Nr. 97

t

::

д

80

5

6

8

3

3

6

Sturm auf ein Rotes Kreuz". Lotal

New York  , 25. April. In Pittsburg in Kansas   haben 150 Männer und Frauen das Lofal des Roten Kreuzes im Sturme genommen. Sie forderten von dem Roten Kreuz Unter­stü yung. Das gesamte Wöbelinventar wurde vernichtet. Der Verwalter der Kanzlei, der in die Menge eine Tränengasbombe werfen wollte, wurde derart zugerichtet, daß er in Ohnmacht fiel. Der Polizei gelang es schließlich, das Gebäude zu

räumen.

Donnerstag, 26. April 1934

Reiseabenteuer in Mandſchukuo

Das Land der dreißigtausend Banditen

-

Wie sie arbeiten"

Die Technik des Plünderns Fast alle Banden arbeiten" nach dem glei­

Sobald sich der Eisenbahnzug der Grenze| daß es der Polizei bisher noch nicht gelungen ist, von Mandschuruo nähert, beginnen die japanischen sie auszuheben. Zugbegleiter immer aufdringlicher zu werden. Sie pflanzen sich vor den Fenstern auf, bewachen vor geben nur sehr knappe Antworten auf Fragen. chen Schema. Nach den Anweisungen ihres Ge­allem die Schlußfenster des letzten Wagens und Der Reisende, der an dem Japaner vorbei aus heimdienstes marschieren sie unauffällig in die dem Fenster schaut, macht sich schon verdächtig. Nähe des Plazzes, an dem der Ueberfall vor sich der Beamte entsetzt ab. Photographieren und Fra- wartet und dann stürmen sie unter knatterndem Südt gar jemand einen Photoapparat, dann wehrt gehen soll. Die günstigste Tageszeit wird abge­Ben iſt ſtreng verboten. Man befindet sich offen Gewehrfeuer auf die überraschten Opfer los. bar auf strategisch äußerst wichtigem Gebiet.

Wer sich verdächtig gemacht hat, der wird auch in Charbin die Begleitung eines Japaners vom Geheimdienst nicht los. Trotzdem kann einem natürlich nicht verwehrt werden, die Augen aufzu tun. Wer sich gehörig umblickt, der bekommt denn auch mancherlei Werkwürdiges zu sehen.

Das Lösegeld im voraus bezahlt..

Redakteur Dr. Ernst Rychnovsky gestorben. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist der lang= jährige Redatteur des Prager Tagblatt". Dr. Ernst Rychnovsky  , gestorben. Dr. Rychnovity be= gann feine Laufbahn als Advokaturskonzipient, wandte sich aber bald der Wujikwissenschaft zu und wurde Mujikreferent des Prager Tagblatt", ein Amt, das er einige Jahre vor dem Kriege beklei­dete. Als solcher war er wegen seines Ernstes und seiner Sachkenntnisse geachtet. Er hat auch eine Biographie Smetanas geschrieben, welche das deutsche Standardwerk über den großen tschechi Da zieht beispielsweise eine Karawane von schen Stomponisten ist. Nach dem Weltkriege ging er zur politischen Journalistit über und war von Lasttieren und Wagen schiver beladen durch die den ersten Sigungen der revolutionären National­Straße. Der vorderste Wagen hat eine große, weithin sichtbare Flagge gehißt. Auf die er versammlung an bis in seine letzten Lebenstage Parlamentsberichterstatter des Prager Tagblatt". staunte Frage erfährt man, allerdings nicht Bolitisch gehörte er der deutschdemokratischen Frei- wane einen weiten Weg durch die Provinz vor von dem japanischen Begleiter, daß die Kara­heitspartei an und war in fommunalenFunktionen in Prag   tätig. Als politischer Journalist war Dr. sich hat, und daß sie gegen einen Banditenüber­Rychnovsty ein aufrechter Demokrat und hat den fall versichert ist. Und wozu die Flagge?" Gleichschaltungsbestrebungen, die sich in den letz­ten Jahren in der bürgerlichen Journalistit be= mertvar gemacht haben, entschieden Widerstand entgegengesetzt. Auch in der Reichsgewerkschaft deutscher Presse, in der seine sozialdemokratischen Kollegen gerne mit ihm gearbeitet haben, hat er sich durch seine objektive und demokratische Gejin­nung ausgezeichnet. So werden ihm auch jene sozialdemokratischen Funktionäre, die mit ihm in Verbindung gekommen sind, ein Gedenken voll Achtung und Wertschäßung bewahren.

An die falsche Adresse, nämlich an uns, wen­det sich das Deutsche   Auslandsinstitut, Stuttgart  , in einem Rundschreiben, in dem es für eine Freundlichkeit dantt, die wir ihm nie er­wiesen haben, noch jemals erweisen werden. Höf lich, wie die deutschen   Institute für das Ausland schon einmal sind, dankt es uns in dem Schreiben noch ein zweitesmal, und zwar im voraus für die Erfüllung einer Bitte, die wir doch nicht erfüllen werden. Und dann kommt der Gruß: ein großer, jorgfältig ausgefüllter Sleds. Hält man aber das Glen Gegen, das Licht, tann man unter dem , worauf einen Sleds oder noch besser etwas anderes zu machen, zwar das einzig richtige ist, aus Stuttgarter   Perspektive gesehen, jedoch zumindest ein Vergehen gegen die Verord nung des Herrn Reichspräsidenten zum Schuße an Volf und Staat darstellt: ,, e il Sitler!- Wie die Stuttgarter   Auslandsteutonen mit den anderen Redaktionen verfehren, wüßten wir zu gerne. Seit behauptet wird, Fascismus und Live­ralismus seien verwandte Strömungen, werden jich manche de motratische Redakteure durch den Gruß ,, Heil Hitler  " noch beehrter fühlen als

früber.

Die Flagge macht die Karawane den Ban­diten fenntlich. Die wissen dann, daß von den verschiedenen Versicherungsgesellschaften das Lösegeld, das bei einem etwaigen Ueberfall so wieso fällig ist, schon im voraus an die in Be tracht kommenden Banden abgeführt wurde. Die Die Karawane fann sorglos und völlig ungestört Banden halten sich streng an ihre Abmachung. durch die gefährlichsten Gebiete ziehen!"

So rasch wie möglich rafft ein Teil der Räuber alles Wertvolle zusammen, während der andere Teil den Schutz des Ueberfalls übernimmt. Personen, von denen man sich reiches Lösegeld verspricht und vor allem junge, hübsche Mädchen, werden auf die meistens ebenfalls entwendeten Lafttiere gebunden und entführt. Innerhalb einer knappen Stunde ist die Bande mit ihrer Beute spurlos verschwunden. Selbst bei Ueberfällen auf Eisenbahnzüge wird auf diese Weise verfahren. Den entführten Opfern geschicht in der Haupt­sache nichts. Sie werden so lange gefangen ge­halten, bis der Geheimdienst das Lösegeld erhal­ten hat.

Die Geschichte von Mei Chin- chen, dem Näuberfürsten

Erst vor wenigen Tagen gelang der japani­schen Polizei ein ganz großer Fang. Der be rüchtigte Räuberfürst Mei Chin- chen, der seit mehreren Monaten die Gegend zwischen Sulan, Lansi und Charvin in Schrecken hielt, und auf deffen Kopf eine riesige Summe ausgescht war, konnte überrumpelt und verhaftet werden.

Er gehört zur Klasse der Soldaten- Bandi ten. Noch im Sommer des vorigen Jahres tat er Dienst bei der Armee von Mandschufuo. Aber Der Geheimdienst der Banden die strenge Disziplin scheint ihm nicht behagt zu Man erfährt weiter, daß die Zahl der Ban- haben. Mit einer großen Zahl von Anhängern diten in Mandschufuo auf ungefähr 30.000 ge- desertierte er, nicht ohne vorher die Waffen­schäßt wird. Alle Banditengruppen verfügen über magazine gründlich ausgeplündert zu haben. einen bis ins fleinste durchorganisierten Geheim- Ueber Waffen verfügte seine Bande in mehr als dienſt. Keine Karawane kann aufbrechen, von der ausreichender Zahl. Schon die erſten Ueberfälle die Räuber in den entlegenſten Gebieten nicht brachten gute Beute. Immer mehr Soldaten ſtic den Wert der mitgeführten Waren, die Zahl der hen zu den Deſerteuren, und als Mei Thin- chen begleitenden Soldaten und die Art ihrer Be- noch ein Bündnis mit mehreren anderen mächti­waffnung erfahren; und fein Feldzug der Trup- gen und berüchtigten Banden schloß, war seine ven gegen die Banditen kann begonnen werden, Herrschaft in dem von ihm bevorzugten Gebiet ohne daß die Banditen schon vorher über die gesichert. Pläne der Generäle unterrichtet sind. Es hat den Schließlich laufte er sich drei große Segel­anſchein af befäßen die Räuber Mitarbeiter im schiffe, mit denen er den Sugari  - Fluß unsicher japanischen Geheimdienst. in machte.. Kaum ein Schiff konnte den Fluß passie­Die Zentralen des Banditen Geheimdienstes ren, das nicht von der Bande Meis angehalten, befinden sich in den Großstädten, in unverdächti- durchsucht und beraubt worden wäre. Erst jetzt gen Bürohäusern. Sie sind so vortrefflich getarnt, ist der Mäuberfürst in die Falle gegangen.

-

übrigen Raum. Wir begrüßen den neuen Mit­kämpfer für die Sache der Arbeiterjugend auf das herzlichste.

Die Analphabeten. Aus Uzhorod wird berichtet: Das Soldatenheim des 36. Infanterie­Regimentes veranstaltete heuer im Winter einen Kurs für Analphabeten. Anfangs beteiligten sich Marconi sechzigjährig. Der Erfinder und daran 105 Analphabeten. Im Laufe des Kurses Gründer der dratlosen Telegraphie Marchese verließen acht von ihnen den Kurs, so daß im gan= Marconi feierie geſtern seinen 60. Geburtstag. zen 97 Frequentant en bis zum Kurs­In Uebereinstimmung mit der Entscheidung der schluß verblieben. schluß verblieben. Der Großteil der Soldaten Bertreter von über 50 Ländern im Internationa- refrutierte sich aus Nuthenen, zwei der len Ausschuß für das Schiffsradio wird der 25. April im Schiffsradiodienst auf der ganzen Welt einer war Slowake und einer Tscheche. Es unter­Frequentanten waren polnischer Nationalität, Marconi- Tag genannt werden.( Die erste praktische Verwendung fand das Radio auf den richteten zwei Offiziere und zivei Stabsrottmeister. Seeschiffen. Vor 30 Jahren waren die Seeschiffe nach dem Verlassen des Safens von der ganzen Welt abgeschnitten. Heute haben über 16.000 Schiffe. Sende- und Empfangsstationen an Bord.) Ungarischer Abgeordneter von einem Flug­zeug überfahren. Bei der Ausführung von Scha uflügen mit Segelflugzeugen auf einem Hügel bei Budapest   wurde der Neichstags­abgeordnete Baron Nikolaus V a y von einer star­tenden Maschine überfahren. Der rechte Flügel in Berson( Oftlivland) ab. Eine junge Frau er der Maschine brachte dem Abgeordneten eine schoß ihren Mann und tötete hierauf ihr Kind. schwere Kopf verleßung bei, so daß er Dann zündete sie das Geschäft ihrer Schwieger­ins Krankenhaus überführt werden mußte. mutter an und verübte schließlich selbst

Ein Tag aus dem Leben des Erkronprinzen...

ler Weise aus Rumänien   nach der Tschechoslowakei  auf einem Boote über die Theiß batte bringen las sen. Der geheimnisvolle Ausländer gab fich als politischer Emigrant aus Besarabien aus, batte aber keinen Paß bei sich. Man fand bei ihm jedoch einen großen Geldbetrag in verschiedenen Valuten. Der Name, den der Verhaftete angab, iſt ſicherlich falsch. an nimmt an. daß er nunmehr nach Bolen ae­

flüchtet ist.

Ein japanisches Bombenflugzeug ist am Diens tag auf dem Fluge von Mukden nach Stintſchau a b- gestürzt. Wie bisher gemeldet wurde, sind der tötet. Flugzeugführer und zwei Insassenge

Ruhmlose Helden...

Es gibt Helden, über die die bürgerliche Darüber und über Carol- Lupescu, Kaiser Buji, Bresse in großen Schlagzeilen auf der ersten Seite  Dollfuß u. a. lachen Sie, wenn Sie sich die neue Nummer( 14) des Simplicus" faufen, die ab zu berichten pflegt und deren Ruhm in aller Leute Donnerstag überall erhältlich ist. Einzelpreis 2.50 Mund ist, und Helden, deren Taten in fleinen . Anfragen und Bestellungen sind zu richten an Notizen im vermischten Teil" untergehen. Der die Adminiſtration, Prag X, Bizlova 4c, Telephon Unterschied zwischen diesen beiden Heldenfatego­rien ist allzu oft nur der, daß sich die berühm

389-06.

Ein grauenhaftes Familienbrama spielte sich

mord.

,, Gewerkschafts- Jugend". Die Zentralge­wertschaftsfommission des Deutschen Getvert- Ein seltsamer Unglücksfall ereignete sich Mon= schaftsbundes ist schon seit Jahren bemüht, dem tag nachmittags im Adelsgrund bei Bruch am so­Gedanken der gewerkschaftlichen Jugendbewegung genannten Brannd". Dort waren einige Män­in den ihr angeschlossenen Organisationen Raum ner und Frauen mit dem Ausseßen von Bäumchen zu schaffen. In einigen Gewerkschaften gibt es beschäftigt. Der heftige Wind riß plötzlich einen bereits mustergültig arbeitende Jugendgruppen. Baum um und erschlug eine noch junge Sie entbehren bisher der einheitlichen Betreuung. rau namens Martha Sala č. Sie hinter­Es fehlte aber auch an einer ununterbrochenen läßt den Gatten und zwei kleine Kinder.

am Dienstag in   Bagdad landete und Mittwoch

ten" Helden zum größten Unheil ihrer Völker auz­wirken, während sich von den unberühmten" Helden nur Gutes und Erfreuliches berichten läßt. von einem solchen unberühmten" Helden wird aus   Lodz folgendes berichtet:

Auf einer elektrischen Vorortstation bei  Lodz wurde der Führer eines Motorivagens, Pawlowski, plößlich von einem Herzschlag be­troffen. Da sich der Wagen in voller Fahrt be­fand, mußte das Schlimmste befürchtet werden. Da nahm der Sterbende seine letzte Kraft zu sammen, um die schweren Hebel des Wagens herumzureißen, und so den Strom auszuschal­ten. Als der Wagen hielt, war der Heldenhafte Wagenführer bereits verschieden."

und wirkungsvollen Jugend- Propaganda inner- Der Bata Pilot Serhant, befindet sich auf dem halb der Gewerkschaftsbewegung. Diesen Uebel- Rückweg von dem Fernfluge nach   Indien. Serhant ständen will ein neues Blatt der Zentralgewerk- startete zu Ostern auf dem Flugplake in Blin zu schaftskommission abhelfen, die Gewert einem Geschäftsfluge nach Staltutta und legte diese Die Geschichte der Menschheit tennt viele schafts= Jugend", deren erste Nummer 12.000 Kilometer betragende Luftstrede in 13 Tagen eben erſchienen ist. In ihrem Geleitwort verweist zurück. Nach viertägiger Ruhepauſe trat Pilot Ser- Helden. Solche die zu Unrecht, und solche, die zu die Gewerkschafts- Jugend" auf die Gefährdung hant am 20. d. M., den Rückflug an und setzte ihn Recht als Helden bezeichnet werden! Aber dtc der jungen Generation in dieser Zeit und auf die nach einem Funkbericht ſehr rafc fort to bat er elden, die die Menschheit braucht, Notwendigkeit, ihr bei dem Suchen nach einem wartet wurde. Die 3liner bereiten Serhant eine ſeſt- ſind dieſe ſtillen, unheroischen, verantwortungs­Ausweg aus ihrem schweren Schicksal behilflich zu liche Begrüßung vor, weil seine Flugleistung außer- bollen Helden, ohne jeden persönlichen Ehrgeiz, die sein. Der zweite Aufsatz nimmt zur wichtigen ordentlich und schon heute der größte Flug eines eine Sache wirklich um der Sache selbst willen tun! Frage der staatlichen Arbeitshilfe Stellung. tschechoslowakischen Piloten ist. An den anderen, an deren Ruhm oft das Glück Hinweise auf die Maifeier, auf den   Erholungs- Ein mysteriöser Mann. Aus der Haft des De- und das Blut ungezählter Menschen klebt, ist fein urlaub, auf den Internationalen Gewerkschafts- zirksgerichtes in R a chovo entwich ein mysteriöser Mangel. Die ruhmlosen" Helden aber werden bund, auf wertvolle Bücher und Stimmen aus Mann, der in der Vorwoche von einer Gendarmerie- die wahren Helden einer besseren Zulunſt ſein! der gewerkschaftlichen Jugendbewegung füllen den patrouille festgenommen wurde, als er sich in illega

Wichtig für jedermann:

M. HODANN:

Sexualpädagogik

M. HODANN:

Seite 5

24.­

Geschlecht und Liebe 24.­

Zu beziehen durch alle Kolporteure Auslieferung: Zentralstelle für das Bildungswesen   Prag XII., Slezská 13

Alte Zeitungen

Von Kurt Bols- Stern.

An der Tür des fleinen, ärmlichen Ladens, den ich hie und da betrete, um Zigaretten, eine Zeitung, ein Fläschchen Tinte zu taufen, ist ein Schild angebracht: Sier ist altes Zeitungspapier zu haben. Nilo fünfzig Heller."

Eines Tages stand ich im Laden, als ein junger, etwas verhungert aussehender Mensch in abgerissener Kleidung hereinfam, den Hut nervös in den Händen drehte und in der Mitte zwischen Tür und Ladentisch stehen blieb, als wage er nicht recht, näher zu treten. Ich dachte, er wolle betteln. Aber nein: mit scheuer, heiserer Stimme ersuchte er die Frau hinter dem Ladentisch nicht um eine kleine Gabe, sondern um ein Stilo alter Zeitungen, brachte nach einigem Suchen aus der Hosentasche eine Münze zutage, bezahlte, nahm einen stattlichen Haufen bedruckten Papiers ent gegen und entfernte sich schmeller und sicherer, als er gekommen war. Die Frau sah ihm kopfschüt telnd nach: Wozu braucht er das wohl? Alle mal hab ich ihn gefragt und da ſagte er, er widele paar Tage kommt er und fauft sein Stilo. Eins Bücher darin ein, die er mit der Post wegschide. Aber er wurde ganz rot und ich glaube, er hat ge­logen. Warum nur?"

Ja, er hatte gelogen. Warum? Weil er sich schämte, obwohl dazu gar kein Grund war. Ein paar Wochen später, an einem Sonntag, habe ich ihn wiedergesehen. Ich erkannte ihn sofort. Er faß auf einer Bant im Baumgarten und las. Neven sich hatte er einen hohen Stapel Zeitungen liegen. Eine hielt er in sänden und las darin, andächtig, tief verjunften. Ich ſezte mich zu ihm und er nahm davon teine Notiz. Ich blinzelte zu seiner Zeitung hinüber, suchte das Datum zu ent­ziffern. Sie war vom Jahre 1932.

Warum ich diese Kleine, nebensächliche Be­gebenheit erzähle? Nicht nur weil ich sie rührend eine Morrie finde, ſondern vor allem: weil sie eine Moral enthält. Nein, teine Moral, mehr noch. Einen Troſt. Für wen? Für uns, die wir für die Zeitung schreiben und manchmal darai denten müssen, daß unsern fleinen, glühend, mühe­voll und geheẞt dem ungefügen Rohstoff des Tages abgerungenen Kunstwerten nur farge Dauer be­schieden ist, daß das gleiche Zeitungsblatt, das des Morgens von aller Augen begierig verschlungen wird, schon abends beiseite geworfen, veraltet, Matulatur ist. Wenn wir daran denken, wollen wir nicht mehr traurig und bitter werden, nein, wir wollen uns sagen: Irgendwo sitzt ein blasser, junger Mann und genießt hingerissen und kilo­weise unsere Leitartikel, Feuilletons, Lofalnotizen, Reisebriefe vom Jahre 1932. Alte Zeitungen, das Kilo fünfzig Heller.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Streiks und Aussperrungen im März 1934

gab es im März 1934 22 Streifs( im Feber 15); davon waren 19( 11) Einzelstreifs und 3( 4) Gruppenſtreits in 129( 47) Betrieben. In den be troffenen Betrieben waren 4252( 7554) Arbeits nehmer, von denen 2828( 4962) streiften und 136

Laut Mitteilung des Statistischen Staatsamtes

( 49) infolge des Streifs feierten. Die Streifen­den versäumten 23.306( 28.317) Arbeitstage und hatten einen Lohnenigang von 688.732( 644.047) 1904( 239) Arbeitstage und verloren an Zohn 43.909( 3939).

. Die infolge von Streifs Feiernden versäumten

Nach den Getverbetlaffen entfallen 8 Streits auf die Baugewerbe( 6502 versäumte Arbeitstage), ie drei Streits auf die Metallverar beitung beitung( 2297) und die Bekleidungsindustrie ( 3424), ie 2 Streits auf den Bergbau( 1746) und die Maschinenindustrie( 854) fotvic je ein Streit auf die Steinindustrie( 7315), Holzindustrie ( 142), Textilindustrie( 1026) und die polygraphi­sche Industrie(-).

Hinsichtlich der Forderungen waren bei neun Streits Forderungen nach Lohn­erhöhung( 14.246 versäumte Arbeitstage), bei 2 Streits nach Nichtfürzung der Löhne( 8028) dic Ursache; 8 Streits hatten andere Forderungen ( 6032), während bei 3 Streits die Forderung bis­her nicht befannt ist.

Das Ergebnis der Streiks war für die Ar­beitnehmer im ganzen in zwei Fällen ein voller Er­folg( 890), in neun Fällen ein Teilerfolg( 14.101), in fünf Fällen ein Mißerfolg( 2969) und in fünf Fällen ist es unbekannt( 5346).

Nach Ländern entfallen auf Böhmen 18 Streifs( 19.891), auf   Mähren-   Schlesien 1 Streit ( 40), auf die   Slowakei 1 Streit( 2534) und auf Starpathornsland 2 Streits( 841). Aussperrun­gen gab es im Monat März feine.