Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTE!
IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
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14. Jahrgang
Samstag, 10. März 1934
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Nr. 58
Sozialistische Mehrheit in London Das rote London
Gewaltiger Wahlsieg der Labour- Party bei den Grafschaftswahlen
London , 9. März. Die gestrigen Wahlen in den Londoner Grafschaftsrat, der
die Funktion eines Gemeinderates der Millionenstadt hat, haben der Arbeiterpartei einen großen Wahlsieg gebracht: Zum erstenmal in der Geschichte hat die Partei in der Hauptstadt des englischen Weltreiches eine starke absolute Mehrheit erhalten.
Der herrliche Wahlsieg wurde auf Kosten der Konservativen errungen; die Liberalen
haben ihre wenigen Mandate zur Gänze ein gebüßt.
Die Wahlen brachten folgende Mand atsverteilung:
1934
1931
Gewinn
Verlust
Arbeiterpartei.
69
35
35
1
Konservative
55
83
1
29
Liberale.
0
6
0
6
Die konservativen Blätter sind über diese Niederlage der Regierungspartei sehr überrascht. Morning Post" sucht den großen Wahlsieg der Arbeiterparteci dadurch zu verklei neru, daß sie erklärt, die Sozialisten hätten jeden Mann und jede Frau zur Wahlnrne gebracht, während die Gegner der Sozialisten völlig teilnahmslos gewesen wären.
Der Daily Herald", das Organ der Arbeiterpartei, jubelt über den großen Sieg der Partei.
Dr. Beneš erklärt:
Paris , 9. März. Der Sonderberichterstatter des ,, Petit Barisien" hatte eine Unterredung mit dem tschechoslowakischen Außenminister Dr. Beneš über die aktuellen politischen Probleme Mitteleuropas und vor allem über die Wiedereinsetzung der Habsburger .
Dr. Beneš sagte einleitend, daß seit dem Jahre 1918 zum erstenmale diese Frage in den jüngsten Tagen der internationalen Meinung vorgelegt wurde. Sie sei aber durch kein Ereignis begründet und entspreche auch nicht der politischen Wirklichkeit noch Möglichkeit. Dr. Benes erklärte sich mit Dr. Dollfus und Vizekanzler Fey einig in der Ansicht, daß erstens diese Frage international und zweitens nicht aktuell ift. Ich befasse mich mit ihr weder als einer unmittelbaren, noch späteren Aktualität. Da Sie mir ober diese Frage auf Grund verschiedener phantastischer Gerüchte vorgelegt haben, antworte ich Ihnen in kategorischer und definitiver Form:
Sehen wir den Fall daß z. B. morgen früh durch einen monarchistischen oder irgendeinen anderen Putsch in Wien die Habsburger wieder eingesetzt werden. In die. sem Falle würdebereits morgenabends dertschechoslowakische Gesandtein Wienseinen Posten verlassen und nach Prag abberufen werden. Ich glaube, Ihnen sagen zu können, daß das gleiche auch für die rumänische und ingoslawische Gesandtschaft gelte. Die Kleine Entente wäre fest entschlossen, sich mit allen Mitteln gegen die Rückkehr der Habsburger auf den Thron zu stellen. Sie würde eine jede andere Mög lichkeit lieber als diese annehmen.
Die Habsburger in Wien und Budapest ... das würde den Anfang einer Periodennendlicher Intrigen, verwickelter Verhandlungen, heimlicher Verabredungen bedeuten, würde alle Irredenta und allen Revisionismusentfachen. Durch die Auferstehung der gefallenen Aristokratien würde diese Sache noch weiter kompliziert werden. In Kroatien z. B. würde dadurch die ingoslawische Einheit bedroht werden, auch das italienische Tirolwürdebe. troffensein. Der katholische Gedanke würde in einzelnen Staaten sich leicht mit dem Habsburger - Gedanken vermengen und so in jenen Staaten, in denen er bisher nur eine religiöse Frage ist, zu einer politischen wer den. Ich will alle diese Dinge verhindern.
Die Verleumdungskampagne
nationale gehörten und für die Unterstützung eventueller Streifbewegungen der Arbeiter verwendet werden sollten.
Madrid , 9. März. In Madrid explodierten erneut mehrere Bomben an verschiedenen Stellen der Stadt. Eine Bombe zerstörte einen Transfor mator. In Valencia , Castellon und Alicante streifen die Transportarbeiter. Sabotageatte werden von dort gemeldet. Auch in Santander griff die
den.
Die Wahlen in den Londoner Grafschaftsrat, die Gemeindevertretung der größten Stadt der Welt haben mit einem überwältigenden Sieg der Arbeiterpartei geendet: während in der fritHeren Gemeindevertretung Londons etwas mehr als ein Fünftel im Lager der Arbeiterpartei standen, hat sich jetzt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Hauptstadt des britischen Weltreiches nicht weniger als 55.6 Prozent
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zum Sozialismus bekannt, von nun an verwaltet die Arbeiterpartei die Acht millionen stadt, von nun an ist Lon don rot.
Gewiß hat es sich bei den vorgestrigen Wablen nur um Gemeindewahlen gehandelt, aber die große politische Umschichtung innerhalb der englischen Wählerschaft seit den letzten Parlamentswahlen ist offenbar geworden. Im Oftober 1931 hat die englische Arbeiterpartei, infolge des Abfalles des Macdonaldsflügel geschwächt, einen Rückschlag erlitten. Wohl war ihre Stimmenanzahl von 8.3 nur auf 6.6 Millionen zurückge gangen, aber die Tücke des englischen Wahlrech tes hatte die Mandatszahl der Labour Party von 265 auf 50 verringert, während die ficareichen Konservativen die Anzahl ihrer Mandate bon 263 auf 472 steigern konnten. Die herrschenDen Slaffen Großbritanniens und mit ihnen
das Bürgertum Europas und Amerikas haben damals gejubelt, die Gefahr der politischen Herrschaft der Arbeiterschaft über das Weltreid) schien auf lange Zeit gebannt.
Aber das Blatt der Geschichte wendet sich rascher als die Reaktion glaubt. Zweieinhalb Jahre nur sind vergangen seit dem Siege der ..nationalen" Regierung und schon wenden sich Millionen englischer Wähler von der herrschenden Partei ab. Die ärmeren Volkschichten der Hauptstadt und zweifellos auch des übrigen Landes erkennen unter den Schlägen der fapitalistischen Krise und angesichts des Unvermögens des Bürgertums mit den großzen sozialen Problemen unserer Zeit fertig zu werden, daß der starke Wille einer aftiven sozialistischen Partei allein die Gewähr bietet, den proletarifierten Schichten aller Stlassen ein besseres Dosein zu bereiten, daß die Arbeiterpartei viel bes ser als die Konservativen Englands Volf, Friede, Freiheit und Brot bringen kann.
Der Londoner Wahlsieg hat aber Bedentung weit über die Grenzen Eng lands hinaus. Infolge des Sieges des Fascismus in zweien unserer Nachbarländer glauben die bürgerlichen Parteien dieses und anderer Länder, glaubt ein Teil der öffentlichen Meinung ebenso wie„ wohlmeinende" Streise, die stets bereit sind der Sozialdemokratie gute Nat schläge zu erteilen, daß die Zeit der sozialistischen Arbeiterbewegung vorüber, der Marrismus tot sei und daß Fascismus, Ständestaat, Gleichschaltung an die brutale Gewalt und kulturloseste Barbarei die Parole von morgen sei. So wie es im Weltkrieg Neunmalweise gegeben hat, die nur sahen, was im Lager der Mittelmächte vorging und denen die Berichte des Generalstabes letzte Erkenntnis gewesen sind, so glauben heute fleinbürgerliche Parlamentarier ebenso wie die wendigen Leitartikler jener Presse, die sich rascher nach den politischen Modeströmungen drehen als Wetterfahnen nach dem Winde, daß die nächste Epoche der Weltgeschichte Mussolini , Hitler und ( man lache nicht) Dollfuß gehöre. Sie beachten nicht, daß es außer Italien , Deutschland und Desterreich noch andere Länder auf der Welt
gibt. Sie sehen nicht, daß Dänemark und Schwe den, und zwar erfolgreich von sozialistischen Regierungen geführt werden, daß sich in Norwegen und Finnland die Sozialisten erst vor kurzem glänzend geschlagen haben, daß es in der Schweiz einen sozialdemokratischen Gemeinde
Wien, 9. März. Gegen fünf geflüchtete politischen Behörde bewilligt wursozialdemokratische Führer, u. zw. Otto Bauer , den, der Passus enthalten war, daß, wenn einmal Julius Deutsch ), Johann Schorsch , König die Gewerkschaften oder die Organisation behörd- Streitbewegung weiter um sich. In Saragossa und Karl Heinz wurden von der Staatsanwaltlich aufgelöst werden sollten, das ganze Vermögen mußte die Univerſität wegen des erneuten Aufſchaft Steckbriefe erlassen. Die Flüchtlinge können dem Vorfiendenundseinem Stell- flammens der Studentenunruhen geschlossen wernatürlich von den Ländern, wo sie Zuflucht ge- vertreter zufallen solle. Sie haben also nur funden haben, es ist dies vor allem die Tschecho- im Geiste der Statuten gehandelt, so weit sie das ſlowakei - politische Flüchtlinge nicht aus- anvertraute Geld verwendet haben. Genfo war- tierte mit aller Entſchiedenheit die Nachrichten, wahlfieg nach dem andern gibt, daß in Frankgeliefert werden. Striminelle Verschlungen kann den die Vermögenswerte, die im Laufe der Jahre daß die Regierung gegen die sozialistische Partei reid die Sozialdemokraten bei den Nachwahlen man ihnen auch nicht nachweiſen, nachdem nun die Gewerkschaftsorganisationen in Stimmen gewinnen, daß sich in Jugoslawien die ſelbſt der österreichische Kommißfär für Propaganda anien Schritte zu unternehmen beabsichtige. erklärt hat, daß in den Statuten, die von der sozialdemokratische Partei wieder rührt, nachdem
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Ministerpräsident Lerro ug demenLerroux demen