Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
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DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI
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IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
Einzelpreis 70 Hotter
( einschließlich 5 Holler Portof
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER, VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
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14. Jahrgang
Mittwoch, 20. Juni 1934
Die Wetternot
Mißernte, Wassernot, Brände
Aus allen Teilen der Welt langen Nachrich ten über die katastrophale Trockenheit ein, die die Santen bereits zum großen Teil vernichtete und den Rest noch zu vernichten droht. Schon begin nen auch in einzelnen Gebieten unseres Landes Notschlachtungen aus Mangel an Fut termitteln und die Preise des Getreides gehen auf verschiedenen europäischen Märkten schon beträchtlich in die Höhe. So bringt die in den Wintermonaten von allen Notleidenden heiß ersehnte wärmende Sonne nicht Segen, sondern neue Not über die Menschheit.
Aber auch die unmittelbaren Gefahren der Rekordhitze sind für alle Menschen sehr groß. Die ausgedorrten Wälder fangen leicht& euer; in den judetendeutschen Grenzgebieten, bei Eger und bei Onek, brennen ausgedehnte Forste, ebenso in der Umgebung von Prag und in vielen europäi= schen Ländern. Die Flüsse trocknen aus, die Wasserleitungen versiegen. Die
zum Opfer. Ein Teil des Wohnhauses ist vernichtet.
Im Aussiger Bezirk haben sich in der letzten Zeit mehrfach Waldbrände ereignet, die zum Glück bald lokalisiert werden konnten. Die Feuerwehr trat in den letzten drei Tagen achimal in Aftion.
Gewaltiger Dorfbrand
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1000 Obdachlose!
in der Provinz und in den Städten verursacht. Dic Versorgungsverhältnisse in vielen Städten haben sich derart verschlechtert, daß für die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser nur bestimmte Stuns den bestimmt wurden, während sonst das Wasser gesperrt ist.
Nr. 142
„, Bankrott
der
Marxisten"
Die Hauptstadt Prag hat bisher keine Beschränkung des Wasserverbrauches vor Unsere deutsche christlichsoziale Presse faselt genommen, müßte aber, wenn der Verbrauch je wieder einmal von einem„ Bankrott der Marsteigen sollte, wie er in den letzten Tagen gefticristen", was so seit mehr als 50 Jahren ein ge gen ist, auch in Groß- Prag zu einer Beschrän fung der Wasserbelieferung schreiten. Am 16. liebtes und daher immer wiederkehrendes Thema unserer Gegner ist. Diesmal soll es der Bank. Juni betrug der Wasserverbrauch 120,000, am 17. Juni 106,000 und am 18. Juni 142.000 rott auf dem Gebiete der Wiener GemeindeverStubitmeter. Das Wasserwerksamt fordert unterwaltung sein. Nämlich: ein Profeffor wer dem Gesichtspunkt des allgemeinen Interesses die denn sonst! hat zur Verteidigung der KarBevölkerung von Groß- Prag auf, mit dem Wasser tätschentatholifen eine Broschüre geschrieben, Die deutsche Ortschaft Glaserhau bei möglichst zu sparen, insbesondere soll in welche die„ Deutsche Preise" des Herrn HilgenHandlowa in der Slowakei ist vom Unglück ge- den Gärten und auf den Tenniscourts fein reiner aufgreift und aus der sie die Folgerung radezu verfolgt. Nachdem erst vor etwa vierzehn Wasserbergendet werden. Sonst wird, wie zieht, sie erbringe den Beweis,„ welche ungeLagen eine Feuersbrunst 90 Häuser eingeäschert das Wasserwertami mitteilt, nichts anderes übrig heuren Schäden das absolutistische Regime der hatte, brach am Montag Nachmittag ein neues bleiben, als zu einer Einschränkung der Wasser- Marristen Wiens dem ganzen Staate zugefügt Großfeuer aus. 80 Häuſer wurden zerstört. Der belieferung in Groß- Prag zu schreiten. hat". Insbesondere aber der Stadt Wien :„ In Schaden beträgt mehr als zwei Millionen Kronen. Von den über 4000 Einwohnern sind mehr Desterreich hatte der Marrismus Gelegenheit, feine Lehren in Tatsachen umzusetzen, der Verals 1000 arbeitslos. Von einem schweren Brandunglück such endete nicht nur mit einem Bankrott der wurde am Dienstag vormittag das unweit vom Ost- Nullen, sondern auch mit einem Bankrott der jeebad Ahlbed gelegene Bauerndorf Reezow heim marristischen Irrlehre..." Bei den lieblichen gesucht. Die Feuersbrunst entstand durch Blißschlag in ein Bauern- Wohnhaus. Ehe die Feuerwehren der christkatholischen Schimpfmethoden des Blattes Umgebung zur Stelle waren, standen alle mit Stroh wird natürlich auch ohne die Anführung des bededten Nachbarhäuser in hellen Flammen. Elf kleinsten Beweises von einer„ persönlichen UnSäuſer ſind vollſtändig niedergebrannt; viel Vich ist zulänglichkeit und Unsauberkeit einzelner Füh. außerordentlich groß. Das furchtbar heimgesuchte in den Flammen umgetommen. Der Sachschaden irer", sowie von„ maßloser Verschwendung öffent. licher Gelder durch Mißwirtschaft" gesprochen. Dorf bietet einen trostlosen Anblid.
Waffernot iſt in vielen Gemeinden der Tschecho Saazer Erntekatastrophe
Hilflos steht die Menschheit der Katastrophe gegenüber, die sie wieder einmal mahnt, daß es die Aufgabe der Menschen wäre, in gemeinsamer Arbeit die Schäden zu überwinden, die die Natur fatastrophen immer wieder verursachen. Aber die Menschheit, mit dem Schüren der Zwietracht be faßt, hört die mahnende Stimme nicht. Brennende Wälder- riesiger Sadischaden
Brände und Dürre überall!
schaften herrscht Trinkwassermangel. Für die Ernte befürchtet man das schlimmste, wenn es nicht bald regnet. Hagelkatastrophe
slowakei ungeheuer; nicht einmal Trinkwaffer ist in genügender Menge vorhanden. Die Hauptstadt, Die Saazer Landwirtschaft hat durch die deren Wasserversorgung bis jetzt gut funktio anhaltende Trockenheit schwersten Schaden erlitz niert hat, fordert bereits auf, mit dem Wasser zuten. Eine Kontrolle der Feldtulturen durch eine svaren und stellt die Droffelung der Wasserzufuhr Kommission, die aus Vertretern der Bezirtsbein Aussicht. Aus dem entsetzlichen Waffermangel hörde, der Steueradministration und des Landesergeben sich große Gefahren für die fulturrates bestand, hat geradezu trostlose FeſtVolksgesundheit. stellungen machen müssen. Getreide und Futter find völlig vernichtet. Schwer gelitten haben RiiWas die„ Deutsche Presse" aus der Sudel. ben und Kartoffeln. Wenn nicht binnen fürzester broschüre zitiert, ist lediglich eine von ihrem Große Trockenheit und ungewöhnliche Hizen Frist ein ausgiebiger Regen einjeszt, wird dort faum etwas zu retten sein. Auch der Hopfen steht dauern auch in ganz rantreich an. In Paris christlichen Saß triesende Spekulation auf die ungewöhnlich schlecht. Der Schaden wird auf rund wurden am Montag 33 Grad im Schatten gemessen. Haarsträubende Unwissenheit. Wie die Marristen Auch aus der französischen Provinz werden ähnliche die Gemeinde Wien in sozialem Geifte verwal20 Millionen Kč geschäßt. Die Saazer BeTemperaturen gemeldet. Die Mosel ist von der tet haben, das hat die Anerkennung der ganzen zirksbehörde will veranlassen, daß den notleidenQuelle bis Remiremont vollkommen ausgeden Landwirten eine augenblickliche Not- frodnet. In verschiedenen nordfranzösischen Ort zivilisierten Welt gefunden. Demgegenüber gibt stands unterstützung zuteil wird. jetzt Wien der ganzen Welt AnschauungsunterHundstagstemperaturen im Juni richt über klerifal fascistische Gemeindepolitik. Pfäffische Schimpfereien, noch so sehr gesteigert, Abkühlung in Sicht? können solche Tatsachen nicht aus der Welt schaf. fen, wie sie sich aus der Gegenüberstellung der in Norddeutschland Zeit vor und nach dem 12. Feber ergeben. Bremen , 19. Juni. Ueber dem Stedinger Einen Beweis für den marristischen Bank. Land wütete am Montag ein schweres Gewitter, roff will die„ Deutsche Presse" in dem„ ungedas durch Hagelschlag unübersehbaren Schaden heuren Anschwellen der kommunalen Steuerlast" anrichtete. Taubeneigroße Hageltörner fielen mit erblicken. Die Wahrheit sicht anders aus: eine solcher Wucht, daß fast in jedem Haufe die Fen- der ersten Taten der Sozialdemokraten vor 15 sterscheiben, oft sogar Schiefer- und Pappdächer Jahren war, die Verbrauchssteuern auf Gas, Durchschlagen wurden. Besonders start in Mits Wasser und elektrisches Licht abzuschaffen. Dafür leidenschaft gezogen wurden die Obstbäume. Auf den Feldern wurden die Startoffel, Riwurden andere Steuern eingeführt, aber nur ben und Stohlbestände durch den Hagel solche, die den Besitz trafen. Das eben ist es, was böllig zerstört. das charitative Herz unserer politischen Christen aufregte. Die sozialdemokratische Wiener Gemeindeverwaltung vermied auch strenge, Schl den zu machen, denn die Anleihezinsen sind ein drückender Tribut an die Kavitalisten, der einen großen Teil der Einnahmen verzehrt. Christ katholische Politik denkt darüber anders. Sie
Montag nachmittag gegen zwei Uhr entstand in dem großen, zwischen Graslih, Schönau und Ursprung gelegenen Waldkompler ein riesiger Brand, der sich infolge der herrschenden Troden heit unheimlich schnell ausbreitete. Auch der so=
genannte Ratswald, der Eigentum der Grasliker Stadtgemeinde ist, wurde vom Feuer ergriffen. Schätzungsweise sind zwei Hektar Stadtwald und rund vier Hektar Privatbesiz der Feuersbrunst zum Opfer gefallen.
Zwei weitere fleinere Brände, so an der Bahnlinie Unter- Grasliß- Annathal und im städtischen Wald am Hausberg konnten bald iso
liert werden.
Beim Sorghof in der Nähe von Fran= zens bad wurden zehn Hektar Wald von einem Großfeuer fast vollständig vernichtet. Im staatlichen Forstrevier bei Göhren brach ein Brand aus, dem vier Hektar dreißigjährigen Waldbestandes zum Opfer fielen.
Prag , 19. Juni. Troß starter Bewölfung waren in den Nachmittagstunden des Dienstag die Temperaturen in Böhmen ebenso hoch wie am
Montag. In den östlichen Ländern, wo es vorwiegend heiter iſt, danert die Erwärmung noch an. Um 14 Uhr hatten Prag und Preiburg 31, Brünn 30, Troppau 29 und Kaschau 24 Grad Celsius. Im Riefengebirge und in der Tatra kam es um Mittag zu lokalen Gewittern. Eine größere Gewitterfront rückt von Bayern heran, wo bereits leichte Abkühlung eintrat.
Wahrscheinliches Wetter heute
Im Westen wechselnd, zeitweise stärtere Be wölkung, strichweise Gewitter, mäßige Abfühlung, Südwest: bis Westwind. Im Karpathengebiet Zunahme der Geuitter neigung.
Neue Sturmkatastrophe
in Honduras New York , 19. Juni. Ein neuer Wirbelsturm, der in einer Breite von etwa 20 Kilomittelamerikanischen Republit Honduras heimPrag, 19. Juni. Die langandauernde gesucht. Unter anderem wurde eine Plantage vollTrockenheit auf dem ganzen Kontinent hat einen ständig zerstört. 3 a hlreiche Menschen tatastrophalen Wassermangel follen umge! ommen sein.
Vier Hektar 20 Ar Jungswald und erheb Prag muß mit Wasser sparen! metern dahinraſte, hat verschiedene Teile der liche Teile achtzig Jahre alten Hochwaldes, die zum Osseter Stift gehören, wurden durch einen schweren Brand verwüstet.
Großfeuer
in einem Böhmerwald - Dorf Ta u s, 19. Juni. ( Eigenbericht.) Im nahe
gelegenen Klensch ist heute nachmittags ein Großfeuer ausgebrochen, dem bis in die Abendstunden bereits dreißig Objekte zum Opfer gefallen sein sollen. Der Brand wütet fort. Das Fischsterben
Politische Zusammenstöße su mehrmaligen Zuſammenſtößen mit der Boli- Anleihen zugunsten der wucheriſchen Banken und in Toulouse
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Drei
empörte sich über die Besteuerung der Nacht lokale, über die Lurussteuern und über die starke Staffelung bei einigen Abgaben, die den Rei chen traf und den Armen verschonte. Sie war immer und ist auch jetzt für die Aufnahme vor zei. Die Demonstranten stürzten einige Auto für die Belastung der Verbraucher. Die neuen mobile um, steckten sie in Brand und Machthaber Wiens haben denn auch sofort die versuchten sich in einer kleineren Straße zu ver-„ Sünden" der Marristen gutgemacht und vor Sozialisten und Kommunisten gegen barrifadieren. Erst nach 1 Uhr nachts wurde die allem eine Steuer auf das Wasser eingeführt Nationalisten Barrikaden Ordnung wieder hergestellt. Etwa hundert Ber- Die freie Wassermenge wurde von 35 Liter auf Tote, viele Verwundete fonen wurden verhaftet. 15 Liter pro Stopf und Tag herabgesezt und da Toulouse , 19. Juni. In der Nacht auf die Wassermeffung nicht für jede Wohnung einIglau, 19. Juni. In der Iglava wurden heute kam es hier zu ernsten Zusammenstößen, Die letzte Barrikade wurde um fünf Uhr früh zeln erfolgt, müssen die kleinen Mieter den Was heute früh große Mengen trepierter Fische, dar wobei 40 Perfonen, unter ihnen einige Po= unter auch ein meterlanger Hecht gefunden. Die lizeikommissäre, verlegt wurden. Die im Sturm genommen. Im Laufe des Dienstag serverbrauch der großen Wohnungen mit Bade. Zahl dieser Fische war so groß, daß sie mit patriotische Jugend veranstaltete gestern Vormittag erlagen drei Personen ihren Verletzimmer und der Geschäftslokale mitbezahlen. der Schaufel zusammengehäuft abends ein Bankett; Sozialisten und zungen. Die Zahl der Verletzten beträgt 170; Gleichzeitig wurde eine neue Steuer für die werden konnten. Gegenwärtig wurden Nacht om munist en versuchten dieses zu stören. hievon befinden sich 22 Personen in Spitalsbe. Sehrichtabfuhr eingeführt und der Mietzins in den städtischen Wohnbauten um durchschnittlich forschungen aufgenommen, ob es sich bei diesem lenden Umzug, an deffen Spike einige Stadt 50 Polizisten und Gendarmen. Dem Polizeitom feiert das fatholische Herz Triumphe- wurde Maffensterben der Fische um eine Folge der Hibe Sie bildeten einen einige tausend Personer zäh- handlung. Unter den Verletzten befinden sich über 100 Prozent erhöht. Demgegenüber- auch hier oder um irgendwelche giftige Abwässer handelt. miffariat wurden im Laufe der Nacht und der heu- die Wohnungssteuer so abgeändert, daß die ganz Hühnerfarm zerstört Sotel, wo das Bantett gegeben wurde. Die Poli- tigen Morgenstunden über 300 Personen vorge großen Wohnungen, die Schlösser und Palais zei versuchte, die Demonstranten zu zerstreuen; führt, von denen aber nur etwa 25 in Haft be- nur mehr einen kleinen Teil der früheren Steuer zu zahlen haben. diese rotteten sich aber wieder zusammen. Es kam lassen wurden.
Auf einer Hühnerfarm in Maischlo- wi z brach in der Nacht zum Dienstag ein Scha denfeuer aus. 300 Massehühner fielen dem Brande
räte marschierten und zogen mit roten Fahnen und unter Absingung der Internationale zu dem