Seite 6

PRAGER ZEITUNG

Die Versicherungs- A.- G. Werfur" im Kampfe mit ihren Angestellten. Die Direktion der " Merfur" Vers.-A.-G. unternimmt, statt sich dem Geschäfte zu widmen, fortwährende Angriffe auf die Rechte der Angestellten. Nun will jie sogar eine sogenannte neue" d. H. ungemein verschlech terte Dienstpragmatif diftieren, nach welcher die Angestellten überhaupt keine Rechte mehr hätten. Troßdem die zuständige Angestelltenorganisation der Direktion weitgehend entgegengekommen ist, setzt der Inspirator all dieser Vorfommnisse, Dr. Dubitý, seine Dittatur fort. Er begnügte sich nicht damit, auf zwei Angestellte entsprechend" einzuwirken, um sie zum Austritte aus ihrer Ge­werkschaft und Annahme der sogenannten neuen Dienstpragmatit zu bewegen", sondern tat das jelbe auch in Brünn   und jest bat er unter tätiger

,, Sozialdemokrat"

252525252525252525252

für ihn, ohne daß er atoke Auslagen Bat unb- bas sitinite Erfolg hat fie Immer!

spreiation durch Sertin und in der Gesamtgestaltung überaus wirrfame prova durch alle Mitwirkenden so wunderbar erwiesen hatte, ganda itt beute bem modernen wie himmelweit Beethoven   hier wie überall und aus- Gefchditsmann in der nahmslos von jeder Theatralit, von jeder Suche nach Anzel Effeft entfernt ist, mußfe die blanke Aeußerlichkeit der Liszischen Erfindungen, mußte fein proßiger wirft am meisten in Blät in die sand gegeben. Sie langapparat, der in solchem Gegensaß zu der Arm- tern der oraan. Arbeiter und seligkeit des seelischen Inhalts steht, ärgerlich, ver arbeltet stimmend und peinlich wirken. Leider fanden sich etliche Zuhörer nach Ablauf der Mazeppa"-Geräu­sche, zweifellos immer noch unter dem Eindruck der Himmlischen Beethovenschen Musik und des unvers gleichlichen Spiels Serfine, veranlaßt, ihrer Unlust über die schlechte Wahl dieses Programm- Abschlusses durch Bischen Luft zu machen. Vermutlich handelte 252 es sich da um Menschen, für die Mazeppa  " eine Premiere war also nicht gerade um die kompes teniesten Stonzertbesucher, deren Verhalten auch nach jeder Nichtung verurteilt werden muß. Aber einer feits vermochte diefe Epiſode keineswegs dem Abend Mithilfe eines ehemaligen Auch"-Angestellten etwas von seiner Größe und seinem ungewöhnlichen vertreters, des Direttorstellvertreters stieß, zivci Wert zu nehmen, und anderseits dürfte auch hier junge, vom Präsenzdienst zurückgekehrte Ange- zell wird fünftighin bei der Programmbildung ver das Schlimme nicht ohne gute Seite sein: Profeffor stellte zur Unterzeichnung der neuen" Dienſt- mutlich noch rigoroser sein und den Mazeppa  " pragmatik gezwungen. Wegen dieser unerhörten werden wir uns in diesem Hause nicht mehr an Vorkommnisse hat sich der Zentralverband der hören müssen.

2. G.

Versicherungsangestellten in Prag   entschlossen, Wochenspielplan des Neuen Deutschen Theaters. gegen Dr. Dubstý die Strafanzeige gemäß Mittwoch, Gastspiel Ernst Deutsch  : Die Gefan Terrorgejev zu erstatten, was auch geschehen ist. gene"( B. 1).- Donnerstag:" Die feine Außerdem wurden wegen der vertragswidrigen seat barina"( C1). Freitag, neuinszeniert: Mündigung von vier Angestellten Klagen ein- Ein Maskenball  "( D1). Samstag, neu inszeniert: Die Instige Witwe".( 1.) Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Hente Mittwoch: Kosmetik". Donnerstag: Kosmetit". Freitag: Gastein  "( nur givei Preise 6.- und 12.-). Samstag: Uraufführung:, chi di a 1" von Robert Sander.

gereicht.

Kunst und Wissen Das IV. Philharmonische Konzert

im Deutschen Theater

Uraufführung:, chi di a I von Robert Saudek  , Vorträge

Ueber die Sozialversicherung in der Krise war in seinem ersten Teile Beethoven   gewidmet. spricht im Sozialen Institut der Tschechoslowati Am Anfang stand dessen 3 weite Symphonie, schen Republit, Vortragssaal des Fürsorgemini die durch ihre noch Mozartsche Lieblichkeit und An­mut feſſelt und dennoch gerade im Larghetto schon ſteriums, Prag   II, Palackého nam. 4, Donners den fast vollzogenen llebergang Beethovens zum tag, den 12. April 1934, um halb 8 11hr abends eigenen gedanken und ausdrudstiefen Stil mit Ehr- Universitätsprofessor Dr. Emil Schönbaum. furcht und Ergriffenheit erkennen läßt. Unter Pro­fessor Georg Szélls Stabführung, die nur der grandiosen Einfachheit des Werkes zu dienen bestrebt war und es in durchsichtigster Klarheit erstehen ließ, hinterließ es einen starten, Hochkünstlerischen Ein­drud. Die Philharmonifer des Deutschen Theaters brillierten hier durch schönen Ton, wie bei dem nachfolgenden Klavierkonzert durch vorbildliches Sich- Anschmiegen und wie schließlich auch später bei Liszt   durch virtuose Techmit; nur den zweiten Gei­gent täie etwas mehr Selbstbewußtsein gut.

ites und großartigſtes se la viertonger

Aus der Partei Bezirksorganisation Prag  

der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

Jahresversammlung

Mittwoch, 11. April 1934 Nr. 84

Der reiche Heilmittelschatz( Eisenmineralmoor, Mineral- und Glaubersalzquellen) des Weltkurortes

FRANZENSBAD  

bringt bei Frauen- u. Herzleiden, Gicht, Rheuma, Magen-, Darm-, Leber- und Stoffwechselkrankheiten, Diabetes, Erkran­kungen der Niere und Harnergane, des Blutes und der Ner­ven tausendfach erwiesenen Hellerfolg.

Kurzeit 1. Mai bis Mitte Oktober.

Auskünfte und Prospekte durch die Kurverwaltung.

2868

Barteiorganisation gesund ist. Genosse Abgeordneter adenberg forach in einem tiefschürfenden Sport Spiel⚫Körperpflege Referat über die Politik der Arbeiterklasse und fand mit seiner Darlegung die allgemeine Zustimmung der Konferenz.

Bürgerlicher Sport Ehrenwerte Führer des Sports

Auch in Mähr. Schönberg fand am 8. April die Bezirkskonferenz statt, die von Gen. Schreier im Dritten Reich  . eröffnet und geleitet wurde. Bemerkenswert war Der Reichssportsführer Tschammer Osten   hat, cine Ansprache des Vertreters der tschechischen Bru derpartei, des Gen. Rokuser, der die Wichtigkeit mit den ihm unterstehenden gleichgeschalteten Sport­nach einer Meldung des Prager Montagsblattes". der Zuſammenarbeit beider sozialdemokratischer verbänden und deren Führer seine liebe Not. In Parteien in dieser Zeit betonte. Der Bericht des Be­airfosefreiärs Gen. Bierer läßt eine erfreuliche eine Affäre, die in der offenen Feindschaft alvi­dem Brandenburger Fußballverband gibt es derzeit Eniwidlung der Bezirksorganisation erkennen. Das schen zwei Führern" besteht. Es fönnen sich näm­politiſche Referat erſtattete Gen. Abg. Ta u b, der, lich der Berliner   Gauführer Brofeffor türmisch begrüßt, in etwa zweistündigen Ausführun Glödler und der Saisier hölzten des Ver gen den harten Kampf, in dem die Arbeiterklasse der Welt und besonders in unserem Staate steht, unter ausgefunden, daß dem Pg. Professor dieser Titel bandes nicht einigen". Der Pg. Stajsier hat her und die Funktionäre der Partei zu vermehrter Arhalb ein Disziplinarverfahren aufgehalst. Nach dem dem ständigen Beifall der Versammlung schilderte nicht gebühre und dem Professor" wurde des Tution, nebst dem Dank an Gen. Dr. Czech der Pg... Professor" nun daran, dem Pg. Kassier die beit aneiferte. Die Konferenz legie in einer Rejo schönen Sprichwort: Wie Du mir, so ich Dir ging fest, daß die Taktit der Partei den Notwendigkeiten Staffe zu revidieren und siehe da es der Zeit Rechnung trägt und von den Arbeitern ver- fehlte an allen Eden und kanten und standen und gebilligt wird. der Pg. Kassier mußte nun ins Kittchen wandern. Lauter ,, Ehrenmänner" auch im Sport... Filme in Prager   Lichtspielhäusern bis einſchließlich Donnerstag, den 12. April. Urania  : Die Schlacht". Abria: Annette im Paradies".". Alfa: ,, Donnerüber Meri to". Avion: ,, Nadt wie der Adam". Fenix: ..Ihr letzter Reford". Flora: Die goldene Katha­rina". Hvězda: Annette im Paradies". Julis: Triumph eines großen Diplomaten". Kinema: Journale, Grotesfe, Reportage( halb 2 bis

Albrecht Dürer   Vermächtnis, Lichtbildervortrag von Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker. Dr. Mar Deri am Dienstag, den 17. April, um 8 Uhr abends im Handwerkervereinssaale, ehemalige Urania, Smečky 22. Starten bei Optiker Deutsch  und Wehler( Alfa- Passage).

Der Film

Tante Sally

-

-

-

--

"

Es war feine glückliche Idee, diesen englischen halb 8). Koruna: London   um Mitternacht". Film zu importieren. Wir fönnen uns angesichts Rotva: Aus dem Regen in die Traufe". Ohm­dieser findisch übertreibenden Späße einer verrüd pic: fere". Paffage: Bubi". Braha: Der ten alten Jungfer, die sich als Revnestar ins Herz Schuß im Panzergewälbe". Stant: Die eines Theaterdirektors einschleicht( der aber seiner Schlacht". Světozor: Bubi". Academia: am Freitag, den 13. April, um 8 1hr abends im ſeits gar lein echter Direktor, sondern ein ehemali- katharina die Große". Bajkal: Lic großen Saale des Gewerkschaftshauses, Bergger Gangster it), allenfalls hin und wieder ein belet" Belvedere  : Das Häuschen in Emaus". mühseliges Lächeln abnorigen denn hier ist alles Befeba: Die sechs Frauen Heinrichs des Achten". nur drastisch, was wißig sein sollte, und alles nur Carlton: Die goldene Katharina". Favorit: clownhaft, was zur Grotesfe werden möchte. Daß Liebelei".- Maceška: Der elvige Jude". nichts an dieser Sandlung ernst ist, bedeutet für uns Sport: Katharina die Große  ". Valdek: noch nicht, daß sie lustig ist. ,, Die goldene Katharina".

ein.

Tagesordnung: Protofoll, Berichic, Neu­Zutritt nur gegen Vorweisung der Parteilegiti­maiion.

Sigung der Bezirksvertretung an Dienstag, den 10. April, um 8 Uhr abends im Parteiheim.

Parteikonferenzen

In jeder Hinsicht im Mittelpunkt des Pro­gramms stand Beethovens fünftes, letztes, reif & 3- Dr. Am Flügel saß einer der ersten Pianisten wahlen, Anträge. unserer Zeit, Rudolf Scrfin. Die Vornehm= heit seines Anschlags, das Kaniable seines Tons, die vollendete technische Meisterung, vor allem aber die nefe Auffassung und durchgeistigte wie innigst be­jeelte Gestaltung, sein geradezu bildhaftes Heraus­musizieren aus dem Werk im Zusammenwirken mit der Kongenialität Szélls und des vorbildlich sich ver­senfenden, anpassenden und dann wieder in den Vor­dergrund tretenden Orchesters verbreitete im ganzen vauſe eine ideale Beethoven- Stimmung, wurden zum unvergesslichen Erlebnis einer weihevollen Stunde, für die ſich auch dann vor allem natürlich der große Vianist ungewöhnlich lang und herzlich bedankt und Leider flang der Abend ganz anders aus, als er einbegleitet und auf seinen Söhepunkt geführt ward: nämlich mit Franz Liszts Mazeppa". Wenn man erwägt, daß Beethovens Es- Dur- Slavierfonger! feinerzeit, wenn auch ganz falsch, in die Nähe der Militärfonzerie" zu rüden versucht wurde, und wenn man vorwiegend an den heroisch charakterisier ien Teil dieses Konzerts denkt, so mag vielleicht ge­danklich der Abschluß eines solchen Abends mit der beiont martialischen ,, sumphonischen Dichtung" Liszts nicht als so abwegig erschienen sein. Aber gerade weil das Beethovenſche Slavierkonzert in der Inter­

gefeiert sah.

Bürger Bunzel gewinnt den Glauben ans Vaterland wieder

Von Hermynia zur   Mühlen Florian Bunzel war bis zu dem Tage, da ihm die unheilvolle Leidenschaft vefiel, die seinen ganzen Charakter verändern sollte, einer der tigsten, sanfteiten Menschen der Welt. Schon als Mind hatte er es nie übers Herz gebracht, ein Tier zu quälen oder einen schwächeren Kameraden zu verprügeln; später schauderte er, wenn er von Sinrichtungen las, und der Weltkrieg hätte ihm beinahe das Herz gebrochen. Er stellte sich nie die uralte Frage: wer ist mein Nächster, sah er doch in jedem, wer immer und was immer er war, den Nächsten, dem geholfen werden mußte. Er liebte die Menschen, alle Menschen, und liebte auch die Tiere. In die Falle geratene Mäuse fütterte er die ganze Woche hindurch und brachte sie am Sonn­tag aufs Land, wo er sie freiließ. In seinem Bn reau war er bei allen beliebt, wenngleich sich die Kollegen heimlich über ihn lustig machten und ihn einen guten Paisch" nannten.

-

-

Literatur

Der Regisseur Whelan hat diese Handlung zum Anlaß für ein paar raffiniert gemachte Revue­szenen benüßt: da wird getanzt und gesungen, da werden Kostüme und blanke Körperteile zur Schau Die Wahrheit.""   Berlin lügt das Tage­gestellt aber das hat es im Film schon so oft ge- buch ist echt." Unter diesem Titel hält Stapitän­geben, daß es nicht einmal den Reiz der Neuheit leutnant Helmut   Klotz in der eben erschienenen Die Bezirksorganisation Eger hielt ihre Jah­reskonferenz Sonntag, den 8. April, bei außerordent auch der Star dieſes Films, Cicely Nummer der Wahrheit" eine vernichtende Abrech lich gutem Besuch ab. Nach der Eröffnung der Courtneidge, hat nicht viel von solchem Reiz. nung mit der in der letzten Zeit gegen die Wahr­Tagung durch Gen. Deistler wurde der Bericht auch die Amerikaner haben schon ohne Erfolg ver- heit" von   Berlin aus unternommenen Razzia. Fer­über die Tätigkeit und Entwicklung der Bezirks- sucht, ihren Geſchmad an ältlichen weiblichen Clowns ner bringt diese Nummer interessante weitere De­durch den Film in der Welt zu verbreiten. Dabei tails über den Goebbelsschen Feldzug gegen Dic variei, die sich troß der wirtschaftlichen Not gut ge­halten hat, erstattet. lleber die politische Situation läßt sich nicht leugnen, daß dieſe komische Courineidge Wahrheit". Weitere Beiträge: Josef   Wechsberg: sprach Gen. Dr. Wiener,   Prag. Seine Ausfüh- in ihrem Genre Beträchtliches leiſtet: sie hat, was" Malabar Street", Juſtin   Steinfeld: Diagnose des rungen fanden ungeteilten Beifall. sich vor allem in der virtuos gemachten Apachen Streiffiebers in   USA.", J. N.: Die weißen Ge Die Bezirkskonferenz für den Bezirk Freiwaldau tanzszene zeigt, ein großes artistisches Können, und spenster", Eli Elfana: Der   Amboß", Pierre: Dic fand ebenfalls am vergangenen Sonntag statt und sie hat auch Temperament und manche parodistischen siebzehn", sowie die 6. Fortsegung der sensationellen war weit stärker besucht, als ähnliche Konferenzen. Wendungen. Aber das alles reicht nicht aus, um Memoiren Tagebuch eines Reichswehrgenerals" Allen Schwierigkeiten zum Trok wurden, wie aus uns mit dem Thy, den sie darstellt, zu versöhnen: usw. Die Wahrheit" ist in allen Trafifen und Zei­dem Tätigkeitsbericht hervorging, im Jahre 1933 cin Thy, der so ungefähr eine Mischung aus Anny tungsverschleißen oder direkt bei der Verwaltung, 150 neue Parteimitglieder ge- Ondra und der kessen Berlinerin Claire Waldoff Prag I., Revolučni 3, erhältlich. Telephonnummer wonnen und auch die übrigen Ziffern über die darstellt, aber weder die zierliche Jugend der einen 601-74. Neueintretende Abonnenten erhalten die Bewegung im Freiwaldauer Bezirk, die in dem Be- noch die mimische Schärfe der anderen hat. bereits erschienenen Memoiren auf Wunsch gratis richt genannt wurden, liefern den Beweis, daß die ―eis- nachgeliefert.

Anfangs interessierte das in Saffian ge­schaffene Album Florian Bunzel nicht. Er stellte es in den Bücherschrank und vergaß es.

schen gut gewesen war, hatte er doch keine wirk-| den Großen der Erde zu schaffen hat, aber ich bin zum Beispiel durch charitative Vereinigungen mit An einem trostlosen Novemberabend, da der Kirchenfürsten und mit Ministersgattinnen be

hatte, ging in Konfurs, und Florian Bunzel hätte in seinem After bestimmt keine Arbeit mehr ge- lichen Freunde. funden. Er erbte aber nicht nur Geld, sondern auch bas verhängnisvolle Album, das ſein ganzes Les Wind durch die enge Gaſſe heulte und die Regen- fannt. Das wäre ein Anfang. Ja, ich will es ver­ben und Sein allmählich veränderte. Der selige tropfen flatschend gegen das Fenster schlugen, suchen. Onkel war nämlich ein Autogrammsammler ge- holte Florian Bunzel das Autogrammalbum her- An diesem Abend ging Florian Bunzel ver­wesen und in dem elegant gebundenen Album vor und begann darin zu blättern. Eigentlich war gnügt zu Bett und bereits am folgenden Morgen standen berühmte Namen, schön nach Rubriken es ja ganz interessant. Unter dem schönen Spruch begann er mit seiner neuen Tätigkeit. Er stellte geordnet: Maler, Schriftsteller, Musiker, Staats- Ueb immer Treu und Redlichkeit" stand der Listen berühmter Menschen zusammen und es ge­männer, berühmte Verbrecher, Mitglieder der Name eines weltberühmten Hochstaplers. Ein gro- lang ihm, noch am gleichen Tag das Autogramm hohen Geistlichkeit aller Konfessionen Teider Ber Munitionsfabrikant verkündete mit ordentli- des Erzbischofs zu bekommen. fehlte. der Dalai   Lama, Schauspieler und cher, fast weiblich zarter Schrift: Friede auf Er- Von nun an war sein Leben ausgefüllt. Er Schauspielerinnen, große Philanthropen, furzum den allen, die eines guten Willens sind." Ein wanderte durch die Stadt, stieg unzählige Trep­alles, was in dieser Welt einen Ruf errungen Staatsmann, der nun schon bereits das vierte Mal pen, lag wie ein Jäger auf der Lauer, wenn er hatte. die Partei gewechselt hatte, schien sich als motto durch die Zeitung erfuhr, daß ein berühmter erwählt zu haben: Sei getreu bis in den Tod." Mensch, einerlei, ob männlichen oder weiblichen Und ein berüchtigter Schieber hatte mit fühnen Geschlechts, in seine Vaterstadt kam, saß in Hotel­Buchstaben, die fast eine ganze Seite einnahmen, hallen, bestach die Portiers, wartete an Bühnen­Die erste Zeit genoß er seine Freiheit; es geschrieben: Reichtum allein macht nicht glück eingängen, holte sich dabei mehr als einen war angenehm morgens länger schlafen zu dürlich." Schnupfen und freute sich abends daheim über fen und nicht die schönen Sommertage in einem Florian Bunzel las den ganzen Abend in die neuen Autogramme im Album. Er wurde mit dunklen muffigen Bureau verbringen zu müssen. dem Album; zum ersten Mal seit vielen Tagen der Zeit immer schlauer; es gab Menschen, die so Es war föstlich, lange Ausflüge zu machen, die langweilte er sich nicht. Er bedauerte nur, daß das erhaben über der Menge standen, daß er bei ihnen Heimat kennen zu lernen und ihre Schönheiten zu Album nicht voll war; er zählte fünfunddreißig nicht vorgelassen wurde. An diese richtete er Bitt­genießen. Aber der Sommer verging. Trübe große leere Seiten. Eigentlich müßten auch die gesuche, ja, er kaufte sich sogar ein Reimlerikon Herbsttage hüllten die Stadt in graue Traurigkeit, noch mit berühmten Namen gefüllt werden. In und schrieb Gedichte auf die hohen Persönlichkei­und Florian Bunzel, der gewohnten Arbeit be- Florian Bunzel erwachte der Gedanke: wenn ich ten, die auch tatsächlich manchmal mit eigenhän Mit siebenundfünfzig Jahren machte er eine raubt, begann zu langweilen. Er ging nicht gern anjinge, Autogramme zu sammeln, wenn ich das diger Unterschrift das Gesuch ablehnten, oder sich fleine Erbschaft, was ein Glück war, denn die ins Kaffeehaus, weil der Rauch seine Stehle an- Lebenswert des seligen Onkels vollendete? Frei- für das Gedicht bedankten. Firma, bei der er viele Jahre hindurch gearbeitet griff, und obgleich er ein Leben lang zu allen Men-| lich bin ich nur ein kleiner Mann, der wenig mit Bezugsbedingungen: Vei Zuſtellung ins Haus oder bei Bezug durch die Poſt monatlich) 16., vierteljährig Ke 48.- halbjährig 96., ganzjährig 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen   Preisnachlaß.- Rückstellung von Maniffripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Beitungsfrankatur wurde von der Post- und Telegraphen Direktion mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt. Druckerei: Orbis". Druck, Verlags- und Zeitungs- A.- G.,   Prag.

-

-

-

-

-

·( Schluß folgt.)