Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI-______ IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
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chließlich& Helle Porto)
14. Jahrgang
Wachleute
Donnerstag, 9. August 1934
vor dem Militärgericht
Die Verhandlung unterbrochen
Wien , 8. Auguft. Bor dem Militärgericht in Wien hatten sich heute neun aktive Wachebeamte wegen der Beteiligung an dem nationalsozialistischen Butsch am 25. Juli d. J. zu verantworten. Die Anklage lautet auf Hoch verrat, bei dem Angeklagten Leeb außerdem auch auf öffentliche Gewalttätigkeit und Beschränkung der persönlichen Freiheit.
Der Staatsanwalt schildert in seiner An
Mlage die bekannten Ereigniſſe vom 25. Juli und
erklärt, daß der Putsch bereits vor einem Jahr
verschoben
Lebenslänglich I
Nr. 184.
Bayrische Grenze gesperrt Oft- Locarno oder
Innsbrud, 8. August. Die bayrischösterreichische Grenze ist gestern zum vierten Male feit der Ermordung Dollfuß geschloffen worden. Deutsche Staatsangehörige dürfen die Grenze nicht passieren, Ausländer mur mit gültigen Bässen.
Enthaftung von Sozialisten
Wien . Die Mehrzahl der Sozialdemokra ten und Kommunisten, die in den Tagen des Prozeffes und der Hinrichtung Gerls in Wien und im übrigen Oesterreich verhaftet wurden und deren Zahl fich auf etwa 3000 belief, wurden diefer Tage wieder in Freiheit gescht.
Darunter ein österreichischer Legionär. Graz, 8. August. Das hiesige Militärgericht in Szene e geſcht werben follte, aber wiederholt verhandelte heute in Angelegenheit des 52jährigen Salzburg , 8. August. In der Nähe von Der Plan für den 25. Juli Schuldirektors Philipp Gragger Oberndorf wurden aus den über seine Ufern gewar gründlich ausgearbeitet und ist drei Wochen aus Schwanberg in Steiermart, der mit seinem tretenen Inn fünf Leichen, u. a. cin eich hindurch raffiniert vorbereitet worden. Die an- Sohne am 25. Juli an dem Angriff der National: na h meines österreichischen Legio geflagten Wachebeamten waren über denselben sozialisten auf das dortige Postamt und die Gen- närs in voller Ausrüstung, geborgen. Der Legenau informiert und fanden sich in der Turn- darmeriestation teilgenommen hatte. Sein Sohn gionär ist wahrscheinlich bei dem Versuche, den balle in der Siebensterngasse in ihren Uniformen war bei diesem Angriff von Organen der Ereund voller Ausrüstung ein. Auf dem Wege von tutive erschossen worden. Der Angeklagte der Turnhalle zum Bundeskanzleramt nahmen leugnete, an dem Ueberfall teilgenommen zu haie auf Automobilen der Butschisten eine derar- ben, wurde aber durch mehrere Zeugen über tige Haltung ein, die die Vermutung aufkommen führt und wegen des Verbrechens des Hochverließ, daß es sich um eine legale Polizeirates au lebenslänglichem Kerfer berurteilt. attion handle. Die Angeklagten nahmen auch gemeinsam an der Entwaffnung der legalen Bache im Bundeskanzleramt teil und bewachten die zurüdgehaltenen Beamten und Angestellten dieses Amtes.
wurde die
Nach den Ausführungen des Staatsanwaltes c. Berhandlung unterbrochen, um den Angeklagten Gelegenheit zu geben sich mit ihren Verteidigern zu verständigen.
Sämtliche Angeklagten erklären nach Biederbeginn der Verhandlung schuldlos zu sein und in der Annahme gehandelt zu haben, daß es sich um eine legale Attion handele, die vom Bundes= präsidenten angeordnet worden sei.
Der Angeklagte Dobet, der zugibt, mehrere Jahre Mitglied der nationalsozialistischen Bartei gewesen zu sein, erklärt, daß am Tage des Butsches früh morgens der Detektiv Steiner zu ihm gekommen sei und ihn aufgefordert habe, in die Turnhalle des Turnerbundes in der Siebensterngasse zu kommen und beigefügt, es handle sich
um eine Reservatatti" uf Be=
Seit diesem
fehl des Präsiden Augenblick habe er Steiner nicht wiedergesehen.
Der Vorsitzende erklärte, daß der Detektiv Steiner geflüchtet sei und daß zahlreiche Polizisten und Detektive, die schwerer belastet seien als die Angeklagten selbst, sich nicht im Saale befinden, weil sie geflüchtet seien. Ebenso wie Dobek erklären auch die übrigen Angeklagten, von dem Detektiv aufgefordert worden zu sein, in dic Turnhalle in der Siebensterngaffe zu kommen, wo sie sich bereit halten sollten.
Eine treffende Antwort!
Inn zu durchschwimmen, ertrunken. In einer der Leiche wurde der 38jährige Schuhmacher Ludwig Standt aus Oberndorf identifiziert, der wahrscheinlich das Opfer eines Unfalles geworden ist. Die Identität der anderen Opfer konnte noch nicht festgestellt werden.
kriegerische oft- Politik?
Adolf Hitler :„ Wir stoppen den ewigen Ger
manenzug nach dem Süden und Westen Europas und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, fönnen wir in erster Linie nur an Rußland und die ihm untertanen Randstaaten denken."
Im November 1933 führte der General. sekretär des Internationalen Gewerkschaftsbun. des, W. Schevenels, unter dem Eindruck des Austritts Deutschlands aus dem Völkerbund und im Hinblick auf die düsteren Aussichten für die Abrüstungskonferenz in einem Artikel u. a.
aus:
,, Allen jenen, die gerne über die Ohnmacht des Völkerbundes schimpfen und ihm Aufgaben zumuten, die ein Bund mehrheitlich kapitalistischer Regierungen gar nicht haben kann, wird durch den Austritt Deutschlands immerhin eines flar gezeigt: der Völlerbund wirtt au f angriff slustige Regierungen hemmend. Sic zweifeln daran, ihr Ziel innerhalb des Völlerbundes mit der gewünschten Promptheit erreichen zu können. Sic treten aus.
Sprengstoff- Attentäter- 12 Jahre Die Habsburger in Itallen geübt er fann fie heute nicht mehr ausüben!
Wien , 8. August. Gestern standen die Täter des Sprengstoffanschlages im Café Eith" im 9. Bezirk vor dem Schivurgericht. Der Hauptangeflagte Nationalsozialist Anton Gedel, wurde zu zwölf Jahren schweren Kerfers, sein Freund
Theodor Stroppa zu acht Jahren verurteilt. Zwei weitere Mitangeklagte wurden freigesprochen. Waffen bel der Alpine entdeckt
Graz, 8. August. Bei der Hausdurchsuchung in der Alpine Montangesellschaft in Donawiß wurde im alten Kesselhaus, in welchem schon längere Zeit nicht mehr gearbeitet wird, ein großes Waffenlager entdeckt, in dem sich besonders Gewehre, Maschinengewehrbestandteile, Dosen und Röhren zur Herstellung von Bomben usw. befanden. Das Lager wurde beschlagnahmt. ..Prager Presse"
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Familienrat in Viareggio Zita zum Papst
Baris, 8. Auguft. Der ,, Matin" und auch
andere Pariser Blätter bringen heute eine Mel
bung aus Viareggio , derzufolge Otto
absburg bort eingetroffen ist. Der römische
Korrespondant des Matin" erinnert hicbei an den umlängst im Giomale d Italia" veröffentlichten Artikel, demzufolge Italien feinen Standpunkt in der Frage der Restaurierung der Habs burger nicht geändert habe und der es sich mit allen Kräften widerfcht. Das„ Echo de Paris" bemerkt zu dieser Meldung aus London , daß in Biareggio ein großer habsburgischer Familienrat ftattfinden werde, nach dessen Beendigung sich die ehemalige Kaiferin Zita zum Heiligen Bater be= geben werde, um mit diesem Besprechungen zu pflegen.
Kein willkommener Gast
Mißtrauen in Wien - Scharfe Worte gegen Papen
Wien , 8. Auguft. Die Kommentare zur Erteilung des Agréments für Papen find mehr als fühl und wenig schmeichelhaft für Deutschland . Die„ Reichspost" sagt gerade heraus, daß der Gesandte des Dritten Reiches nur aufgenommen wird, weil es auch in schwierigen Fällen gegen die im internationalen diplomatischen Verkehr bestehenden Gewohnheiten ist, das Agre= ment zu verweigern.
Im übrigen, meint das Blatt der Biener ihre Interessen handelte. Europa ist über die Absichten Sitlerdeutschlands out informiert. Was wird es tun, bis es eines Tages erkennen wird, daß es schon sehr lange die Augen vor den Tatsachen ver
Auf die Frage des Borsitzenden, ob er denn glauben fönnte, daß der Bundespräsident eine Aftion gegen das Bundeskanzleramt angeordnet hätte, erwiderte der Angeklagte Sadel, er habe Regierung, müsse man abwarten, in welcher Weise barin nichts Auffallendes erblickt, da er ja im Papen feiner Mission wird zu entsprechen vermö Feber dieses Jahres an der Befehung des Rat- gen. Deutlicher kann ein offizielles Blatt fein hauses und an der Berhaftung des Bürgermei- unbehagen über den Sondergesandten Hitlers fters und Landeshauptmannes Seit teilgenom- nicht mehr ausdrücken.
men habe.
Durch den Austritt Deutschlands find alle Schranfen gefallen. Die cinen rüsten aus Angriffsluft, pie anderen wollen vorsichtshalber nicht abrüsten oder ebenfalls aufrüsten.
An die Stelle von Besprechungen, Abmachumgen und Verträgen, die in aller Offenheit in Genf getätigt wurden, treten außerhalb des Völker bundes jene Verträge, von denen Hitler in seinem Buch ,, Mein Kampf " in Sperrbrud sagt:„ Ein Bündnis, dessen 3iel nicht die Absicht zu cinem Kriege 11 111= faßt, ist sinna und wertlo 3."
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Solche Bündnisse gab es in und um Genf nicht. Wenn auch das Genf von gestern- wir wollen uns auf den pessimistischen Standpunkt stellen den nächsten Krieg laum verhindert hätte, so fonnte es doch immerhin eine Atmosphäre ſchaffen, die das Denken auf die Verhinderung von Kriegen lenkte oder im schlimmsten Falle auf die Feststellung und Einschüchterung eines direkten Angreifers.
Im Gegensatz dazu haben die Bestrebungen außerhalb Genfs auch dies liegt heute eindentig festrein offensiven Charakter!"
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Was ist unterdessen geschehen? Dänemarf, Spanien , die Niederlande, Norwegen , Schwe den und die Schweiz legten einen gemeinsamen Abrüstungsvorschlag vor, desgleichen gingen Anträge und Memoranden ein von der Türkei , der Sowjet- Union , Frankreich , Italien , England und Deutschland . Endlich wurde im Juni für die Abrüstungskonferenz- die sozusagen als schlechtes Gewissen der verschiedenen Regierungen trotzdem weiterlebt und sogar für den 1. September eine Situng ihres Büros einbe rufen hat eine Art Schlußformel gefunden, in der alle Vorschläge und Anträge feierlich be. graben wurden. Daß darin auch von der„ Ueberzeugung der Notwendigkeit der Fortsetzung der Arbeiten der Konferenz" gesprochen wird, hat mehr dekorativen Charakter. Hingegen ist von allergrößter Wichtigkeit, daß darin auch die regionalen Batte erwähnt werden und in diesem Zusammenhang die Errichtung einer Sonderkommission beschlossen wurde, mit der Der Temps", welcher Papen als„ ReichsWenn ich Sie nunmehr als diplomatischen Aufgabe, diejenigen Vorstudien fortzusetzen, die Die Hinterbliebenen der fommiffär für Desterreich bezeichnet, sagt: Vertreter des Reiches nach Wien entfende, so ge sie für notwendig hält, um den Abschluß der schieht es in der aufrichtigen Hoffnung, daß es Jull- Opfer werden beraubt regierung gewefen, Garantien für die Zukunft zu sichungen mit dem stanimberwandten österreichischen halb der Konferenz verhandelt werden Es wäre allerdings die Pflicht der Bundes- Ihnen gelingen möge, normale und herzliche Be- neuen Abkommen der gleichen Art, die außer berlangen. Daß sich Deutschland in die inneren Volle heraustellen. Meine besten Wünsche begleiten könnten, zu erleichtern." Ferner hat die Haupt28ien, 8. Auguft. Die Wiener Polizei hat Angelegenheiten Desterreichs eingemischt hat, im Zusammenhang mit der Auflösung der sosial- amtlich erwiesen, und beswegen lann man sich mit Sie bei der Durchführung dieser verantwortungs- kommission die Aufgabe,„ die etwaigen bollen Aufgabe".. demokratiſchen Bartei auch das Bermögen des Versprechungen nicht zufrieden geben, sondern muß Taten verlangen.-Aehnlich schreibt.Journal bes Gleichzeitig erklärt Papen , den Auftrag Beziehungen dieser Abkommen " Fonds der Juli- Opfer" beschlagnahmt, aus wel- Débats": Bien bat vor Berlin fapituliert. Hebris Hitlers dem Geiste na ch erfüllen zu wollen. 8u der allgemeinen Ronvention them die Witwen und Waifen nach ben Opfern des gens find in dieser Angelegenheit, auch die Groß- Um diesen Geist des Dritten Reiches geht es eben. 3u bestimmen". mächte mitschuldig, weil sie feinen Schritt unter- Friedenstvorte hat man von dort schon genug ge- Im letzten Satz liegt das ganze SchwerBlutvergiekens vor dem Juftispalais am 15. Juli nommen haben, als die Schuld Deutschlands un- hört. Aber immer folgte ihnen eine feindselige gewicht dieser Entschließung. Wird es je gelin. 1927 unterftigt wurden. aweifelhaft festgestellt war, zumal es sich doch um Tat. gen, diese Spezialabkommen im Völkerbund zu
In der gleichen Weise verteidigten fich auch die übrigen Angeklagten. Die Verhandlung wurde auf morgen vormittags vertagt.
Daß die Betrauung Bapens in Italien unfreundlich aufgenommen wurde, ist seit langem bekannt. Auch die heutige Pariser Presse ertvartet von ihm nichts Gutes. Doch üben die Blätter auch Kritit an der Wiener Regierung, die auf alle Sicherungen verzichtet hat.
auf Hindenburg Berlin , 8. August. Papen hat Reuter eine Erklärung übermittelt, in welcher er auf ein Schreiben Hindenburgs an ihn verweist, in wel chem es heißt:
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