911. 187 Sonntag, 12. August 1934
Sozialdemokrat"
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Das Schlachtfeld der Arbeit Die 28 proletarische« Berufskrankheiten ObersanitätSrat  
i. R. MIlDr. Ernst Kal­mus, Dozent an der Deutschen Technischen Hoch­schule, beschäftigt sich in einem sehr instruktiven Artikel in derMedizinischen Klinik" mit den Berufskrankheiten und ihrer Entschädigung". Bor etwa 200 Jahren schrieb der berühmte italienische Arzt Bernardino Ramazzini  , der Vater der Gewerbehygiene, sein grundlegendes WerkDe morbis artificum". In ihm gab er zum ersten Mal eine Schilderung je­ner Krankheiten, die wir heute als Berufskrank­heiten bezeichnen. ObersanitätSrat KalmnS stellt fest, daß Ramazzini   bereits von 40 Krankheiten zu berich­ten wußte, und teilt dann u. a. mit: Die Fabrikarbeit hat eine große Zahl von Berufsgefahren verschiedener Art mit sich gebracht. So mußte in England durch ein Gesetz aus dem Jahre 1833, also vor 100 Jahren, bestimmt werden, daß Kinder vor ihrer Einstellung in einem Fabrikbetrieb ärztlich überprüft werden, ob sie die Entwicklung eines neun- bzw. 18jährigen Kindes erreicht hatten, da für die Kinder dieser Alters­stufen eine verkürzte Arbeitszeit vorgesehen war. Amtlich waren in Frankreich   Arbeiter- schuhgesche seit 1841 erlassen und durch die weite­ren Gesetze vom 4. Marz 1881, vom 9. Mai 1874(Fabrikinspektion) erweitert, aber erst seit dem Jahre 1900 zu einer einheitlicheren Rege­lung gebracht worden. In der Schwei   z, wo einzelne Kantone, wie Basel   und Zürich  , schon im 17. Jahrhundert manche entsprechende Verordnungen erlassen hatte, lam cs erst i. I. 1877(Gesetz vom 28. März 1877) zu einem einheitlichen eidgenössischen Fa» brikgcseh, das die Frauen- und Kinderarbeit be­schränkte, einen elfstündigen Maximal­arbeitstag festsehte. Auch in Belgien   konnte stchdie Arbeiter« schutzgesehgebung erst seit dem Jahre 1887 durch­setzen, die Gewerbeinspektion seit 1898. In Oesterreich   gab es zwar schon zu Ende des 18. Jahrhunderts einzelne Schutzbestimmun­gen für jugendliche Arbeiter, aber erst mit dem Gesetz vom 28. Dezember 1889 wurde die Fa- brikarbcit der Kinder und Jugendlichen einge­schränkt, durch das Gesetz vom Jahre 1888 die Fabrikarbeit der Kinder unter 14 Jahren verbo­ten und erst das Gesetz vom 17. Juni 1883 brachte die Einrichtung der(technischen) Gewerbeinspek- ioren. In einer in den Veröffentlichungen des Tschechoslowakischen Nationalkomitees für wissen­schaftliche Organisation erschienenen Arbeit, wird der durch ÄNfälle in einem-Hahre(1926) verur-' sachte rein materielle Schaden'inder Dschcchoflo« walischen Republik einschl. der Land« und Forst­wirtschaft und des Baugewerbe», sowie aller bis» her nicht versicherten Gewerbe auf etwa 1 Mil­liarde KL geschätzt. In der Tschechoslowakischen Republik besitzen wir seit dem 1. Juni 1982 ein Gesetz über die Entschädigung von Berufskrankheiten, das 28 Krankheiten bzw. Krankheitsgruppen umfaßt und am 1. Juli 1982 in Kraft trat." ObersanitätSrat Kalmus gibt sodann eine grundlegende Analyse dieser Berufskrankheiten, chres Auftretens und ihrer Verbreitung. ES heißt in diesem Teil der Arbeit u. a.: 1. Erkrankungen durch Blei und dessen Ver­bindungen. Die Bleivergiftung ist nach der Er«
kam Prager   Rundlunh Am Beginn der Woche stand der sehr beach­tenswerte Vortrag des Gartenarchitekten Karl Schlägel:Das Siedlungsproblem und die Er­ werbslosen  ". Den Forderungen nach großzügiger und planmäßiger Lösung des Siedlungsproblemes, ver­bunden mit wirklicher sozialer Wohlfahrtspflege kann man nur zustimmen. Die sachlich ruhige und über­zeugende Art des Vortrages berührte ungemein sym­pathisch. Am Dienstag las in der DichterstundeLud­wig W ind er die eigene ErzählungDer Freier"; das ist ein bescheidener Ausschnitt aus dem engen LeienSkreiS eines Handlungsgehilfen, ein aus nach­denklichen Augen kommender, Blick in die Lüge einer Liebe, die als stummes Opfer in das Dasein eines braven Menschen eine Blume Pflanzt, eine Blume, die wohl keine» Duft spendet, aber doch die Täuschung schenkt, daß irgendwo der Frühling übers Land ging. Nachher spielte die Pianistin M i m i Jäckel mit sauberer Behandlung der thematischen Probleme und virtuoser Beherrschung der techiiischen Forderun­gen einige Klavierwerke von dem Meister Ansorge. In den aktuellen zehn Minuten am Mittwoch teilte Redakteur Hornig seine Gedanken zu den Tagesereignissen mit. Er verwies auf die propagan­distische Bedeutung deS Besuches des Königs von Siam in Prag   und verzeichnete, sehr im Gegensätze zu den Klagen des Herr» GcwerberateS Dr. Kreisel in der Borwoche, eine erfreuliche Steigerung des Fremdenverkehrs, der vor allem einen beträchtlichen Auftrieb des inneren Fremdenverkehrs zeige.(Jeder steht eben die Welt von einer anderen Seite.) Die Tendenz der Besserung auf dem Arbeitsmarkte hält an; der Juli brachte einen Rückgang der Zahl der Arbeitslosen um 16.840<?). Der Referent betont die Wichtigkeit, die kommenden beiden Herbstmessen unbedingt erfolgreich zu gestalten und sie mit staat« lichen Unterstützungen zu fördern(wohl wieder aus den Taschen der Staatsangestellten?). In der In­nenpolitik ist Ferienruhe, um für die zweifellos schwe­ren Aufgaben des Herbstes und Winters neue Kräfte zu sammeln. Weniger trostreich als der wirtschaftliche Aus­blick des Vorredners waren die Zahlen, auf die in
fahrungen aller Industrieländer die häufigste ge- Iverbliche Vergiftung. Arbcitcrkatcgorien: Blei« und Zinkhütten, Akkumulatorenfabriken, Walz­werke(Bleibleche,-rohre), Schrotgießereien, Fla« fchenkäpselfabriken, Textilfabriken, ferner Abwrack­arbeiter(Schiftindustrie), Feilenhauer, Marmor­schleifer, Bleilöter, Klempner, Dachdecker und In« stallationSarbeiter(Bleirohre, Lot), Zinngießer, Schriftsetzer, Schriftgießer. 2. Erkrankungen durch Phosphor und deren Verbindungen. Seitdem die Verwendung des gelben Phos­phor» bei der ZUndholzfabrikation auf Grund in­ternationaler Vereinbarungen verboten wurde, hat die Zahl der chronischen Phosphorvcrgiftungen in allen Staaten wesentlich abgenommen. 8. Erkrankungen durch Quecksilber und seine Verbindungen. Da» metallische Quecksilber und seine Verbindungen, Das metallische Quecksilber führt u. a. in Quecksilbcrbcrgwerken, besonders in Quccksilbcrhütten, aber auch Thermometer« und Barometerfabrikcn, in Feuervergoldereien und in chemischen Laboratorien zu Vergiftungen. 4. Vergiftung durch Arsen und seine Verbin­dungen. Gewerbliche Vergiftungen kommen in den verschiedensten Berufen vor, die mit Arsen- und Arsenverbindungen zu tun haben. 8. Vergiftungen durch Mangan und dessen Verbindungen. Gcwevbliche Manganvergiftungen wurden in verschiedenen Mangan verarbeitenden Betrieben beobachtet, so besonders in Braunstein­mühlen(Braunstein MnO»), aber auch bei der Sauerstoff« und Chlorfabrikation, bei der Her­stellung von Manganfarben zum Anstrich von Schiffsböden, zum Entfärben und Gclbfärben von Glas u. ä. 6. Gewerbliche Vergfttungen durch Benzol und dessen Homologen, durch Ridro« und Amido­verbindungen der aromatischen Reihe. 7. Die Vergfftung durch Schwefelkohlenstoff LS.  "). 8. Vergiftung durch Schwefelwasserstoff (HS)»). In Gewerbebetrieben, bei Hochofenprozessen, beim Rösten schwefelhaltiger Metalle, in der Le- blanc-Sodaindustrie, bei der Salzsäure- und Schwefelfabrikation, in der Teerindustrie bei der Herstellung von Ultramarin» Schwefelsarben und anderen Farbstoffen, pharmazeutischen Präpara­ten, Zündholzbetrieben und Leuchtgasfabriken. 9. Erkrankungen durch Kampfgase, nament­lich durch Phosgen, Dhio u. dgl.). 10. Erkrankungen durch Kohlenfioftoxyd (CO). Die Kohlenoxydvergiftung ist heute Wohl in gllen Kuliurstaaten die am häufigsten vorkom- Mende Vergiftung. Siekarm überall dort Vor­kommen, wo Kohlen oder kohlenstoffhaltige Sub­stanzen infolge Sauerstoffmangel ungenügend ver­brennen. 11. Erkrankungen durch Zyanwasserstoff oder dessen Verbindungen, wie Calciumzyanamtd (Kalkstickstoff). 12. Erkrankungen durch dmiernde Einwir­kung von Röntgen» oder Radiumstrahlen. 13. Erkrankungen schwer heilbarer Ekzemen (Krebs), verursacht durch Ruß, Paraffin, Teer, Kreosot, Anthrazen oder Pech und ähnlichen Stof­fen, sowie an den Folgen derartiger Ekzeme(von Krebs). Der Ruheinwirkung sind in besonderem Maße die Arbeiter bei der Rußgewinnung ausge­setzt, speziell jene, welche den Ruß aus den Kam­
der Arbeitersendung Genosse Geißler sein«» Hilfe­rufHelfet der arbeitslosen Jugend!" stützte. Er zeichnete ein erschütterndes Bild von der Rot der Jugend, die vom Trommelfetstr des Wirtschafts­kampfes bis an den völligen Bankrott des Leben­getrieben worden ist. Arbeitslos ohne je gearbeitet zu haben; vor dem Untergang« stehend, Äjne noch gelebt zu haben das ist das unsagbar qualvolle Schicksal der Jugend. Am grauenhaftesten ist dieses Elend in den sudetendeuftchen Randgebieten; Brüx  zählt von den achteinhalbtaufend Arbeitslosen 4188, da- sind 48 Prozent, Jugendliche. Teplitz-Schönau  weist 88 Prozent, Kvmotau 87 Prozent, Aussig   42 Prozent. Dux 40 Prozent Jugendliche unter den 7000 bis 11.000 schwankenden Zahlen von Arbeits­losen aus. Dabei ist immer noch zu bedenken, daß diese amtlich-statistischen Ziffern nicht alle ar­beitslosen Jugendlichen erfassen; denn eine sehr große Zahl von ihnen erhält keine Unterstützung und wird daher von der Statistik auch nicht erreicht. Das Jahr 1984 hat keine Besserung ge­bracht. Die jugeMichen Arbeitskräfte werden zu« erst entlassen, aber auch als letzte wieder eingestellt. Die geringe Reubelebung der sudetendeuftchen In­dustrie hat daher wohl einem Teil älterer Arbeiter Brot, aber den jugendlichen Arbeitern keine Beschäf­tigung gegeben. JnanderenLkindern isteS keineswegs wesentlich besser; überall bietet sich das gleiche Bild einer noch nie dagewesenen Massenarbeitslosigkeit der Jugend. Un­meßbar sind die Verheerungen, die sie an dem Nach­wüchse anrichtet. Umfassende Hilfe ist dringendst notwendig, denn die verzweifelte Jugend wird dem Lumpenproletariat ausgeliefert. das sich dann an den Meistbietenden verkauft und die Kaders bildet für den fascisttschen Umsturz, Die bisher getroffenen Maßnahmen sind völlig unzureichend. Rur   eine planmäßige, zweckbewußte Arbeit»« Hilfe, DerlängerungderSLul- pflicht, KürzungderArbritSzeit, Pen­sionierung aller Ueberaltertcn kann jene Hilfebringen, dienoch vor dem sechsten Krisenwinter fühlbar werden muß! Der Staat muß den Geineinden die Möglichkeit geben, solche Hilfsmaß­nahmen mit aller Beschleunigung durchzuführen. Die
mern, in denen er hergestcllt wird, zu enfternen, zu sieben und in Fässer zu. packen haben.. 14. Erkrankung an Lungenkrebs  , verursacht durch Radiumstrahlen und Radiumemanation. Wie schon im Gesetz vom l. Juli 1982 selbst in der Rubrik«gegen Unfall versicherte Unterneh­mungen" angeführt ist, kommt der Lungenkrebs  , von dem hier die Rede ist, in Uranerzgruben und Fabriken zur Erzeugung von Uranfarbcn, Radium und Radiumpräparate, z. B. in JoachimSthal  , vor. 16. Erkrankung an Karbunkeln. 16. Erkrankungen an Infektionskrankheiten in Anstalten für Krankenpflege. Hier sind natür­lich nur jene JnfektionSlrankheiten gemeint, wel­che ein im Dienste einer Krankenanstalt stehender Arbeiter, also vor allem Pfleger, Pflegerinnen und sonsttges ärztliches Hilfspersonal, Kranken­träger usw.« durch ihren Dienst erworben haben. Leider unterliegen aber in der Tschechoflowakei gerade die öffentlichen Heilanstalten, in denen solche Infektionskrankheiten auftreten können, der Unfallversicherung nicht: ES sollten ja m. E. nicht nur die Hilfspersonen der Aerzte, sondern auch die Aerzte selbst ganz anders gegen die Gefahren der Jnfekfton bei Behandlung infektiös Kranker versichert werden, als eS bisher der Fall ist. 17. Erkrankungen an Roh in Unternehmun­gen, in denen di« Versicherten dieser Gefahr aus­gesetzt sind. Der Roh(MalleuS) ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten. Die Krankheit kann sehr leicht auf Menschen und dann von einem Menschen auf den anderen Übertragen werden. 18. Die Erkrankung der Muskeln, Knochen und Gelenke von Arbeitnehmern, die mit pneu­matischen Bohrern, Hämmern, Nietapparaten und anderen derartigen Apparaten arbeiten. 19. Erkrankung an der Wurmkrankheit der Bergleute(AnkylostomiasiS). Die Wurmkrankheit der Bergleute ist eine außerhalb der gemäßigten Zone, insbesondere in den Tropen ungemein ver­breitete Krankheit. 20. Erkrankung der tiefen Atmungsorgane durch die schädliche Einwirkung von Thomasmehl. 21. Erkrankung an schweren Fällen von Ver­staubung der Lunge durch Quarz und Eftenstaub. Trifft eine durch Staub verursachte schwere Lun- genkrankheit mit Lungentuberkulose zusammen, so wird für die Tuberkulose als eine durch Staub verursachte Erkrankung Entschädigung geleistet. 22. Erkrankung durch Chromverbindungen. 23. Erkrankung an Taubheit oder an schwe­rer, an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit, ver­ursacht durch Lärm und Erschütterungen. Daß der Fndustriclärm schwere bis zur völligen Taubheit führende Schädigungen des inneren Ohres sehen kann, ist wohl allgemein bekannt. Die Lärmbekämpfung sollte eine allgemeine soziale Aufgoche werden. 24. Erkrankung an schwerem grauem Star bei Arbeitern in Glasfabriken, Eisenwerken und Schmelzhütten. 28. Erkrankung an Nystagmus in schweren und komplizierten Formen. Der Nystagmus oder das Augenzittern der Bergarbeiter ist seit langer Zeit bekannt, seine eigentliche Ursache aber troh mehr als öüjährigcr Forschungsarbeit in den ver­schiedensten Kulturländern noch nicht einwandfrei festgestellt. Man hat zunächst eine Ucbcranstrengung der Augenmuskeln bei der Arbeit im Bergwerk in ab­normer Stellung als Ursache angenommen, an­dere Aerzte in England, Belgien   und Deutschland  hcwen die mangelhafte Helligkeit in der G r u b e als Hauptursache für das Augen­zittern angesehen.
Gewerftchasten und die sozialistischen   Jugendverbände haben mit aller Eindringlichkeit die einzuschlagenden Wege gewiesen man betrete sie, ehe es zu spät ist. DerJugendhelfen. heißtdieDemo- kratie verteidigcnl Den am Donnerstag übertragenen Vortrag de» Bürgerschuldirektors Rohn, des Obmannes des deutschen   Lehrerbundes, mutzte ich leider in Dol- meftcherdiensten bei den in Teplitz   zu Gaste weilen­den Teilnehmern der Aussiger Sommerschule ver­säumen. Der Freitag brachte von Siraschnitz die Rat­schläge der Frau Dr. K l e i n- K a tz fürDie Ent­spannung der berufstätigen Frau". Sie beschränkten sich auf die übliche Empfehlung gymnastischer und sportlicher Betäftgung und sagten nichts, was für wirklich arbeitend« Frauen von merkenswertem Wert sein könnte.. Liblih vermittelte eine von Raturbe­geisterung getragene, ganz in der eigenen Art des bekannten Heimatforschers auf jedem Steine aus­ruhende nnb beständig in Vergangenheiten zurück­kehrende Betrachtung des Oberlehrer» Blau   über Die alten Handelssteige und die neuen Wander­wege". Kurz, bündig, scharf umriffen waren die Augen­blicksbilder, die Genosse Adolf Schmidt in den aktuellen zehn Minuten des Freitags dem Tages­geschehen nachzeichnete, dabei die propagandistische Ausnützung der Hindenbürg-Bestattungsfeierlichkeiten satirisch betonend, den Erfolg des Wirtschaftsdiktators Schacht bezweifelnd und die scheinbare Ruhe und Ordnung in Oesterreich   in Frage stellend. Da» wirt­schaftliche Ereignis des Getreidemonopols erfuhr eine ausführlichere Beurteilung. Scharf gegeißelt wurde die Spekulation mit den Kraftfuttermitteln; unver­zügliche Maßnahmen zugunsten der durch die Miß­ernte in ihrer Existenz bedrohten Kleinbauern wur­den mit allem Nachdruck gefordert. Im Ganzen stehen die Programme des Prager  deutschen Rundfunks recht fühlbar unter dem Druck der Sauergurkenzeit. Sie werden von Woche zu Woche weniger anziehend, füllen immer mehr die Leere ihrer Verlegenheit mit Schallplatten und erwecken den Eindruck, als hätte das Radio seine Aufgabe in der Propaganda für Grammophongeschäfte erkannt. Ernst Thöne»,
Das römische Wirtschaftsabkommen ein Köder? ES ist erst kurze Zeit her, daß Mussolini   mit viel Geschrei eine wirtschaftliche Entente zwischen Italien  , Oesterreich und Ungarn   auf die Beine stellen wollte. Der Plan wurde auf einer Kon­serenz in Rom   der Welt mftgcteilt, und dabei unverhohlen zum Ausdruck gebracht, daß cs sich in gewissem Sinne um eine Gegenmaßnahme gegen den angestrebten wirtschaftlichen Ausbau der Kleinen Entente  , also der Handelsbeziehun­gen zwischen der Tschechoflowakei, Jugoslawien  und Rumänien   zu einem wirtschaftlichen Mittel­ europa   handeln sollte. ES wurde versichert, daß Italien  , Ungarn   und Oesterreich die Möglichkeit des Absatzes ihrer Exportgüter geben werde, so daß besonders Oesterreich keinen Grund habe, eine Vertiefung seiner wirtschaftlichen Beziehun­gen mit der Tschechoslowakei   zu betreiben. Wie gesagt, es ist erst eine kurze Zeit vergangen aber sie genügt schon, das Illusionäre dieses Pla­nes zu entschleiern. Aus Wien   wird gemeldet, daß die Verhandlungen der Privatwirtschaft mit Ita­ lien  , die über die Ausfuhr von Edelstahl, Elck- troapparaten, Maschinen. Kautschukwaren, Pa­pier, Hüte»sw. geführt worden sind, unter­brochen und aus den Herbst vertagt werden muß-' ten. Richtiger scheint es zu sein, von einem Scheitern der Verhandlungen zu sprechen, denn in Wirklichkeit kann an ihrer Nichtwiederausnahme kaum ein Zweifel bestehen. Die handelspoliti­schen Schwierigkeiten haben sich als zu groß er­wiesen; außerdem beginnt es aber in den Kreisen der österreichischen Exportindiistrie auch zu däm­mern, daß sie mit den von Italien   großzügig ein­geräumten Borzugskontingenten nur geködert werden sollten. Die tatsächlichen Absatzmöglich­keiten für die österreichische Exportindustrie in Italien   werden viel geringer eingeschäht. Biel  -, leicht gibt diese Ernüchterung die Möglichkeit, in den schwebenden tschechoslowakisch-österreichi­schen Wirtschaftsverhandlnngen zu einem weite­ren Ansban der gegenseitigen Handelsbeziehungen zu gelangen.
Kuriositäten-Kabinett der Woche i. Die Untertanen zu befragen Hat Hitler  Wahlen" dekretiert, Wernein" sagt, spielt um Kopf und Kragen. Kurzum, diefreie Wahl" marschiert! Denn ein Diktator braucht Vertrauen, Dem Wähler bleibt da keine Wahl, Stimmt er mitnein", wird er verhauen, Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual! Ik. Sir Simon hat jetzt seiner Rasse Bi» hin zu Adam nachgespürt, Dann stoppte er, da mangel» Masse Von ihm der Weg nicht weiter führt, Tief Tröstliche» hat sich ergeben, Der Sir stellt e« ironisch fest, Jetzt kann er sorgenloser leben, E» blieb kein minderrassiger Rest! Hl. Gesandter Koch sprach harte Worte; Der Ton der Presse ihm mißfällt. Die fern der bräunlichen Retorte Sich gar nicht gleichgeschaltet hält.,, Wie zart sind drüben die Gazetten, Wie vornehm schreibt man und diskret Dort, wo Herr Streicher an den Betten DerRasseschänder" Wache steht! Pip».