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Mittwoch. 25. Juli 1031
Nr. 171
er ungestört produzieren, wenn mail nur immer wieder versichert, daß manstaatstreu" und Demokrat" ist. Der von der tschechoslowakischen Regierung betraute RegierungSkommissär im Auto des Herrn Konrad Henlein   kann dann als die Krönung des Ganzen angesehen werd-n. Man könnte fragen, warum den Herren KrÄS und Jung, als sie sich in staatstreuer Ge­sinnung und Anerkennung der demokratischen Maatsform überboten, weniger geglaubt wurde als Herrn Henlein, hinter den sich zum Schuhe auch ein deutscher Minister und seine Partei ge- stellt haben. Vielleicht deshalb, weil die Haken- kreuzbewegung den deutschbürgerlichcn Parteien, darunter auch dem Landbunde äußerst gefährlich zu werden anfing? Daraus ergaben sich wohl Er- Wägungen, die eindrucksvoller und bcstiinmender waren, als sie selbst von der aktivistischen Ein- stellung ausgingen. Erstaunlich nur die Kurzsich­tigkeit, die nicht erkennt, daß die Reaktivierung der Nazipartei in einer etwas anderen äußeren Form für die bürgerlichen Parteien eine nicht minder große Gefahr bedeutet, denn geändert hat sich an der Gesinnung der Scharen, die Hen­ lein   als dem Leithammel folgen, nicht das ge- ringste und sie sehen in der Namensänderung und in der notgedrungen zur Schau getragenen Stoatstreue mit Recht nur eine Formalität. Und ob ihr Osaf Jung oder Henlein   heißt, macht ihnen auch nichts aus, wenn dabei nur dem gleichen Ziele zugestrebt wird. Auf deutschbürgerlicher Seite spielt natürlich der antimarxistische Koller noch immer eine große Rolle und gewiß auch die Erwägung und Hoffnung, bei freundlicher Ein- stellung zur Heiinatfront mit ihr bei den nächsten Wahlen gemeinsame Listen aufstellen und dabei die Heimatfront bemogeln zu könnet«. Es liegt, da ja Henlein   erst einmal festen Fuß fassen möchte, dies nicht außerhalb der Wahrscheinlich­keit, aber daß die bürgerlicheir Parteien nicht mehr als einmal dabei ein Mandatsgeschäft machen würden, könnte auch der minder Weit­sichtige einsehen. Das Ende der Liebedienerei um Henlein   wird schließlich dasselbe sein, das die bürgerlichen Parteien in Deutschland   gefunden haben, aber darüber uns die Köpfe zu zerbrechen, ist nicht unsere Sache. Dagegen geht von den tschechischen Politikern die Meinung, daß sic eine bessere politische Witterung besitzen. Umso er­staunlicher ist das rührselige Vertrauen, das Hen- lein mit seinen Loyalitätsbeteuerungen noch viel- fach findet. Was alles hat Mussolini   versprochen, ehe er in den Besitz der Staatsgewalt gelangte -und was alles erst Hitler i Eine Bewegung, die auf demokratischen Grundsätzen aufgebaut ist, muß ihre Bestrebungen und ihr Ziel wenigstens zum Teil ernst nehmen und kattn sich nicht wie eine Wetterfahne fünfzigmal im Tage rund­herum drehen. Doch eine, in der wie es Hen­ lein   ausdrückt dasPrinzip der persönlichen Verantwortung" gilt, das heißt wo die Anhänger nichts zu reden, der autoritäre Führer dagegen alles und alles allein zu bestimmen hat?... DasPrinzip der persönlichen Verantwortung" besteht darin, daß kein Parteimitglied den Füh­rer persönlich zur Verantwortung ziehen darf. Wer bietet da die Garantie, daß der Führer nicht
eittes TagcS die Maske fallen läßt und i>on der vorgefpieücn Staatstreue eine Schwenkung um hundertachtzig Grade vollzieht?... Man hört in letzter Zent ost das Wort, eine Demokratie, die inmitten der faseistischen Seuche ihr Dasein bewahren will, müsse stark sein. Dieses Wahrwort ist dahin zu ergänzen, daß sie auch
Gestern Abend hielt der Gouverneur der Nationalbank, Dr. Karel E n g l i 6 einen Radio­vortrag über das ThemaDie Erneuerung des Geldmarktes", dessen Gedankengang wir hier wiedergeben. Wir hören jetzt, so begann Dr. Engliö, von allen Seiten, daß wir nicht genug Geld haben. Der Verbraucher kauft nichts, steil er kein Geld hat, der Schuldner zahlt nichts aus demselben Grunde, der Staat unternimmt eben deshalb keine Investitionen. Wenn man von Geld redet, denkt jeder an Banknoten, welche die Nationalbank her- auögibt und die sie selber erzeugt. Wenn es also zu wenig Geld gibt, so glaubt man, sollte die Na­tionalbank eben mehr Geld auSgebett und es wird mehr gebaut und itwestiert weiten. Diese falsche Auffaffung erfließt aus den zweifachen Sinn des Wortes Geld. Man muß da gut unterscheiden zwischen Einkommen und Kapital auf der einen und Geldzeichen auf der anderen Seite. Das erstere stellt eine gewiße Kaufirast, einen Teil der natio­nalen Produktion dar. Davon muß man aber gut unterscheiden die Geldzeichen, deren Menge dem Wechseltiden Bedarf elastisch angepaßt werden muß. und das ist Aufgabe der Nationalbank. Durch die Ausgabe der Banknoten wird aber kein neues Einkommen und kein neues Kapital geschaffen. Wenn wir also sage», daß der Verbraucher heute kein Geld hat, bedeutet daS nicht» daß wir zu wenig Banknoten, sondem daß die Menschen zu wenig Einkommen haben, daß die Unternehmungen nicht oder nur kurz arbeiten und kein Einkommen erzeugen. Wenn wir sagen, daß eS keinen Kredit und kein Kapital für Investitionen gibt, bedeutet das nicht, daß wir zu wenig Banknoten im Umlauf bqben, sondern, daß wir zu wenig Kauflräft und zu steüig.Er­sparungen der Einkommensträger haben. Diesem Mangel kann man durch künstliche Vermehrung der Umlaufsmittel nicht steuern. Durch den Druck neuer Banknoten würde neue Kaufkraft geschaffen tverden, was zur Folge ein Steigen der Preise hätte. Bei diesem Steigen der Preise würden die Verbraucher, ehe sich ihr Einkommen den erhöhten Preisen anpaffen, geschädigt werden. Das aber iväre Inflation.Wer rät, daß die Zettelbank In­vestitionen finanzieren soll, der will eine Infla­tion, ob er eS nun zugibt oder nicht, ckb er sich dessen bewußt ist oder nicht." Die Zettelbank will aber keine Inflation mache«. Dem Mangel an Kredit und Kapital müssen wir anders begegnen. Wir müffen das notwendige
klug feilt muß. Der RegierungSkommissär im Auto des Henlein   und manches andere, legt ein solches stagwürdiges Zeugnis dafür ab, daß man leicht befürchten kann, bei solcher Vertrauens- seligkeit könnte unsere Demokratie eines TageS ebenso den faseistischen Wölfen zum Fratze die­nen, wie dies schon anderswo geschah.
Kapital durch Arbeit und Sparsamkeit schassen. Wir müffen aber freilich auch jenes Kapital, das wir haben und das brachliegt, verwerten. ES Ivird viel thesauriert, aus der Befürchtung her« aus, daß Einlagen nicht genau zurückgezahlt wer­den. Die Geldanstaltett, welche Staatspapiere haben, sind immobil, sie können nicht jede Menge an der Börse verkaufen. Es ist daher notwendig, den Geldniarlt zu mobilisieren. Zu diesem Zwecke wurde daS ReeSkont-Jnstitut gegründet, durch wel­ches für alle Geldanstalten eine gemeinsame Barschaft geschaffen wurde, auf die sich jedes einzelne Institut stützen kann, um die Ein­lagen auszuzahlen. Aus den Beiträgen der BersicheruttgSanstalten werden dann die Mittel genommen werden, um deit Kauf vott Staatspapieren an der Börse durch­zuführen. Man muß auch die Bolksgeldanstalten, Raiffeisenkassen, Borschuhkaffen und Sparkassen mobilisieren. Die Mittel sind vorbereitet, damit 7000 dieser Anstalten einwandfrei ihren Ein­lagendienst erfüllen können. Durch die Mobili­sierung der vorhandenen Mittel wird bereit- eine große Erleichterung auf dem Geldmarkt eintreten, aber die weiteren notwendigen Kapitalien für Bauten und Investitionen müffen wir uns durch den natürlichen Weg der Arbeit, des Verdienstes und des Sparens schaffen. DaS ist ein zwar lang­samerer, aber ein sicherer Weg. Dazu ist notwen­dig, daß das geschaffene Kapital nicht ganz von den öffentlichen Körperschaften aufgezehrt werde, daß eS vor allem nicht vom Staat zur Deckung des laufenden DefiziteS verwendet werde. Die Voraussetzung der Erneuerung deSGeldmarkteS ist also das Gleichgewicht des Haushaltes aller öffentlichen Körper­schafte,« und.voll allem des Staates.". Wir. brauchen also daS Gleichgewicht der.Staats- und öffentlichen Finanzen/wir brauchen eine bessere Organisation des Geldmarktes, wir brauchen Vertrauen und Ruhe, wir brauchen Arbeit und Ersparniffe zur Schaffung neuer Kapitalien und dann können wir mit Sicherheit erwarten, daß eine allmähliche wirtschaftliche Besserung eintritt. Die Demokratie, welche ihr gegebenes Problem begreift und die Nation über die gegenwärtige furchtbare Krise in neue Zei­ten hinüberführt, wird damit am besten alle ihre Widersacher schlagen und damit den Veste« Beweib ihrer staat-schöpferischen Tätigkeit geben. Wir hoffe« und find über­zeugt, daß da- unsere Demokratie erfülle« wird.
nenieln, Hitlers Mncdit DieRundschau" hat sich, als fast einziges Blatt der Welt, schon wenige Tage nach dem Ka­meradenmord vom 30. Juni in der perfidesten Arl zu Hitler bekannt. Was sich seither ereignete, ist nicht etwa eine Rechtfertigung des Mordes, son­dern im Gegenteil eine Enthüllung des Mörders, vor dem sich alle Kulturmenschen in Schauder ab. wenden. Die Reichstagsrede, die die Stimmung gegen Hitler   in aller Welt verschärft hat, ist jedoch derRundschau" eine Offenbarung hitlerischcr Tugend, Treue und Tatkraft: Reichskanzler Hitler   hielt Freitag, den 14. dr. M., vor dem Reichstage seine von der gan. zen Welt mit außerordentlicher Spannung er. wartete Rede über die Vorgänge um den 30. Juni. War man angesichts der Härle und Form der getroffene» Maßnahmen auf aui>er. ordentliche Enthüllungen gefaßt, so entrollte der Kanzler doch ein durchaus überraschendes Bild der unerhörten Vorgeschichte." Sie war aber nichtgefaßt", sondern gleich begeistert, dieRundschau". Und was Hitler   sagte» nimmt sie nicht nur für bare Münze, sondern unterstreicht auch mit Befriedigung, daß Hitler   für seine Tat von dem Marionetten» Reichstag  der Dank für die Rettung des Vater­lands" ausgesprochen wurde. Wir haben uns schon längst abgewöhnt, an daS Kulturgesühl von Barbaren zu appellieren Mögen die Fleischer, die hierzulande nur am Schlachten verhindert sind, immerhin ihren Mei­ster loben. Daß sich aber Menschen finden, die fick' mit ihnen an einen Tisch setzen, hohe Staats­beamte, die mit ihnen im Auto fahren, Journali­sten, die es nicht ekelt, ein demokratisches System, das Bluthunden gestattet, sich als Bolkserneuerer aufzuplustern das alles ist verwunderlich.
Auflassung von Mittelschulen Im Zuge der Sparmaßnahmen soll eine Reihe voir Mittelschulen aufgelassen, beziehungs­weise zusammengelegt werden. Allerdings ist das letzte Wort über diese Maßnahme auch im Mini­sterrat noch nicht gesprochen worden, weil die Kompetenz zur Auflassung der Mittelschulen in den Machtbereich des Schulministers fällt» welcher erst heute, Mittwoch, von seinem Urlaub zurück- lonunt. Die bisherigen Vieldungen sind also nicht feststehend, doch darf an der Verminderung von Mittelschulen kaum gezweifelt werden. Diesem Abbau unterliegen die Realschulen in Brünn  , welche mit Beginn des Schuljahres 1984/85 zu­sammengelegt werden sollen. Weiter besteht die Absicht, die Gymnasien und Realschulen in Rei­chenberg, B.«Leipa und Leitmeritz   zu Realgymna- sien zusammenzulegen, Die Oberstufe: des Real­gymnasiums in Aruau und des Reformgymna- siums in Leutschau   sollen aufgelassen werde». Außerdem sollen die staatlichen Lehrkräfte der Mädchengymnasien in Teplitz  , Troppau   und Eger an andere Schulen versetzt werden. Eine ähnliche Maßnahme wird auch für das Reformrealgymna­sium in Karlsbad   vorbereitet, doch scheint hier noch mehr Hoffnung auf Erhaltung der Schule zu bestehen als es bei den anderen Instituten der Fall ist. Bon der Reorganisation der Mittel­schulen werden auch einige tschechische Städte be­troffen. Ein endgültiger Bericht über die Auf­lassung der Mittelschulen wird indes erst nach Abschluß der Verhandlungen im Ministerrat im Beisein des Schulministers erstattet werden können.
Voraussetrungen der Wirtschaftsbelebung Radiovortrag des Bankgouvemeurs Englli Die Erneuerung des Geldmarktes Gegen jegliche Inflation Nir das Gleichgewicht Im Haushalte der öffentlichen Körperschaften Eine Aufgabe der Demokratie
7 . FRITZ ROSENFELD: W*«a Cbquita EIN ROMAN ZWISCHEN TRAUM UND TAG Lange vorher trug der Fluß deinen Körper meerwärtS, ins Nichts. Das Schleifen der Schwerter hört man in den Palästen, Bruder, noch lauter aber hört man die Worte, die der Treue zu seinem Treuesten spricht. Treue? Narr, Bruder Omarl Ein Weib aus meinem Harem, ein Weib, das mir lästig war, das mir vret Jahre gedient, das ausgebrannt und ausgeschöpft war, und dein Getreuester verriet dich. Narr, Bru­der Omar. Jetzt seid ihr wieder da, vereint euch, seid eine Gestalt, ein Wille, e i n Haß. Doch ich zwinge euch nieder, ich bin stärker als. ihr. Seht, meine Hände sind lang und ergreifen euch, wo ihr auch weilt. Seht, meine Augen sind scharf und erspähen euch, wo ihr euch auch versteckt. Hört meine Stimme, sie erschüttert die Erde, Allah  hört sie und zittert vor ihr. Zwischen Traum und Wachen jagte Ala Eddin dem Mädchen nach. Sprung über Kiffen, kurzes Verstecken hinter Kiffen, dann wegfliegenve, zur Seite geschleuderte Kissen; ein kurzer Schrei, ein langer Schrei, ein Laut der Wut, ein Aufstemmen, alle Kräfte gespannt, ein Ermüden, Blei in allen Gelenken. Ein Wiederaufraffen: es geht«m das Leben, Ala Eddin, die beiden erschlagen, er­drosseln, enthaupten dich! Endlich ermattet das Mädchen, In seinen Knien ist keine Kraft mehr zum Sprung, sein Rücken schmerzt, die Finger sind aufgerissen. Da jagt eS mit einem letzten großen Sah zum Fenster, klammert sich an das Gitter, ver- traN sich in die goldenM Stäbe, zieht sich hoch,
bietet das Antlitz dem Mond: Nimm mich, Mond, friß mich, hol mich fort, Mond, um jeden Preis. Schon erlahmen die Arme, schon will sie sich sinken lassen, da steht Ala Eddin unter ihr, bereit, sie aufzufangen. Nun hat er sie, die beiden Brüder. Die Adern an seiner Stirn quellen hervor, sein Blut siedet, seine Blicke bohren sich m den bebenden Leib, den seine Hände halten. Nu» hat er sie, die Helle, nun kann er ihre Seele in sich trinken, und seine Blicke in Ihre Augen senken, bis auf den Grund. Schon hatten seine Hände ihren Lech berührt, als sie niedersank, schwer wie ein Sack Salz, der Wasser getrunken. Sie hing üb« seine Arme wie eine Tote. Ihre Augen waren geschloffen, ihre Hände pendelten herab, kraftlos und erstorben. Ihre Seele, dachte Ala Eddin, ist ausgeflogen. Eine Welle hielt er sie in de« Armen. Be­trachtete sie. Hell war ihr Haar, dünn die Lider, unter denen die hellen Augen schliefen. Weiß war ihr Leib, weich, geschmeidig, wie die feinsten Stoffe, duftig, wie Seid«, die mtt dem Saft der Blüten getränkt st. Er trug sie zum Lager, bettete sie. Das Blut ging ruhiger durch seine Adern. Die Augen sahen klarer. Er ging zum Fenster, sah empor. Der Mond stand oben, silberhell. Aber über feinen Rand kroch ein schwarzer Fleck, ftaß sich weiter und weiter, verdunkelte die silberne Scheibe, und ließ ein Frösteln über den Erdball fliegen. Starr stand Ala Eddin. Di« Seele der Hel­len war aufgeflogen und verdunkelte den Mond. Zwischen dem Fenster und dem Winkel des Zimmers lief er hin und her. Tot lag das Mäd­chen, und der Mond starb unter einem schwarzen Schatten. Kalt wurde es, Frost kroch aus den Mauern, atmete ihn an. Er rieb die Hände, er suchte einen Mantel. Stand, sann nach, wurde»an Angst, gepackt, schlug
einen Gong an, der im Winkel stand, unter Tep­pichen verborgen. Die Alte erschien. Er schrie sie an, sie solle den. Haushofmeister holen. Zum erstenmal betrat der Haushofmeister Eiese Räume. Er zitterte am ganzen Leib, als er gerufen wurde. War Ala Eddin in Gefahr? Ala Eddin winkte, deutete auf das Mädchen. Fort," sagte er, tonlos, eisig. Dann ging et zu seinen Magiern. HI. Pal tastete wie im Traum vorwärts. Im Schatten einer Zypresse sah er eine Ruhebank, mit Kiffen aus gelbem und orangenem Samt be­deckt; ein Tischchen stand davor, mit Schüsseln, weißen Broten, einem kupfernem Krug, in dem Milch war. Pal rieb sich die Augen. Eine Schenke? Wo war der Wirt? Er rief, rief, rief. Das Echo brach sich in den Bergen, aber es kam keine Antwort. Er drehte sich im Kreise. Blauer Himmel war über ihm. Sonnenllarer Himmel. Ein Kranz von Bergen, hohen, zerrissenen Bergen. Sie umschlossen dm Garten, als wären sie seine Wächter. Der Berg dort hafte zwei scharfe, spitze Gip­fel, es war, als lugte ein Menschengesicht zwischen diesen Gipfeln hervor; die Mondscheibe, noch ganz blaß, wie eine feine, weiße Wolke. ES lockte, eine» Bogen zu nehmen und auf dieses matthelle Ziel zu schießen. Mitten zwischen die Gipfel. Pal drehte sich. Dort bildete der Berg«inen langest, hohen Kamm, der wie eine unübersteigliche Mauer war. Baumlos ragte dieser Kamm gegen den Himmel auf. Man müßte ein Riesenpferd ha­ben, um über diesen Kamm setzen zu können in einem märchenhaften Sprung. Pal atz und trank. Rief dann Wied«. Rief, rief, ohne Antwort. Er kramte eine Münze aus seiner Tasche, warf sie auf da- Tischchen, vielen Dank dem unsichtbarm Wirtt
Er ging die weiße Straße weiter. Sie war dunkel gesprenkelt von den Schatten der Bäume und der Paläste. Hohe Zedern reckten sich stolz in kleinen Gruppen empor, setzten einen dunkelgrünen Fleck zwischen Palast und Palast. Säulen schimmerten in der Sonne, schneeweiße Treppen, große Vasen aus Marmor,.aus denen riesige rote und blaue Blumen ragten. Hell schossen die Wasserstrahlen der Brunnen auf, brachen sich, zerswben in tau­send Funken, die tausend Farben spielten. Jeder Blick brachte ein neues Wunder. Dies war das Märchenland, eine Märchenstadt. Ein Volk von Riesen oder Zlvergen, von Feen oder Kobolden mußte jeden Augmblick aus den Palästen stürzen, um ihn anzugreifen, auszuspotten, einzuladen, zu erschlagen oder zu bewirten. Er wäre nicht er­staunt gewesen, sprechende Tiere zu treffen und sprechende Blumen. Wer weiß, ob diese scharlach­rote Dolde nicht verraten könnte, wie der Garten heißt und wer d« Herr des Gartens ist? Er kam zu einem Brunnen. Vier lachende Figuren umstanden am Rande des Beckens den silbernen, in den Lüften tanzenden Strahl. Pal Ivusch seine Hände in diesem Becken, wusch sein Antlitz. Die Brunnenfiguren lachten. Knaben mit dicken Bäuchen und dicken Wangen, gut genährte kleine Götter, sie blickten mit Wohlgefallen auf da- Menschlein, das den Garten, die Blumen und die Figuren mit verblüfften, wett aufgeriffenen Augen anstarrte. Pal ging weiter. Er kam zu einem Platz, auf dem ein riesenhafter Palast aus Marmor stand; au- einem marmornen Becken vor dem Haus sprang buntes Wasser, grünes, ametystfar« benenes Wasser in die Höhe, sprudelte lustig nie­der und zerschellte zu weitzem Schaum. Langsam schritt Pal die Treppe diese- Hause» empor, eine weite Halle dehnte sich, die nach allen Setten of­fen war. Biele Stufen führten in die Tiefe, die Halle war in den Boden eingesewkt wie eine Arena.-Fortsetzung ft-gt^