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Sonntag, 3. Juni 1934

Nr. 128

steht es mit der Kreditbeschaffung für Bauge- Mundfeuchte Beredsamkeiten, opin aus einer greint mit eigenen werbe und Industrie?

ficherung, so wichtig dieſe Poſtulate auch sein mögen. Mindestens gleichwichtig ist jedoch die Rettung unserer Industriepofitionen in der ver- Der Ausweg liegt in einem großzügigen schärften Weltkonkurrenz, zentrale Führung und und universellen Handeln der demokratischen Planung, demokratische Mitbestimmung der Ar- Regierungsmehrheit gegen alle Krisenfolgen. Die beiter und Angestellten in der Industrie, Ar- Bereitschaft der Arbeiterklasse an einer durch beitszeitverkürzung, soziale Regelung der chao- greifenden Linderung der Agrarfrise mitzuhel. tischen Arbeitsmarktverhältnisse. Ungelöst ist noch fen und dafür gewisse Opfer zu bringen, wird immer die große Frage, inwieweit die Tschecho. ganz von dem Ausmaß der Bereitschaft im jlowakei die Unsicherheit ihres Erportschicksals agrarischen Lager abhängen, verbesserte Metho. durch binnenwirtschaftliche Ankur- den der Selbsthilfe und der Staatsinitative auch belung meistern kann. Wie steht es mit einem im industriellen Krisensektor und vor allem in wirklich großzügigen Investitionsprogramm? junseren schwerstbetroffenen Notstandsgebieten an­W. J. Wie steht es mit der Innenkolonisation? Wie zuwenden.

Dobrzan ist Trumpf!

Neues aus Spinas Landstand

eine ,, loyale" Rücksicht der Landständler auf den immer noch lebendigen und beachtlichen Eristenz­willen unserer Republik .

Aus dem sonstigen Inhalt der ,, Landständis fchen Monatshefte" geht unzweideutig hervor, daß sie Sammelort und Tummelplaz fascistischer und daher arbeiterfeindlicher Kräfte sind.

Vor uns liegt ein Werbebrief, worin unter anderen landständischen" Herren auch Minister Spina für den Bezug der ,, Landständischen Mo­natshefte" agitieren hilft. Offenbar soll der Name Spina dafür bürgen, daß wir es mit einem offiziellen, sozusagen wiſſenſchaftlichem Organ zu tun haben, in dem die Ideologie des von Spina ,, geführten" Landstandes geschmiedet ,, Notwendig ist der Abbau werden soll. Unsere Leser sind darüber unterrich der Gewerkschaftsideologie". tet, daß in der Erstlingsnummer dieser Zeitschrift, ruft der Oberfascist in 3 el aus und man er­aus der in Hinfunft Dobrzaner Geist auf tennt in diesem Ruf das einzige Ergebnis einer den Landstand regelmäßig ausgeschüttet werden langen Schwadronade, die Künzel, überheblich foll, Herr von Papen den Tanz eröffnete, genug, Soziologische und politische Probleme des also ein Mann, von dem sicherlich außer Zweifel judetendeutschen Landstandes" betitelt. Er wie­steht, er habe mit seinem Appell an das deutsche derholt selbstverständlich bei dieser Gelegenheit Gewissen" unserer Republik nur die besten Dienste den Unsinn von einer völtischen Gebietswirt leisten sollen. schaft" seines artgleichen Brünner Kameraden Aber auch der Eigentümer, Herausgeber und Preib schein Wahnsinn, von dem man Schriftleiter der neuen Zeitschrift, Adolf nichts mehr hörte, seit er durch Steulenschläge eines Schmidt des Namens, wohnhaft in Dobrzan wirklichen Demokraten, Alfred J. Ro ß ma= ( die Hausnummer ist der Redaktion nicht bekannt) niths, als endgültig erledigt galt. Im Mai belehrt uns in seinem Aufbruch" betitelten Ein- heft fordert G. Walter rundweg eine leitungsworten, daß der Zeitschrift eigentlich ein Overſte judetendeutsche Wirtſchaftskammer". ganz anderer Titel zukomme, als der, den sie tat- Wahrhaftig, es ist zum Erbrechen. jächlich im Schilde führt. Das Sudetendeutschtum und dessen Politik sind den Leuten aus Dobrzan nur eine Art V or h of zu ihrem großen politi­schen Tempel, zu ihren weiter und höher gesteckten Zielen. Denn, so hämmert uns der Dobrzaner Schmied ein:

,, Der süd o stdeutsche Gedante wird führend über unseren Monatsheften stehen, weil die sudetendeutsche Aufgabe nur ein Teil der südostdeutschen ist."

der Hader Fascisten

Kleinstadt Willensäußerungen nachzuhinten, faum taktisch und nationalpolitisch flug sein mag, und wo ver antwortungs und sielbewußt als Gleichberechtig ter und Fähiger die Interessen eines Dreieinhalb millionenvoltes vertreten zu wollen, ein glüdlicher und vielversprechender Einsatz des Hoffnungsvollen jungen sudetendeutschen Denkens ist, das sich gerade gegen die Gegner durchzusetzen versteht, die an Stelle positiver Leistungen nur allgemeine Phrasen einer mundfeuchten Beredsamkeit zu bie ten vermögen.

Die Neue Morgenpost" des Dr. Hans Stief verfündet unter einer breispaltigen Ueberschrift die durch Herrn Spina vorgenommene Verjün gung des Bundes der Landwirte und kommentiert den politischen Selbstmord des agrarischen Mini­sters in der ausführlichsten Weise. Das Blatt ist hiezu von Gustav Hader ermächtigt, wenn nicht Wir denken, daß die mundfeuchte Beredsam gar beauftragt. Aus dem Kommentar der Neuen Morgen- teit des Dr. Stief niemandem glauben machen post" ist ersichtlich, daß es sich um eine regelrechte wird, daß die Verlegung des Sizes der Partei­Absetzung des bisherigen Vorsitzenden des leitung ein genügen der Beweis für die real­des Bundes der Landwirte, den Herrn politische Gesinnung Hackers und des hoffnungs Peterle aus Straußni, han vollen jungen judetendeutschen Denkens" sei. delt. Herr Peterle selbst hat bisher zu dem Spiel Entscheidend bleibt der Ort, in dem die Ungedan­geschwiegen; es ist durchaus anzunehmen, daß er fen der Bürger, Papen und Spann, sich zu den auch fernerhin stumm bleibt. Er hat sich um den Landständischen Monatsheften" verdichten: es Bund der Landwirte einige Verdienste erworben. ist Dobrzan. In der neuen Demofratic, die sich landständisch nennt, find Worte des Dantes an einen verdien­ten Führer verpönt. So vollzieht sich denn das nicht alltägliche Schauspiel eines Führerwechsels im Bunde der Landwirte auf die nicht alltägliche Weise, daß der bisherige Parteivorsitzende worklos in die Versenkung tommt. Oder gibt es andere Ursachen, die zu einer solchen Kaltstellung Peter­les Anlaß gaben?

,, So wollte es Svehla!"

Tschechische Agrarier gegen Berfassungs­abenteuer.

Im gestrigen Leitartikel des Venkov" schreibt R. Halit: Es tauchen Menschen auf, welche das Heil und die Erlösung von den Schwic rigkeiten der Zeit in Reformen der Verfassung Es entspricht, meint die Neue Morgenpost" und des heutigen Regimes suchen. Wenn es aud) richtig, dem Sinne der Demokratic, daß die Jugend Menschen bekannten Namens sind, zögern wit leitungen ringt. Im Sudetendeutschen Landstand meinsames Kennzeichen haben die poli um einen entsprechenden Einfluß in den Partei nicht zu sagen, daß alle diese Reformer ein ge­vollzieht sich dieser demokratische Prozeß allerdings tische Dekaden z. Auch die Reformer mis­so, daß ein Teil der fascistisch verseuchten, mit der sen das Milieu und den Unterschied zwischen der Henleinbewegung verjippten Landjugend die Par Stellung des tschechischen Politikers in der Arbeit tei oder einen namhaften Teil an den für die Staatsinteressen in der alten Monarchic und in unserem neuen Staatsgebilde kennen. Man Sudetenhitler zu verschachern droht, worauf sich spricht von der Ehre der Nation, von ihren Zie­Spina beeilt, das Wohlwollen dieser Jugend durch die Ernennung des Jungfascisten Hacker zu len und schlägt anstelle positiver Arbeit ein 8 Abenteuer vor. Man darf nicht mit Werten ertaufen. Diese Form der demokratischen Willens­hasardieren, in welchen wir die Merkmale der und Organiſationsbildung reißt den Dr. Stief zu reifen staatsmännischen Ueberlegung sehen, alle Begeisterungsausbrüchen hin, die den ſeinerzei Teile, die unseren Staat bilden, gerecht zu regie­tigen Beifallsrufen für Hitler verdammt ähneln. ren und bei den nationalen Minderheiten, die hier Ja, für die Neue Morgenpost" ist der Unsind und mit welchen jeder rechnen muß, der regie­geist, der sich in dem Hacer Henleins vertörpert, ren will, einen Funken Vertrauen zu entzünden, geradezu der Ausdruck für das Wollen der ge- aus welchem die gläubige Ueberzeugung wächst: samten jungen Generation der Sudetendeutschen . Die Tschechoslowakische Republik ist mein Vater­Daß die Burschen selbst das, was zur Her Dr. Hans Stief tanzelt die Christlich sozia- land! So wollte es Švehla und so wollen auch zenssache der engsten agrarischen Ministerkollegenen, die diesen Totalitätsanspruch der Hader wir es. Spinas gehört, die Agrardemokratie Hodžas, Henlein nicht anerkennen wollen, also ab: das Erbgut S ve h I a s, verhöhnen, soll nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden. In der lezten Ausgabe der Hefte aus Dobrzan schreibt . G. Bürger in der Kritik eines Buches von Harald Lacuen:

Wie lange wird wohl Spina noch solche Geistesprodukte decken? Wie lange wird er noch zugeben, daß Leute aus seinem Landstand sich offen gegen die Demokratie stellen?

Im deutschen Lager stehen die Dinge so, daß nach den Christlichsozialen, wo eine im gewissen Sinne antiflerifale Strömung der Jugend und gewisse Einigungsbestrebungen in den Vor­dergrund drängen und wo man durch den Ruf bie tänbiſme Gübreri cute dut anulung auf oppoſitioneller Bais

,, Auf unse m Boden i st

gewachsen, die sich bewußt gegen jene von 2. bekämpfte und den bourgeoisen Westen flischierende Agrardemokratic ste II t."

Also eine Art ,, Ostdeutsche Rundschau" in ständischer Aufmachung. Wie uns der Herausgeber in der gleichen Nummer glaubhaft versichert, wird die Aufgabe, die sich die Dobrzaner gestellt haben, ,, viele Jahre dauern". Die Burschen richten sich auf einen Stellungsfrieg, für den Stampf um ein großes Ziel auf weite Sicht ein. Sie müssen sich daher auch nach werktätigen Mitarbeitern um sehen, die zäh sind und etwas aushalten können. Uns fallen davon vorderhand außer den landwirt- Bürger meint damit nichts anders als schaftlichen Genossenschaftsverbänden die Stredie Ullersdorfer Führerschule", die, mit Bauern­ditanstalt der Deutschen und das K a li- geldern durch Herrn il mer finanziert, zur syndikat besonders aus, die im Hinterteil Brutstätte der fascistischen Spannschen Stände­der Zeitschrift als Inserenten führen. Stann man staats- und Führerideologic gemacht wurde. Diese der Kreditanstalt der Deutschen und dem Kali- Ideologie nahm von hier aus den Weg über die syndikat nachsagen, daß sie nur engherzig fu de deutschen Randgebiete Böhmens , in Ach hat tendeutsch, daß sie nicht do st sie als Heimatsfront mit dem Hitlergeist ein deutsch " orientiert sind? Daß die früher Kontordat gegen die den bourgeoisen Westen gebräuchlichere Terminologie..P anger ma flischierende Agrardemotratie" geschlossen. nis mus" heute nicht favorisiert wird, beweist

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zur

Wir warnen vor der unüberlegten Tat alle, die der Oeffentlichkeit einreden wollen, daß das Volt seine Rechte sich durch seine Organisa­tionen selbst zu regieren aufgeben und daß die Regierung der Republik in die Hände privile gierter Menschen übergehen solle."

und durch Aufnahme Jugendlicher in die Partei- Die agrarische Jugend für die Anerkennung leitung sich ein ungefährdetes Sonderleben sichern Sowjetrußlands. Die Zeitschrift der agrarischen will, nun im Bund der Landwirte der immer mehr Jugend Brázda" wendet sich dagegen, daß die erstartende Einfluß der zahlenmäßig überaus ge- Anerkennung Rußlands verzögert werde und wichtigen jungen Gemeinde einen eindeutigen schreibt: Es ist notwendig schnell zu handeln, Ausdruck findet. Die Neuernennungen legen Beug solange die Tore Rußlands für unsere Erzeug­nis davon ab, daß die junge Bauerngeneration sich nisse nicht verschlossen werden. Es ist notwendig, nicht in Resignation bescheiden will und daß der Drang der jungen Herzen und Sirne so viel voji- Berbündete im Westen und im Osten zu haben. Wir brauchen ein Absatzgebiet für unsere Indu tive Entschlußfraft für Partei, Volt und Staat strie und wir können in Rußland Platz für un­beinhaltet, daß diesem Drang Rechnung getragen werden mußte. Wie realpolitisch und wie vielver- fere Ingenieure und qualifizierten Arbeiter sprechend für die Entwicklung des sudetendeutschen finden." Boifes der neue Kurs zu nehmen ist, das beweist der Umstand, daß in der nächsten Zeit die Reichs­Brüning in London . Die Agence Havas geschäftsleitung des B. d. L. von Böhm.- Leipa meldet aus London , daß der gewesene deutsche nach Prag übersiedeln wird, nach dem Prag , wo Reichsfangler Dr. Brüning in London eingetrof­jich letzten Endes alle Dinge in diesem Staate ent- fen ist.

Das sind die Leute, die Spina ,, führt!" machen. Später schilderte er uns die ganze Be Mein fünftiger Schwiegersohn, der Baron chen, daß das, was Sie hier tun, Hausfriedens­gebenheit. Die Gräfin Agnes empfing selbst die Hellsdorf, merkte, daß die Alte sich nicht ein- bruch ist." Leute, sehr ruhig, sehr gelassen und furchtbar schüchtern lasse. Er fragte daher ganz höflich: " Sie werden Ihre Haltung noch bereuen." hochmütig. Sic faß in einem großen Lehnsessel..Haben Sie den Bürgermeister verstedt? Ich Die Alte lachte. und betrachtete alle durch ihr Zorgnon. Mein rate Ihnen im Guten, die Wahrheit zu sagen." fünftiger Schwiegersohn, der Baron Hellsdorf, Roman von Hermynia Zur Mühlen wollte sie überrumpein und schrie sie an:"

Unsere Töchter, die Nazinen

Sie haben den Bürgermeister bei sich ver­steckt. Geben Sie ihn sofort heraus." Die alte Frau blickte ihn lange an, dann sagte sie gelassen:

Seit wann haben die Hellsdorf vergessen. wie man mit einer Dame umgeht? Dieser Ton ist hier nicht am Play.

bor :

Ein junger eifriger SA- Mann drängte sich

Die Alte zudte die Achseln.

" Wollt ihr mich einsperren? Mein Groß­vater hat auf dem Spielberg gesessen, es wird für mich eine Ehre sein, seinem Beispiel zu folgen. Was liegt an einer alten Frau?"

Mein fünftiger Schwiegersohn, der Baron Hellsdorf, wollte even energisch gegen die Alte vorgehen, da flog die Tür auf und Claudia ſtürzte

,, Wir Salderns pflegen nicht zu lügen, Ba­ron Hellsdorf. Wir haben auch nie zu den Men­schen gehört, die sich einem siegreichen Pöbel an­schließen. Bis auf meine Tochter Claudia. Sic wiſſen ja, daß sie bei Ihrer Partei ist. Glauben Sie wirtlich, ich würde die Verantwortung über- ins Zimmer. nehmen, den Bürgermeister im gleichen Haus mit meiner Tochter zu verstecken?"

Und dann sagte das freche Weibsbild: ,, Sie fönnen sich seßen, meine Herren, wenn Sie wollen. Sie sind zwar ungebetene Gäste, aber immerhin Gäste. Und wenn der Baron Hellsdorf feine Manieren vergessen hat, ich habe es nicht getan."

Ueberhaupt gibt es troß dem hehren Ernst dieser Tage immer wieder allerlei, das einem zum Lachen bringt. So neulich, als sie den sozial­demokratischen Bürgermeister zwangen, mit der Halentreuzfahne durch die Straße zu marſchie ren. Ich gönnte es ihm; seine Frau war nach dem Umsturz so unliebenswürdig zu mir. Der Bürgermeister schnitt ein Gesicht wie ein tranfer ..Her mit dem Bürgermeister, sonst...!" Affe, und wenn er stehen blieb, erhielt er von Die alte Frau lächelte. unserer braven SA einen gutmütigen, Ileinen| ,, Ach, das ist ja der Hermann, der früher Hieb. Dann lief er immer ein paar Schritte, bei den Kommunisten war und wegen Truntsucht und die Jungens bogen sich vor Lachen. Am fol- aus der Partei ausgeschlossen wurde. Trinken Eic Mein fünftiger Schwiegersohn, der Baron genden Tag hieß es, man habe bei ihm hochber- noch immer so viel, mein Sohn?" Hellsdorf, der sich von den unverschämten An­räterische Dokumente gefunden und er sollte ver- ,, Werden Sie endlich unsere Frage beantwürfen der Alten peinlich berührt fühlte, schickte haftet werden. Aber da war unser Bürger- worten?" brüllte mein fünftiger Schwiegersohn, die SA- Leute aus dem Zimmer und blieb mit meister mit einem Male verschwunden. So sind der Baron Hellsdorf, die alte Frau an. Es war der Alten allein. diese Herrschaften; sie haben nicht für einen roten ja begreiflich, daß er diese Beleidigung eines ,, Sagen Sie jest endlich die Wahrheit", Groschen Mut. In der ganzen Stadt wurde braven SA- Mannes nicht einfach durchgehen herrschte er sie an. herumgeredet, wo er wohl, sein könne, denn die ließ. Sie betrachtete ihn durch ihr Lorgnon von Schweizer Grenze war streng bewacht. Ich hatte ,, Sobald Sie die Frage in einem anständigen oben bis unten. Dann sagte sie: so meinen Verdacht: es gibt nur einen Menschen, Ton an mich richten, werde ich sie beantworten." Ihre Mutter war meine Freundin, ich bin der ihn versteckt haben fann. Und ich sagte zu Die alte Frau lächelte noch immer, nahm froh, daß sie gestorben ist, ohne diese Schande zu meinem fünftigen Schwiegersohn, dem Baron ruhig eine Zigarette aus der Silberdose und ent- erleben." Hellsdorf: zündete sie.

,, Wo ist der Bürgermeister?" schrie ein zweiter der S- A- Leute.

Wo ist der Bürgermeister?"

Mein fünftiger Schwiegersohn, der Baron Hellsdorf, konnte sich kaum mehr beherrschen. Er fagte uns, daß er der Alten am liebsten eine her untergehauen hätte. Und weiß Gott , daß sie es verdiente.

fie.

Was wollt Ihr von meiner Mutter?" schrie

Nichts, nichts. Wir wollen nur, daß sie den Bürgermeister, den sie versteckt hat, herausgibt."

Er ist nicht hier!" schrie Claudia außer sich. Wie könnt Ihr wagen, eine alte Frau zu be lästigen, ihr zu drohen? Ich bin in der Partei, ich werde mich beschweren."

Die Alte saß noch immer ganz ruhig da und lächelte. Wie eine Here, sagte mein fünftiger Schwiegersohn, der Baron Hellsdorf.

" Deine Freunde und Parteigenossen, liebe Claudia", sagte sie boshaft, zeichnen sich nicht durch gute Manieren aus."

Die SA- Leute tamen zurück; sie hatten nie­

mand gefunden.

Mein fünftiger Schwiegersohn, der ein echter Savalier ist, wollte sich bei der Alten ent­schuldigen.

Sie wehrte ab.

" Ich habe von Ihnen nichts anderes erwar tet", sagte die unverschämte Person. Aber es wäre wir angenehm, wenn Sie jetzt gingen. Ein Haken­treuz im Haus genügt mir."

,, An euerer Stelle würde ich bei der Gräfin Agnes Saldern Haussuchung halten. Ich weiß genau, daß diese Frau eine wütende Feindin unse Der Alfred", sagte das freche alte Weibs­rer Bewegung ist. Es geht bei ihr so weit, daß bild. Ja, der Alfred. Ihre Mutter hat mir oft Die arme Claudia schämte sich furchtbar sie mich nicht einmal mehr grüßt. Außerdem habe vorgejammert, was für ein Tunichtgut Sie sind. über die unmögliche Mutter; sie vergrub das Ge­ich den Verdacht, daß sie jüdische Ahnen hat." Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Junge bei Ich nehme an, daß Ihre Leute jetzt mein sicht in den Händen und wandte sich von der Alten Mein fünftiger Schwiegersohn, der Baron mir im Garten Aepfel gestohlen haben und ich Haus durchsuchen. Sie werden außer meiner Toch- ab. Mein Schwiegersohn, der Baron Hellsdorf, Hellsdorf, war hocherfreut über meinen Rat. Er Sie kosbitten mußte, damit Sie keine Prügel ter Claudia und der Dienerschaft niemand finden. kommandierte seine Leute ab und sie verließen das ging selbst mit vier SA- Leuten Haussuchung bekommen?" Uebrigens möchte ich Sie darauf aufmertjam ma- Saus.

( Fortsetzung felgt.)