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Sozialdemokrat"
Dienstag, 24. Juli 1034. Re. 170
Literatur Japanische Waren hinter türkischer Maske und Hitler   in Mandschuku» behandelt Arthur Seehof in einem ArtikelAngora Tokio Berlin", den die soeben erschienene neueste Nummer derWahr­heit" veröffentlicht. Georg Mannheimer   gibt in einem Artikel ,,DaS Jahr-der autoritären Demokra­tie" einen innerpolitischen lleberblick. Otto Strasser  nagelt in einem Interview die Lügen und Wider­sprüche in Hitlers Reichstagsrede fest. Christian Krug(Wien  ) geißelt die Judenpolitik Dollfuß', der, Antisemit, gern vom Juden Geld nimmt. Wei­tere Beitrüge von: Jnsti» Steinfeld, Heinz Liep- mann, F. W. Nielsen, Heinz Kraschuhki. Kleine Wahrheiten, sowie die aktuelle 21. Fortsetzung des Tagebuchs eines ReichSloehrgeneralS".Die Wahr­heit" ist in allen Trafiken und ZeitungSverschleißcn oder direkt bei der Verwaltung, Prag   I., RevoluLnk tkida 8, erhältlich. Telephon Nr. 60174 und 05601. Neucintreteude Abonnenten erhalte» die bereits erschienenen Memoiren auf Wunsch gratis nachgeliefert.'
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Gin neue« Rauschgift bedroht Europa  Statt Kokain und Morphium Haschisch und Opium! DaS Rauschgiftlaster ist jene Sucht, die sich verkriecht. Sie haust in den Winkeln und Unter« ivclten zivischcn Hongkong  , Marseille  , London  , Nciv Uork, Chicago   und Charbin  . Europa   ist fast wieder von diesen Teufelsgiften befreit wie Russell Pascha, der Polizeichef von Kairo  , in seinem Jahresbericht-1038/34 verrät. Die schweren Schläge, die er im vergangenen Jahre führte, die zur Sprengung der ägyptischen, der griechischen, der bulgarischen Ringe führten, die Enthüllungen der geheimen Agenten in den großen Hafenplähen, die daraufhin bei den ein­zelnen Staaten unternommenen Aktionen, haben Erfolg gehabt. ... Haschisch und Opium in Front! Die europäischen   Rauschgiftfabriken sind, von ganz winzigen Ausnahmen abgesehen, ausgclöst, vcrschivunden. Kokain und Morphium sind selten geworden und demgemäß teurer im schivarzen Handel. Aber sie tverden auch nicht gefragt. Rus­sell Pascha bucht einen Sieg. Doch er rät, die Kampftvaffcn neu zu schleifen, denn eS gelte einen neuen Krieg. Kokain und Morphium sind nieder­gerungen. Haschisch und Opium stehen auf. Sie kommen aus dem Fernen Osten, aus Syrien  , au- entlegenen Teilen der Türkei  . Bon den chemischen Mitteln des Rausches lehrt man Ivicder zum Mohn und zum Hanfharz zurück. Russell Pascha stellt eS in Kairo   fest. Und wir können cs in Europa   riechen... Esriecht" in Soho  » Unterwelts-Kneipen. Man muß sich die Mühe geben, nach London  zu fahren und dort(wohlgeführt und behütet nach Möglichkeit) einen Gang durch SohoS Unterwelts­kneipen zu tun. Auf einmal hat man den süßlichen Geruch in der Nase, den man vom Orient kennt, den der Bettler, der Fakir oft dort ausdünstete: Haschischl Alt ist dieses Laster, so alt wie die Gewin­nungsmethode aus dem Harz des Hanfes. In Asien   heißt eS Haschisch, in Amerika   tauften eS die Indianer Marihuana. Zwischen dem indisch­orientalischen Haschisch und dem amerikanischen  Marihuana ist in der Wirkung kein Unterschied. In beiden Fällen hat man eine raffinierte und doch kindlich primitive GewinnungSmcthode entwickelt. Hüben wie drüben wird dieses Haschisch gegessen oder geraucht, wie es hier in den Kneipen von Soho geschieht. DieHändler" rollen eS in Zigaretten, geben eine kleine Prise in die Pfeifen. Kein Appa­rat ist nötig, niemand, der diesen süßlichen Duft nicht kennt, ahnt, daß hier ein Rauschgift seine zerstörende Arbeit tut. Der Preis schwankt zlvischen 3 bis 8 Schil­ling für dieZigarette". Wie und wo soll die Polizei da zugreifen, solange nicht alle Bcainten den seltsamen Geruch des verbrennenden Haschisch kennen? Die drei Stufen de» Haschisch-Rausche». Drei Stufen unterscheiden schon die alten arabischen Poeten bei diesem Haschisch-Rausch, der die wildesten Wünsche und Begierden auslöst. Eine ganz kleine Prise gibt sinnlose Heiterkeit und renommierende Tapferkeit, eine mittlere Menge führt zum Traum, zum Delirium und ver­führt zu Gewalttaten, mit einer großen Dosis aber kann man Geisteskrankheit erzeugen und den Tod herbeiführen. Das war das Gift, mit dein der berüchtigte Scheil-al-Jebal, derAlte vom Berge", seine
Banden verseuchte, mit dem er sse fütterte, ehe er sie ausschickte, um neue verbrechen zu begehen. Da» Gift der schönen Helena. Der Aeghpterkönig schenkte es der schönen Helena. Und sie gab da» Gift den Männern, die von einem Uebermut berauscht wurden und in die Schlacht stürzten, ohne auf die Wunden zu achten, die man ihnen schlug. Noch heute zittert der einfache Mann im Orient, wenn er das Wort Assaffin hört: Asas- sinen nannten sich die Persischen Mitglieder der furchtbarsten Geheimorganisation, die man bis heute kennenlernte. Und sie alle Ivaren Ha­schisch-Raucher und Haschisch-Esser. Erst vor kurzem hat Freya Stark  , eine eng­lische Forscherin, neue Geheiinuiffe des Assaffin» entdeckt, sie fand auch die Burg auf dem Felsen Alamut» wo Hassan die jungen Leute hinlockte, die er in der Burg mit Haschisch halb wahnsinnig machte und dann für sich in den Kampf sagte. Sie sagten, wenn sie heimkehrten, daß Hassan sie in den Himmel habe schauen lassen. Die AssaffinS wurden hon.den Mongolen ge­schlagen, sie flohen nach Indien  ,.in die Wüste,
Ah»esa»te Ferienkolonie. In den Sommer­lagern des Deutschen   Ferienlolonicvereins Prag  sind einige Scharlachfälle vorgekommen. Die ört­lichen Amtsärzte und drei Prager   Universitäts­professoren behandelten die kranken Kinder, die sämtlich gesundeten und verhinderten weitere Ansteckung. Obgleich die Seuche in den Lagern als überwunden gelten konnte, hat die Berein»- leitung doch vorsichtshalber die Augustkolonicn abgesagt. Diese Mitteilung erhielten Eltern und Kinder am gestrigen Sonntag, als sie zur Bespre­chung der heute Montag fälligen Abreise der Kin­der im Hof des Mädchenlyzcums in der Chavar- tova erschienen. Die Enttäuschung»var groß, aber die Berechtigung der Maßnahme kann nicht be­stritten werden.
Gcrtchtssaal
in die Berghühlen. Aber da» Laster des Haschisch» konnte man nicht mehr-auslöschen. Grotzkampf beginnt! Seit man weiß, daß unbekannte Schmuggler Opium und vor allem Haschisch einzuschleppen ver­suchen, wurde ein Abwehtkampf im großen orga­nisiert. Die Häfen werden noch sorgsamer als bis­her überwacht. Die Mächte werden auf die Türkei  , auf Sy­ rien   und vor allem auf den Fernen Osten einzu­wirken versuchen, damit dort mit Staatsgewalt die Haschisch-Bearbeitung und die Opiumkultur unterdrückt werden. In Zentraleuropa   hat man noch keinen ein­zigen Fall von Haschisch-Laster festgestellt. Soho sollte scheinbar das Cinfallstor(neben Rotterdam  und Antwerpen   oder Marseille  ) nach Europa   bil­den. Man ist der Seuche früh genug auf die Spur gekommen. Bis in den Fernen Osten hinein, immer zen­tralisiert in der Hand des Russell Pascha in Kairo  , hebt dec Kampf an: Rang man einst gegen die verbrecherischen Fabrikanten der berüchtigten Derivate wie Morphium undKoks", so wird nun der Krieg wider Haschisch und Opium geführt. L. M.
Natürlich hat Frau A. S. von ihrem Gelde nicht einen Heller wiedergesehen. Ferner machte sich der Angeklagte an eine Frau K r o u t i l heran, die Inhaberin eines Nachtlokals, der er plausibel zu mache» wußte, daß ihr Unternehmen dringend der Insertion int Prager Tag.blatt" und dem ungarischen P r a g a i H i r l a p" bedürfe. FürI n f e r- tionögebühren hob er einmal 400 KL und einmal 480 KL ein; natürlich erschien aber in keinem der beiden Blätter ein Inserat, denn der Angeklagte hatte mit ihnen überhaupt nichts zu schaffen. Dann hat derRedakteur" Strelinger dem Oberkeil« neS des RestaurantsS ch w a r z e R o s e" 600 KL auf Nimmerwiedersehen abgeborgt. Als Pfand hin­terließ er irgendwelche fragwürdige Dokument«. Die Verhandlung gegen diesen interessanten Redakteur" mußte vertagt tverden. da sich ein­zelne Zeugen nicht eingestellt hatten. rb.
Falsche Zeugenaussage nl moralischen Gründen.
Zeugin vor dem Strafgericht bestritten. Inzwischen ist e» jedoch zwischen den Lebensgefährten zur Ans» föhming gekommen u. zw. deshalb, weil Wenzel P. seinerzeit von dem Verbrechen der Notzucht freigesprochen und nur wegenB e s ch r ä n» kung der persönlichen Freiheit" zu einer geringen und bedingten Strafe verurteil: wurde. Heute leben Marie P. und Wenzel K. wieder in Frieden miteinander. Da» Gericht zog alle mildernden Umstände in Betracht und verurteilte die Angeklagte zu drei Monaten Kerker, bedingt auf zwei Jahre, rb.
Hurt Spiel Körperpflege Bürgerlicher Sport Vom Mitmpaenp. Die Prager   Sparta  , welche nach der Dauerrunde glücklich die zweite Runde er­reichte. hatte gleichfalls nicht das Glück, in ihr eine Rolle zu spielen. Nach der 4:0«Niederlage in Wien  gegen Admira war es den Spartanern wohl möglich, das Prager   Rückspiel mit 8:2(0:2) zu gewinnen, aber die Wiener   erzielten ein Gesamtfkore von 6:3 und kommen nun gegen Juventus.   In Bologna  hatte FerencvaroS nichts zu bestellen und verlor 1:6 (1:2); damit steht in FC. Bologna der erste End­gegner fest. Sonstige Fußballergebnissc. B.- B u d w e i S: Slavia Prag gegen CSK. 10:1(8:0). Tcp- litz: TFK. gegen DSK. Bikin 6:2(8:0). Asch: DTB. gegen Karlsbader FK. 6:2(6:0). Warnsdorf: SK. Kladno gegen WFK. 0:1 (4:1). Lei den tschechoslowakischen Schwimmeisterschaf- ten, welche im Prager   Barrandotv-Stadion zum Austrag kamen, wurden im ersten Teil einige neue Rekorde verbessert, so im 400 Meter Freistil der Frauen von Schrämet(Brünn  ) mit 6:17.2 Min.; in derselben Disziplin der Männer von Schön (Brünn  ) mit 6:14 Min. und in der 8X100 Meter Lagenstaffel der Männer Hagibor Prag   mit 8:40.8 Min. Sonstige Ergebnisse: 8X100 Meter Lagen­staffel(Frauen): 1. Hellas Tetschen 4:47.2 Min. 100 Meter Micken(Männer): 1. Heiling(Preß­ burg  ) 1:16.5 Min. Dir Rudermeifterschaften der Republik   ge­langten in Melnik   zur Durchführung. Im Skiff siegte Zavkel(Laun) in 7:86 Min.; den Vierer mit Steuermann gewann CAK. Raudnitz in 7:17.8 Min. und der Achter wurde ebenfalls vom letztgenannten Klub gewonnen. Der LelchtalhlettMubtampf«SK. Lobositz Sparta Prag, in Lobositz   ausgetragen, endete mil einem Siege von 60:61 Punkten für Lobositz  .
Ein gelungenerRedakteur" An 30.000 KL erschwindelt. Prag  , 28. Juli. Vor dem Senat R o s e k war heute der in Budapest   geborene und i» P r e ß« bürg lebende41jährige Desider Strelinger angeklagt der mehrfachen Verbrechens des B e t t u» g e s und der V e r u n t r e u u n g. Er bezeichnete sich alsRedakteur", doch scheint nach den) Re­sultat der bisherigen Erhebungen festzustehen, daß er in der Kunst leichtgläubige Menschen um ihx Geld zu bringen, seinen Hauptberuf erblickt. Im März 1082 bestellte er bei einer Rand- niher Möbelfirma Kanzleimöbel unter der großartigen Vorspiegelung, daß er sich eine Kanzlei einrichten wolle. Er bezahlte indessen nur 1000 KL Angeld und verschwand sodann. Die Möbel hatten einen Wert von 4600 KL. Im Jänner deS glei­chen Jahres lernte er eine Frau A. S. kennen, der er das Angebot machte, Teilhabewin seines Verlags unter nehmens zu werden. Frau A. S. sollte sich mit 20.000 KL an der Herausgabe einerIllustrierten R o m a n z e i t u n g" beteiligen, wofür ihr eine monatliche Abzahlung von 6000 KL in Aussicht gestellt»vurde. DaS war natür­lich eitel blauer Dunst. Frau A. S. ging aber in ihrer Vertrauensseligkeit so weit, daß sie demB e»- leger" noch weitere 8000 KL borgte, tveil er ihr Versprach, verschiedene ihrer Verwandten in seinem gar nicht existierenden Unternehmen zu beschäftigen.
Prag  , 28. Juli.  - Der Fall der-jungen Frau Marie P., die heute vor dem hiesigen Kreisgericht verhandelt wurde, ist einer der sonderbarsten seiner Art. Marie P. war angeklagt des Verbrechens der falschen Zeugenaussage. - Die Angeklagte lebte mit einem jüitgtn Mann. Wenzel St., in Lebensgemeinschaft. Wenzel K. kam seinerzeit wegen eines sehr häßlichen Deliktes vor Gericht. Er war angeklagt der versuchten Notzucht an einem jungen Mädchen, das er eines Abends im Baumgarten überfallen hatte..Er wußte indessen diese Sachiuvor seiner Lebensgefähr­tin zu verheimlichen. Vor Gericht kam er just in dem Augenblick, als M a r i e P. in der Gebäranstalt das Kind zur Welt brachte, das ihr Lebensgefährte mit ihr gezeugt hatte. Als sie vierzehn Tage nach der Geburt als Leumundzeugin vor dein Untersuchungs­richter erscheinen mußte, bestritt sieleiden- schaftlich, mit Wenzel K. jemals et­was zu tun gehabt zu haben, obtvohl sie eben erst das von ihm empfangene Kind geboren hatte. Es»var nicht schwer, diese Zeugenaussage als unwahr nachzutveisen. Die Folge war die heute ver­handelte Anklage. Marie P. war geständig. Sie begründete ihre unwahre Aussage damit, daß sie. als sie von der häßlichen Affäre ihres Geliebten ersiihr, jede Ver­bindung mit ihm abbrechen wollte und auch verhin- dern wollte, daß ihr Kind einen Mädchcnschän­dern u d W ü st l i n g z u m V a t e r h a b e. Des­halb habe sie die Vaterschaft des Wenzel K. auch als
Dte Drei... Von W. Smolin. (Schluß.) »Es Ivar ein glücklicher Gedanke von euch," sagte Monet  ,»dem König in diesem Regiment zu dienen. ES ist gut so, man wird dort gut gekleidet und die Offiziere sind vermögend. In Perpignan  wohnen die Herren eines Kavallerie-Regimentes in.einem Salzspeicher." Den Stock auf der Schulter, durchquerte mau den Wald von Orleans  , eine Eichenpflanzung mit vielen Kreuzwegen. Seit einiger Zeit hatten die Intendanten dafür Sorge getragen, verirrten Rekruten an jeder Wegkreuzung durch Pfühle den Weg anzuzeigen. Den Säbel unter dem Arm, die Mühe in den Nacken zstrückgeschoben, marschierte als erster Monet  . In einem Abstand von einigen Schritten folgten Manon Chrötin, Lyonel und Durand. Auf ein Zeichen des Mädchens warfen sich die beiden Männer auf Monet  , der am Wegrand in? Gras beißen inuhtc. Ausrichten konnte er sich nicht mehr, mit einem Schlage hatte er die Zeit vergessen. Durch einen derben Knüppelschlag ins Genick, hatte ihn Durand wie ein Kaninchen bingestreckt. Manon ChrLtin durchwühlte auf den Knien die Taschen des Feldwebels, zog daraus eine Börse hervor, die sich, nachgczählt, als mtt zweihundert Dukaten gefüllt erwies.
Das junge Mädchen klatschte vor Freude in die Hände. Den Leichnam stießen die beiden Ge­sellen in ein Dickicht. Nun Durand," sagte Manon,der Kerl ist tot. Gehen wir!" Auf gut Glück folgte» die drei einem Weg durch den Wald. Sie hofften bald aus eine Her­berge zu stoßen, wo ein kühler Trunk den bren­nende» Durst ihrer Kehlen löschen sollte. Sie wanderten den Rest des übrig geblie­benen Tages, ohne an eine Herberge zu lonimen. Als die Nacht kam, legten sie sich unter einem Baum weit von der Straße zur Ruhe. Durand trug das Geld auf der Brust.' Wie eine Hündin zusammengekauert, den Kopf gegen die Schulter Lyonels gelehnt, lag Manon ChrLtin. Sie schlief nicht. Sie hörte auf das gequälte Atmen Durands. Geschmeidig wie eine Katze näherte sie sich ihm und berührte mit leiser Hand den Rock des Schläfers. Erschrocken richtete Durand sich auf.Was gibts?" Ich träumte," sagte Manon,ich sei auf­gestanden, um Lyonel zu suche», aber ich fand ihn nicht mehr." Als der Tag anbrach, machte man sich auf den Weg. Lyonel hatte durch Manon Chrötin genug erfahren. Kameraden!" erklärte Durand beim Auf­bruch,in der ersten Schenke, die uns im Wege steht, werden lvir teilen, dann kann jeder seinen eigenen Weg gehen."
«Schon recht," brummte Lyonel. Einige Minuten spättr senkte er sein Messer zwischen die Schulterblätter Durands. Eine be­trächtliche Zahl von Messerstichen Ivar notwendig, um den zähen Kerl vom Leben zum Tode zu be­fördern. Es hatte reichliche Mühe getostet, ihn zum Schweigen zu bringen. Er heulte. Mit seinen Händen versuchte er die Wunden zu verstopfen. Seine Stimme klang so fürchterlich, daß die vom Schlaf aufgeschreckten Vögel ängstlich flatternd ihre Nester verließen. Während Lyonel die Börse an sich nahm, hielt ihm Manon Chrötin ihre vollen Lippen zum Kusse hi». Sie wogte, als der junge Mann ihren Kopf in beide Hände nahm und nicht aufhören wollte, sich an dem dargcbotenen Lohne zu er­götzen. Und so wiegten sich beide in der stillen Luft wie die zarten Wolken des FrvhhimmelS. Den toten Durand aber überliehe» beide den Wölfen. «Zweihundert Dukaten. Wieviel macht das für jeden?" sagte Manon Chrötin, als sie ejn Stück des Weges gegangen. Wir werden am Wegrand teilen," erwiderte Lyonel.Du tvirst dann nach rechts und ich werde nach links gehen. In einer Woche können lvir uns in Bignon wieder finden." Sehr klug," schwätzte Manon Chrötin. Die Nacht brach herein. Seite an Seite leg- ten sich Mann und Mädchen zum Schlafe nieder. Seinen Rock hatte Lyonel ausgezogen und um die Schultern Manons gelegt, die vor Kälte zitterte. Er brauchte lange, um eiuzuschjafen.
Den dämmernden Morgen sah er nicht mehr. Tie Sorgfalt seiner Gefährtin ließ ihn an der Halsschlagader wie ein Schwein verbluten, ohne das Gewuhtscin erlangt zu haben. Zweihundert Dukaten," summte Manon als sie aufbrach und lächelnd den Toten ter auf­erstandenen Sonne überließ. Manon Chrötin erreichte bald.die Straße. Auf einem Steinhaufen ließ sie sich nieder. Sie setzte eine schmerzliche Miene auf und wartere. Ein Wagen fuhr vorüber. Der Kutscher trieb seinen Gaul unruhig zur Eile an. DaS Rütteln des Karrens erstickte Manons Seufzer. Die Sonne beleuchtete die Landschaft und ver­scheuchte die quälende» Schatten der Nacht. Manon Chrötin hatte mit einer Nonne, die, aus dem nahegelegenen Kloster St. Acgidö Milch nach EtanipS fuhr, mehr Glück. Die Nonne ließ den zarten jungen!Nann gern an ihre Sette steigen. Die Fragen der Nonne beantwortete Manon mechanisch. Sie dachte an Pari», dachte an die schönen Kleider, die-sie kaufen wollte; sie ersann den geschickten Handel mit ihren Reizen bei Ma­dame Mistral, der Kupplerin. Aus ihren Augen sprach schon jetzt der Traum vom künftigen Ge­liebten, mit dem sie später heimlich i»f und da­von gehen wird. Das Leben ist schön. Bor Unge­duld bebend betastete Manon heimlich auf der Bimst die zweihundert Dukaten in der Börse aus rauhem Leinen, das diese sehnsuchtsvolle Brust I drückte.
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