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DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSŁOWAKISCHEN REPUBLIK

BRSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH PRUM. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XN., BOCHOWA 2. TELEFON: 587. ADMINISTRATIONI: PEHEROIN 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUS. CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSMER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

14. Jahrgang

Dienstag, 31. Juli 1934

Einzelproic

( einschließlich

Mussolinis neuer Mann:

Schuschnigg Bundeskanzler

Starhemberg Vizekanzler und Sicherheitsminister

Sonntag nacht hat der Ministerrat, offenbar) nach langen bewegten Auseinandersetzungen, un= ter dem Druck der Heimwehrent, die Wien   befekt hatten, die Ministerposten aufgeteilt und Montag früh konnte der Bundespräsident die endgültige Ministerliste genehmigen. Während der ganzen Nacht starrte Wien   in Waffen. Nach der einen Ber­sion befürchtete man einen zweiten Butsch von Seite der Nationalsozialisten, nach der andern hatte der Heimwehraufmarsch nur den Zweck, ihre Forderungen zur Neubildung der Regierung zu erzwingen. Sie haben ihr Ziel erreicht. An der Spitze der Regierung steht das Triumvirat Schufhnigg, Starhembers,& ey.

Eine kritische Nacht

Das Kabinett Dr. Schuschnigg wurde nach einent bewegten Ministerrat und in einer ungewöhnlich kritischen Nacht eingefest, in der die ganze Innere Stadt  , sowie auch die an­liegenden Wiener   Gemeindebezirke in ein be­waffnetes Militär- und Polizeilager amgewan= belt worden waren.

Alle diese Vorbereitungen zeugten von einer

nußergewöhnlichen Spannung,

die noch durch die verschiedenartigsten Gerüchte

Nr. 176

Um die deutsche Schule

Hetze der Deutschbürgerlichen und Kommunisten

Das in wenigen Wochen beginnende neue Schuljahr sowie einige von den Schulbehörden teils schon in Angriff genommene, teils erst ge­plante Sparmaßnahmen, haben in letzter Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf die

Fey bleibt ,, Generalstaatskommissär" deutsche Schule gelenkt.

Heimwehr   fordert

grün- weiße Staatsflagge

wehr wird darauf verwiesen, daß die Heimwehr  In einer Kundgebung der Tiroler Heim­zum zweiten Male im Laufe dieses Jahres den Staat aus einer schweren Situation gerettet und einer gesunden staatlichen Entwicklung im Sinne des Korneuburger   Programms des Hei­matschutes freie Bahn geschaffen habe. Nach Beendigung der Aktion gegen die Aufrührer wer­den nun schwerwiegende politische Entschließun­gen zu treffen sein, bei denen der Heimatschuß in Ansehung der schweren Blutopfer, die er brin­gen mußte, feine Mitwirkung fordert. Die Tiro­let Heimwehr   erwartet, daß ihre Opfer nicht um­sonst gebracht worden sind, sondern im Zeichen der Erneuerung des Staates und daß in Zu­funft die grün- weiße Fahne neben der rot- weißen Fahne als zweite Staatsflagge über Desterreich wehen wird.

Rintelen

sollte befreit werden

Dr. Schuschnigg

Das deutsche Schulwesen in der Tschecho slowakei hat seit 1918 verschiedene Phasen der Entwicklung aufzuweisen. In den ersten Jahren nach dem Umsturz hatten wir es mit einer be. deutenden Einschnürung der deutschen   Schulen zu tun, viele Mittelschulen wurden aufgelassen, viele Volksschulflafsen aufgelöst und höher orga nisierte Schulen in niederorganisierte verwandelt. Einige Jahre nach dem Umsturz trat hier eine gewisse Stabilisierung ein und die wieder mach­sende Kinderzahl sowie geänderte politische Ver. hältnisse hatten eine Wiedererweiterung des deut­fchen Schulwesens zur Folge, die in der Eröjs­nung neuer Schulen und besonders neuer Schul­Klassen in Erscheinung trat. Seitdem die allge­meine Wirtschaftsfrise eingesetzt hat und die Ein­nahmen des Staates zurüdgegangen sind, haben nun auf allen Gebieten der Staatsverwaltung Sparmaßnahmen eingesetzt, von denen auch das Schulwesen nicht unberührt blieb. Seit mehr als einem Jahre wird über Maßnahmen verhandelt, die sowohl bei tschechischen als auch bei deutschen  Schulen zu Ersparungen im Schulbudget führen follen. Die Schulbehörden haben nun insbeson­

so weit gebessert haben, daß seine Bernehmung dere auf dem Gebiete der Mittelschulen in den über bevorstehende neue Aktionen der National: Wie nachträglich bekannt wird, versuchte in möglich war. Man hofft, durch die Aussagen Dr. letzten Wochen zu Maßregeln gegriffen, wodurch fozialisten, die sich noch immer nicht als geschla- der Nacht auf Montag eine Gruppe von unge- Rintelens, die stenographisch aufgezeichnet wer- staatliche Lehrkräfte von nichtstaatlichen Mittel­gen fühlen, gesteigert wurde, oder auch über eine fähr 40 Nationaſozialiſten das Allgemeine Kran- den, weitgehend die Zusammenhänge des Auf- schulen, insbesondere Mädchenmittelschulen, abbe­Aktion der Heimwehr  , die einen weite- tenhaus zu überfallen, um Dr. Rintelen zu bestandes zu flären. Dr. Rintelen befindet sich rufen und anderweitig verwendet werden sollen. ren verschärften Kurs im Sinne ihrer Forde- freien. Der Versuch wurde vereitelt und einige weiter unter strengster Bewachung auf der Klinik einzelne Mittelschulen mit anderen vereinigt und Nationalsozialisten wurden verhaftet. Professor Ranzi. Die Gerüchte über seine an­gebliche Ueberführung in das Gefängnistranten haus sind schon deshalb unrichtig, weil der Pa­zient den Transport nicht aushalten würde.

rungen erwirken wollen.

Erst kurz nach Mitternacht er- Dr. Rintelen ist am Montag zum erstenmal schien der neuernannte österreichische Bundes im Krankenhaus polizeilich vernommen worden. fanzler Dr. Schnschnigs mit den Mitgliedern Sein Zustand soll sich im Laufe der letzten Nacht des neuen österreichischen Kabinettes beim Bun= despräsidenten Dr. Miklas, der die Angelobung bornahm.

Die Liste der neuen Regierungsmitglieder: Bundeskanzler Schuschniss, her gleichzeitig die Bundesministerien für Landes­verteidigung, für Unterricht und für Justiz führt; Vizetanzler Ernst Rüdiger bon Starhem berg, der gleichzeitig mit der Führung der Angelegenheiten des gesamten Sicherheitswesens betraut ist;

Bundesminister Egon Berger Wal­ denegg  , der mit der Führung der auswärtigen Angelegenheiten betraut wird;

Bundesminister Major Fen übernimmt zu ſeiner bisherigen Funktion als Generalstaats­tommiffär die Angelegenheiten der inneren Ber­waltung;

Burcsch;

einige voll ausgebaute Mittelschulen zu Unter­mittelschulen reduziert werden sollen.

Die deutsche Sozialdemokratie hat seit ch und je der Schule ihre besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Es kann nicht anders sein, als daß cine Partei, welche die Interessen der ärmeren Wie in jedem Staat, in dem die legalen Ge- standen haben, ein Kabinett uns chat mit walten von putschistischen Banden und die ver- Baugoin als Heeresminister zu berufen und die Volksschichten vertritt und welcher der Aufstieg antwortlichen Staatsmänner von den zugehörigen Macht der christlichsozialen Partei wiederherzu­der arbeitenden Klasse zu verdanken ist, dem Bandenführern abgelöst wurden, so entziehen sich stellen. Daraufhin und unter dem Vorwand, die Schulwesen mit größter Sympathie gegenüber. auch in Oesterreich   die Geschehnisse einer logi Polizei sei unsicher, bereiteten die Heimwehren steht und ihren politischen Einfluß zur Förde­schen Betrachtung in dem Sinne, in dem man die einen regelrechten Putsch vor. Offensichtlich unter rung des Schulwesens verwendet. Wir haben den Politik eines zivilisierten Staatswesens durch dem Druck der Heimwehren wurde das christlich- Kampf der Deutschen   in der Tschechoslowakei   um leuchten und erffären fann. Ein Teil der Gescheh soziale Projett fallen gelassen. ihre Schulen stets mit aller Energie geführt, in niffe ist in Desterreich, wie seit Jahresfrist in So ist das Kabinett ein Ministerium der Zeit, bevor unsere Partei in der Regierung Deutschland  , nur aus den Motiven und Treibe- der Heimwehren, und zwar stärker als vertreten war, ebenso wie seit 1929, da wir an reien der politischen Unterivelt, aus dem Spiel das leyte Nabinett Dollfus monarchistis der Regierung des Staates beteiligt sind. Dieser und Gegenspiel patriotischer und nationalistischer gefärbt. Schuschnigg   hatte sich seinerzeit zur von uns geführte Kampf ist auch nicht ohne Er­Gangster zu erffären. Monarchie bekannt, Starhemberg und Fey haben

Selar scheint in Desterreich zu sein, daß die immer mit der Restauration der Habsburger to- folg geblieben und wenn dem nach dem Umsturz eimwehren und vor allem der General- fettier. Es würde durchaus in die Politik Musso- erfolgten Abbau des deutschen   Schulwesens sei­staatskommissär Major Fey bei dem Putsch linis passen, daß er jest wieder einmal nerzeit ein Ende gesetzt worden ist, so ist das vor der Nationalsozialen von allem Anfang eine Otto Habsburg   aus der Bersentung au f- allem unser Verdienst. Im Kampfe um den Wei­zweideutige Rolle gespielt ha- tauchen läßt, nicht um ihn wirklich zurückzu- terausbau der deutschen   Schule sind jedoch Bundesminister für Finanzen Dr. Karl ben. Daß es am hellichten Tage zur Besetzung führen, sondern um Hitler   gefügig zu machen und Schwierigkeiten entstanden, einesteils infolge der des Palais am Ballhausplaß kommen konnte, daß auch den antihabsburgisch orientierten Göm= Sparmaßnahmen des Staates, die wieder auf Bundesminister für Handel und Ber  - der Putsch, rechtzeitig avisiert, nicht im Seime bös zur Ordnung zu rufen, falls er eine andere die Wirtschaftskrise zurückzuführen sind, andern­fehr Fritz Stodinger; erstickt wurde, daß Fey untätig blieb und die mitteleuropäische Politit treibt, als Mussolini   teils durch den schwachen Besuch gewiffer Schulen, Bundesminister für soziale Berwal- Sturmtruppe der Nazi, vorbeifahrend an der gro- wünscht. auf die von der Unterrichtsbehörde immer hin­tung Bodo Neustädter Stürmer, dem jen Kaserne in der Stiftfaserne und an der Ka- Das entscheidende Wort bei der Berufung gewiesen wird und worin die Schulbehörde die überdies die Angelegenheiten der berufständischen ferne der Vaterländischen Front hinter dem Kanz- Schuschniggs hat ohne Zweifel Mussolini   gespro- Möglichkeit von Ersparungen sieht. Seit Mona. Neuordnung zugewiesen werden; Terpalais, dieses zu besehen vermochten, die nächen. Es gibt seit dem Sturz der zweiten eng- ten nun bemüht sich die deutsche   Sozialdemokratic Dem Bundeskanzler werden zur Bertretung heren Umstände beim Tode Dollfuß  , die Rolle lischen Arbeiterregierung keine Regierungsbildung in Angelegenheiten des Bundesministeriums für Feys bei der Kapitaluation der Putschisten, der in Desterreich, zu der nicht Mussolini   seine Geneh- und bemüht sich vor allem unser Vertreter in der Landesverteidigung der bisherige Staatssekretär Selbstmord" Rintelens, all das sind noch sehr migung geben muß. Diesmal, da italienische Divi- Regierung jedem Abbau im deutschen   Schul­Generalmajor Wilhelm Zehner  , zur Vertretung in buntle Kapitel der letzten österreichischen Ge- fionen marschbereit am Brenner, an der Birnlücke wesen entgegenzutreten und wir weiſen dabei mit Angelegenheiten des Ministeriums für Unterricht schichte und sie werden vielleicht nie ganz aufge- und im Paß von Pontafel stehen, kann die Ka= vollem Rechte darauf hin, daß die Verringerung Sektionschef Dr. Hans Bernter, zur Bertretung Märt werden. binettsbildung überhaupt nichts anderes der Schülerzahl in manchen Schulen nur eine

in Angelegenheiten der Justizverwaltung der bis- An den letzten Ereignissen ist deutlich gewor- gewesen sein als ein Vorschlag Mit I a 3'. vorübergehende Erscheinung ist und daß trotz der herige Staatssekretär Karl Karwinfti als Staats- den, daß es offensichtlich eine it a rte Ribalis aus dem Mussolini   den geeigne= schweren finanziellen Lage des Staates gerade sekretär beigegeben. Dem Bizekanzler wird zur tät zwischen Christlichsozialen ten Manuauswählte. Die Stetten, im Schulwesen nicht übermäßig gespart werden Vertretung in den Angelegenheiten des Sicher- und Heimwehren einerseits, a Heimwehren einerseits, zwischen mit denen der österreichische Tributärstaat an den föll. Dieses unser Eintreten für das deutsche heitswefens ein Staatssekretär beigegeben, beffen ch uschnigg und Starhemberg ande- italienischen Imperialismus gefesselt ist, find Schulwesen in der letzten Zeit ist gleichfalls nicht Berufung unmittelbar bevorsteht. rerseits gab. Hatte während des Butsches Schusch- berstärkt worden. Herr Schuschnigg  

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Nachträglich wurde noch der Landeshaupt- nigg die Regierungsgewalt einfach an sich geris im Namen Mussolinis Oesterreich ohne Erfolg geblieben, wenn auch nicht in jedem mann von Niederösterreich   Josef Reither   zum sen, so nahm sie ihm anscheinend ohne Be- regieren, dessen Volt zu vier Fünfteln von einzelnen Falle unsere Auffassung vollkommen Bundesminister für Land- und Fortstwirtschaft fragen Mitlas' Starhemberg Samstag wie dieſem Regime, nichts wiſſen will. Europa   darf duDie bürgerlichen Parteien benüßen nun durchgesetzt werden konnte. und der Sicherheitsdirektor für Oberösterreich   der aus der Hand. Dann gab es einen sehr auf sich nicht wundern, wenn in nicht zu ferner Frist Hans Hammerstenin- Equord zum geregten Sonntag, erfüllt von wirren Gerüchten. eine neue Welle der Revolution auch diese La- diese Situation, um für jede Maßnahme auf dem Staatssetretär für Sicherheitswesen ernannt. In den Kreisen um Mitlas soll die Absicht be- faiendiktatur hinwegspülen wird. Gebiete des Schulwesens die deutsche Sozial.