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Mittwoch, 8. August 1934
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ist, ist jedenfalls nicht gering. Deutschland allein hat etwa drei Milliarden Mark dabei profitiert. Eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen hat aber dieser Bor- teilnichtauSgelöst. Sicher aber spielte in den Bereinigten Staaten diese Spekulation eine starke Rolle, daß mit e i n e m h er a b g e setz ten Dollar die Ausfuhr bedeutend gesteigert werden könnte. Insofern sollte mit dieser Maßnahme der Vorsprung eingeholt werden, den England sich mit der zwei Jahre früher erfolgten Abwertung des Pfund Sterling gesichert hatte. Pfund und Dollar waren damit wieder in ungefähr das gleiche frühere Wert- Verhältnis gebracht, der Konkurrenzkampf der Exportwaren auf den internationalen Absatz- niärktcn konnte bei für Amerika günstigeren technischen Produktionsbedingungen mit größeren ErfolgsauSsichte» fortgeführt werden. Hat die Währungsabwer- tung, die nur eine der vielen Maßnahmen in dem Feldzug für den Wiederaufbau der nationa- len Wirtschaft in den Bereinig- ten Staaten dar st eilt, die an- gestrebte grundlegende Beran- Lerung in der amerikanischen Wirtschft herbeigeführt? Zwei- felloS haben die Bereinigten Staaten in den ersten Monaten dieses Jahres einen Produktions- aufschwung erlebt, der zum Teil recht beträcht- lich über den Tiefstand hinauSgeführt hat. ES läßt sich nicht feststellen, welchen Anteil daran die Dollarherabsetzung, die anderen Maßnahmen oder die international in Erscheinung getretene leichte Erholung haben. Man weiß aber, daß auch die Wirtschaft in denjenigen Ländern, die keine Währungsentwertung vorgenommen haben, gewisse Besserungserscheinungen in den er- sten Monaten 1934 aufwicS. Allerdings hat sich diese günstige Entwick- lung in der jüngsten Zeit außerordentlich ver- langsamt und ist in einzelnen Ländern bereits in das Gegenteil umgeschlagen. Dazu gehören auch die Bereinigten Staaten, wo sowohl im Juni und Juli die Indexziffer für die industrielle Produktion als auch die für die Einzelhandelsumsätze zurückgegangen ist. Gleich- zeitig ist der Mckgang der Arbeitslosigkeit ins Stocken geraten. Befriedigt weite Kreise ange- sichts der kostspieligen Anstrengungen schon die offiziell zugegebene Arbeitslosenziffer von rund iu Millionen nicht, so schon gar nicht jene 15 Millionen, die bei den Wohlfahrtsämtern der Vereinigten Staaten gemeldet find. In dieser wirtschaftlichen Situation mehren sich die Stimmen, die erueut auf eine Herabsetzung des DollarkurseS drangen. SpAestenS im Herbst, so fordern sie, müsse der Dollar bis auf höchstens 50 Prozent seines ursprünglichen Wertes herabgesetzt sein. Alle die Erwartungen, die an di« ersten WährungSmaß- nahmeu geknüpft wurden, soll nun die zweite Abwertung erfüllen. Borläufig scheint Rooseveü noch nicht dafür gewonnen zu sein und die Spe
kulanten an den internationalen Börsenplätzen finden Zeit und Gelegenheft genug, um das Rätsel um den Dollarkurs zu gewinnbringenden Spekulationen auszunützen. So wenig ein durch neuerliche Slbwertung fcstgelegter niedriger Dollarkurs die Wirtschaft der Bereinigten Staaten aus der Krise heraus- führen kann, so sehr sind diese fortgesetzten Wah- rungSmanipulationen, die gleiche Maßnahmen in anderen Ländern zur Folge haben, geeignet, die internationale Unsicherheit der Gcldsystcme zu verstärken und damit die BorauSsehungen für einen neuen Aufstieg der Weltwirtschaft zu zerschlagen. Insofern ist auch die Arbeiterschaft aller Lander stark daran interessiert, daß diese!
Aussiger Sommerschule für Lehrer von Josef Hudl Heute beginnt in Auffig mit einer Sitzung deS Generalrates die fünfte Sommerschule des Internationalen Berufssekretariate» der Lehrer. Die Stadt Aussig kann sich wohl nicht messen mit Brüssel, Pari», Hamburg und Amsterdam , wo die früheren Sommerschulen stattfanden, aber Iva» an Größe und Sehenswürdigkeiten fehlt, wird erseht durch schöne Lage und Umgebung. Die zahlreichen Teilnehmer dieser Sommerschule werden e» nicht bereuen, den westen Weg nach Auffig unternommen zu haben. Da» Internationale Berufssekretariat der Lehrer ist die Zusammenfassung der’ freigewerkschaftlichen Lehrerverbände. Ihm gehören zahlreiche Verbände au» verschiedenen Ländern an, am stärksten ist der ftanzösische Lehrerverband mit 80.000 Mitgliedern. In den lehten Jahren hat da» Internationale BevufSsekretariat der Lehrer schöne Erfolge erzielt. Durch den Sieg de» FasciSmn» in Deutschland und Oesterreich, verlor e» allerdings bedeutungsvolle Organisationen. Die lehten Ereignisse laffen aber die feste Hoffnung hegen, daß die Abwesenheit der deut schen und österreichischen Lehrer nicht zu lange mehr dauern wird. In Auffig wird auch der erste slawische Lehrerverband, die Organisation der tschechoslowakischen sozialdemokrastschen Lehrer und Pro- fefforen in da» Internationale Berufssekretariat der Lehrer ausgenommen werden. Wenn sich haute weit Wer 100.000 Lehrer zu freigewerkschaftlichen Grundsätzen bekennen, so hat das Internationale Berufssekretariat der Lehrer daran ein große» Verdienst. Die Auffiger Sommerschule verfolgt wie ihre Vorgängerinnen de« Zweck, freigewerkschaftliche Anschauungen unter der Lehrerschaft zu verbreiten. Sie ist also eine Propagandaveranstaltung zur Werbung neuer Anhänger. Da» ist eine alte Aufgabe, die immer von neuem evfüllt werden muß. Es wird dabei da» Hauptgewicht auf die pädagogischen Fragen gelegt und gezeigt, wie die Pädagogik mit allen Erscheinungsformen menschlicher Tätigkeit verbunden ist. Diesmal bommt aber eine besoiwere Aufgabe hinzu. Durch die furchtbare Wirtschaftskrise, welche die Menschheit seit Jahren peinigt, haben große Teile de» deutschen Bvlke» auf dem Marsche au» dem Ehao» Weg und Ziel verloren. Mit Aben- teuerern und Narren an der Spitze geht e» statt heraus, immer stefer in» Elend hinein. Auf dieser Wanderung in den Sumpf, genannt Fascismu», erstickt Fortschritt und Freiheit. Ohne Freiheit gibt
Experimente nicht ins Uferlose fortgesetzt werden, sondern daß statt dessen mit aller Energie der Wiederaufbau'der weltwirtschaftlichen, Beziehungen gefördert wird durch das Niederreißen der Zollmauern, durch das Begrabenaller Autarkie Pläne- durch das Ein st eilen der militärischen Aufrüstung und den Auf- bau eines internationalen Hande lsve^tragssystems, das alle Fortschritte der Technik und des menschlich enSchaffen» in der Produktion den Bölkern zugute Ikommen läßt.
cs keinen Fortschritt. Ein Lehrer ohne fortschrittliche Grundhaltung ist ein Schädling seine» Volke». Erinnert sei hier an den hellen Jubel unter natto» nalisttschen Lehrern und Schülern, al» da» große Verbrechen am deutschen Volke begann. Wa» hat sich davon erfüllt?-Nicht» l Wenn sich nicht» erfüllt hätte, so wäre da» noch erträglich,«wer e» ist schlimmer geworden. Statt Fortschritt kam Rückschritt, statt Freiheit, blutige Unterdrückung«ich statt Frieden, drohender Krieg. Der schärfste Druck richtet sich im FaseiSmus gegen Lehrerschaft und Schule. Da» aufzuzeigen ist die besondere Aufgabe der Auffiger Sommerschule. Bon diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, ist sie eine internationale Kundgebung der Lehrerschaft für die Freiheit und gegen den JaseiSmu». Das ist ein pädagogisches und politische» Problem zugleich. Damit, da» sei hier neuerding» ausgesprochen, tragen wir keinen parteipolittschen Kampf in die Schule. Aber feststeht, daß die Schule die Gesinnung des Heranwachsenden Geschlechte» beeinflußt und so ein politische» Instrument ist. Darum ist kein Lehrer ohne politische Einstellung möglich. Der sozialistische Lehrer weiß, daß„Der Mensch nur durch den Menschen zuwerben ist." Er muß daher pflichtgetreu, gerecht und tüch« tig sein. Indem er die Jugend zur sozialen Solidarität erzieht, wirkt er für die Freiheit de» Individuum» und öffnet auf diese Weise den Weg zur Befreiung der Menschen. Damit ist kurz unser pädagogischer Kampf gegen den FasciSmn» umschrieben. Die Teilnehmer der Sommerschüle werden ihn auf die Besonderheiten ihre» Lande» und ihrer Nation übertragen müssen. Seien wir aufrichtig, bisher fehlte unserem Kampfe gegen den Fascismu» innerhalb der Lehrerschaft der feste Glaube an den endgültigen Sieg. Ohne Glaube an den Sieg läßt sich aber kein großer Kampf führen, geschweige denn gewinnen. Nach den blutigen Tagen de» 30. Juni und LS. Juli ist da» ander» geworden. Heute brauchen, wir nicht mehr zu glauben, heute-wissen wir, wer im Kampfe zwischen Fascismu» und Freiheit Sieger bleibt. E» handelt sich jetzt nicht mehr wer siegt, sondern wann gesiegt wird. ES geht nicht mehr um da» Ergebnis, sondern um da» Tempo. Daß der Fascismu» geschlagen wird, ist heute sicher. Wenn hier einige» zu den Aufgaben und Arbeiten der Auffiger Sommerschule gesagt wurde, so zu dem Zwecke, um die Aufmerffamkeit der sudeten« deutschen Arbeiterschaft auf eine bedeutungsvolle Tagung zu lenken. Bei dieser Gelegenheit sei gleich vom allgemeinen zum besonderen Fall übergegangen. Es wird in unserem Staate niemand behaupten wollen, daß alle Sudetendeutschen frei von fasci - stischen Neigungen sind. Während z. B. in Deutsch -
18 /y* FRITZ ROSENFELD:' W* ma Cbqutta EIN BOMAN ZWISCHEN TRAUM UND TAG VI. Es war noch Nacht, als Pal die Augen aufschlug. Die Flöte sang. Er fühlte den weichen Körper Axjuttas. Er sah ihr Gesicht: mit den geschlossenen Augen leuchtete es, wie die Statuen der Götter geleuchtet haben sollen, vor Jahrtausenden. Er deckte Axjutta zu, bettete sie weicher im GraS. Dann sprang er auf. Die Quelle plätscherte. Er reckte die Arme. Die Flöte sang fern und weich. Kraft war in seinen Armen: vtesmal mußte e» gelingen. Wie betäubend das Singen der Quelle war! Er mußte sehen, was jenseits des schwarzen Tores lag: und wenn es der Tod wäre. Er warf einen Blick auf Axjutta. Er beugte sich über sie, er schnitt eine Locke ihre» hellen Haares ab und band sie um den Glücksgott Tung- LiS, der an seinem Halse hing. Dann barg er das Amulett unter seinem Kleid. Sein Auge umfing noch einmal diesen Körper, den er über alle» liebte, und sein Ohr hörte, mochte die Flöte singen, mochte die Quelle singen, den Schlag dieses Herzen».. Lr wäre in dieser Stunde gegangen, auch wenn er gewußt hätte/ daß es ein Abschied von Axjutta war— auf lange Jahre. Er konnte nicht mehr in diesem Garten weilen, wenn der Gong wieder zu brüllen anhub und die Menschen durcheinanderwarf wie der Sturm die Kisten un Bauch eine» Schiffes. Er machte sich auf den Weg. Die Verse Thu- Fu» klangen in seinem Ohr. Tschangan, v, mein Heimatland, über allen Wolken leuchtest dut
Bald war er auf der weißen Straße. Still und verlaffen lag sie da. Schweigend standen die Paläste an ihren Rändern. Schnell lief er durch die Straße, weich tappend wie ein nächtlich Tier. Bald kam er zu der Stelle, an der Axjutta gestanden und ihn zurückgerufen hatte. Der Zwerg fiel ihm ein. Jv mit seinem Lachen. Ob er recht hatte? Man durfte den Märchen nicht mehr trauen.. Jeder erzählte Märchen in dieser verhexten Stadt. Man durfte nur seiner Kraft trauen, seinen Armen und Beinen. Mit seinen Armen ergriff er die Balten des Tores, zog sich hoch. Den Riegel wollte er wegschieben, er gab nicht nach. Da kletterte er weiter. Schon hatte er die halbe Höhe erklommen, als er wieder an Axjutta dachte: er durfte sie nicht allein laffen, aber er konnte sie auch nicht holen; der Weg war zu gefahrvoll. Er muhte allein fliehen, dann zurückkehren, um sie zu befreien. Wenn er alle Wege kannte und eine Schgr Freunde im Wald versteckt hatte..., Schon setzte er ein Bein über den Rand des Tores, schon sah er, daß jenseits des Tores ein großer Wald lag, schon stemmte er sich mit beiden Händen hoch, den ganzen Garten sah er, wie von einem Turm,- die Paläste, die hohen Brunnen, die Zedern und Pinien, die Flöte hörte er und das Rauschen einer Quelle.— Dann ließ er sich fallen. Er fiel weich, tief, wie auf ein Bett von Moos . Hände faßten ihn, derb wurde ihm ein Becher an den Mund gesetzt, ein beißender Trank rann zwischen seine Zähne, er mußte schlucken, ob er wollte oder nicht. Gewaffnete sah er, in bunten Kleidern, wie. die Wachen eine» Sultans. Dann griff der Schlaf übch ihm und zog ihn fort.' Langer, schwerer Schlaf. Daß er mit drei anderen Männern über den Rücken von Pferden geworfen wurde, sah er nicht mehr. Daß Lanzen- reiter neben ihm ritten, groß in der Dunkelheit,
sah er nicht mehr. Schweigend nahm der Zug seinen Weg durch den Wald. Dumpffeuchter Modergeruch kitzelte Pal wach. Eine graue Mauer war vor ihm, Menschenleiber fühlte er, rechts, links, quer über seinen Körper. Ganz hoch oben war ein Fenster, durch das spärliches Licht fiel. Ein Gitter zerschnitt das Licht in Streifen und Flächen. Es war stickig heiß, die Luft so dick, daß man sie sah wie eine Nebelwolke;' Staub tanzte in ihr. Flüche gellten auf, als Pal an die schlafenden Menschen stieß, die neben ihm, auf ihm lagen. Manch einer fuhr nach dem Dolch— der Dolch Ivar fort. Mancher suchte sein Schwert— das Schwert war fort. Nur ihre Fäuste hatten sie, und mit diesen Fäusten kämpften sie um Raum. Der Tag kam. Als es hell war, erschien vor dem Gitter em Mann, Ivarf große Stücke Brot, große Stticke Fleisch durch das Fenster, ließ an einem Seil einen Eimer Wasser herab. Die Männer stürzten zum Fenster, rangen um das Brot, um das Fleisch, riffen einander Fleischstücke aus den Händen, verschütteten das Wasser im Streit. Der Raum hallte wider vom Donner ihrer Flüche, zahllose Flüche sandten sie zu dem Gitter empor, zu dem Mann, der ihnen Nahrung brachte, wenig Stahrung, schlechte Nahrung. Pal sah ihnen zu. Wie ausgehungerte Tiere Ivaren sie. Er sah ihre Gesichter, eingefallen, grau. Es waren,. Gesichter aus dem Garten darunter. Der dort, der mit irren Augen wie ein Besessener an einer Keule nagte, hatte im Spiel drei Armreifen gewonnen. Der dort, der aus seinen hohlen Händen trank, hatte zwei Mädchen ins Gebüsch geschleppt, und damit geprahlt, er müßte ein Dutzend haben, um zufrieden zu sein. Der dort hatte Krüge mit Milch hinuntergestürzt, daß sein Kinn troff, daß sein Kleid große»affe Flecke hatte; jetzt kaute er eine harte Brotrinde, und war.—
— i. 1» land der Höhepunkt schon längst überschritten ist und, nur noch Pulver und Blei die Geister niederhält, ist bei un» von einer inneren Uebettoindunq de» FaseiSmus noch lange keine Rebe. Die sozialistische Lehrerschaft hat in ihrem Kampfabschnitte noch sehr viel zu tun.'
UebergrIVf Österreichischer Grenzbeamter Ein Beitrag zur Förderung deS Fremdenverkehr» im Lande de» Heimwehrfascismus. Am 5. August, wollte Genosse Halbritter, Gewerkschastssekrctär aus Mies, bei Gmünd- Neustadt die Grenze gegen die Tschechoslowakei überschreiten, legte den Grenzbeamten auf ihr Verlangen seinen Reisepaß und sein Bargeld vor, worauf man seine Brieftasche untersuchte und da man auch» hier nichts Verdächtiges fand, wurde Genosse Halbritter genau untersucht. Einige schriftliche Aufzeichnungen, die an und für sich ganz belanglos waren, erregten bei den Grenzorganen irgendeinen Verdacht, der zu einem hochnotpeinlichen Verhör führte. Damit begnügte man sich aber nicht, sondern schleppte Genossen Halbritter trotz aller von ihm vorgebrachten Proteste zur Gendarmeriestation nach Neustadt und wiederholte die gleiche Prozedur der Untersuchung und deS Verhörs, die schon bei der Grenzwache vorgenommen wurde. Alle Angaben Halbritters quittierten die Gendarmen mit höhnischen Bemerkungen und hielten ihn mehr als zwei Stuudengefangen. Erst nach dieser Zeit erkundigten sich die Staatsorgane bei dem Beamten, der die Einreise Halbritters anstandslos zugelassen hatte, und da man dabei feststellte, daß alle Angaben des Häftlings stimmten und nach der Drohung, ihn der Bezirkshauptmannschaft in Gmünd vorzuführen, wenn er mit den bisher beobachteten Maßnahmen nicht einverstanden sei und nach der Bemerkung«seien sie froh, daß nicht mehr geschieht", wurde er entlassen und konnte die Grenze überschreiten. ES empfiehlt sich in Anbetracht dieser unglaublichen Behandlung eines Besuchers Oesterreichs , trotz aller Propaganda zu Gunsten der Fremdenindustrie, dse österreichische Grenze nur mit der größten Vorsicht zu überschreiten, weil sonst sehr leicht der harmlose Reisende statt die Schönheiten Oesterreichs dessen Gefängnisse kennen lernt. Das heißt, wenn ihm nicht noch schlimmeres passiert. Die Kultur und das Recht hört— und daran müssen Wir uns immer erinnern— bei den Grenzen fascistischer Staaten auf.
ver„Vorwärts“ ertappt Wie er die Oeffentlichkett falsch informiert Wie unerhört Me kommunistische Presse hetzt und wie sie sich der faustdicksten Lüge bedient, dafür liefert ein Beispiel der sonntägige Reichenberger„Vorwärts". Dieses saubere Blatt meldete nämlich, daß beim sogenannten Roten Tag, der in Zizwv am 1. August statffand, die Polizei gegen die Demonstranten vorgegangen sei und daß hiebei der Arbeiter Bukvchj, den Tod gefunden habe. An derNachricht ist kein wahres Wort. Bukaj ist einem Polizisten zu Leibe gegangen und wurde deshalb verhaftet. Er wurde auf die Sicherheitsabteilung der Polizeidirektton gebracht und dann dem Kreisgericht in Pankrae in Untersuchungshaft übergeben. Buk- vaj ist vollkommen gesund und hat sich nicht einmal beim Richter über die Polizei beschwert.
glücklich. Der dort hatte immer die andern angefeuert, daß sie zu träge seien, zu wenig tränken, die Mädchen laufen ließen, statt sie hinter den Busch zu tragen; nun stand er an der Mauer, mst kraftlos herabhängenden Armen, da» Gesicht aus« getrocknet, die Augen fiebrig, ein gestrandetes Schiff mit gebrochenen Masten. Nur die Stärksten wurden satt; nur wer seinen Fuß dem Nebenmann in den Bauch treten, wer sein Gesicht mtt gespreizter Hand beiseitedrücken konnte» erbarmungslos, auch wenn der andre schrie und jammerte und bat— wurde satt. Es war kein Gong über diesem Kerker. Nur grenzenlose Wut. Nur Haß und Hunger. Haß eines jeden gegen jeden, und Hunger, der in den Gedärmen brüllte. Wenn es Abend wurde, öffnete sich eine Tür, Lanzenknechte holten Männer heraus, ließen andre herein. Die Angekommenen fanden sich im Dunkel nicht zurecht; man stieß sie in den feuchtesten Winkel, nahm ihre zitternden Leiber als Kissen. Murrten sie, erhielten sie einen Schlag. Da» Dunkel deckte alles. Erwachten sie, würden sie schon sehen, wo sie waren: Kaum hatte der Tag sie geweckt, schlug chnen Hohngelächter entgegen. Wie war es im Garten? Rollte der Gong noch? Floß noch die Milch? Rannte der Brunnen noch sinnlos seine Strahlen gegen den Himmel, zu kurz gezielte Geschäft? Tanzten die Mädchen noch? Dreimal verdammt dieser Zauber, dreimal verdammt dieser'Augenblick, den man nicht genützt hatte, jede volle Schüssel, die man besserte schob, jedes Mädchen, das man laufen ließ. Wer nur all die» erdacht und lenkte, den Garten und den Gong, den Kerker und den Hunger? Der Satan der Ehristen, oder Jblis, der Herr von Dfchehannam? lFortsetzung folgt.)