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nädig aus? Warum ist es das Privileg tsche. chisch- agrarischer Minister hic und da ein ver. ständnisvolles Wort über die Notlage der Ar beitslosen zu sagen?

Der

Dienstag, 19. Juni 1934

,, neue Ton"

in der sudetendeutschen Politik

Die Rundschau" hat auf den in unserem da sie sich auf eine solche moralische Ebene hin­Blatte vor einer Woche erschienenen Artikel untergelogen hat, auch etwa empört sein darüber, Spina, Henlein   und Hitler  " geantwortet. Sie daß Dollfuß  , den sie willig in die deutsche   Kultur­redet um unsere Feststellung, daß sie sich mit ihrer gemeinschaft einbezieht, einen Schwertranten hen Erklärung vom deutschen   Nationalsozialismus fen ließ? Die Arbeit der Wiener Sozialdemokra nicht distanziert hat, mit wortreichen Phrasen her- tie galt vor allem dem proletarischen Kind: ihm um und verweist darauf, daß man das fulturelle haben die Roten Licht und Sonne und Freiheit Leben eines Voltes nicht ausschließlich werten gebracht. Kein Henlein wird diese Großtat der fönne nach den Formen seines politischen Kamp- Wiener Sozialdemokratie, die in der ganzen Welt fes in Revolutionszeiten". geachtet und geehrt wird, hinweglügen. Die Grausamkeiten, die in den Febertagen begangen wurden, gehen auf Konto des Dollfus, deren Schergen übrigens in keinem Falle gezögert hät ten, auch auf die Kinderbedungen" au schießen. ( it Maschinengewehren pflegt man ja ohnehin nicht genau auf Dedungen" zu zielen.) Es sind ja genug Kinder im Kanonenfeuer gefallen. Man dente aber nicht, daß nur die Henlein­

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die Sozialdemokraten gebaut haben, können sich meistens keineswegs messen mit denen, die von den national verwalteten Kassen errichtet wur­den, auf keinen Fall aber mit den Braunen Häusern, aus denen Sandner seine anti­marristischen Argumente zu beziehen scheint. Es bleibt noch zu vermelden, daß die Rund­schau" über den Führer der saarländischen Frei­heitsfront, den Genossen May Braun, folgen­des schreibt: ,, Seit dem vergangenen Jahre verlegten die Franzosen ihre Hoffnungen auf das wirken lan. desflüchtiger Elemente, die sich in stattlicher An­zahl im Saargebiet niederließen, und vor allem auf die Umtriebe, die der Gottsöberste der Saar. ländischen Sozialdemokratischen Partei, der fatt. fam bekaante Mat Brann, in die Wege lei. tete. Dieser Don Quichotte reißt sein Mundwerk fperrangelweit auf und hat längst vergessen, daß er noch Anfang 1930 in der Halbmonatsschrift ,, Der Weg zur Freiheit" u. a. schrieb: Die Saar hat keine Minderheitenfrage und kein Spra chenproblem. Fast hundertprozentig wird die Saar. bevölkerung für Deutschland stimmen. Sie lehnt alle anderen politischen Lösungen als die restlose Rückfehr unwiderruflich ab." Und allein solcher völkischer Zwitter wegen werden besondere Ge. richtshöfe eingefekt, ihretwegen wird es noch aller. hand Mißverständnisse geben..."

Der sudetendeutsche Nationalismus hat die seelische und materielle Not der armen Volksge. nossen eh und je ignoriert. Er kann sich in eine Erörterung der Notstandsprobleme einlassen. denn sonst müßte er die Fiftion fallen lassen, daß der Marrismus und die freie Arbeiterbewegung die Erbfeinde der Nation sind. Eher lassen sich die Henlein und Konsorten mit glühenden Zan gen foltern, bevor sie eingestehen, daß der Haupt. feind des judentendeutschen Arbeiter und Klein­bauernvolkes die beispiellose Krisennot ist, her. Wir sind freilich der Meinung, daß auch diese vorgerufen aus weltwirtschaftlichen Umschichtun Erklärung" mit einem Distanzieren von der Bit gen, vertieft durch das Versagen der kapitalisti. Terbarbarei nicht das geringste zu tun hat sie ist schen Wirtschaftsmethoden und neuerdings nod, vielmehr der Versuch, sie zu entschuldigen. verstärkt durch das Wüten feindlicher Naturge. Da darf man denn doch fragen: in welche State­walten. Wir wetten tausend gegen eins, daß die gorie der Revolutionen will denn die Rundschau" Agitatoren der Heimatfront schließlich auch die die Hitler   ,, Revolution" einreihen? Sie erfolgte japanische Konkurrenz als eine Folge der sozial. so, daß ein eidbrüchiger Reichspräsident dem pitler demokratischen Regierungsteilnahme hinstellen die Macht auslieferte; die Gewalttätigkeiten, die Journalisten so ,, argumentieren". Auch der werden, daß sie auch noch für die Dürre und dann folgten, wurden nicht etwa im Zuge von Mann, den sich Henlein   als Goebbels   bestellt hat, Mizernte den Warrismus verantwortlich machen. Stampfhandlungen begangen, in deren Verlauf Herr Sandner, bringt es zuwege. Er hat am Die soziale Unfruchtbarkeit des judeten manche Grausamkeit verständlich wäre, sondern die Freitag in einer Versammlung in Grottau   gesagt, Opfer dieser Gewalttätigkeiten waren wehrlose die deutschen   Sozialdemokraten hätten in den Dies ist nett und rund aus einer Nazi­deutschen Nationalismus hat ihn von Niederlage politische Gegner, die man friedlich" systematisch acht Jahren" auf sozialem Gebiete nichts erreicht; zu Niederlage geführt. Auch Lodgmans Be- und mit leberlegung gequält und in hunderten die Lage der Arbeiter sei nie schlechter gewesen als eitung geschnitten! Woher als aus Naziblät mühen nach Schaffung einer ständisch geglieder. Fällen zu Tode gefoltert hat. Ein Jahr nach der jeßt. Wohl aber hätten die Sozialdemokraten tern sollte denn Henlein   den Mak" Braun fen ten völkischen Einheitspartei übrigens von feierlichen Erklärung Hitlers  , daß die Revolution Strantenlassen- Paläste gebaut. Meint Herr Sand- nen, den er hier vorstellt? Mar Braun ist ja, was die ganze Welt weiß und außer den Nazis und den Landbündlern seinerzeit wütend bekämpft abgeschlossen und die Herrschaft der Nationalsozia- ner die acht Jahre sudetendeutscher Regierungs­und blutig verhöhnt ist an sozialem Unver. listen auf viele Jahrzehnte gesichert sei, sind die beteiligung überhaupt, so müßte er fich in eriter Henleinzugibt, nach wie vor für die Rüdfcht ständnis unserer national sein wollenden Bür deutschen   Konzentrationslager noch überfüllt! Ein Linie wohl an seinem Freund und Berater der Saar   nach Deutschland  . Allerdings für die ger   und Intellektuellen gescheitert. Henlein hat Jahr nachher nimmt ein Mitschuldiger der Hitler- Spina wenden, der die acht Jahre schon so ziem- Rückkehr zu einem freien Deutschland  , weshalb nichts zu riskieren. Seine Gefolgschaft ist daran Barbarei, der Vizelangler von Papen, die Gelegen- lich voll hat. Meint aber Sandner die letzten er das Verschieben der Abstimmung verlangte. Wenn der Henlein ein Saarländer   wäre, heit wahr, öffentlich anzuflagen: durch Terror. vier Jahre, so hat er sich geirrt oder hat bewußt gewöhnt, seit Jahrzehnten mit tönenden Phrasen sagte er, tann man ein Volf nicht einigen. Was gelogen. Die Arbeitslosen verdanken die Fürsorge, bann, ja dann würde er mit dem Mak" Braun abgespeist zu werden. Es fragt sich nur, ob die den Papen empört, ist der" Rundschau" noch lange die sie haben, nicht Sandner und seinesgleichen, so furzen Prozeß machen, judeteudeutschen Bauern in ihrer heutigen Lage nicht Anlaß zur Kritik, sondern Anlaß zur Be- sondern der sozialistischen   Bewegung und daß es" Rundschau" andeutet und er würde sich, wie er den Ausgang des ständischen Experiments ab schönigung. Ja, noch mehr: zur verächtlichsten ihnen heute schlechter geht denn ic, ist eine Folge das in seiner Rundschau" andeutet, begeistert der kapitalistischen   Krise. Wer den Arbeitern hel- und vorbehaltlos für das Dritte Reich erklären. warten können. In den nächsten Wochen und Verleumdung. Monaten werden ganz andere Fragen auf der Denn die Rundschau" hat die Stirn, jenen| fen will, muß gegen den Kapitalismus sein. Aber Aber Henlein   ist nicht Saarländer  , sondern Tagesordnung stehen. Für eine wahrhafte Volks. Hinweis auf die Formen des politischen Kampfes Sandner schüßt ihn zusammen mit jenem Dottor Tschechoslowake. Wie sein Herz für die politik kann es heute nur ein Thema geben: Die in Revolutionszeiten" mit der folgenden Wer- Rosche, dessen Klaſſengenossen für den Niederbruch Nazi- Saarländer beweist, ein 3 we&-Tschechoslo­Bekämpfung des gemeinsamen Notstandes der tung" der Kulturtätigkeit unserer Wiener Genos- der sudetendeutschen Industrie- wir erinnern wake. Die leichtgläubigen Tschechoslowaken, die nur an Rothau   und Soleischen! in das demokratische Bekenntnis Henleins ernst neh­Arbeiter und Bauern und die Abwehr der dro- ſen zu verbinden: sollten sich den Artikel der Rundschau" ,, Genügt vielleicht für die ausschließliche erster Linie verantwortlich sind und bisher jede men, henden Katastrophen. Wir Sozialdemokraten Wertung der Kulturtätigkeit der sozialdemokrati- Fürsorgemaßnahme aus egoistischen Gründen be- über Mat Braun" über den Schreibtisch hän­bekennen uns unerschüttert zum Primat der wirt. schen Wiener Gemeindeverwaltung die Tatsache, fämpft haben. Die Krantentassenpaläste", die gen.. schaftlichen und sozialen Aufbauarbeit. Wir brau daß sie Wohnhäuser von vornherein als Fest un chen keine Front zu ändern, denn wir bleiben gen anlegte, daß sie in Kindergärten und Schu­nach wie vor in den vordersten Reihen des Eri. len heimlich Maschinengewehre einbaute, genügt stenzkampfes der aus Arbeitern und Klein. es vielleicht für die Wertung der Kulturarbeit der bauern bestehenden judetendeutschen Volksmehr- Wiener Sozialdemokraten, daß einzelne von ihnen die Barbarei begingen, unschuldige Kinder im heit. Mag Herr Henlein   den großen Notstand Maschinengewehrfeuer auf die Bal­unserer arbeitenden Schichten ignorieren, mögen fone zu stellen und dann, hinter den Leibern dies einzelne Führer des Bundes der Landwirte ihre

Mandatsschmerzen über das Volksintereſſe ſtel.

len die Herren mögen zur Kenntnis nehmen. Nicht sie werden bei der kommenden Rechnungs. legung als Ankläger auftreten dürfen, sondern jie werden vor dem Tribunal der arbeitenden Bevölkerung angeklagt sein, daß sie politischen Machtgelüften nachliefen, während die Menschen in unseren Notstandsgebieten vor ihren Augen zugrunde gingen. Der Entscheidungskampf, ob sich die Sudetendentschen zu einer sozial schöpfe. rischen Demokratie bekennen, oder ob sie sich in den Sumpf einer kapitalistischen   Diktatur loden lassen, wird die geschlossenen Reihen der Arbei­terbewegung nicht erschüttern, er wird innerhalb der Landbevölkerung ausgetragen werden!

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ſer tinder gedeckt, die Polizisten ruhig( 1) ab­

zufnallen?"

Daß die Rundschau" noch einmal das Mär­chen von den Wiener Festungsbauten" auftischt, stellt der Intelligenz ihrer Redakteure fein gutes Zeugnis aus. Haben doch die Baumeister. die die Wiener   Wohnbauten aufgeführt haben, unter der Zustimmung selbst reaktionärer Blätter diese alberne Lüge des Dollfuß widerlegt, die er berbreiten ließ, um die Kanonade auf eben diese Wohnbauten zu rechtfertigen. Die Rundschau", die in Verlegenheit täme, wenn sie auch nur in einem Fall nachweisen sollte, daß die Wiener Sozialdemokraten sich im Maschinengewehrfeuer ruhig" hinter Kindern dedten, findet freilich an der Stanonade des christlichen Kanzlers auf Frauen und Kinder nichts auszusehen. Wie könnte sie.

"

Hitlers   Unterhändler bei Barthou

Informative Fühlungnahme anscheinend ohne Ergebnis

Baris, 18. Juni. Der Vertrauensmann| Auch von der Rückkehr Deutschlands   in den bentrop, weilte am Samstag privat in Ba- gesprochen. Barthou   verhehlte nicht, daß diese ris und hatte am Abend eine längere Unterredung Rückkehr günstig aufgenommen werden würde und mit dem französischen   Außenminister B art hou, daß Frankreich   nichts tun werde, was die Rück­die sich auf die Frage der französisch- deutschen tehr Deutschlands   nach Genf   erschweren könnte. Beziehungen und auf den Austausch der Ansich­ten über die Abrüstungsfrage bezog.

beers in den Fragen der Abrüstung, von Rib. Völkerbund   und zur Abrüstungskonferenz wurde

-

Zu der rein informativen Unterre dung wird von maßgebender Stelle mitgeteilt, daß Barthou   dem Vertrauensmann Hitlers   die fran­ zösische   Note vom 17. April nachdrücklich in Er­innerung brachte, in welcher dargelegt wird,

daß Frankreich   zu einer Verletzung der Fric­densverträge seitens Deutschlands   nicht seine Zustimmung geben könne und daß die franzö fische Politik ecs ablehne, eine Aufrüstung Deutschlands   zuzulaffen, da sie diese als eine Gefahr für den Weltfrieden betrachte.

Diese Rückkehr dürfe aber keineswegs irgend einem neuen Feilschen zum Vorwande dienen. Deutschland   habe Genf   aus freiem Willen ver­laffen und seine Rückkehr nach Genf  , wenn man diese wünsche, müsse ebenfalls auf Grund sci­ner eigenen freien Entschließung erfolgen.

Jm ganzen beharrten, wie es scheint, beide auf ihren Standpunkten.

Nach einer halbamtlichen Berliner   Berlaut­barung ist Nibbentrop Montag nachmittags auch von Ministerpräsident Doumergue empfan gen worden.

wissen, was hier vorgeht und die uns helfen möch: gen die zweite Revolution? Es gibt auch schon sen es herausreißen, wir müssen ihm die Wahr­ten. Wenn solche Nachrichten zu uns dringen, so Nazis, die sich das fragen. Die fich das mit jedem heit zeigen. Einerlei um welchen Preis.

Unsere Töchter, ist das immer wie ein Becher fühles Waſſer, der Lage lauter fragen. Das sind die ehrlichen, die Wenn ich so die langen Nächte hindurch auf

die Nazinen

= D

einem Verdurstenden gereicht wird. Wir sind dann verblendeten Menschen, die, wie meine Toni, an Toni warte, so denke ich häufig an jene, die über tagelang froh und getröstet. Wir wissen, daß den Führer geglaubt hatten. Sie tommen ins die Grenze geflohen sind. Wie mögen sie warten wir nicht von allem auf der Welt im Stich ge- Ronzentrationslager wie die Marristen, wie die und bangen, wie mögen sie jeden Tag nach den Roman von Hermynia Zur Mühlen   lassen werden, wir wissen, daß es eine Solidarität Juden. Wie mag ihnen dabei wohl zumute sein? Nachrichten über Deutschland   greifen. Heute brin gibt, die stärker ist, alles andere. Aber wir fühlen wir wissen, weshalb wir kämpfen und leiden und gen die Nachrichten eine Hoffnung, morgen wieder auch mit schmerzlicher Bitterkeit, daß diese Solis sterben, aber diese Menschen? Und dann gibt es eine bittere Enttäuschung. Und sie müssen immer darität sich in dem einen Land, von dem viele von uns alles erwartet haben, auf Radiovorträge be­ſchränkt. Und auf Beſtellungen bei unserer Regie:

Ich muß ja sagen, daß auch ich froh bin, wenn ich eine fleine Arbeit für die unsern leisten fann. Es gibt Dinge, die eine alte Frau leichter fun faun, als junge Menschen. Gie fällt weniger

auf. Und ich fenne alle Wege und Stege hier, bin ich doch vor Jahren so viel mit meinem Anton gewandert. Es ist so seltsam, wenn man über die Schweizer   Grenze fommt. Man atmet auf. Die Luft ist ganz anders. Dort ist ein Mord noch ein Mord, und keine ruhmvolle Tat. Dort, nur wenige Schritte und man ist in einer anderen Welt, und

Schritte von uns entfernt, herrscht Frieden. Drei

staunt darüber, daß es noch so etwas gibt.

rung!

Toni meint, ich verstünde das nicht; vielleicht hat sie recht, aber ich fürchte, biele, sehr viele wer­den es nicht verstehen, es wird vielen, sehr vielen

den Mut rauben.

fürchten, daß ihre dort draußen gesprochenen und geschriebenen Worte eine Gefahr für die Ihren daheim bedeuten können. Unsere Regierung

nimmt ja jeßt Geisel wie in einem Krieg.

noch eines, das für sie furchtbar sein muß: das Mißtrauen. Vielleicht haben sie wirklich eingesehen, wie sehr sie betrogen worden sind, vielleicht möch ten sie gutmachen, vielleicht möchten sie zu denen zurückkehren, zu denen sie gehören. Aber wer Sie haben auch Seppel Schneiders Mutter in glaubt es ihnen? Sie werden für Spißel gehalten, Schußhaft genommen, weil sie nicht sagen wollte, für Provokateure. Wir können ihnen ja nicht ins wo ihr Sohn ist. Und vor sechs Tagen Klopfte es Herz sehen. Sie haben niemand, zu dem sie ge- nach Mitternacht an meine Tür, und als ich öff­Und wir brauchen Mut. Leben wir doch mit hören. Sie werden von allen gehaßt. Warum hat nete, stand der Seppel vor mir. ten unter Feinden, kann doch jeder Tag unser les sich unlängst der junge Naziflieger von seinem ter, der letzte unserer Kinder sein. Geſtern ſprach Flugzeug hinuntergestürzt? Barum hat sich ein ich muß endlich wieder einmal schlafen", sagte er. " Ich habe nicht gewagt, heimzugehen. Aber man noch mit einem Menschen, heute ist er ver- einstiger Kollege meines Anton, der schon seit schwunden und wir haben alle aus dem Braunen acht Jahren bei den Nazis ist, vor den Augen sei- Füßen halten. Er konnte sich bor Müdigkeit kaum auf den Anfangs waren die Schweizer   auch sehr an Haus Schreien und Stöhnen gehört; wir wissen, ner Frau erschossen? ständig; sie ließen, ohne viel zu fragen, die was dort vorgeht. Sie haben ihren Anhängern Meine Toni behauptet, es gäbe in jeder Zei­Wie geht's der Mutter?" fragte er und fiel Flüchtlinge durch. Jest aber scheint das anders zu Brot und Arbeit versprochen, jie geben ihnen statt tung etwas Wahres; das seien die Berichtigun- fast auf einen Sessel. werden. Jest muß man auch in der Schweiz   Geld dessen die Freiheit, zu morden und zu rauben. gen. Wenn es heißt: die S. A. hat in Frant­haben, um sein Leben retten zu können. Bisweilen Davon wird man auf die Dauer nicht fatt. Sie furt a. M. nicht gemeutert, dann fönnen wir ge­fragt man sich angstvoll, ob der Wahnsinn, der haben einen Feind, der auch in ihrem Lager um miß sein, daß sie es getan hat. Und in der legten bei uns ausgebrochen ist, auch die übrige Wel! geht: den Hunger. Den tönnen sie nicht ins Kone Beit wird sehr viel berichtigt. erfassen wird. Und wir erfahren mit jedem Zag zentrationslager verschleppen, den fönnen sie Aber freilich, solange es noch Posten zu vera weniger aus dem Ausland. Die deutschen   Zeitun: nicht auf der Flucht erschießen, der wird keinen geben gibt, solange Menschen, die Jahre hindurch käme und ihn sähe. Ich empfand große Angst: wenn jest jemand gen lügen oder verschweigen die Wahrheit. So Selbstmord begehen. Unser aller Feind ist zu un arbeitslos waren, als Nazis Arbeit bekommen, gesucht. Dabei sah ich ihm an, daß er schlafen der hier ein it in arbeitslos waren, als Arbeit täie und ihn fähe, Er wird ſchon ſett hieß es zuerst, daß dieser Rosenberg in London   serem Verbündeten geworden. Und wenn wir nicht solange wird sich vielleicht die Macht der Regie müsse, daß er, müde, wie er war, nicht die Kraft einen großen Erfolg gehabt habe, dann aber hör jatt werden, so wissen wir, daß auch viele andere rung noch halten. Aber schon heute sehen wir gelbe hatte, im Notfall zu fliehen. Ich verlöschte das ten wir von einem Engländer, der viele Jahre in hungern, auch bei den Nazis und daß dieser Hun- Blätter an den Bäumen, noch zwei Monate, dann Licht, dann rückte ich meinen Sessel vor die Küchen­Deutschland gelebt hatte und auch in diesem ger ihnen zuschreit: Deutschland   erwache. ist der Herbst da und dann folgt der Winter. Ich tür und saß lauschend da. Vor Seppels Kom Sommer in unser Städtchen tam, das sei nicht Es wird ein furchtbares Erwachen sein. weiß nicht weshalb, aber ich habe den festen Glau- men war die Nacht so still gewesen, jetzt jedoch wahr: das englische Volt habe seinen Abscheu vor Fast glaube ich, die an der Spize ahnen es ben, daß der Winter uns retten wird. Doch nur, hörte ich die ganze Zeit über Geräusche. Es knadte dem Abgesandten der Mordregierung offen ge- fchon. Fast glaube ich, daß viele der neuen Ge- wenn wir arbeiten, wenn wir aufklären, wenn wir und knarrte unten auf der Treppe. Türen wurden zeigt. Der junge Mann wußte gar nicht, wie sehr sehe nur der Angst entspringen. Bloß Menschen, zusammenhalten. Es iſt ja wahr, was die Grä- geöffnet und geschlossen. Schritte wurden laut. er uns durch seine Worte beglückte: es gibt als die von heimlicher Angst gefoltert werden, tönnen fin Agnes sagt: Deutschland   ist um Jahrhundert. dennoch eine Solidarität, es gibt Menschen, die so handeln. Was anders bedeutet der Kampf ge- laurüdgefallen. Es lebt im Mittelalter. Wir müs

" Gut", log ich. Ich werde ihr morgen er zählen, daß du da warst." Er hörte kaum meine Worte; er schlief be­reits, auf dem harten Sessel sisend.

( Fortschung folgt.)