Sozialdemokrat" Donnerstag, 9. August 1934. Nr. 184 WEISSE WOCHE 19OJ Notizen des Orientreporters Da« Rätsel um den Arlosoroff-Mörder Men- scheajagd am Mittelmeer   Ab« Jilda schießt Gazelle« Die Sphinq hört Radio Heiße Wissenschaft Amazonen der Waste. Bon Erich Gottgetren. Jerusalem  , Anfang Juli. Der junge Jude Abraham Stavsky aus Polen   ist vom Jerusalcnicr Gericht wegen Ermor­dung des Arbeiterführers Chaim Arlosorofs zum Tode verurteilt worden allerdings nicht einstimmig, und von den vier Richtern(zwei Eng­ländern, einem Araber und einem Juden) hat der jüdische Freispruch verlangt. Obwohl die Oeffent- lichkeit die Gründe, die den Schuldspruch rechtfer­tigen sollen, im Einzelnen nicht erfährt, gestattet das palästinensische Recht dem Richter, der für Freispruch stimmte, die Darlegung der seinen. Der Richter De Valero hat von diesem Recht Ge­brauch gemacht. Seine Ausführungen klingen be­achtlich und sie verleihen der Kampagne, die Stavsky als Opfer eines Justizirrtums erklärt, großen Auftrieb. Diese Kampagne wird nicht nur bon den Revisionisten, zu deren nationalistischen JdeenkreiS sich Stavsly bekannte, geführt, sondern auch von politisch gemäßigteren Persönlichkeiten des bürgerlichen Lagers. So sehen sich z. B. der Obcrrabiner Kock, hinter dem die orthodoxe Be­völkerung steht, und Meir Dizengoff  , der Bür­germeister von Tel-Aviv  , für die Unschuld des Verurteilten ein. Hingegen ist man in den Krei­sen der Arbeiterpartei, die sich durch den Mord ihres Führers beraubt ficht, von der Richtigkeit des Urteils überzeugt. Ihre Ucberzeugung grün­det sich nicht nur auf bestimmte Ergebnisse der Beweisaufnahme, sondern auch auf den Umstand, daß von revisionistischer Seite in unverantwort­licher, zum Teil sogar terroristischer Weise gegen Arlosorofs agitiert worden tvar. Die Erbitterung der Arbeiterpartei wird noch dadurch gesteigert, daß ihr von ihren grimmigen Gegnerndie Blut­schuld an der Tragödie", die sie selbst erst provo­ziert haben soll, zugeschobcn wird. Die Beschuldi­gung ist unsinnig. Aber im Uebrigen ist es frag­lich, oh jemals Licht in das Geheimnis des Mord­fall« Arlosorofs gebracht werden wird. Der le­bende Führer bemühte sich um die Kraft der Einig­keit, sein Tod zerreißt das Volk in zwei einander hastende Hälften. Dies ist der Tragödie zweiter Teil. In der Nähe von Jaffa   haben Beduinen ein Boot, das, beladen mit cinwanderungslustigen Juden ohne Einwanderungöpapiere, aus Alexan­ dria   kam, beim Landungsversuch abgefangen und an die Polizei verraten. Die illegalen Reisenden müffcn mit ihrer Deportation, ihre Schmuggler mit einer größeren Freiheitsstrafe rechnen, und die neue Heimat bleibt ein Traum. Zu Luft, Master und Land werden die Grenzen scharf kontrolliert. Einwohner finden nur»auf Zertifikat" Einlaß oder gegen Nachweis, daß sie Touristen sind, die das Land nach bestimmter Zeit wieder verlassen werden. Bereits auf den englischen Konsulaten der AuSrciscländer wird dieser Nachweis verlangt. Er ist gar nicht leicht zu führen. Unter anderem setzt er einen größeren Kapitalbesitz voraus. »... und überhaupt wäre mein Mandant nie gefaßt worden, wenn die Zeitungen nicht im­mer wieder sein Bild veröffentlicht hätten!", rief Abu JildaS Verteidiger wütend. Ruhig erwiderte der Vorsitzende:Aber er hat sich stets sehr gern photographieren lasten und sich nie als ein Feind der Publizität gezeigt. Der Herr Verteidiger möge seine Klienten in Zukunft warnen." Der Raubmörder, aus dem Volkslied und Legende im Laufe der Zeit einen arabischen Nationalhelden gemacht hatten, ist gemeinsam mit seinem mitan­geklagten Komplizen Ahmed Mustafa alias El Armeet zum Tode verurteilt worden. Die Richter der Stadt Nablus   ließen von mehr als einem Dutzend Morden, die dem Uebcltätcr zur Last ge­legt werden, nur den letzten» dem ein Polizist zum Opfer fiel, zur Verhandlung kommen. Die Ange­klagten erklärten, daß sie zur Zeit des Verbre­chens garnicht in Palästina, sondernauf Rei­sen", nämlich in Transsordanien gewesen seien. Vorsitzender:»Und die Feuerlvaffen, die man bei Dir fand?" Abu Jilda: benutze ich zum Reb ­hühner- und Gazellenschießen." Vorsitzender: Und das Geld um die Waffen zu kaufen?" Abu Jilda:Das hat mir meine Frau gegeben." El Armeet:»Und mir meine Mutter." Die Sphinx hört Radio; jetzt wissen wir endlich den Grund ihresIch Weitz nicht, was soll es bedeuten"-Lächelns. Um das Radioprogramm des offiziellen ägyptischen Senders, der erst vor wenigen Woche» eröffnet wurde, ist ein heftiger Streit ausgebrochcn. Den Europäern sind die Darbietungen zu arabisch, den Arabern zu euro­päisch, autzerdem patzt cS ihnen nicht, datz so ost Koran   und die alte arabisch« Poesie vorgelescn wird, der kleine. Mann zieht Grammophonmusik vor. Zustimmende Briefe bekam der Direktor des cairinischen Senders bisher nur aus Jerusalem  und Damaskus  , wo man sein tönendes Geschenk steuerfrei genießt. Was für ein Tohuwabohu grol­lender Unzufriedenheit wirds aber erst geben, wenn Ende des Jahres das zweiundfünfzigspra­chige Jerusalem   seinen eigenen Unterhaltungs­rundfunk bekommt? * .' Der kleine Cairiner meckert, weil er ein - Pfund Rundfunkgebühren im Jahre zahlen soll. - Der grotze, weil er für das Auto, das er fährt, > eine noch weit erheblichere Steuer zu entrichten > aufgefordert worden ist. Bon diesem unwillkommc- ' nen Kind des Fiuauzministeriums wird nun schon - seit 1931. gesprochen. Aber erst jetzt konnte es ge- > baren werden, da nach der ägyptischen Berfaffung c Gesetze, die ausländische Staatsangehörige berüh- : ren, der Zusttmmung der in Aegypten   vertrete­nen fremden Regierungen bedürfen; und das sind nicht weniger als elf... l« Am unangenehmsten sind die Hitzetage des , Vorderen Orients, wenn sie zu allem Ueberflutz ' auch noch vomChamsin" überweht sind. Der . Chamsin kommt aus den Wüstenregionen, ist voll- , kommen trocken, bringt Unmengen von Staub mit ; sich, macht die Atmosphäre undurchsichtig und liegt in den Gliedern wie Blei. Nach Meffungen, die die ' Hebräische Universität in Jerusalem   mit Hilfe \ eines Aktinometers angestellt hat, sind die Son- nenstrahlen an Chamsintagen um so schwächer, je . stärker der Chamsin selbst ist. Dieses eigenartige Phänomen wird damit erklärt, datz in bestimm- Spart   Spiel Körperpflege Der Kongreß der SASA : findet nun endgültig am 6. und 7. Oktober in Karls« i bad statt. Obwohl dieser Kongretz als reine Ar­beitstagung gedacht ist, werden ihn doch eine Reihe ' größerer Veranstaltungen umrahmen. Geplant sind: , Ein großer Festabend, ein Aufmarsch der Arbeiter­türner, der Jugend und der RW. mit der Partei, bei welchem ausländische Delegierte sprechen sollen; ' Besichtigungen der Sprudelanlagen und anderer Einrichtungen der Kurstadt sollen den Delegierten einen Einblick in dieses Getriebe gewähren. Falls ' noch Zeit und Gelegenheit sst, wird den Delegier­ten auch ein Teil der schönen Umgebung gezeigt werden. Die Tagesordnung de« Kongreffes wurde bereits bekanntgegeben und falls keine Einwände von den einzelnen Verbänden erfolgen, wird dieselbe alS feststehend angenommen. Da» Bundesfest der finnischen  Arbeiterturner Auch das finnische Bundesfest war zah­lenmäßig, technisch sowie organisatorisch ein voller Erfolg. Ob im Süden oder Norden, überall, wo die Verbände der SASJ marschieren, da marschieren auch die Massen mit. Eine ausländische Teil­nehmerin sandte folgendes Stimmungs­bild von dem Fest in Helsinki  : Der große Sportplatz in Helsinki   war von gro­ßen Zuschaurrmassen umsäumt. Die Sonne schien noch hoch und warm wie bei uns am Nachmittag und alles war in festlicher Stimmung. Schlag 8 Uhr abend« setzte die Musik ein, das Fest begann. Un­endliche Reihen Turnerinnen in ihren kleidsamen grauen Turnröckchen marschierten in musterhafter Ordnung auf, ihnen folgten die Turner unb die Kinder. Da viele Betriebe sich geweigert hatten, ihren Arbeitern den erbetenen Urlaub zum Feste zu geben, waren die Turnerinnen in der Ueberzahl, was übrigen« auch am Sonntag noch der Fall war. Vom AnSlande waren vertreten: Amerika  , Nor­ wegen  , Estland  , Schweden   und die Tschechoslo­ wakei  (DTJ. und AtuS). Die Finnen gelten als ein kühles Volk. Desto höher ist die Begeisterung einzuschätzen, mit welcher die in- und ausländischen Genossen begrüßt wur­den. Die Brgeistermtg. der Beifall, hielt durch daS ganze Fest an, ein Beweis, auf welcher Kulturhöhe die Arbeiter deS Nordens stehen. Hatten doch die ten Höhenlagen Chamsinströmungen di« Sonnen­energien als infra-rote Strahlen absorbieren, in ihrer Intensität also schwächen. Die Forschungen auf diesem Gebiet werden fortgesetzt. *« Mit der heißen Zeit flüchten nun auch die wanderfreudigen kurdischen   Stämme, aus dent Feueratem der Wüste in die Kühle der Berge des nördlichen Irak  . Ihr Zug bildet ein Bild bunter Romantik. Hunderte treuer Esel sind die Trag­tiere der feierlichen Prozessionen. Alle« kurdische Hab und Gut ist kunstvoll auf ihren Rücken ver­staut. Hühner, junge Lämmer und ungezählte Babics vereinigen ihre Schreie zu einer kräftigen Marschmusik. Die Frauen sind im Gegensatz zu ihren städtischen Schwestern unvcrschleiert. Biele von ihnen hat das ewige Wanderleben geradezu vermännlicht: als Amazoninnen der Wüste tragen sie kriegerische Tracht, Gewehre, Patronengiirtel und krumme Dolche. Erst wenn der Zug sich zum Gebete neigt und seine religiösen Waschungen vornimmt, läßt sich hier Kurde von Kurdin unter­scheiden. denn dieser Kult der Frömmigkeit ist noch immer den strengen Söhnen Mohammeds zucigen und nicht des Halbmonds Töchtern. Bürgerlichen kurz vorher ein ganz mißratenes Fest steigen lassen, welche« auch in bürgerlichen Zeitun­gen Unwillen erregt hatte. Und nun dies! Wer hätte an diesem glänzend vorbereiteten Feste etwa« tadeln können es war nicht möglich. Innere Disziplin, reibungsloser Ab- lauf und technische Höhe hielten sich die Waage. Air wissen wohl, daß die« alles monate-, ja jahrelanger Arbeit bedurft hat, aber die Funktionäre waren auf ihren Posten gewesen, und so klappte eben alles. Be­sonders hervorzuheben ist die restlo» durchgeführte Pünktlichkeit sowie die vollendete Disziplin in Auf­märschen und Hebungen. War eS für die Schiedsrichter schwer gewesen," au« den durchwegs guten VereinSvorführun«» die beste herauszustellen, so war e« für den Zuschauer schwer, eine der drei Maffenaufführungen als die beste zu bezeichnen. Kinder, Frauen und Männir gaben chr Bestes. Pünktlich wie eS begonnen und durchgeführt worden war, schloß das Fest. Nicht immer kam man von einer Veranstaltung sagen, was man hier mit gutem Gewissen sagen kann: ES war vom Sn« fang bis zum Ende gelungen. Blumen-Zauberdung" das Blütenwunder Blumen an allen Fenstern! Welche Freud« für den Besitzer wie für den Beschauer! Wenn Sie Ihr« grünen Lieblinge kräftigen unb zu reich«» Blühm bringen wollen, verwenden SieBlumen-Zauber­dung", ein erprobtes, billige» Düngemittel, da wahrer Wundertrank für Ihr« Blumen. Jetzt müssen Sie mtt dem Dungguß beginnen! 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Vor her Halle stand ein hochgewach­sener Greis; ein regenbogenfarbiger Mantel hüllte ihn ein, und sein langer weißer Bart reichte fast bis zur Erde. Der Greis forderte mich freund­lich auf, näher zu treten, und ich folgte ihm in die Halle. Hier gab es zahllose lange Tische, auf denen, sorgsam in Seidenpapier verpackt, allerlei Gegenstände lagen. An dem einen Ende der Halle befand sich eine kleine Eiscntür. »Was für einen Traum willst du?" fragte der Gr.eis und betrachtete mit gütigem Lächeln mein fadenscheiniges Gewand. »Ich verstehe dich nicht", erwiderte ich.Auf meiner Wanderung gelangte ich hierher, wußte gar nicht, daß es hier eine so mächtige Halle gebe." Das ist die Halle der Träume", erklärte der Greis.Stell dich«in wenig abseits, gleich werden meine Kunden erscheinen."^ Ich gehorchte. Schon nach wenigen Augen­blicken sah ich auf der Straße eine Schar Kinder kommen; sie lvaren alle zerlumpt und mager, und ihre traurigen Augen hefteten sich bittend an den Greis... Der führte sie mit freundlichen Worten zu dem ersten großen Tisch, holte aus dem Seiden- papier gute Speisen und allerlei Leckerbissen her­vor, legte sie in die ausgestreckten Kinderhände. Bon einem andern Tisch brachte er warme weiche Gewänder, von einem dritten schönes Spielzeug. Die Gesichter der Kinder verklärten sich; die klei­nen Geschöpfe klatschten jubelnd in die Hände und liefen fröhlich fort. »Du bist ein guter Mensch", sprach ich zu dem Greis,»schenkst den armen Kindern, was ihr Herz begehrt." Das gütige alte Gesicht wurde hart und düster:»Ich schenke cs ihnen nicht. Jeder Traum wird mit hungrigen Stunden und Tagen, mit Frost und Kälte, mit unerfüllten Wünschen bezahlt. Diese Kunden erhalten nichts umsonst. Aber stelle dich wieder abseits. Die nächsten nahen schon." Männer und Frauen kamen auf der Straße daher, mit müden Schritten, mit verzagten Ge­sichtern. Der Traumhändler fragte freundlich nach ihrem Begehr und holte das Verlangte von den Tischen: sichere Anstellungen, guten Lohn, eine behagliche warme Stube, Gesundheit für ein kran­kes Kind. Bei den Mädchen und Burschen gab der Greis bisweilen lächelnd noch einen in Watte ge­hüllten Traum hinzu, auf dessen Verpackung mit großen roten Buchstaben stand: Achttmgl Liebes­glück! Zerbrechlich! Nicht stürzen!" Als die Männer und Frauen gegangen waren, schüttelte der Traumlenker traurig den weißen Kopf und murmelte vor sich hin:Ueber- zahlt! Ucberzahlt! Mit wieviel Leid und Ent­behrung müssen diese Träume bezahlt werden." Auf der Schlafstrahe erscholl nun mit einem­mal Autorattern und Hupen. In langen Reihen kamen vornehme Herren und Damen gefahren, stiegen vor der Halle aus und befahlen dem Chauffeur, zu warten. Der alte Traumhändler blickte di« Neuankömmlinge zornig an, er begrüßte sie nicht, fragte nicht nach ihrem Begehr, bot ihnen keine Waren an. Sie aber kümmerten sich nicht um ihn, eilten in die Halle, liefen zu.den hinterste» Tischen, rissen die Pakete auf, griffen mit gierigen Händen nach deren Inhalt. Ich sah, wie sie Juwelen und herrliche Gewänder, präch- tige Schlösser, schöne Pferde, Jachten, riesenhafte Fabriken, Gold und Banknoten an sich nahmen. Dann bestiegen sie wieder ihre Autos und» rasten fort. »Womit haben diese Menschen bezahlt?" fragte ich den Traumhändler. »Diese Menschen zahlen nicht selbst", ent­gegnete er grimmig.'»Die Tränen, der Hunger der armen Kinder, die Rot der Männer und Frauen bezahlen diese Träume.", »Das ist ungerecht!" rief ich empört. Da blickte der Traumhändler mit seltsamem Lächeln nach der kleinen Eisentür, aber er sprach kein Wort. Nach einer Weile sah er auf eine grotze, laut tickende Uhr und sagte:ES ist spät. Ich will den Laden Wietzen  ." Ich jedoch rief:Nein, warte! Ich sehe noch Mensche» auf der Straße." Und wirklich: es kamen noch einige Männer und Frauen. Sie mochten einen weiten, beschwer­lichen Weg zurückgelegt hlcken, denn ihre Füße bluteten und ihre Gewänder waren von Dornen zerrissen. Der alte Traumhändker lief ihnen ent­gegen und geleitete sie in die Halle. Sie aber schritten achtlos an allen Tischen vorüber und machten erst vor der Eisentür halt. Der alte Traumhändler stellte sich vor die Tür und rief mit dröhnender Stimme:Wißt ihr auch, was ihr für diesen Traum bezahlen müßt?" Wir wissen eS", erwiderten die Männer und Frauen. »Verfolgung und Leiden, Schmach, Kerker und Tod", warnte der alte Traumhändler und streckte abwehrend die Arme aus. Da sprach eine der Frauen:Gegrüßt seien Verfolgung und Leiden, Schmach, Kerker und Tod um dieses Traumes willen." Und wie ein Echo murmelten die andern: »Gegrüßt! Gegrüßt!" »Wißt ihr auch", rief der alte Traumhänd­ler,daß dieser Traum anders ist als alle übri­gen Träume? Ihr könnt ihn nicht am Morgen beiseite legen; er wird um euch sein bei Tag und bei Nacht. Und wer diesen Traum wählt, muh auf alle andern Träume verzichten.". «Wir wissen eS", entgegneten die Männer und Frauen. »So tretet ein!" Und der alte Traumhändler öffnete weit die Eisentür. Ein Strahlen und Gleitzen drang in die Halle, datz ich geblendet die^Augen schließen mutzte. Als die Männer und Frauen wieder zurück­kehrten und durch die Halle schritten, lag aus ihrem Gesicht ivundersame Helle, und aus ihren Augen strahlte überirdische Freude. Und auch dar Antlitz des alten Traumhändlers leuchtete verklärt. Da die Männer und Frauen gegangen waren, fragte ich: Was für ein Traum ist das, den diese Men­schen gewählt und mit einem so hohen Preis be­zahlt haben?" Und der Traumhändler erwiderte: »Es ist. ein Traum, der kein Traum, son­dern Zukunft und Wahrheit ist: der Traum einer neuen und gerechten Welt." Wie durch Zauberkraft verschwand mit einemmal die Halle, und zusammen mit ihr der Traumhändler. Ich stand allein auf der Schlaf-Straße. Tief unten aber lag die schlummernde, träu­mende Welt. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung in« Hau  » oder bet Bezug durch di« Poft monatlich tiü 16., vierteljährig XL 48.. halbjährig 96., ganzjährig 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bet öfteren Einschaltungen Preünachlaß. Rückstellung von Maniskripten erfolgt nur bet Einsendung der Retourmarken. Die ZetttmgSframatur würde von der Post» und Telegraphen­direktion mit krlatz Nr. 18.800/VB/1980 bewilligt. Druckerei: lF)rbi»". Druck«. Verlag»- und Zeitung«.L.«B.. Prag.