Sitl.

Dělnická akademie

Praha

II.

Hybernská ul.7.

Dostawemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

14. Jahrgang

Freitag, 25. Mai 1934

Einzelpreis 70'er

( einschließlich 5 Heller Por

Nr. 120

Masaryks vierte Wiederwahl

Große Mehrheit für das demokratische Staatsoberhaupt

Prag , 24. Mai. Die am heutigen Tage des Abgeordnetenhauses bis auf den feit langem tran] vorgenommene Nenwahl des Staatspräsidenten ten Lukavsky, links die Vizepräsidenten des hatte folgendes Ergebnis: von 420 abgegebenen Senates Platz genommen, vor ihnen die diensthaben Stimmen der Mitglieder beider Kammern ent- den Beamten der beiden Sekretariate, der Parla­fielen 327 anf T. G. Masar y f. 53 Stimm- meniskorrespondenz und des Stenographenbüros. Die Mitglieder der Regierung nahmen vollzählig gettel tuaren leer. Der kommunistische Gegen­kandidat Gottwald erhielt nur 38 Stim- auf den Fauteuils unterhalb der Estrade Play; bei men seiner Parteigänger. Masaryk wurde daher ihnen saß auch der Vorüvende des Obersten Rech­nungskontrollamtes Dr. Horat. schon im ersten Wahlgang mit ungeheuerer Mehrheit zum vierten male als Staats­

Ilm 9.50 Ihr eröffnete der Vorsitzende Dr. berhaupt wiedergewählt. Unter brausendem Staněk die Sizung. Nach seinen einleitenden Beifall legte er in die Hand des Vorsitzenden des Worten begannen die Kommunisten einen Sprech­Abgeordnetenhauſes, Staněk, das Gelöbnis chor, in dem sie die proletarische Revolution, auf die Verfassung ab. Der Wahlakt wurde durch Lenin und Stalin eic, hochleben ließen. Der Vor­Radio in der ganzen Republik bekannt. Anschlie- figende ließ sie ruhig gewähren, bis der einge hend fuhr der Präsident durch die Straßen der lernte Vorrat erschöpft war. Dann hörten sie von Hauptstadt, von den zusammengeströmten Volks- selbst auf. massen aber und abermals jubelnd begrüßt.

Bereits um 8 Uhr 15 früh wurden alle Zu­gänge zur Prager Burg abgesperrt und nur Par­lamentarier sowie die Diplomaten, Ehrengäste, Journalisten und die wenigen, die sonst noch eine der 880 zur Verfügung stehenden Eintrittskarten vorweisen konnten, in den Burgrahon eingelassen. Im dritten Burghof nahmen verschiedene unifor­mierte Sorporationen, so Prager itschechische Arbei­terturner, Drelverbände, Sokoln, Feuerwehrabord­nungen, Legionäre und ehemalige Matrosen sowie zahlreiche Studenten aus dem Masaryk - Kolleg etc. Aufstellung, ebenso eine Ehrenrotte des 5. Inf. Reg. mit Fahne und Musikkapelle

Auf dem Weg vom Klárov durch die Chotekgaffe über die Marienschanzen und die Staubbrücke zur Burg bewegte sich vor 9 Uhr eine ununterbrochene Kette von Automobilen mit Mitgliedern der Na­tionalversammlung, der Regierung, des diplomati­schen Corps, verschiedener staatlicher Funktionäre und Gäste, die an der Wahlsitzung teilnahmen. Die Mitglieder der Nationalversammlung und der Re­gierung stiegen auf dem Georgsplatz, die übrigen Gäste auf dem Dritten Burghof aus.

Im Wladislaw- Saal waren seit dem frühen Morgen Parlamentsbeamte mit den lezzien Vor­bereitungen zur Sigung beschäftigt. Für jedes Mit­glied der Nationalversammlung waren drei Ulm = schläge in den Farben weiß, blau und orange vor bereitet, in denen gleichfarbige Stimmzettel lagen. Die weißen Stimmzettel waren für den ersten Wahlgang, die anderen für einen eventuellen zwei­ten und dritten Wahlgang bestimmt.

Schon lange vor Beginn der denkwürdigen Sigung waren im Sigungssaale die Plätze für die Abgeordneten und Senatoren, aber auch die Tri­bünen für die Zuschauer dicht besetzt. Von den Tri­büinensitzen war die Mitte der ersten Reihen für die Mitglieder der Familie des Präsidenten reserviert. Anwesend waren seine Kinder Jan, Alice und Olga sowie seine Enfeltinder Anička und Berta. Die Plätze links davon waren für die Mitglieder des diplomatischen Korps reserviert, die sich fast voll­zählig eingefunden hatten,

Auf der rechten Seite und hinter der Fa­milie des Präsidenten saßen die Repräsentanten der obersten Staatsämter, darunter der Gouverneur der Nationalbank Dr. Englis, die Landespräsidenten und mehrere hohe Generale. Weiters war auch eine Reihe von kirchlichen Würdenträgern, darunter Erz­bischof Prečan, und eine große Zahl von Jour­nalisten aus dem In- und Ausland anwesend.

Die Eröffnung der Sitzung verzögerte sich um 20 Minuten, da sich bei der Anfahrt der vielen Autos auf den schmalen Zugängen zur Burg größere Ver­zögerungen ergaben. Um 9 Uhr 45 begannen im Saal die Glocken zu läuten, die den Beginn der Sitzung ankündigten. Am Präsidialtisch in der Mitte! der Estrade saßen Dr. Staněk und Dr. Soukup, die nach der Verfassung die Wahlfißung zu leiten haben. Zu ihren Rechten hatten die Vizepräsidenten|

Stanět tonstatierte die ordentliche Einberufung, acht Abgeordnete und vier Senatoren der aufgelösten bestimmte die Sekretäre des Parlamentes und Ses deutschen nationalsozialistischen Partei in Wegfall nates, Dr. Riha und Dr. Safařovič, zu Sekretären kommen und außerdem ein Abgeordneter( Jelinek) dieser Wahljibung. Als Schriftführer und Ordner und ein Senator( Richter) in den letzten Tagen ge fungieren die in den beiden Häusern hiezu dauernd storben sind, ohne daß mehr die Ersagmänner ein berufen werden tonnten, fehlten also insgesamt zehn bestellten Barlamentarier. Abgeordnete und sechs Senatoren.

Wegen Krankheit entschuldigt sind die Abgeord Der Vorsitzende fonstatierte weiter die Be­neien Dr. Lukavsky, Dr. Krama ř, Dr. Hodina, der kommunistische Präsidentschaftskan schlußfähigkeit der Sibung, da weit mehr als die didat Gottwald und Abg. G a lovit sowie Hälfte aller Mitglieder der Nationalversammlung die Senatoren Böhr und 11 á f; Urlaub wurde anwesend ist, informiert das Haus über die Wloda für diese Sigung erteilt dem Aby Dr. Szüli ölitäten der Abſtimmung und erfucht die Schriji und den kommunistischen Senatoren al en, Mi- führer, mit der Einſammlung der Stimmzettel tuli ef und der kommunistischen Senatorin Vy- zu beginnen. drova, die im Ausland weilen.

Nach der Präsenzliste sind 281 Abgeordnete und 139 Senatoren anwesend. Da von der Geſamtzahl von 300 Abgeordncien- und 150 Senatorenmandaten

Masaryk leistet den Eid auf die Verfassung

Fahrt des Präsidenten durch Prag Neben Masaryk Ministerpräsident Malypetr

327 Stimmen

für Masaryk

Acht Gruppen, die aus je einem Schrift­führer, einem Beamten des Sekretariats und einem Bediensteten bestehen, der die Urne trägt, sammeln die weißen Stimmzettel in den Bank­reihen ein und begeben sich dann zu dem langen Tisch vor dem Präsidium, der eigens für die Stimmenzählung bestimmt ist. Die Abgabe der Stimmzettel dauerte etwa zehn Minuten. Das Abstimmungsergebnis hatten als Strutatoren Abg. Dubicky und Senator Johanis im Verein mit dem Parlamentssekretär Riha fest­zustellen. Als nachher Stanět Täufet, um in der Sizung fortzufahren, wiederholen die Kommu nisten ihren Sprechchor. Der Eindruck ist derselbe. wie vorher: gleich null.

Die Strutatoren stellen inzwischen das Er­gebnis der Wahl fest und legen das Resultat dem Vorsitzenden vor. Dieser schreitet zur Wiederer­öffnung der für die Dauer des Strutiniums un terbrochenen Sigung und verkündet unter atem loser Spannung des ganzen Saales:

Insgesamt wurden 418 gültige Stimmzettel abgegeben. Davon find 53 leer, 327 entfallen auf T. G. Masaryk. Als der Name Masary f fällt, erhebt sich der größte Teil der Mitglieder der Nationalversammlung und das Publikum auf den Tribünen von den Sitzen und begrüßen dieses Ergebnis mit langandauernden Ovationen. Auf dem First des Wladislaw- Saales wird zum Zei chen der erfolgten Wahl die Staatsflagge gchist, auf dem westlichen Burgtrakt dagegen die Präsi dentenflagge gesenkt.

Nachdem sich der Beifallssturm in dem übrigens auch die weitere Feststellung, das der kommunistische Gegenkandidat Gottwald 38 Stimmen erhalten hat, völlig untergeht gelegt hat, erklärt Staněk, daß Masaryk die vorgeschrie­bene Dreifünftelmehrheit aller Anwesenden( 252) bereits im ersten Wahlgang erreicht hat und da mit zum Präsidenten der Revu­blit wiedergewählt ist.( Neuer stür­mischer Beifall.)

Der Vorsitzende gibt bekannt, daß die Wahl in einer eigenen Urkunde beglaubigt und diese dem neuen Präsidenten überreicht werden wird; er ersucht den Ministerpräsidenten. dem Präsidenten Masaryk , der sich in seinen Pri­vatgemächern auf der Burg aufhielt, diese Ir­funde zu übermitteln und ihn zu ersuchen, zum Zwecke der Ablegung des Eides auf die Verfas­sung vor der Nationalversammlung zu erscheinen. Stanet unterbricht bis dahin die Sigung.

Die Urkunde über die Wahl Maiaryfs hat fol­genden Wortlaut:

,, Die Nationalversammlung der Tschechoslo­wakischen Republif an T. Garrigue Masaryk:

,, Die Nationalversammlung der Tschechoslo­wakischen Republik hat in Ausübung ihres Rechtes und ihrer Pflicht, die ihr die Verfassung der Re­