglieder der ehemaligen nationalsozialistischen in Aussicht gestellt und Gebauer versprach sich durch Partei. Die Mährisch Oftrauer Polizeidirektion die Vermittlung des Bezirksführers Raabin eine Das Modell des großartigen Ehrenmals, für def= ſtellte im Zuge einer größeren Untersuchung fest, Anstellung bei der deutschen Industrie, oder sonst ein sen Errichtung zwei Millionen Dollar veran daß; Galuſchla und Gebauer enge Beziehungen mit geeignetes Tätigkeitsgebiet. Im wesentlichen sind schlagt sind. Oven links: Der Amerikaner Tho reichsdeutschen Nazifreisen unierhielten. Insbeson beide Angeklagte geständig, insbesondere geben mas A. Edison, der Vater der Elektrizitätsindu­dere wurden Verbindungen mit einer wichtigen SA sie zu, mit bedeutenden Funktionären der Sitler strie, zu deſſen Ehrung das Denkmal auf dem jo Zentrale im reichsdeutschen Grenzori Annaberg leuie in Verbindung gestanden zu sein und auch ge- genannten Adlerfelsen über dem Hudson- Tal jeſtgeſtellt, wo ein gewisser Raabis als Bezirkswusst zu haben, mit wem sie es zu tun hatten. Aber im Staate New Jersey   errichtet werden soll. Der kommandant fungierte. Mit dieſem Funktionär, wie freilid) leugneten sie aufs eifrigite 120 Meter hohe Obelist wird von zwei auch mit einem Unterführer namens Fischer stan bei der Verhandlung irgendeine Händen gekrönt, die einen des nachts weithin den die beiden Angeklagten in besonders lebhaften staatsfeindliche Absicht und selbst leuchtenden Globus halten. Am Fuße des Obe Beziehungen. Bei der Hausdurchsuchung fiel der irgendeine Illoyalität. Galuschia vers lisken wird eine bronzene kolossal statue Polizei eine Menge belastendes Materiales in die wies auf seine and und die beiden legten nach ihrer Verhaftung auf der Prager   Polizeidirektion, die dann die weis teren Erhebungen führte, ziemlich weitgehende Ge­ständnisse ab.

Zwischen den reichsdeutschen und den hiesigen Razi müssen ungemein enge Verbindungen bestan den haben. So schickte man z. B. Redner aus dem Reich in unser deutsches Grenzgebiet und hiesige Vorträge, über deren Inhalt und Niveau nichts Nazis   hielten wieder im Dritten Reich   politische weiter gejagt zu werden braucht. Auch der Ange lagie Galuschta bat solche Gastspiele jenseits der Grenze gegeben und muß eine nicht unbedeutende Rolle in diesem innigen Verkehr mit den Gesin nungsgenossen im Hitlerland gespielt haben. Dies läßt sich zum mindeſten daraus schließen, daß man ihn für ,, würdig" crachtete,

des Erfinders stehen.

jugendliche romantische Denkungsart, worieie Gebauer, er fenne sich in der Politik nicht die ihm die Hitlerbewegung sehr sympathisch erschei­aus und suchte sich mit dem Paffus nen lassen. Der Gruß Heil Hitler  !" sei nicht als politische Dokumentation anzusehen, sondern cher als Das weiß ich nicht, da müßte man witter fragen" gesellschaftliche Formel." Gebauer wiederum, der nicht sonderlich glücklich aus der Affäre zu ziehen. in einer Rede in Annaberg   für die Errichtung des Unter den beantragten Zeugen befand sich auch der Dritten Reiches  , das alle Deutschen   umfaffen solle, ehemalige Abg. Jung, dessen Einvernahme das geeifert hatte, erklärte auf die Frage des Vorsigen Gericht jedoch ablehnte, wie auch eine Reihe weiterer Konzept vorgelesen, die Rede samme gar nicht von lichen Ahnungslosigkeit zogen die Angeklagten doch den, er habe damals einfach ein ihm zugestedtes Beweisanträge der Verteidigung. Troß der angeb ihm und der verfängliche Inhalt jei ihm nicht be- Dinge der hohen Politik in die Debatte, so z. B. fannt gewesen. Als der Vorsigende wissen wollte, den deutsch   polnischen Nichtangriffsvakt, der zu aller­wie sich die Angeklagten das komplette Dritte lei Erfurſen führte, die die moralische Position der Reid) eigentlich gedacht hätten, antworteten die Angeklagten stüßen und ihre Korrektheit und Angeflagten mit der orafelhaft undeutlichen Erklä- Loyalität gegenüber der Tschechoslowakei   ins rechte runs, es bedente den, moralischen, fultu- Lichi ſegen ſollten. rellen und wirtschaftlichen Zusam Schachmeister Flohr spielte auf seiner Rüd­menschluß aller Deutsche n", aber von reise von Karpathorußland in Dolni Kubin  den politischen Konsequenzen dieser Be 27 Partien simultan, von denen er 26 gewann strebungen wollten die Angeklagten absolut nichts und eine remisierte. Insgesamt absolvierte Flohr die zu Propagandazweden jenseits der Grenzpfähle geivußt haben. Ueberhaupt seien sie politisch nicht auf seiner Tournee durch die Ostslowakei und beſtimmt war. geschult. Auf eine Frage politischer Natur ant­

Wiener Reise

eine politische Nede auf einer Grammophon­platte zu sprechen,

Die Litfaßsäulen zeigen schon ein anderes Bild. Neben spärlich vertretenen Plakaten der Re gierung und neben ganz seltenen, wahrscheinlich Wien  , Ende Februar. überlebensgroßen Bildern des fleinen Dollfuß, die Grenzstation! Alles ist ruhig und geht seinen zum Eintritt in die Vaterländische Front   auffor gewohnten Trott, Paßrevision, bitte!" und nach bern  , sieht man hauptsächlich allenthalben die ciner Weile„ Gepädsrevision, bitte!" Es ist, wie grünweißen Platate mit den Bildern Feys und wenn nichts geschehen wäre in diesen Tagen. Die Starhembergs. Plakatwände. Telephonzellen, ja, Sonne scheint über ein Land, das einer traurigen selbst Abortwände tragen den Ruhm dieser verbre und ungewissen Zukunft entgegengeht und was cherischen Massenmörder, die sich den ,, bodenständi schlimmer, uns alle mit seinem verfluchten Schick gen Oesterreichern" als die wahren Retter vor sal belastet, wie schon einmal in der Geschichte. Dem marristisch- bolschetvistischen Terror präsentic Und da kommt sie ja auch schon, die verstaubte Geren und, da ja bekanntlich bei den Fascisten Ge­schichte: gravitätisch stolziert auf dem Vahnsteig meinnuß vor Eigennus geht, auch ihre Belohnung irgendeine Mumie aus dem f. u. f. Panoptifum, fordern. Auf einem Plafat hat man gnädigst neben mit der altöſterreichischen viertelmeterhohen Amts- dem Jch und dem Starhemberg auch noch einem tappe und einem schäbig vergoldeten Säbel. Wie stahlhelmbewehrien Wehrmann Play gelassen und sich der Träger mit dem Kailser Franz- Josefbart ein holpriger Vers verkündet, daß es Desterreich im Abteil niederläßt und den Mantel auszieht, diesen drei dante, wenn es wieder frei sei. Anti­sicht man an seiner Heldenbrust drei Blechorden, quiert wirten vorläufig noch die Platate, welche Plätschen", wie die Wiener   sagen, baumeln. die Regierung anscheinend vor den blutigen Vor­Stolz blickt er um sich und zieht an seiner„ Bet- fällen noch gegen die Nazi anschlagen ließ: da ist china  ", aber niemand beachtet ihn, höchstens trifft ein Nazibandit mit einer richtigen Mördervisage ihn hie und da ein halb belustigter, halb verächt- der mit einem rauchenden Revolver Herumfuchtelt licher Blid. und ein rotweißes Band trennt ihn von einem lilienhaft unschuldigen braven Desterreicher. Auch da hat man die Diahtkunst bemüht, um zur Seele des Volkes zu sprechen und wir lesen den schönen Bers:

Kaum eine Stunde fährt der Zug von der Grenze vis Wien  . Vor der Stadlauer Donau brüde erblickt man schon die ersten Häuser, die das Interesse der wenig zahlreichen Passagiere auf sich lenken. Aber hier sind feine Spuren der vergange nen blutigen Kämpfe zu sehen. Man hat auch rasch genug den Fahnenschmuck von den auf so brutale Weise..eroberten" Gebäuden entfernt und nur hie und da sieht man auf einem Gemeindebau ir gend einen traurigen, verwaschenen Fetzen, den der Wind oder auch andere Mächte bis zur Untennt lichkeit ver! näult haben.

,, Volt Desterreichs, zieht den Trennungs­strich,

Du schüßt dein Land, dein Heim und dich!" Inzwischen haben die braven vaterländi fchen Desterreicher bewiesen, daß sie die Tattit des Massenmordes sogar noch besser zu beherrschen verstehen, wie die schon eingearbeiteten Nazi.

Auf dem stolzen Wiener Rathaus  , gegen das Der Bahnhof ist still, fast traurig, und die sich die wütendsten Angriffe aller Feinde der Ar­Eisenbahner gehen etwas beflommen umber, wie beiterflasje richteten und das sie trotz all ihres wenn sie das schlechte Gewissen plagte. Schon in Gegeifers nie auf legalem Wege zu erobern im­der Halle überfallen uns Riesenplatate der Bun- stande gewesen wären, weht nun der grünweiße desregierung: alle Desterreicher solln zu ihr stehen und der varterländische Fezen. Verschämt drücken und ihr gegen die marristischen Verbrecher helfen, sich ein paar Heimwehrmänner herum; man sieht, Bundespräsident Miklas   dantt der Regierung und wie sie sich vor manchen nicht eben liebevollen der Erefutive für ihren Heldenmut, der sogar vor Blicken der Vorübergehenden geradezit ducken. tindesmord nicht zurückschreckte, damit die öfter- Wie sehr die Würger der österreichischen Frei­reichische Gesandtschaft nicht dementieren muß: heit das Gewissen drückt, sieht man an ihrer steht nicht auf den Plalaten), ein weiteres Plakat Angst, die sie sogar vor den Toten haben. Das fordert die Ablieferung von Kriegswaffen und ver- prächtige Denkmal der Republik, das die von dem spricht jedem Verräter nicht nur Pardon, sondern kurz zuvor gestorbenen Prof. Hanat prachtvoll auch den klingenden Judaslohn. Die Leute gehen modellierten Köpfe Viktor Adlers, Reumanns und achtlos daran vorbei. Hanuschs trug, wurde zunächst mit den Bildern

der drei Massenmörder geschändet. Doch hätte wohl schon die schlichte Existenz dieser Granit saulen die Vorübergehenden allzu sehr zum Nach denten anreizen tönnen und so hat man jich denn entschlossen, das Dentmal überhaupt abzutragen. Ein paar Neugierige stehen herum und sehen den Steinmetzen bei ihrer Arbeit zu. Soch zu Roß bewacht ein ausgefressener Berittener" mit Stahlhelm und Karabiner den Fortgang des Ver nichtungswertes. Später erzählte man mir, daß, jich gerade hier der Unwillen des Volkes öfters in sehr deutlicher Weise geäußert habe. So stand da irgendeine vaterländische Vettel mit der natio­nalen Stolarde am Gebüse und betrachtete wohlge fällig das Wert der Erneuerer" Desterreichs, die wahrscheinlich seine Totengräber werden dürften. Drei junge Burschen gehen vorbei, pflanzen jia vor der Dämlichkeit auf und sagen in gar nicht leisem Tone: Du alte H... gibst die Kofard'n ova, sunit druck ma di and Wand!" Keiner der vielen Umstehenden ergreift Partei für die so in die Enge getriebene Patriotin, bis sie die Kolarde wirklich herunternimmt und sich eilends in die Bü­sche schlägt. Wer sind da die Sieger, wer die Be siegten?

Das Urteil erkannte beide Angeflagien schuldig und verurteilte sie zu je cinem Jahr schweren Kerfers, Verlust der bür gerlichen Ehrenrechie und einer Geldbuße von je 1000 Kč, im Falle der Nichteinbringlichkeit zu wei­teren sieben Tagen Arrest.  

rb.

milde Richter finden," schnarri er. Die Frau Ge mahlin sekundiert: Ja, und der Bauer und der Deutsch  , die werden sich auch mit dem nötigen Reisegeld versehen haben!" Ein Arbeiter fällt ein und stört die Idylle: No, san's froh, daß sic cahner Göld no hab'n, es fann a no anderscht wern!" Drei Pfaffen inspizieren das Liebeswert der christlichen Arbeitermörder und betrachten voll Interesse die zahllosen Einschußöffnungen an der riesigen Frant des Wohnblocks. Zwei Arbeiter stel­len sich vor sie bin, mustern sie scharf und sagen: ..Ja, liebe Deine Nächsten!" Die Pfaffen streven eilends von hinnen.

Boltes Stimme, Gottes Stimme. Ein Gang durch die Straßen der Wiener Vororte lehrt, daß die Wiener   Arbeiter ihre heldenmittige Mampfes­timmung nicht verloren haben. Das äußert sid in vielen Einzelheiten, aus denen ja schließlich das Leben besteht und die erst ein Gesamtbild von der wahren Simmung geben. Die Regierung veran staltet eine Ausspeisungsaktion für die Arbeitslo  sen und gibt ihnen täglich ein Gulasch. Besondere Deputationen der Vaterländischen" gehen diese fürsorgliche Maßnahme in die Arbeiterivohnungen verkünden. Aber oft genug müffen sie erfahren, daß Vor dem Karl- Mary- Hof sauen sich die die hungernden Arbeiter von ihren Mördern auch Massen und betrachten die gottgefälligen Werke nicht die geringste Gnade entgegennehmen wollen. der Kartäischenchristen. Hilflos stehen ein paar Ein seit Jahren arbeitsloser und notleidender So Heimwehrposten da, aber niemand nimmt Notiz zialdemokrat weist die Herren ergrimmt aus sei­von ihnen. Ingeniert werden die Urteile gefällt. ner Wohnung: scheiß Euch auf eure vaterlän Giner zeigt auf die gegenüberliegenden Hänge der dische Supp'n" und da ihn der Regierungsagent Hohen Warte und meint dann: No, eine be- zu beruhigen sucht, und ihm rät, er solle sich doch sondere Heldentat war es gerade nicht, da oben überlegen. die mündliche Aeußerung nehme er die Kanonen aufzuplaßen und dann in die Wohn- nicht zur Kenntnis, da reißt der Arbeitslose, dent häuser hineinzuschießen." Die Umſtehenden niden der Hunger in den Därmen wühlt, ein Stüd Pa­ dazu  ... Ein Vater geht mit seinem etwa 12jäh- pier heraus und schreibt seine Weigerung mit ge= rigen Knaben durch die Höfe und zeigt ihm an nau denselben Worten nieder, versicht das Dolu­den riesigen Einschußöffnungen, wie dünn die Be- ment mit seinem Namen und seiner Adresse und tonmauern sind: Da kannst Du ſehen, wie dumm überreicht es dem verdusten Söldling. Die Regie das Gerede ist, als ob man hier Festungen gerung hat sich zur Milde" entschlossen und führt baut hätte!" Vor einer Eingangstür in einem der nun auch Sammlungen für die Hinterbliebenen am meisten mitgenommenen Höfe bezeichnen zwei der von ihrer Soldatesfa ermordeten Arbeiter ſchwarze Kreuze die Stellen, wo zwei Heimwehr  - durch. Aber die Arbeiter werfen die Spendesamm eindringliche gafallen sind.( Mit den Stellen, wo ler aus ihren Wohnungen heraus, denn längst die armen unschuldigen Frauen und Kinder von schon hat der bernichtete" Schutzbund seine eige den christlichen Granaten und Maschinengewehren nen Sammlungen eingeleitet und durchgeführt, erschlagen wurden, ist man weniger vietätboll längst schon sorgt proletarische Solidarität für die umgangen.) Ein nobel gekleideter Bourgeois be- notleidenden Klassenbrüder und Schwestern, längst sichtigt mit seiner holden Gattin ebenfalls den fchon gehen wieder sozialdemokratische Flugblätter Kampfplatz und sieht sich zweds Bublikum zu von Hand zu Hand. spontaner Empörung veranlaßt. Und Leute, die J. B. solches verschuldet haben, sollen dann auch noch

Denn Wien   bleibt rot!