Mr. 58

Samstag, 10. März 1934

Seite 3

Die wirtschaftliche Macht der Frauen

Es liegen noch viele ungetvedte und schlume mernde Kräfte brach, deren wir uns bisher noch nicht in vollem Ausmaße bewußt geworden sind. In den Händen der Frauen ist eine gewaltige Wirtschaftsmacht vereinigt, und würden alle arbeitenden Menschen diese wirtschaftliche Macht zu nutzen verstehen, dann könnten wir ein sehr entscheidender Fattor sowohl in wirtschaftlicher, als auch in politischer Beziehung werden. Immer noch gehen viele Millionen Kč jede Woche durch die Hände der Lohn, Gehalts- und Unters stüßungsempfänger. Immer noch müssen jeden Tag Lebensmittel, Kleidungsstüde, Schuhe, Haus­rat und alle die verschiedenen Dinge beschafft werden, die uns das Leben erst ermöglichen.

Die außerordentliche Zeit, in der wir leben. Der hohe Zuckerpreis hat zur Folge, daß der im Staate ausüben und ihre politische Macht im sprüche der Arbeiterschaft aufstehen. Daß nar fordert von uns die höchste Anspannung aller Zuckerverbrauch um die Hälfte gegenüber dem Interesse der besitzenden Stlaſſe benüßen, die dann wieder Leben und Geschäftigkeit einkehren Kräfte, damit wir den großen Aufgaben gerecht Sahre 1980 gesunken ist. Durch die mangelhafte wirtschaftliche M a cht zur Seite. Die fann, wenn die Arbeiter verdienen, daß nur dann werden, die vor uns stehen. Wir erkennen deut Ernährung mit Fett und Zucker werden die Kinder Großagrarier, das Industrie, Bank- und Fi- der Bauer feine Produkte wieder absetzen kann, licher denn je die enge Verbundenheit zwischen und Jugendlichen in ihrem Wachstum behindert nangkapital diktieren kraft des Besizes, der hinter wenn die Frauen für ihre Familien genug Politik und Wirtschaft. Jede politische und allen Krankheiten wird der Boden vorbereitet ihnen steht. In ihrem Schlepptau befinden sich die Lebensmittel kaufen können, daß nur dann der Maßnahme hat einen wirt So könnten wir noch eine ganze Reihe von wich sogenannten Mittelparteien, die aus blindem Haß Gewerbetreibende wieder Verdienst und Aufträge ſchaftlichen intergrund. Das beden- tigen politiſchen Maßnahmen anführen, die alle gegen die Arbeiterschaft nicht ſehen und nicht ſehen bekommt, wenn die Menschen wieder verdienen tet für uns, daß wir unsere Kräfte sowohl poli- von uns beachtet werden müssen und deren Rege wollen, wo der eigentliche Feind steht. Der so- und ausgeben können, wird dabei vollständig übers tiſch, als auch wirtſchaftlich ſammeln und stärken lung im Interesse der breiten Masse des Volkes genannte mittelst and hat zu einem Teil sehen. Wir sehen, daß wir in diesem Ringen auf müssen. Den Frauen fällt in diesem Ringen gegen die Reaktion eine besondere Rolle zu. Sie wissen uns selbst gestellt sind und daß wir uns in genau, daß mit dem Vordringen der Reaktion alle einertlaren Scheidung zu formic erworbenen Rechte der Frauen fallen; daß sie ren haben. zurückgewiesen werden in Küche und Kinderstube, und als bloße Objekte von Politik und Wirtschaft alles erdulden müssen, was über sie und ihre Familie verhängt wird. Die reaktionären Mächte verstanden es immer, eine Gruppe der Bevölke rung gegen die andere, eine Nation gegen die andere, ein Geschlecht gegen das andere auszu­spielen. Den proletarischen Männern und Jungen redet eine nach rückwärts gerichtete Phraseologie ein, daß sie von Natur aus befähigter und würdi ger seien als die Frauen, weil man diese Männer in die Wehrformationen der politischen Parteien der Reaktion bringen will. Daß sie dort in einem blinden Gehorsam, in einer hündischen Unterivers fung unter dem Willen eines Menschen ohne die geringste Betätigung ihres Iniellefts stehen müssen, zeugt nicht gerade dafür, daß man dem, wie behauptet wird, von Natur aus größeren Verstand der Männer allzuviel zutraut. Aber es geht nicht darum allein. Die bewußt gezüchtete Zwietracht ermöglicht der Reaktion die Verfol­gung ihrer Ziele und wir müssen mit aller Leiden­schaft unsere Stimme erheben und immer auf­zeigen, wo der wahre Feind steht. Wir müssen die Hintergründe der Reaktion, die sich im Fascismus am deutlichsten zeigt, bloß­legen und gegen die politische und wirtschaftliche Gleichgültigkeit und Unkenntnis anfämpfen. Wir werden siegen, wir werden erfolgreich sein, wenn wir in diesem Ringen nicht zurüdweichen, sondern alle Kräfte sammeln und anspannen.

Die Frauen müssen politisch denken, denn ihr Schicksal ist mit dem politischen Geschehen auf das engste verknüpft. Es gibt fein Gesek, das nichi auch die breite Masse des Volkes berührt und das nicht zurückwirft auf die Lebenshaltung und Entwicklung der arbeitenden Menschen. Es liegt in der Natur der gegenwärtigen Entwidlung, daß vor allen Dingen die Maßnahmen auf wirtschaft= lichem Gebiet die größte Aufmerksamkeit weiter Kreise des Voltes auf sich ziehen. Von welch ungeheurer Wichtigkeit für die gesamte Arbeiter schaft ist es z. B., wie die Handelspolitik des Staates geführt wird. Davon hängt ab, ob die vielen Hunderttausende Arbeitslosen wieder in ein

DIE STÄRKE DER GENOSSENSCHAFTSBEWEGUNG LIEGT

Arbeitsverhältnis und damit in Verdienst gebracht IN DER GENOSSENSCHAFTLICHEN EIGENPRODUKTION

Der größte Teil der ausgegebenen Gelder geht durch die Hände der Frauen. Wo sie einkau fen, dorthin lenkt sich der Strom des wirtschaft­lichen Lebens. Wenn sie bei den Gegnern der Arbeiter ihre Bedürfnisse einlaufen, wenn fie Kartell und Markenartikel beziehen, dann för­dern sie, ob sie wollen oder nicht, das bestehende Wirtschaftssystem mit allen seinen Erscheinungen und Folgen. Steine einzige Frau darf sagen, daß sie und die wenigen Kč, die sie auszugeben hat, nicht entscheiden. Jede Frau und jede Familie ist ein winziger Teil im Wirtschaftstörper. Dic große Masse aller, die gesammelte Kraft ist die bewegende Macht und jede Familie ist ein Teil von ihr.

Die Arbeiterschaft hat sich in richtiger Er­Tenntnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge eine eigene Wirtschaftsorganisa tion geschaffen, um unabhängig von Tapitalisti­schen Profitinteressen ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Die Erfolge bestehen darin, daß als Frucht dieser Aufbauarbeit heute in unserem deut schen Gebiet mehr als 1508 eigene Läden bestehen und daß in 25 eigenen Betrieben Produkte der verschiedensten Art erzeugt werden. In den Kon­fumgenossenschaften nimmt jede Mitgliederfamilie mit gleichen Rechten und Pflichten an den Er folgen der gemeinsamen Wirtſchaft teil. Es wurden im letzten Jahr mehr als 15 Millionen Nüdvergütung an die Mitglieder der Konsum­genossenschaften ausbezahlt. Es ist einwandfrei erwiesen, daß die konsumgenossenschaftlichen Läden, die Bädereien, die Fleischbetriebe, preis­regulierend wirken. Die Eigenbetriebe des Gee­Verbandes, der Zentralorganisation der Konsum genossenschaften, erzeugen nach den genossenschaft­lichen Grundsäßen gute Qualität, gerechten Preis und unter geregelten Arbeitsbedingungen. Die Größe der genossenschaftlichen Organisation vers bürgt ihre Leistungsfähigkeit und feine Familic bringt ein Opfer, wenn sie in selbstverständlicher Erkenntnis ihrer Stlaffenlage den Konsumgenoj fein ruhiges Leben und die Aussichten auf Auf- senschaften als trenes Mitglied angehört. stieg eingebüßt. Aber sie stehen auf Gedeih und Verderb verbunden mit den befizenden Klaſſen im schärften Stampf mit diesen gegen die Arbeiter= schaft, weil sie sich von der Niederhaltung der breiten Masse des Volkes Profitmöglichkeit und Lebensraum versprechen.

werden. Wie wichtig ist für uns die Steuergesetz­gebung, denn sie verteilt die Lasten, die jeder einzelne zu tragen hai. Es muß nach wie vor ge­fordert werden, daß jene Streise, die Nußnießer des heute bestehenden Wirtschaftssystems sind, ihr Teil in ausreichenedem Maße mit dazu beitragen, daß die Opfer der Krise, die ohne ihr Verschulden aus dem Arbeitsprozeß ausgeschieden worden sind, so versorgt werden, daß sie wie Menschen leben fönnen. Wie wichtig ist die Zollgesetzgebung, die gefordert werden muß. Wir müssen uns um diese durch den bestimmenden Einfluß der Bejißenden bei dem jetzigen vorherrschenden Einfluß der Dinge kümmern und müssen sie verstehen lernen, Großzagrarier in der Weise gehandhabt wird, daß denn wir wollen in attiver Weise eingreifen und wichtige Lebensmittel, zum Beispiel Fettstoffe, ihre Lösung herbeiführen. Weizen, Vich ust., nur mit hohen Abgaben be= Wir erkennen also, daß wir politif de lastet und in ungenügender Menge eingeführt M a cht besitzen müffen, daß wir um sie lämpfen werden können und deshalb mehr kosten, als bei und die sozialistische Bewegung fördern müffen, dem niedrigen Lebensniveau von der Bevölkerung wollen wir eine wahre Voltsgemeinschaft auf bezahlt werden kann. Es ist notwendig, daß wir bauen, in der jedem Menschen das Recht auf nie unterlassen, auf die Belastung der Preise Leben und Entwicklung, auf Brot und Arbeit durch die Kartelle hinzutveisen, die zum Beispiel gewährleistet ist. beim Zucker der Inlandsbevölkerung eine Mehr­belastung von rund 400 Millionen Kč auferlegen.

FÖRDERT DAHER DEN ABSATZ DER GEC- PRODUKTE!"

Die Folgen der fascistischen Welle:

Wie die Verhältnisse heute liegen, steht hinter jenen Parteien, welche den bestimmenden Einfluß

Das Wettrüsten beginnt Aufrüstung Englands zur Luft

London , 9. März. Unterstaatssetretär für Luftfahrtivesen Sassoon legte gestern dem Unter­hause die gegenüber den lebten Jahren erhöhten Voranschläge für das Heeresluftvesen vor und

erklärte u. a.:

wesens in einem Zustand der Unterlegenheit verharren. Es ist klar, daß unser Land eine Parität erreichen muß, wie hoch sic auch immersei.

Die britische Regierung steht jedoch auch wei­terhin fest auf dem Standpunti ihres Wiemoran­dums über die Luftabrüstung und ivird ihren gan­zen Einfluß geltend machen, die übrigen Natio­nen zur Annahme dieses Memorandums oder eines anderen Planes, der auf ähnlichen Grundsätzen basiert, zu bewegen.

Die Welt hat einen kritischen Punkt in der Frage der Abrüstung erreicht. Das Unglück und die Gefahren, die ein unkontrolliertes Wettrüsten in der Luft unvermeidlich zur Folge haben wür­den, brauche ich nicht näher darzutun. Der Ge= danke daran erfüllt einen mit Schrecken. Die bri­ tische Regierung würde jedoch daran keine Schuld In die lebhafte Debatie griff u. a. der tragen, da sie stets den unverrückbaren Stand­punkt einer allgemeinen Abrüstung zur Luft ein- frühere Minister Churchill ein, der erklärte, genommen hat. Die übrigen Staaten haben jedoch daß alle Bemühungen der britischen Regierung dauernd eine Vermehrung ihrer Luftstreitkräfte zur Herbeiführung einer teilweisen Abrüstung in betrieben, so daß sie jetzt der britischen Luftwaffe Europa scheitern würden; es sei daher not­weit überlegen seien. wendig, daß England über seine Sicherheit wache. Deutschland rüste mit Volldampf. Niemand werde es daran hindern und auch niemanden

Deshalb kann Großbritannien in Hin­funft nicht mehr auf dem Gebiete des Flug­

Nur so ist es zu verstehen, daß weite Streise des Kleinbürgertums, der Gewerbetreibenden, der Landbevölkerung, die durch die mangelnde Kauf­kraft der Arbeiterschaft in die Strise mit hinein­gezogen worden sind, gegen die berechtigten An­

Gestübi auf eigene Straft, erivachsen aus Selbsthilfe, stehen die wirtschaftlichen Organisa tionen der Arbeiterschaft, die Konsumgenossen­schaften und ihre Einrichtungen, vor uns, ein herrliches Zeugnis für das, was gemeinsame Ar beit zu schaffen vermag. Die Frauen müssen die genossenschaftlichen Einrichtungen fördern.

Wirtschaftliche Macht ist ein Stück politi fcher Macht und beides wollen wir erobern!

Riedl E.

werde es einfallen, einen Präventivfrieg in Vorschlag zu bringen. Er hege Befürchtungen vor dem Tage- er ist vielleicht nicht mehr fern - vielleicht in 12 oder 18 Monaten an dem alle Mittel, mit denen man allein das Herz des britischen Reiches wird bedrohen können, sich in den Händen der heutigen Herrscher rüstungstonferenz fahren. Deutschlands befinden werden.

Vereinigten Staaten sei eine merkbare Besserung der Lage eingetreten.

Jedenfalls ist dieser Tag noch nicht geloms men, fügie Churchill hinzu, und England sei in der glücklichen Lage, noch rechtzeitig alle notwendigen Vorkehrungen treffen 3 können.

Wirtschaftskrise

am Wendepunkt?

Stockholm , 9. März. Norman Davis ist am Freitag früh hier zu zweiwöchigem Aufenthalt der Krenger- Verhandlungen einge= troffen. Pressevertretern gegenüber gab er der Au­sicht Ausdruck, daß die Weltkrije jetzt an einem Wendepunkt angelangt sei und daß man die berechtigte Hoffnung hegen fönne, daß die Besse= rung, die man bereits verschiedentlich; habe fest­stellen können, anhalten werde. Auch in den

In diesem Zusammenhang bestätigte Norman Davis, daß Präsident Roosevelt sich mit der Ab­ficht trage, zu einer Weltkonferenz einzu­laden. Im Anschluß werde er nach Genf zur Ab­

Unruhe in der SA Berlin

, 8. März.( Inpreß). An das Konzen­trationslager Oranienburg wurden gebracht: 8 A- Leute aus dem Sturm 24: der Scharführer des Sturmes 22 wegen Meuterei und vom Sturm 33( Maitowifi) fast die Hälfte der Mitglieder. Vom Sturm 5( Horst Wessel) flüchteten mehrere Mitglieder ins Ausland.

Billigeböhm. Bettfedern

Nur reine autfüllende waren. 1 Sta. araue, gefchliffene Ké 18.-, balb. welfie Ke 22.-, weiße Ke 25.-. beffere Ke 30.-, daunenweiche Ke 40.- 11. 50.-, befte Sorte Kč 60.- und Kč 70.-. Bersand franto aeaen Nachnahme. Muster aratis. Umtausch u. Nüdnabme gestattet. Benedikt Sachsel, Lobes Nr. 23 bei Vilsen , Böhmen .