Nr. 52

Und noch einer... ,, Raus mit dem Judenlümmel...!

Samstag, 3. März 1934

hätte ihn überwältigt. Er dachte nach, und wie er so nachdachte, kam die Erleuchtung: Er trat auf die Leute zu, nahm den Tschako vom Stopf und Der Schlagerkomponist Willy Rosen   war Im Nu war der Platz menschenleer. sprach: Bitte, eine Gabe für die Winterhilfe!" vor Beginn der braunen Gegenrevolution ein In einem Zirkus in Berlin   sollten sich auf Mann, der linker Tendenzen und einer nichtari- Geheiß des Dompteurs drei Elefanten nieder­schen Großmutter dringend verdächtig war. Ueber- seben. Die Dickhäuter machten sich aber nichts aus raschend schnell wußte er sich in den Märztagen den Führerqualitäten ihres Herrn und blieben gleichzuschalten und Anschluß an die erwachten. Barbaren zu finden. Eine Zeitlang gestatteten die alle drei stehen. Da sprang ein Herr aus dem Hitlerianer dem Gesinnungsathleten, weiter zu Publikum in die Manege, flüsterte den dreien spielen, vorgestern jedoch ist die Bombe geplatzt. was ins Ohr und alle dreie setzten sich nieder. Jm ,, Kabarett der Komiter", in Ber  - Voll Bewunderung fragte der Dompteur den Un lin, in dem Rosen zur Zeit ein Gastspiel absolviert, bekannten, wie er das angestellt habe. Aber ganz lam es während der Darbietungen zu einem Ri es einfach," antwortete dieser. Dem ersten Elefan­senstandal. Ein SA.- Trupp bildete Sprech­chöre, beschimpfte Rosen aufs wildeste und brüllte immer wieder: ,, R aus mit dem Juden­Tümmel nach Palästina!" Des Publi­funts, das glaubte, die SA. würde zu Gewalttä tigkeiten schreiten, bemächtigte sich eine Panit. Viele verließen fluchtartig das Theater. Die Dar­bietungen Roſens mußten abgebrochen werden. Davon abgesehen, daß der gesinnungslose Gleich schalter Rosen bestimmt nichts besseres verdient hat als den Terror- Fußtritt der SA. Banditen, ist der Vorfall, der in Berlin   größtes Aufsehen erregte, bezeichmend dafür, daß die handgreifliche Juden heze im braunen Barbarenland wieder aufzuleben beginnt.

Die einen prassen,

die andern hungern

auch im Zuchthaus.

ten sagte ich, der Goebbels   würde nie mehr eine Rede halten, dem zweiten der Goering   nie wieder eine neue Uniform sich anziehen, dem dritten, der Röhm stünde hinter ihm."

Zwei Juden schimpfen laut auf den Führer. Ein SA- Mann hört es und will jie verhaften. Auf die übliche Ausrede, sie hätten ihren Führer Moses   gemeint, der sie aus Aegypten  , wo sie eng lische Untertanen wären, geführt hatte, läßt der SA- Mann von ihnen ab, sagte aber:" Nächstens mekkert nicht so zweideutiges Zeug herum. Es könnte schief ausgeben!" Darauf der eine Jude: Zweideutig? Sehr gut! Herr Oberstandarten führer, wenn die Frage erlaubt ist, an welchen Führer haben Sie eigentlich gedacht?"

DRAGER ZEITUNG

Bahnunfall. Gestern um 5 Uhr früh fuhr der[ brangen sie in der Nacht vom 1. Feber d. J. in das Lastzug Nr. 1179 auf den Lajtzug Nr. 8263 auf, aus der Sarolinenthaler Bürger­der auf dem Frachtenbahnhof in Vršovice stand. Ichule ein, die zum Häuſerblock des Rathauses ge­Bivei Waggons sind umgestürzt. Ein Bremser er hört. Der Schuldiener Poupe wurde durch vers litt leichtere Absch ir fungen. Der Personenver- dächtige Geräusche alarmiert und holte die Polizei, fehr ist nicht in Mitleidenschaft gezogen. Die Ursache die die Kassenknader eben in dem Moment über raschte, als sie die Hofmauer zwischen dem Rathaus des Unfalles wird ermittelt. und der Schule übersteigen wollten. Man fand bei ihnen eine erstklassige Garnitur modernster Einbruch­werkzeuge.

Studentenselbstmord. In der Nacht zum Frei­tag hat sich der 28jährige Student der Rechte Jaro­slav Němec in der Wohnung seiner Eltern in Prag  - Weinberge das Leben genommen. Er schoß sich mit einem Revolver in den Mund und war auf der Stelle tot. Die Eltern des Studenten sagen, daß ihr Sohn die Tat aus Schwermut und gestörtem sceli­schen Gleichgewicht begangen hat.

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Der 38jährige Sarl a vel und der 29jährige Miloslav Jun! waren wegen dieses Streiches heute des versuchten Einbruches angeflagt. Sie verteidigten sich als alte Fachleute damit, daß sie lediglich die Dr. Mar Deri griff das Thema von der ande Schule auszuplündern gedachten, wo sich feinerlei ren, elementaren, praktisch- belehrenden Seite an; er Wertgegenstände und auch feine größeren Geldbe Von der Arbeit nicht zurückgekehrt. Am Freitag träge befanden. Die Anklage führt demgegenüber aus, beffen seinen zahlreichen, dankbaren Hörern einen schaltete die Analyse des Geistigen aus und gab statt abends wurde der Bauarbeiter Wenzel Dvořa! New York  , 1. März. Kommissar MacCormid daß die wohlgeschulten und erfahrenen Einbrecher mit ungemein gewandter Dialektik und pädagogi­aus Bizfov, Kapličová 16, von seinen Angehörigen gab bekannt, daß im Zuchthaus und Hospital auf sich sicher nicht mit all dem bei ihnen vorgefundenen scher Meisterschaft hingelegten Schnellfurfus funst­vergeblich erwartet. Der sonst so Pünktliche erschien der in städtischem Befiß befindlichen Welfera- Insel nicht zur gewohnten Zeit. Nachfrage bei der Polizei nicht die Magistratskasse als besonderes Ziel vorges gen, der gewiß der fachlichen Präparierung der mei­Einbruchwerkzeugen versehen hätten, wenn ihnen formalistischer und kunstverarbeitender Voraussetzun während der letzten achttägigen Unweiterperiode direttion ergab, daß Dvořat, der am Bau des Hauses schwebt hätte. In dieser Stasse befanden fid) S000 ften Zuhörer durchaus angemessen war. Deri ist kein dauernd Belagerungszustand geherrscht 3denta Domina", Prag   VII, Lethradsta 7, mitar in bar und Einlagebücher auf den Betrag von irodener, fachsimpelnder Stunjikenner, sondern ein habe. Die Wache habe infolge von Unruhen und beitete, vom Gerüst gestürzt war, etwa in der Höhe 125.000. wissender Sunstgenießer, der mit der Kunst beginnender Meuterei fortgesetzt Ausnahmedienst des dritten Stockwerkes. In bewußtlosem Zustand Das Gericht befand denn auch die, mehr pro lebt und aus dieser Lebendigkeit heraus seine pla versehen müſſen. Eine kürzlich vorgenommene Be- schaffte man ihn ins Allgemeine Strankenhaus forma lenganden, Angeklagten schuldig und verstischen Improvisationen zu gestalten weiß. Wie er. ſichtigung der beiden Anstalten habe aufsehenerre- Auf der Silinik Schloffer wurden ſchivere in urteilte Start Savel zu fünf& chn W on a in fuappster, präziſeſter Form, Wissen und Stunstver gende Enihüllungen ergeben. Nu mich mugg nere Verlegungen und mehrere Rippenbrüche beiten, seinen Spießgesellen 3unt aber zu einem ſtehen zu vermitteln vermag, improviſiert und doch ler und Rauschgift händler beherrschten Dvokat festgestellt. Jahr schweren und verschärften überlegt, ist schlechthin vollendet. Was Deri sagte, die Zuchthausverwaltung und führten ein Woh I- Ein guter Fang. Polizeibeamten ist es gestern St erters. war gewiß an sich nicht neu, aber in der Art, wie er es zu fervieren verstand, verriet sich ein bravourös Leben, während weniger glücklichere Insassen gelungen, einen guten Fang zu machen. Bei einer hungerten. Razzia verhafteten sie den 28jährigen Josef ytsa, ser Routinier im besten Sinne des Wories. Reich einen früheren Schneider aus   Prag XI. Sytja hatte In den nächsten Tagen erscheint: baltiges Bildmaterial unterstützte die interessante Wie der Kommissär weiterhin mitteilte, sei im letzten Jahr zahlreiche Geschäftsauslagen Lehrstunde aufs trefflichste. Ane Explosion im Hospital des Zuchthauses, geplündert und dabei für mehr als 30.000 Waren durch die die Heizanlage außer Betrieb gesezt erbeutet. Der Verhaftete ging mit besonders raffi wurde, der unmittelbare Anlaß zu den Aus= nierter Methode an seine Arbeit". Er erwartete vor ireitungen gewesen. Die Unruhen hätten dem jeweiligen Schaufenster, das sein Wohlgefallen sich dann über das ganze Zuchthaus ausgebreitet. erregt hatte, bis ein Auto vorbeikam. Diesen Augen­1300 Sträflinge hätten sich erhoben und blid benuste er, um einen Stein in die Fensterscheibe gegen die schlechte Verpflegung pro zu werfen und sich auf diese Weise Eingang" zu verschaffen. testiert. Die Gefangenen hätten die Speisen von den Tischen heruntergestoßen und laute Verheißt wünschungen ausgerufen, bis schließlich die Wache im Speisesaal erschienen sei und strenge Maßnah­men angedroht habe.

Furchtbare Sgplosion in einer Kaserne  

Bukarest, 1. März.( OR.) Wie aus Ploest i mitgeteilt wird, explodierte dort heute ein Sack mit Explosivstoffen, der im Hofe der dor­tigen Kaserne vergraben war. Ein Rottmei

fter wurde getötet, ein Oberst sowie ein

Leutnant und zehn Soldaten wurden berletzt. Die Ursache der Explosion ist unbe­

fannt.

Ein schweres Erdbeben von kurzer Daner creignete sich in der südchilenischen Stadt Val= divia. In Temuce wurden ebenfalls Erdstöße von einer Minute Dauer verspürt. Die Verbin dung zwischen Santiago de Chila und Valdivia ist unterbrochen. Ueber die Zahl der Opfer und sonstige Einzelheiten ist noch nichts bekannt.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

rb.

Zwischen den Weltkriegen 32 Seiten mit einer Karte des Fernen Ostens.

Die Kriegsgefahr in   Asien und das Schicksal Europas.( Letzter SOS- Ruf für   Europa). Jeder lese diese Broschüre! 2. Auslieferung:

Weltwirtschaftskrise und Weltwirtschaftsplan" heißt das Thema des Vortrages, welchen das Sozial Zentralstelle für das Bildungswesen,   Prag XII., Slezská 13 institut der Tschechoslowakischen Republik am Don nerstag, den 8. März 1931, um 20 Uhr im Vor­tragssaal des Ministeriums für soziale Fürsorge, ( Prag II, Palackého nám. 4), veranstaltet. Dieser Vortrag wird in deutscher Sprache abgehalten von Dr. Otto Neurath, Direktor des Gesellschafts­und Wirtschaftsmuseums in   Wien. Eintritt frei.

Gerichtssaal

Vorträge

Mag Déri: Bildende   Kunst

Sehr zu begrüßen wäre es, wenn Mar Deri in einem zweiten Abend die Wesentlichkeit bildender, moderner Sunst im Sinne unserer Gesin nungsgemeinschaft durchleuchten und Klassifizieren würde. Bei einem Manne von dem tünstlerischen Format Mar Deris fönnte es, über den Rahmen eines geistsprühenden Blikkursus weit hinaus, ein aufrüttelnder Abend voll beispielhafter Möglichkeiten werden! Ais.

,, Demokratie und Parlamentarismus." Vortrag von Senator Dr. Silgenreiner. Dieser Vortrag in der politischen Schule in   Prag enthüllie die Einstellung des politischen Statholizismus. H. bestritt den Say: ,, Herrscher waren von Gottesgnaden, die Obrigkeit im Volksstaate tritt auf von Volles Gnaden", indem er Leo   XIII, verías:... Gott hat es so gefügt, daß der Mensch in die Gemeinschaft geboren wurde, In der   Urania" sprach am Donnerstag abend denn nur so lann er volle Entwicklung finden. Da Dr. Mar Deri, einer der begabtesten Stunstpäda gogen unserer Zeit, im Rahmen des sozialdemokrati her braucht er eine Autorität, welche ſomit ihren Ur­Sturjus, der die volkstümliche Behandlung fultureller sprung von   Gott hat." Der Herr Professor sagte wört­Fragen zum Inhalt hat, über bildende Stun ft.   lich: dede bürgerliche Gewalt geht also auf   Gott Dies Thema ist besonders subtil und program zurüd. Von diesem Standpunkte aus ist der Präsi matischer Bergliederung sehr wenig zugänglich. Es dent genau so von Gottesgnaden..." Nun kam der Brag, 2. März. Zwei übelbekannte Kassen- gab zwei Wöglichkeiten, die Aufgabe in Angriff zu Boriragende auch auf den Auſtrofascismus zu spre Inader standen henie vor dem Senat Toman unternehmen. Die eine hätie darin bestanden, in mehr ab- chen und was zu erivarten war er fand alles Antlage des versuchten Einbruch die b- ftrafter Form das Wesen der Stunft in afademischem begreiflich, entschuldigie alles! Die Regierung Doll­stables. Als Objett hatten sich die Einbrecher das Vortrag aufzuzeigen, gewiß eine lohnende, für die fuß ist selbstverständlich auch von Gottesgnaden, denn Karolinenthaler Rathaus auserwählt. Sörer fruchtbare Aufgabe, bei deren Bewältigung fie ist ja eine bürgerliche Gewalt.   Dollfuß hat sich Da ihnen jedoch ein direkter Einbruch in dieses sich auch weltanschaulich vielerlei fagen ließe. Dies auch ausdrücklich auf Pius XI  . berufen. Das genügt immerhin bewachte Gebäude zu ristant erschien, ideologisch- polemische Referat ſeit allerdings ein ge- twohl.

Einbruch im Karolinenthaler Nathaus

Stadt im Qunfel Schwer tropft der Regen. In Dunst und Nebelschleier gehüllt, liegt das abendliche   Prag. Auf der Startsbrücke fauern sich im Schatten von Struzifigen Bettler, arme müde Häuflein mensch­lichen Glends, und strecken bittend, flagend die Hände aus. Ab und zu gibt einer was. Die anderen Verlängerung des Moratoriums bei der Een gehen meist achtlo3, in Gedanten versunken oder tralbank. Es wird uns mitgeteilt: Die Realisie- ungerührt von der Gewohnheit des Anblics, rung der Aktiven der Centralbank der deutschen weiter. Am Horizont verschwimmen die Konturen Spartassen in der Tschechoslowakischen Republit des Gradschins. Eine Turmspise ragt aus dem wird mit allem Nachdruck betrieben. Die Aufsichts- Nebel, ein paar Lichter verschwimmen hinter Wol­behörden verfolgen genau den Gang der diesbe- ken. züglichen Tätigkeit, welche durch die gegenwärtigen Es ist spät. Ein Freund geht mit mir. Er wirtschaftlichen Verhältnisse gehemmt wird. Aus will mir   Prag am Abend und in der Nacht zeigen. diesem Grunde wurde seitens des Finanzministe- Der Freund ist hier zu Hause. Man merkt in sei­riums das Moratorium bis zum 31. Dezember nem Zeigen die stille Liebe zu den Dingen, das d. J. erfiredt. Im übrigen wird auf das vor eini- Bertrautsein mit allem Wesentlichen und Un­gen Tagen in den Tagesblättern erschienene Som- wesentlichen dieser Stadt. muniquce der deutschen Regierungsparteien über die beabsichtigten Maßnahmen bezüglich Sanie­rung der Centralbant und deren Zukunft hinge

wiesen.

Geschichten

aus dem   Grunewald

Wir haben den abendlichen Spaziergang an der Peripherie begonnen. Wir sind über die Letna zur Stleinseite gegangen. Still ist es dort. Schläf­rig glimmen die Laternen. Rokotobauten stehen da wie holde Gespinste.

Das nächtliche Leben beginnt in der Natio­nalstraße. Es ist nicht sehr heftig. Der Freund sagt: Strife, alles die Krise". Das Wort ist inter­national. Und leider nur zu wohlbekannt. Ein paar Lichtreklamen blißen auf. Wirkliche Helle Ein   Berliner Schupomann stand dieser Tage erst am Wenzelsplatz verbreitend. Und hier ist tat­ver der schivierigen Aufgabe, allein eine Ansamm- sächlich Großstadtleben. Unbekümmert der späten lung von Menschen, die keinen nationalſozialiſti Stunde bunter Wirbel von Menschen. Sehr ver­schen Eindruck machten, zu zerstreuen. Gummi- schiedene Menschen. Zwischen Damen im Pelz und fnüttel, Pistole, überhaupt Waffengewalt anzu- leuchtendem Abendkleid, die am Arm ihres Ve­wenden, schien ihm nicht ratsam. Die Uebermacht gleiters über allem Jrdischen erhaben scheinen,

11.

Händler mit verschiedenstem: kandierten Obst-| beamter vorbei und mustert die Sißenden. Auch stangen, Stämmen, Bürsten, ausgestopften Tieren uns trifft ein mißtrauischer Blick. Dienst ist Dienst. oder lebendigen Papageien, die wahrsagen. Oder Wer jetzt, nach dem Signale, nicht auf den Bahn­Sie bieten ein Los an, sie haben das Glück zu ver- steig geht, beweist, daß er nach Recht und Gesei; faufen für andere. Dazwischen der kleine auf dem Bahnhof nichts zu suchen hat. Doch die­Bürger, der Student, eilige einsame Mädchen, jenigen, die hierherkommen, sind doch keine An­und dann wieder solche, sehr gefärbt, sehr gliẞernd, fänger. Sie stehen auf und tun so, als vb... die es gar nicht eilig haben und gar nicht einsam Dann verschwinden sie so unauffällig wie möglich. sein wollen. Zwischendurch das erschütternde Bild: Um nach angemessener Zeit wiederzukommen. ärmliche Frauen, mit grauen faltigen Gesichtern. Der Wilson- Bahnhof ist begehrter als der Ma­Sie haben ein Kind auf dem Arm, ein trauriges, ſaryt- Bahnhof," erklärte mein bodenständiger" bemitleidenswertes Kind. Sie bieten Blumen an Begleiter, auf dem Masaryk- Bahnhof gibts keine zum Stauf oder sie sehen einen an mit vorwurfs- Türen und es sicht. Aber hier ist alles gut ver­vollen Augen und wollen eine Gabe. So strömt schlossen. Sehen Sie mal" er zeigt auf eine es hin und wechselt jeden Augenblick und ist Stelle am Fußboden da drunter ist die Zen­immer wieder ganz, ganz anders. Großstadt... tralheizung. Und da"- er deutet auf die da In den Automatenbufetts drängen sich die nebenstehende runde, braune Säule die abge= Menschen. Aus einem flingt grelle Mujit. Es nußten Stellen. Kommt vom Anlehnen. Sie ahnen kommt sich wohl ſehr amerikaniſch vor. Am Mu- nicht, wieviele Menschen sich hier bei Tag und vei ſeum ebbt der Lärm ab. Es wird wieder nächtlich Nacht schon aufgewärmt haben." Inzwischen ist still. uns ebenfalls das Frieren vergangen. Weiter. Wir gehen durch den Stadtpark. Unermüdlich Am Graben nur noch vereinzelt ein Mensch. tropft der Regen. Immer noch. Troßdem ſizen- Hinter dem Pulverturm locken Nachtlokale und man sollte es nicht für möglich halien Liebes- versprechen ungeahnte Freuden. Das gleiche ver­pärchen auf den Bänken. Diskret sieht man über sprechen Mädchen, die meist zu Dreien an den die umschlungenen Silhouetten hinweg. Das Ecken stehen. Mir fällt das Wedekind- Wort ein: Flüſtern, Kichern, die unverkennbaren Geräusche es gibt doch nichts Traurigeres als ein Freuden­herzhafter Küsse deren Glut weder Wind noch Wetter zu dämpfen vermag, sprechen unleugbar für das Temperament der   Prager...

mädchen! Im feuchten falten Grau der Nacht liegt unheimlich der Ungelt- Sof. Das gelblich- grüne Licht der Laternen erhellt ihn trüb. Am Altstädter Wir wärmen uns in der Halle des Wilson: Rina feine Seele.   Prag schläft. Was jetzt noch Bahnhofs. Wir gehen nicht in den Wartesaal, wacht, ist nicht das ordentliche   Prag. Das   Prag wandern auf und ab in der   Salle. Auf den Vän- der Arbeiter und Bürger. Was jest noch umgeht, fen sitzen Obdachlose. Junge Mädchen. Männer, find Nachtschwärmer oder Leute mit dunklem junge und alte. Vor Abfahrt des Zuges schreitet Handwerk. Oder Gespenster aus der Tiefe ein großer blonder, streng blickender Polizei eines Meyrink- Romans.

Katja.