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,, Sozialdemokrat"

sondern wegen seiner Parteizugehörigkeit zu den

Besuch aus Deutschland   einsam, nein die hat man mir aller­

Einer ist hierhergekommen. Einer aus Deutschland  . Aus dem Deutschland   von heute. Er ist kein Emigrant. Er wird wieder zurück tehren. In die Heimat? Cs ist keine Heimat mehr für mich," sagt er mit melancholischem Lächeln. Ja vin ja Jude." Und du hältst es trogdem dort aus?"- Das müssen ja so viele. Wenn man sich einmal mit dem Zustand abgefun den hat, re chi los zu sein, dann geht's. Ob ich nun in Paris   oder Prag  , in Amſterdam   oder Ko penhagen lebe, ich bin doch überall in der Fremde. Deutschland   hat wenigstens den Vorzug für mich, daß ich seine Landschaft kenne, daß man den Wor­ten nach in derselben Sprache redet wie ich, daß ich villige Restaurants weiß..." Du hast aber noch deine Stellung, dir geht es doch noch ganz das ist Ende des Jahres." Und dann?"- Das weiß ich nicht. Das wissen ja so viele nicht. Eines ſteht fest: ein Zude, der heute in Deutsch  | land ſeinen Poſten verliert, ganz gleich, um wel chen Beruf es sich handelt, steht vor dem Nicht 3. Niemand wird ihn einstellen, niemand darf ihn aufnehmen. Ich bin dann ebenfalls gezwungen, fortzugehen. Die jüdische Emigration dauert aus diesem Grunde natürlich an. Nur, daß jie jich jetzt planmäßiger vollzieht."

dings nie vorwerfen können. Nur ein Jahr, Herr Sturmführer, und schon versagt. Interessant.

Freitag, 25. Mai 1934 Nr. 120

PRAGER ZEITUNG

Kunst und Wissen Die Kleine Bühne

gesamte Schülerschaft der Prager   Deutschen  Lehrerbildungsanstalt war dieser Pre­miere zugezogen worden. Nun, gerade wir, die wir eben kaum in den Verdacht des Muckertums kom men fönnen, erlauben uns, zu bezweifeln, daß die jungen Menschen in diesem Falle von ihren Lehrern richtig geführt wurden! Und zwar nicht deswegen, weil auf dem 3ettel steht für Jugendliche nicht geeignet", sondern weil eben die Jugend nuc ins Theater geführt werden soll, wenn sie dort et was erleben oder lernen kann. Jugend ist zu be geistern oder zu revolutionieren, nicht aber durch feichtestes Theater  " im Geschmack zu verbilden! L. G.

meines Vertrages, reißenden Der Stammaan" Hundertmal Rassen" in Paris  !

Ich betrachte den Mann mir gegenüber. Er sicht noch immer sehr gepflegt aus, er raucht noch immer eine gute Zigarre, rein äußerlich ist ihm nichts anzumerken. Nur bei genauerer Beobach tung fällt auf: der Besuch aus Hitler  - Deutschland  , ein einstiger guter Bekannter, ist von verhaltener schweigender Nervojität. Dem Blick der Augen fehlt die frühere Gelassenheit, das sichere Lächeln vehaglicher Lebensfreude, das ihm immer in den Mundwinteln saß, ist verschwunden. Der Mann mir gegenüber war nie ein Stämpfer, er hat sich um den Sozialismus nicht gefümmert, er fand die Welt so wie sie war gut, weil es ihm gut ging. Aber er war auch keineswegs ein Bös­artiger, er war gutmütig, fleißig, hilfsbereit, er liebte seine Familie, Bücher, Theater und ein gutes Effen.

Ich führe meinen Besuch in eine kleine Kon­ditorei, von der ich weiß, daß sie den Emigranten kaum dem Namen nach bekannt sein dürfte. Sier crholt er sich. Beim guten Prager   Kaffee. Hier wird er fühner. Du," frag' ich, ivenn du auch faufmännisch tätig bist, aber das wirst du mir ist mit zwei Erstaufführungen am Mittwoch wieder doch sagen können. Wie kommt es, daß es den in jenen Kabarett- Ton verfallen, den wir an die Zeitungen in Hitler- Deutschland so schlecht geht. ſer Stätte feineswegs ſchäßen, und den man höch Lieft denn kein Wiensch mehr?" Er schmunzelt. ſtens tolerieren kann, wenn nachgewieſen wird, daß Hast du eine Ahnung. Und ob sie lesen. Aber natürlich nicht die Parteiblätter und die gleich geschalteten. Sondern ausländische zei tungen. Was nicht verboten ist, und wenn es sich um das kleinste Käse- Blatt handelt, findet heute einen Zeitungshändler mehr, der keine Auslands Blätter hätte. Ganz gleich, um welche Gegend Berlins   es sich handelt, ob im Norden, im Often, in allen übrigen Proletariervierteln faufen sich die Arbeiter genau so wie die Leute aus Charlot­ tenburg   und vom Kurfürstendamm   ihre schweizer Zeitung. Aber sag' mal, woher weißt du denn das? Wie kommst du überhaupt in ein Prole farierviertel?"- Er wiegt den Kopf hin und her. Man macht sich doch jetzt so seine Gedan fen. Früher hab' ich mich um Politik nicht gefüm mert. Das ist jetzt anders. Und dann will ich doch von Zeit zu Zeit die Stimmung beobachten. Da mache ich Berliner   Spaziergänge. Von Nor­ben nach Süden, von Osten nach Westen. Und da hab' ich das eben beobachtet." Sehr merkwürdig. fismus. Nationalismus als Vermittler des Internationa­

Ferdinand Bruckners Drama ,, Rassen", gegen deffen Aufführung in der Tschechoslowakei   die offiz ziellen und inoffiziellen Sachwalter der Sitler Regierung bisher leider mit Erfolg- intris giert haben, wurde vorgestern im Pariser Theatre de l'Oeuvre zum hundertsten Male geſpielt. Die Feſtaufführung wurde ein neuer großer Erfolg für die menschlichen und fünstlerischen Werte des Wer fes. Ferdinand Bruckner  , der es bisher immer ab­gelehnt hat, in der Oeffentlichkeit zu erscheinen, hatte sich auch diesmal zur Anwesenheit bei der Feitauf führung nicht entschließen können. An seiner Stelle nahm die französische   Uebersekerin der Hajfen". Renée Cave, den begeisterten Beifall des Pariser Vu

" Josua" von Haendel  , szenische Aufführung im Rahmen der Festspiele. 700 Mitwirkende: Die Pra­ ger   Gesangvereine, der Bewegungschor( im ganzen 600 Personen), ferner Orchester und Chor des Deut schen Theaters. Dirigent: Schmidt, szenische Lei tung: Dr. Graf, Schort.

durch solche ,, Kunst" Leute ins Theater gezogen werden, die es sonst nicht besuchen, wenn also die Kunstkritik zu Gunsten des Kajjarapports, der für die wirkliche Kunst Teider so wichtig ist, zu schwei gen bätte. Da aber im Falle des Lustspiels Wit wollen träumen" von Sascha Guitry und der Georges Courteline   nicht einmal ein Geschäft zu verzeichnen sein dürfte, darf umso unverhohlener ausgesprochen werden, daß es sich hier um zwei Stüde   handelt, die mit der Kunst aber schon gar nichts zu tun haben und also das Niveau des Pra­ ger   Deutschen   Theaters drücken. Herrn Guitrys Ehe­bruchsbild ist kaum in dem einen Punkte originell, daß hier die zwei Liebenden nach ihrer ersten Nachi zu Bette in Pyjamas vorgeführt werden; und wenn zwei von vier Bildern mit je einer Soloszene aus­gefüllt werden, an Länge die heute gefürchteisten flassischen Monologe um ein Vielfaches übertref fend, so wird dadurch die Geschmacklosigkeit, die solche Muse" inspiriert, nur noch deutlicher fühl bar. Anderseits wieder geht es nicht an, daß man, wie im Falle des Stammgast", eine Gerichts- blikums entgegen. saalposse, die unter Erhaltung des Pariser Esprit­Tons vielleicht ganz amisant wäre, mit Prager   Lo­falismen durchsetzt und das ſatirische und geſell ſchaftskritische Moment, das im Original vielleicht Und sonst?- Rein äußerlich hat sich sehr wirksam ist, zur Farce erniedrigt. Man soll nur nicht viel verändert. Es gibt weniger Fahnen und ja nicht glauben, daß gerade wir Gefallen an sol cher Possenreißerei finden würden, weil darin ein Uniformen im Straßenbild. In München   noch paar radikale Phrasen vorkommen. Im Gegenteil: viel weniger als in Berlin  . Die Maſſen ſind un- wir lehnen solches Theater" aus fünstlerischen zufrieden. Das weißt du ja selbst von den letzten Gründen mit aller Stärfe ab, weil seine Pein Betriebsratswahlen. Das Kleinbürgertum hat sichkeit, weil solcher Mißbrauch ſcheinfreier Gedan­sich auch mehr erträumt, als in Erfüllung gegan- ten die wahre Freiheitlichkeit nur disfrediert. gen ist. Aber ehe solche Unzufriedenheit bestimmte AIIe freien Menschen von Geschmack haben denn Formen des Widerstands annimmt, darüber fön- wohl auch insbesondere dieses zweite Stück deutlich nen vielleicht noch Jahre vergehen, wenn nicht..." abgelehnt. - Was?"- Der Besuch beugt sich weit über Was die Darstellung des Lustspiels von Guitry  den Tisch. Flüstert: Wenn nicht die wirtschaft­anlangt, so ist neben Frau Gerda Meller, liche Lage, die noch niemals so schlimm wie heute die das Liebesabenteuer der Dame ausgezeichnet war, sich gründlich zum Besseren ändert." Ich schauspielert, und Herrn Dudek, der dem beiro­Mitteilungen aus dem Publikum fächle. Das brauchst du gar nicht so zu flüstern. als zur Erfenninis der eigenen Unzulänglichkeit des genen Ehemann gerade soviel Intelligenz verleiht, Es ist ein offenes Geheimnis, daß Deutschland   gehörnten Bornierten notwendig ist, Herr Egon von sammlung der Julius Meinl A.-G. statt, in welcher Gestern fand die XII, ordentliche Generalver keine Devisen hat und nicht weiß, womit es fünf- or dan zu nennen, in dem man einen eleganten, die Ausschüttung einer Sprozentigen Dividende für tig seinen Bedarf an Rohstoffen zahlen kann."- ficheren, jugendlichen Bonviant kennen lernte, der Gewiß. Aber man darf es doch nicht so laut als leichtlebiger Liebesroutinier größere Aufmerk jagen." Hier ja." Später bummeln wir ein samkeit auf sich zog als alle anderen Schauspieler, wenig durch die Straßen. Das helle Entzüden des die jetzt mit Engagementsabsichten bei uns gastieren. Mannes aus Hitler  - Deutschland  : die Prager   zei Serr Liebl hatte als Regisseur für glatten Ablauf tungsstände. So viele Zeitungen, Zeitschriften! In der Komödie von Courteline   gruppieren In allen Sprachen, erfüllt von den verschiedensten sich die Herren Dudek, Stadler, Janisch, Janit­Meinungen. Und es darf verkauft werden. Und schek und Valt um ihren Regisseur Walter es wird gekauft! Der Zeitungshändler macht mit Taub, der zugleich die Rolle spielt, um deret meinem Bekannten ein gutes Geschäft. Er verläßt willen das Stüd geichrieben ist, den windigen Ad den Stand, beladen wie ein alter Sonderling vom vokaten, der, zum Staatsanwalt ernannt, gegen linken Seine- Ufer. Eigentlich wollte ich heute die Sache plädiert, die er eben noch) vertreten hat. abend ausgehen", meinte er. Aber schließlich, Serr Taub tui das mit aller Brisanz seiner rhetori Theater obwohl sie jetzt recht schlecht find auch. Doch das" er deutet auf den Pack Hei­Restaurants und Cafés hab' ich in Deutschland  Sich mal an, mein Herr Nachfolger. Ich tungen und Zeitschriften unter seinem Arm hatte jene Stellung zehn Jahre. Unredlichkeiten hab' ich nicht. Ich geh' auf mein Zimmer und wie der nationalsozialistische Sturmführer, der werd' den ganzen Abend lesen. Das kann ich ja nicht wegen seiner journalistischen Qualitäten, hier ungestört fun."

Erzähl' mir etwas aus Deutschland  ."- Er sicht sich vorsichtig um. Die Halle des noblen Hotels das er immer noch bevorzugt, als gelte es die Filiion der Wohlhabenheit bis zum legten Augenblick aufrechizuerhalten ist an diesem frühjahrswarmen Nachmittag menschenleer. Troß­dem mein Vis- a- vis ist ängstlich. Man lann doch nicht wissen, kennst du nicht eine stille Konditorei, in der möglichst keine Emigranten verkehren?" Ich muß lachen. Du, ich bin aber auch eine." Er rüdt ein bißchen nervös hin und her. Na ja, aber immerhin. Ehr­lich gesagt, habe ich mir's ja auch lange genug überlegt, ob ich dich aufsuchen soll. Wenn du wüßteft, was neulich über dich im Böltischen Beobachter" gestanden hat."- Das interessiert

mich. So, was denn?"" Gott  , im Zuſam menhang mit einer Journalistenaffäre. Der Nachfolger auf deinem Posten hat sich nämlich be= rufliche Unredlichkeiten zuſchulden kommen lassen. Dabei erwähnte das Blatt, daß er an Stelle der berüchtigten Prager   Seßjüdin..." in die Ne­daktion deiner früheren Zeitung gekommen sei."

"

Erde

Katja.

der Bilder gesorgt.

schen Gabe, aber dennoch ohne besondere Wirkung; den Prager   näherzubringen, indem man sie ihnen zu geschmacklos ist eben diese ganze Farce, zu hoff­nungslos der Versuch, die Satire in solcher Form

im ,, Continental"-Ton serviert.

Der Zuschauerraum bot übrigens diesmal ein in der Kleinen Bühne ungewohntes Bild: fast durchwegs junge Burschen und Mädel fast die

Wochenspielplan des Neuen Deutschen Theaters. Freitag, halb 8 1hr abends: So- rud"( D2). - Samstag, halb 8 1hr: Turandot  "( A. A.). Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Freitag. 8 Uhr abends: Wir wollen träumen"; Der Stammgast"( Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf). Samstag, halb 8 1hr: Terzett zu Viert"( Erstaufführung).

das Geſchäftsjahr 1933 beſchloſſen wurde. Aus den Erträgnissen wurden dem Unterstützungsfonds für die Angestellten neuerlich 500.000 zugewiesen. 2418

Briefkasten der Redaktion.

L. N., Desterreich. Auf Deine Anfrage ant­orieten wir in der Ausgabe vom 23. Mai. Wir hoffen, daß Du sie erhalten hast. Es sei auch auf Auslandsvertretung ist: Alös". Brünn  , Zeile 88. die Arbeiter- Zeitung  " verwiesen. Die Adresse der

Urania- Kino, Klimentská 4.

Ab Freitag:

Fernsprecher 61623.

Susanne macht Ordnung

Beachten Sie die Besetzung: Franz Lederer  . Szöle Szafall, Truus v. Affen.

Der Aufstand der Natur drängten sie nun ans Licht und verrammelten zu den Wohnungen der Fleischhauer und Mürich mit Brandbomben niederzuschlagen. Habichte, chlummert hatten. In dichten Stoßtrupps fallautos bahnten ſich mit großer Mühe Straßen stiegen, um den Aufruhr der Natur von obenher

Gehiveg und Fahrbahn. Die Palmen und Katteen ner, denn diese hatten die Aufständischen als die Geier, Adler und Bussarde umkreisten freischend Eine Phantasie von Fritz Koselka.  in den Glashäusern der botanischen Gärten ersten Opfer der Revolte auserschen. Erbar die Piloten, hadten mit ihren Schnäbeln auf sie Es begann im Frühling, einem ungewöhn sprengten mit ihren Stöpfen die gläserne Kuppel, mungslos, mit gefletschten Gebissen, hielten sie ein und brachten die Aeroplane zum Absturz. lich jäh einsetzenden, prallheißen Frühling. Die zerschlugen mit zügellos wuchernden Gliedmaßen die Häuser ihrer Todfeinde umlagert, sahmetter Riesenstadt lag steinern brütend in der Land- die Fenster, und wer von Menschen die ungeheure ten mit den Schädeln gegen die Tore, um ein zur Flucht. Aber wohin? Längst lagen die Der weiße Affe war besiegt. Er wandte jich schaft, von flarem Himmel überwölbt. Tief grüne Empörung zu bändigen versuchte, dem leg- gudringen und ihre Brüder zu rächen. Eisenstränge seiner Bahnen tief auf dem Grunde drangen die Sonnenstrahlen in den Asphalt der ten Schlingpflanzen würgend ihre Fangarme um Das Radio verbreitete die Schrecken des grünen Ozeans, die Fernleitungen waren von Boulevards, erweichten ihn zu einer elastischen den Hals. daß alle wilden Tiere der Menagerie die Wärter Pappelspizzen zerrissen, die Riesenstadt war eine Masse, die sich hier und dort hügelig aufivarf. Die Berivirrung war maßlos. Alte Bäume Niemand beachtete die Blasen, die der erhitzte Be- warfen im jubelnden Treiben der neuen Säfte chen waren und stadtwärts zogen. In Scharen ren Städteinseln abgeschnitten. Denn vom überwältigt hatten, aus ihren Kerfern ausgebro- einsam versinkende Insel, von allen ande lag des Erdbodens trieb. ihr morsches Holz ab, daß es den fliehenden kamen sie gelaufen, Löwen   und Tiger, Pumas Lande her hatte der Aufruhr der Natur den Hingegen wunderte sich mancher, wenn er Städtern um die Köpfe ſplitterte, Graz strömte und Panther, Elefanten und Büffel, Bären und Hauptstrom erhalten, die Wälder kamen mar­durch einen Park oder eine Allee ging, wie felt aus den steinern umzirkten Ovalen längs den Eisbären, Wölfe und Füchse, Syänen und Scha- schiert, ein immer enger werdender Kreis der sam rasch Baum und Strauchwert ins Grüne Promenaden auf die Straße hinaus, schoppie sich fale, und wie auf geheime Verabredung tat Eichen und Buchen, Fichten und Tannen zer­schoß. Fast über Nacht stand das am Voriag noch in den Gleisen der Tramway, Automobile glitsch- während des Aufruhrs kein Tier einem anderen drückte die Stadt. tahle Astiverk belaubt, überivellte feuchtes Gras ten in den Kurven über schleimiges Moos, Farn- ein Leid, sättigten sie ihren Hunger am Menschen. die gestern noch frostbraunen Rasenflächen, und fraut, Flechten und Pleurococcus, gerieten ins Die Affen ſchnitten bei den Angstſchreien der für Leid und Schmach, die er ihr durch Jahr­So rächte sich die Natur an dem Menschen auch vie Sausfrauen staunten über das plößliche Schleudern. Binnen wenigen Tagen stockte der massenhaft ingewürgien höhnische Grimassen, tausende zugefügt hatte. Und dann war Leben Dieffen Hochsprießzen ihrer Zimmergewächse. ganze Verkehr. spotteten ihre Todeszudungen nach). Sie rupften wieder nur mehr Leben, ohne Zweck und Willen. Bald wurden auch die Tiere von dem be- den Frauen das Gefieder von den Hüten, rissen ungestörtes Gleichmaß von Lust und Schmerz, freiten Atemholen der Pflanzen mitgerissen. Die ihnen die Pelze vom Leib, Riesenschlangen ringel- feliges Zeugen und gehorsamer Tod auf dem ge­Rinder in den Schlachthäusern kehrten die Hörten sich um zuckende Seidenbeine, Strokodile wein- retteten Stern.- ner gegen ihre Henter, stampften sie nieder und ten, wenn sie am Schuhwerk einer Menschen die

Eines Morgens brachten die Blätter die Meldung, daß an der Stadigrenze ein Rudel Hirsche gesichtet wurde, von den fernen Wäldern her verirrt. Man überlas das.

Besizer von Hunden und anderem zahmen Getter beobachteten an ihren Schüßlingen eine

stürmten ins Freie, brüllten zum Nachefeldzug Haut ihrer Väter erkannten, und zerknabberter Ein Wolf traf eines Morgens den letzten gegen den Menschen, die Pferde zerrissen ihr unter Tränen die damit verzierten Knöchel. Die Menschen. Der war aus der grünen Sintflut auf seltsame Unruhe, eine befremdende Feindselig Baumzeug und galoppierten wichernd durch die Papageien aber frächzten immer wieder das eine den Gipfel einer Föhre geflettert; ohne daß er teit. Mancher schüchterne kleine Kanarienvogel Gaſſen, alles niederrennend, was ihnen in den Wort, das sie in der Gefangenschaft gelernt und es mertte, hatte aber die ungeheure Pflanzenwirr vadte mit dem Schnabel nach dem Finger der Weg trat, ungeheure Vogelschwärme rauschten bis zu diesem Tag für sich behalten hatten: nis diesen Gipfel längst überwachsen, so daß er Serrin, die ihm sein Futter reichte, die phlegma- über die Riesenstadt dahin, grüßten mit hellen Rache! Rache!" und sein Reiter mit der Humusschicht des neuen tischsten Sofatatzen zeigten ihre Krallen und die Siegesschreien den Tag, an dem die Herrschaft Von den Dächern der Häuser, die in dem Waldes in einer Ebene lagen. Der Mensch batte verwöhntesten Schoßhündchen lehnten jede Lieb des weißen Affen gebrochen wurde. immer höher schwellenden grünen Gewoge der Konservenbüchsen im Rucksack und hielt ein schwar­fosung laut fläffend ab. Indeſſen kämpfte dieser verzweifelt um Pflanzen zu versinken begannen, richtete man zes Käſtäen in Händen. Er ließ das gläserne Der große Aufstand der Natur begann. seine Behauptung. Die Feuerwehren ratterten, Waſchinengewehre auf die Tiere, kämpfte mit Auge des Kästchens in dem blühenden, duftenden. Knatternd plaßten die Kastanienknoppen und hundertfach zu Silfe gerufen, in alle Bezirke, Handgranaten und Tränengas gegen sie an. Aber dampfenden Paradies rundumblicken und ku gaben mit dieser Salve das Zeichen zum Stompf. hieben sich mit ihren Beilen wie durch einen Ur- da stürzten sich riesige Insektenschvärme, Bienen, velte eifrig. Bo: den Füßen der Spaziergänger zervarsten jeßt wald Wege zu den Häusern, deren Türen und Hornissen und Wespen auf die verzweifelte Be­Der Wolf richtete lange die grünen Lichter die asphaltenen Hügel, fette grüne Schäfte schnell Fenster grünes Gestrüpp zu überwuchern begann, dienungsmannschaft der Mordapparate und seß- feines heiligen Unverstehens auf das seltsam: ten daraus empor, fremdartige Zwiebelgewächse. Polizei ging gegen Horden jaulender Hunde los, ten sie mit giftigen Stichen außer Gefecht. Ebenso Wesen. Dann fraß er es auf. deren Knollen jahrhundertelang scheintot in der die der Freiheitsrausch toll gemacht hatte. Ueber- taten die Vögel, als Flugzeugstaffeln in die Lüfte Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Poſt monatlich) 16. vierteljährig 48.-, halbjährig 96.- ganzjährig Ke 192.-.- Inserate werden laut Tarij billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manisfripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarfen. Die Zeitungsfranfatur wurde von der Post- und Telegraphen direktion mit Erias Nr. 13.500/ VII/ 1930 bewilligt. Druckerei: Orbis". Drud, Verlags- und Zeitungs- A.- G., Prag  .

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