I Lonntag. 17. Juni 1934 «ehe 3 «r. 140 einen Teil der Schulden und Zinsen prellen zu können, wie sie aus politischem Gebiet ungr- strast die Vertragspartner von Versailles   ge­prellt haben! Teilerfolge sind ihnen schon geworden und sie ermuntern Berlin   auf das Ziel loszuschießen. Die Zerrisienheil der kapitalistischen   Welt, die wirt» schaftlichen und politischen Gegensätze zwischen den einzelnen Staaten erlaubt der Reichsregierung, die unglaublich tolle finanzielle Mißwirtschaft fortzusetzen, für die KriegSrllstung zu Lande, auf dem Walser und in der Lust Milliarden Reichs­mark auSzugeben und gleichzeitig zu erklären: wir sind zn arm: wir ISnnen nicht zahlen! *) Die vollen Namen können mit Rücksicht auf die Familie nicht genannt werden. . Der Name des Botschafters Nadolny wurde an­läßlich der Genfer   AbrüstungSberaiungen in der breiteren Oeffentlichkeit bekannt, wo er bis zum Aus­tritt Deutschlands   ans der allgemeinen Abrüstungs­konferenz Chef der deutschen   Delegation war. In Deutschland   gilt NcLolny als eine sehr einflußreiche Persönlichkeit, einerseits wegen seiner freundschaft­lichen Beziehungen zum Reichspräsidenten   Hinden­ burg   und dessen Umgebung, andererseits wegen sei­ner ausgedehnte» Beziehungen zu deutschen indu­striellen Kreisen. Die Moskauer   Tätigkeit des zurückgetretenen Botschafters war nur von kurzer Dauer. Nadolnh hat seinen Poften erst vor einem halben Jahr ange­treten. Man bezweifelt, daß Nadolnh, der sich zur Zeit offiziell auf Urlaub befindet, in nächster Zeit ein neue- verantwortliches Amt übernehmen wird. Während noch vom nahen StephanSplatz die Musik ertönt und Kommandorufe anzeigen, daß die große Feierlichkeit zur Ehre und zum Wohlgefallen des Allerhöchsten noch im Gange ist, blättern wir in der Zentrale derGesellschaft der Freunde  " in den Aktenstücken der Feber-Ereignisse. Dieser Kataster wird noch einmal eine geschicht­liche Rolle spielen. Schon die IlebersichtSliste gibt furchtbaren Aufschluß.Tot  ",schwer verwundet", tot",verwundet und entlassen",tot", so wie­derholen sich die Vermerke bei einer langen Reihe von zweieinhalbtausend Namen, Wiener   Arbeiter, Arbeiterinnen und Kinder. Da steht der Name eine» braven Eisenbahner» A.,*) der erschossen wurde und seine Frau mit zwei Kindern zurück­ließ, hier der Name Fr., dessen Träger gefallen und die Frau schwer verwundet wurde. Da wie ­der stehen die Namen von drei Kindern, deren El­tern verhaftet wurden, ohne daß man sich um sie gekümmert hat, bis sich dieQuäker" ihrer an­genommen haben; hier der Name eines Schwer­verletzten, der nach dreieinhalbmonatiger Spital»« Pflege ungeheilt entlassen wurde, ein Bein ein­büßt, den Arbeitsplatz verlor und jetzt, nachdem seine Eltern arbeitslos sind, im Obdachlosenheim Unterkunft suchen mußte. Da steht der Name deS Arbeiters S i m r a t h, der in der Siedlung Gartenstadt" verhaftet, im Polizeiamt in Flo­ ridsdorf   wahnsinnig geprügelt wurde, so daß er sich in einem unbewachten Moment zum Fen st er hinab st ürzte und mit gebrochenem Schädel und Gliedern am Pflaster liegen blieb, hier der Name P o k o r n h ein Schutzbündler, der, nach­dem er sich selbst stellte, derart mihhan» Berlin  , 16. Juni. Der deutsche   Gesandte in Mo-kau Nadolny hat feine Demission ge­geben und hat bereits seinen WirkungSort ver- lasien. Nach Ueterzeugung Berliner politischer Kreise ist der Grund für die Demission in der Nichtüber­einstimmung deS Botschafter- Nadolnh mit der offiziellen deutschen   Politik gegenüber der Sowjet­ union   zu suchen. Den letzten Anstoß zur Demis­sion hat wahrscheinlich der ablehnende Standpunkt gegeben» den die Berliner   Regierung-kreise gegen­über dem russischen   Vorschlag eine- osteuropäischen Locarno eingenommen habe:». ES verlautet wenig­sten-, daß Botschafter Nadolnh während seine­kürzlichen Aufenthalte- in Berlin   sich vergeblich bemühte, eine Aenderung in den Ansichten der deutschen   Regierung-kreise in dieser Frage Herbei­zufuhren. Wie weiter in offiziellen Kreisen behauptet wird, sott die Demission RadolnyS nicht verein­zelt bleiben. Auch der derzeitige deutsche Votschaf- dclt wurde, daß er in da» Irren­hau» überstellt werden mußte. Da steht noch der Name der tapferen Frau M ü n- n i ch r e i t e r, die mit ihren ztvei Kindern nach Rußland   ging, nachdem ihr die christlichen Heu- ler den schwerverwundeten Mann ermordet und de» Kardinal Jnnitzers Besuch ihren Jammer höhnte; hier der Name der Genossin B.. die mit ihrem Mann ein Maschinengewehr bediente und aushielt, nachdem der Mann schon gefallen war, bis sie und ihre zwei Kinder schwer verwunde! in der durch eine Sprenggranate zertrümmerten Wohnung liegen blieben. Man würde dieser hel­denhaften Familie ein Denkmal setzen, wenn sie sich-nicht für die Freiheit, sondern für die christ­liche Regierung geopfert hätte. So könnte man die Reihe der Namen der wirklichen Helfen ans den Arbeiterbezirken fortsetzen, die sich unter den bis­her in die Fürsorge derGesellschaft der Freunde  " aufgenommenen 3020 Wienern und rund 5000 Menschen aus den anderen Bundes­ländern befinden. (Fortsetzung folgt.) Aus dieser Zentralausschußsitzung der Reichsbank hat der Reichsbankdirektor Dr. Schacht behauptet: Er werde die Reichsmark stabil hal­ten und habe die Macht dazu. Trotzdem kann er nickst verhindern, daß die Reichsmark an den inter­nationalen Börsenplätzen die seltsamsten Tänze aufsührt, daß sie schon um 6 Prozent und mehr in Paris  , Prag   usw. entwertet ist; und daß die übrigen Marisorten, mit denen durch die deutsche Devisenpolitik das Ausland seftliegt, ganz bedenk­liche Awvertungen zu verzeichnen haben. Die fortgesetzten Versicherungen des Dr. Schacht vermögen übrigens niemanden mehr zu beruhigen. Weder im Ausland noch im Inland! Im Ausland hält sich trotz allen Dementis hart­näckig das Gerücht, daß die Reichsinark bis zum 1. Juli um 10 Prozent abgewertet werden soll, womit sie wieder in ihr früheres Wertverhältnis zum Dollar gebracht würde, vorausgesetzt, daß der Dollar keine merkliche Abwertung erfahrt. In Deutschland   abar ist eine Flncht auS der Ntark bereit- im Gauge. Der Rückgang des SvaremlagenüberschusseS ist dafür ein Beweis, noch mehr aber die Tatsache, das« daS Auhän- fen von Lebensmittelvorräten und der Kanf von Sachwerten und Artikeln, die erst später einmal gebraucht werden, eingesetzt hat. Die deutsche Bevölkerung sieht auch an der fort­schreitenden Preiserhöhung das Zusammen- schrumpfen ihrer Ersparnisse und sucht sich vor den Folgen einer neuen Inflation durch Vorrats- und Angstkäufe zu retten. Diese Erscheinung ist übrigens auch typisch für die a l l g e in e i n e E r s ch ü t t e r u n g deS Vertrauens zur Hitler- regierungund ihrer Politik und stellt den Anfang einer Entwicklung dar, an deren Ende der Sturz deS auf Terror und Betrug ge­stützten Systems stehe.« wird. Botschafter Nadolny quittiert den Dienst 7 Eindrücke aus dem autoritären Oesterreich Von L. Pölzl Da» offizielle. Wien   feierte daS traditionelle Fronleichnamsfest. Was Macht und Würden be ­sitzt oder vortäuschen will, war dabei. Bor dem mit einem roten Tuch überspannten Hauptportal der neuen Hofburg   am Heldenplatz stand der zweite Altar der für das klerikale Wien  , das aller ­dings kaum ein Viertel der Bevölkerung ausmacht, - zur prunlhasten Heerschau gewordenen Fronleich- namsprozession. Vor dem roten Tuch sich abhebend leuchtete ein großes weiße» Kreuz über den wei ­ten Platz. Polizei und Militär hielt vorsichtig und energisch die gläubig-neugierige Menge in zwan ­zig Meter Entfernung von der Straßenmitte. Langsam, in protziger Pracht der gold- und silbergestickten Gewänder, ordenbehängten Was- senröcken, herausgeputzten Damen, befrackten Herren und schweren Kirchenfahnen kroch der Prozessionszug daher. Die Honoratioren postierten sich nm den Altar. Salbungsvoll tönte des Kar ­dinal fürsterzbischofs Stimme durch den Lautspre ­cher. Weihrauch stieg in die sonnenwarme Früh- lingsluft. Ein Baon der Deutschmeister schoß eine Salve ab und quittierte damit den Segen des Kardinals. Und alle die da in nächster Nähe her ­umstanden und daü Knie beugten und sich schon vor acht Uhr früh in der Stefanskirche eingefun ­den hatten, sind diesen Segen wert: MiUas mit seinem Stab  , Dollfuß, Fey und Starhemberg   mit ihren Adjutanten und Sekretären, die Minister, Bürgermeister, LegationSräte, Sicherheitsdirekto ­ren, Polizeipräsidenten, Präsidialchefs, Malthe- serritter, Adelsvertreter, kurz die Sieger des Fe ­ber. Sie dankten dem allmächtigen Gott und der Vorsehung dafür, daß die Maschinengewehre und Kanonen noch einmal loügingen und vor den zer ­schossenen und geplünderten Ruinen der sozial ­demokratischen Arbeiterheime   die Heimwehr Wache halten kann. Wer nicht hinter die Kulissen zu blicken vermag, könnte fast glauben, daß den Wie ­nern nicht mehr zu helfen ist. Doch hinter diesen offiziellen mit Kirchen ­fahnen, Baldachinen, Allerheiligsten, mit Heim ­wehr, christlichsozialen Freiheitsbund, christlich   ­deutschen Turnern, Sturmscharen(im VolkSmund »Lelbergindianer" genannt) drapierten   autoritä ­ren Wien, befindet sich draußen in den Arbeiter ­bezirken daS wirkliche, das schaffende, dem Geist modriger Vergangenheit feindliche, da» soziali   ­stische Wien. Durch die Gewalt der Waffen, mit dem Rüstzeug der Barbaren, hat man   diese» bes ­sere Wien vorläufig in der Oefsentlichleit zum Schweigen gebracht. Körperlich und seelisch schtver verwundet, drangsaliert, gefesselt, steht daS   pro ­letarische Wien vor den zerschossenen Stätten jahrzehntelanger Arbeit, vor der zertrampelten, täglich aufS neue geschändeten Freiheit, in Sorge um die tausenden Opfer des heroischen Kampfes um die demokratischen Errungenschaften   der Republik, denen die Infamie und Rachsucht der Sieger und ihrer Büttel mehr mitspielt als die Geschosse aus den Kanonen und Gewehren der Vollstreckungs ­organe der Exekutive. Der Herr Fey hat 1000 silberne Medaillen für den Brudermord ausgeteilt und läßt die »marxistischen Verbrecher" in den Gefängnissen zugrunde gehen. Die Polizei diktiert auftragsge ­mäß ohne ordnungsmäßiges Verfahren gegen po ­litisch Verdächtige monatelange Polizeistrafen. Der gegen den Willen von mehr als zwei Drittel  deS Volles von Wien ernannte Bürgermeister Dr. Schmitz macht im Einvernehmen mit   dem Dr. Ernst Karl Winter, der noch vor zwei Jahren seine Artikel, die er in der»Reichspost" nicht un ­terbringen konnte  , in der»Arbeiter-Zeitung" ver ­öffentlichte, hunderte Arbeiterfamilien arbeitS- und wohnungSlo». Daneben gibt eS jeden Tag Ehrenbürgerernennungen, Festessen. Wehrmann- und Heldendenkmalsammlungen mit Musik und Fahnen. Die alten Offiziere der im Weltkrieg jämmerlich zerfetzten Monarchie stolzieren oder hinken mit klingenden Orden durch die Straßen. Feste, Musik, Fahnen und Religion sollen den ent ­rechteten Bürgern die Liebe zum Ständestaat ein ­pauken. Aber das alles kann die Arbeiter nicht zermürben. Kein Locken mit der.Bruderhand", an der noch das Blut klebt, kann die Wiener Pro ­leten ködern. Sie sind wach, mehr wach und tätig als den Herren lieb sein kann, die durch den Vize ­luftmarschall Borton in der LondonerTimeS" berichten ließen, daß sie»der Lage mehr al» ge. wachsen sind". Wirkliche Helden Wenn im privaten Leben ein Schuldner den Gläubigern erklärt, daß er nicht imstande ist, seine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, ivenn er die Gläubiger um die Bewilligung eines Zahlungsauf­schubes ersucht, die Gläubiger aber dieses Ersuchen ablehnen und der Schuldner dann tatsächlich nicht zahlt, dann gilt dieser im guten alten Sinne als bankrott. In der am Donnerstag stattgefun­denen Sitzung des ZentralauSfchusieS der Reichs­bank hat der Reichsbankpräsident deS Dritten Reiche  » verkündet, daß Deutschland alle seine Zah­lungsverpflichtungen, die ihm aus seinen össent- lichen und privaten Auslandsschulden erwachsen, nicht erfüllen wird. Vom i. Juli bis 31. Dezember 1934 wird jede Barüberweikung auf das deutsche Schulden» und Zinsentilgungskonto ins Ausland unterbleiben. Da» ist die finanzielle Bankrotterklärung einer Regierung, die mit verlockenden Verspre­chungen begonnen und dir noch im vorigen Monat aus der Traiirsrrkonfereiiz versucht hat, dir Gläubigrrvertretrr für eine Verschleierung de» Bankrott- zu gewinnen. Jetzt ist dieser Bankrott offenkundig! Aber es ist merkwürdig: die Erklärung der Zahlungsun­ fähigkeit eines   der größten kapitalistischen Länder der Welt wird mit einem Gleichmut hingenommen, als handle sich um nicht mehr, als um eines der vielen Ereignisie, die so rasch inS Meer der Ver­gessenheit versinken. Vielleicht wird da§ eine oder das andere Gläubigerland   eine Protestnote nach Berlin senden sonst aber werden die Bankrot­  teure deS Dritten Reiches von den Regierungen aller Länder als gleichwertige Partner weiterbe­handelt werden, wie ja auch die geschworenen Meineide und die   Massenmorde der   Hitler, Goering und Goebbels ihrer Salonfähigkeit bei der inter­nationalen Diplomatie keinen Abbruch tun. Ja, diese nationalsozialistischen Bankrott« Politiker provozieren die ganze Welt. Denn auch diese Bankrotterklärung ist eine dreiste   Provokation. Deutschland und seine Kapitalisten verfügen über die Devisen und über noch mehr! dir notwendig sind, um die ausländischen Zah- lnngSver.iflichtungen zu erfüllen. Aber diese im Inland und zum Teil im Ausland sichergestellte Reserve hält sich die Hitlerregierung für größere nationale" Aufgaben bereit. Immer wieder und mit aller Schärfe muß eS gesagt werden: so schwer die wirtschaftlichen und finanziellen   Schwierigkeiten Deutschlands durch die Katastrophenpolitik der Naziregierung I sich entwickelt haben e» handelt sich um die Er« I klärung deS betrügerischen Bankrotts! Schacht und seine Auftraggeber spekulieren, die Gläubiger   um I vle politische Woche Prag, 16. Juni. Auch-die letzte Woche stand vorwiegend im Zeichen der Außenpolitik, wo   durch die Annäherung Rußlands an den Ml  - kerbund. bztv. an Frankreich   und die Kleine Entente neue Konstellationen sich am Horizont abzeichnen. Daß dafür auch im Inland Verständ­nis ist, zeigt u. a. auch der Umstand, daß die Aus­nahme normaler diplomatischer Beziehungen zu Sowsetrutzland auch in der Jnlandpresse von den in dieser Hinsicht unzurechnungsfähigen Na­tionaldemokraten abgesehen durchwegs gün­stig beurteilt wurde. In der Innenpolitik traten die Bemühungen, die demokratischen Einrichtungen des Staates zu sichern, in den Vordergrund. Das kam in der Be­ratung und Verabschiedung de» Ermächti­gungsgesetze» zum Ausdruck, bel welcher Gelegenheit der Sprecher der Koalition ein un­zweideutige» und klar formulierte» Bekenntnis zur Demokratie ablegte. Der Sicherung der demo­kratischen Einrichtungen gegen eine gewisse ver­antwortungslose Presse soll auch die neue Presse Novelle dienen, die allerdings erst noch im Parlament geprüft werden dürfte, kB sie nicht in einzelnen Detail» weitergeht, al» ge­rade unumgänglich notwendig ist. Ein gutes Zeichen für die innerpolitische Kon­solidierung des Staates ist es jedenfalls auch, daß die Regierung bereit» den Zeitpunkt für die Er­lassung einer Amnestie für gegeben erachte» konnte, die sich aus Vergehen und llebertretungen gegen da» Schutzgeketz erstreckt und vor allem jenen Personen zugute kommen soll, die un­überlegt gehandelt haben oder von anderen verführt wurden. Wirtschaftlich stehen vor allem die Be­mühungen im Vordergrund, die zur Siche­rung der Ernte unbedingt notwendigen Or- ganssation» formen so rasch wie möglich in» Leben zu rufen. Dabei sollen natürlich auch die berechtigten Interessen der Konsumenten in wei­testgehender Weise getvahrt und auch ein finan­zielles Risiko deS Staate» möglichst ganz auSge- schaltet oder wenigsten» auf da» geringste Aus­maß herabgedrückt werden. In diesen Problemen liegen hauptsächlich die Schwierigkeiten, die noch zu überivinden sind. In sozialpolitischer Hinsicht ist die gestern vom Ministerrnt beschlossene B r r l ä n g e r n n g der Wirksamkeit der Kollektiv, v e r t r ä g e bis 30 März 1935 für die Arbeiter­schaft van großer Wichtigkeit. Auf Einschreiten der ütewerkschaften wurde auch, dir Bestimmung ein- bezogen, wonach in Fällen, in welchen die Kol- leltivverträge bereit» abgelnufen sind, der gegen­wärtig geltende Lohn unter die g l e i ch r n Siche, rungen wie dir KoUrktivvvrträgr gestellt werden soll. - Wir bereit» gestern kurz mitgeteilt wurde, wird in der nächsten Woche auch eine Vorlage über die G a s w i r t s ch a f 1 voraussichtlich dem Senat vorgelegt werden, die den ersten Versuch darstellt, analog der Eleltrizitätüwirtschaft auch die GaSwirtschast zu regeln. Ea handelt sich um jene Gaswerke, die mindestens zu 60 Prozent dem Staat oder den Selbstverwaltungen gehören; ihnen sollen durch verschiedene Maßnahmen(Enl- eignungsrecht. Recht zur Ausgabe von Tcilschuld- verschreibungen usw.) gewisse Begünstigungen eingeräumt werden. Ueber die vom Arbeitenministerium fertig- gestellten Entwürfe, den Schutz der Gruben­arbeiter betreffend, über die wir bereits in der Vorwoche referiert haben, haben in den letz­ten Tagen eine Reihe von interministeriellen Ver­handlungen staltgesunden, die einen nicht un» günstigen Verlauf nahmen, aber noch nicht abge­schlossen sind. DaS neue A u t o m o b i l g e f e tz wird ebenfalls in der komnienden Woche dem Senat zugeleitet werden; gleichzeitig wird sich aber eine letzte Verlängerung der bisher geltenden Be­stimmungen bis Ende des Jahres als notweirdig erweisen, um die parlamentarischen Beratungen ' über die definitive Vorlage ohne llebereilung durchführen zu können. Tie rein technischen Be­stimmungen der Vorlage sind ja bereits seit län­gerer Zeit sertiggestellt und nicht mehr strittig. Schwierigkeiten machten bis in die letzte Zeit hinein verschiedene sozialpolitische Fragen, wie I Arbeitszeit, Altersversicherungen usw., deren sung im Gesetze selbst von den Chausseurverbän den gefordert wurde. Diese Forderungen werden s im Laufe der parlamentarischen Verhandlungen erneut angemeldet und ihre Verwirllichpng im Rahmen der einschlägigen sozialpolitischen Gesetze erstrebt tverden. Bei der angestreinen Lösung der erwähnten Probleme, die angesichts der vorgerückten Zeit fast ununterbrochene Verhandlungen erfordern, die wieder an die Unterhändler große Anforde­rungen chson rein physischer Natur stellen, treten die wirtschaftlichen Interessengegensätze zwischen den einzelnen Gruppen mitunter natürlich recht scharf in Erscheinung  ; die sozialistischen Parteien spornen alle Kräfte an. um in diesen Verhandlun­gen die Interesse» der ihrem Schutz anvertrauten Bevöllerungskreise nachdrücklichst zu wahren. In der nächsten Woche wird eS sich klären müssen, tvaS von den erwähnten Vorlagen und Entwürfen noch ins Borferienprogramm kommt und was auf den Herbst verschoben werden wird. Die Nationalversammlung wird jedenfalls uo,b bi» Ende dieses Monat» trotz dem Ermächti­gungsgesetz noch Arbeit genug   borfinden! ter in Washington, der ehemalige Reichsbankvrä-1 sident Dr. Luther, wird von seinem Urlaub nicht mehr in sein Amt zurückkehren.