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Samstag, 21. Juft 1934

Die Maske fällt

Damit ist aber auch letzte Klarheit_ge= schaffen, daß der Arbeiter unter dem fascistischen Dittaturregime je des sozialen Schubes bar ist. Viel rascher als in Italien   muß der Fascismus in duldet" heute noch Gewerkschaften, wenn auch nur die fascistischen Verbände als Tariffontra­hinten anerkannt sind; er duldet noch nach zwölf­

Hitlerfascismus ist Diktatur des Großkapitals Deutschland   seine Maste abwerfen. Mussolini  Degradierung der Deutschen Arbeitsfront   zu einem Felerstundenverein

In materiellen Lebensfragen der Arbeiter jähriger Herrschaft ein bescheidenes lächerlich entscheidet allein der Unternehmer!

Ein amtlicher Aufruf:

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bescheidenes! Maß von Wahrnehmung der Arbeiterinteressen. Hitler   muß in Deutschland   auf das unter den Fittichen des Fascis Befehl des Großlapitals mit den lebten, noch Sozialpolitische Betreuung oder Ber- mus feine Macht national und in übriggebliebenen Reiten aufräumen. Die Herren tretung in der Wirtschaftsorganisation iſt ge- big aller früheren fogialen em umsonst der Arbeiterpartei" Hitlers   früher die ternational gefestigt hat, will le Strupp und Thyssen und die anderen haben nicht sezwidrig und verboten. Ebenso ist nach dem mungen, die Ausbeutung der Ar= Millionen übergeben! Sie befehlen jest Ginlö­Willen des Führers Adolf Hitler   die Deutsche beiter auf einen hochretord trei- fung der ausgestellten Wechsell. Und Hitler  , der Arbeitsfront nicht die Stätte, wo die materiel- ben! len Fragen des täglichen Lebens entschieden,

bie natürlichen Unterschiede der Intereffen der einzelnen Arbeitsmenschen aufeinander abge­stimmt werden. Niemand kann wollen, daß bie reine Atmosphäre gegenseitigen Verstehen wollens, wie die Erziehung der Arbeitsfront fie fördert, entwertet wird durch den Hinter­gebanken materieller Interessenvertretung." Führer der Wirtschaft

Graf von der Golz. 19. Juli.

Mit tonſequenter Unerbittlichkeit besorgt das fascistische Regime der Nationalsozialisten im Dritten Reich   die Zerstörung aller Illusionen über feine angeblich nicht klassenmäßige Gebundenheit. Von den Hitlerianern vor dem Gelingen ihres Verbrechens verbreitet, wurden sie zunächst in den ersten Monaten nach der Machtergreifung zu er halten versucht. Wenn schon den Massen der Ar­beiterschaft die Augen noch aufgehen würden über alles, was die Hitlerdiktatur ihnen bringt, so sollte das doch nicht geschehen, bevor Macht und Gewalt im Staate bis in die untersten Organe fest ver­anfert waren.

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Allerdings: Erstaunen erweďte der merkwür­dige Sozialismus der Hitler, Goering   und Goeb­ bels   bei Millionen Arbeitern von Anfang an. Sie fonnten nicht glauben, daß er sich nur in der Phrase Ehret die Arbeit!" erschöpfen sollte, während die Kapitalisten ungestört weiter aus ihr Profit zogen. Aber vielleicht würden die verspro­chenen sozialistischen   Maßnahmen noch folgen? Hitler   hatte ja die Gewerkschaften nicht aufgelöst, hatte die Tarifverträge in Kraft gelassen und in zahlreichen Kundgebungen seit seinem Regie­rungsantritt versichern lassen, daß die Arbeiter in den Betrieben künftig noch besser als durch die lorrupten margistischen" Gewerkschaften vor la­pitalistischer Ausbeutungswillfür geschüßt sein würden!

Alles das waren blendende Tau­schungsman över, die die großkapitalisti­schen Auftraggeber des Fascismus zuließen. Un­terdessen wurden im Stillen alle Vorbereitungen getroffen, die zur Vollendung der sozialen Recht= und Schutzlosigkeit des Arbeiters nötig waren. Alle Gewerkschaften wurden in der Deutschen Arbeitsfront zusammengewor fen, die Betriebsräte abgesetzt, das Streitrecht aufgehoben, die Aufforde­

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ZUR MUND  - UND ZAHNPFLEGE

ALPA

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FRANZBRANNTWEIN

talismus, beeilt sich, diesen Befehl auszu- Die täglichen Anschläge führen.

Nordtiroler Kraftwerk betriebs­unfähig

Reutte( Tirol), 20. Juli. Jn der vergange

unter Nationalsozialismus  " nie etwas anderes Das fascistische Regime ermöglicht ihm das! verstanden hat, als Herrschaft des Rapi­der amtliche Aufruf an die Betriebsführer vom 19. Juli ist ein unerschütterliches Dokument das für, daß es die Nationalsozialisten in Deutschland   Die Millionen von irregeführten Arbeitern übernommen haben, die großkapitalistische Inter erleben nun das Dritte Reich als ungehemmte effenpolitit ohne Rücksicht auf die Arbeiterinter- fapitalistische Diktatur, der sie nach Zerschlagung effen durchzuführen. Dieser Aufruf sagt nicht mehr ihrer Klaffenorganisationen, nach dem Raub und nicht weniger, als daß die Arbeitsfront nicht ihrer politischen, kulturellen und sozialen Rechte, nen Nacht wurde ein Anschlag auf ein Elektrizi­die nationalen Interessen der Arbeiter wahrneh- unter ständiger Androhung blutigften Terrors tätswert in Reutte   verübt. Die Täter sprengten ein men darf, daß darüber im Betrieb ausschließlich zunächst ohne Möglichkeit und Fähigkeit zum Wafferrohr von 90 Zentimeter Stärke, das das der Betriebsführer, also der Kapitalist, entscheidet! Widerstand ausgeliefert find! Waffer vom Plansee dem Werk zuführt, in einer Der amtliche Treuhänder, der in Konfliktsfällen angerufen werden kann, schreckt die Kapitalisten Länge von etwa 45 Zentimter. Ein zweites Rohr nicht ist doch Herr Thyssen unter ihnen! im Durchmesser von 110 Zentimeter wurde auf eine Länge von 3 Metern aufgerissen. Durch den plöblichen starten Wasserdruck wurden die Beton­jodel, die von Strede zu Strede die Rohre halten, hochgehoben, so daß sie förmlich in der Luft hän­gen. Infolge des Anschlages steht das ganze Wer! still.

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ARBEITS FRON

EUTSCHE!

Aber in ihren Reihen keimen und wachsen Kräfte, unter deren Schlägen der Fascismus zu­fammenstürzen wird!

100000000

TYSSEN

KRUPP

2003

G.

Ferner wurde gestern abends ein Spreng­anschlag auf einen Eiſenbahnſteg verübt, wodurch großer Schaden verursacht wurde.

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli wurden in Graz Anschläge auf mehrere Brief= fasten verübt. Im Zuge der Untersuchung wurde im Bereiche der Post- und Telegraphendirektion für Steiermart u. a. die Enthebung von 18 Post­bediensteten wegen regierungsfeindlicher Um= triebe veranlaßt.

Wie die Reichspost" berichtet, wurden einige Abschnitte der bayrischen Grenze in diesen Tagen neuerdings mit Angehörigen der österrei­chischen Legion besetzt. In Tölz   und Umgebung bersehen auf bayrischer Seite 500 Legionäre den Dienst. In Sörbranz sind wiederum 300 und in Silvers 600 Mitglieder der österreichischen Legion eingetroffen. Die österreichischen Legionäre versehen ihren Dienst wieder in Uniformen, müs­sen sich jedoch von der österreichischen   Grenze sechs Kilometer entfernt halten.

Kärntner   Landbund

kapituliert

rung zum Streik unter Strafe gestellt, die Löhne Das Das ist der deutsche   Nationalsozialismus! er unter Führung des früheren Vizekanzlers

und Gehälter der Arbeiter und Angestellten ge­fürzt. Dann folgte im Frühjahr dieses Jahres das " Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit  ", durch das mit einem Schlage alle bestehenden Ta= rifverträge außer Kraft gesetzt wurden, das Be­triebsrätegesetz aufgehoben und das in hartem Ringen mit den kapitalistischen   Parteien in den Jahren noch der Revolution mühevoll aufgebaute Arbeitsgerichtswesen beseitigt wurde. Die bis dahin in der Arbeitsfront noch be= stehenden gewerkschaftlichen Zentralverbände wur­den aufgelöst und die Arbeitsfront auf die Be­triebsorganisation umgestellt.

Der erweiterte Vorstand des Kärntner   Land­bundes hat der systematischen Zusammenarbeit mit der Vaterländischen Front zugestimmt. Damit hat Schumy stehende Flügel des Landbundes sich praktisch von dem Kern des Landbundes in Steier­mart und Oberösterreich   getrennt, der unter Füh­früheren Winkler Dollfuß

Doumergue als Schiedsrichtern det in Opetition groen zelfung und

Kabinettsrat unter seinem Vorsitz in der nächsten Woche

San Francisco  

geblieben ist.

wieder normal

Paris  , 20. Juli. Der Kabinettsrat trat| die Ansicht aus, daß die ganze in Nede stehende heute unter dem Vorsitz des Justizministers rage nur einem Kabinettsrat unter dem Bor­Cheron um 17 Uhr im Palais des Justiz tits des Ministerpräsidenten Do u mergue ge­ministeriums zusammen. Nicht anivesend waren löst werden könne. Cheron wurde beauftragt, die­der Ministerpräsident Doumergue, die Minister sen Wunsch persönlich Doumergue auf fei­Ueber das Datum diefer Situng foll erst Dou­mergue entſcheiden; sie dürfte nicht vor Dienstag oder Mittwoch stattfinden. Verbot der Kritik plakatiert. Die nationalsoziali- Die Beratungen dauerten eineinhalb Stun -Nach Schluß des Ministerrates gab teiner stischen Führer und ihre Kreaturen priesen das den. Zunächst erſtatteten Tardieu und er der Regierungsmitglieder den Pressevertretern Gesetz gegen die Arbeiter als einen großen Fort  - riot Berichte, worauf eine Debatte entstand, an eine verbindliche Erklärung ab, doch läßt sich aus schritt". Doch die Wahlen zu dem in diesem Ge- ter sämtliche Regierungsmitglieder teilnahmen. der Gesamtstimmung schließen, daß A u= seb vorgesehenen Vertrauensrat" zeigten, daß die Die radikalen Minister, die vorher mit ihrem sichten auf eine Einigung vorhan= Arbeitermassen feinen wahren Charakter erkannt hatten: Die fascistischen Werkzeuge der Unterneh- Barteivollzugsausschuß beraten hatten, sprachen den sind.

Die Arbeiterschaft, um deren Grundrechte und Lebensinteressen es dabei ging, mußte zu diez Pietri und Malarme, die außerhalb Paris   wei- nem Landfik in Tourneslafeuille zu übermitteln. herrschen, hat sich die Streiflage in Portland  sen schweren Schlägen der sozialpolitischen Re- len, und weiters der plößlich erkrankte Miniſter aktion schweigen! In vielen Betrieben wurde das Flandin.

Acht Ostpakt- Partner

Staaten:

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New York  , 20. Juli. Während in San Francisco  , von dem fortdauernden Hafenarbeiter­streit abgesehen, wieder normale Verhältnisse ( Oregon  ) weiter verschärft, da die Streitleitung den Einsaß von Nationalgarde für Sicherheits­maßnahmen mit den Generalstreit zu beantwor Schaden wird bis jetzt auf 150 Millionen Dollar ien droht. Der durch den Streif verursachte geſchätzt; die Zahl der Opfer beträgt acht Tote

und 197 Verwundete.

Vom Rundfunk Empfehlenswertes aus den Programmen: Sonntag:

Brag, Sender 2.: 6.30: Gymnastif, 7: Kon:

mer, genannt Vertrauensräte, wurden in den meisten Fällen nur von Minderheiten gewählt. trar, hat im Mai ihr Tempo verlangsamt und Um die wachsende Erkenntnis einzudämmen, ist im Monate Juni beinahe vollkommen zum wurde von den Spißen der Arbeitsfront eine ra- London  , 20. Juni. Wie Reuter meldet, Stillstand gekommen, was allerdings einer Sai­dikale Tonart angeschlagen; den Arbeitern sollte sei es noch ungewiß, wie viele Staaten sich an dem sontendenz in der Mehrzahl der Staaten ent­suggeriert werden, daß sie in der Arbeitsfront ein vorgeschlagenen Nordostpatt beteiligen würdn. Die spricht. Nichtsdestoweniger hat sich diese Erholung aert aus Karlsbad  , 9: Tschechische Arbeitersendung: Rückgrat bei der Wahrnehmung ihrer Interessen vom franzöfifchen Außenminister Barthou   bem fast überall auf einem Niveau erhalten, das Stivin: Aus meinen Lehrlingsjahren, 9.15: Flöten­gegenüber der kapitaliſtiſchen   Klaſſe hätten. Welch englischen Staatssekretär des Aeußeren, Sir John vielfach höher ist als das Niveau der gleichen lonzert, 9.45: Schallplatten, 11: Matinée des Dr­Geschrei erhoben einige Arbeitsfrontführer. als chesters der tschechischen Philharmonic, 13.45: So­vor ein paar Monaten die rheinisch- westfälischen Simon, vorgelegte Lifte enthalte folgende acht Zeit des Vorjahres. Der Goldivert des Welthandels war im zialinformationen, 17.45: Schallplatten, 17.55: Grubenbarone den Bergarbeitern den Urlaub Deutschland  , Sowjetrußland, Polen  , Tide  : Mai 1934 etwas höher als im April d. J., Deutsche   Sendung: Opernübertragungen türzten. Nicht, daß die Arbeitsfront die kapital­fräftigen Bergwerksbesiker gezwungen hätte, den gegangen, und zwar um 5% Prozent in der Ein: Sender S. Ar beitersendung 14.45: Dr. ungetürzten Urlaub zu gewähren, vielmehr be­fuhr und um 5 Prozent in der Ausfuhr. Heute Gleisberg: Gibt es ein Weltgewissen? 14.30: willigten die Führer aus den Mitteln der Ge­stellt dieser Goldwert t nur 33.2 Prozent des Deutsche   Sendung: Landwirtschaftsfunt, 15: werkschafsbeiträge aller Arbeiter den Gruben= Wertes dar, der im Jahre 1929 erreicht wurde! Lieder von Hugo Wolf  , 15.30: Funklustspiel. arbeitern die Urlaubstage, die ihnen die Krupp, Brünn   22.30: Radioschrammeln. Breßburg Thyssen, Wolf u. a. genommen hatten. 12.15: Orchesterkonzert, 19.05: Kompositionen von Stavsky trelgesprochen Vašica. Jerufalem, 20. Juli. In der Revisionsvers

hollowakei, Lettland  , Litauen  , Efthland und gegenüber Mai 1938 ist er aber leicht zurüd- aus Brünn  , 22.20: Billy Gill: Das lekte Lied.

Finnland  .

Produktionssteigerung

zum Stillstand gekommen

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Genf  , 20. Juli. Das Sekretariat des Völ­Aber selbst diese Anerkennung des Urlaubs­aubes durch die Arbeitsfront paßte dem Groß- terbundes veröffentlicht seinen monatlichen stati­lapital nicht. Es verlangte das ausschließliche stischen Bericht, der interessante Belege über die handlung wegen der Ermordung des Zionistenfüh- die dem großen gesamtstaatlichen Hilfswerk Demo­Recht, in den Interessenfragen der Arbeiterschaft Entwicklung der Wirtschaftslage bringt. Die rers Dr. Arlosoroff wurde der von der Vorin- fratie für die Jugend" gewidmet ist, wird Samstag,

,, Demokratie für das Kind". Eine Hörfolge,

allein zu entscheiden. Der berüchtigte Herr- im- starke Steigerung der Production an Kohle, Pe- stanz am 7. Juni d. J. zum Tode verurteilte den 21. Juli, 18.15 in der Prager deutschen Sen­Sause"-Bustand soll restlos wieder hergestellt wer- noleum, Eisen, Stahl und Zint, die in zahlreichen Hauptangeflagte Stavity freigesprobung( über Liblik) aufgeführt. Autor des Hör­ den  . Das deutsche   Monopoltapital, Staaten bis April und Mai d. J. zu beobachten dhe n. spiels ist Archibrat Dr. Anton Moucha.