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wandelten Optimisten als verläßlichen Partner bei der Verwaltung des Staates betrachten?

Vielleicht haben die letzten Kundgebungen einiger tschechischer Faftoren zugunsten der De= motratie Herrn Henlein inzwischen belehrt. daß sein antidemokratischer Ständegedanke ent­gegen seinen Erwartungen in der Tschechoslowa­lischen Republit nicht sehr zeitgemäß ist. Wenn die größten bürgerlichen Parteien des tschechischen Bolles( von den Sozialisten ganz abgesehen) fich zur Demokratie bekennen wer bleibt für Hen­lein als tschechischer Partner noch übrig? Die tschechischen Fascisten! Will Herr Henlein   mit diesen wirklich den Staat erobern?

Man sieht, in welcher Sadgasse eigent­lich Herr Henlein   und die Seinen stecken. Man wird weder die sudetendeutsche Einheitsfront schaffen, weil dies angesichts der verschiedensten Wirtschaftsinteressen praktisch unmöglich ist, noch wird man jemals auf die Staatsverwaltung einen maßgebenden Einfluß ausüben. Wenigstens nicht im demokratischen Staate. Und auf den antidemo­tratischen Ständestaat wird Herr Henlein   noch ein Weilchen warten müssen. Der zur Schau getragene Stolz der Rundschau" erinnert allzu sehr an das bekannte Sprichwort:" Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz."

Ausweisung

von Schutzbündlern?

Eine Falschmeldung der bürgerlichen und kom munistischen Preffe

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Durch die bürgerlichen Blätter und selbstverständlich die kommunistischen   Zeitun gen, geht eine Meldung, die besagt, daß dreizehn Schußbündler, die an den österreichischen Kämps fen teilnahmen und im Schutzbundlager Chocerad intergebracht waren, von der Polizei aus dem Gebiete der Tschechoslowakischen Republik ausge­wiesen worden seien. Die Welt von heute" Inüpft daran wenig geistreiche Bemerkungen über die Gesinnung der österreichischen Helden, von denen sie sagt, es sei über sie zu Unrecht als über sozialdemokratische Helden gesprochen worden: diese sozialdemokratischen Arbeiter hätten in dem Augenblid, da sie sich mit der Waffe in der Hand dem Faschismus entgegenstellten, aufgehört, So zialdemokraten zu sein.

Diese Theorie", für die die Schußbündler nur ein Hohnlachen übrig haben, soll eben durch die Meldung über das Vorgehen gegen die drei zehn Schutzbündler gestützt werden. Es ist jedoch unwahr, daß dreizehn österrei­chische Schutzbündler ausgewiesen wurden. Wahr ist, daß sich vor einigen Tagen dreizehn Schuß bündler aus dem Lager in Chocerad wegbegaben, nicht, wie die ,, Welt von heute" schreibt, wegen unhaltbarer Verhältnisse", sondern unter dem Einflusse kommunistischer Agitation. Sieben von den dreizehn haben das Unsinnige ihres Schrittes sofort eingesehen und sich wiederum bei der Flücht­lingshilfe angemeldet. Sie wurden an anderen Orten untergebracht. Von den übrigen sechs Leuten sind zwei im Augenblick nicht auffindbar, sie haben sich angeblich nach Sladno begeben. Es handelt sich da aber nicht um Schutzbündler, son­dern um Leute, die behauptet haben, bei den Kämpfen mitgewirkt zu haben, die aber weder Ausweis hatten, noch sagen konnten, wo sie ge­fämpft hatten, noch Zeugen erbringen konnten. Keiner der Schutzbündler hat sie früher gekannt und sie haben nähere Angaben über ihre Rolle bei den Kämpfen beharrlich veriveigert.

Samstag, 7. April 1934

Die erfahrene Hausfrau

Ceres

Schicht

S

ist stolz auf ihre Kochkunat. Oft verwendet sie die gleichen Zutaten wie andere- und dennoch wird es besser. Das ist eben ihr Können. Genau so ist es bei Ceres". Erst die jahrelange Erfahrung, die peinlich hygie­nische Erzeugung ermöglichen es, das Pflan­zenfett edler Früchte so zu verarbeiten, daß auch der schwache Magen des Kranken und Genesenden gerade Ceres" so leicht verträgt.

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200 Nazi gegen Revers entlassen

2500 Sozialdemokraten Im Gefängnis

Wien  , 6. April. Auf einem Empfang der Auslandspresse teilte der Staatssekretär für das Sicherheitswesen mit, daß sich in den österreichi schen Konzentrationslagern gegenwärtig insge famt 150 Nationalsozialisten und 114 Sozial­demofraten befänden.

Die Regierung habe der geänderten Haltung der nationalsozialistischen Parteigänger Rechnung getragen und in den letzten vier Wochen 200 Na­tionalsozialisten entlassen. Diejenigen National sozialisten, die sich freiwillig verpflichteten, nicht mehr gegen die geseglich bestehende Ordnung vor­zugehen, würden sofort entlassen; andere Ver= pflichtungen würden von ihnen nicht gefordert.

Die Zahl der sozialdemokratischen Häftlinge in den Gefängnissen wurde mit 2000 bis 2500 angegeben.

das 100% ige Pflanzenfett Genossin Wallisch des Hochverrates angeklagt

NUR ECHT IN DIESER PACKUNG MIT DEM NAMENSZUG SCHICHT

Die Kirche klagt an

an...

Wien  , 6. April. In der nächsten Woche wird die Gattin des hingerichteten Genossen Ko loman Wallisch vor ein Geschworenengericht ge= stellt werden. Sie wird zusammen mit einer Ge nossin Marie Ferchtner wegen Hochverrates angeklagt, da die beiden Frauen angeblich die fämpfenden Schußbündler mit Rauchwaren und Proviant versehen haben. Nach dem Tode ihres Gatten ist die Genoffin Wallisch in der Unter­germanischen Kultes in Deutschland   mit folgen fuchungshaft vollkommen zusammengebrochen. den Worten:

Papst und Bischöfe gegen die Unterdrückung der katholischen   Jugendverbände

Rom  , 6. April. Der Papst hat binnen we nigen Tagen nun schon das drittemal in ziem lich heftigen Worten seiner Unzufriedenheit über die Verfolgung der katholischen Jugendverbände in Deutschland   Ansdruck gegeben.

" Ift nicht ein Tenfelsfatrament, Die Kolonisierung beginnt

diese ganze gottlose, frivole, heidnische Literatur, die vor unseren Augen in diesen Tagen und Jah­ren wie Pilze nach dem Regen aus der Erde her­vorwächst? Mögen es dicke oder dünne Bücher sein, sie sind alle von der Sünde ersonnen und durch die Sünde verkauft, so daß sie die ganze Stadt, das ganze Volk in Fäulnis zu bringen

Lippowitz- Blatt geht in italienische Hände über

,, Osservatore Romano  " veröffentlicht hente an leitender Stelle eine Ansprache, die der Papst diesmal an die Vertreter dreier deutscher   In­gendvercine gehalten hat. Er erklärte darin, er teile den Schmerz und die Sorgen sowie die Angst der deutschen   Jugend. Täglich erhalte er aus Deutschland   ne ucungünstige Na ch richten. Die Vorsehung werde, wenn man das Vertrauen nicht verliere, zugunsten ber mntigen Märtyreringend Der Bischof von Regensburg   Mi cha el hat entscheiden. Da, während die verantwortli Der neuernannte Bürgermeister der Stadi hen Faktoren verhandlungsbereit sind, an- jich dieser Tage in einer Stundgebung entschieden dagegen verwahrt, daß der Verband der Katho= Bien hat zu feinen Stellvertreten ernannt den dere übel handeln, werde der Papst die lischen Aktion" in den amtlichen Publikationen als Stellvertreter des Führers des Wiener   Heimat­Rechte det Glaubens und der Ehre Gottes ver- geheimer Verein angeführt und mit den Frei- schutzes den Major a. D. Lahr, den Kommer­teidigen. Denn es handle sich nicht ein falsches maurerlogen eic. gleichgestellt werde. Die Actio zialrat Presse und den Schriftsteller Doktor Christentum, sondern das Heidentnm3n fatholica" jei ein persönliches Wert des Papstes, Ernst Karl Winter  . bekämpfen. der durch diese Bezeichnung schiver beleidigt sein müsse.

Berlin  , 6. April. Das DNV. meldet aus Wien  : Wie verlautet, hat eine italienische Finanzgruppe die Aktienmehrheit des Neuen Wiener Journal" erivorven. Das Blatt soll zum Blatt des Hei­matschutes ausgestaltet werden. Der Rest der Auch Erzbischof Dr. Groeber hat in seiner Attien bleibt in den Händen des alten Besizers Ostervredigt in Freiburg   der wachsenden Unzufrie- Lippowiß. Damit habe Italien   zum ersten Male denheit der katholischen Streise und ihrer Ent- direkt Einfluß; auf die österreichische Publizistik ge­schlossenheit, in den Stampf für den Glauben ein-| nommen. zutreten, Ausdruck gegeben. Die neuen Vizebürgermeister

Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem nationalsozialistischen Regime hat sich, wie dem tschechoslowakischen Pressebüro aus Berlin   geschrieben wird, in der letzten Zeit sehr unerfreulich gestaltet.

Insbesondere in den Osterfeiertagen gab sich die Unzufriedenheit der fatholischen firchlichen Streise sehr nachdrücklich fund. Tonangebend war der Ostergruß des Papstes an die katholischen Jugendverbände, der jedoch außer von der Ger­ mania  " von keinem anderen Blatt veröffentlicht werden durfic.

Inzwischen ist aber ein neues amtliches Zir­tular erschienen, in dem beſtimmt wird, daß die Mitglieder geheimer Vereine, unter denen neuer dings die actio catholica" angeführt wird, nicht in die nationalsozialistische Partei aufgenommen werden dürfen.

Ausgerechnet in Italien  

pomphafte Parlaments"-Eröffnung

Rom  , 6. April. Das neu gewählte" italieni­sche Parlament wird am 28. April unter beson derem Zeremoniell und mit bisher noch nie ange= wandtein Prunte eröffnet werden. Der König, Heute werden überdies aus Köln   und Mainz  die Königin und alle Mitglieder des königlichen wieder zwei Verurteilungen von fatholischen Hauses werden sich an dieser Eröffnungsfißung bes Geistlichen zu Gefängnisstrafen von vier und teiligen. Eigene Galawagenzüge verden den König, sechs Monaten gemeldet, weil sie sich in Privat­die Königin und die Prinzessinnen unter Geschüß­gesprächen unter vier Augen(!) ungünstig über salven und Glockengeläute zum Parlament gelei das Hitlerregime geäußert haben. Der eine der ten. Der König wird dann von einem eigens er­Selbstverständlich ist nicht dies der Grund Dieser Kundgebung schlossen sich Kundgebun- Verurteilten, der 64jährige Pfarrer Jansen, richteten Throne aus die Eröffnungsrede halten, der Ausweisung, sondern die Tatsache, daß sie den gen einer großen Reihe tatholischer Würdenträger aus Köln  , soll nach Verbüßung der Strafe nod) worauf alle 400 Deputierten nach Verlesung der Anordnungen der Behörden nicht Folge leisteten an. Der Berliner   Bischof Dr. Bare& verurteilte im Interesse der öffentlichen Sicherheit" in eine neuen Eidesformel ihren Eid ablegen. und durch ihr undiszipliniertes Vorgehen deren in einer Predigt erbittert die Progagierung des geschlossene Anstalt eingeliefert werden. Arbeit erschwerten, ganz abgesehen davon, daß sie der verlogenen Agitation der Stommunisten Nah­rung gaben, ja, sie durch ihr Verhalten unmittel­bar unterstüßten. Die vier Leute hätten, wenn sie schon als Mitkämpfer anerkannt sein wollen, we­nigstens die Pflicht gehabt, Disziplin zu halten und den Aufenthalt der Kameraden durch ihr Ver­halten nicht in Gefahr zu bringen. Es handelte sich aber um Asoziale, die sich die Folgen ihres Paris  , 6. April. Die französische   Antwort Tuns selbst zuzuschreiben haben. Es braucht wohl note auf die englische Rückfrage hinsichtlich eines nicht erſtſt ausdrücklich versichert zu werden, daß Abkommens in der Rüstungsfrage ist heute dem die sozialdemokratische Partei weder dirett noch französischen Botschafter in London   telegraphisch  indirett die Ausweisung veranlaßt hat. Sie hat mit der Weifung übermittelt worden, fie der bri­von der Ausweisung erst nachher erfahren. tischen Regierung zu überreichen.

Es ist albern und erfolglos, der Sozialde mokratie nachzusagen, sie tue nicht alles, um die tapferen Schutzbündler zu unterſtüken. Die gro­Ben Leistungen der Solidarität, die die Schuß bündler immer anerkennen, sprechen eine zu deut­liche Sprache, als daß der Schacher mit dem Schicksal der vier Ausgewiesenen, den die Kom munisten treiben, Erfolg haben könnte.

Frankreich   macht auf die deutschen  Rüstungen aufmerksam

Puyi will seine Ahnen besuchen

Chinesische   Regierung droht mit Berhaftung. Shanghai  , 6. April. Die chinesische Regie­rung erklärte, für den Fall, daß Staiser Puyi seinen Plan, nach China   zu reisen, ausführen sollte, seien sämtliche chinesische   Staatsbehörden auferlegien Beschränkungen ständig wachse angewiesen, ihn sofort zu verhaften, hätte zweifellos zur Folge, daß auch die übrigen da er nach dem Gesez chinesischer Staatsangehö Mächte, denen Rüstungsbeschränkungen auferlegt riger sei und Hochverrat gegen die Chineſiſche wurden, ähnliche Aufrüstungsforderungen stellen Republit begangen habe. würden. Verivicklungen zu vermeiden, bitte die chinesische Regierung die japanischen amtlichen Staiser Puhi in seinem eigenen Interesse, von einer Reise nach China   a bzuraten. Als Zweck dieser Reise war angegeben, daß Puhi die Gräber seiner Ahnen bei Peling be= suchen wolle.

Der französische   Außenminister wird feinem Die englische Rückfrage hatte sich darauf be- englischen Kollegen in nächster Zeit jene Durch zogen, ob Frankreich   bereit sei, ein Abkommen über führungsgarantien bekanntgeven, die Frankreich  die Begrenzung der Rüstungen unter Beteiligung für notwendig hält, um eine Verlegung der ge­Deutschlands unter noch zu bestimmen planten internationalen Abrüstungskonventionen den englischen Durchführung 3- zu verhindern. garantien zu unterzeichnen.

Die französische   Antwort ist recht kurz: Es Die Werftätigen der Tschechoslowakei  , nach heißt darin u. a., die von der britischen   Regierung deren Hilfe die Welt von heute" ruft, haben sich der Flüchtlinge schon zu einer Zeit angenommen, gestellte Rückfrage sei allzu allgemeinen da die Kommunisten noch gar nicht daran gedacht Charakters, als daß Frankreich   bereits grundsäß­hatten, daß die Schutzbündler überhaupt Hilfe lich ohne Zögern seine Zustimmung zu einem sol­brauchen. Und diese Werktätigen, nämlich die chen garantierten Rüstungsabkommen geben Sozialdemokraten, werden den Schutzbündlern könnte. weiterhin zur Seite stehen.

Linzer Gefängnisdirektor verhaftet

Im Zusammenhang mit den Erhebungen über die Flucht der politischen Gefangenen aus Linz   wurden der Direktor des Gefängnisses Sailer und drei Justizwachbeamte in Ünter­suchungshaft genommen. Es wird ihnen zur Last gelegt, daß sie die Flucht unterstüt

haben.

Vor allem wolle Frankreich   wiffen, welche Effektivstreitkräfte und welches Rüstungs­material England Deutschland bewilligen wolle und welches Militärstatut Frankreich   nach An­ficht Großbritanniens   haben solle. Erst bis die französischen entscheidenden Kreise in diesen wesentlichen Punkten volle Klarheit haben wer­den, werde sich Frankreich   äußern können.

Eine Legalisierung" der Aufrüstung des Deutschen Reiches, dessen Heeresbudget im übrigen troß den Deutschland   durch den Versailler Vertrag

1,5 Millionen Schilling

von Arbeitern für die Wiener   Opfer gesammelt

Wien  , 6. April.  ( Eigenbericht.) Nach an­fänglichen Schwierigkeiten beginnt jezt die Hilfe der internationalen Solidarität der Arbeiter für die Feberopfer wirksam zu werden. Die Opfer der Wiener   Febertage sollen wenigstens vor dem Hunger gerettet werden, durch den jie die offi­ziellen Stellen in die vaterländische Front hin­einpressen möchten.

Da sich eine Verteilung der gesammelten Gelder durch sozialdemokratisch gesinnte Per­sonen als nicht möglich erwiesen hat, wurde mit der Durchführung der internationalen Hilfe­aktion die Ortsgruppe der englischen Society of Friends betraut.

Die Gesellschaft erhielt seitens verschie= dener ausländischer Organisationen, haupt­sächlich von englischen und französischen   Ge­werffchaften, einen Betrag von 1,5 Millionen Schilling, um sie an die bedürftigsten Fami­lien zu verurteilen. Es sollen wöchentlich etwa 8000 Familien mit etwa 70.000 Schilling unterstützt werden. Weitere Unterstützungen wurden in Aussicht genommen.

Die belgischen Arbeiter haben sich bekannt­

lich bereit erklärt, dauernd für die Kinder der gefallenen Schutzbündler zu sorgen.