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Samstag, 31. März 1934

Spionage und antimilitaristische

Kommunistischer Redakteur organisiert od A

ein weitverzweigtes Netz

Propaganda

Gegen 50 Verhaftungen in Prag und in der Provinz

Prag , 30. März. Die Polizeikorrespondenz verlautbart: Die Sicherheits- und Mili­tärorgente Beobachteten bereits seit längerer Zeit, daß auf dem gesamten Staatsgebiete eihe Um sturs tätigkeit entfaltet wird, die sich hauptsächlich bemühte, die Wehrmacht zu unterwühlen und linruhe in deren Reihen zu tragen. Es wurde durch Beobachtun= gent festgestellt, daß es sich um ein weitreichendes Spionagench und um anti­militaristische Provag and a handelt, deren Tätigkeitsgebiet sich auf die ganze Republik erstreckte, vornehmlich aber auf jene Städte, in denen eine Garnison liegt.

Als einer der Hauptorganisatoren dieser Aktion wurde der Bäcker Fr. Hampl sicherge stellt, der in lester Zeit Redakteur der Rovno st" war und der, unter verschiedenen Namen auftretend, Berbindungen mit allen möglichen Zivil- und Militärpersonen hatte. Hampt verfügte über ziemlich große Geldbeträge und unternahm lange Reisen im ganzen Staatsgebiet. Er ist Soldat in der Reserve und Absolvent des Lenin - Kurses in Moskau .

Nach den bisherigen Ergebnissen der Unter- festgestellt, daß als Sammelstellen dieser Korre suchung wurde das Spionagenes mit größter spondenz die verschiedensten Unternehmungen, wie Vorsicht und äußerst verzweigt ans Werlage, Handelsunternehmun­gelegt, wobei alle möglichen Maßregeln getroffen gen, Advokatenkanzleien, Klinis wurden, um einer möglichen Entdeckung vorzu- en usw., dienten. Die Briefe dieser Sammelstel­beugen. Ten übernahm immer ein Angestellter des Unter­nehmens und vermittelte sie weiter.

In der Regel tannten die Vertrauensmän­ner einander nicht, gebrauchten falsche Namen und ließen sich des öfteren ihre Korrespondenz an die Adresse von Freunden oder Bekannten schicken, die in die ganze Sache nicht eingeweiht waren. Im schriftlichen Verkehr gebrauchten sie einen Chiffres schlüffel mit Geheimschrift und Wendungen, wo­durch der wirkliche Sinn des Schreibens vers schleiert werden sollte.

Die äußerst umfangreiche Korrespondenz Hample wurde, um jedes Aufsehen zu vermeiden, an die verschiedensten Adressen gesendet. Es wurde

geheime Handdruderei aufgefunden, mit dem fertigen Saß der illegalen kommunisti­fchen Zeitschrift Soldat", sowie ein Vervielfäl tigungsapparat, der für die Vervielfältigung der illegalen Sorrespondenz bestimmt war, die an dis Redakteure der Zeitschriften, der Betriebszellen und Straßenzellen, sowie für die Dörfer verjen det werden sollte.

Es wurde weiters festgestellt, daß unter den Schriftstücken Hampls sich eine Abschrift eines wichtigen militärischen Aktes aus der Olmüzer Garnison befand. Infolge­deffen wurde durch die Organe der Prager Polizei­direktion die untersuchung an Ort und Stelle durchgeführt. Es zeigte sich, daß diefe Abschrift im Wirtschaftsrat des Magistrats der Stadt Olmüh entwendet worden ist. In Konsequenz davon wurde der Vorstand dieser Abteilung, Rat Oborný, Oberfeteetär Tail und Sekretär Šimek ver­

Im Laufe der Untersuchung wurde in den Wohnungen der Vertrauensmänner Hampls eine haftet.

Die Untersuchung dieses Straffalles geht auf dem gesamten Territorium der Tschecho­ slowakei vor sich. Im Bereiche der Brager Polizeidirektion wurden bisher 81 Hausdurchsuchun gen vorgenommen und 23 Personen verhaftet. Unter diesen befinden sich neben Hampl und seiner Frau Nužena, der Kommis B. Karpeles, der Bauarbeiter G. Lohnt, der Architekt R. Ja­senstý, der Verlagsangestellte A. Faltin, der Student E. Weiß, K. Morstat, und der Advo­faturskonzipient Dr. L. Niegelhaupt.

Außerhalb Prags wurden bisher 120 Sausdurchsuchungen und ungefähr 20 Verhaf­tungen durchgeführt. Im Zusammenhange mit diesem Straffalle führen die Militärbehörden parallel eine weitreichende Untersuchung unter den Armeeangehörigen durch. Die Untersuchung wird mit Rücksicht auf ihren großen Umfang längere Zeit in Anspruch nehmen.

Wie sie Wallisɗi mordeten

Von einem Augenzeugen

so wollte er sterben. Erschütternd und er­

,, Es lebe der Sozialismus!" ,, Freiheit, Freiheit!"

Nr. 76

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Interesse der wirklichen politischen Emigration, dic durch Mißbräuche nur belastet und geschädigt wird. Es müßte eigentlich auch den Kommunisten daran liegen, die politische Emigration von Elementen freizuhalten, die ihren Ruf schädigen; aber den Bolschewiken ist die ganze Emigration schnuppe, venn sie Gelegenheit zur Hebe gegen Sozialdemo fraten zu haben glauben.

" Die Welt von heute" stüßt sich bei ihrer Behauptung, Schrader habe Emigranten den greifend hörte man weit über den Gefängnis- Fascisten ausgeliefert, offenbar auf drei besondere mauern seinen Ruf: Fälle, die es im März unter 93 Fällen gab. Bon den drei Männern, die da in Betracht kommen, ist feiner ein wirklicher politischer Emigrant. Alle drei haben ohne zwingenden Grund ihren ,, Freih... und der Henker hatte bisherigen Aufenthaltsori verlassen. Einer ver= den Auftrag der Mörder erfüllt. brachte die letzten Monate in Polen , der andere in Italien und Jugoslawien , der dritte in Afrifa. Sie wurden darum von der Polizei auch nicht als politische Flüchtlinge anerkannt. Aber es ist uns wahr, daß auch nur einer von ihnen den faſci­stischen Senkern ausgeliefert" wurde.

Koloman Wallisch bewahrte bis zur könnte ich sterben, wenn ich die Gewißheit letzten Stunde seines heldenhaften Sterbens mitnehmen könnte, daß durch meinenTod cinc für seine Idee eine eiserne Ruhe, die nicht Tat gesühnt ist und allen Leuten, die ich ge nur uns als Gesinnungsgenossen ewig in Erinnerung sein wird, sondern die jedem führt habe, Straffreiheit gegeben wäre" Der letzte Wunsch Wallischs war, jedem Aber wir geloben uns in dieser Stunde hin­der schärfsten Gegner ihn als Held anerken­nen ließ. Nach dem Verlauf der Verhand- verhafteten Genossen die Hand drücken zu auszutragen in dic Welt, diese letzten Worte lung sprach Genosse Wallisch 1% Stunden dürfen und dieser todgeweihte Mann hat die eines Märtyrers, cines Heiligen! Stumm mit zu seiner Verteidigung in klaren, ruhigen Nerven besessen, jedem Einzelnen Frost zu tiefstem Herzweh stehen wir gefesselt, aber Worten und bescht durch seine sach sagen und frischen Mut zum Kampf für fer- die tausenden Tränen, die die Erde netræn lichen Ausführungen nicht nur das hohe nere Tage zu geben. Das Angebot einer Be- die Treue, die seinen Körper umgibt, werden Standgericht", sondern auch das ganze Sy­stem der Hängechristen. Wenn es nicht gnadigung lehnte er frei und stolz ab. ,, Lieber uns stark machen. Einig müssen wir werden möglich ist, die ganze Rede niederzuschrei- sterben für meine Idee, als vermodern hinter und aus den erkannten Fehlern der Vergan­ben, so soll alles in Umrissen gesagt wer- Kerkermauern!" Und stolz und frei wie das genheit durch erbitterten Kampf doch unsere den, um zu erkennen, welch Großer hier ge- Leben dieses Helden war, so war sein letzter Welt, die Welt des Sozialismus, zu erreichen! Loeben , am 20. Feber 1934. Weg zur Richtstätte. Wie er gelebt als Held,

mordet wurde!

Kommunistenhetze um die Emigration

Eine neue Büberei der ,, Welt von heute"

demokraten ausgeben. Nicht nur einmal fam es vor, daß kommunistische Emigranten ein jüdisches Sprüchlein eingelernt bekamen, um bei der jüdischen Emigrantenfürsorge anzu­

kommen.

Auch die weitere Behauptung der ,, Welt von heute", daß durch die Schuld Schraders poli­tifche Emigranten vor die Polizei geladen und dann ausgewiesen wurden und daß auf diese Weise in den letzten Monaten etwa dreißig revolutionäre Emigranten an die Fascisten ausgeliefert worden sind, ist eine freche Lüge. Wir fordern ,, Die Welt von heute" auf, auch nur einen Beweis dafür zu erbringen, daß von Prag aus folche Ausweisungen durchge­führt wurden. Wir fordern sie insbesondere auf, dem Genossen Schrader auch nur in einem Fall nachzuweisen, daß er mithalf, politischen Emigranten das Asyl zu nehmen!

Die Darstellung der Welt von heute" ist nicht nur dadurch von besonderer Niederträchtigkeit, daß sie einen Mann von der uneigennüßigen Hilfsbereitschaft des Genossen Schrader durch den Spot zieht, sondern vor allem dadurch, daß sie die Emigration überhaupt diskreditiert und den Leu­ten die Stichworte liefert, denen sie ein Dorn im Auge ist. Schrader hat allein viel mehr für die politischen Emigranten getan als die ganze Kom­ munistische Partei . Sein Ansehen kann von den verantwortlich sind, nicht geschmälert, die Dant­Unverantwortlichen, die für Die Welt von heute"

,, Ich bin stolz", so führte Wallisch aus, ,, hier als Sozialist zu stehen, stolz, sagen zu dürfen, daß mein Leben geweiht war, dem großen Kampfe für die Verwirklichung des Sozialismus! Ich habe meinen Teil dazu bei­getragen der Arbeiterschaft soziale Errun­genschaften zu erkämpfen, die auch Ihre Re­gierung, hohes Standgericht, nicht mehr zer­trümmern können wird. Wir alle werden ver­gchen, ich werde in einigen Stunden nicht mehr sein. Sie, meine Herren, werden den " Die Welt von heute", die soeben durch die Sieg über die aufschreitende Arbeiterschaft unerhörte Büberei gegen den Genossen Satz von Österreichs auskosten können, doch es kommt jich reden gemacht hat, leistete sich in ihrer Aus­die Zeit... unaufhaltsam rollt das Rad des gabe vom 29. März einen Angriff auf die sozial­Schicksals... und alle diese Knechtschaft demokratische Emigrantenfürsorge, der geeignet ist, des sterbenden Kapitalismus wird die kom- die ganze politische Emigration auf das schwerste Schließlich gründete die Kommunistische Partei das mende Epoche... das Zeitalter des Sozia- 8u gefährden. Unter der Ueberschrift Bekämpfi sogenannte Salda- Komitee, das unter dem Deck­lismus nicht aufhalten können. Wenn ich man so den Fascismus?" erzählt Die Welt von mantel der Neutralität Sammlungen veranstaltet, auch heute sterben muß, so mit der Genug- heute" Schauergeschichten über Verfolgungen, die zu 90 Prozent den kommunistischen Emigran­tuung, daß der gesäte Samen dereinst doch denen die Emigranten durch die Sozialdemokraten ten zufließen. Das direkte Eingreifen der Kom­Früchte tragen wird und neue Kämpfer wer- ausgesetzt seien. Insbesondere wird gegen den Ge= munistischen Partei in die Probleme der politischen den erstehen, immer mehr, bis zur Verwirk- nossen Schrader, der nicht nur in der sozial- Emigration beschränkt sich darauf, den anderen nicht verringert werden." Die Werktätigen der demokratischen Emigrantenfürsorge wirkt, sondern ganzen Republik werden sich darin einig sein, daß lichung dieser Idee! vorzuwerfen, daß sie zu wenig tun. Während die Die Regierung Dollfuß hat trotz dem hei- auch bei anderen Prager Emigranten- Komitees fozialdemokratische Bewegung infolge der Opfer dem Sozialdemokraten Schrader endlich das ligen Verprechen, der Arbeiterschaft kein in jelbitioſer Weise mitgeholfen hat, die Beschul- bereitschaft ihrer Anhänger bereits hunderttau- Schmutzige Handwerk gelegt wird." Das Echo auf Recht zu schmälern, durch über hundert digung erhoben, die Ausweisung von politischen sende Kronen aufgebracht hat, wendete die Kom- Diesen Nuf der Welt von heute" fann nur sein, kriegswirtschaftliche Verordnungen, Stück Emigranten, ja, ihre Auslieferung an Deutschland , munistische Partei der Emigration bisher nicht aige Handwert von den Arbeitern gelegt wird, daß dem Bolschewitenblatt das schmut für Stück der mit Arbeiterblut erkämpften veranlaßt zu haben. Es ſeien in den letzten Mona- nur teinen Heller zu, sondern gab und gibt in die sich mit den politischen Emigranten schon Rechte genommen. Monatelang war es nur gewiesen und an die Fascisten ausgeliefert worden meisten Fällen den geflüchteten Kommuniſten, immer stärker verbunden gefühlt haben als dic der zielbewußten Handlung der Führer zu die sich bei ihr melden, den Nat, nach Deutsch fommunistischen Schreiberlinge, die vom sicheren danken, daß die Masse ruhig blieb. Doch der den." Dieſe Opfer kommen", so schreibt die land zurückzukehren, da die illegale Ar- Port aus die politische Emigration leichtsinnig ge­Welt von heute"," auf das Konto des Herrn veit eben wichtiger sei als das Wirten in der Schrei der 4e4quälten Menschen wurde von Tag zu Tag stärker, das Elend der Arbeits- Schrader und seiner ſozialdemokratischen Auftrag Emigration. Die Welt von heute" wird es schhver losen stieg bis zum Übermaße und diese geber". Wir haben bisher zu den Fragen der kommu- haben, diese Tatsachen abzuleugnen, die in der furchtbare Auslösung war unvermeidlich. Sie, meine Herren, haben mit starker Hand, mit nistischen Emigration geschwiegen; die Welt von Emigration bekannt sind und immer aufs neue Empörung wecken. heute ist selbst schuld daran, wenn nun die kom­brutaler Waffengewalt diesen Aufschrei un­terdrückt. Aber wenn sie versuchen, jahr- muniſtiſche Emigrantenfürsorge und das, was mit ihr zusammenhängt, öffentlich diskutiert wird. Die Kommunistische Partei , deren Sprachroht

zehntelange Arbeit der Arbeiterschaft auszu­streichen und selbst nicht vor ihrem eigenen

ten etiva dreißig revolutionäre Emigranten aus­

Gewissen Halt machen, den arbeitenden Men- Die Welt von heute" als Nachfolgerin des Nei­schen nicht seine primitivsten Lebensrechte dhenberger Vorwärts" iſt, hat sich die Fürsorge Jarantieren, so wird die Stunde der Vergel- für fommuniſtiſche Emigranten bisher sehr leicht tung furchtbar sein. Bewaffnete Verbrecher gemacht. senden Sie aus, verzweifelte Menschen hinzu­morden und schreien in die Welt hinaus, einen Staat schützen zu müssen, einen Staat, dessen Bevölkerung diese Regierung ablehnt.

Ich weiß, daß ich sterben muß und ich sterbe gerne, den ich sterbe in dem Glauben an den Sozialismus und sterbe mit dem Be­wußtsein, gekämpft zu haben bis zur letz­ten Stunde. Mit größerer Befriedigung aber

Sie gibt feinen Heller für die Emigration aus; was kommunistische Arbeiter in man­chen Gebieten für ihre geflüchteten Freunde aus dem Reiche unternahmen, ist auf ihre eigene Initiative zurückzuführen. In den An= fängen der Emigration hat die Kommuni= stische Partei veranlaßt, daß sich die kommu­ nistischen Emigranten bei der sozialdemokra tischen Fürsorge melden und sich als Sozial­

barkeit, die ihm die Emigranten entgegenbringen,

fährden.

Deutschlands Handel Genosse Schrader, an den sich alle mit Rußland rückgängig! Emigranten vertrauensvoll wenden und dem sie Bei den deutsch - russischen Wirtschaftsvers alle dankbar sind, betreut seit dreizehn Monaten handlungen, deren ergebnisloser Verlauf gemeldet - selbstverständlich ohne jede Entschädigung freiwillig die Emigration. Er berät die Emigran - wurde, ging es für Deutschland um die Erhöhung ien bei der Erlangung von Aufenthalts- Scheinen feiner Ausfuhr nach Rußland , während Nußland und Personal- Ausweisen, interveniert für sie bei eine Erhöhung langfristiger Kredite wünschte. Un­den amtlichen Stellen, verrichtet Dolmetscher- ter dem Rückgang der russischen Einfuhr leidet die Dienste und übersetzt Gesuche. Schrader führt eine

Evidenz der Emigranten und soviele schon Unter- deutsche Ausfuhr von Industriewaren beson= stüßung fanden: kein einziger politischer Emi- ders. Die Einfuhr von deutschen Waren nach grant blieb ohne gewissenhafte Betreuung. Die Rußland betrug im Jahre 1982 626 Millionen Syänen der Emigration aber, die es leider auch Reichsmart, 1933 noch 282 Millionen Reichs­gibt und die unechten Emigranten, die teils Spißel| mart. Gie, wird nach dem Scheitern der jüngsten find, teils die Emigrantenfürsorge in Anspruch

nehmen möchten, ohne dazu genötigt zu ſein Verhandlungen im Jahre 1934 ctwa 50 Mil­sie bekommen ihr Handwert gelegt. Und zwar im lionen Reichsmart betragen.