Donnerstag, 31. Mai 1934

Die Schmerzen der kleinen Leni tu bat am Fronleidmamstag bertemmen Schenkt Bücher

Eine Fronleichnamsgeschichte aus Wien

Von Julius Martin.

triegst eine Schärpen und eine weiße Lilie! Mußt halt zu mir in der Früh, spätestens um halb sieben. Da werd ich dir schon eine schöne Lilie aussuchen und eine pidfeine Schleifen auch. Aber'& Geld mußt mir schon früher bringen, Herzer!!"

Das allerherrlichste Fest im ganzen Jahr ist herum, wie sie es von der Schule her gewohnt doch der Fronleichnam mit dem Umgang" dachte war, ich bitt", wo, wo stellen sich denn dis die kleine Leni. Viele Schulkameradinnen be- Blauen hin?" haupteten zivar der Christabend, der ,, heilige

,, Was für welche?"

Abend", sei viel schöner, aber der kleinen Leni im- Die Blauen" wiederholte das Mäderl mit ponierten die paar Nüsse, die das große Kinderfest zitternder Stimme, denn es merkte schon, daß da für sie übrig hatte, nicht besonders. Weihnachten, nicht alles in Ordnung war. das ist die Zeit, wo ich immer neidig werden muß. Die Blau- en, ja die müssen schon mit dachte die fleine Leni. der Feuerwehr ausrücken!" wißte der Pfarrmi Da war der Umgang" schon ganz was an- nister unter dem schrillen Gelächter der Weißen deres. Da gab es Farbenpracht und Weihrauch und Cremenen. Schon verzog sich Lenis fleines, duft auf sonnenlichten Straßen. Da ging auf ge- dummes Gesicht zum Weinen, da tam der Pfar heimnisvoll gekrümmten Wegen der feierliche rer mit dem Kooperator. O, nun würde gleich Ifmzug straßauf, straßab, und auf dem harten alles gut werden, tröstete fich die Leni und zwin grauen Pflaster war dann über Nacht füßduften- ferte alle Augenfeuchtigkeit, die so bedenklich nach des, weiches Gras gewachsen. Bunte, Taubum- außen drängte, tapfer zurüd. grünte Altäre gabs da hingezaubert an Häuser- Aber merkwürdig! Der Herr Pfarrer eden, die sonst ganz öde und fahl aussahen, und fragte nur nach Kleidern und Schuhen und Far­das ganze der Leni wohlbekannte, so nüchterne ben und Schnitten, und der Herr Katechet redete Stadtviertel hatte an diesem herrlichen Tage ein von Mädelfleidern so sachverständig wie die so märchenhaft himmlisches Gesicht, daß sie nicht Schneidermamsell bei ihr zuhaus im dritten zweifeln konnte, daß beim Umgang der liebe Gott Stock, und die Herren waren auch mit allen sehr selbst, der sonst weit weg war, irgendwo im Him freundlich; aber ob die Mäderln sonst brav oder mel droben im wallenden Mantel auf der blauen schlimm waren, darum fümmerten sie sich heute Sugel saß, wirklich mitzog unter dem prächtigen nicht im mindesten. Tuch, das so überirdisch feierlich dahinschwankte She die Leni sich noch in alle diese unerwar über den Köpfen der vielen Leute, und das darum teten und verkehrten Dinge, gegen die sich ihr eben auch ganz richtig einfach der Himmel" ge- fleines Herz empörte, hineinfinden konnie, stan nannt wurde. den die Herren auch schon vor ihr.

Und die großen Hauptschülerinnen, die da in weißen Kleidern, weißen Strümpfen und weis zen Schuhen mit engelfrommen Gesichtern neben dem Himmel einhergingen und die vom Baldachin herabwallenden Bänder in den Händen hielten, diese großen Schülerinnen, die wußten wohl ganz gewiß schon, wie der liebe Gott aussah, und ob er wirklich einen langen weißen Bart hatte und einen gelben Sonnenschein auf dem Kopf wie auf dem Bild in der Kirche.

Und dann die kleineren weißen Mäderln, die hinter dem Simmel gingen und Polster trugen mit Lilien und Blumen, mit Nägeln, Hämmern, Dornentronen und anderen geheimnisvollen Ge­genständen, die der Himmelvater lieb hatte. Ach, was mußten diese Mädeln, die da hinter dem Him­mel gehen durften mit Blumen und heiligen Ge­räten, selig sein!

Das sind eben die Bravsten!" hatte der Leni einmal ihr Mutterĭ gesagt, das nun schon längst gestorben war.

Damals hatte die Leni fich fest vorgenom­men, auch eine von den Allerbrabsten zu werden, um dereinst ein Blumenförberl tragen zu dürfen, und dann einen Atlaspolster mit den Marterwerk­

zeugen.

Und heuer, heuer wars endlich so weit, daß ihre Karriere beginnen fonnte. Denn in der drit ten Klaffe durfte man schon mitgehen mit dem Umgang". Und was die erforderliche Brabheit anlangt: Die Leni hatte das ihre getan. Der Herr Matechet hatte ihr schon sehr viele heilige Bildchen geschenkt für ihren Fleiß. und in ihrem Ausweis standen die schlanken, Naren Einser so stramm und dichtgeschart nebeneinander, wie die Soldaten beim Umgang, die immer so schredlich laut schoffen.

Gewiß, es fonnte nicht fehlen. Als die Leni am freien Mittwochnachmittag mit den andern, die beim Umgang mittun woll­ten, in die Satristei ihrer Pfarrkirche lam, da mußte sie sich freilich stark wundern.

War da nicht die Burger Frißi. die in der Religion einen Dreier hatte und die Reisinger Melani, die auf den Herrn Katecheten einen Reim gemacht hatte, den Reim: Hat a Nasen wie a Zwetschtenfern, drum haben wir ihn gar so gern" und waren da nicht auch die Großen", die ztvar sehr hübsch waren und reich, aber nicht ein Bissel fromm, die sich immer zuzwinker­ten, wenn von der heiligen Beicht die Rede war. 1nd gar die Hausherrn- Tilla aus der obersten Selasse war auch da, die den Pater Anton den Spitznamen Sela- Tonerl" aufgebracht hatte, was so was Schlechtes sen muß, daß der Bater Anton gar nicht mehr in die Klaffe der Tilla hineinging und überhaupt gleich ganz weggegangen ist von der Schule.

Allerbravste sein.

Der Herr Katechet, der doch in der Schule immer so freundlich mit ihr war, schaute jie jetzt an wie ein Wundertier.

Ja, Eibler Helen, was machst denn du da?" rief er hell erschrocken, und als der Pfars rer fragte: ,, was will denn die da?" zog er die Schultern in die Höhe und spreizte die Hände aus, als wenn er sichs rundum nicht erflären könnte, was die Leni hier zu suchen habe.

..Ich bitt, ein blaues Meidel hab ich, ein schönes, und einen Einser hab ich in der Reli­gion!" stotterte die Leni, die schon begriffen hatte, daß die Kleider hier sehr wichtig waren. Aber was sie sonst wollte und wünschte, wagte sie nicht mehr vorzubringen; das tam ihr jetzt schon ganz unmöglich und himmelfern und uner­reichbar vor.

,,'& Geld!?"

..No freilich, was denn! Eine Schärpen to

zum

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Kindertag!

Das Buch der Arbeiterkinder:

ſtet sechzig Gröscheln und eine schöne Lilie vierzig. Tirilin reist um die Welt

statt 25. nur Ke 12.­

Slezská 13

mußt mir schon eher bringen. Täten die meisten Ist gradaus ein Schilling! Ja, also den Schilling vergessen wollen hinterher. Die Leut sind so viel Zentralstelle für das Bildungswesen Prag XII., schlecht heutzutag und nicht einmal die Kinder ha­ben mehr einen Glauben und ein Gewissen!" er flärte die würdige Frau Gabler, wobei sie der Leni schelmisch mit ihrem wurstförmigen Zeige­finger drohte.

Klein Leni ging mit aufeinandergepreßten Lippen stumm und still nachhaus.. Der Traum war aus, ganz aus...

Ein stummes Schluchzen durchbebte ihren drückte und brannte es. schmächtigen Leib und in der kleinen Brust würgte,

Es war was geborsten und zerbrochen in ihr, was Liebes, Schönes, Warmes...

Der liebe Himmelvater war weggeflogen, ganz weit weg und saß nun wieder irgendwo im fernsten Himmel, unnahbar und majestätisch auf jener unheimlichen blauen Kugel. In Lenis armer, verlassener Seele aber brannte ein großer, bits ter- heißer Schmerz.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik Los von der Ernährungsautarkie!

Für landwirtschaftliche Produktionsplanung und Ankurbelung des Inland­marktes- Initialzündung mit 500 Millionen Kronen zusätzlichen Geldes rise bleibt auch dann vordringlich, wenn sich so viel Nahrungsmittel zu verbrauchen, daß der Die Frage nach dem Weg aus der beiterschaft in die Lage versezzen kann, wieder am Horizont der nationalen und internationalen Mehrbedarf einen Einfuhrüberschuß an landwirt­Wirtschaft tatsächlich Lichtstreifen zeigen sollten. fchaftlichen Produkten hervorruft. Aber wenn er Die Sozialdemokratie und die freien Gewerk in diesem Punkte so zurückhaltend wird, so wollen schaften widmen ihr eingehende Untersuchungen wir nur nachdrücklich betonen, daß die erste Vor­und sie haben den maßgebenden Stellen wieder ausseßung hiefür ist, daß holte Vorschläge zur wirksamen Bekämpfung der Krise unterbreitet. Von industrieller Seite hat jetzt auf der Vollversammlung des Elektro­technischen Verbandes der Generaldirektor der Wittkowizer Werte, Federer, diese Frage in bea merkenswerten Ausführungen erörtert.

die Industriellen endlich aufhören, die Löhne weiter herabzusehen, ja, daß mit den erster Anzeichen einer leichten Besserung eine Er­höhung der gewaltig gesenkten Löhne erfolgen und daß mit den Vestrebungen nach Kürzung gewiffer Sozial- und Unterstützungsleistungen Federer sieht die Hauptprobleme für die Schluß gemacht werden muß. leberwindung der Produktionskrise der tschecho- Nur so fann eine weitere Schrumpfung des slowakischen Wirtschaft erstens in der Um stel Nahrungsmittelverbrauches verhindert und er Tung der Agrarproduktion, daß ein reicht werden, daß ein Zuschußbedarf eintritt. Ja, wenn du kein weißes Meidel hast, dann Zuschußbedarf entsteht, der jedoch die landwirt Diesen Zuschußbedarf will Federer ganz für den können wir dich nicht brauchen!" erklärte der Herr schaftlichen Erlöse nicht nennenswert herab- Import reserviert wissen. Und für diese Einfuhr Pfarrer. brüden soll; zweitens die Ausnüßung der agrarischer Erzeugnisse sollen im Austauschwege Der junge Kooperateur nahm das Kind beim gewaltigen ReferbeanNahrung& industrielle Waren ausgeführt werden. So nehme inn, sah in das verzagte, enttäuschte fleine Gesmittelbedarf, die durch das start herab- die Landwirtschaft leinen Schaden und für die sicht und brachte es nicht zustande, sich wegzu- gedrückte Einkommen der hunderttausende Ar- Industrie sei die Ankurbelung des Binnenmark wenden wie sein Chef, denn er war eben noch beitslosen und Kurzarbeiter mit ihren Familien tes die beste Exportförderung Um dieses Wechsel jung und unerfahren im Amt. und beinahe der gesamten übrigen Arbeiterschaft spiel in Gang zu bringen, wird eine Initials gegeben ist und drittens in der Steigerungzündung für notwendig erklärt. unseres industriellen Exports.

,, Weißt was, Eibler", sagte er...lauf ge= schwind hinüber zur Frau Gabler in der Markt­eine blaue Gruppe. Sag nur, ich hab dich ge gasse. Die macht heuer vom Johannisverein aus schickt. Du friegst eine gelbe Schärpe und fannst dir eine weiße Lilie aussuchen oder einen Blumen­

lorb..."

..Ich bin die Eibler Helen aus der Strozzi­schul und gehör zur blauen Gruppen, hat der Herr Katechet Schraffel gesagt, und ich frieg eine gelbe Schärpen und eine weiße Lilie, weil ich die Beste bin in der Religion, hat der Herr Katechet gesagt!" schrie die Leni mit strahlenden Augen, als sie bei der Frau Gabler angesaust kam, die gewaltig fromme und wohlbeleibte Agentin des rührigen Johannisvereins, der heuer die blaue Gruppe herausgab.

,, Na freilich, mein Herzert!" sagte die Frau Gabler mit ihrer füßen Schmalzstimme, freilich

Waffer und Tränen

Von Bera Jmber. ( Aus dem Russischen von S. Brauner.) ( Schluß.)

Bei Umstellung der Agrarproduktion denkt der erreichten Autarkie, wohl aber an eine Federer nicht an eine fünstliche Zurückschraubung

Abdämmung der landwirtschaftlichen Expan­- fion, die in den vergangenen Jahren in der Tschechoslowakei beträchtliche Fortschritte ge­macht hat. Durch eine Kontrolle der Kredit­gewährung und durch Kontingentierung der Schweine und Rinderhaltung soll dies Ziel

erreicht werden.

500 Millionen Kronen sollen zusäßlich in die Wirtschaft eingeflößt werden.

Für die Währungsstabilität seien die 500 Millionen Kronen feine Gefahr, da der Geld­umlauf an den früheren normalen Verhältnissen gemessen, um eine Milliarde Kronen zu flein sei.

Dieser Beitrag von Industriellen- Seite zur Diskussion über den Weg aus der Krise will ohne Antastung des bestehenden Wirtschaftssystems die Krise überwinden. Aber es ist recht zweifelhaft, ob Die Gewährung von Krediten soll von dem Bei- er auch nur eine nennenswerte Milderung aus­bringen einer Bescheinigung des Landeskultur lösen wird, weil erstens die Agrarier faum in die rates abhängig gemacht werden, die beſtätigt, daß Beschränkung ihrer Expanſion ohne weiteres ein­die beabsichtigten Investitionen im volkswirt- willigen werden und weil zweitens ein großer schaftlichen Interesse erwünscht sind. Teil der Industriellen noch immer um die Herab­Nicht so bestimmt vermag Generaldirektor drückung der Lebenshaltung der Arbeiterschaft Federer zu sagen, wie man die Masse der Ar- bemüht ist.

tet. Im unbezahlten Zimmer herrscht die Unord­nung des Geldmangels und der Krankheit und auf alle Gegenstände fällt ein Trommelfeuer von Tropfen.

-

Mitja", schreit Mura, steh auf." Mitja erwacht, Mura greift nach Jade und Hose, die Hundebisse sind vergessen und er eilt dorthin, wohin ihn seine Reporterspürnase zicht.

Gaikin befindliche Badewanne füllte sich bis zum Rande, lief dann über, das Wasser troch in den Korridor hinüber und Alice Hart erwachte plöß lich von einem leisen Klopfen: es waren ihre Hausschuhe, die vom Wasser ergriffen und gegen das Bett geworfen wurden.

" Je interessanter das Bild ist", behauptet Genoffe Semaschio, desto größer ist das Interesse Das gegenüber dem Kinoplakat geplaßte der Zuschauer und desto enger rüden sie zusammen Wasserrohr wurde noch in derselben Nacht repa­logischerweise steigt dann der Prozentsatz der riert und das Wasser floß nun seinen normalen infettiösen Erkrankungen. Beispielsweise ergibt Weg durch die Röhren und Röhrchen, bis es Der Dieb von Bagdad" täglich etwa 20 Pro- schließlich in das Badezimmer Alice Harts ge­Na wenn der Herr Pfarrer tommt oder der zent der verschiedensten Infektionskrankheiten, vom langte. Der von diesem Kinostar nicht geschlos= Herr Katechet, der wird sie schon jagen diese ganz Scharlach bis zum Schnupfen einschließlich, was fene Hahn begann seine Tätigkeit. Die über Mura Schlimmen, dachte die fleine Zeni und im Vor- den hohen künstlerischen Bert dieses Films be­gefühl der Austreibung der Unwürdigen emps weift." Mura Gailin ist( im Traum) mit diesem ge­fand Leni etwas wie Freude. Aber sie ließ das Gefühl nicht aufkommen, denn es schmeckte ein lungenen Interview ſehr zufrieden und ist eben Bißchen nach Hoffahrt, und sie wollte ja doch die im Begriff, eine ganze Reihe weiterer Fragen zu stellen, als er plöblich bemerkt, daß der Wagen des Die ganz, tveiß" gehen, sollen sich zus Genossen Semaschio nicht genügenden Schuß gegen ſammenstellen, und die creme" gehen, auch!" den Regen gewährt. Stalte Tropfen sidern durch schrie plötzlich der Mesner in den Mädelhaufen, die Dede und fallen auf Mura Gaitins pals. Verzeihung, Genosse Semaschlo", sagt und da sich nun der Knäuel unter Zanten und Scherzen in zwei Parteien, in die der Weißen und Mura Gailin( im Traum). Wie tommt es, daß in die der Cremefarbigen teilte, da ward es der Sie, der Sie über die Gesundheit eines ganzen Leni plößlich siedend heiß ums Herz. An das Klei- Landes zu wachen haben, in einem durchlöcherten derl hatte sie ja noch gar nicht gedacht, und an so Auto fahren und sich auf diese Weise den ber­ein Kleiderl, ob weiß oder creme war ja für sie schiedensten Erkrankungen, vom Scharlach bis zum Schnupfen einschließlich, ausseßen?" auch gar nicht zu denken! ,, Na, was ist Kleine, weiß oder creme?" fragte da der Mesner, der unter den Mädeln ord­nend herumfuhr, wie ein Hund in der Lämmer herde. Ich bitt" zwitscherte die Zeni und wackelte mit Zeigefinger und Mittelfinger in der Luft

"

Aeußerst effektvoll. Muß gleich als erste Aufnahme gedreht werden, denkt Alice schläfrig. Aber schon im nächsten Augenblick lief fie durch das Bimmer hin und her, griff planlos nach allen möglichen Sachen und schrie:

"

..Ach- ach- ach!"

Niemals wird Mura es vergessen, wie der

Traum feines Herzens, erschroden mit ihren ver­schiedenen Augen blißend, halvnackt, zerzauſt wie ein Löwenzahn seine Sände ergriff und schluchate: ,, Genosse Gaitin, hier gibt es gar keine Män­Ich bin verloren, ebenso meine Pantoffel. geht zugrunde."

ner.

Endlich, als der Korridor sich aus einer stür­mischen Meerenge in einen gewöhnlichen Sumpf verwandelte, begriff Mura Gailin, daß seine Mis­sion zu Ende war. Zitternd vom dreifachen Ge­fühl des Reportereifers, von den nassen Füßen und der Nähe des geliebten Weibes, flopfte er an Alicens Tür und rief im Tone des Siegers:

Alissa Matwejewna, gewähren Sie mir ein Interview für den Abendschrei" über Ihre feeli fchen Empfindungen während der Ueberschwem­mung. Ich lasse es gesperrt in Korpus setzen." Aber Alice Hart faßte seinen Rockknopf und

sagte:

"

Genosse Gaifin, ich bitte Sie um die beson= dere Gefälligkeit, nichts darüber zu schreiben. Ich verlasse den Film für immer." Sandschuh und Geier" ist mein Schwanenlied. Ich heirate und mein Mann stellt mir zur Bedingung: kein Auf­treten, feine Sensationen, mit einem Wort: feine Clous mehr. Sie verstehen daher..." ..Ich habe Sie verstanden", sagte Mura und verschwand. An der Tür erwartete ihn Mitja:

Mura", sagte er zähneklappernd, ei... ein Un... Unglück. Während wir die dort ret­teten, ist bei uns alles durch und durch durchnäkt worden. Sogar in deinen Kodak ist Wasser ein­gedrungen."

Des Morgens erwachte Mura im Fieber und

mit verquollenen Augen. Er ließ seine Blide durch das völlig durchnäßte Zimmer gleiten und fagte:

Trinken... gib mir etwas zu trinken..." Lintisch goß Mitja Otin Wasser aus der Ka­raffe und sagte, gewissermaßen zu sich selbst: ..Uebrigens, sie mahnten wieder. Wir sollen

Genoffe Semaschko will eben erwidern, als Mura( bereits wach geworden) verspürt, daß es im Zimmer regnet. Mura ist endgültig erwacht. Alles Mitja, lang und hager, liegt unter der Dede, wie ein Bleistift unter dem Löschpapier. Das Rim- zerbiffener Beine watete er bis zum Knie im Waß- unbedingt das Waffer bezahlen... mer ist von einer Straßenlaterne schwach beleuch- fer und drehte den rasenden Hahn zu.

Mura Gaitin verhielt sich wie ein Held. Trotz