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Wahnsinnige Kaiser

Samstag, 31. März 1931

wurde von einem Freigelassenen am 9. Juli 68| getötet. Otho  , der nächste Kaiser, regierte nur 95 Tage. Dieser war auch wahnsinnig und endete durch Selbstmord.

Sieben menschliche Bestien im alten Rom  - Von Tiberius   bis Vitellius   nach einer Niederlage in der Nähe von Cremona  

55 Jahre Geschichte

Von Paul Diner- Dines

Die Geschichte der neuesten Zeit tennt zahl- Er war vielleicht der blutrünstigste Herrscher aller reiche Souveräne, die zwar von Gottes Gnaden" Zeiten. Er ließ u. a. seine Mutter durch Mord herrschten, dabei aber geistesgestört waren. Solche beseitigen und Jahr für Jahr hunderte von Men­wahnsinnige Monarchen so müßte man es ſchen hinrichten. Da er sich für den größten wenigstens meinen sind die besten Mittel da- Schauspieler und Dichter der Welt hielt, ver­zu, um das Gottesgnadentum" ad absurdum langte er von einem jeden, ihm als solchen zu zu führen. Doch weit gefehlt! Die Menschen huldigen. Tat dies jemand nicht mit genügender wenigstens ein großer Teil unter ihnen ist Ueberzeugung, so wurde der Unglückliche zu Tode auch noch heute unbelehrbar. Denn ansonsten gepeitscht. Er ließ auch und dies ist eine hi­hätten sie schon aus der Geschichte die notwen- storische Tatsache einen großen Teil Roms in digen Konsequenzen ziehen müssen. Vor 2000 Brand steden und zerstören. Während des Bran­Jahern herrschten im alten Rom   hintereinander des stand er auf der Terrasse seiner Villa und nicht weniger als sieben wahnsinnige Impera sang über Trojas Eroberung. Da er den auf­toren, verbreiteten namenlojes Entsetzen um sich gekommenen Verdacht, daß er der Brandstifter sei, und wateten gleichsam in Blut. In furzen 55 auf andere lenken wollte, bezeichnete er als die Jahren, von 14 n. Chr. Geb. bis 69 n. Chr. Geb., Urheber des Brandes die römischen Christen und spielte sich diese Blutherrschaft ab. ließ diese im Jahre 64 unter grausamsten Mar­tern hinrichten.

Die Reihe der wahnsinnigen Kaiser eröffnete Tiberius  , Augustus Nachfolger. Schon in seiner Eines Tages wurde in Rom   das Fleisch sehr Jugend war er äußerst wild und brutal. Sein tener. Die Wärter der wilden Tiere klagten ihm, griechischer Erzieher nannte ihn daher einen mit daß sie mit dem vorhandenen Geld nicht genügend Blut gefneteten Kothaufen". Sein Gesicht und Pferdefleisch kaufen können, um die Tiere zu seinen Körper bedeckten häßliche Geschwäre. Er jättigen und baten Nero   um mehr Geld. Nero aber gab statt Geld Beſchl, die Pferdenahrung terung der Bestien zu gebrauchen. Bei der Füt ganz einzustellen und die Gefangenen zur Füt­terung war er dann gewöhnlich zugegen. Nero  

war der Meinung, daß seine Entel gegen ihn kon­

sperieren. Er ließ seine Entel verhaften und sie aneinander getettet tagtäglich in Roms Straßen spazierenführen.

In Capri   besaß er ein Luftschloß. Er orga­nijierte dort ein eigenes Amt, dessen einzige Auf­gabe es war, tagtäglich eine neue, blutige Orgie

zu erfinden. Seine Lieblingsbeschäftigung war, Geschichten aus Amerika  

Gefangene während der Mahlzeiten vierteilen zu laffen.

Das geplagte Volf hatte nur während eines Gewitters Ruhe vor seinem Peiniger, denn dieser vielfache Massenmörder fürchtete sich vor dem Donner und troch in seiner Furcht unter das Bett. Er endete durch Gift.

Ihm folgte Caligula  . Nach acht Mo­naten ertrantte er schwer, wurde wahnsinnig, und nun setzten die Grausamteiten ein. Er ließ sich als Gott verehren und lebte nur für niedrige, sinnliche Genüsse. Er watete in Blut. Die Menschen mußten immer in seiner Gegenwart hingerichtet werden. Er zwang die Eltern zuzusehen, wie ihre Kinder zu Tode gefoltert wurden. Die Unglüd lichen mußten während dieser Prozedur an seinem Tische Platz nehmen und auf sein Wohl trinken. Sein Pferd namens Incitatus" hielt er in einem marmornen Stall und wollte dieses zum Konsul

ernennen.

Ruhm

In diesen 95 Tagen atmete Rom   erleichtert auf. Jetzt folgten aber wieder die Tage des Grauens. Vitellius wurde Kaiser. Seine erste Tat war, seine Mutter ermorden zu lassen. Er war ein gefräßiger Mensch, zwang die reichen Bürger der Stadt, ihm tagtäglich auch mehrere mals große Mahle zu bereiten, und während die­fer Mahle für seine Unterhaltung zu sorgen. Diese Unterhaltung bestand in der Hinrichtung einiger Menschen. Meist wurden die Unglücklichen aus der Dienerschaft des Hausherrn auserwählt. Sein Wahnsinn äußerte sich besonders in folgen= dem Falle. Eines Tages war er zugegen, als der eine Priester den Göttern ein Opfer darbrin gen wollte. Der Priester war eben dabei, die Biege zu opfern, als der Kaiser plößlich Halt ge­bot. Er zog sich selber ein Priestergewand an, nahm ein scharfes Messer zur Hand und begann mit der Zeremonie. Er schlachtete jedoch nicht die Biege, sondern den Priester, und hielt das für einen ganz ausgezeichneten Scherz. Auch die Hof­gesellschaft fand dies für einen gut gelungenen Scherz und Vitellius   konnte ungestört weiter wüten. Im Jahre 69 wurde er dann durch seine Soldaten getötet.

Kampf- Ostern

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Mr. 76

Wir fuien nicht, wir beten nicht- Kein Glockenjubel hüllt uns ein, Du wirst erst auferstanden sein, Wenn man den Weg zur Zukunft bricht!

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Die Nacht ist lang, die Nacht ist schwer, Und jeber Schritt bezahlt mit Blut, In unsern Herzen brennt die Glnt, Doch Tränen kennen wir nicht mehr

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Wir sind nicht fromm und glauben doch, Ein Kirchenstuhl ist uns zu flein, Der Dom soll diese Erde sein, Unfrei und müde schläft fie noch!

Das ist der heilge Bund der Not, Denn and der Hämmer schweren Schlag Wächst unaufhaltsam unser Tag Bis einst die Welt in Flammen loht!

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Die Zukunft sie sei das Gebet! Die Fahne flattert blutgetränkt Wem ward Erlösung je geschenkt-?- Als Fackel, die zum Himmel weht!

Aiz.

Diese sieben wahnsinnigen Kaiser konnten aber der Menschheit den Glauben an das Gottes  - er angerichtet hat, wendet sich, ohne nur eine Miene gnadentum" der Monarchen nicht nehmen. Staiſer zu verziehen, von neuem an die Jury und sagt: viel Unheil an. Doch die Menschen vergessen nur und Könige und Diktatoren richteten auch seither" So, meine Herren Geschworenen, ich glaube, ich habe Ihnen jetzt alles und, wie Sie zugeben zu gern die Lehren der Geschichte. werden, sehr eindringlich vorgetragen, was sich für die Sache der Gegenseite sagen läßt, und jetzt werde ich Ihnen beweisen, daß nicht das geringste an alledem ist." Sprachs und begann das eben aufgerichtete Beweisgebäude ebenso funstvoll wies der einzureißen und gewann schließlich doch den Prozeß.

Noch eine Antwort

A. B. Farquhar, der spätere Vizepräsident der amerikanischen   Handelstammer, hat nur ein Die Harrisons sind eine berühmte Familie einziges Mal versucht, in einer Arbeiterversamm­in den USA  . Sowohl Wilhelm Henry Harrison lung für die Republikanische Partei   zu werben. war Präsident( 1841) als auch sein Entel Ben- Mit beredten Worten führte er aus, daß der Ar­jamin Harrison( 1889). Der sehr ehrgeizige beiter für die Republikaner stimmen müſſe, wenn Benjamin fragte einmal ungehalten seinen Bater, er höhere Löhne haben wolle. Aber man rief ihm den politisch ziemlich bedeutungslosen Kongreßab- u:" Wenn Sie überzeugt wären, daß die Repu­geordneten John Scott Harrison: Dein Vater blikaner darauf aus sind, unsere Löhne zu er und ich, wir haben es zu etwas gebracht. Aber höhen, dann würden Sie selbst für die Demokraten was hast du für deine Familie getan? Was bist stimmen!" du schon?"

John Scott zuckte die Achseln und antwortete philosophisch:" Ich bin der Sohn eines großen Waters und der Vater eines großen Sohnes."

Die Antwort

Für jeden Yankee war es gleich nach dem Sezejjionstrieg ein gewagtes Stück, Wahlreden in den Südstaaten zu halten. Die meisten gingen mit Keilerei, oft auch mit Revolverknallen aus­einander. Aber Alexander H. Stephens   war nicht ängstlich, er verfügte zwar nicht über eine schlag­

Der Anwalt

eine der populärsten Gestalten Amerikas  , war ein Daniel Webster  , im vorigen Jahrhundert ebenso leidenschaftlicher Redner wie Alkoholfreund. Tausend Anekdoten sind über ihn im Umlauf. Aber diese ist die schönste:

Ford inkognito

Auf einer Fahrt nach Kanada   begegneie Henry Ford   einem andern Auto, das eine Panne hat. Vergevens müht sich der Besizer, den Schaden zu reparieren und winkt den vorbeifahrenden, wie immer sehr einfach gekleideten Automobilkönig zum Beistand heran. Ford zieht seinen Rod aus, triecht unter den Wagen und behebt den Schaden. Soch erfreut will ihm der andere einen Dollar Trinkgeld geben. Dante," lehnt Ford ab. ich brauche Ihren Dollar nicht, ich habe selbst Geld."

Zweifelnd betrachtet ihn der andere: Sie haben selbst Geld?"

" Ja, haufenweise!" lachte der Autokönig. Das verstehe ich nicht," sagt der andere, wenn Sie Geld haben, warum fahren Sie dann einen Ford?" Die Enttäuschung

Als Anwalt in Neujersey haite er während der ganzen Verhandlung apathisch vor sich hinge­dämmert, aber als er das Wort zur Schlußan­Eines Tages fiel es ihm ein, daß die De­portierten wahrscheinlich seinen Tod von den Göt­ſprache an die Geschworenen erhält, scheint sein tern erbitten. Er gab also Befehl, alle Depor­Alfoholrausch weggeblasen. Er spricht glänzend, Drei Jahre lang glaubte Amerika  , mit dem feine Beredsamkeit ist hinreißend. Die Geschwvore­tierten hinzurichten. Dieser Befehl kostete meh- fertige Faust, aber über einen schlagfertigen Wiß. nen können sich seinen Argumenten nicht entzie verstorbenen John Pierpont Morgan   sen. jei der reren tausend Männern und Frauen das Leben. Er ist mitten im besten Reden, da brüllt ein hen. Mit Entseßen bemerken es seine Freunde, reichie Mann der Welt dahingegangen. Hunderte Caligula   wurde nach drei Jahren und zehn Mo- alter Sezessionist in seine Rede:" Du bist nichts denn er hatte leider vergessen, welche Partei er von Millionen, ja Dollarmilliarden schrich man naten Regierungszeit ermordet. als ein verdammter Yankee. Ich tönnte so einen vertrat und warb mit aller Kunst, die ihm zur ihm zu. Bis dann der pedantisch genaue Abrech Nun tam Claudius an die Reihe. Dic- Kert wie dich fressen!" Verfügung stand, für die Sache des Gegners. nungsbericht der Steuerbehörde erschien. Danach ser Herrscher wurde besonders dadurch berühmt, Gewöhnlich war ein solch rauher Zwischenruf Seine Freunde zerren ihm am Rockzipfel, machen bejai; der Geheimnisvolle erstens nur schäbige 78 daß er seine dritte Frau, Messalina  , hinrichten das Zeichen für die beginnende Keilerei, aber Ste- frampfhafte Anstrengungen, um ihn auf seinen Millionen, und davon gingen noch 9 Millionen ließ. Er liebte die wilden Tiere sehr, und damit phens lächelte nur freundlich und rief dem Zwi- Irrtum aufmerksam zu machen. Aber einmal in Dollar Schulden av. Aber was Amerita am mei­diese nicht Hunger leiden sollen, ließ er ständig schenrufer zu: Würdest du das wahr machen, so Fluß, läßt Webster sich nicht mehr stören. sten empörte, war eine unbezahlte Rechnung über Gladiatoren als Nahrungsmittel in die Käfige hättest du mehr Hirn im Magen, als jemals im Als er geendet hat und sich befriedigt nieder- sechs Dollar, die man unter John Pierponts Pa­werfen. Auch er endete durch Gift. Kopf!" seben will, empfängt er von seinem wütenden pieren fand: Er hatte nicht einmal die sechs Dollar Klienten einen derben Stoß. Und mit einem Male für den Schlapphut, den er zuletzt bei Dunlap in scheint Webster zum Bewußtsein zu kommen, was New York   getauft hatte, reell bezahlt!

Es tam Nero, der seinen Namen mit blu­tigen Buchstaben in das Buch der Geschichte schrieb.

Laterna magica

Von Klara Blum.

Die Versammlung brüllte vor Vergnügen und Stephens fonnte ungestört weiterreden.

Lebensangst, die alles Lebende zu grotesken Mas- Die Revolution bricht aus und er flüchtet| Kleitert, hält ihn an den Haaren fest und zieht ihn fen verzerrie. Die bessarabische Landschaft. Evenc, nach Rumänien  . Aber unsichtbar geht die Revo- wieder zurück in das Kleinbürgertum. Auf dem Ebene, Evene in eintöniger Schwermut. Die Ge- lution ihm nach. In seinem Kreis verkehren un nächsten Bild erscheint er doppelt. Einmal größer stalten der Not und des Elends, duckend, huschend. zählige Sozialisten. Er zeichnet Entwürfe für eine und breitschultriger als er in Wirklichkeit ist, die Der Maler, sorgsam arbeitend, singt ein rus Die armselige und doch triefend schmalzige Behag- lintsgerichtete Studiobühne, Hunderte von Händen, Pfeife im Mund, frei und unbekümmert. Das fisches Revolutionslied. Er singt es traurig und lichkeit der Familienstube. Heim, Häuslichteit, die sich hinter der Szene erheben und einen Streit zweitemal flein und stumm, ängstlich forreft. Er unbeteiligt wie eine eintönige Kirchenlitanei. Er muffig und sentimental, verzärtelnd und verknech- proklamieren. Die Luft ist voll von roten Gedan- hält sich selbst wie eine Puppe im Arm, der jingt es überhaupt nur aus Rücksicht für mich. tend. In irgend einem Wintel medert überall die ten und Parolen, sie treffen mitten hinein in sei- Stünstler den Kleinbürger, und lacht sich ins Ge­Denn er weiß, daß solche Worte und Rhythmen Ziege, das Tiersymbol der östlichen Kleinstadt. nen bitteren Eristenzkampf und seine seelischen sicht..... es mir erleichtern, in dieser steil gestrafften Hal­Diese Bilder der Kindheit kommen immer Schwierigkeiten, mitten hinein in seine persön tung zu bleiben, die er zu malen begonnen hat. Schwere Size, unerträgliche Schwäche. So wieder, auch in den spätesten Arbeitsperioden. Er lichsten Mängel und Dualen  . Aber in nächtelan bunt und so finster dreht sich die Zauberlaterne. Und es iſt verteuſelt ſchwer, ſtundenlang regungs- beobachtet alles, wie er die Buben der Straße gen Diskussionen wehrt er sich dagegen. Er und Immer neu erscheint die eine Frau, die erste art­los rebellisch zu sein, während der heiße, schlaffe Klein- Parteipolitit?... Er ist eine Persönlichkeit, er verwandte, endlich gefundene, vergeblich gefun­beobachtete, mit denen zu spielen ihm, dem Nachmittag in Haut und Hirn langsam eindringt. Klein ist er, der russische Maler, mit großen bürgerkind, verboten war, beobachtet flug, scharf, will seinen eigenen Weg gehen, er fühlt sich her- dene. Bald mondän, mit gekreuzten Gazellenbei­lebhaften Augen, vierzigjährig und doch ganz nas sam und ängstlich. In den Straßen von Odessa  , Reihe marschieren soll. Er hat mit der Maise nichts fische Bäuerin mit großen ungeftimen Augen un­lebhaften Augen, vierzigjährig und doch ganz knas mitleidig, aber durch ein versperrtes Fenster, ein- abgefeßt, wenn er mit so vielen andern in der nen in billigen Seidenstrümpfen, bald als rus= benhaft, ein hübsches, ein wenig vom Leben zer die durchsichtig im Leuchten des Meeres stehen, in gemeinsam, sie ist ein dummes, wildes Wesen, das ter dem einfältigen Kopftuch, bald als Tänzerin quetschtes Injett. Manchmal fragt er behutsam, ob ich nicht ausruhen möchte, und zugleich sehe der Fülle des Künstlerlevens wird noch jeder seiner ihn nicht versteht, er fürchtet sie, er weiß, daß sie etstatisch spielend und schaffend. Zwischen die ich, wie seine flinten Einfälle in stürmischem Ga- Schritte, von längst durchschauten und doch feſtge- jeden Augenblick bereit ist, ihn auszulachen. Und Straßenbilder von Paris   schiebt sich die Familien­Topp ihn weiterreißen und er vor jeder Unterbre= wurzelten Traditionen und Verboten gehemmt. Er dann, er sagt es offen, er iſt ein Künstler, seine ſtube der Kindheit, schiebt sich der Traum von der malt sie als die winzigen Sputgestalten aus alten persönlichen Erlebnisse und Konflikte sind inten- Biege. Irgendwo heben Hunderte von streikenden chung zitternd ihre Zügel hält. Manchmal aus die­abergläubischen Boltssagen, er macht sich mit dem fiber als die von Durchschnittsmenschen und brin- Arbeitern ihre Hände, fämpfen einen Stampf, der sem singenden Fiebertraum der Arbeit heraus er­Pinsel über sie lustig, zählt er Bruchstücke aus seinem Leben und glei- Skameraden nehmen ihn mit, er sieht die Gestalten Seine Ehe hängt wie ein mühlstein an ihm. Eine formen, die von Kindheit auf sein Leben verdorben aber es nüßt ihm nichts. gen schon mehr als genug Kampf in sein Leben. auch der seine iſt: den Kampf gegen die Lebens­tet vom Sprechen wieder in seinen dunklen Ge= der Prostitution. Wo andre den Genuß sehen, neue Frau ist ihm begegnet, Russin, Landsmän- haben, Rückschritt und Enge, von oben her diftier­sang ab: Marsch, marsch, wperiod, raboczy narod sieht er nur die Ausbeutung, die verübt wird, das nin, eigenwillig, phantastisch, die erste, deren Lates Berharren in Dumpfheit und Tradition. Er " Vorwärts, vorwärts, Arbeitervolk.. Unrecht, das geschicht. Aber der Fluch der Klein- chen ihm schmeichelt, anstatt ihm wehzutun, und aber, der einsame Kleinbürger, läuft abseits von Die Wände des Ateliers sind von Bildern stat lastet auf ihm, sein Verstehen bringt ihn den er findet keinen Ausweg. bedeckt. In der müden Hiße beginnen sie alle zu Menschen nicht näher, sondern versperrt ihn immer der großen Schar der proletarischen Vorwärts­Dann: die Kirche von Notre- Dame  , das schreitenden, er kann den Zusammenhang mit flimmern wie farbiges Glas. Als ob es selbstver mehr. Er läßt Mädchen und Frauen an sich vor- Bois de Boulogne  , der Trubel von Montmartre  . ihnen nicht finden, die fiebernde Energie seiner ständlich wäre, verdunkelt die Luft sich, beginnt übergehen, er fürchtet sie. Er weiß zuviel um das Er ist in Paris  . Große, immer größere Erfolge. Kunst dreht sich schwindelnd um sein gespaltenes der Raum sich im Kreis zu drehen. Langsam, eins Unrecht, das ihnen täglich geschicht, wie sollten sie Er möchte sich losreißen, möchte in irgend einer Sch, fühlt keinen Boden der Gemeinschaft unter nach dem andern, wandern die Bilder vorüber, nicht mißtrauisch sein und ihn auslachen, wenn neuen Welt leben, aber der Fluch der Kleinstadt   den Füßen.... keinen Boden.... werfen große bevegte Schatten auf die Projet er zu ihnen kommt. Die Angst vor dem Ausgelacht- lastet auf ihm. Er findet sich draußen nicht zurecht. tionswand eines halb erzählten, halb erratenen werden ist ständig in ihm. Er malt eine grinsende Angst und Gewohnheit, die sich Verpflichtung sausende Minute von Schwindel und Schwäche Dann ist wieder Helligkeit im Raum, die Lebens.... Fraße von prachtvoller Scheußlichkeit. So, nun nennt, zwingt ihn zurück in die Häuslichkeit. Ein schnell vorüber, und die Bilder sind wieder unbe= Eine gespenstisch große Geige, diagonal über ist er gewarnt. Er flüchtet zu der Frau, die älter Bild erscheint, es zeigt seinen Traum, wie er weglich, sind starre, brennende Signale der Ein­die Fläche gespannt, den strichdünnen Körper und ist als er, einfach und mütterlich, die ihm weit nachts mit schlafend und leidvoll gesenttem Kopf ſamteit. Und vor dieser Einsamkeit macht das das phantastische Larvengesicht des Musikanten unterlegen ist und ihm das dumpfe Behagen der über den berivabrlosten Dächern feines Heimat- plößlich aufgescheuchte Verstehen hilflos fehrt. freuzend. Stumm schwingt in ihr das Lied der heimatlichen Familienstube wiedergist, die ge- städtchens schwebt. Die Ziege, das Tiersymbol der Noch immer singt es eintönig und vergeblich: frühen Kinderangst vor Menschen und Dingen, sicherte Enge von Konservativismus und Tradition. östlichen Seleinstadt, ist auf eines der Dächer ge- Marsch, marsch, wperiod, raboczy narod!"

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