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Bernasek nicht mehr in Deutschland

Freitag, 8. Juni 1934

B

die bei öffentlichen Lieferungen getrieben wer-| Demokratie sind. Es ist vielmehr ersichtlich, daß den, verteidigen, indem sie sich gegen ein Gesetz nur die Demokratie und kein Ständestaat und wenden, welches mit diesen Mißbräuchen auf tein Wirtschaftsparlament geeignet ist, die Miß­Der Führer des oberösterreichischen Republi- räumt und welches verhindern soll, daß der bräuche im öffentlichen Leben abzustellen. Die Demokratie bietet die einzige fanischen Schußbundes und sozialdemokratische Staat um Millionen geschädigt wird. Landessekretär Richard Bernaset, mit deffen Gerade bei der Beratung des in Rede Möglichkeit mit der Korrup. Verhaftung am 12. Feber die Kämpfe in Defter stehenden Gesetzes im Senate und gerade da- tion fertig zu werden und auf den reich begonnen haben, ist bekanntlich zu Ostern in durch), daß der Industriellenverband es für Gebieten des öffentlichen Begleitung vier anderer Gefangener und eines nötig gehalten hat, die Parlamentarier über ebens die geltenden Gesete nationalsozialistischen Justizwachebeamten a us dem Linzer Landesgericht geflich feine Auffassung zu informieren, zeigt es sich, des Staates und der Moral ein. tet. Diese Flucht hat großes Aufsehen erregt. wie unsinnig die Reden über die kurrupte" zu halten.

Es gelang den Flüchtlingen, über die deutsche Grenze zu kommen. Bernasek blieb zunächst in Min dj e it. Dies gab zu allerlei Gerüchten An­laß, daß er sich zum Nationalsozialismus bekehrt habe. Er selbst ist vom Anfang an solchen Deu­tungen energifch entgegengetreten. Nunmehr hat Richard Bernasek Deutschland am 30. Maiverlassen.

sucht hat, auch unbedingt erfahren haben müßte! Es wird weiter gesagt, daß die Lieferanten durch das Gesetz in den Augen der übrigen Bevöl. ferung herabgesetzt werden, was ungefähr den Wert hat, als ob jemand behaupten würde, daß Diebe und Mörder durch die Gesetze, die ihre Bestrafung vorschen, in den Augen der Bevöl kerung herabgesetzt werden. Sogar das Vor­gehen bei den Deckofferten wird verteidigt und gesagt, daß bei diesen Decofferten, soweit sic vorkommen, es sich nur um die Regelung der Aufteilung der Lieferungen unter einzelne Zie­feranten handelt". Daß der Industriellenverband sich dazu hergibt, einen derartigen Mißbrauch, bei dem der Staat geschädigt wird, zu vertei digen, gehört wohl zu den ärgsten Entgleisun­gen, welche sich eine Wirtschaftsorganisation in der Tschechoslowakei je hat zuschulden kommen lajsen. Die Denkschrift des Industriellenverban des schließt damit, daß die bisherigen Vorschrif. ten über das öffentliche Lieferungswesen genii­gend sind und daß es eines neuen Gesetzes nicht bedarf.

Versucht man die

Verteidigung der Korruption?

Industriellenverband gegen Arbeitenministerium

Prag , 7. Juni. Im Senat wurde heu te die Regierungsvorlage gegen Machenschaften bei der Vergebung öffentlicher Lieferungen und Arbeiten angenommen. Dabei griff Genoffe Dr. Heller in die Debatte ein, um sich mit einer Denkschrift des Industriellenverbandes zu beschäftigen, die allerhand über die dort herrschende Auffassung von Geschäftsmoral durch­blicken läßt.

Genoffe Dr. Heller führte u. a. ans:

Zu unser allergrößten lieberraschung mußten schaft sparlament frete. Dort würden wir sehen, daß es eine Korporation gibt, die offen die Herren vom Induſtriellenverband sicherlich eine Hand zu geben, um die Korruption zu befämpfen. bar nicht geneigt ist, dem Staate die Mittel an die sehr große Rolle spielen.

Das wäre ein ,, Wirtschaftsparlament"! Das ist der Verband der Industriellen, der uns mit einer beinahe 20 Seiten langen Denk­Wir sehen, welche Elemente in einem solchen schrift bedacht hat, in der er mit aller Schärfe Wirtschaftsparlamente die ausschlaggebende gegen das Gefet Stellung nimmt Rolle spielen würden und die Herren haben uns für unseren Standpunt gegen diefes Wirt­und sich nicht scheut, direkte Unwahrheiten und Dinge schaftsparlament mit ihrer Denkschrift eine sehr anzuführen, die mit dem Geses gar nichts zu tun gute Waffe in die Hand gegeben. haben. Mit Rücksicht auf die Kürze der Redezeit muß ich mich darauf beschränken, nur an Beispielen Ich stelle mit Freuden fest, daß es im Ausschuss anzuführen, in welcher Weise der Verband der In des Senates niemanden gegeben hat und ich hoffe, dustriellen gegen das Gefes volemisiert. daß es auch in diesem Hause niemand geben wird, der sich dieser Dentschrift annehmen wird. Kontrolle der Exekutive

Seit wann diese Liebe für die Klein­betriebe?

die dem Parlamente jede Aufsicht über die Exekutive nehmen soll.

Mr. 132

Das allgemeine Mißtrauen, von dem ich ge­sprochen habe, wird auch durch dieses Gesetz zweifel­los nicht beseitigt werden. Korruption im Staate tritt nicht nur bei Lieferungen in Erscheinung, fon­dern auch in vielen anderen Beziehungen. Das Mi­nisterium für öffentliche Arbeiten ist gerade in letter Beit auch in einem anderen Falle eingeschritten.

Weitere Maßnahmen

Es hat vor wenigen Tagen seinen Beamten verboten, mehr als eine oder höchstens zwei Verwaltungsratsstellen( in Unternehmen, welche vom Staat beaufsichtigt werden) anzu­nehmen.

Wir haben Fälle in unserer öffentlichen Verwal tung, wo ein Beamter zehn, zwölf und mehr Ver­waltungsratsstellen innehat und daraus hunderts tausende Kronen an Bezügen zieht.

Das Ministerium für öffentliche Arbeiten vers sucht in höchst dankenswerter Weise diesen zweifel­los unzulässigen und ungehörigen Zuständen ein Ende zu machen. Aber wenn wir daneben lesen müss sen, daß ein Sektionschef des Finanzministeriums in Bension geht derselbe Verr. der den Beamten die Gehälter und Pensionen gefürt bat und daß er zu feiner gewis fele ausreichenden Pension Roh 20.000 im Jahre dazu bekomunt und taum, daß; er aus dem Amt heraus ist, eine Stelle im Verwal tungsrat einer großen Bank annimmt, dann kann das Vertrauen der Bevölkerung nicht gestärkt werden. Und dieser Fall war durchaus nicht vereinzelt. Ich will nicht von dem Sektionschef des Ministeriums für öffentliche Arbeiten sprechen, der bei Vergebung von Straßenbauten ein entscheidendes Wort zu sprechen hatte und faum daß er in Pension gegangen ist bei derjenigen Firma, die diese Bauten in der Hauptsache ausführt, fchon angestellt wurde.

Von Kolaci bis Vlasák zicht sich wie ein ro. ter Faden durch unfere öffentliche Verwaltung die Tatsache, daß hohe Beamte aus dem öffent lichen Dienste ausscheiden und in private Dien. ste übertreten.

Es wäre dringend notwendig, daß auch hier Bevölkerung in unsere Staatsverwaltung gestärkt Remedur geschaffen wird, wenn das Vertrauen der werden soll.

Unterstützt das Arbeitenministerium

Ich weiß, was fommen wird. Die Herrschaften, die sich durch die Tätigkeit des jeßigen Ministers für öffentliche Arbeiten in ihren Erwerbsquellen bedroht fühlen, werden eine Treiberei einsetzen, so wie es vorher im Ministerium für soziale Fürsorge der Fall war. Man wird soziale, man wird nationale Momente ins Treffen führen und es werden sich Zei tungen finden, welche diese Treibereien und Heze­reien unterstüßen werden. Man wird versuchen, dem Minister für öffentliche Arbeiten das Leben un

Ich glaube, daß gerade dieſer Fall zeigt, daß das möglich zu machen. Parlament die Möglichkeit haben muß. die Handlun gen der Eretutive zu überprüfen. Es ist kein Zweifel, daß jei jeher schon vor Bestand des Staates in der Bevölkerung großes Mißtrauen gegen die Art herrschte, wie staatliche Lieferungen vergeben wer ben. Sier handelt es sich nicht um Bagatellen und fleine Beträge, sondern um viele Hunderte von Mil­lionen, in 15 Jahren um viele Milliarden, die der Staat und die öffentlichen Körverschaften im Wege von Lieferungen vergeben haben.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch eine Er behauptet, daß durch diese Novelle unmöglich zweite Sache berühren, mit der heute in der Deffent gemacht werden soll, daß mehrere kleine Unlichkeit häufig frebsen gegangen wird, nämlich mit ternehmer gemeinsam Offerte überreichen. Das der strengen Scheidung zwischen Parlament und Wir wollen diese Ausführungen des Introffen. Auch in Zukunft werden sich mehrere Offe wird aber durch diese Novelle überhaupt nicht ge- Erefutive, dustriellenverbandes, die ihresgleichen suchen, renten vereinigen fönnen, und wenn sie offen sagen, nicht vorübergehen lassen, ohne einige nützliche, daß sie sich vereinigt haben, so hat das mit diesem im gegenwärtigen Augenblick besonders wert. Gejeze nichts mehr zu tun. Man versucht von seiten des Industriellenverbandes, der im allgemeinen volle Lehren und Erkenntnisse daraus zu ziehen. wahrhaftig nicht die Intereſſen der fleinen Unter In der letzten Zeit ist es Mode geworden, den nehmer vertritt, die fleinen Unternehmer gegen das Ausweg aus der schwierigen wirtschaftlichen Gesetz aufzuheben, indem man dem Geseve etwas unterschiebt, was im Geseze gar nicht drinnen steht. Situation des Landes in der Einsetzung eines Wirtschaftsparlament es zu sehen, Betrug am Staat ist kein Verbrechen? einer Versammlung von sogenannten Fachleu- Ferner ist es überaus sonderbar, wenn sich diese ten, welche das entscheidende Wort in allen Buſchrift des Industriellenverbandes auch damit be­Wirtschaftsfragen sprechen und dadurch das faßt, daß auf Betrug dieselbe Strafe gesezt ist, die sonst im Falle eines Verbrechens festgesetzt wird. Ja, demokratische Parlament um einen Teil seines ist denn das, wenn mehrere Personen sich vereinigen Einflusses und seiner Kompetenz bringen sollen. und Dedofferte abgeben, damit an einen bestimmten Wie dieses Wirtschaftsparlament zusammenge- Offerenten die Lieferung vergeben werde und sie dafür die anderen, die nur Scheinofferte überreicht setzt wäre, weiß man ja aus der schon bestehen haben, bezahlen, nicht Betrug am Staat und den Einrichtung des Wirtschaftsbeirates, in soll dieser Betrug nicht ebenso, ja womöglich welchem in der ersten Gruppe die Vertreter der noch strenger bestraft werden als der Betrug Unternehmer, also auch des Industriellenver. an einer privaten Person? Es scheint, daß sich der Verband der Industriellen mit dem Betrug identi­bandes sizzen und man weiß auch, welchen Ein- fiziert, der dem Staat im Laufe der 15 Jahre hun­fluß der Industriellenverband in dieser Korpo- derte Millionen gekostet hat. Wir nehmen diesen ration hat. Das wären also diejenigen, welche in Standpunkt des Induſtriellenverbandes zur Kennt. Das haben die Induſtriellen als ein Berbrechen nis und es müssen ihn hauptsächlich die zur Kennt am Staat bingestellt. Aber sie unterstüßen es, wenn dem Wirtschaftsparlament das große Wort füh nis nehmen, die in letzter Beit so eifrig plädiert es sich um einen Betrug am Staat handelt, der in ren würden, diejenigen, welche die Mißbräuche, haben, daß an Stelle des Senates ein Wirt viele, viele Millionen geht.

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Unsere Töchter, die Nazinen

ein Dellichtlein brennt.

Jetzt sind die Feinde der Arbeitslosen an der Reihe!

Das möchte ich wieder dem Industriellenverband fagen, der mit solcher Emphase gegen die ge radezu lächerlich fleine Unterstützung los. gezogen ist, die unsere Arbeitslosen haben, dem es noch viel zu viel war, wenn einmal ein Rentner, der 100 pher 120 Rente bezieht, von einem Gemeindevorsteher noch die Er. nährungsfarte bekommen hat.

ger Mensch. Und wer sollte mich verraten? Auf das Mädchen kann ich mich verlassen."

Stati schluckte ein paarmal heftig, und ich wußte: jest denkt sic, ja, auf das Mädchen kann sich die alte Frau verlassen, aber wie steht es um ihre Tochter Claudia?

Wir erklären hier, daß wir dem Minister für öffentliche Arbeiten für diesen Geschentwurf und für die sonstigen Maßnahmen zur Be. fämpfung der Korruption und der Ungehörigkei ten, die sich in unserer öffentlichen Verwaltung finden, den Dank aussprechen, daß wir ihn in seinem Bestreben unterstützen werden und wir hoffen, daß wir bei dieser Unterstützung die Teilnahme aller anderen Parteien, welche ernst. lich die Norruption in diesem Staate bekämpfen wollen, finden werden.( Lebhafter Beifall.)

Die Vorlage wurde schließlich in beiden Le jungen genehmigt. Nächste Sigung Dienstag, den 12. Juni, um 16 Uhr. Tagesordnung: Wäh rungsschutz und zwei kleinere Wirtschaftsablom­

men.

Olympiade Prag

Atusvereine, sendet die Fragebogen zur Olympiade ein!

zu mir ziehen. So weiß ich, wenn ich abends das den ersten Mai. Da waren im Zug die Kinder mit­Gartentor versperre, wenigstens, daß Friz in gegangen, die Hoffnung der Zukunft, die Kleinen Sicherheit ist und nicht irgendivo tot auf der unschuldigen Geschöpfe, für die die Alten lämpf­Straße liegt. Ich glaube, er hat ja meine Komödie ten, und hinter den Kindern die Alten, die ge­durchschaut; ich fühle mich geehrt über das Ver­litten und ausgeharrt hatten, allen Feinden zum trauen, das er mir bezeugt, weiß Gott , ich habe Troy, im heiligen Glauben an eine friedliche, ge= Roman von Hermynta Zur Mühlen es nicht durch mein egoistisches Leben verdient. In Das tat mir weh. Wurde doch auch ich von rechte Welt. Die roten Fahnen, rot wie das glü­all der Trauer und dem Entseßen mußte ich neu- dieser Frage gequält: wie steht es um meine hende Leben, waren im Zuge getragen worden, lich trotzdem herzlich lachen. Meine gute Kati be- Tochter Claudia? Ich sprach wieder mit ihr und und in der Mailuft hatte die Internationale ge Sie sind ja ganz politisch geworden, Grä- suchte mich. Wir sprachen über dieses und jenes nahm auch die Mahlzeiten zuſammen mit ihr ein. Klungen, das Lied, das keine Grenzen kennt, das fin Agnes." und plöglich sah ich auf ihrem Gejicht einen halb Aber was sagten wir uns schon? Wir redeten über alle umschließt, welcher Nation und Rasse sie an­Aber was hat Politif mit Menschlichkeit, mit erstaunten, halb empörten Ausdruck. Ihr Blick war das Wetter, über gleichgültige häusliche Ange- gehören, alle, die guten Willens sind. Und heute.. Gerechtigkeit und Liebe zu schaffen? Ich bin nur auf einen alten Betstuhl gefallen, den ich von legenheiten. Sie sah sehr schlecht aus, blaß, mit Seute weht die Fahne, die Barbarei, engherzigsten ein Mensch, eine alte Frau, die vielleicht ein Leben meiner Großmutter geerbt habe, einen Betstuhl schwarzen Ringen unter den Augen, als ob sie Nationalismus und roheste Tyrannei verkörpert, hindurch gesündigt hat, indem sie sich von allem mit einem tiefen Fach für fromme Bücher. Ich nachts nicht schlafen könne. Sic as fast nichts und dem Zug voran: die Hakenkreuzfahne. Die Zu zurückzog. Nun aber möchte ich, tros meiner sieb hatte den Betstuhl, der lange auf dem Boden ge- wurde wieder schrecklich mager. Manchmal, wenn funft wird gemordet, die Kinder tragen braune zig Jahre, alles wieder gut machen, was ich gestanden, ins Wohnzimmer bringen und unter sie sich unbeobachtet glaubte, blickte sie so verzwei- Uniformen, und heben die fleineu Hände zum fehlt, möchte helfen, retten und möchte auch noch einem Madonnenbild aufstellen lassen, vor dem felt drein, daß ich an mich halten mußte, um Hitlergruß. Was soll, was tann aus diesen Kin­den Sturz der jeßigen Machthaber erleben. nicht zu fragen: dern werden? Was soll, was fann aus unserem Kati fragte mit gerunzelten Brauen: Was ist dir. Claudia? Sprich dich doch Vaterland werden? Das ganze Volt", hieß es ,, Seit wann sind Sie bigott geworden, Grä- aus." in den Aufrufen der Regierung. Sie lügen. Das, Sie war auch sehr nervös; ihre Hände zit- was das mordete und folterte und unterdrüdte, Agnes? Das Veten wird uns nichts nüßen." Ich lachte, und sie blickte mich vorwurfs= terten und sie rauchte eine Zigarette nach der war nicht das ganze Volf, war nicht einmal die voll an. andern. Einmal ging ich in ihr Zimmer, ich Hälfte der Deutschen . Das waren Irrsinnige, Be­Nachdem ich mich eine Weile über ihren glaubte, sie sei ausgegangen, und öffnete ohne zu früger, Poſtenjäger, das war, zumindest was die Mahagoniſchrant ſtand? Wußte Claudia, daß ich erger gefreut hatte, ſtand ich auf, verschloß leiſe opken die Tür. Da lag sie auf der Chaiselongue Führung anbelange, wirklich etwas, was ich oft den Bürgermeister versteckt hatte? Und wenn sie die Wohnzimmertür und führte Kati zu dem Bet- und weinte, weinte, wie ich sie nie weinen gesehen gelesen und nie begriffen hatte: der Abschaum der es wußte, was würde fie tun? Ich konnte mir ſtuhl, dessen Fach ich aufschlug. Unter den from- hatte. Am ersten Mai ging sie zum Fest der Ar- Menschheit. men Büchern verborgen, lagen vier Revolver. beit, zusammen mit Toni. Und wir zwei Alten, loſen alten Mann verraten fönnte, aber wenn sie Friß hatte sie mir zum Aufbewahren gebracht. Stati und ich, ſaßen zuſammen im Hauſe. Kati war Stati starrte mich an wie nicht gescheit, dann lachte schrecklich aufgeregt. es dennoch getan hätte... Ich weiß auch nicht, Unser erster Mai", sagte sie verbittert. ob sie die kleine Komödie durchschaut, die ich ihr auch sie, aber aus irgendeinem Grund füllten sich seit Wochen vorspiele: die frante, alte, zutode ge- ihre guten Augen mit Tränen, und dann fiel sie haben uns alles geraubt. Auch unseren vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, Sie sprach lange mit mir und schließlich be- aber einmal bestimmt siegen würde. Die Kraft der auch ich, was das allez bedeute. Ein Tag, der Menschen, die alles ſchaffen, das wir andern nur seit Jahrzehnten der Tag der Freiheit und der genießen, die Kraft des Landes, das sich einmal Bufunftshoffnung gewesen war, ist geschändet und an seine Vergangenheit erinnern wird, an die erniedrigt worden. Aus Matis Morten erstand mir fernen Tage, da es noch keine Schande war, ein das Bild eines tapferen opferreichen Kampfes um Deutscher zu sein, die Kraft des Geistes, der immer das Recht, eines Kampfes, der jahrzehntelang ge- und immer über die rohe Gewalt den Sieg errun­führt worden war, und der feinen Feiertag hatte: gen hat.

Es war für mich ein beglückendes Gefühl, als mein fleines Motorboot an der Schweizer Grenze anlegte und ich unseren braven Bürger­meister in Sicherheit wußte. Ich zitterte ja inner­lich vor Angst, als Hellsdorf mit seinen Bravos zu mir lam. Würden sie das kleine fensterlose Kämmerchen finden, vor dem der große alte

ja nicht vorstellen, daß meine Tochter einen hilf=

fin

mir um den Hals und füßte mich ab. ängstigte Frau, die um ihr Leben bangt. Es fällt mir nicht leicht, mich in diese Rolle zu finden. Das geht nicht, Gräfin Agnes", sagte sie fühle ich mich doch ſtart und mutig wie eine junge mit nicht ganz fester Stimme. Wenn man die Frau. Aber ich muß es tun, wenn mein Haus Waffen bei Ihnen findet." auch fünftighin ein Zufluchtsort für Verfolgte sein soll. Auch dem guten Friß gegenüber habe ich diese Molle gespielt, habe ihm erflärt, ich fürchte mich so, er müsse mit seiner Frau und dem Kind

Jch zuckte die Achseln.

Dort wird man sie nicht suchen. Und wenn... Es ist doch besser, eine alte Frau fommt ins Gefängnis oder wird erschlagen, als ein jun­

sie

ersten Mai."

Es war totenstill im Zimmer. Wir saßen: nebeneinander auf dem Sofa, und ich lernte, mit auf Stati. Sie war wieder ruhig geworden. Ich siebzig Jahren, die Wahrheit erfassen. Ich blickte fühlte neben mir eine unzerbrechliche Straft, die,

( Fortschung folgt)