®dte«„Sozialdemokrat"yrrttoft. 18. Juli 1834. Nr. IMMischehen in der TschechoslowakeiMenn Wir von„M i s ch e h e n" sprechen, sohaben wir heute vor allen: dreierlei Durchbrechungensoziologischer Abgrenzungen im Auge. Bor allem dieeheliche Vermischung der weihen mit denverschiedenen farbigenRassen,ferner die Mischung zwischen einzelnen n a t i o»nalen Gemeinschaften uiü> endlich dieehelichen Verbindungen zivischeu verschiedenen Religionsbekenntnissen.Für europäische Berhältuisse kommen nur die beidenletztgenannte» Gruppen in Betracht. Der Irrsinn de»Rassenwahns, der vorübergehend sich in Form deüHitlertunw etablieren konnte, hat darüber hinausnoch ein« Scheidung zwischen der angeblichen„n o r-d i s ch e n H e r r e n r a s s e" rind den übrigenniinderwertigen„Rassen" entdecken Ivollcil. Die Geschichte wird über die bestialische Praxis dieser„Herrenmenschen" nicht anders urteilen, als di«objektive Wissenschaft über deren„Rassetheorien"beute schon urteilt, nämlich mit dem bedauerndenAchselzucken, das Tollhäuslern gebührt.Als soziologisches Faktum bleibt jedenfalls fürdie heutige europäische Menschheit die Gliederungin nationale und religiöse Gemeinschaften bestehen, in Nationenund Konfessionen, die, wie alle anderer:sozialen Assoziationen den gesellschaftlichen Entwicklungsgesetzen unterliegen. Einen interessanten Beitrag zum Problem der nationalen Scheidung undMischung bietet für unser Staatsgebiet ein Artikeldes Dr. F. Fajfr im„StatistiekssO b z o r"(Heft 1—8;„Närodni miöent v Eesko-sloveisskö republice").Religiöse Mischehen in rapidem Aufstieg.Ueberblicken wir an Hand der gebotenen Statistik die Entwicklung von 1921 bis 198V, so fällt beisänUlichen Religionsbekenntnissen der rapide Anstiegder Mischehen auf. Bei den Katholiken waren 1921noch 85.08 vom Hundert beiderseits katholischeEhen, 1989 nurmehr 72.78; beim tfchechoslowakt-schrn Glaubensbekenntnis fällt der analoge Prozentsatz von 90.21 auf 78.36; bei den Konfessionslosenvon 75.68 auf 46.66; bei den Juden von 93.58 auf90.38; bei den„Böhmischen Brüdern" von 80.60auf 68.71. Ein beredtes Zeichen dafür, dah die innereBindekraft und damit das SlbschliehungSbedürfntSnach auhen bei den religiösen Gemeinschaften inraschem Tempo verfällt.Umso bemerkenswerter ist dieser Entwicklungsverlauf, wenn man in Betracht zieht, dah noch vorwenigen Jahrzehnten die religiöse Scheidungdie Hauptrolle spielte, gar nicht zu reden von derrein konfessionell gerichteten Heiratspolitik deS Adelsund des Patriziates in früheren Zeiten.Nationale Mischehen.Ein ganz anderes Bild bietet die Statistik dernationalen Mischehen. Dr. Fajfr drückt derenVerhältnis zu der Zahl der nationalen Gleich»e h e n mit dem Sah aus, dah zwischenden Nationen der Tschechoslowakei bei der EheanSwahl einegleiche Frimdheit und Abgeschlossenheit besteht, wie zwi»s ch en Meißen und Regern." Tatsächlich entfallen bei den Sudetendeut«s ch e n nur 7.25 Prozent aller abgeschlossenenEhen auf Mischheiraten mit anderen VolkSzugehöri-gen, bei den.Tschechoslowaken" 8.25Prozent, was ungefähr dem MischungSprozent-satz der amerikanischen Meißen und Neger entspricht.Hier ist allerdings, neben der Schwierigkeit, die dieUeberführung des Ehepartners in ein fremdessprachliches Milieu notwendig mit sich bringt,noch der soziale Unterschied in Betracht zu ziehen,der z. B. zwischen dem deutschen Gebirgsbauern derRandgebiete und seinem tschechischen Landsmann inder fruchtbaren Ebene besieht und schon auS reinökonomischen Gründen eine Trennungsmauer zieht.Für Rassenfanatiker, die in dem relativ gerin gen MischungSgrad zwischen Deutschen und Tschechenirgendeine mysteriöse Stimme deS„deutschen BluteS"sehen sollten, muß sofort beigefügt werden, daßgerade die Deutschen in der Slowakei weitausam meisten von allen Rationen der Mischungausgesetzt sind,denn der Prozentsatz der Mischheiraten beträgt beiihnen 25.25 P r o z e n t, mit welchem Prozentsatzsie weitaus an der Spitze stehen. Ein Beweis, wiesehr kulturelle uud wirtschaftliche Faktoren bei diesemProblem im Vordergrund stehen. Die Rassenfanatiker werden auch zur Kenntnis nehmen müssen, daßdas Prinzip der„E r h a l t u n g des reinenB l u t e s" am meisten zur Auswirkung kmnmt beiden Zigeunern, karpathorussischenJuden und Rumänen der äußersten Ost«Die Deutsche MinderheitSbücherei bleibt biseinschließlich 21. Juli, geschlossen. Vom 23. Juliab tvird wieder normal amtiert.GcrlchtssaalDievor dem Aedett-serichtOberkellner klagt auf 26.500 AL.— Er mußteauS feiner Tasche Personal bezahlen.— HerrJulit erklärt: Kläger war„nur eine Art Taglöhner«.Prag, 12. Juli. Bor dem Arbeitsgericht deSGR. DolejS wurde wieder einmal ein Prozeßverhandelt, der die Freuden des KcllnerberufeS imgrellsten Lichte zeigt. Dieser Fall beleuchtet dieExistenzverhältniffe der Proletarier im Frack aufüeindringlichste, wobei zu bemerken ist, daß eS sichhier um einen nach außen glänzend erscheinendenPosten handelt. Der ehemalige Zählkellner der Bar,Ls n l i ö" auf dem MenzelSplatz, ein gewisser A.T. klagt den Herrn Chef auf Rückzahlung von KL26.590.Kläger tvar seit 1926 in dem Lokal beschäftigt,zunächst regelrecht nach dem Kollektivvertrag. EinesTages aber erschien der Bardirektor C e p e k undverlangte von dem Oberkellner Verzicht auf die vertragliche Bindung nach dem Kollektivabkomnien undAbschluß eines„individuellen Ber«träges", durch welchen derKläger nicht nur aufjede fixe Entlohnung verzichten, sonderndie Verpflichtung übernehme« mußte, de« Barman« auS feiner Tasche wöchentlich 200 AiLoh« z« zahle«.AuS Angst vor dem Verlust der Stellung fügtesich der Oberkellner und unterschrieb das Abkommen,das er in weiterer Folge auch pünktlich einhielt undso im Laufe der Jahre 26.509 XL auszählte. Alsder Umbau der Bar im Jahre 1981 in Angriff genommen wurde, erhielt T. die Kündigung, mit derZusage, nach Wiedereröffnung wieder eingestellt zuwerden. Das geschah auch, aber kurz nachher wurdeer endgültig gekündigt und zwar, trotz seiner achtDienstjahre nur mit achttägiger Kündigungsfrist,obwohl er Anspruch auf einmonatige Kündigunghatte.T. Nagt« beim Arbeitsgericht einmal auf Einhaltung der vierwöchigen Kündigungsfrist und zweitens auf Rückzahlung jener 26.500 Xi unter Berufung darauf, daß ihm die Zustimmung zu diesemAbkommen nur durch die Furcht vor dem Existenzverlust abgenötigt wurde, und daßdaS Abkomme« seiner Natur nach gegen die guten Sitte« im Sinne des ABGB. verstoße und«ach den Beftimmungeu des Gesetzes nichtigsei. Herr Julis, der als Zeuge erschienen war, bestritt, von diesem Vertrag überhaupt etwas gewußtzu haben:„Halten Sie sich an den Cepek, mich gehtgebiete, obwohl sich sonst gerade im Osten die nationale Vermischung am durchgreifendsten vollzieht. Aufder anderen Seite geschieht die Mischung derT s ch e ch en und Slowaken mit denMagyaren in unvergleichlich größerem Umfang als mit den„blutsverwandten" Russen desKarpäthenlandeS. Mit Recht sagt Dr. Fajfr:„Der Kultur- und Besitzfaktorkreuzt sich hier mit dem nationalenInteresse." Und nicht minder wird man demAntor Recht geben müssen, wenn er u. a. zum Schlußzusammenfassend konstatiert:„Da» höhere Kultnr- und Besitznivean unterstützt die nationale Bermtschung und überwindetdie nationale Verschiedenheit, auch wen« diesesprachlich«ad politisch recht tief greift. Ein niederes Niveau isoliert die Nation»ad unterstütztin ihr die Endogamie(Ehe nur unter StammeS-gleichen)." Dr. Bg.die Sache nichts an.—l"(Direktor Cepek ist natürlich längst nicht niehr bei Julis angestellt.) Nun hatsich aber dieser Direktor seinerzeit selbst darauf berufen, im Auftrage des Chefs zu handeln.— Werdas Arbeitsgericht zu besuchen Pflegt, weiß, daßderartige Direktoren, von deren Haiwlungen derChef„keine Ahnung hatte", zu den stereotypen Figuren in derartigen Prozessen gehören.Herr Juliö leistete sich noch einen bezeichnenden Ausspruch, indem er dem Kläger, der achtJahre bei ihm als Zählkellner gearbeitet hat als„bloßen I n k a s s i st e n" erklärte,„dessen Arbeit jeder Taglöhner versehen könne!"— Rach längeren Auseinandersetzungen kam eS zu einem für den Kläger sehr mageren Vergleich, indem er für die Kündigungsfrist2.600 XL annahm. Denn die Erörterung über dieRichtigkeit deS famosen„JndividuawertrageS"hätte das Signal zu einem langen, langen Prozeßgegeben, dessen Ende abzuwarten, dem Kläger seineMittel nicht erlauben.Aus der ParteiD. I. Prag. Sonntag Kreiswandcrung. Zusammentreffen 8 Uhr Endstation Hlupoiepy.Rote Falken, Prag. Achtung I Das Hirschberger Lager beginnt von der Dauer von 14 Tage».Abfahrt von Prag Wilsonbahnhof 7 Uhr früh den16. Juli. Ankunft den 28. Juli 6 Uhr abends Wilsonbahnhof. Beitrag inklusive Fahrt 150 ft!. Seidpünktlich! Freundschaft!VcrclnsnofflrlffitcnBadrauSflug. Sonntag frühzum bekannten Ort bei Radotin.jMk Abmarsch pünktlich 7 Uhr früh abEndstation der Linie 5 in Hlu-bokepy. Bahnfahrer gehen vonRadotin flußabwärts. Günstige' Züge ab Smichov 8.10 und 8.40PBAO Uhr.XffiK Ortsgruppe Prag. Sonntag,den 15. Juli, um halb 8 Uhr amBysokaner Bahnhof. Fahrt nach Mköice.VggggSy Badetour an die Elbe. Bei ungünstigen:Wetter Wanderung nach Elbe-Kosteletz,Brandeis und Alt-Bunzlau. Führer Kapuschinski.—Arbeiter-Olympiade. Wir danken aus diesem Wege allen Genossen, die sich während der Olympiade zur Verfügung gestellt haben, für ihre Opferbereitschaft und für das Entgegenkommen, das siewährend der Führung unseren Gästen erwiesenhaben.Braun« IMieWir sind Gefangene der Weltgeschichteund toiffen alle nicht, loaS aus uns wird.Wer glaubt, er habe eS geschafft, der irrt/Sein stolzer Traum geht meist sehr schnell zunichteOft glimmen hinterrücks geheime Lunten,Was gestern oben war, liegt heute unten.Zwar ist die Treue noch daS Mark der Ehre,wenn man dem deutschen Rundfunk glauben darf.Rur weiß man nicht, seit Hagen Siegfried warf:AuS welcher Richtung drohen wohl die Speere?Man hat geworfen, und nun ahnt man stumm;Jetzt geht das Spiel erst einmal andersrum.Zu Neujahr hat ei« Freund dem Freund geschrieben:— Mein lieber Ernst, Du bist ein Stück von mir.Ich teile alles, was ich bin, mit Dir.Ich Werde Dich, mein Bester, immer Lebe»!Sei stark und stolz. Dein Tag fei warm und heiter.Und mache froh, wie Du gemacht hast, weiter.—Dann ist der Freund ein feiner Mann geworden.Nun war sein Ernst ihm nicht mehr gut genug,weil er Eie alte Hose weiter trug.Drum ließ er ihn mit kaltem Blut ermorden.-Dann schrie der Pharisäer in die Welt:— Seht, wie ein Kerl wie ich auf ReiNhett hält!—Die Welt ist schlimm. Nicht mal das Kinderkriegenlohnt heute noch. Das Leben ist eia Dreck.Dir rutscht der Sessel unten» Hintern weg.Was hat es da für einen Zweck, zu siegen?Was gestern warm war, ist schon heute kalt.Wer die Gewalt liebt, stirbt durch die Gewalt.Man weiß sich kaum mehr richtig einzurichten.Noch neulich war man al» Kumpan chargiert,und jetzt ist nmn schon tot und liquidiert.Da möchte man am liebsten ganz verzichten.Denn, statt das Leben herrisch zu genießen,fragt man:— Wer wird wohl morgen wenerschießen?—Der Rote Hans.„Blumen-gauberdung",das BlütenwunderBlumen an allen FensternI Welche Freude fürden Besitzer wie für den Beschauer! 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Alle Bestellungm richtm Sie andie Verwaltung„Die Unznfriedene", Prag XII.,Fochova tk. 62.Abonniere ab.,«.,,.» 1984 da»täglich erscheinende Zmtralorgan der deutsche»sozialdemokratischen Arbeiterpartei„QosiaiOemolrtirVerwaltung Prag XU., Fochova ti. 62,zum Preise von 16 XL monatlich, und sende diesmBetrag nach Erhalt deS Erlagscheines ei«.Name:Genaue Adresse:.Letzte Post:Unterschrift:-,«««».«PltAfiBR ZEITMGHSfe und KinderVon Wera Jnbrr.Jedes Land hat seine Art zu regieren, seinKlima, sein Telefonsystem, sein Schuhlverk undseine Höfe.— Ich meine hier natürlich die Höfeder Häuser.— Und jeder Hof hat seine Kinder.Ich hatte Gelegenheit, die Höfe in vier verschiedenen Ländern kennenzulernen.Den engsten Hof fand ich in Konstantinopel. Er diente hier gleichzeitig als Abfallkiste. Das ganze Ivar ein Loch, das nach dem Bosporus zu offen lvar. Dem Schoße des Abfalls ent-lvuchs eine steinalte Palme. Diese Palme strebtelvie die Menschen zur Freiheit. ES zog sie ebensozum blauen Band deS Meeres hin wie zum Himmel en:por. Sie bekam dadurch einen Buckel wiedas Kamel. Bei Sonnenuntergang, wenn der Bosporus lvie vergoldete Luft schimmerte, die breitenPanzerschiffe und schmalen Kähne in seine purpurgrünen Feuer tauchten, über dem goldenen Hornder Bucht die silberne Sichel des Mondes ausstieg,die Autohupen in der Ferne wie Vögel sangen,kamen die braunen Kinder, kleine Türken, Armenier, Griechen und noch andere»nd setzten sichunter die Palme.Ein Junge lvar da. Ich glaube, er war einDichter. Wenn die Sonne unterging, fing er an,Märchen zu erzählen. Mit einer solchen Leidenschaft, daß die Kinder sich eine ganze Stunde undnoch länger nicht rührten. Sogar die alt«, dickeGriechin blieb stehen mit ihrem Abfalllübel undlauschte.Mich quält« die Neugierde so stark, daß icheines Tages die kleine Griechin auf der Treppeanhielt, und während ich sie durch einen Apfel undzwei Nüsse zu mir lockte, von ihr zu erfahrensuchte, was dieser Junge eigentlich erzählte.Amine war ein schweigsames Kind; gar nicht wiesonst die kleinen Griechinnen zu sein pflegen.Trotzdem antwortete sie mir, gleichzeitig eine Nußin die Tasche und eine andere in den Mundsteckend. Er erzählte etwas— von Menschen, vonAutos, von einem Geist, von einer Prinzessin.—„und lvo wohnte er früher?"—„In einerGarage bei e,inem Hotel."—„Das ist ja nichtmöglich!"—„Bon wem sprechen Sie denn?"brachte Amine verächtlich hervor.—„Bon demGeist."—„Ach so! Der Geist. Ja, der lebte ineinem Bottisch mit Oliven. Aber Tante Eustasiaruft mich." Und Amine war verschlvunden.Ich konnte mir vorstellen, lvaS für ein Wirr-tvarr von Geistern, Oliven, Autos und Prinzessinnen in den Köpfen dieser Kinder lebte undfragte nicht mehr.In B e r l i n war der Hof auch eng, aberglatt und rein wie eine Manschette. Eine außer-gewöhnlich korrekte Pappel entwuchs genau seinemMittelpunkt. Sie war sehr sauber, weil sie jedenTag mit einem Schlauch begossen wurde. Bonallen vier Seiten gingen die Fenster eines sechsstöckigen Hauses auf den Hof hinaus. Hinter pein-lich geputzten Fenstern reihten sich in mathemati scher Ordnung Schlafzimmer, Empfangszimmer,Badezimmer, Toiletten und Küchen. Alle Wohnungen waren in derselben Art gebaut. BieleKinder gab es dort nicht. Aber einige waren dochda, sie spielten„Mutter und Kind" und besuchteneinander.—„(Hüten Morgen, Frau Gertrud,"sagte das eine Mädel und setzte ihre Puppe nieder.„Wie geht es Ihnen? Wie lerne» die Kinder?"—„Danke bestens, Frau Mathilde, ganzgut. Mein Fritz ist ein schrecklicher Lümmel. Erhat im vorigen Monat einen Handschuh verloren... Bitte, bitte, greifen Sie nur zu! Was sagenSie zu der Teuerung jetzt?" Und der graue Berliner Himmel zog über die Häuser hin...In Paris war der Hof kein,Hof, sonderneine viereckige Schachtel. Es wuchs dort überhauptnichts. Abends kamen so gräßliche Ratten heraus,daß selbst den mutigsten Katzen bange tvurde.Frühmorgens war vor jeder Türe eine FlascheMilch, ein langer Wecken und Zeitungen. Die Benennung der Zeitung Ivar verschieden, je nach denAnschauungen der Belvohner. Kinder spielten hiernicht, als dem einfachen Grunde, weil es im ganzen Haus kein einziges Küü> gab.Aber eines Tages verbreitete sich eine Alarmnachricht: die Portiersfrau hat ein Kind bekommen! Ein paar Tage später brachte die Mutterein längliches Paket in den Rattenhof. Aus allenFenstern schauten die kinderlosen Frauen und be-gucktcn die runzeligen Händchen und das winzigeNäschen.„Schaut, ein Kind," sagten sie.„Ein Bub!Nein, so was!"Ein Männerkopf mit einer Pfeife im Mundbeugte sich zu einem Fenster heraus.—„EinKind?" brachte die Pfeife hervor.„Ein Bub!Nein, so was!"In dem weiten Hof von Odessa,, vondem auS man den freien Ausblick zum Meer hat,spielten unter Akazien- und Ahornbäumen dichtunter meinem Fenster Kinder„Eugen Onegin".Die schweren Jahre des Krieges und derNachkriegszeit spiegelten sich irgendwie in denGehirnen der Kinder. Dementsprechend erlitt auchdas unsterbliche Werk Puschkins bedeutendeAenderungen.Da alle vier Kinder Mädchen waren, hatteOnegin einen rötlichen Zopf, sogar zwei, und seinRivale Lenski hatte einen Bubikopf mit einerSchleife.„Wie kommt es, daß bei Euch der OneginSchächtelchen sammelt?" fragte ich meine Tochter,die den Lenski spielte. Sie wurde verlegen.„Sietvohnen doch mit ihrer geliebten Tatjana in derGartenlaube. Run, und da müssen sic doch irgendeine Arbeit haben."—„Und was arbeiten sie?"—„Nun, sie haben sich eben ein« Apotheke gemocht und sind Apotheker."So waren die Kinder vor ein paar Jahren.Jetzt sind schon andere Kinder geboren, ganzandere. Bon diesen Kindern muß man.in Aortenschreiben, die vielleicht noch nicht gefunden sind.Aus dem Russischen übertragenvon Raja K«r z m a n n.9°bedingungen: Bei Zustellung MS H-uo oder bei Bezug durch die Post monatlich XL 16.—, vierteljährig XL 48.—. halbtährtg XL 96.—. ganzjähng XL 192.—.- Inserate we-d-n laut Tartsvmigst berechnet. Bet öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.—•• Rückstellung von Manistripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Leitungsfrankatur wurde von der Post- und Telegraphen-dlrektton mit krlaß Rr. 18.800/VH/1980 bewilligt.— Druckerei: ,Orbis". Druck-. Verlags- und ZeiMngS-A.-G., Prag.