Nr. 90

Mittwoch, 18. April 1934

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Selbstmord eines japanischen Neudeutschlands Gesicht Diplomaten in Kom

17. Juni der Tag des

Streicher läßt die Juden erschlagen- aber Hitler gibt ihnen Mazzes zu essen! proletarischen Kindes! nisvolle Menschen! 28ie die reich 3d cuti che quittiert das alles mit einem fröhlichen Seil Sit Die Nazis find doch wirklich humane, verständ-| Wohnung werfen oder in Schutzhaft" nehmen, und Preise iubilierend mitteilt, ist den jüdischen ler"! Sonst öffnet der Dietrich der braunen Häftlingen in den Konzentrationslagern gestattet Justiz iede Gefängniszelle! Bis zu sechs Mó­worden, anläßlich der jüdischen Osterfeiertage die naten"....! rituellen Mazzes anzufordern".

Ob von diesem hohnvollen Angebot Gebrauch gemacht wurde, teilen die braungestrichenen Blätter allerdings nicht mit! Wir möchten auch den im Kon= fißenden Juden sehen, dem es

London , 17. April. Nach einer hier vorlie­genden Reutermeldung aus Rom ist der japanische Marineattaché in Rom Commander Ohtani im Schlafzimmer eines Hotels in Neapel er­hängt aufgefunden worden. Es handelt sich zwei fellos um Selbstmord. Ohtani war Montag nach mittags im Hotel angekommen. Er hatte wenig oder gar kein Gepäck bei sich. Als um 20 Uhr ein Hotelangestellter an die Zimmertür flopste, er­hielt er feine Antwort. Er öffnete die Tür und fallen fand Commander Ohtani im Badezimmer tot auf. feine Er hatte sich mit Hilfe eines Hand tuches am Brausetrichter aufge hängt. Ein Brief oder ein sonstiger Hinweis auf die Gründe der Tat wurde nicht gefunden. -- Der Botschaftsrat der japanischen Botschaft in Rom ist nach Neapel abgereist.

Klecanda im Urwald. General Klecanda hat sich aus Bogota in Kolumbien am Montag im Flugzeug zu einer Studienreise in die Urwälder des Stromgebietes des Amazonas und dessen Zus flusses Putumayo begeben.

würde, angesichts der qui fenen en acier angeforderten" Mazzes zu verzehren!

Wer quengelt da?

Die Ouengler( Querulanten) sind eine typische deutsche Erscheinung.. Ich schlage vor: Wegen nengelei wird be ftraft, und zwar mit Geldstrafe, aft oder Ge fängnis bis zu sechs Wochen, wer nach Er­schöpfung der zulässigen Rechtswege trok Verwarnung durch die zuständige Behörde nicht abläßt, die Be­und Beschwerden zu belästigen." hörden mit offenbar grundlosen Eingaben, Anträgen

Landgerichtspräsident Dietrich in der Deutschen Juristenacitung". Im Dritten Reich " beichwert man sich nicht! Wan läßt sich den Lohn fürzen, aus der

Preisermäßigungen im Flugverkehre. Die

tschechoslowakische staatliche Aerolinie hat den und Reisenden, Reichenberg( Fach­Mitgliedern des Bundes der Vertreter Preisermäßigungen für den Flugverkehr auf ihren gruppe im Allgemeinen Angestellten- Verband) inien bewilligt. Nähere Ausfünfte erteilt der Bund der Vertreter und Reisenden( Fachgruppe im Allgemeinen Angestellten- Verband) Reichen berg, Turnerstraße 27.

Räuber. In der Ojtslowakei im Bezirke von Snina trieb in den letzten Tagen ein Räu berpaar sein linwesen. Beide Räuber hatten illegal die polnisch- tschechoslowakische Grenze zwei, die freigesprochen wurden, mit fleineren Bucht­ordnet. Die restlichen Angeflagien famen, bis auf| überschritten, drangen in die griechisch- katholische haus oder Gefängnisstrafen davon. Stirche in lič ein, wo sie jedoch bloß eine Heine Almosenkasse mit sich nahmen, in der sich eine Krone befand. Der Ortspfarrer hatte einen Tag vorher 300 der Kaffe entnommen. Dann drangen die Räuber in das Gasthaus des Samuel Weisz in Ulič ein, wo sie Tabatwaren, Lebensmittel und Liqueure im Werte von 1800 Kronen mit jich nahmen. Im Geschäfte des Kaufmannes Mändel Katz in Velké Berezné raub ten die beiden Tabatwaren und andere Waren im Werte von 3500. Die Gendarmen nahmen an Hand der Spuren die Verfolgung der beiden Räuber auf, und folgten ihnen bis in den Ja vornit Forst, von wo aus das Räuberpaar nach Polen zurüdfehrte. Die polnischen Sicherheits organe sind ersucht worden, die Räuber in Po len zu verfolgen.

Hamburger Einbrecherbande abgeurteilt. Nach mehrwöchiger Verhandlung hat die große Straf mmer I des Landesgerichtes Hamburg den Prozeß gegen die Einbrecher- und Höhlerbande Emil Blum erledigt. Den 46 Mitgliedern der Bande fonnten insgesamt 41 schwere Ein brüche und Diebstähle nachgewiesen werden, bei denen ihnen ganz erhebliche Beute in die Hände ge­fallen ist. Es handelt sich bei den Angeklagten zum Teil um ganz schwere Verbrecher, deren kriminelles Vorleben durch eine mitunter sehr hohe Zahl von Borstrafen gekennzeichnet ist. Der Anführer der Bande und Hauptangeklagte Emil Blum wurde zu zehn Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverlust und Sicherungsverwahrung verurteilt. Gegen 12 wei­tere Angeflagie lautete das Urteil auf Zuchthaus­ſtrafen von 2 Jahren 6 Monaten bis zu acht Jahren und auf Ehrverlust von 3 bis 8 Jahren, außerdem gegen alle auf Anordnung der Sicherungsverivahrung. Gegen zwei andere Angeklagte, die zu ie 4 Jahren Zuchthaus und Ehrverlust verurteilt wurden, wurde außerdem die Unterbringung in eine Seil- und Pflegeanstalt auf Grund des§ 42 b d. St. G. ange­

Lyon und

Rue Transnonain

1834

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April 1934 Von Hermann Wendel .

Mandschu- Banditen legten auf der Eisen­bahnstrecke bei Charbin , die ein Militärzug von 43 Waggons passieren sollte, eine Dynamit bombe nieder. Diese explodierte jedoch vorzeitig, so daß nur die Lokomotive des Zuges zertrümmert wurde. Menschenopfer hat das Attentat nicht ge= fordert.

Bei einer Bergtour auf der Kopka in der

Hohen Tatra fand, wie aus Poprad gemeldet wird, der Beamte der slowakischen Papierfabrik in Rosenberg Ing. Johann Klein den Tod. Einzelheiten über das Unglück sind noch nicht be= faunt. Die Rettungsexpedition des Klubs tsche­choslowakischer Touristen ist in Permanenz.

Reffel mit flüssigem Eisen explodiert. In Lodz explodierte in der Maschinenfabrik der Firma Weigt u. Co. ein Kessel mit flüssigem Eisen, wo­durch zwei Arbeiter schwerere und sieben Arbeiter leichtere Verlegungen erlitten.

Ausgebrochen. Aus dem Gefängnis in Canon City( Colorado ) find am Montag fünf Sträf linge ausgebrochen. Sie liefen in der Stadt um her, fielen mehrere Personen an und berlebten sie schwer. Unter der Bevölkerung entstand eine Banif. Erst nach mehreren Stunden ge lang es der Polizei, die Ausbrecher zu überwältigen und ins Zuchthaus zurückzubringen.

Antreten zur Werbung!

In einem Rundschreiben der Reichs it elle aur för berung des deutschen Schrift tums" wird für das höchst objfure Buch eines wegen seiner besonderen Talentlosigkeit berüchtigten Nazi- Schriftstellers Deutschland zwischen Tag und Nacht" in folgender Form Propaganda gemacht:

... Dieses Buch ist als wichtige Waffe der Regierung im Kampf um die Erneuerung des Dentens auf Wunsch des Reichsministeriums für Voltsaufklärung und Propaganda von allen deutschen Buchhandlungen sofort in den Mittelpunkt ihrer Werbung zu it cllen!"

Der Propagandajoseph befiehlt und der Buch­handel hat den Hitlerdred zu provagieren! Im deuts ſchen Kindergarten regiert der Rohrstod. Nur daß die Herren Erzieher" vor allem wert sind, um= gehend und" nachdrücklichst mit ihm behandelt au werden!

Untaten

einer einer Zigeunerin

Die Verbrecherin mit dem Totenkopf Alleinstehende Frauen waren die Opfer

groß, hager und abschreckend häßlich war, hatte ein Gesicht, das vollkommen an einen Totenkopf erinnerte. Die glühenden schwarzen Augen vers stärkten noch den Eindruck des Unheimlichen.

Auf Grund dieser Personenbeschreibung ge= Yang es auch, nach einigen Tagen die Zigeunerin in Madrid zu finden und auf die Polizei zu brin gen. Sie behauptete zuerſt, von dem Tode der Witwe Belcone nichts zu wissen, verwickelte sich aber in Widersprüche und legte schließlich am drits ten Tage nach ihrer Festnahme ein Geständnis ab.

Aus Schreck vor dem ,, Geist" gestorben.

Sie hatte sich an die Witwe, die als sehr wohlhabend galt, herangemacht und ihr einge­redet, daß sie ihr über die Seele des verstorbenen Ehemannes Kunde geben könne. Daß Frau Bel­cone sie nicht gleich zur Türe hinauswarf, ist einerseits auf die allgemeine Neigung zum Aber­glauben, die unter der spanischen Bevölkerung größer ist als in Mitteleuropa , zurückzuführen, andererseits aber auch auf die schwärmerisch fromme Natur der Witive, die nur dem Andenken ihres Mannes lebte. Zum Teil mag auch der sug­gestive Einfluß der Zigeunerin mitgespielt haben. Diese suchte unter allen möglichen Vorwänden von Frau Belcone Geld zu erpressen.

So erzählte sie ihr unter anderem, daß der Geist ihres Mannes ruhelos herumirren müsse, bis er durch entsprechende Gebete und magische Formeln erlöst werde. Natürlich kosteten diese Gebete viel Geld. Als Frau Belcone schließlich gegen die Zigeunerin mißtrauisch wurde und ihr auswich, griff diese zu einem infamen Mittel. Sie verkleidete sich eines Nachts als ,, Geist" Ende der Stadt Madrid wohnte die vierzigjährige Schlüffel die Haustür geöffnet hatte, gegen Mit­In einem feinen Landhaus am äußersten und schlich sich, nachdem sie mit einem gestohlenen Witive Christa Belcone. Frau Belcone lebte feit dem Tode ihres Gatten, eines spanischen Politicone erwachte, erhob sich in tödlichem Schreck von ternacht ins Schlafzimmer der Witwe. Frau Bel= fers, ziemlich zurückgezogen. Es kam nur selten den Stiffen und sant gleich darauf leblos vor, daß sie mit ihren Nachbarn einige Worte zuriid. Die Angst hatte sie getötet. wechselte. Vor kurzem wurde Frau Belcone im Schlaf­zimmer ihrer Wohnung tot aufgefunden. Der Amtsarzt stellte als Todesursache Herzschlag fest. Damit schien der Fall erledigt und der Verdacht eines Verbrechens hinfällig. Die Leiche wurde zur Beerdigung freigegeben.

Durch die Mitteilungen einer Nachbarin der Berstorbenen erfuhr jedoch die ganze Affäre eine völlig neue Wendung. Die Frau erschien auf der Polizei und erklärte, fest davon überzeugt zu sein, daß Crista Belcone feines natürlichen Todes gestorben sei

Drei weitere Opfer.

Die Zigeunerin raffte nun faltblütig das ganze Bargeld und den Schmud ihres Opfers zu­sammen und verließ das Haus. Niemand hatte ihr Kommen und Gehen bemerkt, und sie wäre wahrscheinlich niemals als die Schuldige entdeckt worden, wenn sie nicht durch ihr furchteinflößen­des Aeußere der Nachbarin der Frau Belcone auf­gefallen wäre.

Im Kreuzfeuer der Fragen gestand die Zi­geunerin weiter, daß sie noch drei weitere Frauen 138301 auf dieselbe Weise getötet habe. Sie machte sich Der unheimliche Gast. in der Regel an schwer nervöse, tränkliche und alleinstehende Frauen heran, bei denen sie Geld Sie habe in den letzten Wochen vor ihrem vermutete, und spielte ihnen dann die Geiſter­Tode ein besonders nervöses Wesen an den Tag geschichte voir. gelegt, und als die besorgte Nachbarin jich nach Die Behörden hegen allerdings starke Zweis der Ursache dieser Veränderung erfundigte, habe fel, ob die Zigeunerin mit dem Totenkopf" sich ihr Frau Belcone erzählt, daß sie von einer wirklich nur mit der Rolle einer passiven Mör­unheimlichen Zigeunerin verfolgt werde. Sie habe derin begnügt habe. Es besteht vielmehr der Ver­vor dieser Frau, die sie immer wieder aufsuche, dacht, daß sie auch mit Gift nachgeholfen haben eine furchtbare Angst und wage es dennoch nicht, fönnte. Auf jeden Fall wird diese unheimliche Verbrecherin nicht nur den Aerzten, sondern etwas gegen sie zu unternehmen. Einmal bekam die Nachbarin auch selbst die wenn sich ihre Darstellung bestätigen sollte auch Zigeunerin zu sehen. Ihr Anblick jagte ihr einen den Juriſten ein intereſſantes Problem aufzu­ordentlichen Schreden ein. Die Frau, die sehr lösen geben.

Croir- Rousse hinter einer schwarzen Fahne mit Artillerie griff ein, Häuser wurden ge-| tausend Insurgenten begann General Lobau in der Inschrift: Arbeitend leben oder fämpfend ster- sprengt. Gleichwohl arbeitete sich das Militär nur der Frühe des 14. April mit 40.000 Mann Linie, ben! herabmarschierten und den Streitkräften der langsam und unter schweren Verlusten vorwärts. verstärkt durch Nationalgarden, seinen methodischen verhaiten fapitalistischen Ordnung eine mörde- Denn auch die Aufständischen bedienten sich zweier und sorgfältig vorbereiteten Angriff. Auch hier rische Straßenschlacht lieferte, aber da keinerlei erbeuteter Geschüße, die sie mit Nägeln und wurde wie in Lyon mit grimmer Erbittes politische Forderungen mitsprachen, war das Er- Eisenstücken luden, und selbst auf den Dächern der rung, mit zusammengebissenen Zähnen um jede eignis weder rechts noch lints richtig eingeschätzt fünf und sechsstödigen Mietstasernen lam es zu Barrikade und jedes Haus gefochten, und wie in worden. Seitdem freilich war die Politik in die erbitterten Einzelfämpfen. Nach Einnahme der Lyon befleckten auch hier die Sieger ihren Sieg Wenn der Unwille enttäuschter Voltsmassen Stöpfe des Lyoner Proletariats eingedrungen; zwei hart umstrittenen& ranz i stanertirche mit unsagbaren Greueln. Der fran= dem Regime Ludwig Philipps in seinem republikanische Gesellschaften setzten sich ausschließ- tobte sich der Blutdurſt einer zügellosen Soldateska zösische Soldat", schrieb der National" vier Beginn manch harten Stoß versezt hatte, glaubte lich aus Arbeitern zusammen. Im Feber 1834 zwischen Altar und Beichtſtuhl aus, und auch in Wochen später, hat nicht wie ein Löwe, sondern sich sein Minister Guizot im Feber 1833 vor führte eine Lohnherabsetzung der Plüschweber zu der Vorstadt Vaise, dem legten Bollwerk des wie ein Tiger geschlagen." Aber toller noch hausten der Kammer rühmen zu können:" Die Aufstände einem allgemeinen Streit, der 20.000 Widerstandes, wurden weder Greise, noch Frauen, die Nationalgardisten, fanatijierte Bejizbürger, sind tot, die Klubs sind tot, die revolutionäre Pro- Webstühle stillegte. Da die Behörden stramm für noch Kinder verschont. Fünf Tage wütete der Bür die um ihr Eigentum zitterten und auch mit den paganda ist tot, der revolutionäre Geist ist tot. die Fabrikanten Partei ergriffen und sechs gerkrieg; erst am 13. April fonnte General Ay sich ergebenden Anarchisten" wenig Federlesen Aber schon die blutigen Ereignisse des folgenden Rädelsführer" vor Gericht schleppten, lag Ge- mar, den Degen in die Scheide stoßend, seinen machten. Weil aus einem Hause der Rue Trans Jahres sollten diese dick zur Schau getragene zu witterschwüle über der Stadt, und die Stunde von Auftraggebern melden, daß die" Ordnung", eine nonain, das die Nummer 12 trug, noch ein Schuß versicht Lügen strafen. Die Flamme des repu= dem neuen reaktionären Vereinsgesetz drohte als bestialische Ordnung, wiederhergestellt sei. gefallen sein sollte, als die letzte Barrifade er blikanischen Ide als loderte nach wie vor der zündende Blizz einzuschlagen. Aus Lyon famen Daß die Regierung Ludwig Philipps stürmt war, wurden sämtliche Bewohner des Ge­auf dem Herd der Geheimorganisationen, nament- Send boten der Republikaner nach den Pariser Republikanern eine Falle bäudes ohne Unterschied des Alters und Geschlechts lich der Société des Droits de l'Homme"( Ge- Paris , um das Stichwort zum Handeln zu emp- stellen wollte, läßt ein Satz vermuten, den der massatriert. Das Gemeßel der Rue sellschaft der Menschenrechte), und ihre Anhänger, fangen. In der Zentrale der Menschenrechte", wo Minister Thiers am 12. April in der Kammer Transnona in hinterließ einen Blutfleck auf die sich aus dem entschlossensten und kräftigsten man die Lage leidlich klar übersah, riet man drin- sprach; seine Mitteilung, daß General Aymar dem Hermelin des Bürgerfönigs, den nichts mehr Teil der akademischen Jugend und der Arbeiter­gend zur Zurückhaltung, verhieß aber, wenn Lyon eine uneinnehmbare Stellung" behaupte, er- abzuwvaschen vermochte; noch Jahrzehnte später schaft rekrutierten, warteten ungeduldig auf eine zu laubte den Schluß, daß sich die Truppe in bedräng ballte das Volf von Paris schandernd und zürnend neue Gelegenheit, den Feuerbrand ins Gebält der 31 den Waffen greife, werde Paris folgen. Am 9. April, gerade als der junge Anivalt ter Lage befinde, und gab den Gerüchten Nahrung, die Fäuste, wenn der Name der Straße nur ge­Julimonarchie zu schleudern. Da die Gesell- Jules Favre vor den Schranken des Gerichtes daß der Aufstand nicht nur in Lyon siegreich sei, nannt wurde. schaft der Menschenrechte" ihrer im beredt für die angeklagten Streifführer eintrat, sondern auch der ganze Südosten Frankreichs unter Heute ist diese Straße längst verschwunden, April 1833 verfügten Auflösung durch geschickte fiel in der Nähe des Justizgebäudes einer jener Waffen stehe. Flugs holten die Mitglieder der und die Erinnerung an die Gespenster, die in ihr Umgehungsmanöver Hohn sprach, dachte die Re- Schüsse, wie sie stets in der Weltgeschichte in ähn= Menschenrechte" und andere republikanische Heiß- umgingen, namentlich bei der Generation, getilgt, gierung sie und andere ähnliche Klubs mit einem lich gespannter Situation die Katastrophe zu ent- sporne die Flinte aus dem Kleiderschrank, und am die seit 1914 so viel wildere Greuel erleben mußte. neuen Vereinsgesetz tödlich zu treffen, dem die fesseln pflegen. Im Nu schossen Hunderte von Sonntag, den 13. April, bedeckte sich das Latei- Aver geblieben ist eins: eine Lithographie Honoré Kammer Ende März 1834 zustimmte. In dieser Barrikaden aus dem Boden; sechs Wider- nische Viertel, und mehr noch das klassische Daumiers, darstellend ein Schlafzimmer in Abwürgung auf den Julibarrikaden erkämpfter standszentren warfen sich in den verschiedenen Quartier der Straßentämpfe wüster Unordnung, auf dem Boden Blutlachen, im bürgerlicher Freiheiten steckte eine so schnöde Her- Stadtteilen auf. Soweit es eine einheitliche Lei- rechts der Seine, die alten, engen, winfligen Sintergrund links eine Frau tot hingestreckt, im ausforderung, daß bis heute vielfach die Meinung tung gab, lag sie in den Händen von Lagrange Straßen Beaubourg, Geoffroy- Langevin, Aubry- Vordergrund die Leiche eines nur mit dem Hemd vorherrscht, das Regime habe seine Gegner auf die und B a un c. Aber auch ohne Weisung und Be- le Boucher, Transnonain, aur Durs und Grenier- bekleideten Mannes, der als Kranker aus dem Straße locken wollen, um sich ihrer durch einen sehr schlugen sich die Arbeiter heldenhaft gegen die Saint- Lazare mit einem Geflecht von Barrikaden. Bett gezerrt und abgewürgt worden ist, unter ihm großen Aderlaß zu entledigen. In der Tat, konn- Armee, die ihnen an Zahl weit überlegen war. Aber von vornherein war der Aufstand enthauptet, der Kadaver eines Hingemordeten kleinen Kindes, ten die Republikaner anderes tun als den hinge- Denn der Unruhen gewärtig, geradezu lauernd denn die Regierung hatte am Tag zuvor hundert von rechts in das Bild hineinragend Kopf und worfenen Handschuh aufnehmen? auf eine proletarisch- republikanische Schilder- fünfzig der entschlossensten republikanischen Führer Brust eines gleichfalls abgeschlachteten Greises. Aber nicht in Paris begann es, sondern in hebung, hielt die Regierung in und um hon in" Schußhaft" genommen und das republikanische Die Unterschrift des Blattes, das von schauerlicher Lyon . Im November 1831 hatte hier zuerst die Truppenmassen in Bereitschaft, deren Befehls- Platt Tribune" unterdrückt. Auch war wie Eindringlichkeit und anklägerischer Wucht ist, soziale Frage ihr Medusenhaupt erhoben, als die haber, General Aymar, mit schonungsloser in Lyon die erdrückende Uebermacht auf der Seite lautet: Rue Transnonain Nr. 12. hungernden Seidenweber des Fabritsviertels Brutalität borging. Infanterie genügte ihm nicht, des Militärs. Gegen dreitausend, höchstens vier­