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Dienstag, 17. Juli 1934

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gensätze der Klassen kann freilich auch ein Staatslenker nicht aus der Welt schaffen, der vom besten Willen beseelt ist,-en Opfern der ' Krise zu helfen. Ninsred der HngKlellten- lnlernalionale Am 12. Juli begann, wie wir bereits gemel­det haben, der Kongreß des Internationalen Bundes der Pribatangestellten in Brüssel . Am ersten Beratungstag behandelte der Kongreß wirtschaftliche und organisatorische Zeitfragen. Er stand ganz unter dem Eindruck der gegen­wärtigen zerrütteten und wirtschaftlichen Ver­hältnisse, der großen Arbeitslosigkeit und des Fehlens der rcichsdeutschcn und der österrei­chischen freien Angestellteiiorganisationcn.(Die tschechoslowakische Delegation bestand auS: Für den Allg. Angestelltcnverband Bergmann, Grünz- ner, Kirchhof; für den Jednotnt) Svaz Fried­länder, Klein, Pacovsky, Suöicky, Weil.) Außer­dem nahmen an den Verhandlungen Vertreter einiger nicht angcschlossener Verbände teil. Der Internationale Gcwerkschaftsbund hatte zum Kongreß Gen. Stolz, die belgische Gewerk- schaftSzentrale Gen. de Vlaemynch, das Internationale Arbeitsamt Herrn B o i S u i e r entsandt. Der Bericht über die Tätigkeit des in- tenrnationalen Sekretariats lag schriftlich vor, ebenso der Kassenbericht. Er wurde von dem stellvertretenden Sekretär Gen. Spiekmann durch eine mündliche Darstellung in guter Weise ergänzt. Gen. Spiekmann gab ferner auch einen Bericht über»Die Lage der Angestellten in den fascistischen Ländern Italien , Deutsches Reich und Oesterreichs . Nach einer Wechsclrede, in der die Notwendigkeit der Unterstützung der reichsdeut­schen und österreichischen Emigranten besonders betont wurde, ward der Tätigkeitsbericht ein­stimmig genehmigt. Hinsichtlich der Festsetzung des Beitrages für den internationalen Bund wurde beschlossen, die Beiträge in der bisherigen Höhe zu belassen, den Vorstand aber zu bevollmächtigen, im Bedarfs­fälle einen höheren Beitrag einzuheben. Als Sekretär des Internationalen Bundes wurde Gen. Spiekmann(Amsterdam ) ge­wählt, als Sitz des internationalen Sekretariats wurde Amsterdam bestimmt. Jin Zusammenhang mit der Wahl des Sekretärs wurden einige Satzungsänderungen beschlossen. Einen besonderen Punkt der Tagesordnung behandelteDie Be­ziehungen der Internationalen Berufs sckretariatc zum Inter­nationalenGewcrkschaftsbun« d e." Durch Die Aenderungen der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse ergibt sich zwangs­läufig eine Aenderung in dem internationalen Aufbau der freien Gewerkschaftsbewegung, beson­ders aber mit Rücksicht auf deren neuzeitlichen Aufgaben. Der Kongreß gab einhellig der Mei­nung Ausdruck, daß es notwendig sei, den Inter­nationalen Gcwerkschaftsbund auf die Landes­zentralen aufzubauen und besondere De- rufSgruppen im I. G. B. zu schaffen. Eine solche Berufsgruppe ist für die Privat« ange st eilten erforderlich. Für die in Be­tracht kommenden Verhandlungen erhielt der Vor­stand im vorstehenden Sinne Vollmachten. lieberDie Aufgabe der Arbeits­gemeinschaften im Rahmen des Interna­tionalen Bundes der Privatangestcllten" referierte Kenosse K l e i n»(Tschechoslowakei ). Es besteht bereit» die Skandinavische Arbeitsgemeinschaft für die Angestelltenverbände von Dänemark , Finnland , Norwegen und Schweden und die Arbeitsgemein­schaft der Angestelltenverbände Mitteleuropas . Der Zweck der Arbeitsgemeinschaften ist vor allem die Behandlung wirtschaftlicher und sozialpolitischer Angelegenheiten und die positive Gewerkschaftsar­beit. Die Gewerkschaften muffen entsprechend den gegebenen Berhältniffen technisch und geistig um­geschaltet werden. Der Berichterstatter erinnerte an frühere Ausführungen:Die Gewerkschafts­bewegung steht vor der historischen Entscheidung, ob sie fähig ist, die neuen Wirtschaftsverhältnisse und Formen zu meistern. Es wäre für die Ange­stelltenbewegung der ganzen Welt ein Fortschritt, wenn hiezu der richtige Weg gewiesen lverdcn könnte Es gibt kein neues Wirtschaftssystem in der Welt, dem nicht eine Verständigung zwischen den aneinander angrenzenden Ländern vorangegan­gen wäre." Die Arbeitsgemeinschaften haben für die Verständigung vornehmlich der wirtschaftlich zusammengehörenden Staaten zu wirken. Der Bildung der Arbeitsgemeinschaften wird zugestimmt.. Berichte über die Lage der Angestellten in den skandinavischen Ländern(Referent. Hansen- Kopenhagen ) und über die Lage der Angestellten in den übrigen Ländern Europas (Referent Czcech Jones- London ) wurden zur Kenntnis genommen. Die Wahlen in den Vorstand zeitigten fol­gendes Resultat: für Großbritannien HallS- Worth(zugleich Vorsitzender des Internationa­len Bundes der Prsvatangcstellten), für Holland Jacobsen, für Frankreich " und Belgien Eapocci,' für Ungarn und Südosteuropa K e r- tksc, für die Tchechostowakei Klein, für die skandinavischen Länder H a n s e n, für die Fach­gruppe der Techniker und, Werkmeister Thom- so.a/'(England)', für die Fachgruppe der Han- dLläangestelltenSantamarina(Uranien),

i für Vie Fachgruppe der Geschäftsreisenden Pa­covsky(Tschechoslokvakei), für die Fachgruppe der Bänk- und Versicherungsangestellten L u n d» gren(Schweden ). Als Revisoren ivurden ge­wählt-Bandeplaö und SchutjeS, beide aus Holland . Nach der Annahme einer Entschließung gegen Krieg und Kriegsgefahr, beantragt von dem spa­nischen Delegierten Santamarina, und nach der von Genoffen Bergmann(Tschecho- slowakei ) beantragten Sympathiekundgebung für die Kämpfenden Textilarbeiter in VervierS wurde dieser tatsächlich reine ArbeitSkongreß geschlossen.

Die sachlichen Verhandlungen zeugten von der Absicht der freien Angestelltenörganisationen aller Lander, die Neugestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft mit vorbereiten zu helfen, er sprach deutlich von der engen Bebbundeicheit der manuel­len Und"geistigen Arbeiter, welche die Interessen' der gesamten Arbeiter- und Angestelltenschaft, im Kampfe um die wirtschaftliche und politische Macht erfordern. Die augenblickliche Lage ist in.Europa schwierig. ES gilt für die Angestellten alle Kräfte zu sammeln, um die freien demokratischen Ein­richtungen zu erhalten und den Weg für die Zu­kunft frei zu machen.

SomMcmoMranc und Kommunisten Die Beschlösse Oer französischen sozialistischen Partei Paris » 16. Juli. (Tsch. P.-v) Der Vorstand der sozialistischen Partei entschloß"sich in seiner gestrigen Sitzung, wie zu erwarten war, zu einer Zusammenarbeit mit den Kommu­nisten. Rach ganztägigen Verhandlungen wurde in der Rachtsttzung«ine Resolution de» Gene­ralsekretärs der Partei Paul Favre mit 3471 gegen 376 Stimmen angenommen, die die­ses Abkommen aufden»gemeinsamen KampfgegendenFaseiSmuöund den Krieg" beschränkt. Zu diesem Zwecke sollen gen»einsame Volksversammlungen, Protestversammlungen, eine gemeinsame Pressekampagne auf Grund gegenseitige« Vertrauen» u. dgl. veranstaltet«erden. Die Zusammenarbeit bezieht sich aber n i ch t auf gewerkschaftliche Arbeiterintereffe«, auf eventuell« Streik» u. dgl. Di« präzis«« Grundsätze der gemeinsamen Aktion der Sozialisten und

Kommunisten werden in«tn«m gemeinsai werden wird, festgelegt werde».- Leon Blom: Zar Broder In der stellenweise erregten Debatte stießen die verschiedenen Anschauungen scharf aufeinan­der. Schließlich sprach sich Deputierter Lton Blum dafür aus, die Zusammenarbeit der Kom­munisten mit den Sozialisten zurProbean- zunehmen. Blum betrachtet nichtsdestoweni­ger mit einem gewissen Mißtrauen die plötzliche Aenderung in dem Verhalten der Kom­munisten in Frankreich und ist überzeugt, daß die Kommunisten im Hinblick auf die russische Außen­politik Weisungen aus Moskau erhal­ten haben. Es ist nach seiner Auffaffung möglich, daß der den Sozialisten von den französischen Kommunisten gemachte Vorschlag das Vorspiel zu ähnlichen Vorschlägen auch anderswo ist. So z. B. wurde ein ähnlicher Vorschlag den reichsdeutschen Sozialdemokraten, welche bekanntlich ihren Sitz in Prag haben, weiters der sozialistischen Partei in Italien gemacht. Deputierter Frossard gab im Ramm der Opposition eine Protesterklärung ab, daeine Einigung der Sozialisten mit den Kommunisten Die Zusammenarbeit der französischen So­zialdemokraten mit den Kommunisten erfolgt, wie nian der obigen Meldung des tschechoslowakischen PreßbüroS aus Paris entnehmen kann, nicht vor­behaltlos. Das Abkommen, ist nur auf g e- wis s e Aktionen beschränkt und unter den Gebieten, in-men die Vereinbarung aus keinen Fall angewendet werden wird, ist das ge­werkschaftliche besonder» genannt. Wie das Abkommen gemeint ist, geht auch auS den Worten des Führers der französ. Sozialdemo- lratie des Gen. Leon Blum hervor, der an eine Zusammenarbeit auf Probe denkt und der die plötzliche Aenderung im Verhalten der Kommunisten mit Mißtrauen betrachtet. Ist also schon die Zusammenarbeit der Kom­munisten und Sozialdemokraten in Frankreich ge- wissen Vorbehalten unterworfen und wird in Kreisen der französischen Partei an dem Erfolg dieser Zusammenarbeit gezweifelt, so kommt noch hinzu, daß die Berhältniffe auf sozialistischer Sette in Frankreich ganz eigenartig« sind. In Frankreich ist eine Regierung am Weck, die sich (mit Ausnahme der abgespalteten Neo-Soziali« sten) auf die bürgerlichen Parteien stützt und der die französische Sozialdemokratie in unentwegter Opposition gegenübersteht, so daß e» also in Frankreich zu einer gewissen Zusammen­arbeit zweier Oppositionspar­te i e n kommen wird, von der man obendrein nicht weiß, wie lange sie dauern wird. Am Samstag ist yunauch von der KPE an die tschechischen Rmionülsozialisten sowie die tschechischen und deutschen Sozialdemokraten eine Einladung zu einer Zusammenarbeit ergangen. Dazu werden die beiden sozialdemokratischen Par­teien Stellung nehmen. E» muh aber schon jetzt betont werden, daß die Berhältniffe bei uns we­sentlich anders liegen als etwa in Frank« reich. Die drei sozialistischen Parteien, an. die. di« kommunistische Einladung ergangen ist, sind an

««Pakte» welch«« ehesten» auSzrartrit«t

zur Trennung der sozialistischen Partei von den Übrigen demokratischen Parteien führen könne". An einer Zusatzresolution wurde beschlossen, die Zweite Internationale von dem gefaßten Be­schluß z» verständigen und fie aufzufordern, an die Dritte Internationale die Frage zu richten» ob sie bereit wäre, auch auf internationa­lem Gebiete daS durchzusühren, was soeben in Frankreich auf nationalem Gebiet beschloffen wurde. Die erste gemeinsame Kundgebung der So­zialisten und Kommunisten soll die Organisierung einer Manifestation anläßlich drö 20. JahreStage» der Kriegserklärung fein. Die radikale LinkSpreffe sowie die der radi­kalen Preffe nahestehenden Blätter nehnien den gestern gefaßten Beschluß betreffs einer gemein­samen Aktion der Sozialisten und Kommunisten mit ablehnenden Vorbehalten auf. L'Oeuvre" ist der Ansicht, daß zwischen den Sozialisten und den.Kommunisten binnen kurzem prinzipielle Differenzen auftauchen' werden, und erklärt, daßder FasciSmuS nur im Namen der republikanischen Freiheiten und mit der Republtt bekämpft werden könne". »»" der Regierung des Landes beteiligt und sie sind es, um die politischen und sozialen Interessen der arbeitenden Schichten zu vertreten. In den letzten eineinhalb Jahren fett dem Machtantrttt Hitlers in Deutschland hat e» sich gezeigt, wie wertvoll un­notwendig die Teilnahme der Sozialdemokraten an der Regierung fft und daß dieser Tatsache in starkem Maße die Erhaltung der demokratischen Freiheiten in der Tschechoslowakei zu ver­danken ist. ES ist gar kein Zweifel, daß die sozialistischen Parteien au» den LebenSintcreffen der arbeiten­den Klaffe heraus diese Politik mft Tatkraft wei­ter verfechten müssen und daß mit Rücksicht auf die Ablehnung der demokratischen Politik durch die Kommunisten ein Zusammengehen der drei sozialistischen Parteien mit den Kommunisten der- zeit nicht möglich ist. Dazu kommt noch, daß die große politische Oeffentlichkeit wohl davon über­zeugt sein wird, daß e» den Konununisten mit ihrem Anbot«icht ernst ist. Ununterbrochen, auch noch in den letzten Tagen, beschimpfen uns die Kommunisten als Sozialverräter, ÄS Sozialfasci- sten und man kann daher dieses plötzliche hysterisch anmutende Umschwenken in der kommunistischen Politik nicht ernst nehmen. Entweder sind die Kommunisten wirklich der Ansicht, daß die So­zialdemokraten' halbe Faseisten find, dann können sie nicht mit uns gehen, oder aber, wenn die Kom­munisten un» nicht mehr für Verräter halten, dann müssen sie es awchehrlich sa­gen. Solange sich der Ton der Kommunisten in Presse und Agitation nicht ändert, solange sie mit den Beschimpfungen der Sozialdemokratie nicht aufhören, kann man ihr Angebot nur als das be­trachten, was es auch ist, Äs ein Manöver. Die Sozialdemokratie der Tschechoslowakei hat durch ihre energische und erfolgreiche Politik Anerkennung in den sozialistischen und demokrati­schen Kreisen der ganzen Welt gefunden. Sie hat keinen Grund, von dieser Politik abzuweichen.

DieDanziger Volksstimme wieder verboten (I. A.) In Danzig besteht bekanntlich ein Raziregime, das nur deshalb nicht alle Brutali­täten der Hitlerbärbarei in Deutschland nachzu­ahmen vermag, weil e» durch die Völkerbunds­kontrolle, der die Freie Stadt Danzig untersteht in gewissen Grenzen gehalten wird. Immerhin läßt die Raziregierupg in Danzig es an der Un­terdrückung der Gegner des Regimes mitge­setzlichen" und ungesetzlichen Mitteln nicht feh­len, Ihr jüngster Streich ist das neuerliche Ver­bot derDanziger VolkSstimme", die als sozial­demokratisches Blatt ohnedies schon bis zur Un ­

kenntlichkeit unter Zwang und Zensur gestellt war. Sie wurde nunmehr durch Verfügung des Nazi- Polizeipräsidenten auf die Dauer von sechs Mo­naten verboten. Als Begrünung wird angege«' ben, daß das Blattzwar in vorsichtiger Fassung, aber für jeden. Leser erkennbar", die Danziger Regierung kritisiert und gegen sie den Borwurf der Verfaffupgsverletzung erhoben habe. Die Danziger Arbeiterschaft wird also gleich firr ein halbes Jahr der letzten, sehr bescheidenen Mög­lichkeit der Meinungsäußerung beraubt, die ihr noch geblieben war was den Borwurf der Ver­letzung der geltenden Danziger Verfassung, die die Preßfreiheit ausdrücklich gewährleistet, voll­auf bestätigt!

Unser neuer Roman mit dem wir morgen besinnen, führt die Leser in de» romantischen Orient» in ein« wildbewegir Vergangenheit. Den Verfasser, den Genossen Frits Ro>«n(eld kennen viele unserer Leser. Viele Haven seine» Re. manDie goldene Galeere" gelesen, viele seine Filmkritiken in derArbeiter-Zeitung ", viele seine bei der Büchergilde Gutenberg erschienenen BücherMitsanobu" undDer Goldfasan". An dem Roman »Jagd nach Axiutta Ein Roman zwischen Tag und Traum folgt ihm der Leser in» Reich der Assasflnen und in die blutigen Kämpfe dieser islamitische» Sekte, lernt er daS GoheimniS der Erfolge dieser todvrr- achtendrn Krieger kennen, den Aufstieg und den Untergang der Affaffinen. DaS ist der äußere Rahmen deS Romans, sein hiswrischer Hinter­grund. Bon ihm hebt sich ab die Geschichte einer Liebe, die auS früher Erfüllung erst inS Große wächst und in erzwungenem Verzicht endet, die Geschichte einer großen unstillbaren Sehnsucht der Sehnsucht nach Axjutta. Sehnsucht zu erwecken. das war ja das Geheimnis des Erfolges der Assassinen . In Per­ sien entstand im Jahre 1081 diese Sekte. An ihrer Spitze stand der Scheich ul Dschibal» von den Abendländern derAlte vom Berge" genannt. Hassan, der Begründer der Sekte und erste Fvh. rer der Assassinen , führt« seine Jünger in phan­tastische Träume, er ließ sie im Traum Wunder­bare» erleben, gab ihnen damit phantastische ParadlcseSvorstrllungen, di« sie den Tod ersehnen ließen, um wieder diese» im Traum geschauten Glücke» teilhaftig zu werden. AuS de« Blättern der Haschisch-Pflanze wurde ein betäubendes Ge­tränk bereitet, im Zustande der Betäubung wur­den die Jünglinge für kurze Zeit an einen Ort gebracht, wo sie alle Genüsse, die sie ersehnten, erleben konnten: Köstliche» Esseü und Trinken» stißeS Nichtstun und schöne Mädchen. Bald wur- den sie wieder auS diesemParadies" entfernt, aber sie glaubten nun feine Freuden bereit» ein­mal gekostet zu haben» gaben gern im Kampfe ihr Leben hin» uni wieder i»S Paradies zu gelangen. Die Assassinen wurden so zu furchtbare« Kriegern» die die Macht ihres Oberhauptes im Westen bis in den Libanon » im Osten bis weit ins mongolische Gebiet auszudrhnen vermochten. Zwei Jahrhunderte lang spielten sie eine furchtbar« Rolle. 1256 besiegte sie der Mongolenführer Hu- lagu und brach ihre Herrschaft in Persien . Am Jähre 1273 erst fiel ihre letzte Festung. Schon dieser historische Rahmen macht den Roman interessant, gibt ihm bunteste Farben. Rosenfeld aber hat in der Hauptgestalt, dem Assassinen -Krieger P a l» den Träger ewiger menschlich« Sehnsucht» in dem Mädchen Ar- jutta die Verkörperung aller Sehnsüchte» das Ziel aller Sehnsucht, geschaffen, ein zunächst our zeitlich bedingt scheinende» Geschehen«mporge. hoben in de» Bereich allgemein-menschlicher Tragik.

Eviva Matteotti" In Wienl In der vorigen Woche hat Ernst Karl Winter, von Dollfuß' Gnaden Vizebürger- meister von Wien , zu einem Diskuffionsabend im Ottakringer Volksheim den Verräter Bittorio Ambrosi mitgebracht, der, einst ein Sozia­list, jetzt im Dienste und Sold Mussolinis steht. Obwohl die Teilnahme an dem Diskuffionsabend auf geladene Gäste beschränkt war, bereiteten die Arbeiter dem Söldling Mussolinis einen würdigen Empfang. Er wurde mtt den. tosenden Rufen E v i v a M a t t e o t t il" begrüßt. Als er zu reden begann, wurde er mtt stürmischen Protest­rufen überschüttet. Ein großer Teil der Versamm­lung verließ zum Protest den Saal. Von den Ver­bleibenden rechnete ein Genosse mit den Faseisten glänzend ab. Als Ambrosi das Schlußwort halten wollte und die Frechheit hatte, zu sagen, daß Mussolini eben begonnen habe, für die Arbeiter väterlich zu sorgen, als Matteotti ihm mit dem Dolch jn den Rücken gefallen sei, wurde die Ver­sammlung durch brausende Hochrufe auf Mat­trotti, Pfuirufe gegen Mussolini und Ambrosi gesprengt. Ein DollfuB-Opfer Ein Dollfuß -Opfer ist der Führer der öster­reichischen.Landarbeit«, Pius Schneeber­ger, der es in lvenigen Jahren vom einfachen Holzknecht zu einem der besten Kenner landwirt­schaftlicher Fragen, zu einem allgemein geachteten Fachmann der Landarbeiterbersicherung gebracht hat. Pius Schneeberger war eine der stärksten Be­gabungen der österreichischen Sozialdemokratie. Im Feber wurde er wie Dutzende andere sozial­demokratische Funktionäre ohne Grund in Hast genommen. Schneeberger, der iw Weltkrieg ver­schüttet'wurde und sich ein schweres Nervenleiden zuzog, hat nun in den Kerkern des Austrosascis- muS einen Rückfall in. seine Krankheit erlitten. Der Mann, der noch vor wenigen Monaten der Typus eines kräftigen Proletariers war, ist nun wieder schwer nervenkrank. Er zittert derart, daß er nicht einmal das Essen zum Munde führen kann. Die Dollfuß -Diktatur hat ihn gesundheitlich völlig zugrunde gerichtet.