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Samstag, 9. Juni 1934

Nr. 133

chen wir nur die Stimmen der tschechischen natio-| Repräsentant im sozialpolitischen Ausschuß völlig Deutschen sind, während die deutschen Sozial- danken haben. Die Beschwerden und Forderungen nalistischen Preise entgegenzuhalten, so etwa das desavouiert wird, ist begreiflich). Aber damit muß demokraten als nationale Stampshähne hinge- wurden schließlich in einer einstimmig angenom Blatt des Herrn Stříbrný, das in der löblichen die Sache für alle Koalitionsparteien erledigt stellt werden, und daß auf der anderen Seite die menen Resolution zusammengefaßt. Was der Sozialist auf dieser Tagung ber Absicht, ins Feuer zu gießen, von einem sein und die Heze, die von nationaldemokrati. Partei des Herrn Spina von der deutschen natio­,, demütigen Kompromiß" spricht, oder die- fcher und ligiftischer Seite vermutlich fortgesetzt nalistischen Presse trotz allem als nationale Bar. mißte, var der Gemeinschaftsgeist, der soziali­rodni Lifty", die doch eine Woche lang von einem werden wird, muß bei allen Koalitionsparteien tei anerkannt und das Verratsgeschrei ausschließtische Tagungen auszeichnet und der sozialistischen Diftat der deutschen Sozialdemokraten" ge- auf entschiedene Abweisung stoßen. lich gegen die Sozialdemokratie angeſtimmt wird, Die Bensionisten scheinen sich aber ganz zu son­Bewegung die Stärke und Schlagkraft verleiht. schrieben haben und die nach Beendigung der so Im Uebrigen ist der Umstand außerordent- wirft ein helles Licht auf die wahren Sinter- dern von allen übrigen Angestellten und Arbei unnötig aufgebauschten Affäre bedauernd festlich aufschlußreich, daß die ganze Preſſepolemik gründe der nationalistischen Agitation. Es ist ein terschichten. Die Ausfälle, die gegen die aktiven stellen, daß die tschechischen Regierungsparteien fich hauptsächlich um die deutsche Sozialdemokra. Spiel mit verteilten Rollen, bei dem die natio- Angestelltenverbände und die Angestellten selbst die ursprüngliche Resolution beträchtlich gemil- tie dreht und die deutschen Agrarier gewiffer- nalistische Phrase den Deckmantel für sehr reale, gemacht wurden, sind ungerecht. Auch die attiven dert hätten, um den Deutschen die Abstimmung maßen links liegen gelassen werden. Daß die sehr materialiſtiſche, sehr klassenmäßige Inter- Beamten sind Opfer der Wirtſchaftstirse, sowie zu ermöglichen, und daß diese auf die ihnen zu deutschen Agrarier, die sich doch taktisch ganz ge- essen abgeben muß. Diese Erkenntnis muß alle, die Arbeiterschaft ungeheure Opfer nicht nur in gestandene Konzession auf rein deutsche Art genau in derselben Poſition befunden haben wie denen an der Erhaltung des nationalen Frie materieller Hinsicht, sondern mehr noch durch die antwortet und den tschechischen Parteien einfach wir, auf der einen Seite für die tschechischen Nq. dens gelegen ist, veranlassen, sich nur umso enger Verwüstung ihrer und der Gesundheit ihrer Kin­tionalisten gewissermaßen die versöhnlicheren zu gemeinsamer Arbeit zusammenzuschließen. den Rücken gekehrt" hätten. der bringen muß. Sicher ist die Meinung richtig, daß es leicht möglich wäre, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen, wenn den Vegüterten in diesem Staate die notwendigen Opfer auferlegt würden. Das fordern die Sozialdemokraten, fin= den aber mit dieser Forderung wenig Gegenliebe bei ihren bürgerlichen Koalitionspartnern, die ja den Pensionisten noch viel größere Opfer zu= gemutet haben.

Die deutsche nationalistische Demagogie wird also von der tschechischen erschlagen und um­gekehrt. Wir könnten also die Diskussion mit der Bemerkung abschließen, daß wir offenbar durch. aus auf dem richtigen Wege sind, wenn wir weder bei den deutschen noch den tschechischen Nationalisten Beifall gefunden haben; wäre die Kampagne der sogenannten nationalen Obbo­sition" nicht deutlich darauf angelegt, einen Kon­flift in der Koalition zu provozieren, da er zum Leidwesen der Herren bisher vermieden wurde. Diesen Manövern müssen wir um so mehr ent­gegentreten, als sich den Stříbrnýs leider auch ein Koalitionsblatt zugesellt hat, die Lidové List", die erzählen, daß Abgeordneter Dubický feinen Antrag im Namen der tschechischen Par teien gestellt habe und daß die deutschen Sozial. Bürgerpresse. Was Kerellis schreibt. ist eine demokraten durch ihren Widerstand dagegen einen Koalitionskonflikt hervorgerufen hätten. Dazu haben wir sowohl zur Sache, als auch zur Form wichtige Feststellungen zu machen.

Der ,, rettende" Stände­gedanke

Ohne sich etwas Faßbares darunter vor­stellen zu fönnen, haben auch unsere bürgerlichen Parteien mehr oder minder eifrig mit der Idee der Errichtung eines Ständestaates geliebängelt. Diesen Kultus treiben die fascistisch Infizierten in allen Staaten und so auch in Frankreich . Da ist es nun bemerkenswert, was der rechtsstehende Journalist Henri de Kerillis in einem Leitartikel des Echo de Paris" über die Frage des Ständestaates schreibt. Das Echo de Paris" ist ein realtionäres Blatt, aber immer­hin ungleich seriöser als der größte Teil unserer

Zur Sache: Die nationale Seftionierung der Bensionsanstalt war im alten Desterreich eine tschechische Forderung. Im Jahre 1929 maren die Herren Šrámek, Kramář und Naj man Führer der bürgerlichen Koalition. Im Jahre 1929 wurde durch das neue Pensionsver­sicherungsgeset die Aufrechterhaltung der deut. schen Landesstellen in der Pensionsversicherung ausdrücklich festgelegt. Wenn diese Regelung da. mals die Zustimmung der tschechischen nationalen Parteien gefunden hat, so fann es wenige Jahre später unmöglich Nationalismus sein, daß die deutschen Sozialdemokraten daran festhalten. Es ist vielmehr reiner Mutwille, aus dieser im Jahre 1929 erledigten Sache im Jahre 1934 einen Bantapfel zu machen.

Zur Form: Der Antrag Dubický war fein Roalitionsantrag, er war mit den Koalitions. parteien nie vereinbart worden und unser Wider­stand gegen ihn war daher nicht nur fachlich ge­rechtfertigt, sondern auch wegen des Vorgangs, der allen Gepflogenheiten der Koalition wider­spricht. Dieser Antrag wurde dann von den Na­tionaldemokraten und Herrn Čuřík aufgegriffen. Es hat sich also niemals um ein Diktat der deut­schen Sozialdemokraten gehandelt, sondern ein­fach darum, daß die deutschen Sozialdemokraten sich einem Dittat, noch dazu von außerhalb der Koalition stehenden Parteien, nicht beugen konn­ten. Daß die Agrarier schließlich einen Ausweg suchten, der die Sache liquidiert, ohne daß ihr

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fuhr der Stände staat- Anhän= ger, auch der unseren:

Eine der verbreitetsten Ideen im Wirbel­sturm der neuen Theorien ist die des retienden Ständegedankens". Kriegsteilnehmer, die Jugend. Streise, die volitisch sehr verschieden sind, begeistern

sich um so mehr für den Ständestaat, ale nie­mand gena uweiß, worin erbe­steht. Das macht nichts. Alle Welt will diese ge= heimnisvolle Kremeschnitte.

Schen wir uns die Sache einmal näher an. Will man einfach das gegenwärtige Parlament durch eine Versammlung, nach Berufen gesondert, ersehen? Wenn ja, dann frage ich, warum Abge= ordnete, gewählt von Schuhflickern, Eisenbahnern, Mandeltuchenerzeugern und Fahrradkonstrukteuren geeigneter sein sollten als die jetzigen Deputierten, ein Finanzgesetz zu befchließen, Verträge zu ge­nehmigen oder ein Wehrsystem zu bestimmen.

Wenn nein, was will man eigent lich? Zweifellos das Parlament überhaupt bollständig aus schalten und nach der Art von Muffolini die Stände heranziehen, um die Probleme der Verteilung und Erzeugung zu regeln.

folg erlitten. Mithsam ist er nach zehnjäh rigem Herumtappen zu einer ebenso willkürlichen als wunderlichen Klaffifilation gelangt. In jeder seiner etlichen 80 Korporationen stehen sich die ver­schiedensten Interessen enigegen und diese geraten derartig in Widerstreit, daß sich bei jeder Gelegen­heit die Entscheidung durch ein Schiedsgericht auf­drängt. Und wer ist der Schiedsrichter? Natürlich Mussolini . Das heißt also, daß der Ständegedanke darauf hinausläuft, dem Staat alle beruflichen Interessen, alle Kommandostellen des wirtstaft lichen Lebens auszuliefern. Der Ständegedante wird so zu einem ergänzenden Instrument der Herrschaft in den Händen des Dittators."

Auch die österreichische Gegenrevolution wird

nicht gerade ermutigt sein, wenn solche abfälligen Urteile über ihr nagelneues und marktschreierisch angepriesenes Ständestaat- System sogar in font­servativen Kreisen gefällt werden.

Und Dollfuß und die Seinen werden bald erleben müssen, wie gründlich sie sich an der

Stremejchmitte des Ständegedankens" den Magen

verdorben haben.

Und es gibt Magenvergiftungen, die tödlich ausgehen.

Zu einer Tagung der Ruheständler

Auch diese Tagung hat deutlich gezeigt, daß mehr denn je die Einigung der Lohn. Gehalts und Pensionsempfänger notwendig ist. Diese Schichten sind in ihrer wirtschaftlichen Lage auf Gedeih und Verderb verbunden, wären sie es auch politisch, wären den Pensionisten und allen übrigen arbeitenden Volksschichten viele Unan­nehmlichkeiten erspart geblieben.

Die Kommunisten kämpfen gegen den Betrug an den hungernden Massen"

Das fommunistische Zentralorgan Rudé Právo" beschäftigt sich am 6. Juni mit den Ar­der Arbeitslosigkeit bloß scheinbar sei, und zivar deshalb, weil sowohl im Genter System als auch in der Ernährungsaktion immer mehr Bewerber aus der Unterstüßung ausgeschieden werden. Man muß gar nicht untersuchen, was an dieser Be hauptung Wahres ist, um zu erkennen, daß die ganze Analyse" des Rudé Právo" denselben Wert hat, wie andere kommunistische Behauptun­gen auch,

veitslosenziffern und behauptet, daß der Rückgang

Der Verein staatlicher Ruheständler hielt am Donnerstag, den 7. Juni in Landskron Wenn nämlich alles bis auf das letzte Wort seine Vollversammlung ab, an der wahr wäre, was das Rudé Právo von der Ein­60 Delegierte und eine große Anzahl von Gästen schränkung der Unterstüßung erzählt, würde das teilnahmen. In der Einleitungsrede betonte der doch für die Arbeitslosenstatistik ni ch t 3 bedeuten, Obmann, Herr Remplit, die Versammlung stelle weil diese in unserem Lande bekanntlich nicht eine Rundgebung gegen die Kürzung der Ben- auf der Zählung der Unterstüßten, sondern auf der sionen dar, gegen die sich die Pensionisten in aller Zählung der bei den Arbeitsvermittlungsanstalten Form verwahren. Mit dem Ermächtigungsgesetz gemeldeten, aber nicht untergebrachten Bewerber werde die Rechtssicherheit im Staate bedroht. beruht! Es müsse dagegen protestiert werden, daß man Da die sozialfritischen Bestrebungen des besser fundierte Streise ungeschoren läßt. Die Krise Rudé Právo" ohnedies nicht ernst genommen Diese Lösung widerstreitet im Staatshaushalt tönnte beseitigt werden, wenn werden, interessiert uns nur die psychologische Als die wirtschaftliche Entwick die ungeheueren Steuerrüdstände eingetrieben Frage: Spekuliert die kommunistische Demagogie lung noch einfach und primitiv war, konnte man werden würden. Das Parlament möge gut ma- auf die Unbesonnenheit ihrer Anhänger oder sind leicht die Berufe in einzelne Zweige, Sategorien, chen, was die Regierung an den Pensionisten ge- die kommunistischen Macher, da sie sich seit Jah­Zünfte einteilen. Es gab die Korporationen der sündigt habe. In dem darauf vorgetragenen Tären mit nichts als mit Demagogie beschäftigen, Fleischer, der Bäder, der Maler usw. Heute gibt tigkeitsbericht des Vereines wurde geiadelt, daß selbst schon so unwissend geworden, daß sie die es hunderttausende Gegenstände, die gebraucht die Regierung fast ausschließlich nur mit den primitivsten Grundlagen unserer sozialpolitischen werden und Tausende von Berufen. Sowohl in Koalitionsgetverkschaften verhandelt hat, wobei Einrichtungen nicht fennen? In beiden Fällen der Erzeugung als auch in der Verteilung besteht allerdings festgestellt wurde, daß es gelang, Ver eine unwahrscheinliche Verstrickung. Wie soll man besserungen am Regierunsentwurf zu erzielen. da die Grundlagen für eine Ständeeinteilung fine Scharfe Stellung wurde genommen gegen die at den? Mussolini hat auf anderen Gebieten Bedeu tiven Staatsbeamten und erklärt, daß diesen die tendes geleistet, hier hat er seinen Mizer- Pensionisten die hohen Pensionsabzüge zu ver­

Unsere Töchter, beruhigen und abzulenten: die Nazinen

Roman von Hermynia Zur Mühlen

dia."

zur Dede empor. Vor dem Waschtisch sah ich eine große Lache. Ich meinte lächelnd, um Claudia zu Hast du dich aber tüchtig gewaschen, Clau­Sie blickte mich an und schanderte. Nicht genug, Mutter", sagte sie. Nicht ge­nug. Ich werde nie mehr rein werden, nie mehr." Und sie betrachtete mit einem Ausdruck von unsagbarem Efel ihre Hände und ihren ganzen mageren Körper, der sich scharf umrissen unter der Dede abhob.

sind die Kommunisten zu Stämpfern gegen den Betrug an den hungernden Massen", als die hie sich in demselben Artikel ausbieten, indem sie einen so plumpen Schwindel produzieren, ganz hervorragend legitimiert.

meinem Alter, noch ändern kann. Am zehnten Mai, Warum willst du mich loswerden, als auf dem großen Plak vor dem See der Schei- Claudia?" terhaufen aufloderte, auf dem die Bücher der Weil, weil..." Sie stockte und sagte dann letzten deutschen Kulturmenschen verbrannt wurs mit tonloser Stimme, wie ein Mensch, der eine den, war ich weit weniger empört, als Kati und auswendig gelernte Lettion herleiert: Weil sich Friv. Ich, die ich mein Lebiag Bücher über alles in die SA. eine Menge dunkler Elemente einge geliebt habe. Aber was hier von Barbarenhänden schlichen hat und es nicht ausgeschlossen ist, daß in die Flammen geworfen wurde, waren ja nur diese Provokateure gegen den Willen der Führer tote Buchstaben, die nichts fühlten, und das andere,..." Sie brach abermals ab und flüsterte dann: Ich sah Katis abgearbeitete Hände still in was in die Hände der Feinde fiel, war lebendiges Ich bitte dich. Mutter, geh in die Schweiz . Es ihrem Schoß ruhen und wußte plöblich, diese Fleisch, waren Menschen, die jeden Sieb empfan- lönnte dir etwas geschehen. Diese Menschen, die Hände werden trop allem die neue Welt auf­den. Ich sah vom Fenster aus die Flammen hoch sich als Nationalsozialisten ausgeben und in Wirl­bauen. Ich betrachtete meine weißen mageren Fin­Sie schlief die ganze Nacht nicht. Ich sah bis schlagen; sie schienen in den Himmel zu greifen, lichkeit etwas ganz anderes sind..." ger; sie haben nichts geleistet, aber es gibt auch sechs Uhr morgens das Licht in ihrem Zimmer anklagend, drohend. Gegen Abend erhob sich ein Ich blickte sie an und fragte: weiße Hände, die die Diener des Geistes find, gibt brennen. Was dachte sie wohl in dieser langen starter Wind und trieb die Asche über den See. sie auch hier, oder schon in der Verbannung und dunklen Nacht, was fühlte sie? Ich wäre so gern und ich mußte davan denken, daß Asche ein gutes allem, was du getan hast, habe ich mich damit " Seit wann lügst du, mein Kind? Bei sie werden mitkämpfen, bis zum Endjieg. Alle zu ihr gegangen, aber es stand so vieles zwischen Dungmittel ist. Wie oft hat Friß die Kaminasche getröstet, daß du wenigstens aufrichtig und nicht guten Kräfte der Welt werden sich zusammentun uns; ich wußte, daß ich nicht das Rechte sagen für den Garten geholt. Auch diese Asche wird be- verlogen bist. Hast du jetzt auch noch diese eine gegen das, was jetzt hier geschieht. Wir dürfen würde. fruchtend wirken, und aus ihr wird Neues er gute Eigenschaft verloren?" nicht verzagen. Ja, es stand vieles zwischen uns. Auch der stehen, besser noch als das Alte. Die Bücher, die Unsere Kinder tamen am Abend. Toni sehr Tod meines lieben Freundes, der Doktor Bär und für viele, die sie einmal gelesen hatten, nachher hob sie dann wieder, sah mich mit einem faft Sie wurde dunkelrot, sie sentte die Augen. ernst, sehr wortfarg. Claudia blaß, mit dem ver- seiner Frau. Vergeblich wurde die Erklärung abzu etwas Totem . Vergessenem geworden waren, irren Blick an. Ihre Hände zitterten, ihre Lip­zerrtem Gesicht, das ich aus ihren ärgsten Beiten gegeben, daß er durch einen unglücklichen Zufall werden nun in den Geistern und Herzen eine Auf- pen bebten. Sie konnte meinem Blick nicht stand­fannte. Toni sagte nur, nachdem sie mich begrüßt beim Reinigen seines Revolvers ums Leben ge- erstehung erleben und unsterblich sein. Aber ebenso halten. Unvermittelt sagte sie, mit der einen zit­hatte: tommen war. Wir alle, die ihn getannt hatten, unsterblich, ebenso unvergeßlich wird die Schande ternden Hand auf das Madonnenbild über dem Komm nach Hause. Mutter. Es wird auf wußten es besser. Und wir wußten auch, wer diese unseres Landes sein, in dem so etwas geschehen Betstuhl weisend: der Straße unruhig zugehen." beiden Menschen in den Tod getrieben hatte; jene fonnte. " Du bist wieder fromm geworden, Mutter. Leute, die heute in seinem Haus wohnen, jene Nach der Bücherverbrennung begann Claudia Bete, bete, daß nicht alles, daß nicht..." Die Menschen, die nicht aus Verblendung schon vor mich zu quälen, ich solle doch in die Schweiz gehen. Stimme versagte ihr. Sie ſtand ſo hilflos, so ver­Jahren zu den Nazis übergelaufen sind, sondern Ich passe nicht mehr hierher, ich würde mich dort loren vor mir, daß mir das Herz weh tat. mit Kluger Berechnung erst nach den Wahlen. viel wohler fühlen. Wenn ich diese Leute, diese Frau Doktor Feldhüter auf der Straße sehe, so vergesse ich, wie alt ich bin. Ich muß meine ganze Selbstbeherrschung zusam= mennehmen, um ihr nicht ins Gesicht zu schlagen, um nicht vor ihr auszuspucken. Mir fehlt die sichere Ruhe meiner lieben Stati und des braben Friß. Ich glaube, wir, die Menschen aus meiner alten Kaste, können für eine Idee sterben, aber nicht für sie leben. Dazu fehlt es uns an Kraft. Das Sterben ist ja auch leichter.

Claudia jedoch stand einen Augenblick wie er­ſtarrt in der Mitte des Zimmers. Dann warf fie sich plötzlich neben einem Seffel auf die Senie, ver­grub ihr Gesicht in meinem Schoß und schluchzte: Mutter! Mutter!"

Sie sagte nichts anderes, immer nur Mut­ter". Es flang wie ein Hilferuf, wie das Stam­mein eines Menschen, der nicht mehr kann.

Ich streichelte ihr Haar und bemerkte, daß rs in der letzten Zeit fast grau geworden war. Kati ging mit ihrer Tochter. Claudia tam nicht zum Abendbrot. Ich glaube, sie schämte sich

bor mir. Als ich zu ihr ging, um gute Nacht zu sagen. Tag sie mit weit offenen Augen im Veit und starrte

Es ist merkivürdig, wie man sich, felbft in

"

Glaubst du, daß ich einen Sichtvermert be­tomme?" fragte ich sie ein wenig boshaft. Sie wurde dunkelrot.

"

Komm her, Claudia", sagte ich sanft. Ich möchte dis etwas sagen." Sie gehorchte und setzte sich neben mich. " Wir sehen alles mit andern Augen, mein Wozu brauchst du einen, Mutter? Du hast Kind. Wir sind in den letzten Monaten fast doch das Motorboot. Du kannst doch wieder ein- Feinde gewesen. Vielleicht war ich zu hart gegen mal die Schweizer Grenze entlang fahren." dich. Ich will dir keine Vorwürfe mehr machen, Wieder einmal die Schweizer Grenze ent- möchte dich nur um eines bitten: sei dir selbst lang fahren? Also hat sie es doch gewußt! Und hat treu. Handle nicht gegen deine bessere, deine geschwiegen! Ich empfand eine große tiefe Freude, wahre Ueberzeugung." doch durfte ich Claudia das nicht merken lassen. Meine beffere Ueberzeugung!" So sagte ich nur: ( Fortschung folgt.)