rk. 167

Freitag, 20. Juli 1034

Seit« 6

Spionage- ein schlechtes Gewerbe GEDENKET Die Oberagenten stecken in Sicherheit Millionen ein Die kleinen werden mit einem Bettel, abgefunden

Mord aus Eifersucht Nächtliche Schreckengszrne 1« Prag -Weinberge. In der Nacht auf- Donnerstag kam es in Prag -Weinberge zu einem aufsehenerregenden Mord. Der 24jährige arbeitslose Kellner Stanis­lav Kvapil tötete gegen 2 Uhr früh in der Londoner Straße seine frühere Geliebte, die Iüjahrige Anna LukeSova, durch einen Messerstich ins Herz. Kvapil hatte sich vor 14 Tagen mit der LukeSova entzweit und traf sie Mittwoch abends in einem Prager Nachtlokal in Gesellschaft ihres neuen Freundes. Als er ihr dort eine Szene machte, und.mit einem Bierglas nach ihr warf, wurde er aus dem Lokal gewiesen. Der neue Freund der Frau begleitete ihn noch bis zu seiner früheren Wohnung in der Hopfenstockgasse. Kvapil blieb dort aber nicht, sondern nahm aus der Küche ein großes Messer und ging nach Weinberge, wo er vor der Wohnung der Lukeöova in der dunklen Haustür auf sie lauerte. Als sie in Begleitung ihres neuen Freundes zurückkehrte, fiel er über sie her, holte sie auf der Flucht ein und stach blindlings auf sie ein. Herbeieilende Polizisten konnten den Mord nicht mehr verhindern, sondern nur noch den Mörder verhaften. Kvapil behauptet jetzt, daß er der Ermorde­ten nur einen Denkzettel habe geben wollen, um sic auf diese Weise wieder einem ordentlichen Lebenswandel zuzuführen.

Tribüneneinsturz in Czernowitz bei einem Konzert der rumänischen Monsterkayelke Czernowitz , 10. Juli. Während eines Kon­zertes, das die 700 Mann starke Militärkapelle bei ihrer Rückkehr von einer Auslandstournee veran­staltete, die sie auch in die Tschechoslowakei nach Prag , Karlsbad und Brünn geführt hatte, ereig­nete sich ein großes Unglück. Die mit Zuhörern vollbesetzte Tribüne stiirzte während des Konzer­tes ein, wobei etwa 100 Personen verletzt wurden. 28 Personen muhten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Der Unfall rief unter dem Konzertpublikum eine unbeschreib­liche Panik hervor.

Photographieverbot. Das deutsche Propa­gandaministerium hat Vorschriften über das Photographieren erlassen, denen zufolge Photo­graphieren vom Flugzeug aus ohne vorhergehende Bewilligung verboten ist. WeiterS sind verboten Aufnahmen von Massenübun­gen jeder Art, von Bauten, Arbeits­lagern sowie von Versammlungen und Massenveranstaltungen, bei welchen ein Eintritts­geld erhoben wird.^Angenschcinlichsolldev militärische Charakter des Arbeitsdienstes etc. dem Ausland tunlichst verheimlicht werden. Fünf amerikanische Flieger traten am Don­nerstag von Chicago aus einen Flug um die Welt an und stiegen mit ihrem Sikorsky-Wafferflugzeug zur ersten Etappe nach New York auf. AIS Lan­dungsplätze find bis jetzt die Bermuva-Jnseln die Azoren , Paris , Berlin und Moskau vorgesehen. Schießerei mit Bankräubern. In der bei Bar­ celona gelegenen Ortschaft Diataro wurde am Mitt­woch eine Bankfiliale von acht bewaffneten Räu­bern, die in zwei von ihnen gestohlenen Auto­droschken vorgefähren waren, überfallen. Die Auf­forderung der Banditen» die Hände, hoch zu halten, beantwortete das Bankpersonal mit Schüssen. Die Räuber feuerten darauf auch ihrerseits und ver­letzten den Bankdirektor schwer.- Darauf flüchteten sie. Auf ihrer.Flucht kam es zu einer Schießerei mit Geicharmen, die mehrere der Räuber festnahmen. Lieber Demission als Gehaltskürzung. Der Gouverneur der bulgarischen Nationalbank Dr. Nikola Montfchilo, dem sein Gehalt von 52.800 auf 18.800 LewaS reduziert wurde, hat demis­sioniert. Aus demselben Grunde hat auch der Direktorstellvertreter der Hypothekenbank Teodor Teodorow sein Amt niedergelegt.

Röhm bereitet die zweite Revolution vor Von Paul Diner Däne». Röhm, Heines, Ernst und zahlreiche Gleich­gesinnte halten eine Gehcimberatung ab. Röhm eröffnet die Sitzung:Ich habe euch, liebe Freunde, zusammenberusen, um flammenden Pro­test zu erheben, gegen die Ungerechtigkeit, die uns die wahrscheinlich die Mehrheit, aber sicherlich die Elite der SA bilden, auf Schritt und Tritt wider- sährt. Wir tverden geknebelt, geknechtet, unser« hei­ligen Gefühle- werden mißachtet. Ich habe mit selbst­loser Aufopferung die herrliche SA geschaffen, um unsere Menschenrechte zu erkämpfen." Um dies zu erreichen, mußten wir erst die erste Revolution siegreich zu Ende führen. Unsere tapferen Jungens kämpften wie die Löwen. Wir scheuten uns nicht, weder das Geld noch das Blut der Andersgesinnten zu opfern. Im Interesse unserer Sache schreckten wir selbst vor den grausamsten Bestalitäten nicht zurück. Die erste Revolution ist siegreich beendet. Nun müssen wir zu neuen Taten schreiten. Ich bitte um Vorschläge. Heil Hitler." Die. Teilnehmer erheben sich und rufen dreimal: ^jekl.Hitlers "

' Prag , 10. Juli. Der gestern vor dem hiesigen Kreisgerichte erledigte Spionageprozeß mutet wie ein Auftakt einer weiteren Spionageangülegenheit an, die heute vor dem Senat Trost begonnen wurde und deren Prozeßdauer auf zwei Tage veranschlagt war. Tatsächlich stehen diesen beiden Fälle in inner­lichem Zusammenhang, doch führt der heute begon­nene Prozeß in eine ganz andere Sphäre. Dieser heutige Prozeß hat seinen Ursprung in den Er­hebungen um die sowjetrussische S p i o« nageaktionbei denSkodawerken, die im November des Vorjahres zur Verurteilung von zwölf Angeklagten führte. Der gestrige Prozeß stellt eine Ergänzung dieses Falles dar, der heutige aber fiihrt in die Welt des internationalen Spionagigrschäft» ein. In diesem heutigen Fall ist keine Rede von dem' Motiv persönlicher Ueberzeugung. In diesem Falle handelt es sich um die Ausbeutung von Kenntnissen, um gewisse Geheimnisse der inländischen Waffen­fabrikation. Es darf freilich nicht verschwiegen blei­ben, daß im Hintergründe der heute eingeflagten Straftaten da» Gespenst der Arbeitslosigkeit steht. Bor dem Senat Trost waren angeklagt die 40jährigen technischen Beamten der Skodawerke Jo­hann T r n ka und Wenzel H r ad e c k h, ferner der 68jährige Fräser Josef Hrdliika und der 88- jährige technische Beamte Josef K Y n c l nebst seiner Frau Anna Kyncl. Trnka und Hrdliöka sind angeklagt derVorbereitung von Anschlägen gegen die Republik " nach 8 2 des Schuhgesctzcs, die übrigen Angeklagten des Militärverrates nach 8 6 des Schuh» gesehes. Der Erstangeklagte Trnka, der als technischer Beamter von 1010 an in der KonstruktionS- abteilung der Skodawerke als Zeichner beschäftigt war, wurde im August 1088 abgebaut. Er beriet sich mit seinem Kollegen Wenzel Hradeekh, einem russischen Legionär, über die Möglichkeit, seine fachlichen Kenntisse zu ver­werten. In weiterer Folge kam er mit dem dritten Angeklagten Hrdliöka zusammen, der al» Ex­ponent des russischen Spionagedienste» bereits im November des Vorjahre» zu vier Jahren Kerkers verurteilt worden ist und der auch im gestrigen Spionageprozeß eine Rolle spielte. Dieser Hrdliöka ist in diesem Prozeß der einzige über-

Grenzen kapitalistischer Planwirtschaft Die Aussicht« in U. S. A. In seiner wirtschaftlichen Übersicht des Monats Juni teilt der Amerikanische Gelverk« schaftsbund(A. F. of L.) mit, daß der wirtschaft­liche Aufstieg des Frühjahrs im April seinen Höhepunkt erreicht hat und i m M a i und Juni dieGeschäftslage wieder schlechter geworden ist: Die Automobilcrzeugung ging von 90.886 Wagen in der Woche des 28. April auf 64.186 Wagen in der Woche des 2. Juni zurück. Tausende von Arbeitern sind entlassen worden. Die Stahl­produktion ging von 61 Prozent der Produktions­kapazität(Woche des 12. Mai) auf 80 Prozent (Woche des 26. Mai) zurück. Man rechnet damit, daß sie während des Sommers auf 88 bis 40 Prozent zurückgchcn wird. Der Index für die Ge­samtproduktion in der Industrie sank von 70.8 Prozent der normalen Produktion(April) Htf 77.4 Prozent im Mai. Der Index für Produktion und Konsunl derNew Nork Times" fiel von 88.7 in der Woche des 28. April auf 84.0 in der vier­ten Woche Dtai. Gin Rückgang ist für die Berichts-

Heines:Die erste Revolution ist siegreich be­endet. Aber das Berliner Eldorado, diese erquickend interessante Gaststätte ist geschloffen worden. Wir dürfen seit mehr als einem Jcchr die Fregoli-Kunst- stücke unserer heldenhaften Jünglinge nicht mehr be­wundern. Liebe Freunde, stellt Euch nur vor, welch' selbstlose Aufopferung diese Männer die uns vor der Versuchung: Weib schützen sollen anfbringen müssen, indem sie sich als Frauen verfleiden. Sie wollen uns mit Verleugnung ihres eigenen Ich vor den tausend Gefahren, die uns von dieser Seite drohen, schützen. Und die Schließung dieses Lokals ist der Dairk dafür. Unser erster Programmpunkt muß also lauten:Schaffung eines Eldoradotrustes. Sitz Berlin , mit Filialen in jeder größeren Stadt mit über 100.000 Einwohnern. Heil Hitler." Die Teilnehmer springen von ihren Plätzen auf und stimmen in den'Ruf ein, Ernst:Kürzlich traf ich einen dieser brotlos gewordenen Fregolikünstler. Er flagte mir sei» Leid. Er könne sich nicht einmal einen Anzug kaufen. Er sei gezwungen, ständig seine Berufskleidung zu tragen. Unh diese Kleidung verschlinge Unsummen. Es gehören dazu, um nur das billigste zu nennen, seidene Strümpfe. WeiterS Puder, Schminke, Lippen­stift und dergleichen teuere Dinge mehr. Und dabei ... Kürzlich saß er. im Kaffeehaus mit hungrigem Magen. Er hatte, schon seit zwei Tagen trotz aller

zeugungstreue Kommunist. Alle anderen find Kvn- junkturjäger, die bis dahin in der tschechischen nationalsozialistischen Partei orga» nisiert waren. Zu diesen Kreaturen gehört auch Josef Kyncl und Frau. Trnka schacherte zunächst mit Exponenten Sowjetrußland» um die Ueber- laffung verschiedener Konstruktionsskizzen, mathe­matischer Kalkulationen und chemischer Analysen kriegstechnischer Art. Diese Geschäfte zerschlugen sich. Im weiteren Verlauf bot Trnka der schwedische» WassenfabrikBofor»", der spanisch,» WasfrnsirmaVackoe" und endlich der japanischen, chinesischen und italienischen Ge» sandschaft in Wie« allerlei militärische Geheimnisse zum Kauf an. Diese Geschäfte wickelt« er mit Hilfe de» Angeklagten Kyncl ab, der mit Trnka auch nach I u g o» slavien fuhr, um schließlich, als man ihn dort ohne weitere» hinauswarf, in Ungarn feine Do­kument« zu offerieren. Nur die Magyaren nahmen ihn ernst und interessierten sich vor allem für die Panzerautos und Tanks unserer Armee. Da» Spionagrgeschäft ist«in««rentable» Ge­werbe für die kleinen Ag«tr«, gar nicht, zu reden von seiner Verächtlichkeit. Besser gesagt: Die keinen Stümper von der Art dieser Angeklagten werden mit bettelhaftcn Beträgen ab­gefertigt, während dieHauptagenten ohne Gefahr fabelhafte Beträge einstecken. Man hat diese armen Teufel, die sich doch einen reichen Judaslohn versprachen, mit Entlohnungen zwischen 700 und 2000 flä abgcfertigt und nach vollendeter Tournee hatten sie in Gmünd nicht einmal so viel Geld, um nachPragzurückzu kehren. Es geht hier so zu, wie in verschiedenen legale» Erwerbszweigen auch. Die über Millionen disponierende» und in Sicherheit befindlichen Oberagenten speisen di« eigentlichen Gefahrenträger, di» klein«» Macher von der Art dieser Angeklagten mit einem Bet­tel ab. Die unter Ausschluß derOeffent« l i ch k e i t durchgefühcte Verhandlung wurde in den späten NachinittagSstunden auf u n be- st i m m t e Zeit vertagt, da sich die Ladung wei­terer Zeugen als notwendig erwiesen hatte. rb.

Periode normal. Die wichtige Frage ist nun diese: wird der Rückgang nach derkleinen Auswärtsbe­wegung" im Frühling über das Normale hinauS- ' stehen?'Die Expertes glauben in der Tat, daß der Rückgang ein wenig über das Normale hinaus» gehen und daß er bis spätestens Sommer(schon wegen der großen Trockenheit, d. R.) anhalten .lvird. Die Produktion hat diesen Frühling die Kauf­kraft wieder überflügelt. Obwohl die Differenz relativ klein ist und die Anpassung zwischen Pro­duktion und Kaufkraft besser eingehalten wurde als im vergangenen Jahr, so steht auf alle Fälle fest, daß die vorhandene Kaufkraft nicht genügt, um zur Zeit einen weiteren Antrieb zu erzeugen." Da Roosevelt im Laufe seiner Amtszeit seine Maßnahmen nie in der Absicht eingeleitet Hai, die ganze Wirtschaftsführung systematisch planloirt- schaftlich zu gestalten, sondern in erster Linie dar­auf auSging, die Krise innerhalb der kapitalisti­ schen amerikanischen Wirtschaft möglichst plan­mäßig, d. h. so planmäßig, als cS eben der libe« ralistische Kapitalismus zuläßt, zu überlvinden und so der kapitalistischen Geschäftstätigkeit einen entscheidenden Antrieb zu geben, hängt natürlich daS Gelingen seines Experiments vor allem auch davon.ab, ob die kapitalistischen Unter­nehmer, für die er imRahmen derGesamt wirtschaft soviel tut, auch ihrerseits ihre Pflicht erfülle n.d. h. ob sic die große Initiative Roo­sevelts durch ihre eigene Initiative umerstüheii.

Mühe und Arbeit kein Geschäft gemacht. Um seinen knurrenden Magen zu täuschen, zündete er sich seine letzte Zigarette an. Plötzlich raste der Geschäftsführer zu ihm und schrie ihn wütend an:Fräulein, ein deutsches Btädchcn raucht nicht, schminkt und pudort sich nicht." Und riß ihm die Zigarette aus dem Mund, warf sie zu Boden und zerstampfte sie. Unser gelieb­ter Stabschef ist kürzlich gegen das Muckertum los­gezogen. Dieses Beispiel ist das Muckertum in Rein­kultur. Unser zweiter Programmpunkt muß also lauten: Kampf gegen daS Muckertum l Rauch- und Schminkfreiheit für unsere Fregolikünstler! Heil Hitler!" Die Teilnehmer erheben sich und rufen dreimal: Heil Hitler !" Röhm:Meldet sich noch jemand zu Wort? Hat jemand noch einen Vorschlag zu machen?" Niemand meldet sich. Röhm:Ich verkünde also das Programm der zweiten Revolution: 1, Schaffung eines Eldorado­trusts. 2. Kampf gegen das Muckertum. 8. Rauch- und Schmipkfreiheit für unsere Fregolikünstler. Heil Hitler." Die Teilnehmer springen begeistert von ihren Sitzen auf, erheben die rechte Hand zum Hitlcrgruh und rufen mit glänzenden Augen:Aus zur zweiten Revolution! Heil Hitler!"

M iffM AnlllMfl der Arbeitenür sorge!

Daran scheint e», dem Bericht der A.F. of L. nach zu schließen, gründlich zu fehlen! Auch wenn in diesem Bericht keine weittragenden Konsequen­zen gezogen werden, gibt er auf alle Falle den Tatbestand zu, indem er sagt: Die Regierung hoffte, daß im Früh­ling die private Initiative dem An­stoß der Regier ung folgen werde. Nach Beendigung des Frühjahrsaufschwunges muß jedoch festgestellt werden, daß die Wirtschaft noch nicht bereit ist, selber vorwärts zu schreiten,, daß sie im­mer noch vom finanziellen Antrieb der Regierung abhängt. Die Geschäftswelt fühlt sich noch nicht veranlaßt, Geld zu leihen für die Erweiterung oder Verbesserung ihrer Anlagen, die Millionen von Menschen Arbeit geben und die Wirtschaft in Schwung bringen könnten. Die Banken ihrerseits sind ebenfalls noch nicht bereit, Geld vorzuschießen für solche Unternehmen."...Die Geschäftswelt schiebt die geringste Ausgabe hinaus, da sie keine garantierie Aussicht für große Gewinne sieht." Man sieh^ NichtderWillezur Gesundung der Gesamtwirtschaft und damit der ganzen Nation istmaßgebend, sondern lediglich der Wille zum individuellen Gewinn. Da der Borwurf des Mangels an Initiative insbesondere jene Industrien trifft, die bei jeder wirtschaftlichen Erholung den Ton angeben und angeben müssen (ProdultionSmiitelindnstrie, Baugewerbe, Schwer­industrie usw.) stellt sich natürlich die Frage, ob Roosevelt nicht früher oder später gezwungen sein wird, da und dort einen gewissen Druck auSzu- üben(was ihm dann, besonders seitens der Fascisten, neuerdings den Borwurf eintragen wird, er sei ein Diktator, obivohl man ihm beileibe nicht nachsagen kann, cS nicht vorher gütlich und auf dem Wege der Freiwilligkeit versucht zu haben l). Auch die A. F. of L. stellt eine diesbezügliche Crivägung an, d. h. sie fragt sich ganz offen, ob vielleicht Roosevelt nicht genug Planwirtschaft be­treibt, was heißt, ob nicht vielleicht halbe Maß­nahmen auf ivirtschaftlichem Gebiet ein schlechtes Geschäft sind, weil dadurch aus der einen Seite allein schlechten Willen freier Lauf gelassen und auf der anderen Seite der gute Wille in die Un­möglichkeit versetzt wird, durchzugreifen. Wenn man das Problem von dieser Seite betrachtet, so kann der Dchlußbemerkung des Be- ''richtcs der A. F. of'L. nicht genug'Bedeutung bci-- geinesscn werden:Die Tatsache ist heul- noch nicht genug anerkannt, daß in unserer Zeit der Maflen-Maschincnfabrikation eine Regelung im ureigensten Interesse der gegenlvärtigcn Wirt­schaftsordnung steht. Die gegenivärtigen Unsicher­heiten zerstören das Vertrauen, wcildie Ge­schäftsleute keinen umfassen­de nPlanfürdieZukun ft ge- ivahr werden können. DicNJRA hatauf dem Gebiete derFor- schung und Planung versagt: sic hat die wirtschaftliche Tätig- keitnichtso geplant, um eine alles umfassende wirtschaft­liche Erholung zu erreiche n."

Film am Rande i. Eine statistische Aufstellung der in der letzten Saison in der Republik aufgeführten Spielfilme zeigt, daß ettva 40 Prozent der gezeigten Filme aus Hitlerdeutschland gekommen sind. DaS wäre selbst dann schtoer zu ertragen, wenn das Land der Kanieradeukiller und Konzentrationslager-Höl­len die, künsilerisch gesehen, besten Filme im weiten Abstand von allen anderen Produzenten liefern würde... Völlig unerträglich ist diese Situation jedoch, wenn maß bedenkt, wie niveaulos, wie hoffnungs­los gekitscht, und wie tendenzübel all der Gelatine- Müll ist, der aus dem Lande des Herr Goering kommt. Jegliche Motivierung aus Vernunftgründen fällt also' fort.'Hier scheint,' tvcnn es auch paradox klingt, das alte Sprichwort lvahrhaft zu lverden, daß sich Extreme zu berühre« pflegen. Die rassischen Extreme also. In» Ernst gesprochen: wie lange will sich das Publikum diese Invasion sterbenslangwei­liger Schmarren aus dem Blutreich noch lainmSge- duldig und Eintrittsgeld zahlend mitansehen?! II. Allster K e a t o n, der Filmhumorist von vie­len Grade», der uns mit der melancholischen Philo­sophie seiner intellektuell vertieften Exzentrik so oft zu unterhalten wußte, s.eht einem Problem ge­genüber, den» er niit philosophischer Gelassenheit allein nicht beikommen wird. Er, der einst so oft und einträglich beschäftigt« Schauspieler, hat Konkurs beantragen müssen. Seine Aktiven betragen n«r 2100 Pfund, denen Verbindlichkeiten in Höhe von 61.000 Pfund gegenüberstehen. Ein Symptom für die Diktatur des rein Mo­dischen im Film, die heute maßlos umschwärmte Stars, morgen zu fast vergessenen Bankrotteuren werden läßt. Hier zeigt sich di« typische Unkultur und Physiognomielosigkeit des kapitalistischen Nur- GeschästS! P.