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DRAGER ZEITUNG

Ein Angestellten- Konflikt

in der Bebca

In Vantangestellienkreisen herrscht über die Absicht der Direktion der Bebea( Böhmische Escomptebank und Credit- Anstalt), eine größere Gruppe von Beamten in Pension zu schicken, große Erregung. Der führende Direktor, dem die Per jonalfragen unterstehen, Herr Dr. Ziegler, ist nicht nur im Bejiße eines Rittergutes und nicht nur Bezieher eines fürstlichen Dienſteinkommens, sondern hat es auch verstanden, die Pensions­fragen in seinem Institut hervorragend zu regeln. Ihm erwartet in Bälde da er die Altersgrenze schon überschritten hat) eine herrliche Pension. Ungefähr eine Viertelmillion Ke jährlich, selbstverständlich netto, da die Steuern von der Bank getragen werden müssen. Seine Angestellten aber sollen, obwohl die meisten noch im Vollbejize ihrer Ar­beitstraft sind, mit einem Bettel in Pension ge= schickt werden. Daß sich die subalternen Beamten der Bebca gegen eine derartige Personalpolitik auflehnen, ist selbstverständlich. Und da es die Bebcadirettion auch ablehnt, die berechtigten For derungen der Angestellten nach Abschluß; eines Kollektivvertrages zu erfüllen, wie er bisher im mer bestanden hat, kann man in der Bebca mit einer scharfen Auseinandersetzung rechnen, die wiederum einmal die brutalen Metoden ans Tageslicht bringen wird, deren sich die Direktion dieses Instituts seit jeher bedient.

Gerichtssaal

Teuer bezahlte Liebe"

,, Sozialdemokrat"

Baar Ohrringe mit 28 Brillantenim Serie von 90.000 anvertraute, für die er einen Käufer suchen sollte. Aber es fand sich kein Prager   Juwelier, der in den schlechten Zeiten ein so kostbares und schwer verfäufliches Stüd auf Lager genommen hätte. So war Herr Warmor noigedrungen chrlich und brachte die unverkäufliche Kostbarkeit der Eigentümerin zurück, forderte sie aber auf, ihm einige billigere Juwelen anzuvertrauen. Frau Lau­rins hatte eine andere Abficht. Sie beauftragte ihn, die 28 Steine zu Ringen zu verarbeiten und diese dann einzeln abzuſjesen. Marmor tat, wie ihm ge­Serie von 15.000 auf Nimmerwiedersehen das heißen und trug Brillanten im ſchäßungsweisen von.

Der dritte Hall, von dem die Anflage spricht, ist ziemlich gewöhnlicher Art. Einer gewissen Jo hanna Maiwald, der er sich gleichfalls im Staf­feehaus genabert batte, versprach er unter der Vor­spiegelung, er ſei Witwer, die Ehe. Ms sie später er fuhr, daß er verbeiratet jei, war sie schon soweit firre, daß sie keinen Anstoß an dieser Entdeckung nahm und ibm 7000 borgte, die sie natürlich nie surüdbefam.

Bemerkenswert ist, daß die Aussagen der schwer geschädigten Zeuginnen vielfach äußerst günstig und entlastend für den Angeklagten lauteten, der, neben bei bemerkt, nach seiner Verhaftung zunächst Irrfinn nicht gefchidt genug, einen Selbstmordverſuch mimie. vortäuschte und dann nicht ungeſchidt, aber doch auch Berr Marmor iſt ein geſchidter und vielseitiger Mann, dies bewies er auch in seiner Verteidigung. Er wurde tatsächlich in einigen Punkten der Antlage freigesprochen, weil ihm nach den Aussagen der Zen ginnen nicht direkt betrügerische Absicht nachzuwei­sen war. Immerhin blieb noch genug übrig, so daß der Angeklagte zu sedis Monaten schweren Rerters verurteilt wurde. rb.

Kunst und Wissen

Max Liebl, dem Prager   deutschen Theater seit vielen Jahren durch Leistung und Lei tung verbunden, feiert heute gelegent lich des von ihm inszenierien Julius Calar" das Jubiläum dreißigjähriger Bühnenzugehörigkeit. Dreißig Jahre Berufsleben ist an sich sehr viel; aber dreißig Jahre Theatermann, das ist ein Menschen alter voll Kampf und Nervenarbeit, wie sie dem Laien faum vorstellbar sein dürfte. Und da Mar Liebl hievon ein gut Teil dem Prager   Deutschen  Theater gewidmet hat, gebührt ihm zu diesem An­laß öffentlicher Dant. Er verknüpft sich mit der An­erkennung für den Schauspieler Liebl, der ein ganz vorzüglicher, immer interessanter und wirkungsvol ter giebt, dem das Prager   deutsche Theater eine ler Menschendarsteller ist, und für den Spielle is Unzahl durch Gewissenhaftigkeit vorbildlicher Einstus dierungen verdankt. Mar Liebl, der als Ober­regiffeur des Schauspiels sehr viel Arbeit und Ver­antwortung zu tragen hat, ist seit der Aera Dr. Eger von diesem offiziell zum Direktor- Stellvertre­ter bestimmt worden, hat aljo jetzt mehr denn je Ein­fluß auf die Gesamtführung der Prager   deutschen Bühne. Wir wünschen ihr und dem Jubilar bestes Gelingen des weiteren Werts in dieser auch für das Theater harten Zeit, die noch engere Zusammenar beit aller Gutgesinnten fordert. Hoffen wir, daß Mar Liebl nunmehr noch zwei Jahrzehnte erfolg­reich an diesem Theater bei dessen Fortbestand in vollem Umfang und durch wertvollen Inhalt zu wir ten vergönnt sei.

Freitag, 23. März 1934. Mr. 69

Aus der Partei

Jahresversammlung der Deutschen   sozialdemo fratischen Bezirksorganisation Prag  . Die Jahres­versammlung der Bezirksorganisation findet Freitag, den 13. April statt und es werden die Organisatio= nen gebeten, sich diesen Tag freizuhalten. Dienstag, den 10. April, findet eine Sitzung der Bezirksver­tretung ſtatt.

Der Film

Der Flüchtling aus Chicago

Der Textschreiber dieses Films heißt Curt J. Braun  , aber um der historischen Wahrheit willen zu jener Beit Schundfilmterte schrieb, als sein Name muß festgestellt werden, daß dieser Herr Braun schon noch nicht so symbolisch war wie heute. Die braune Revolution" hat diesen Mann unverändert über­nommen. Er ist ein plumber Mirer abgeſchriebener Kapitel aus Striminal, Liebes- und Sportkolpor­tagen geblieben. Die einzige neue Erfindung, zu der er sich dem Protektor Goebbels   gegenüber verpflich tet fühlte, war die Lichtgestalt eines Wirtschaftsfüh rers, der seinen Arbeitern auf die Schulter flopft, mit seinem kaufmännisch- technischen Genie die Ab­saktrise im Handumdrehen überwindet und eigen sinnig auf den Profit verzichtet, wobei es erru Braun allerdings passiert ist, daß er seinen Helden den Profit nicht in die Hände der Arbeiter, sondern weil er nun einmal an gewerbsmäßigen kriminalisti fchen Bantaen frank in die Taschen eines aft lings und eines Erpressers leiten läßt. So daß Herr Braun die Symbolit seines Namens also doch noch gerechtfertigt hat.

,, Die Orchideen von Schloß Silver Gate" find uns erst vor ein paar Monaten durch die English  Players bei deren erstem Gastspiel überreicht worden. Der Regisseur Johannes Meher hat eine Ohne Erfolg. Inzwischen ist das Stüd in der deut schen Fassung im Theater in der Josefstadt   durchge- stattliche Reihe bewährter Schauspieler zur Verfü fallen. Die Joſefſtädter haben erst vor wenigen Wo- gung gehabt, aber er hat mit ihnen nichts als seine chen hier gastiert. Trotz alledem ließ man sie nun hilflosigkeit beweisen können. Aus der reizerischen wiederum fommen, mit eben dieſen muffigen Orchi  - Handlung des braunen Braun hat der begabte Herr deen einer im lleberfluß erstidenden, durch Nichtstun Meher eine einschläfernde Idylle gemacht. Die fomi­pervertierten Gesellschaft. Das Theater war sehr gut schen Talente der Sandrock und des Paul Kemp   hat besucht. Dennoch glauben wir nicht, daß da auch nur er erdrosselt, die kraftvolle Natürlichkeit der Luise Verkehrstragödie am Weihnachtstag finanziell ein Gewinn vorliege, denn das getauschte Ulrich hat er in eine unfagbar kitschige Salonrolle Vertrauen vieler Hunderter fann dem Besuch zu gezivängt, und nur Gustav Fröhlich   und die noch im anderer Gelegenheit unmöglich förderlich sein. mer nicht abgetane Lil Dagover finden Gelegenheit llebrigens machte sich die allgemeine Entrüstung für ein paar Augenblicke anständiger Schau -cis­über diesen Schmarren während des leßien Bildes vielerci. - vor dem ein Teil des Publikums mit Recht die Angelegenheit für bereits erledigt betrachtet hatte in dentlichen Geräuschen Luft. Einigermaßen ver föhnend wirkte das hohe Niveau der Darstellung, insbesondere Herr Edthofer. Darf man hof­fen, daß das Prager   denische Theater nunmehr von der englischen Krankheit geheilt ist? l. g.

Ein Juwelier erleichtert die Schmuckkaſſetten seiner die täglich vor dem fog. Auto je na t" zur Ber: reichen Freundinnen

Prag  , 22. März. Der 39jährige Juwelier Jo­bann Warmor, der erst im Jahre 1931 aus Voltovce in der Slowakei   nach Prag   gezogen ist, hat sich auf eine äußerst einträgliche, wenn auch nicht ungefährliche Art des Geschäftemachens spezialisiert. Er war Stammgast in gewissen Kaffeehäusern, wo zwar nicht mehr ganz junge, dafür aber reiche Da­men von feurigem Temperament Freunde zu suchen pflegen. Herr Marmor verstand sich auf dieses Me­tier und seine Erfolge waren beträchtlich. Freilich

handelte es sich ihm weniger um Liebeserfolge, als um einen sehr materiellen Zwed, nämlich die Plün derung der Schmudtaſſetten seiner Freundinnen". die durchwegs den vermögenden Streifen angehörten. Bekannt geworden sind folgende Fälle, wegen derer heute Herr Marmor vor dem Strassenat Mare ef Blaẞ nehmen mußte, angeflagt des Verbrechens des Betruges, sowie der Verumireuung.

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Ein Sechzigjähriger vom Auto getötet Prag  , 22. März. Unter den stereotypen Fällen, bandlung fommen, ist dieser heute verhandelte, durch einige besondere Umstände erwähnenswert. Am Weihnachtstag des Vorjahres fuhr der Soh Tenhändler Josef Vaňka aus Smichov   durch die Pilsner Straße. An der bekannt gefährlichen und un übersichtlichen Kreuzung mit der Kartouzská wo äußerste Behutsamfeit am Plate ist, wie auch dem Angeklagten befannt war, mäßigte dieser gleich wohl die hohe Geschwindigkeit seines Wagens nicht, sondern raste über die gefährliche Straßenkreuzung. Die Fahrbahn überschritt zum Unglück gerade der 60jährige Alerander Sober, der vom Wagen des Angetlagten erfaßt und getötet wurde. Sober war Mühe, denn er war kurz vorher schon ein schlecht zu Fuße und belegte sich nur mit großer mal das Opfer eines Autounfalles geworden, der zwar ziemlich schwer, aber doch nicht tödlich verlief und an dessen Folgen Stober noch labo rierte. Nun hat ihn der Motor, dem er vorher mit knapper Not entronnen war, doch ins Grab befördert -just zum Weihnachtstag!

Die Besucher der Arbeitervorstellungen werden auf die am Sonntag, den 25. März um 3 Uhr nachmittags im Neuen Deutschen Theater stattfin dende Rigoletto"-Aufführung aufmerksam ge­macht. Für diese von der Theater- Direftion veran

ſtaliete Vorstellung sind auch Karten zu 6 und 12 bei Optifer Deutsch Palais ,, Storuna" zu haben."

Heute, 7.30 Uhr, neninszeniert ,, Julius Gäsar"

mit Ernit Deniſd) a. G. 30jähriges Bühnenjubi­läum Mar Liebl.

Wochenspielplan des Neuen Deutschen Theaters. Freitag, halb 8 Uhr: Julius Cäſar  ", Gaſt­spiel Ernst Deutsch  . Jubiläumsvorstellung Mar Liebl, 1.- Samstag, 7 Uhr: Tannhä1t­

Der leichtsinnige Wagenlenter wurde der fahrer". Byllus II, 2. lässigen Tötung schuldig erkannt und zu vier Mo­naien strengen Arrests unbedingt ver­

Da ist zunächst Frau Bertha Závišer, die ihm innige Liebe widmete und ihn häufig in seiner Wohnung_beſuchte, wozu die Frau Marmor ohne weiteres ihre wohlwollende Genehmigung erteilte. Frau Závišek übergab ihm als Fachmann zunächst einen Brillaniring im Werte von 8000 urteilt. zum Reinigen der Fassung. Die Arbeit sollte in acht Tagen beendet sein, doch wartet die Dame noch heute,

rb.

Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Frei­tag, abends 8 1hr: Gastein  ", Stulturverbands­freunde und freier Verkauf. Samstag, 8 Uhr: Gastein  ".

nach zwei Jahren, vergeblich auf ihren Ring. Offen- Unentgeltliche Beratungsstunden Vereinsnachrichten

bar hatte aber Marmor triftige und überzeugende

Argumente zu ihrer Beschwichtigung; jedenfalls ver- der Arbeiterfürsorge finden jeden Sams­trante sie ihm noch andere Kostbarkeiten an. Der tag von 5-7 Uhr im Verein deutscher Arbei­Endeffekt war der gleiche.

ter, Smečkagaffe Nr. 27, statt.

Anders war es bei Frau Ernestine Laurius, die in Geldverlegenheit war und ihrem Freund eine

Ski- Urlaub in den flowakischen Bergen

( Schluß.)

DIE

Ortsgruppe Prag  . Sonntag, den 25. März, 7 11hr 30 Min. Treffpunki Majaryfbahnhof. Fahrt nach Jeneč. Fürer: Zechner.

eisernen Ofen und forderte mich auf, die Eierspeise selbst zu kochen, denn, meine sic, es sei doch unmög­lich, daß sie, die einfache Bauersfrau, mein Mittag­mahl zubereite.

VERLANGET UEBERALL

VOLKS ZUNDER

SOLO

A.S.I

Urania- Kino, Klimentská 4.

Ab Freitag:

Fernsprecher 61623.

Nur du bist schuld daran

Magda Schneider  , Georg Afferander.

Sturmglocke ein paar Schritte neben mir und alle und mein Magen Inurrie laut und bedrohlich. Ich Schließlich mußten wir uns auch von diesen bic­Ausreißer tappten sich dem Klang der Glode nach trat in das erste beste Gasthaus ein und da boi jich deren, braven Leuten verabschieden und nun trabien ſchleunigſt in die rettende Hütte zurück. Wir hatten mir ein seltsames Bild: inmitten einer riesigen fah- wir zur Vahn, fuhren noch nach Strbské Pleso, um genug von dem Ausflug und der Wirt brauchte gar ten Gaststube saß ein altes Mütterlein und schlief, auch in die Hohe Taira einen Abstecher zu machen nicht mehr die Türe zu versperren. Abends ging sonst meldete sich keine Menschenseele. Ich rüttelte und dann gesättigt und erfüllt von all dem Schönen Am nächsten Tag hatten wir alle Hausarrest, es meiſt luſtig und gemütlich zu, der Hüttenwirt sie sanfi wach und erkundigte mich, ob sie etwas nach Prag   zurückzukehren. setzte sich mit seiner Ziehharmonika zu uns und nun für uns zu essen hätte. Nach langen Beratungen Die Slowakei  , ihre Menschen und ihre Land­Sturm und Nebel waren so arg geworden, daß die Hütte zugesperrt und niemand hinausgelassen wurde. wurde drauf losgeſungen, bis die Stimmung immer brachte sie mir frische Eier, stellie Butter auf den schaft haben meine Erwartungen weit übertroffen. Nun entwickelte sich in der Wiristube der reinste Hüt­gehobener wurde, eine Lachsalve der andern folgte, Obwohl ich seit Jahren für ein paar Tage im Win­bis schließlich das spärliche Licht gelöscht wurde und ter und Sommer die Alpen   besuchte und immer wie­tenzauber. Die Schlafräume waren eisig kalt, so daß alles unter die Deden friechen mußie. man dicht gedrängt den ganzen Tag in dem fleinen der von ihnen bezaubert war, fand ich doch in der Slowakei   vieles, was einem in den österreichischen Gastraum verbringen mußte. An meinem Tische Viel zu schnell kam der Tag, an dem ich Ab­saßen ein paar junge Burschen, die sich zur Feier des schied nehmen mußte von dem guten Berge Dumbier, Alpen nicht mehr geboten wird. Dort leben die Nachdem sie Vertrauen zu uns gefaßt hatte, Menschen seit Jahrzehnten von der Fremdenindustrie Tages rasierten, zivei andere rannien wie wilde dem ich so viel Stunden in strahlender Sonne, unge- zeigie sie uns alle ihre Schätze, die rein gefegten und es wäre bei deren Umfang gar nicht möglich, Löwen kreuz und quer durch das Zimmer, um wenig bundener Freiheit und tiefsten Genuß der wunder­Stuben, das schöne Leinen in den Betten, Photogra- sich so herzlich mit jedem einzelnen abzugeben, wie stens so Bewegung zu machen", wieder andere mach- vollen Bergwelt verdankte. Die Abfahrt wählten wir ten sich aus Stühlen ein Sofa zurecht und schliefen in das Dörfchen Svatý Jan, um noch ein anderes einen Wunsch noch ins Ohr flüsterte, geriet sie in wird aber auch vielen heute nicht mehr angenehm phien ihrer Kinder und Enkel usw. Als ich ihr dann wir es bei den slowakischen Bauern erlebten. Es auf Vorrat", die spärlichen Zeitschriften und Beitun Stückchen der slowakischen Landschaft kennen zu ler­gen, die nur eine Woche alt waren, waren natür- nen. Mit großer Freude merkte ich, um wieviel oße Aufregung und framie endlich aus einem ſein, in das fascistisch gewordene Desterreich zu fah­lich dauernd vergriffen, ein älterer Mann nähte mit sicherer ich jetzt bei der Abfahrt nach zehntägigem Solzipule hervor, befahl dem jungen Burschen, den bisher zur Sozialdemokratie bekannten, weiter ihrer Stasten einen Riesenschlüssel an einer noch riesigeren ren, wenn auch sicher unzählige Menschen, die sich todernstem Gesicht einen Knopf an seiner Hose an, fleißigem leben meine Schwänge und Stemmnbögen sie zur Aushilfe bei der wand hatte, mich dorthin Gesinnung teru geblieben sind und min zu all dem wozu er beiläufig eine Stunde brauchte... und auf dem Steilhang machte, aber die Herrlichkeit war so fand schließlich jeder eine sinnreiche Beschäftigung. bald vorbei, noch eine Stunde sanft bergab auf einem die Tür und sagte At se pači", das heißt nämlich Brot verlieren, wenn die Fremden seltener in ihr zu geleiten. Das tat er auch feierlich, öffnete welt Jammer, der über sie gekommen ist, auch noch ihr -Dabei war man noch froh, daß man geborgen gut gespurten Waldwege und dann hieß es gute zwei unter Dach und Fach saß, denn schauerlich hörte sich Stunden šlapati", wie der Tscheche ſagt, d. h. ſich unterbrochen von den Slowaken jedem Nichteinhei- die Slowakei  ( nicht die Hohe Taira) verhältnis­ bitte sehr" oder wie es beliebt" und wird un- Land kommen. Dann wäre noch zu beionen, daß das Toben des Sturmes an, der selbst das feste Haus auf Stiern in der Ebene möglichst rasch fortbewegen. umzureißen drohte. Gegen sechs Uhr hieß es plötz- Das Tal, durch das wir nun kamen, blieb an wild- schen und besonders dem Gaſt gegenüber gebraucht. mäßig billig ist und man mit sehr bescheidenen Mit­lich: Man kann ein bißchen hinaus, der Sturm hat romantischer Schönheit keineswegs hinter den so bez werde, als sich der Bursche ehrfürchtig vor der be- sich natürlich genau orientieren muß, was man auf Ich meinte, daß ich den Schlüssel sicher zurückbringen teln dori sein Auslangen finden kann, wobei man sich gelegi! Aber in einer Viertelstunde waren wir rühmten Alpentälern zurück. Auf einmal öffnete ſich wußten Türe aufpflanzte, aber er war nicht zum der Bahn, in den Hütten uſw. für Ermäßigungen alle wieder in der warmen Stube versammelt und ich die enge Schlucht und ich blieb wie verzaubert stehen: weggehen zu bewegen, da es doch nicht möglich sei, genießen fann. Und schließlich war der Eindruck, haite noch dazu einen gehörigen Schreck bekommen! vor uns in der Ebene lag das malerische Dörschen daß ich eigenhändig wieder zusperre", selbstverständ- den die Bewohner dieses noch immer nicht ganz er­Lufthungrig war ich als erste hinausgestürzt und fuhr Svatý Jan, dessen bunte, verhuzelte Häuschen sich lich müsse er das dem Gaſt abnehmen. Als dann der schlossenen Landes auf mich machten, ein ganz beson­mit den Breiteln einen tieinen Abhang knapp neben um eine uralte, hochgelegene Kirche gruppierten und alte Wirt vom Markt zurüdfchrte und uns begrüßic, ders günstiger und ist es mir aufgefallen, wie tlug dem Hause hinunter. Und schon hatte ich die Orien- einige hundert Meter dahinter ragten in den tiefblau verneigte er sich mit gekreuzten Händen so tief vor und orientiert, feinfühlig und entgegenkommend diese tierung verloren, stand hilflos in dem fauſtdiden leuchtenden Himmel die schneebedeckten Gipfel der mir, daß ich ganz verlegen wurde. Später iedoch einfachen Menschen sind. Die Slowakei   würde sicher Nebel da und konnie im wahrsten Sinn des Wortes Hohen Tatra. tam ich darauf, daß das nichts anderes als die landes- verdienen, daß man ihr mehr Beachtung schenkt, tie­nicht meine eigene Hand vor den Augen sehen. Ich Inzwischen meldeien sich aber auch, iroz aller üblichen Sitten und Gebräuche waren, die wohl teils fer in die Eigenheiten und Schönheiten des Landes 30g meine Signalpfeife, da läutete auch schon die Begeisterung und Freude, die profaneren Bedürfnisse noch aus dem Ungarischen   übernommen worden sind. eindringt. G. Landsmann. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Poſt monatlich 16.-, vierteljährig 48. halbjährig 96.-, ganzjährig 192.-.- Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfogt nur bei Einsendung der Retourmarken.- Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Telegraphen­direktion mit Erias Nr. 13.800/ VII/ 1930 belvilligt. Drudcrci: Orbis". Druck, Verlags- und Beitungs- A.- G., Prag  .

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