Nr. 186

Reichsdeutscher Druck auf die Tschechoslowakei  ?

Samstag, 11. August 1934

Was bezweckt der russische  

Herr Gesandter Koch gegen die Filegerbesuch in Paris  ?

tschechoslowakische Preßfreiheit!

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Drohungen der Berliner   Presse

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Die Bohemia Im Komplott?

Paris  , 10. August. Das tonservative Blatt Le Jour" tommentiert in beachtenswerter Weise den Besuch der sowjetrussischen Flieger in Paris  . Mit Genugtuung wird konstatiert, daß die Sowjet­flieger auf qualitativ hervorragenden Kampfflug­zeugen eintrafen, woraus man eine gute Vorstel­Die reichsdeutsche Kolonie in Prag   hat eine Mit welchem Maße der deutsche   National­lung über die Stärke des sowjetrussischen Flug­Gedächtnisfeier für Hindenburg   veranstaltet, bei fozialismus die Mitglieder gegnerischer Regierun- Sorgen des deutschen   Generalstabes ist. Im Zu­wesens gewinnen kann, das eines der ernstesten der Gesandter Koch die Gedenkrede hielt. Leider gen zu messen pflegt, das hat ja Dollfuß   er­beschränkte sich Herr Koch nicht darauf, den Toten fahren müssen. Es bedarf da teiner weiteren An­sammenhang mit den Enthüllungen des englischen  zu feiern, wozu ſein Amt ihn ja verpflichtet, ohne deutungen. Demokratische Staatsmänner wissen, Journalisten Wickham Steed  , die in Deutschland  daß seine Ueberzeugung dabei mitzusprechen hätte, was ihnen von dieser Seite droht. Dem Herrn sondern er leistete sich auch an zwei Stellen ſeiner Gesandten Koch wäre aber in Erinnerung zu brin- die Entwicklung der sowjetrussischen Industrie zu Rede Ausfälle gegen die Zeitungen der Tschecho- gen, daß schon ein frember Diplomat Prag   ver- fonstatieren. Es besteht kein Zweifel darüber, daß flowakei, die es sich erlaubt haben, anläßlich des laffen mußte, weil er sich zum Schulmeister der sich durch die Schuld Deutschlands   Europa   in der Todes Hindenburgs ihrer Ueberzeugung Ausdruck tschechoslowakischen Regierung aufgeworfen hat. Gefahr eines wirklichen oder latenten Krieges be= zu geben und gewiffen Legenden die erwiesene und Die Republit wird ihre Würde zu wahren wissen, findet. Der italienische Ministerpräsident erfaßte jederzeit von neuem erweisbare geschichtliche ob die Macht, die hinter einem Diplomaten steht, die Gefahr und ließ in zwölf Stunden seine Wehr­Wahrheit entgegenzuhalten. nun groß oder flein ist, und vollends ohne Rüd- macht an der österreichischen   Grenze antreten. sicht darauf, mit welchen Drohungen eine Preffe, Man lönne nicht sagen, daß es sich um eine im­die den politischen Mord für ein erlaubtes Mit- perialistische Geste handle, im Gegenteil, der Jm­tel der internationalen Politik hält, der tschecho- perialismus egiftiere in Deutschland   einzig und ilowakischen Regierung gegenübertritt! allein.

Dr. Koch sagte u. a.:

Wie jedem Großen hat es ihm an Feinden nicht gefehlt. Aber die Gegnerschaft des anstän digen Feindes endet an den Grenzen des Lebens. Ich habe in diesen Tagen aus dem Munde von Vertretern und Angehörigen ehemaliger Feindes­staaten so manches pietätvolle Wort gehört, das den heimgegangenen Reichspräsidenten und Gene­ralfeldmarschall ebenso ehrte wie denjenigen, der es sprach. Mit um so tieferem Etel habe ich mich von den unflätigen Verunglimpfungen abgewendet, die einzelne hiesige, in deutscher Sprache erscheinende Blätter dem großen Toten in ihrem niederen Hafſe über das Grab nachrie­fen, und es war für mich eine schmerzliche Ent. täuschung, daß die Regierung eines Landes, das seine eigenen großen Männer wohl zu ehren ver­steht, keine Mittel und Wege fand, diesem scham­lofen Treiben alsbald und aus eigenem Antrieb entgegenzutreten..... Und ganz besonders wir Reichsdeutschen im Ausland, die wir ich habe Ihnen schon oft davon gesprochen gezwungen ' sind, das, was im Reiche geschicht, in dem un­reinen Spiegel einer feindlichen Preſſe verzerrt und entwürdigt, umgelogen und abfichtlich lügen haft dargestellt zu sehen, war seine Haltung zu bielen Malen richtungweisend und maßgebend.

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Diese heftigen und eine von Diplomaten uns gewohnte Stritit der Regierung enthaltenden Borte des deutschen   Gesandten können sich nur gegen die deutsche sozialdemokratische Presse und gegen das Prager Tagblatt" richten. Dieses hat

niemals dementiert wurden, ist es beachtenswert,

Starhemberg: Keine Kompromiss­Verhandlungen

Deutschland   gibt Geld

Wien  , 10. August. In der heutigen Presse- Iwandfreie Berechnungen und Feststellungen der konferenz erklärte Vizekanzler Starhemberg   als letzten Ereignisse ergeben haben, stehen den natio­der zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicher nen Mittel zur Verfügung, wie sie eben dem Rah­Leiter des gesamten Sicherheitswesens u. a., daß nalsozialistischen Terror- und Putschorganisatio­heit, Ruhe und Ordnung dienende Apparat des men eines 60- Millionenstaates entsprechen. Es Staates absolut sicher in der Lage sei, die Sicher ist keine unbegründete Behauptung, es ist vielmehr heit aufrecht zu erhalten. Wir sind von dem uns eine durch unzählige Beweise zu erhärtende Tat­erschütterlichen Willen beseelt, unter feinen Um sache, daß zwischen hohen Stellen des Deutschen  ständen eine unangebrachte Wilde walten zu las- Reiches und den Ereignissen des 25. Juli in sen und uns unter gar keinen Umständen durch inniger Zusammenhang besteht." Kompromißverhandlungen u. dergleichen von unse­rem Ziele, gesicherte Zustände in Desterreich her­beizuführen, abbringen zu lassen. Wir sind uns selbstverständlich bewußt, daß wir es mit terrori­stischem, politischem Banditentum zu tun haben. das vor allem deshalb gefährlich ist, weil seine eigentlichen Führer und Drahtzicher außerhalb Desterreichs sißen, unzugänglich unserem Zugriff und weil der Führung dieses politischen Banditen­tums Mittel zur Verfügung stehen, vor allem Geldmittel, die uns, den Vertretern der Tegalen Macht, nicht zur Verfügung stehen. Wie ein

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Franzbranntwein

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Unwohlsein und Ermüdung

25 Jahre ATUS

Eine Feier der gesamten Arbeiterschaft

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ATUS

Die umfangrei chen Aktionen zur Feier des 25jährri­gen Bestandes des Atus haben nicht nur den Zweck, die 25jäh­rige Arbeit zu wür­digen, sondern auch den Zweck, die Ver­bundenheit der gesam= ten Arbeiterschaft mit dieser Organisation öffentlich zu zeigen.

1909 1934

Es soll einer Feier aller Arbeiterorganisatio­nen dieses Landes und zum Teil auch der Inter­natinole werden. Wir müssen hier wohl kaum auf die Wichtigkeit der 25jährigen Arbeit hinweisen. Allen Parteigenossen ist diese Arbeit jahrzehnte­lang öffentlich sichtbar gewesen. Wenn wir nun Gesamtarbeiterschaft zu gestalten, so ist das sicher bitten, unsere Festlichkeit zu einer Aktion der

nicht unbescheiden.

Vor allem bitten wir, daß alle Arbeiterorga= nisationen dafür sorgen, daß unser Jubi Vizetanzler Starhemberg schätzt dann die Täum sabzeichen, das zu dem geringen Zahl der Todesopfer auf seiten der Regierungs- Preis von 1.- erhältlich ist. im Monat truppen auf 95. Davon hätte das freiwillige September sichtbar getragen Schußkorps 61 zu beklagen, und davon seien wie wird. der 50 Angehörige der Heimwehr gewesen. Zum Weiters hoffen wir, daß unsere Festfeiern Schlusse erklärte Starhemberg  :" Ich fühle mich von der Arbeiterschaft maſſenhaft besucht werden verpflichtet, hier festzustellen, daß zweifellos die und daß auch ganz entschiedene und eindeutige Haltung Italiens   in den Organisationen weite Verbreitung fin und der italienischen Regierung den Ablauf der det. Ereignisse in Desterreich entscheidend beeinflußt bat."

Die großen Stafettenläufe, die ein Teil des internationalen Stafettentages find, sollen eben­falls eine Massenteilnahme aller Organisationen bringen.

weiterarbeiten, die die Protokolle unterzeichnet aktion, die dahin gerichtet ist, wieder tausende

aus Anlaß des Todes Hindenburgs   den Artikel Schuschnigg   für Italien   haben.

Rom  , 10. August. Das italienische   Preßbüro

... und Schönburg- Hartenstein für Deutschland  

Und zum Schluß bitten wir unsere Werbe­junge Burschen und Mädels in unsere Reihen zu bringen, durch die Mithilfe der Organisationen zu unterstüßen.

Unsere Festplatate sollen im Monat Sep­tember in jedem Vereinslokal, in jeder Konsum­vereinsfiliale und bei allen Geschäftsleuten, die Arbeiter zu Kunden haben, angebracht sein.

Theodor Lessings abgedruckt, dessentwegen Lessing   mit allen Hunden des fascistischen Gang­stertums gejagt und schließlich ermordet wurde. Sein Mörder floh nach Deutschland  , in das Neich, veröffentlicht eine Unterredung seines Wiener  das der feinfühlige Dr. Koch hier vertritt, und Korrespondenten Dr. Negrelli mit Bundeskanzler Effen, 10. August. Generaloberst Fürst  konnte dort bis heute nicht ausgeforscht" wer- Dr. Schuschnigg vor dessen Abreise nach Szegedin  . Schönburg- Hartenstein  , der als offizieller Ver­ den  . Die sozialdemokratische Presse hat in ihrem Dr. Schuschnigg betonte gleich eingangs, daß es treter der österreichischen Wehrmacht an den Artikel über Hindenburg   zweierlei festgestellt. Sie sein Bestreben sein werde, die freundschaftlichen Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Reichs­Wir bitten euch alle werte Genossen und Ge­hat die geschichtliche Wahrheit über Beziehungen zwischen Wien   und Rom   aufrecht- präsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg nofsinnen an unserer großen Aktion mit tätig zu seine militärische Rolle ausgesprochen zuerhalten und zu vertiefen. Weiter wiederholte teilgenommen hat, äußerte sich in einer Unter- fein. im Gegensatz zu den Tausenden deutschen   Zeitun- er, die Regierung wolle in der österreichischen   redung mit dem Vertreter der Nationalzcitung" Freiheil: gen, die auch aus diesem Anlaß die sonnenklare Politit die gerade Linie weiter verfolgen, die über seinen Besuch in Deutschland   und seine Ein- Arbeiter- Turn- und Sportverband, Sit Auffig. historische Wahrheit vergewaltigt durch den Namen des Bundeskanzlers Dr. Doll- drücke. Schönburg- Hartenstein gab der Zuversicht haben. Und die deutsche   sozialdemokratische Presse fuß gekennzeichnet ist. Ein anderer Kurs ist nicht Ausdruck, daß es Adolf Hitler   gelingen werde, den hat ihre Meinung über einen Mann zum Ausdruck möglich. So wie in der inneren Politit werden| Konflikt zweier Brudervölker beizulegen. Was im­gebracht, der von 19 Millionen deutschen   Demo- wir auch in der Außenpolitik vom Dollfußturs mer auch kommen möge, so schloß er, wir Deutsche kraten zum Treuhänder der Republit gewählt nicht um Haaresbreite abweichen. Wir werden vor Oesterreichs   werden nie und nimmer unsere ge­worden war und Adolf Hitler   zum Kanzler die- allem jene neue Wirtschaftspolitit fortsetzen, die samtdeutsche Mission vergessen. Wir Deutsche jer Republik ernannt, das heißt jene 19 Millio- ihren Ausdruck in den römischen Protokollen ge- Desterreichs werden unser Schicksal nie und nim­nen der Sicherheit von Leben, Freiheit und Eigen- funden hatte, und ganz im Geiste jener Männer mer in nichtdeutsche Hände legen. tum beraubt hat, der in die Hand Paul Löbes eine Verfassung beschworen und die Macht über diese Verfassung in die Hände der Goering  , Röhm, Seines, Goebbels   usw. gelegt hat.

Herr Dr. Noch scheint zu glauben, auf= tragsgemäß zu glauben, daß er die Vers breitung der geschichtlichen Wahrheit auch dort hindern kann, wo es noch nicht Sitte ist, daß ein Ministerpräsident sich zum Staatsoberhaupt auf Lebenszeit ernennt. Er scheint zu glauben, daf Deutschland  , eben durch seine Politik gegenüber Desterreich vor aller Welt bloßgestellt, icht begin­nen kann, der Tschechoslowakei   zu diktieren, wie sie ihre Verfassung und ihre Gesche handhabt.

Charakteristisch ist, daß die Bohemia" am selben Tag, da Herr Dr. Koch seine aggressive Rede hielt, in ihrer Auslandsausgabe einen hef­tigen Angriff auf die Emigrantenpresse" brachte, welchselben sie aber in ihrer Inlandsausgabe unterschlug. Das Blatt des Außenministers, die Prager Presse", hat an die Bohemia" die Aufforderung gerichtet, mit derartigen Metho­den zu brechen und sich auch im Inland offen als das Nazi- Organ zu bekennen, das sie ist.

Die Berliner   Blätter bringen die Rede Nochs in auffallender Aufmachung und knüpfen daran noch verschiedene Drohungen. Die Berliner Börsenzeitung" schreibt unter dem Titel Warum schweigt der Hradschin?" u. a.: Wir müssen Regierungen für Verunglimpfungen, wie fie in Prag   und anderswo ungefühnt gedruckt wer­den können, verantwortlich machen. Man wird in Zukunft derartige Regierungen und ihre Mit­glieder politisch und menschlich mit einem beson­beren Maße zu messen haben."

Schulter an Schulter"- wie 1914!

Der Kommandant der magharischen Armee, Vitez Karpathy, nimmt auf der Heimkehr von Tannenberg in Berlin   die Parade der Reichswehr   ab.

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Unwahr bis zur nächsten ,, Reinigung"?

Man spricht von Unterschlagungen Leys und Schirachs.

Aus Karlsruhe   meldet Impreß:

Die Fülle von Gerüchten, die in Hitler= deutschland tursieren, sind ein Symtom der herrs schenden Unruhe und Unzufriedenheit. In allen Gebieten werden immer wieder öffentliche War­nungen und Drohungen erlassen. Das Karlsruher Parteiblatt, der Führer", teilt heute mit: ,, Durch das badische Geheime Staatspolizeiamt wurde der Färber Adolf Kämpf, Lörrach  , in Schutzhaft ge= nommen, weil er das den Tatsachen nicht ents sprechende Gerücht mitverbreitet hat, daß der Füh rer der Deutschen Arbeitsfront  . Dr. Ley seines Postens durch den Reichskanzler wegen Unstim­migkeiten enthoben worden sei. Gegen weitere Verbreiter dieses unsinnigen Gerüchtes wird zur­zeit gefahndet, um sie ihrer Bestrafung entge= genzuführen. In letzter Zeit mußte festgestellt werden, daß derartige Gerüchte, besonders über angebliche Unterschlagungen Dr. Leys und des Reichsjugendführers Baldur v. Schirach, von Geg­nern der NSDAP   systematisch und bewußt vec breitet werden, um damit das Vertrauen der Ve= völkerung zur Staatsregierung zu untergraben. Wer mit solcher Leichtfertigkeit derartig nieder­trächtige und verlogene Gerüchte weiterverbreitet, setzt sich schärfster Bestrafung aus."

Trautes Wort,

ich hör dich wieder... Berlin  , 10. August. In einem Heeresbefehl teilt, wie das ND3 meldet, Reichswehrminister von Blomberg mit, daß der Führer und Reichs­tanzler befohlen hat, die Anrede aller Soldaten der Wehrmacht an ihn solle lauten: Mein Führer".