Nr. 126
Freitag, 1. Juni 1934
Gegen die verheirateten Lehrerinnen| Arbeitern, Angestellten und Beamten, die Zuge- franken Sohn töten zu lassen und verkaufte ihn an hörigkeit zu Freimaurerlogen und ähnlichen Or- den Häuptling für sechs Pfund Sterling und schn ganisationen untersagt. Wo eine derartige Bins Ochsen. Die Ermordung erfolgte nach einer großen dung besteht, ist sie umgehend zu lösen. Eine Festlichkeit, die in allen Einzelheiten vorbereitet wor Hebertretung dieses Verbotes ist als Grund für den war. Die Leiche wurde zerstückelt, und zwei Mefristlose Etlassung anzusehen.
( 3. J.) Der Stadtrat und Gemeindevorstand von Rotterdam hat mit allen gegen zwei Stimmen beschlossen, die Richtlinien für die Entlassung von verheirateten Beamtinnen auch auf die Lehrerinnen anzuwenden. Danach soll Leh rerinnen an öffentlichen Schulen, die vor Errei chung des 45. Lebensjahres heiraten, die ehren volle Entlassung" gegeben werden, wenn sie aber eine Lebensgemeinschaft im gemeinsamten Haushalt eingehen, so sollen sie die Entlassung ohne die Beifügung„ chrenvoll" bekommen. Die Einwendungen der Fachorganisationen blieben frucht los. Bemerkenswert ist, daß sich von sieben Fachorganisationen drei gegen den Antrag ausgespro chen haben. Von den vier andern war eine für den Antrag, eine wollte die Altersgrenze beseitigt wissen und zwei gaben keine deutlichen Erflärungen ab.
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GEDENKET
bei allen Anlässen
dizinmänner des Häuptlings nahmen verschiebene der Arbeiterfürsorge! Dunkles Afrika .„ Times" meldet aus Io Körperteile in Besiz, um die ,, Medizin" für ihren bannesburg: In Nata I wünschte ein Säuptling herzustellen. Der Vater des Dahingemor eingeborener Häuptling ,, Medizin" aus menschlichen deten und weitere sechs Eingeborene sind nunmehr Körperteilen zu erhalten, um seine Macht zu vergrö vom Gericht wegen dieses Mordes zum Tode verkern. Ein Eingeborner erklärte sich bereit, seinen urteilt worden.
Volkswirtschaft und Sozialpolitik Deutschland und seine Schulden
Die gescheiterte Transferkonferenz
führen werden, zu denen Deutschland schon deshalb genötigt ist, um Zwangsmaßnahmen zu entgehen und einen Ausweg aus der Rohstoff not au finden.
Zu einem Abstoppen der gesamten national. fozialistischen Katastrophenpolitik hat die Transfer. fonferenz nicht geführt, weil sie sich mit der Politif, die doch das Problem hervor. und die Konferenz zufammengerufen hat, nicht beschäftigen wollte.
Japanisches Dumping
Immer drohender macht sich für die europäische und amerikanische Industrie die Dumpingkonkurrens Ein zeitiges Moratorium Deutschlands - Neue Sonderabkommen? der japanischen Produktion bes Scheinbar ging es bei der nun gestern auch offi- Milliarden, auf England 8.10 Millionen und auf Grund unglaublicher Ausbeutung der Arbeiterschaft merkbar. Mit Hilfe staatlicher Subventionen und auf ziell als ergebnislos abgebrochenen Transferton Frankreich 480 Millionen Mark entfallen. Die Bin ferenz in Berlin nur um den Transfer der deut- senverpflichtungen an das Ausland betragen 1934 überschvemmt man die Welt mit ſpottbilligen Waren. schen Schuldentilgungs- und Zinfenzahlungen an rund 800 Millionen Mark; davon kommen 100 Muſterſchuß und Patente werden hiebei ſtrupellos das Ausland. Aber eben nur scheinbar. In Wirklich Millionen Mark auf die Young und Datesanleihen mißachtet. Der junge ungezügelte Großkapitalismus feit stand die Frage auf der Tagesordnung, ob das und 110 bis 120 Millionen auf die Stillhalteschul- ist äußerst brutal. Die Arbeitszeit dauert in TextilAusland als Gläubiger weiter ruhig zusehen will, den. betrieben von morgens 5 bis abends 11 1hr mit zivei rüstung Deutschlands betrieben wird, daß zu seinen lichen Sträfte. Teben in Kantinen und Schlaffälen daß zu seinen Lasten die ungeheuere militärische Auf Feiertagen pro Monat. Die unverheirateten weibLasten eine künstliche Binnentonjunktur der Wirtdirekt neben der Fabrik, eine Anordnung, die in sämt schaft entfacht wird, und daß damit ein großer Teil lichen Textilwerken zu finden ist. Die Löhne in dieser der Veranwortung dafür auf es zurüdfällt, daß Arbeiterkategorie betragen- neben Kost und Logis sich die terroristische Dittatur der Nationalsoziali ten auf eine längere Zeit einrichten fann.
land durch die Abwertung des Dollars und des Mehr als vier Milliarden Mark hat Deutsch englischen Bfundes von seinen Anslandschulden so zusagen geschenkt erhalten; um 4 Milliarden Mark ist fie durch die Währungsmaßnahmen der anderen Länder zurückgegangen.
Die Naturfreunde lassen sich nicht gleichschalten. Der österreichische Zweig des großen Arbeitertouristenvereines„ Die Naturfreunde" ist, wie alle anderen Arbeiterorganisationen, von der Regierung Dollfuß aufgelöst und enteignet worden. Da es sich hier jedoch um viele Zehntausende von Mitgliedern, sotvie um sehr wertvolles Eigen tum in Geſtalt von Alpenhütten usw. handelt, hat die Regierung dann versucht, die Naturfreunde " gleichzuschalten", d. h. die alten Mitglieder zu födern und sie einer neuen„ baterländischen" Führung zu unterstellen. Mit welchem Erfolg zeigt folgende Tatsache, die dem OND aus ver Diese Transferkonferenz fonnte der Reichs-- zirka Kč 8.50 pro Tag. Dieser Verdienst wird aber bürgter Quelle aus Wien berichtet wird: Zu Hitlers Reichsbankdirektor Dr. Schacht ver- bankpräsident nicht auf Kommando heimschicken, wie nicht direkt an die Leute ausbezahlt; die meiſten Pfingsten hatten die„ neuen" Naturfreunde wie sichert fortgesezt, daß Deutschlands guter Wille, sei ihm das früher gelungen war. Die Vertreter der größeren Fabriken haben in den rein landwirtschaft der die Erlaubnis erhalten, verbilligte Eisenbahn nen finanziellen Verpflichtungen dem Ausland ge- ausländischen Gläubiger gaben sich mit seinen Erlichen Distrikten Agenten, die Arbeitskräfte eintrei fahrkarten für Ausflüge auszugeben. Im vorigen müsse. Aber die außerordentlich ungünstige finanz- ben, daß die Devisenwerte in Deutschland doc) um befördern. Dieser Agent schließt mit den Angehörigen genüber nachzukommen außer jedem Zweifel stehen flärungen nicht einfach zufrieden. Er mußte zugeben und dann per Schiff oder per Bahn in die Fabrik Jahr, als es noch die wirklichen Naturfreunde und währungspolitische Lage mache ihm die Durch einige Hunderte Millionen Mark höher sind, als die einen Vertrag auf mehrere Jahre ab und leistet einen waren, wurden in Wien allein 7000 solcher Kar- führung seines Willens unmöglich. Eine große Reihe Reichsbant ausweist; außerdem sind noch deutsche Vorschuß, während der Restbetrag nach Ablauf der ten ausgegeben; im heurigen Jahre waren es außerdeutscher Zeitungen mühen sich um den Nach Privat- Guthaben im Ausland in Göhe 1.5 Milli- Vertragszeit ausbezahlt wird. Eine weitere Arbeiter 500. Die Ablehnung, die die österreichischen Ar- weis, daß Deutschlands Verhältnisse zurzeit wirklich arden Reichsmart amtlich gemeldet und die nicht ge= beiter dem Regime Dollfuß entgegenbringen, ungemein miserabel seien, und daß darum die Gläu- meldeten ins Ausland geflüchteten Kapitalien ver- ategorie- Mechaniker, Schlosser und andere tommt auch in diesen Zahlen zum Ausdruck: fie biger die erforderliche Rücksicht üben müßten. den mindestens in der gleichen Höhe eingeschätzt. hält einen Höchstlohn von 2 Yen( gleich 14 Kč) täg verzichten lieber auf verbilligte Erholung und Das ergibt zufammen einen Betrag, mit dem lich neben einer jährlichen Gratifikation in der Höhe Feiertagsvergnügen, als daß sie sie aus den Hän Deutschland einige Jahre hindurch seinen gefam- von zwei bis sechs Monatsgehalten. Die Arbeitszeit den des Gegners entgegennehmen. ten ausländischen Schulden- und Zinfenverpflichtun- dieser Leute beträgt 12 Stunden. Die Arbeitszeit gen genügen fönnte, ohne daß der Mark darum Ge- in einem Elektrizitätswerk beträgt 10 Stunden, einen Als die Nationalsozialisten Anfang 1933 die fahr drohen müßte! offiziellen Feiertag gibt es für die Arbeiter überhaupt Reichsregierung übernommen haben, war die finan- Aber auf der Transferkonferenz kam es we- nicht und der ttägliche Lohn beträgt( umgerechnet) sielle, die währungs. und handelspolitische Situa. gen der unterschiedlichen Intereffen der Gläubiger etwa 5 bis 8 Kč. Aehnlich ists in Japan überall. Die tion viel günstiger als heute. Sie haben durch die nicht zu einer schlossenen Front gegen Sitler- fapitalistische Regierung hält das Volt absichtlich auf hemmungslose Begünstigung der nationalen Agrar- Deutschland, so daß Deutschland weder die deutschen und Industriewirtschaft, durch ihre Rüstungs- und Bank- und Devisenguthaben im Ausland mobilisie einem tiefen Lebensstandard, um die Induſtrie hochArbeitsbeschaffungspolitik felbft den Bankerott herren muß, noch eine Finanzfontrolle au beaubringen. Dieſe Tatsache, verbunden mit dem Manbeigeführt, vor dem die Machthaber des Dritten fürchten hat, deren Wiedereinführung einzelne Gläu- gel einer Kampffähigen Organisation der niedergehal Reiches jetzt stehen. biger für notwendig halten. Allerdings, die Billi- tenen Arbeiterklasse Japans bedeutet für die weiße
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Wir bestreiten zu allerletzt die äußerst verfahrene Lage Deutschlands , aber wir betonen ganz nachdrücklich, daß es von den Nationalsozialisten in fie hincinregiert worden ist.
er
Kerkermeister über einander. Das italienische Bentralorgan für Syndikatswesen„ Lavoro fascista" führt eine abfällige Aeußerung des Führers der deutschen Arbeitsfront Dr. Leh über die italienischen Shnditate an, die dahin lautete, daß das italienische System unvollkommen sei, da es zwei einander befehdende Gruppen: Arbeiter und Unternehmer vorsicht. Das erwähnte Blatt erwidert, der deutsche Arbeiter sei hundertmal Es kann auch zu ihrer Entschuldigung nicht ge- gun der Gläubiger für das Nichtzahlen der Schul- Arbeiterschaft der ganzen Welt selbstverständlich eine schlimmer daran, da es für ihn überhaupt keine fagt werden, daß sie ihn nicht hätten kommen ſehen. den und Zinsen hat Deutschland nicht erhalten. starke Bedrohung ihrer Wirtschaftslage. Eine VerVielmehr hat es den Anschein, als ob sie vom An Nach dem Nominunique schlägt der Reichsbankprä- besserung der Lage der japanischen Proletarier liegt Berufungsinstanz gibt und nie geben wird. fang ihrer Herrschaft beharrlich darauf ausgegan- fident ein einjähriges Moratorium vor, doch beim Interesse der gesamten Arbeiterschaft. Die inter Masken der Völker des Nordens. Aus Argen sind, das Ausland an die Folgen des Bankerott stehen die Gläubiger auf die Weiterzahlung für die changelst wird uns geschrieben: Auf Ersu au binden. Durch die schon im Vorjahr erfolgte teil Young- und Dawesanleihe. Für die übrigen nationalen Zusammenhänge der Weltwirtschaft, aber chen einiger ausländischer Anthropologen und weise Einstellung der Schulden- und Binfenzahlun- Schulden sollen die Zinsenzahlungen bis 1945 auf auch der Arbeiterbewegung, liegen hier flar zutage. gen wurden die Markforderungen der Gläubiger geschoben werden, dafür sollen die Gläubiger statt wissenschaftlicher Institutionen der Vereinigten bis zu 60 Prozent entwertet. Sie sahen sich gezwun- der Zahlungen Bonds erhalten, die mit 3 Prozent Staaten, Frankreichs und Schwedens läßt das Ingen, um einer weiteren Entwertung vorzubeugen, jährlich verzinst und mit 3 Prozent getilgt werden stitut des Nordens jetzt die Masten von 28 Völ fie an die Reichsbank zu verkaufen und so eine fern der nördlichen Gebiete der Sowjetunion an- deutsche Dumpingausfuhr, die ihre eigene Indu fertigen. Die Masten bestehen aus Abgüssen des strie schädigen mußte, zu finanzieren. Gesichtes und des Kopfes und stellen so eine geAber vor allem wurde damit erreicht, daß rund naue Wiedergabe aller äußeren Merkmale der 13 Milliarden Reichsmark ausländisches Rapital in Deutschland festgefroren liegen blieb. nördlichen Völkerschaften dar.
Freimaurer sollen verhungern. Reichswehrminister von Blomberg hat einen Befehl erlassen, in dem er jedem Angehörigen der Wehrmacht, auch
Das Wunder der guten Erziehung
Bon Fr. B a dt.
Günstige Wirtschaftszeichen. Auf dem Weltmartte steigen die Umjäße vieler Rohstoffe, ins follen. besondere von Weizen und Baum Ein anderes Angebot will die Bons wenn wo II c. In Verbindung damit stehen Preisgenügend Devisen vorhanden find, fchon nach einem steigerungen der Rohstoffe. In Baumtvolle zeigen halben Jahre einlösen, wenn die Gläubiger auf die ersten acht Stampagnemonate einen Geamtver 60 Prozent ihrer Forderungen verzichten. brand von 17,013.000 Ballen, der sich der ent sprechenden Verbrauchszahl der Kampagne von 1929/30, die für den gleichen Zeitraum einen Konsum von 17,235.000 Ballen aufwvies, wirklich sehr nähert.
Die Mehrzahl der Gläubiger lehnt dies AngeAllein die langfristigen Schulden betra bot ab, so daß Deutschland wahrscheinlich am 1. Juli gen noch insgesamt 7.44 Milliarden Reichsmart, das Moratorium erklären wird. Wahrscheinlich verwovon auf die Vereinigten Staaten 3 Milliarden, den in Kürze neue Verhandlungen mit den einzelauf Holland 1.53 Milliarden, auf die Schweiz 1.05 nen Gläubigern beginnen, die zu Sonderabkommen
Der Junge schien sich nicht weiter für das| ,, ein guter Betrieb läuft von selbst, und der Chef Gespräch zu interessieren und begann mit dem hat nichts anderes zu tun, als von Zeit zu Zeit der im gleichen Augenblick die Reste des Essens anderen mit seinen guten Gedanken zu befruchzwischen den Zähnen hervorkramte, schnipste das ten." Stüdchen Fleisch, das er nach langem Suchen zwischen den beiden großen Edzähnen gefunden hatte, in die Luft und schaute mißbilligend auf
Finger in der Nase Forschungsreisen. Der Vater, nach dem Rechten zu ſehen und die Arbeit der ſie hübsch bunt ladieren."
Das Inserat hatte vielverheißend gelautet: ,, Berständnisvoller Lehrer für hochbegabtes Kind aus gutem Hause gesucht." Als ich mich vorstellte, jaz der Herr des guten Hauses bei Tisch. Er seinen Sprößling: ..So was tut man doch nicht! Ein anſtänerhob sich nicht, sondern sah etwas wegwerfend von der Suppe, die er eben mit schmaßendem Be- diger Mensch bohrt nicht in der Nase. Komm liehagen löffelte, auf und sagte nur: Also Sie ber an den Tisch und iß noch etwas von der Speise." sind derjenige, welcher..." Ohne sich zu erheben, rief er seiner Frau:., Hol mal das süße Kind herein!"
Das jüße Kind schien nicht kommen zu wollen, denn man hörte eine plärrige Stimme aus dem Nebenzimmer: Ich will nicht, ich mag nicht! Er soll zu mir kommen! Er wird ja dafür bezahlt!"
Der Vater sagte:., Ein intelligenter Bursche, wie? Na, apropos, was fordern Sie eigentlich?" Ich nannte eine bescheidene Summe. Er wackelte bedenklich mit dem Kopf:
,, Geld, viel Geld, Herr das will alles erst verdient sein. Aber für mein Kind ist mir nichts zu teuer."
Er erhob sich und ging breitbeinig, mit etwas watschelndem Gang, aus dem Zimmer und kam wieder, den mißmutig in der gleichen Gangart neben ihm trottenden Sprößling an der Hand:
..Nu sag mal dem Herrn Lehrer guten Tag. Sei fleißig bei ihm, du weißt, der Unterricht fostet viel Geld. Nuße die Zeit gut aus!"
Ich fragte den Jungen, um mit ihm in ein Gespräch zu kommen: Wofür interessierst du dich. mein Kind?"
Die Speise mußte sehr gut sein, denn Vater und Sohn gaben durch kräftige Schmaßlaute ihren Wohlgeschmad fund. Plötzlich unterbrach der Va ter die sakrale Sandlung des Effens und blidte wieder mißbilligend auf den Sohn;
Willi, wie ißt du man schmaßt nicht beim Efen! Iß nicht so gierig, es nimmt dir ja feiner fort!"
Dabei tropften ihm einige Tröpfchen von der Himbeersauce aus dem Mundwinkel und er visate sie mit der Hand leicht ab.
..Herr Lehrer, wollen Sie nicht auch etwas mitessen? Hier sind noch die guten Erdnüsse. Greifen Sie ruhig zu, das Nilo kostet nur drei Kronen."
Der Sohn sah, daß ich bescheiden nach den Erdnüssen langte. Schon griff er mit quatschigen Händen zu und rief:
,, Mir auch!"
" Und für Deinen guten Vater soll nichts bleiben?" sagte der Papa und nahm sich den
Löwenanteil.
..Papa, ich will aber nicht nach der Schule gehen!" rief das süße Kind dazwischen.
,, Warum denn nicht?"
..Ich fühle mich heute so unwohl!" ,, Was fehlt dir denn, du Aermster?" ,, Er ist etwas überarbeitet," sagte er mit einem Blick auf mich. Hast du Schmerzen?"
..Ja, Pappi."
,, Wo denn, mein Kind?" ..Das fann ich nicht sagen." ..Oh, oh, das sind die Nerben! Sehen Sie zu. Herr Lehrer, daß sich das Kind nicht überanstrengt."
nur
,, Was machst du denn da?" sagte der Vater. ..Die Pfanne sieht so schwarz aus, ich will Jungenstreiche," philosophierte der Vater. ,, Aber sehen Sie, was für ein sauberes Kind ich have! Alles muß bei ihm blizen und glänzen."
Ich wagte nichts zu entgegnen und sah nur auf die Mutter, die mit Entsetzen die Bürste betrachtete:..Willi, gib die Bürste her!"
..Aber laß doch dem Kind sein Vergnügen! Man soll die Phantasie des Kindes nicht fünstlich einschränken." meinte der Vater begüti gend, mein süßes Kind, was will dir deine böse Mutter wieder antun?"
,, Aber die Klosettbürste?" sagte die Frau bescheiden dazwischen.
..Ja, das geht wirklich nicht, das ist ja eine Schweinerei!" meinte wütend der Papa, nahm Bir gingen ins Nebenzimmer. Nun zeig die Bürfte und legte sie auf den Eztisch ,,, Ordmir mal deine Schularbeiten, die du aufbekom- nung muß schließlich sein!" men bast."
Ich mache teine Schularbeiten," sagte Willi protestierend. Der Kurt von Schumanns unten. der macht sie mir. Ich gebe ihm dafür drei Murmeln. Ich sage ihm nur, wie er's machen soll, und dann schreibe ich mir's ab."
,, Aber das ist doch unrecht, du mußt es doch schließlich selber machen!"
,, Na, wenn ich ihm aber sage, was er machen muß, dann brauch ich's doch nicht selbst zu
machen!"
Mir wurde etwas bang zumute.
..Na. Herr Lehrer, und was macht der Unterricht?"
Ja, ich hatte bis jetzt keine Zeit dazu." ..Was heißt das, feine Zeit? Sie müssen dem Jungen mit gutem Beispiel vorangehen. Sehen Sie mich an! Gutes Beispiel das ist das Wunder der guten Erziehung!"
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, und erwiderte nur: Ich glaube, ich bin für Ihren Sohn doch nicht ganz der geeignete Erzieher." ..Das ist ganz verkehrt." ließ sich der Vater..Das scheint mir auch so," meinte der Herr vernehmen, der eben ins Zimmer trat, felber Papa und schaute auf seinen Sprößling, der bemuß man arbeiten, nicht alles den anderen Leu- jahend nickte. Ich glaube, ich erziehe mein Kind ten überlassen. Sieh deinen Vater an, wie der am besten selber." schloß er. es macht!" Die Frau blieb im Hintergrund. Vater und Willi schien von dieser Belehrung nicht sehr Sohn sahen böse drein. Sie gaben mir beim Fortüberzeugt zu sein. Er lief aus dem Zimmer und gehen nicht einmal die Hand. Der Junge sagte plößlich hörte man lautes Schelten. Was war ge- nur: Was soll der Schnorrer hier auch!" schehen? Willichen hatte einen neben dem Herd Der Vater meinte: Schnorrer, mein süßes stehenden Farbtopf ergriffen und war gerade das Kind, sagt man nicht. Man sagt: der arme bei, mit Hilfe der Klosettbürste die Pfanne zu Mann."
Das Essen war zu Ende. Wir standen auf. ..Und nun bringen Sie dem Jungen etwas Tüchtiges bei. Er muß um drei Uhr in die Schule gehen. Also beeilen Sie sich! Ich werde ihn selbst hinbringen." Gehst du denn heute nicht ins Büro?" ..Da sehen Sie, ganz der kommende Geschäftsmann," sagte voll sichtlichem Stolz der fragte schüchtern die Frau. Mein liebes Kind," dozierte der Hausherr, streichen. Bater.
„ Ich verkaufe gern Murmeln", kam die verplüffende Antwort.
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