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Samstag, 4. August 1934
| Ven Kampf- zu Malkolonnenlicher ausdrücken und einige Tatsachen angeben sol- Linie eingehalten. Herr Minifter Spina hat eine len. Auch daß wir uns etwa an die Sudeten Zeitlang, so lange es modern war, mit dem Stän deutsche Heimatfront angebiedert hätten; kann degebanten tokettiert, um ihn dann mit elegantem Herr Böhm nicht behaupten. Dagegen könnte man Schwung wieder über Bord zu werfen. Die deutsche cher sagen, daß sich der Bund der Landwirte an die Sozialdemokratie ist dagegen bon der demokrati Sudetendeutsche Seimatfront angebiedert hat und schen Linie niemals abgewichen und diese entschie= dieses allgemeine Berhalten" des Bundes der bene Demokratic ,, wird auch auf tschechischer Seite Landwirte wird tatsächlich auf vielen Seiten nicht dementsprechend gewertet". Da kann der Abgeordgebilligt. Der Bund der Landwirte hat in den les nete Böhm schon recht haben, wenn auch nicht in ten Monaten nicht immer genau die demokratische der Weise, wie er es gesagt haben wollte.
Der 1. August, von dem die kommunistischen Blätter vorher weit mehr zu sagen wußten als nachher, hat neuerdings den Zusammenbruch der SPC in geistiger und organisatorischer Beziehung geoffenbart. Nirgends in der Republit fam es zu einer nennenswerten Aktion, obzwar gerade jest die Agilität der KPE durch die weltpolitischen Ereignisse im höchsten Maße gefördert worden sein müßte. Aber die Massen, von denen der Vorwärts" und seine Ableger vor dem 1. August sokommunistischen
Schwäßereien müde geworden und so hat man von der kommunistischen Bewegung an diesem 1. August nicht viel gemerkt. In Prag wollen die Kommunisten 5000 Arbeiter auf der Straße ge= sehen haben und in der Provinz draußen werden sich die paar gläubigen Kommunisten gernt an dieser Meldung erbauen, die in Prag selbst ein mitleidiges Lächeln hervorruft. In Wirklichkeit waren nämlich keine 500 Arbeiter in Prag versammelt, um zu demonstrieren. In anderen Orten wird die Blamage des Tages auch vom„ Vorwärts" offen zugegeben. In Reichenberg sammel= ten sich zwar die Arbeiter, aber zur Demonstra= tion tam es nicht, weil die Polizei am Plazze war"! In Grottau war nichts von einer Demonstration, dafür aber etwas von einem Sprechchor zu hören.
Daneben aber wurden in allen größeren tommunistischen Niederlassungen Malkolon= nen gebildet, die in der Nacht zum 1. August die Losungen an Wände und Brücken schmierten. Mit großer Genugtuung weist der Vorwärts" darauf hin, daß in der Nacht einige Personen beim Malen gefangen wurden und daß man auf der Trojaer Moldaubrüde große Mühe hatte, eine in der Nacht aufgepflanzte Fahne wieder zu be= seitigen. Ganz Nordböhmen ist von ThälmannAufschriften überschwemmt und auch Losungen gegen Fascismus und Krieg wurden vielerorts an= gebracht", meldet der„ Vorwärts" allen Ernstes. Und weil in Wolta bei Trautenau einige dieser heldenhaften Maler ausfindig gemacht und verhaftet wurden, sagt der Vorwärts": ,, Sozialdemokratische Arbeiter! Das ist der Kampf eurer Führer für die Reichen und gegen die Armen, für den Krieg und verschärfte Ausbeutung der Arbeiterklasse." Damit endet bekanntlich jede kommunistische Attion. Mit einem Debatle und mit der aus der Verlegenheit und dem Aerger geborenen Anklage gegen die sozialdemokratischen Führer. Das sind die Menschen, die an jedem Versager der Kommunisten schuld sind, selbst an einer Verhaf= tung, die durch das Benehmen nachtwandelnder Anstreicher herbeigeführt wurde..
Dunkle Rede
des Abgeordneten Böhm
Der landbündlerische Abgeordnete Böhm hat unlängst eine Rede gehalten, in der er sich auch mit der Sozialdemokratie befaßte. Er sagte da ( nicht sehr flar):
Die Anbiederung und das allgemeine Verhalten der Sozialdemokratie fann nicht gebilligt werden und wird auch auf tschechischer Seite dementsprechend gewertet.
Wir wissen nicht, was Herr Abgeordneter Böhm unter Anbiederung" versteht. Meint er etwa, wir hätten uns an den Bund der Landwirte angebiedert? Da hätte er sich doch etwas deut
Jagd...
nach
15 FRITZ ROSENFELD:
axjutta
EIN ROMAN ZWISCHEN TRAUM UND TAG
Araberinnen mit braunen Leibern. Sie suchten einen armen, blutigen Leib, ausgedörrt und erstorben.
Die Gewerkschaft der Sudetendeutfchen fieimatront
Als seinerzeit die Deutsche Arbeitergewertschaft, Siz Gablonz, geschaffen wurde, wurde von ihren Gründern betont, daß es sich um eine ganz unpolitische Gewerkschaft handle und daß diese Gewerkschaft keinen anderen Zwed verfolge, als ihren Mitgliedern den Bezug der Arbeitslosenunterſtüßung zu sichern. Daß die deutsche Arbeitergewerkschaft ihre Neutralität nur vor täuscht und in Wirklichkeit ein Organ der Sudetendeutschen Heimatfront ist, lehrt die nachstehende Weisung Nr. 46, ergangen an alle Kreis-, Bezirks- und Ortsleiter der Sudeten deutschen Heimatfront, die wir nachfolgend im Faksimile wiedergeben.
Haupthefle
bdi. 62154
get, on 10 Juli 1934 Marktplats 33
Weisung No. 46
6600
Ergeht an alle Kreis-, Bezirks- und Ortsleiter.
Betrifft: Deutsche Arbeitergewerkschaft, Sitz Gablons.
Zur Beantwortung einer grossen Anzahl von Anfragen über die Lage in der Deutschen Arbeiter gewerkschaft, Sitz Gablonz , geben wir auf Grund der uns zugekommenen Informationen vorläufig folgende Nachricht, die infolge der Kürze keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, bekannt:
Die Bewilligung zur Auszahlung des Staatsbeitrages und die Genehmigung der Unterstützungsordnung ist am 28. Juni erfolgt. Die Geschäfts- und Zahlstellen sind hiervon bereits durch die Hauptgeschäftsstelle Gablonz in Kenntnis gesetzt worden. Der früheste Zeitpunkt, der durch den Erlass festgesetzt wurde, mit welchem die Auszahlung des Staatsbeitrages beginnen kann, ist demnach der 25. oder 26. Juni; der genaue Zeitpunkt wird durch die Leitung der Gewerkschaft durch Bekanntgabe an das Fürsorge ministerium festgelegt.
Die Zeit vor dem Beginn der Auszahlung des gesamten Unterstüt zungsbeitrages soll auf Grund einer mündlichen, nicht bestätigten Zusage des Fürsorge ministers in der Weise abgegolten werden, dass Beträge in der Höhe der Czech- Karten generell zur Auszahlung kommen sollen. Ein diesbezügliches Gesuch der Gewerkschaft wurde eingebracht und durfte vom Ministerrat auf Grund der unbestätigten, Zusage des Fürsorgeministers günstig erledigt werden.
Mit der Auszahlung der vollen Unterstützungsbeiträge( Gewerkschafts- und Staatsbeitrag) wird noch in dieser Woche begonnen werdem.
Auf Grund dieser uns zugekommenen Nachrichten scheint der Bestand der Deutschen Arbeitergewerkschaft endgültig gesichert zu sein. Die restlose dauernde Befriedigung aller Unterstützungsanspru che in Zukunft wird davon abhängen, ob die Gewerkschaftsmitglieder ihren Verpflichtungen zur Zahlung der Beiträge voll und ganz nachkommen werden.
Ergänzende Mitteilungen werden in Kürze folgen.
V.
Die Tage gingen hin, der ewige Gong erfüllte fic, die Nächte gingen hin, der Gesang der Flöte erfüllte sie. Pal und Arjutta schritten durch den großen Garten, Hand in Hand oft, daß die Männer lachten über den Toren, der immer ein Mädchen hatte und doch jeden Tag hätte ein anderes haben können. Sie fanden des Morgens Speise auf ihren Tischen, ihre Krüge füllten sie
an den Brunnen mit Milch.
Sie fanden Tung- Li nicht. Sie fanden unter Einmal hatte Pal die Nacht durchwachen und einem Baum, der zu der großen weißen Straße ben geheimnisvollen Boten, der die Speisen führte, die aus dem goldenen Tor in das schwarze brachte, abfangen wollen. Aber er hatte nicht zu floß, ein Blatt dicken chinesischen Papiers. Darauf wachen vermocht, die Flöte sang ihn in den Schlaf, stand in einer ungelenten Schrift, wie die Kinder niemand konnte wachen, wenn die Flöte sang. des Volkes sie schreiben, mit großen Zeichen, jeden Schreiblehrer hätten sie entsetzt, die Verse des Thu- Fu:
Tschangan, o mein Heimatland! Tiefer tauchen schon die Fische unter, Bunter Herbst färbt mein Gewand nicht bunter Jungen Schmetterling auf meinen Flügeln
-
Tschangan, o mein Heimatland! Ich des goldnen Staubes einst genug.
Tschangan, o mein Heimatland!
Sah Soldaten durch das Osttor reiten,
Sab ein Blumenschiff im Nebel gleiten,
trug
Und beseligt neigte ich mich einem Fächer zu
Tschangan, o mein Heimatland!
Sinter allen Wolfen leuchtest du!
-
-
Sie schliefen in den Palästen oder auf einer steinernen Bant, wie es ihnen gefiel, sie wuschen sich unter dem silbernen Strahl der Brunnen, sie verbrachten die Tage auf einem Lager von Blüten unter einem schattigen Baum.
Oft sprachen sie Stunden und Stunden hintereinander von ihrer Kindheit, die sich in diesen Tagen wieder erhellte und an ihnen vorüberzog, von dem Schicksal, das sie zueinander geführt, und von dem, was hinter dem Schleier der Tage noch lauern mochte.
Mit deutschem Grusse:
Das Auguft- Beft des
Nr. 180
„ KAMPF"
99
ist soeben erschienen und enthält folgende Beiträge:
Josef Hofbauer : Hitlers blutiger Weg. Otto Bauer : Der Austrofascismus nach dem Naziputsch.
Karl Wolfgang( London ): Borwärts zum So zialismus.
R. Garcia Sánchez: Spanien , gestern, heute und morgen.
Frik Rosenfeld: Gleichschaltung mit der Propagandalüge.
Bücherschau.
Bestellungen find zu richten an die Vertrauens. Teute, Parteisekretäre, Schriftenabteilungen und Bolfsbuchh. Tungen oder direkt an die Verwaltung des Kampf", Brag XII., Fochová 62/ V.
Demokratie und Diktatur
Kann die Wirtschaftskrise durch eine Diktatur überwunden werden?
Es ist gar nicht so lange her, da war in weiten Bevölkerungsschichten die Meinung verbreitet, daß die Demokratie mit ihrem schwerfälligem par lamentarischem Apparat die großen Wirtschaftsund sozialen Probleme unserer Zeit nicht lösen fönne und daß die Diktatur durch ihre größere Entschlossenheit und durch die Nücksichtslosigkeit. mit der sie vorgehen könne, die Existenzfragen der Bevölkerung ganz anders anpace. Daß diese Ars gumente, mit denen man die Notwendigkeit der Dittatur begründen wollte, ganz und gar falsch sind, lehrt ein Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung der demokratischen Tschechoslowakei und des hitlerischen Deutschland im ersten Halbjahre 1934. Nachfolgend sei( nach der Zeitschrift ,, Hospodářstá Politita") der Vergleich der Aus fuhr der beiden genannten Länder im Jahre 1934 und der Ausfuhr in demselben Zeitraum 1933 durchgeführt. Danach betrug der Unterschied in den Monaten 1934 gegen 1933 in Prozenten: In der CSR : in Deutschland :
Jänner
+2.4
Feber
+1.9
März
+82.8
April
+33.8
Mai
+16.0
+27.6
Juni
- 10.4 28.1
6.0 17.1
--20.2.
-
12.3
Daraus ist also zu ersehen, daß sich in der tschechoslowakischen Ausfuhr im letten Halbjahr Monat für Monat eine Besserung gegenüber dem gleichem Monat des Vorjahres zeigte, während in der deuts ichen Ausfuhr sich ebenso regelmä Big Monat für Monat eine Vers ichlechterung zeigte. Insgesamt ist der Wert der tschechoslowakischen Ausfuhr im ersten Halbjahre 1934 um 19 Prozent gestiegen, det, Wert der deutschen Ausfuhr in derselben Zeit um: 12 Prozent gefallen.
die Brust quoll hervor, der Mann verbiß sich in übersteigen, konnte er Arjutta an dem Seil hoch. diese Mädchenbrust; das Mädchen lachte.
Je länger sie im Garten weilten, um so heis Ber brannte sie darnach, zu entfliehen. O, sie waren glücklich, aber glückliche Gefangene, sie hatten feinen Willen, und ihre Freiheit war ein Spiel, das ein Unsichtbarer mit ihnen spielte. An den Aben den, unter den großen Bäumen, nur vom Mond belauscht, sprachen sie über ihre Tage. Gefangene des Glüds: auch dies war Sklaverei. Sie mußten endlich diesen Garten hinter sich lassen, in den Traum mußte er versinten, aus dem er heraufgestiegen, sie würden ihn nie vergessen, nie die waren: aber sie wollten wie andere Menschen Stunde am Brunnen, in der sie einander begegnet leben, auf der Erde stehen und für ihr Schicksal verantwortlich sein. Sie wollten dem Gong entfliehen, dem ewigen Gott dieses Gartens.
zichen, sie waren gerettet.
Nun blendete das Tor nicht mehr. Nun lag es, fahlschimmernd, im Dunkel. Langsam tasteten sie sich heran. Die Flöte sang ganz fern. Aber Pals Herz klopfte lauter, als die Flöte sang.
Wie der Schatten eines geducten Tieres schlich er zu der Mauer. Schon suchte sein Fuß Salt, schon war er fast mannshoch geklettert, schon griffen seine Hände höher, nicht mehr weit war der Rand der Mauer, das Ende des verhaßten Traums, die Freiheit.
Er wollte den Körper hochziehen, da traf ihn seinen Händen, der Griff im Gestein lockerte sich, ein Schlag an die Schläfe. Alle Kraft wich aus Dunkelheit fiel über ihn wie ein großer, schwarzer Sad, Arjutta schrie auf, aber niemand hörte diesen Schrei, sie preßte die Fäuste an die Schläfen, ihre Bal stahl sich eines Tages zu dem goldenen Augen waren groß und leer vor Entfeßen... Tor. Ganz nahe war er schon, so sehr auch die Pal lag zu ihren Füßen, betäubt. Blut rann Augen, geblendet, schmerzten. Seine Hand bes über seinen Kopf. Sie suchte ihn fortzutragen, fein rührte es, es war nicht schwer, den Riegel weg- Leib war schwer, seine Glieder hingen herunter zuschiebenda zischte ein Pfeil neben ihm in wie die eines Toten. Sie holte Wasser, nezte seine den Sand, Arjutta schrie auf, die hinter den Lippen, fühlte seinen Kopf. Sein Haupt bettete sie. Bäumen wartete. Er zog das gefiederte Ding aus in ihrem Schoß. dem Boden. Es trug purpurne Farben und ein So wartete sie Stunden, bis er die Augen helles Blau. Trug die Farbe des Blutes und die aufschlug. Farbe der Augen Arjuttas. Das rief ihn zurüd:
Neue Menschen tamen, neue Gesichter. Men er durfte Arjutta keiner Gefahr aussehen. Aber einzuschläfern. Eine ganze lange dunkle Nacht liet In dieser Nacht vermochte die Flöte sie nicht schen, die sie kannten, verschwanden. Ueber Nacht. der Gedanke an Flucht ließ nicht von ihm ab. Sie sie feinen Blick von ihm. Die Brunnen rauschten Eine große Hand ging in den Nächten durch diesen mußten fliehen: eines Nachts, wenn der Mond fern, Teise Schritte tappten über den Boden. GeGarten, griff den einen heraus, hob ihn empor, schwieg, wenn nur Sterne ein fahles Licht über räte klirrten, manchmal traf ein Schrei ihr Ohr. stellte ihn irgendwohin, niemand wußte es; nahm den Himmel fließen lassen, wenn der ewige Gong E3 konnte ein Vogel sein, ein Tier des Waldes, andere, hob sie empor, setzte sie mitten in den die Stadt in Schlaf geläutet und das auf- oder ein Mensch. Garten, daß sie sich Tage und Tage mit Fragen gepeitschte Blut unter dem Gesang der Flöte endherumschlugen und dann glücklich zu den Festen lich schlief. Sehr einsam war sie in dieser Nacht, sie barg eilten, zu den Mädchen, zu den Brunnen, wie der Sie warteten auf die mondlose Nacht. Als über ihn. Die Flöte sang, die Flöte sang. Die ihren Kopf an Pals Brust, ganz tief neigte sie sich eilten, zu den Mädchen, zu den Brunnen, wie der Gong es befahl. sie tam, hüllten sie sich enger in ihre Gewänder. Brinnen sangen. Die Sterne fangen. Einmal Auch Schagin war eines Tages verschwun- Sie schlichen im Schatten der Bäume die große gellte ein Schrei, fie sah auf, ein Stern fauste den. Das große Mädchen hing am Arm eines weiße Straße entlang, bis nahe an das Tor. Aus nieder, 30g einen Streifen blauen Lichts über den anderen und trug nun ein grellgelbes Wams. Der Fasern langer Pflanzen hatte Pal ein Seil ge- Himmel. Der Gong rollte, der Gong, immer der Gong. andre nahm seinen Dolch, ſchlikte das Wams auf, wunden. Wenn es ihm gelang, die Mauer zu ( Fortiebung folgt.)
βαί
Bal las die Verse, langsam entgifferte er Bort für Wort. Schwer fielen die Worte in die gleißende Sonne dieses Morgens.
Tschangan, o mein Heimatland!
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