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vublik auferlegt, Sie am 24. Mai 1934 zum Bräsidenten der Republik in dem guten Glauben gewählt, daß Sie die Geieke achten und Ihr Amt gewissenhaft ausüben werden, daß Sie das Wohl des Volkes und Stahtes im Auge behalten und von ihm Schäden und Gefahren abwenden werden.

Freitag, 25. Mai 1934

Mr. 120

6. Fliegerregimentes und freisten über Prag . Einer der..Libuše" und die Ehrenkompagnie stand habt[ zollte Bedeutung widerspiegelte. Jedermann der Flieger flog ganz niedrig über dem Burghof und Acht. schien erneut und doppelt das Glück zu fühlen, in warf einen großen Blumenstrauß ab, den ein Le Der Borsigende der Nationalversammlung diesem freien Staat leben zu dürfen, unter einem gionär dann in die Wohnung des Präsidenten Dr. Staněk fuhr sodann fort: Oberhaupt, das die Bewunderung und Ber­brachte. chrung aller genien. Und so war denn auch das Echo von Masaryks Fahrt durch Prag nichts an­deres als Beweis der Liebe, des Vertrau ens und der Verehrung, die ihm von der ganzen Bevölkerung ohne Unterschied der Nation, der Klasse und der Partei dargebracht wird.

Urfund desfeit hat die Nationalversammlung Als die Staatshymne auf dem Burghof ver­das Staatsfiegel der Republik an diese Urkunde flungen war, juhr Malypetr mit dem Sektionschef befestigen laffen, die in Prag am Vierundzwan. Bartos im Automobil zur Wohnung des Präst­zigsten des Monates Mai im Jahre des denten. Die Ehrenkompanie leistete dem Bor­Herrn eintausendnennhundertvierunddreißig ge- sigenden der Regierung die Ehrenbezeigung. geben wurde."

Die Urkunde ist auf Vergament geschrieben und es hängt daran an einer rot- weiß- blauen Schnur ein jilbernes Etui mit dem großen Staatssiegel.

Sobald die Wahl vollzogen war, wurde auf dem Gebäude des Wladislaw Saales die Staats­flagge gehißt und die Präsidentenflagge, die bis das hin, wie sters, auf dem Maite des vorderen Burg trattes webte, herabgelassen.

Die Ehrenrotte im dritten Burghof präsen tierte das Gewehr, die Stavelle intonierte die Staats bymne. Die Artilleristen des 101. Regiments feu érten in Intervallen von fünf Seunden 21 Kanonen schüsse ab. Beim ersten Kanonenschuß erhob sich in Kbely eine Gruppe von 42 Flugzeugen des 5. und

Der Vorjizende der Regierung teilte dem Präsidenten seine Wiederwahl mit und übergab ihm die Urfunde über diese Wahl. Sodann er­suchte er den Präsidenten, sich in die Nationalber­sammlung zu begeben, um das Gelöbnis auf die Berfassung abzulegen.

,, Herr Präsident, Sie haben das von der Ver­fassung vorgeschriebene Gelöbnis vor den gewähl­ten Vertretern des Volfes abgelegt, welche namens dieses Volkes Ihr Gelöbnis entgegennehmen.

Seien Sie uns, teuerer Herr Präsident, auch weiterhin der gleiche Führer und Berater, der uns in den schicksalhaftesten nationalen Zeiten von der Vorsehung zuteil wurde und dessen Name in der Geschichte der Nation und des Staates für ewige Zeiten leben wird.

Ich beglückwünsche Sie herzlich auch im Na men der Nationalversammlung.

Dem Präsidenten der Republik Slava, Sláva, Sláva!"

Die gesamte Nationalversammlung brach in neuerlichen stürmischen Beifall und in Slávarufe aus.

Als Masaryk dann in Begleitung des Mi­nisterpräsidenten im offenen Auto langsam über den dritten Burghof zum Wladislaw- Saal fuhr, war er Gegenstand begeisterter Ovationen der dort versammelten Bereine. Stauts und Stu- Staněk übergab die Leitung der Sigung denten. Die Ehrenrotte präsentierte. Vor dem seinem Stellvertreter Stivin, dem nur die Schlie Sigungsjaal erwarteten den Präsidenten und zung der Sizung um 10 Uhr 56 oblag. icine Begleitung die Sekretäre der Nationalver­jammlung und geleiteten ihn in die alte Land tagsstube, die unmittelbar neben dem Wladislaw Saal liegt.

Das feierliche Gelöbnis auf die Verfassung

Inzwischen war die unterbrochene Sigung wieder eröffnet worden. Unmittelbar darauf beirat Präsident Masaryk , geleitet von Dr. Riha und Dr. Šafařovič in Gesellschaft Malypeters den Saal. Ihm folgten Kanzler Samal mit General Bláha und Sektionschef Bartoš mit dem Ge­sandten Strimpl.

Die ganze Versammlung erhob sich und be­grüßte den Präsidenten mit langanhaltendem stürmischen Beifall. Die Abgeordneten, die Se natoren und die Gäste sowie das Publikum blic­ben sodann stehen, bis der Präsident der Republik sein Gelöbnis abgelegt hatte.( Die Kommunisten und Ligisten hatten sich vorher entfernt!

Der Präsident begab sich an den ihm vorbe haltenen Platz auf der Präsidialestrade, wo er ste= hen bieb.

Kammerpräsident Dr. Staněk hielt nun fol­gende Ansprache:

..Herr Präsident, in diesem historischen Saal huldigten einst die böhmischen Stände einem Herr. scher aus fremdem Geschlecht, der auf den böh. mischen Thron bernjen worden war. Heute ver. sammeln sich zum erstenmal die gewäl. ten Vertreter der Bürgerschaft in diesem Saal, um durch ihre Wahl einen Mann ihres eigenen Blutes zum Staatspräsiden­ten zu berufen. Die Nationalversammlung hat Sie heue wieder zum Oberhaupt dieses so schr geliebten und hauptsächlich durch Ihre Be. mühungen nen erstandenen Stau.

Volfes bereits zweimal und heute zum dritten mal durch ihre Abstimmung zu erkennen gegeben, daß sie gerade Ihnen die Geschicke der Republik in vollem Bewußtsein und mit vollstem Bertranen übergeben wollen.

Masaryk wurde von Staněk, Soukup, dem Vorjizender der Regierung und dem Kanzler Samal herzlichst beglückwünscht und unter neuen Beifallsstürmen der Anwesenden wieder zum Aus, gang geleitet.

Der Saal leerte sich schnell, da alles in den dritten Burghof drängte, wo der neugewählte Präsident die Front der Ehrenrotte abschreiten sollte.

Nach kurzer Pause erschien Masaryk auf dem dritten Burghof in Begleitung der beiden Vor jizenden Stanět, Dr. Soufup, des Vorsitzenden Im Namen der Nationalvesammlung und der Regierung Malypeter sowie des Verteidi­ficherlich auch im Namen der Bevölke.gungsministers Bradač und des Innenministers rung dieses Staates begrüße ich Sie, Dr. Cerny.

Herr Präsident, wieder an jener Stelle, an der Sa ertönten die Fanfaren aus dem Vorspiel Sie schon sechzehn Jahre gestanden sind und veise zu Smetanas Libuse" und aus der Ferne ertön­und liebevoll, energisch und entschieden, die Ge- ten wieder 21 Kanonenschüsse. Die Ehrentom schicke dieser Republik gelenkt haben. Wir, die pagnie leistete die Ehrenbezeugung. Der Präsident wir hier versammelt find, wünschen für das ganze grüßte die Fahne des 5. Regimenics, das seinen Volf, daß Sie in ihrem gefegneten Alter start Namen trägt, und nahm die Besichtigung der und gesund in der Erfüllung Ihrer Aufgabe Ehrenrotte vor. Damit waren die offiziellen fortfahren können, die Ihnen die Nationalver. Feierlichkeiten auf der Burg beendet. iammlung im Namen des Volkes anvertrant hat.

Der Festzug nach der Wahl des Präsidenten nahm seinen Ausgang vom dritten Burghof und ging über die Staubbrücke zur Chotkova und wandte sich dann zum Klárov. Der ganze Weg durch Prag war eingesäumt von dichten Massen der Bevölkerung, hinter dem Spalier, das von Sol. daten in voller Ausrüstung, mit Stablhelmen und aufgesetzten Seitengewehren, in Sabiachtstellung, gebildet wurde. Ueberall waren die öffentlichen und privaten Gebäude mit Fahnen geschmückt und die auf den Straßen brennenden Laternen bildeten eine festliche Beleuchtung. Das Publikum begrüßte den Präsidenten mit herzlichen Ovationen.

Den Zug eröffnete ein berittener Zug Bolizei, hinter dem der Wagen des Polizeipräsidenten Dr. Dolejš fuhr. Es folgte ein Zug des Kavallerieregi ments Nr. 1 mit einer Trompetergruppe. Hinter ihm fuhr in einem Wagen der Chef der Militärs Lanzlei des Präsidenten General Bláha und der Arzt des Präsidenten Dr. Maigner, in einem zweiten Wagen Kanzler Sámal mit dem Gesandten Strimpl. Der Kommandant der Burgwache Oberst Seidl führte die Ehrenwache, an deren Spize die Präfi dentenflagge getragen wurde.

Dahinter fuhr ein dritter Wagen mit dem Prä­sidenten der Republik und dem Vorsitzenden der Res gierung.

ter 3ug Kavalleric. Ein Zug berittener Polizei Dem Wagen des Präsidenten folgte ein amei schloß den Zug.

Die Wagen wurden durchwegs von Schimmeln gezogen.

Hinter der Staubbrücke schlossen sich dem Zuge des Präsidenten zwei Automobile mit Journa­Wir sind davon überzeugt, Herr Präsident, saf Die cidbrüchischen Diktatoren ringsum hät- listen an. Sie so wie bisher auch in Zukunft Ihr hohes ten ob diesen Schauspiels vor Neid erblassen müs­Vom Klárov, wo der Präsident von studenti­Amt gewissenhaft und im Rahmen der verfassungs. sen. Hier ist ein Mann, der nicht mit Verfassungsschen Korporationen begrüßt wurde, fuhr der Zug mäßigen Befugnisse zum Wohle des Bolles und bruch und Gewalt, sondern durch lauteren Cha­über die Mánes- Brücke, über den Plak vor dem des Staates erfüllen werden und daß sie alten rafter, durch Ehrlichkeit seiner Gesinnung und Parlament, wo sich ein besonders großes Publikum Schaden und alle Gefahr vom durch wahrhafi volkstümliches Wirken die große angesammelt hatte, und weiter durch die Kaprová Staate abwenden werden. Um dies zu Mehrheit eines Völkerstaates um sich geschart zur orthodoren St. Niflas- Kirche, wo er an einer bezeugen, werden Sie nun vor der Nationalver- und den Staat glücklich durch alle Nachtriegswir starken Gruppe russischer Legionäre vor­fammlung das Gelöbnis nach der Berfassungs, ren geführt hat. Zum zweitenmale schon haben beifam. Längs der Front der außer Dienst be uefunde ablegen. Ich fordere Sie auf, die rechte die Vertreter der deutschen sozialdemokratischen findlichen Offiziere und Rottmeister der Brager Hand auf die Berfaffungsurkunde zu legen und Arbeiterschaft ihre Stimmen für die Wiederwahl Garnison auf dem Platz gegenüber dem At­die Worte zu sprechen, die§ 65 der Berfaffungs. Majaryls in die Waagschale geworfen. Sie fonn städter Rathaus nahm der Zug den Weg zum Ein­urkunde als Eid des Präsidenten vorschreibt." ten es auch diesmal fun in dem Bewußtsein, das gang in das Altstädter Rathaus. Masary! legie jodann die rechte Hand auf mit den einmütigen Willen ihrer Anhängerschaft tes berufen. Schon zum viertenmal haben die auf Bergament geschriebene Verfassungsur zu vollstrecken. Denn indem die deutschen Sozial­die Vertreter des tschechoslowakischen Bolles surch funde, und zivar gerade auf jene Seite, auf der demokraten für die Wiederwahl Masaryks cinge Ihre Wahl dem Willen Ausdruck gegeben, daß sich das Gelöbnis des Präsidenten befindet, und treten sind und sie im ganzen Lande freudigen Sie, Herr Präfident, diesen Staat leiten mögen, sprach mit flarer Stimme langiam folgende Serzens feiern, dienen sie ihren alten Idealen zielbewußt und ehrlich trotz allen Wirr. Worte des Gelöbnisses: der Menschlichkeit, der politischen und der sozialen niffen der Welt für die hohen Ziele der Gleichberechtigung. Menschheit. Zum erstenmal hat Sie die revolutionäre und verfassunggebende National. versammlung gewählt, dieselbe, die am 14. No. vember 1918 das Geschlecht absburg. Lothringen für alle 3eiten des böhmischen Thrones verInftig er Plärt hat. Danach haben die Vertreter des

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Unsere Töchter, die Nazinen

Ich verspreche auf meine Ehre und mein Gewissen, daß ich das Wohl der Republik und des Volfes im Auge haben und die Verfaſſungsgefeke sowie die anderen Gesetze wahren werbe."

In diesem Augenblicke wurde auf dem Ge­bäude des Wladislav- Saales die Fahne des Prä­fidenten gehißt. Es erklangen die Fanfaren aus

..Ja, Frau Major, ich darf wohl sagen, wir jind heute, nach mehr als zwanzigjähriger Ehe, ebenjo glücklich wie am ersten Tag."

.. Wie wohl es einem tut, so etwas zu hören, bei der immer mehr einreißenden Sittenverderb= nis. Das deutsche Heim, die deutsche Familie. An Roman von Hermynia Zur Mühlen ihr wird nicht nur unser geliebtes Vaterland, jon dern auch die Welt genesen."

..Sie haben ein zu gutes Herz, liebe Frau Doktor," sagte sie... Aber es ist unflug, nicht zwischen Feinden und Freunden unterscheiden zu Tönnen."

Ich sagte:" Ja" und dachte bei mir: ..Dumme Gans, weshalb sagst du nicht endlich, welche Partei du meinst."

Dieses zutiefst religiöse Familienleben" Ich nidte und erwiderte: die Frau Major war in ihrem Fahrwasser. Ich Das sagt ja auch mein lieber Mann möchte nicht ungerecht ſein, aber ich glaube, daß man es nur bei evangelischen Christen findet." Also nicht Zentrum, das wenigstens wußte 1. Sa, ich fürchte, die Statholifen nehmen es

immer."

Ihr Mann ist ein zurückhaltender, feiner Mensch meinte die Frau Major. Aver..." Sie stødte.

..Was wollten Sie sagen?" fragic ich. Ich möchte mich nicht in Ihre Angelegen­heiten einmischen, liebe Frau Doktor. Aber ich finde, es ist jetzt an der Zeit, Farbe zu befennen." Arthur und Farbe bekennen! Fast hätte ich gelacht. Doch fühlte ich mich gleichzeitig unbehag­lich. Ich war ja so gern bereit, Farbe zu be= fennen, aber welche?

Die Frau Major fam mir zu Hilfe. ..Nicht wahr, für uns Menschen mit einer guten Kinderstube gibt es nur eine Partei." ,, Selbstverständlich" erwiderte ich), und dachte bei mir, wenn ich nur wüßte, welche? Die Deutsche Volkspartei , das Zentrum, die Deutsch­nationalen? Wir hatten früher bei den Tees immer sorgfältig vermieden, von Politik zu spre chen, deshalb kannte ich mich nicht mehr aus.

..Wir halten so viel von Doktor Feldhüter". fuhr die Frau Major fort". Er ist ein ausgezeich neter Arzt, ein musterhafter Gatte und Vater. Wir freuen uns immer wieder über das schöne Familienleben, das Sie zusammen führen." Ich lächelte.

ich nun.

nicht so ernst", antwortete ich. Aber Sie wissen ja. liebe Frau Major, daß wir beide, sowohl mein lieber Mann als auch ich, evangelisch sind."

über.

Ich weiß, ich weiß, und ich freue mich dar­Mischehen sind immer eine gefährliche Ich hätte nie im Leben einen Andersgläu­bigen beiraten fönnen," erklärte ich.

Sache."

Die Frau Majorin schwieg, doch hatte sie offensichtlich noch etwas auf dem Herzen. Ich griff nach meiner Teetasse, um nicht reden zu müssen.

Die Frau Major gab sich einen Rud. ,, Eine so gute Frau und Mutter, ein so chrenwerter Mann wie der Herr Doktor gehören wirklich in unsere Partei."

Ich hätte ihr ins Gesicht schlagen mögen, unsere Partei, was sagt sie nicht gerade heraus. was sie meint, was läßt sie mich raten?

..Und auch Ihre reizende Tochter", sezte die Frau Major hinzu.

Festliches, freudig erregtes Prag

Die Hauptstadt trug an diesem Tage nicht nur Festkleid, sondern ein freudig- erregtes Ant­lig, das die von jedermann dem Ereignis ge­

Vom Altstädter Rathaus ging der Zug, nach dem der Präsident vom Grabe des Unbe tannten Soldaten zurüdgefehrt war, durch die Celetná zum Pulverturm und von dort über den Graben und das Brücel durch die Národni, wo sich dichte Ansammlungen von Angehörigen der tschecho slowakischen natinalsozialistischen Partei einge funden hatten.

Als sich der Wagen mit dem Präsidenten und dem Vorsißenden der Regierung dem Nationaltheater näheric, ertönten von dem mit Teppichen, Fahnen und Blumen reich ge­schmücktem Balkon des Theaters die Festfan faren von Waldhörnern.

welcher Partei er angehört, der kennt die Gesin-| handelt, lange che Sie und Ihr lieber Mann her­nung von jedem Menschen in unserem Städtchen. tamen. Er hat schon meine Schwiegereltern be= Ich habe ihm öfter gesagt: handelt. Und da, nicht wahr..."

,, An dir ist ein Spigel verloren gegangen." Und dann erschien immer auf seinem Gesicht ein geheimnisvoller, fast grausamer Ausdrud, und er entgegnete:

Man kann nic wissen, wozu es einmal gut

sein wird."

Ich verstehe, daß man alles ausnüßt, um eine bessere Position zu erlangen, aber dieses nub­lose Wissen um Menschen, dieses sinnlose Sam­mein von Einzelheiten, nein, in solchen Augen­bliden war mir der böse krüppel, den ich gehei­ratet hatte, stets ein wenig unheimlich. Außer­dem ärgerte es mich jetzt, daß er mich nicht über die Ansichten der Familie Schilder aufgeklärt hatte. Aber er iit nun einmal jo, er mißtraut

allen Menschen, sogar seiner eigenen Frau.

Die Frau Major goß meine Tasse von neuem voll, und ich verbrannte mir den Mund an dem heißen Gebräu, das ich sofort hinunter­schluckte, nur um nicht sprechen zu müssen.

..Ich bin ja so glücklich", sagte nun die Frau Major unvermittelt, daß es jest in unserer Stadt einen Luisenbund gibt. Da tönnten sich alle treffen, die zusammengehören."

Sie sah mich erwartungsvoll an. " Ja", meinte ich etwas erleichtert, denn nun begann ich mich auszufennen. Ja, es war die höchste Zeit."

"

Wir dürfen also auf Sie rechnen, liebe Frau Doktor?"

Die Stimme klang gudersüß, aber mir fiel gerade in diesem Augenblick ein, daß die Frau Major bei jedem Krankheitsfall den Doktor Bär rufen läßt und nicht meinen Mann. Sie hat sich einmal gewiffermaßen bei mir darüber ent­schuldigt:

"

Zum ersten Mal in meinem Leben empfand ,, Nicht wahr, liebe Frau Doktor, Sie nehmen ich Sehnsucht nach Arthur. Der weiß von jedem, es ims nicht übel? Der Doktor Bär hat uns be­

Ich war damals noch neu in ihrem Kreis und heilfroh, endlich in der guten Gesellschaft zu verkehren. Ich stimmte ihr zu. Jest jedoch glaubte ich, sei der Augenblid gekommen, auch finanziell etwas für uns zu erreichen.

"

Darf ich ganz aufrichtig sein, liebe Frau Major?" fragte ich.

Aber natürlich, ich bitte Sie darum." Sehen Sie, mein Mann ist in leiner Bar­tei, er findet, daß ein Arzt nur den leidenden Menschen sehen muß. Aber ich weiß genau, wie sehr er mit ihrer Partei sympathisiert. Er hat häufig zu mir gesagt: wäre ich doch Rechtsanwalt, oder Architekt, oder irgendetwas. nur nicht Arzt. Dann könnte ich meine Gesinnung frei vor aller Welt verkünden. Aber als Arzt hat man die Menschheit zuliebe. Trotzdem, das darf ich Ihnen Pflicht, nach außen hin neutral zu sein. Der nicht verhehlen, liebe Frau Major, hat es ihn tief getränkt, daß gerade Ihr Kreis, die Menschen, zu denen wir gehören..."

Aber Sic, liebe Freundin...?" " Ich verstehe", sagte die Frau Major."

Ich muß natürlich erst die Erlaubnis mei­nes Mannes haben. Wenn er es gestattet, und er wird es tun, so dürfen Sie auf mich zählen. Und auch auf meine Tochter", fügte ich etwas unvorsichtig hinzu.

Die Frau Major lächelte. Das ist recht."

Und dann redeten wir von gleichgültigen

Dingen. sählte, meinte er: Als ich Arthur von unserem Gespräch er­

ligent benommen. Ich habe auch nichts dagegen, ..Du hast dich ja ausnahmsweise gang intel­daß du dem Luisenbund beitrittst. Aber mich lag aus dem Spiel. Man, fann ja nie wissen. Ab­warten."

( Fortichung folgt.)