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Nehmen Sie, nachdem die Auskunft des Magistrats fich als unge-| verändert. Der Ausstand wird erft morgen zur Geltung kommen, nügend erwiesen hat, unsern Antrag an! da alsdann die Arbeiter ihren Monatslohn empfangen werden. Im Stadtrat Kämpf: Ich muß der Behauptung von dem angeb- Mittelbecken zählt man jetzt 6000 Ausständige. In den Kohlenwerken treten. Herr Singer hat schon mit Recht betont, daß es dem Herzen von Anderlues hat die Verwaltung ein Manifest erlassen, worin sie der allerhöchsten Frau alle Ehre mache, wenn sie sich hier für den den Arbeitern eine 10prozentige Lohnerhöhung vom 1. Mai ab an: Vorstand verwendet hat. Auch in dem Fall, daß die Bürgerschaft bietet. Augenblicklich wird in diesen Gruben noch voll gearbeitet. unsere Entschließung nicht verstehen sollte, würde ich in mir ganz ruhig über meine Auffassung sein.( Stadtv. Singer: Das ist Geschmackssache!) Daß ich von dem als richtig Erkannten nicht abgehe und es durch­führe, auch wenn Herr v. Mirbach zu derselben Ansicht gekommen ist, versteht sich doch von selbst. Ich werde also ruhig die Schritte der Bürgerschaft abwarten.( Stadtv. Singer: Wird Ihnen nicht vorenthalten bleiben!)

Stadtv. Rose now: Wir halten die zweiten Beschlüsse der Waisenverwaltung für so schlecht, daß wir mit denselben nichts gemein haben wollen. Stadtv. Matterne ist eigentlich für den Antrag Singer, ver­spricht sich aber von Ausschußberatung sehr viel, denn in den anderen Tatholischen Waisenhäusern sehe es doch nicht viel anders aus. Eine fundamentale Aenderung des Systems der städtischen Waisen verwaltung müsse Plaz greifen. Stadtv. Meyer hält die Reden von Singer und Perls für ab Trato gehalten.( Widerspruch.) Die arme Bürgerschaft müsse zu allem möglichen herhalten. Man brauche doch zunächst noch die fremden Institute; forge man vorerst dafür, daß mir sie nicht mehr brauchen, daß wir eigene städtische Einrichtungen dafür haben.

Stadtv. Fähndrich beantragt, alle drei Anträge dem Aus­schuß zu überweisen.

Stadtv. Tolksdorf: Ich gehöre der Waisenverwaltung seit sechs Jahren an und habe dort erfreulicherweise auch manche Anerken nung für Reformvorschläge gefunden, die von mir ausgingen; aber es ist mir ganz unterklärlich, wie der erste Beschluß dort wieder umgestoßen werden konnte. Diese Umstoßung ist nicht ohne energischen Protest der Minderheit erfolgt. Seit Jahren haben wir schon Klagen dort gehabt, über die Zustände in den katholischen Waisen Häusern in Potsdam   und Moabit  , über bedeutende Entlaufungen usw. ( Hört, hört!) Wir haben ja auch über diese Häuser keine ordent liche Stontrolle, höchstens eine einmalige im Jahre; und dann stecken immer die Herren Prediger dahinter und inachen uns Scherereien. Die Kinder sind in Privatpflege viel besser untergebracht, event. baue man doch eine städtische katholische Waisen­anstalt!( Beifall.)

Stadtv. Hugo Sachs: Gerade diese Rede spricht für Ausschuß­beratung. Der Magistrat hat zu uns noch nicht gesprochen. Was mit dem Knaben geschehen soll, darüber wiffen wir nichts. Im Ausschuß werden wir erfahren, ob ein System vorliegt oder nicht. Der Entscheidung will ich nicht aus dem Wege gehen. Stadtv. Singer: Es hat sich kein Moment gegen sofortige Fassung eines Beschlusses ergeben, deffen moralische Wirkung über den Einzelfall hinaus nicht ausbleiben wird. Meint Herr Meyer, es gehöre zur Sachlichkeit, daß erst einige Kinder tot geprügelt jind? Herr Matterne sucht den Kulturkampf wieder lebendig zu machen; dagegen müssen wir aufs entschiedenste protestieren. uns ist es nicht gleichgültig, wenn in unserer Waisen verwaltung solche himmelschreiende Barbarei vorkommt. Nachdem Stadtv. Matterne fich gegen Kulturkampfgelüfte verwahrt hat, wird Ausschußberatung mit 48 gegen 35 Stimmen beschlossen. Schluß 8 Uhr.

Gewerkschaftliches.

Berlin   und Umgegend.

An die Töpfer Berlins und der Umgegend. Gemäß dem Beschluß der letzten Vertrauensmännerfißung findet am Mittwoch, straße 74, eine öffentliche Versammlung der Töpfer Berlins statt. den 26. April, abends 6 Uhr, bei Scholz, Frankfurter Diese Versammlung soll darüber entscheiden, ob für die Berliner Töpfer es zweckmäßig erscheint, in eine Lohnbewegung einzutreten. Pflicht eines jeden Kollegen ist es, in dieser Versammlung zu er­unterlassen hat, einen Vertrauensmann zu wählen. Dies muß noch scheinen. Es sei ferner hervorgehoben, daß man auf vielen Bauten im Laufe dieser Woche geschehen, damit von den Bauten die Berichte über die dort herrschenden Zustände, unter denen die Kollegen zu arbeiten gezwungen sind, an die Oeffentlichkeit gelangen. Auch sei darauf hingewiesen, daß die Sammlungen zum Streit fonds energischer betrieben werden müssen.

H. David, Bertrauensmann. Dentsches Reich.

Die Former der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik in Rathenow   befinden sich im Ausstand.

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Ausland.

Ans Prag   wird gemeldet: In Georgenthal   streiken über 200 Weber und Weberinnen. Sie verlangen Lohnerhöhung und Freigebung des 1. Mai. In der Bodenbacher Knopffabrik von Bächter streift eine Anzahl von Arbeitern, wodurch die Kündi­gung anderer notwendig geworden ist. Der Fabrikant will cine geringe Lohnerhöhung bewilligen, mit der die Arbeiter nicht ein­verstanden sind. In Ringels hain und Schönbach ist ein Bahnarbeiterstreit ausgebrochen. Verhandlungen zur Beilegung des selben sind im Zuge.

48 000 Staliener sollen bis Ende März bereits mit der Gotthardbahn   in die Schweiz   gekommen fein gegen 42 000 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Insgesamt betrug die Gesamtziffer der letztes Jahr mit der Gotthardbahn beförderten italienischen Arbeiter 58 000.

Die streikenden Erdarbeiter an der Elsässer Bahnlinie bei Basel   haben eine Lohnerhöhung erzielt und hierauf die Arbeit wieder aufgenommen.

der Schweiz   beschloß die Forderung eines Minimallohnes, die Ab­Eine Konferenz der Metallarbeiter der Großindustrie in schaffung des Accordsystems, die Regelung des Lehrlingswesens, wofür die Industriellen in ihren Fabriten eigene Lehrlingswerkstätten einrichten sollen; die Lehrzeit soll nicht mehr als drei Jahre be­tragen. Bezüglich der Arbeitszeit wurde beschlossen, für Einführung des gesetzlichen Zehnstundentages zu wirken und die Maschinen­industriellen in einer Eingabe zu ersuchen, mit dem Jahre 1900 den Neunstundentag einzuführen.

Sociales.

Genoffen und Genoffiunen! Es wird allen wohl in lebhafter Erinnerung sein, daß die organisierten Schuhmacher in Burg im Die obligatorische Krankenversicherung der Haus­Jahre 1894 gegen das vereinigte Unternehmertum in der Schuh- industriellen betitelt sich ein Auffaz des Gewerberichters O. Weigert, warenbranche einen heißen Kampf geführt haben, der leider mit der im leßten Hefte des Schmollerschen Jahrbuchs für Gesez­einer Niederlage der Arbeiter fein Ende erreichte. Unsere zähesten gebung 2c. im Deutschen   Reiche" erschienen ist. Der Verfasser weist Gegner find die Inhaber der allbekannten Firma Conrad Tack u. Cie., barin auf Grund statistischer Erhebungen des Gewerbegerichts nach, daß die Herren Alfred Zweig und Tad jun. und als Dritter im Bunde   in der Hausindustrie die ungünstigsten Lohnverhältnisse bestehen. In schließt sich der Direktor der Firma, ein Herr Maier, würdig an. Berlin   und seinen Vororten würden rund 120 000 Hausindustrielle be­Diese Herren bringen Unglaubliches fertig. Eine bloße Annahme schäftigt, deren Mehrzahl der Konfektion angehört; sämtliche Familien­dieser oder jener Arbeiter könnte organisiert sein, führt zur sofortigen mitglieder würden zur Mitarbeit herangezogen und zwar oft in einer Entlassung. Jede Zugehörigkeit zur Organisation ist während der das zulässige Maß überschreitenden Weise: die tägliche Arbeitzeit legten fünf Jahre streng verboten. Eine Anfrage seitens unseres betrage 14, meistens aber auch 18-20 Stunden! Dabei sei die Centralvorstandes in Nürnberg  , ob die Herren nunmehr gewillt Ernährung schlecht und unzureichend; sie bestehe größtenteils in feien, außerhalb der Fabrit ihren Arbeitern in der Aus- minderwertigen Nahrungsmitteln, insbesondere Startoffeln, und als ihres übung Koalitionsrechts nicht mehr hinderlich zu Stärkungsmittel" oder Erfrischungsgetränk" diene eine Brühe sein, blieb unbeantwortet. Auch die abgesandten Kommissionen von Cichorien und dem Staffee ähnlichen Surrogaten". Die durch­des Ortsvereins wurden wiederholt mit diesem Ersuchen gängig ungünstigen Wohnungen dienen gleichzeitig auch als Arbeits­abschläglich beschieden. Am 11. April machten wir auf allseitigen und Schlafraum, als Küche, event. auch Krankenzimmer. Aus alle­Wunsch der hiesigen Schuhmacher nochmals den Versuch, den Ge- dem zieht Verfasser den Schluß, daß die zwangsweise Versicherung waltigen näherzutreten, um zu ergründen, ob nicht doch die Herren der Hausindustriellen eine Notwendigkeit ist, die nicht dem Belieben bereit wären, die seit fünf Jahren gegen uns geführte rücksichtslose einer jeden Kommune unterstellt werden darf, sondern entschieden Kampfesweise einzustellen. Alle die von uns in dieser Unterredung durch Reichsgesetz einheitlich geregelt werden muß. angewandten vernünftigen Vorschläge wurden verworfen. Entgegnet Mit den Erhebungen über die Lage der Kellner und wurde, daß die Herren in Bezug der Bekämpfung der Schuhmacher­Organisation ihren Standpunkt in feiner Weise geändert hätten und Kellnerinnen durch die Reichslommission für Arbeiterstatistit be sich dabei sehr wohl fühlen. Sie hätten ihren Arbeitern selbst einen schäftigt sich ein Artikel von Arthur Cohen in München   in der Verein gegründet, und diese wären damit vollständig zufrieden. Soc. Pr  ." Er vermißt in der Untersuchung namentlich eine ge­Der Verein, welcher von der Firma gegründet wurde, besteht nügende Scheidung zwischen den Animiertneipen und den Betrieben nahezu 5 Jahre und ist jeder Arbeiter auch Arbeiterin verpflichtet, mit reeller Kellnerinnenbedienung. Er warnt nachdrücklich davor, diesem anzugehören. Derjenige, welcher sich weigert, wird entlassen. daß man in der Absicht, die Sittlichkeit der Kellnerinnen Die Beiträge werden von den Wertmeistern am Montage jeder Woche Der Bergarbeiterstreik in Belgien  . eingezogen. Vorsitzender ist der Chef der Fabrit. Was der Vorstand beschließt, haben die Mitglieder einfach gutzuheißen. Auf unser Vor­Der Vorstand des Deutschen   Berg- und Hüttenarbeiter Verhalten, daß die Herren ihre Produkte in den Arbeiterzeitungen feil bandes" erläßt in der Rhein.- Weſtf. Arbeiter- Beitung" einen Auf- bieten, wurde uns geantwortet, das läge nicht an sie, sondern es ruf an die deutschen   Bergleute, in dem es heißt: seien die betreffenden Zeitungen selbst, welche um ihre Inserate Also man trenne, wenn man zur gefeßlichen Regelung schreitet, Mindestens dürfen jegt, so lange der Streit in Belgien   tobt, bitten, da dieselben das Geld der Firma sehr gern verdienten, auch die Animiertneipen vom Kapitel Kellnerinnen"! Die Animiertneipen teine Ueberschichten zur Erhöhung der Förder- wäre es ihnen sehr gleichgültig, ob inseriert werde. seien Gegenstand der Polizeigesetzgebung. Beim Kapitel Kellnerinnen ziffern auf den deutschen   Kohlengruben verfahren werden. Auf unseren Hinweis, daß die Arbeiterschaft sich sehr überlegen aber vergesse man nicht, daß es sich um die Ausarbeitung eines Die Werksbefizer werden, um den belgischen Bedarf werde, die Schuhwaren einer Fabrik zu kaufen, die so das Arbeiterschuß- Gesetzes handelt und nicht um ein Gesetz zur Be­zu decken, noch mehr Ueberschichten wie heute einlegen Soalitionsrecht der Arbeiter mißachtet, wurde uns entgegnet: Das vormundung einer Klaffe von Arbeitern. wollen. Jeder dentende Bergarbeiter muß sich tönnen Sie uns nicht weiß machen, früher haben wir auch einmal Zur Vervollständigung der Erhebung hält er noch folgendes für weigern, die Ueberschichten zu verfahren!!! Dazu daran geglaubt, jezt nicht mehr." erforderlich: hat er gefeßliches Recht, da kein Zwang zu Ueberschichten( es Genossen und Freunde der Arbeiterbewegung, an Euch wenden 1. Es hätte eine Umfrage bei den Regierungen der Einzelstaaten feien denn Reparaturarbeiten) ausgeübt werden darf! wir uns in unserer Bedrängniß! Laßt es nicht geschehen, stattzufinden, ob beziehungsweise in welchem Umfange auch solche daß diese Herren der Firma Tad u. Co. recht be- Sellnerinnen, die keine häuslichen Dienste zu verrichten haben, von halten. Steht uns bei in diesem gegen die Organisation geführten den Verwaltungsbehörden noch als Dienstboten angesehen werden Kampfe! Fort mit den Tadschen Schuhwaaren! Wird und daher ein Dienstbuch führen müssen. in diesem Sinne gehandelt, werden wir den Fabrikanten begreiflich 2. Es wären die Erfahrungen festzustellen, die man in den Kan machen, daß der Verein deutscher Schuhmacher ein Recht hat zu tonen der Schweiz  , wo Gesetze zum Schutze der Kellner und Kellne existieren. Wir bitten alle Genossen und die Gewerkschaftstartelle, rinnen oder nur letzterer bereits bestehen, damit gemacht hat. Dies hierzu Stellung zu nehmen. Aus den Orten, in welchen die Firma wäre nun allerdings Sache eines ständigen Arbeitsamtes, nicht einer Conrad Tack u. Cie. Geschäfte unterhält, erbitten wir Auskunft an bloßen Kommission. folgende Adresse: Mag Kaschube, 1. Bevollmächtigter, Burg, Untere Hagen 14.

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Deutsche   Bergleute, helft Euren belgischen Brüdern, indem Ihr Euch weigert, mehr zu fördern! Helft nicht dem belgischen Kapital, welches die Arbeiter unterdrücken will. Es kommt die Zeit, dann haben die deutschen   Bergleute die Hilfe der belgischen Kameraden notwendig. Also teine Weber­schichten mehr! Weigert Euch einmütig, so lange der Streit in Belgien   dauert! Das ist die wirksamite Hilfe für die belgischen Kameraden.

Dann auch geht schleunigst an die finanzielle Unter­st ütung der Streifenden. Jeder gebe für die Sache der Berg­arbeiter nach Kräften. Wir sind gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und sie den belgischen Kameraden zu übermitteln.

Deutsche   Bergleute, thut Eure Pflicht. Seht, wie sich die Kapita­listen international unterstützen! Wollt Ihr Euch von dem Kapital heschämen lassen?

Alle Arbeiter- Zeitungen bitten wir um Abdruck.

Ueber den Ausstand der Krefelder Weber wird uns tele­graphisch berichtet, daß nunmehr in 8 Fabriken, wo eine Verständigung mit den Arbeitern herbeigeführt ist, die Arbeit aufgenommen wurde. Jn 5 Fabriken wird der Ausstand aufrechterhalten und ist mithin noch weiter dringend die Unterstützung notwendig, um den Sieg zu einem vollständigen zu machen.

Der Strelt hat in allen vier Kohlenrevieren an Ausdehnung zugenommen. Im Kohlenbecken von Charleroi   streiten, den legten Nachrichten zufolge, bereits etiva 18 000; im Borinage find es jetzt auch schon mehrere Tausend; im Lütticher   Becken Die Lohnbewegung der Holzarbeiter. In Würzburg  ist die Lage ebenfalls bedeutend ernster geworden. haben die Tischler und Bildhauer über die Firma Billigheimer die In der belgischen Kammer haben die socialdemokratischen Abgeord- Sperre verhängt. neten eine Interpellation eingebracht, deren Diskussion bis zum heutigen Anläßlich des Holzarbeiter Streits in Fürth  Freitag verschoben ist. Die Socialdemokraten wünschen die Wer- haben die Holzindustriellen einen neuen Lohntarif ausgearbeitet. mittelung des Arbeitsrats". Bis jetzt hat die Regierung kein Wenn dessen Annahme nicht erfolgt, soll eine allgemeine Aus­anderes Hilfsmittel gewußt, als eine Menge Truppen nach dem sperrung der Arbeiter erfolgen. In einer Holzarbeiter- Bersammlung Streitgebiet zu entfenden. Bisher fonnten die Soldaten aber nicht wurde angeregt, als Entgegnung hierauf die 54 stündige Arbeitszeit in Attion treten, da sich die Ausständigen vollkommen gefezmäßig zu fordern. Das wurde abgelehnt unter dem Hinweis darauf, daß verhalten. der Streit ein Abwehrstreit sei, sollten aber die Unternehmer auf ihrem aggressiven Vorgehen beharren, so werde der Kampf auf der ganzen Linie entbrennen. Die am Streit nicht beteiligten Holz­arbeiter verpflichteten sich, während der ganzen Dauer des Streits wöchentliche Extrabeiträge zu leisten, und zwar die Unverheirateten 1 Mart, die Verheirateten 50 Pf.

Die Streifenden Hoffen, wie uns aus Brüssel   geschrieben wird, daß der Streit nur von furzer Dauer und siegreich für sie fein werde. Dafür spricht allerdings manches. Der Mangel an Kohlen macht sich bereits fühlbar. Eine Anzahl Glasbläsereien, Eisen­werfe usw. müssen schon jetzt mit der Möglichkeit rechnen, ihre Be­triebe stillstehen zu lassen. Auch der Kohlenvorrat der Eisenbahnen In Hildesheim   hat die Polizei Direktion eine Bekannt­wird bald aufgezehrt sein. Tritt dieser Mangel ein, Tritt dieser Mangel ein, dann machung erlassen, in der im Hinweis auf den Tischlerstreit der würde die Kalamität innerhalb der belgischen Industrie§ 153 der Gewerbeordnung in Erinnerung gebracht wird. Zum eine sehr große werden und die ganze Bevölkerung in Mitleiden- Schluß heißt es dann: schaft ziehen.

Die deutschen   Bergwerksbefizer werden natürlich bestrebt sein, ihren belgischen Kollegen zu helfen; machen fie doch bei den Kohlen­lieferungen noch ein gutes Geschäft. An den deutschen   Bergleuten aber wird es sein, ihren tämpfenden Brüdern nicht in den Rücken zu fallen.

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Am Donnerstagabend wird aus Charleroi   telegraphiert:

Außerdem ist durch höchstrichterliches Urteil anerkannt, daß das Streitposten stehen als grober Unfug zu be ftra flen ist. Alle die es angeht, wollen sich hiernach gebührend richten.

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So einfach liegt die Sache nicht, wie die Polizei- Direktion an nimmt. Es sind auch höchstrichterliche Urteile vorhanden, die das Gegenteil besagen.

In Bielefeld   hat der Streit einen günstigen Verlauf ge­nommen und befinden sich noch 34 Mann im Ausstand.

In Offenbach   a. M. haben die Tischler durch Vereinbarung mit den Unternehmern die zehnstündige Arbeitszeit, 7 Prozent Lohn­erhöhung und einige weitere nicht unbedeutende Bergünstigungen

erreicht.

( erwachsener Personen, die auf anständige Weise ihr Brot verdienen!) zu fördern, das Wohnen der Kellnerinnen beim Arbeitgeber vor­schreibe; dadurch würde man nur dem Unternehmertum, bas natürlich ein Interesse daran hat, die Arbeiter möglichst in Ab. hängigkeit zu erhalten, Vorspanndienste leisten.

Arbeiterrifiko. Bei einer Dampffeffel- Explosion in Stofen. thal( Reuß) tamen am Donnerstag früh 7 Personen ums Leben.  - In Senftenberg   wurde am Sonnabend ein Güterbodenarbeiter von den Puffern zweier Lowrys erdrückt, zwischen die er geraten Erdmassen verschüttet. Sie fonnten nur als Leichen hervorgezogen war, und in der Grube Vittoria zwei Bergleute durch niedergehende werden. In Drossen  , gleichfalls im N.-B. Frankfurt a. D., wurde am Sonnabend ebenfalls ein Bergmann in einer Braun fielen am Sonnabend zwei Arbeiter in ein mit kochender Schlempe fohlengrube getötet. Auf einem Dominium bei Neustadt O.S. angefülltes Bassin. Einer starb nach wenigen Stunden, der andere berbrühte sich am Unterkörper derart, daß ihm die Haut vom Körper fiel.

Tekte Nachrichten und Depeschen. Geeftemünde, 20. April.  ( W. T. B.) Der hier angekommene Lloyddampfer Bonn  " rettete bei schwerem Wetter auf dem At­lantischen Ocean die 10 Mann starke, völlig erschöpfte Mannschaft der im Sinten begriffenen norwegischen Bark" Triumph". Bozen  , 20. April.  ( B. H.  ) In voriger Nacht fanden im Gisadthal, unweit von Blumau  , große Felsrutschungen ſtatt, wodurch die Bahngeleise an vielen Stellen verschüttet wurden. Paris  , 20. April.  ( B. H.  ) Im Ministerrat teilte der Kriegs­minister seinen Kollegen einen Brief mit, welchen er von Picquart   erhalten hat und worin dieser ihn ersucht, eine Unter­suchung einzuleiten über die Machenschaften des Generals Gonse, des Obersten Path de Clam und des Personals des Nachrichten­bureaus, sowie über die Machenschaften anderer Personen gegen ihn und seine Anstrengungen, Esterhazy als Verräter zu entlarven. Picquart zählt die Machenschaften der Reihe nach auf und spricht die offnung aus, der Kriegsminister werde im Jnteresse der Wahrheit sein Gesuch annehmen.

Paris  , 20. April.  ( W. T. B.) Die Agence Havas" nimmt von den im Justizpalaste beharrlich sich behauptenden Gerüchten Notiz, daß die Mehrzahl der Räte des Kassation shofes der Revision des Dreyfus- Prozesses feindlich zu sein scheine und zwar entsprechend der Ansicht des Berichterstatters. Es würde sich dann nur um die Entscheidung der Frage betreffend die An­nullirung des Urteils des Kriegsgerichts wegen Ungesetzlichkeit handeln.

Die Truppen trieben heute eine Gruppe Ausständiger aus­einander, weil sie versuchten, Arbeitswillige zum Ausstand zu bewegen. Die Zahl der Ausständigen ist hier auf 24 000 gestiegen. Die Glasfabriken haben nur noch für acht Lage, die Eisenwerke Die Stuccateure in Stettin   befinden sich wegen der ihnen für zwei Tage Kohlenvorrat, und verschiedene der letzteren mußten angedrohten Lohnabzüge im Ausstand. bereits ihre Fabrikation einstellen. Man spricht von einer Die Maurer in Flensburg   haben auf mehreren Bauten Eisenbahn Linie, welche innerhalb einer Woche den Be- die Arbeit eingestellt, um einen Stundenlohn von 40 Pf. durch trieb wegen Kohlenmangel einstellen muß. Die Kohlenverkäufer zusetzen. find in größter Verlegenheit, da sie ihre Kunden nicht mehr bedienen Die Errichtung eines Gewerbegerichts in Arnstadt   ist können. Man glaubt, daß der Ausstand nächsten Sonnabend von der Regierung mit der Begründung abgelehnt, daß die größeren ein vollständiger sein wird. In Mons   ist die Lage wenig Unternehmer vorher nicht gefragt worden seien. Berantwortlicher Redacteur: August Jacobet in Berlin  . Für den Inseratenteil verantwortlich: Tb. Glocke in Berlin  . Drud und Verlag von Mar Bading in Berlin  . Hierzu 2 Beilagen u. Interhaltungsblatt.

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Paris, 20. April.  ( W. T. B.) Der Lustspieldichter Pailleron, Mitglied der Akademie, ist heute infolge von Influenza gestorben. Madrid  , 20. April.  ( B. H.  ) Der Papst hat ein Rundschreiben an die Bischöfe erlassen, in dem er dieselben auffordert, keine revolutionären Bemühungen der Karlisten zu unterstützen. Petersburg, 20. April.  ( B. H.  ) Da festgestellt worden ist, daß die Studentenbewegung von russischen Socialdemo traten unterstützt wurde, ordnete die Regierung eine scharfe Heberwachung der letzteren an, sowie die Errichtung von 160 neuen Bolizeiämtern in den Fabrifortschaften.